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380503 Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
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380503

Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig


Beantwortet in 380509. — Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) nimmt an, daß F. Ludwig (Der Nährende) seinen Brief aus Guben (380501) erhalten hat. — Soeben treffen Nach-
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richten ein, daß Johan Banér (FG 222) Truppen Johann Caspars v. Klitzing niedergeworfen und sie ihrer Verpflegung und Munition beraubt habe. Banér sei entschlossen, Gartz anzugreifen, so daß Klitzing seine Armee sammle und Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg (FG 269) erfolgreich um Unterstützung gebeten habe. Knochs Regiment sei wie auch die Regimenter vor Erfurt dazu bestimmt. — Von Oberst Hans v. Rochow (FG 317) angestiftet bitte der Landvogt (Frh. Siegmund Seifried v. Promnitz) um Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft. Da Promnitz ein Gartenliebhaber sei, schlage er als seinen Gesellschaftsnamen ,Der Pflanzende‘ vor und frage auch nach der Gesellschaftspflanze, dem Reimgesetz und der Imprese sowie nach dem Atlas (zum Sticken seiner Imprese und seines Wappens). Außerdem biete er an, persönlich in Köthen zu erscheinen und (bei der Aufnahmezeremonie) auf den Ölberger der Fruchtbringenden Gesellschaft seine Huldigung abzulegen. Schon jetzt versäume es Promnitz nicht, bei jeder Mahlzeit auf die Gesundheit des Nährenden anzustoßen. — Sobald das (angekündigte) spanische Buch ganz abgeschrieben sei, werde Knoch es dem Fürsten senden. — Frl. (Anna Margaretha) v. Rechenberg ist von Hans v. Wallwitz (FG 457. 1646) mit Hilfe von Knochs Korporal entführt worden. Knoch hat den Korporal bereits mit dem Tode bestraft und davon (Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg) Bericht erstattet.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 7r–8v [A u. Eingangsvermerk: 8v]; eigenh.; Sig. Bl. 8r Antwortkonzept F. Ludwigs 380509.

Anschrift


A Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vndt Herrn, Herrn Ludwigen Fursten zue Anhaldt, Grafen zue Aßcanien, Herrn zue Bernburgk vndt Zerbst, Meinem gnedigen Fürsten vndt Herrn gehorsamb.
Präsentationsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 8. Maij 1638.

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Durchleuchtiger Hochgeborner Furst Gnediger Herr:
E. f. gn. seindt meine vnterthenige pflicht schuldige Dienste iederzeitt bevor, vndt zweiffelt mir nicht E. f. gn. werden mein vorgestriges zue Guben gegebenes vntertheniges briefflein zue recht empfangen vndt was ettwan von neuen bey vnß paßirt, gnedigk vernommen haben. Jzo gleich diese stunde kommt post, daß der Bannir1 von dem Klitzingen2 eine starcke parthey rencontrirt, dieselbe geschlagen vndt alles proviandt so auf Garz3 gesoltta vberkomen habe, auch sol er solches mitt gewalt anzugreiffen entschloßen sein, deshalben General Klitzing seine Volcker anher zusamen ziehet[,] hat bey Jh. Durch. zue Sachsen4 vmb secours angehalten. Welchen er auch erlangt, vndt ist er auf vnser Regiment welches wir doch nicht gerne sehen, so wol die vor Erffurdt gelegene5 vertröstet worden. Der h. LandtVoigt6 kußt E. f. gn. vnterthenigk die hende, bittet gehorsamb E f. gn. ihme doch die große gnade erweisen mochten,b vnter die Zhal dero geringsten diener zu rechnen vndt zue einem geselschafter anzunehmen Dan ihm der h. Ob. Rochow7 das maul so [7v] wäßrich gemacht, daß er fast alle stunden dran gedächte vndt weil er so ein liebhaber der gärten[,] helt er an vmb den nahmen des pflantzenden8 , wan ihn dan E. f. gn. die große gnade erweißen vndt ihn darin zue nehmen sich gnedigk belieben laßen wolten, bittet er vmb das Kraut, Reymec vndt die Imprese beneben dem Attlaß9 , wolte den solche alsofort verfertigen auch seine vnterthenigke schuldigkeitt persohnlich ablegen. E. f. gn. gehorsamb die hende küßen, vndt also die huldigungk dem Oelberger10 thun, Eß geht gewiß keine malzeitt hin, deß Nehren-
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den gesundtheit muß darbey sein, vndt ergezett sich der gutte h. von hertzen druber, das Spanisch Büchlein11 ist noch nicht gantz abgeschrieben[,] so fort es fertigk wil ich solches E f. gn. vnterthenigk vberschicken, Habe Solches E f. gn. vntherthenigk berichten sollen deroselben alle furstliche prosperitet von hertzen wüntschend. Gottes gn. schutz ergebendt verbleibendt:
  E. f. gn. vntertheniger diener vndt gehorsamer knecht

