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380509A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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380509A

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) schickt F. Ludwig (Der Nährende) auf dessen Wunsch sein Antwortschreiben an Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). Gestern habe Werder ein Reimgebet wegen der anhaltenden Trockenheit aufgesetzt, das er F. Ludwig mitteile. Er bekräftigt spielerisch seine guten Wünsche [380507] für F. Ludwig, dessen Gemahlin Sophia (Die Nährende. AL 1629. TG 38) und beider noch ungeborenes Kind [Pz. Wilhelm Ludwig (FG 358. 1641)]. Werder werde es nicht versäumen, Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69. Der Bequeme), sobald er ihn treffe, an die von ihm zu beschaffenden Mitgliederwappen zu erinnern. Er habe aber keine Zusicherung wegen der Erlangung des Peterswaldischen Wappens abgegeben. — Es folgt das 13-zeilige Reimgebet um Regen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 362rv [A u. Eingangsvermerk: 362v][Handschrift: [362r]]; eigenh.; Sig. — Unvollständig veröffentlicht in KE, 155. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 1439 Nr. 20.

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden Cöthen.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 9. Maij 1638.

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Dem Nehrenden wirdt hiermit auff Sein begehren die andtwordt ahn den Gekrönten1 zugeschickt.
   Vndt weil ich gestern hierverzeichnetes gebettlein, wegen regens,2 auffsetzte, so habe ichs mit theilen wollen. Vndt hiermit Gehaben sich nochmahls alle die
wohl, so im letztena gedacht worden3 , Sie wollen oder wollen nicht.
   Reinsdorff noch immer fort nicht Regensdorff am tage des friedtländischen Mörders4 den 9. Maij. 1638.
   Des Nehrenden
   Dienstlicher
   Dienstlicherer
   Dienstlichster
    vndt
   Allerdienstlichster

   Der Vielgekörndte.
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Der wapen soll nicht vergessen werden, wan der bequehme5 wiederkomt, wiewohl vom peterswaldischen6 ich keine vertröstung gethan.

   Den Zorrensdegen
   Samt seinen Schlägen
   Thu Herr ablegen:
   Vndt deinen Segen,
   den lieben regen,
   Nicht länger hegen,
   Ja baldt erregen.
   Das wir hergegen,
   Wie Christen pflegen,
   Die Sünd’ ausfegen,
   Auff deinen Stegen
   Den Himmelswegen
   Auch wandeln mögen.7

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Ergänze: Brief

Kommentar

K
1
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) Antwort liegt dem Brief an F. Ludwig nicht mehr bei und fehlt (als Abschrift) auch im gesamten Köthener Erzschrein und anderen fruchtbringerischen Akten (wie etwa LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167). Vielleicht begleitete sie 380504 (Konzept), F. Ludwigs eigenes Schreiben an Opitz, sofern dieses erst einige Tage später, nicht vor dem 9. 5. 1639, in reinschriftlicher Ausfertigung an Opitz abgesandt wurde. Nach dessen Tod 1639 sind dann beide Briefe verloren gegangen.
2
Zur damaligen Trockenheit vgl. 380502 K 5.
3
In 380507 hatte Werder F. Ludwig, seine Gemahlin Sophia (AL 1629. TG 38) und das noch ungeborene Kind (Pz. Wilhelm Ludwig [FG 358. 1641], am 3. 8. 1638 geboren, vgl. 380803) mit guten Wünschen zum Wohlergehen bedacht. In seiner (verlorenen) Antwort auf 380507 scheint F. Ludwig Werder seinen überschwenglichen Gruß aus Demut vor Gottes Vorsehung verwiesen zu haben, welchen Werder hier jedoch spielerisch erneuert und bekräftigt. Vgl. 380522B K 6.
4
Da das vorliegende Briefdatum nicht mit der Ermordung des Herzogs v. Friedland, Albrecht Wenzel Eusebius v. Wallenstein (Eger 25. 2. 1634), übereinstimmt, kann Werders Hinweis nur durch den Namen des am 9. 5. gefeierten Heiligen entschlüsselt werden. Unter den Verschwörern jener Mordnacht in Eger befand sich der Festungskommandant Oberstleutnant John Gordon, der sich in das Komplott hineinziehen ließ. Im christlichen Festkalender begegnet der 9. Mai (orthodoxe Kirche) bzw. der 10. Mai (röm.-kathol.) als Festtag des Märtyrers Gordianus (4. Jh.). Vgl. Grotefendt II.2, 110; Ökumenisches Heiligenlexikon. — Hauptakteure des Anschlags waren der Ire Walter Butler, Obrist eines ksl. Dragonerregiments, und die Schotten Walter Leslie, jüngerer Bruder Alexander Leslies (s. 370722 K 4), Obristwachtmeister u. stellvertretender Kommandant in Eger, und Butlers Vorgesetzter, der oben genannte John Gordon. Die eigentliche Exekution übertrug Butler drei Offizieren seines Regiments: MacDaniel, Geraldin und Butlers Adjutant, Hauptmann Walter Deveroux/Devereux, der den tödlichen Hellebarden-Stoß in Wallensteins Schlafgemach führte. Vgl. Theatrum europaeum III (1644), 182f.; Krieg und Frieden I, 377; Friedemann Bedürftig: Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg. München, Zürich 21999, 238; Heinrich Bücheler: Von Pappenheim zu Piccolomini. Sechs Gestalten aus Wallensteins Lager. Sigmaringen 1994, 66ff.; Golo
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Mann: Wallenstein. Frankfurt a. M. 1971, 1114ff.; Josef Polisenský u. Josef Kollmann: Wallenstein. Feldherr des 30j. Krieges. Köln usw. 1997, 248ff. Hatte Giovanni Francesco Loredano (1606–1661) die Ermordung Wallensteins in seiner Dianea (ital. Erstausg. Venezia 1635), von Werder übersetzt und als DIANEA Oder Rähtselgedicht 1644 in Nürnberg erschienen (Ndr. hg, Gerhard Dünnhaupt, Bern usw. 1984), verschlüsselt eingearbeitet, so spielte hier in der Tat der „Hauptmann“ des Zufluchtsortes des „Herzogs von Lastevin“ (d. i. Wallenstein) die Hauptrolle in der Verschwörung. Das wäre in der Tat Gordon. Vermutlich lag Loredanos höfischer Roman Werder schon im Mai 1638 vor; vielleicht übte er sich damals gar schon an seiner deutschen Übersetzung. Die genannte Episode steht auf S. 136ff., d. i. im 2. Buch, Abschnitt 21ff. Wir möchten an einer anderen Stelle der vorliegenden Edition auf diesen Komplex ausführlicher zurückkommen. Vgl. auch 371110 K 7.
5
Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69. Der Bequeme)) sollte vier Wappen von Mitgliedern der FG beschaffen. Vgl. die Notiz F. Ludwigs in 380507 und seine Anordnung in 380522, ferner 380522A. Darunter befand sich auch das Peterswaldische Wappen (s. Anm. 6). Zur FG-Gepflogenheit, die Wappen der Mitglieder zu sammeln, im GB Kö. abzubilden und in gestickten Gobelins der Mitgliederimpresen und –wappen zusammenzustellen vgl. 371220 K 12.
6
Das Wappen Siegmunds v. Peterswald (FG 94). Vgl. 380507 K 1, 380522 u. 380522A.
7
Vgl. die manieristische Versspielerei in 371031 I, in welcher auch alle Zeilen als Zweiheber mit gleichem Endreim begegnen. Zu den Bitten um Regen vgl. Anm. 2.

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