  Christian Ernst Knoche

  Sora12 den 13 May13 in hochster Eil Ao. 1638.

Vorgestern ist das freulein von Rechenbergk auf Buro von dem von Walwiz14 entfuhrt worden vndt hatt mein Corporal15 mit 10 pferden ohne mein wißen ihn darzue geholfen[,] er hat sie auf ein festes hauß gebracht[.] Den Corporal aber habe ich schon vndt eß ist Ih. Durchl.16 auf der post berichtet [seinen] brast17 Kopf abschlagen gelassen.

I

Freiherr Siegmund von Promnitz an Fürst Ludwig


Obgleich er F. Ludwig unbekannt ist, bekundet Promnitz dem Fürsten seine Ergebenheit und stellt einen Besuch in Köthen in Aussicht. Er bietet F. Ludwig an, im Bedarfsfall für ihn einen Auftrag bei Hz. Georg Rudolph in Schlesien zu Liegnitz und Wohlau (FG 58) zu übernehmen.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 5r–6v [A u. Eingangsvermerk: 6v, A von Schreiberh.], 5v u. 6r leer; eigenh.; Sig. — Wegen der Bemerkungen in Knochs Brief, der Datierung und des Präsentationsvermerks (s. A) wohl zusammen mit Knochs Schreiben an F. Ludwig übersandt.

A Dem Durchlauchtigen, Hochgebornen, Fürsten vnndt herrn, herrn Ludwig, Fürsten zue Anhaldt, Graffen zue Ascanien, herrn zue Bernburg, vnndt Zerbst etc. Meinem gnädigen Fürsten vnndt herren.
Präsentationsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 8. Maij 1638.

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Durchlauchtiger hochgebohrner Gnediger fürst vndt herr, wie Ew. F. G.

Jch zu gehorsamen dinsten, schuldwilligst, also hab ich mich erkühnet, deroselbten, mich vnbekandten, zu selbten, gehorsampt zu offeriren, wünschendt das glük vndt Ehre zu haben, damit ich meine schuldigkeitt ablegen, Ew. F. Gnaden auffwarten vndt mit gezimender  reverens die handt küssen möge, wie ich den gewiß alle occasiones suchen werde, solches einsten ins werk zu richten, do auch E. f. G. bey, dero herrn Vettern, dem herzogen zue Ligniz,1 meinem auch Gnedigen Fürsten vndt herrn, was zu negotiren vndt mich zu dero dinstverrichtungk emploiren wollen, werden sie einen vnverdrossenen diener finden, den ich allezeitt occasion selbes fortzubringen habe, iedoch ich von hochgemelt J. F. G. mit gnediger Correspondens offt gewürdigett werde, Befehle Ew. F. G.
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der Gnadenobsicht Gottes, Mich zu dero Fürstlichen Milden Gnaden vndt verbleib allezeitt

  Ew. F. Gnaden vnterDinstwilliger Ghorsamer
  S2 Promnitz mp.
  Soraw den 13. Maij 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Gebessert aus gesolln
b
Folgt <vndt>
c
Eingefügt.

Kommentar

K
1
Der schwedische Heerführer Johan Banér (FG 222), der mit seinen geschwächten und von der „seuche der pest“ bedrohten Truppen in den pommerschen Quartieren Verstärkungen aus der Heimat erwartete. AOSB SA VI, 546 (Brief Banérs vom 21. 5. 1638). Er selbst hielt sich im Mai 1638 auf Usedom, bei Anklam und in Stettin auf. Vgl. 380320A u. 380501.
2
Johann Caspar v. Klitzing, s. 370805 K 7 u. 380501 K 9. Vgl. Anm. 3.
3
Der Oderpaß Gartz zwischen Stettin und Schwedt in Pommern war seit Klitzings (s. Anm. 2) Eroberung im Februar 1638 (s. 380501 K 9) in der Hand der ksl. und Reichstruppen. Deren Führung war über die zu erwartenden Verstärkungen der Schweden unterrichtet und fürchtete u. a. einen Angriff Banérs (s. Anm. 1) auf Gartz. So teilte Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) dem ksl. Oberkommandierenden Gf. Gallas in einem Schreiben, d. d. Cölln a. d. Spree 3. 5. 1638 (a. St.) nebst Beilage seine Informationen über die Lage und seine strategisch-taktischen Pläne mit: Die Vorbereitungen zur Zusammenziehung sämtlicher Truppen seien getroffen worden. Bis zu Gallas‘ Rückkehr würden die Brandenburger danach trachten, weitere Stellungen an der Oder zu einzunehmen, die Schanzen zwischen Gartz und Stettin zu besetzen und eine oder zwei Brücken zu schlagen. Er verlangt die Überstellung von 10 Regimentern des Generalwachtmeisters Gf. Hans Christoph v. Puchheim (FG 516. 1648) nach Prenzlau. Banér habe seine sämtlichen Truppen zusammengezogen und beabsichtige laut Berichten aus Stettin, nach Gartz zu marschieren. Der Kurfürst versuche, bei Schwedt zwei Brücken über die Oder zu schlagen, um in Hinterpommern Stützpunkte zu errichten, noch bevor die schwedischen Verstärkungen auf dem Seeweg eintreffen. Documenta Bohemica VI, Nr. 612. Vgl. 380605 K 7 u. 8. Wir richtig die Befürchtungen waren, zeigt der Umstand, daß am 5. 8./ 26. 7. der wichtige Oderübergang bei Gartz tatsächlich schon wieder in der Hand der Schweden war. S. Documenta Bohemica, Nr. 670 u. 683 (die Festung sei von den Schweden dem Erdboden gleichgemacht worden); vgl. dazu auch Knochs dramatischen Brief an F. Ludwig, d. d. Wittstock, 20. 7. 1638 (a. a. O., Bl. 9rv), wonach „derfeindt mitt 42 Regimentern zue pferd vndt 10 zue fuß Garz attaquirt, daßelbe bestreift, auch albereitt die see, daran die mulen liegen durchstochen [...] daß wir vnß also in wenig[en] tagen eine Haubtaction zuvermuten. Eß gehen wunderliche discurse, davon viel zue schreiben aber der feder nicht zue trawn“.
4
Wohl eher Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg (FG 269), der Befehlshaber des sächsischen Korps, in dem Knoch als Obristleutnant im Rochow’schen Regiment diente, als Kf. Johann Georg I. v. Sachsen selbst. Daß Klitzing kursächsische Kommandeure um Unterstützung bei seiner begonnenen Belagerung Anklams bat, zeigt das Dokument Documenta Bohemica VI, Nr. 613 (Malchin, 14. 4. 1638). Vgl. 380509 K 2.
5
Blockierende kursächsische Regimenter vor dem seit Dezember 1636 von den Schweden besetzten Erfurt. Vgl. 380125A K 8. Die kursächsische Verstärkung der ksl. und kurbrandenburgischen Truppen in Pommern und Mecklenburg lief aber nur schleppend an. Vgl. Documenta Bohemica VI, Nr. 639, da Kf. Johann Georg I. noch am 10. 6. 1638 a. St. darauf bestand, etliche Reiterregimenter vor Erfurt belassen zu wollen,
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um den Belagerten die Ernte abnehmen zu können. Vgl. 380608A K 7. Auch die Kaiserlichen unter Gallas, geplagt von Versorgungs- und Transport-Engpässen, waren zu einem energischen Vorgehen gegen Banérs Stützpunkte nicht in der Lage. Vgl. Documenta Bohemica VI, Nr. 618ff.
6
Frh. Siegmund Seifried v. Promnitz, s. 380501 K 14. F. Ludwig stimmte seiner Aufnahme in die FG zu. Vgl. Beil. I u. 380509, ferner 380320A K 0 u. 380605 K 4.
7
Hans v. Rochow (FG 317. 1638). Vgl. 380128 K 18 u. zuletzt 380501.
8
Diesen Gesellschaftsnamen erhielt Georg Wende (FG 818) im Jahre 1670. Vgl. DA Halle I: 700908, 701004A u. 701025, auch 770310 u. 771100. Es entzieht sich unserer Kenntnis, warum Promnitz trotz F. Ludwigs Zusage der Aufnahme in die FG später nicht zu deren Mitgliedern zählte. Vgl. Anm. 6.
9
F. Ludwig mißverstand die Formulierung „Reime", d. i. Reimgesetz (Strophe) unter der Imprese, als Erklärung zu „Kraut“, d. h. als Pflanzenname: „Rheinblume“. S. 380509 u. 380605, da das Mißverständnis aufgeklärt wurde. Der Atlas sollte zum Sticken von Promnitz‘ Imprese und Wappen für die Köthener Gobelins dienen. Vgl. zuletzt 380328 u. 380501.
10
Zeremonielles Trinkgefäß der FG. Vgl. DA Köthen I. 1, S. 81f. u. 86 (Abb.), 171224 K 5, 280412 K 5, 371110, 371220 K 9, 380602 u. 381107. Zum Trunk aus dem Ölberger im Aufnahmezeremoniell der FG vgl. 510000A. Promnitz wollte zu seiner feierlichen ,Hänselung‘ F. Ludwig in Köthen aufsuchen. S. 380509.
11
Knoch hatte dem Fürsten ein unterhaltsames spanisches Buch versprochen. Obwohl es in seiner fruchtbringerischen Korrespondenz mit F. Ludwig mehrfach erwähnt wird (auch 380501 u. 380509), unterbleibt doch ein näherer Hinweis, so daß es nicht bestimmt werden konnte. Möglicherweise handelte es sich um den Don Quijote. S. 371124 K 5.
12
Sorau in der Nieder-Lausitz, Residenz der Freiherren (Grafen) von Promnitz seit 1557. Die Lausitzen waren im Prager Frieden von 1635 Kursachsen zugesprochen worden. Merian: Topographia (Superioris Saxoniæ 1650), 172: „die Statt/ vnnd Schloß Sorau aber/ hatten folgents die von Promnitz/ so sich davon geschrieben: vnnd hielte Herr Seyfried von Promnitz/ Landvogt in Nider-Laußnitz/ Anno 1637. allhie Hof/ als jhme der Herr Churfürst von Sachsen daselbst/ auffm Schloß/ den 8. Octobris/ von den Ständen in Nider-Laußnitz/ huldigen lassen.“ Nach dieser Quelle 1641 von den Schweden, 1642 von Kaiserlichen, darauf wieder von den Schweden und 1643 von den Kaiserlichen zurückgewonnen. Vgl. auch Inventar der Bau- und Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg. Bearb. v. R. Bergau. Berlin 1885, 716–722.
13
Wie 380501 u. 380509 nach dem Gregorianischen oder Neuen Kalender datiert. Vgl. 380509 K 1.
14
Hans v. Wallwitz (FG 457. 1646. Der Bewegende), der etwas später (1639?) Anna Margaretha v. Rechenberg (gest. 1675) auf Buro (Anhalt) heiratete. Vgl. Conermann III, 551. Vgl. die Anspielung im dort zitierten Reimgesetz des Bewegenden!
15
Unbekannt.
16
Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg, vgl. Anm. 4.
17
Lt. Wachter, 199 molestia, d. i. Beschwerlichkeit, Unlust. Vgl. Stieler, 237 „Brast [...] etiam pro cumulo & congerie ponitur“. Das Schimpfwort bedeutet hier in der Zusammensetzung etwa Wirrkopf, ,Kappskopp‘, ,Idiot’. Verwandt mit ,bersten’; DW II, 307f.; Etymolog. Wb. (Pfeifer), 122f.


K I
1
Hz. Georg Rudolph in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (FG 58).
2
In 380509 fragt F. Ludwig, ob Promnitz’ Rufname nun Siegmund oder Seifried sei. Vgl. dazu und zu Frh. Siegmund Seifried v. Promnitz allg. 380501 K 14.
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