Text

380522B Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [570]

380522B

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Antwort auf 380522A. — Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) bestätigt den Empfang des zweiten Bogens der Psalter-Dichtung F. Ludwigs (Der Nährende). Deren erster Bogen wird nach kritischer Durchsicht ebenso zurückgeschickt wie der Christliche Fürst. Bis auf wenige Wortstellungen habe Werder beim Psalter nichts zu verbessern gefunden. Diese habe er durch Ziffern im Text selbst kenntlich gemacht; ein eigenes Verzeichnis seiner Verbesserungsvorschläge erübrigte sich. Sein Sonett auf den Übersetzer des Christlichen Fürsten (F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg. FG 51) will er baldmöglichst abfassen. — Weiterer Regen soll nunmehr nicht mit reinen Versen, sondern mit reinen Herzen von Gott erbeten werden. Dessen Vorsehung allein verfüge auch Zeit und Stunde der Entbindung, durch die sowohl F. Ludwig und seine Frau Sophia (Die Nährende. AL 1629. TG 38) als auch Werder und seine Frau Juliana Ursula (Die Vielgekörnte. PA) erfreut werden sollen. Am vergangenen Freitag und Sonntag habe man eher den Tod der „Mutter Elisabeth“ als die Niederkunft Juliana Ursulas erwartet. Man sei weiter guter Hoffnung auf die Genesung der Ersteren und die Entbindung der Letzteren. Erwiderung der guten Wünsche.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 363rv [A u. Eingangsvermerk: 363v], [Handschrift: [363r]]; eigenh.; Sig. — Stark gekürzt veröffentlicht in KE, 155f. Bibliographisch nachgewiesen in Bürger, S. 954 (o. Nr.).

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden. Cöthen.
Darüber Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 22 Maij 1638.

Text


Dem Nehrenden werden, nach empfangenen zweyten bogen des Psalters, der erste1 , beneben dem Christlichen Fürsten2 hiermit wieder zugeschickt. An den Psalmen ist nichts zuerrinnern befunden worden, als etzliche wenige wortversetzungen, welche mit Ziffern verbessert,a 3 dannenhero keines eignen nebenverzeichnüs nötig gewesen. Auff das Klinggedicht über den versetzer des Christlichen Fürstens wil ich ehestes bedacht sein.4
  Vmb weitern regen5 wollen wir Gott nicht so sehr mit reinen reimen als hertzen anflehen, vndt es seiner weisesten fürsehung anheimb geben: jngleichen weis er zeit vndt stunde zubestimmen in welcher beyde Nehrende selbst, vndt wir mit ihnen, durch fröliche entbindung6 ergetzet werden sollen: dem sey Ehre in ewikeit.
  Vergangnenb Freytag vndt Sontag hatt man alhier mehr einer seligen auflösung Mutter Elisabetthens7 , als der Vielgekörnten Niederkunft erwartet. Vnter dessen leben wir doch noch mit Gott des wiederaufkommens der Ersten vndt
|| [571]
Niederkommens der anderen, in guter hoffnung. Für den wohlgewünschten wunsch wünschen wir hinwieder viel tausent wohlgewünschte wünsche, vndt bleibet nach allem gewünschten wünschen, auf gewünschte weise
  des Nehrenden dienstwilligster

  Der Vielgekörndte.

  Reinsdorff am 22. Maij

[D]ac der Vielgekörnte zu erst angefangen [e]inc spitziges bärtgen8 zutragen, aber von [k]einemc in acht genommen wirdt, gleich wie man [e]sc ihm auch für 4 jahren nicht ansahe, da es ihm abgebrant wardt.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgen 1–2 gestrichene, unleserliche Wörter.
b
Der ganze Absatz fehlt in KE.
c
Textverlust wegen zu enger Einbindung. Konjektur in eckigen Klammern.

Kommentar

K
1
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) schickt F. Ludwig (Der Nährende) den ersten Bogen der Dichtung des Fürsten auf den Psalter König Davids nach kritischer Durchsicht zurück und bestätigt, den zweiten empfangen zu haben, den der Nährende ihm in 380522A zur Korrekturlektüre überschickt hatte. Vgl. 380602.
2
Übersetzung eines auf einem Werke des Antonio de Guevara beruhenden italienischen Fürstenspiegels durch F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51): Die Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (Cöthen 1639). S. 380522A K 2.
3
Die auch in vielen Manuskripteinträgen F. Ludwigs praktizierte Umstellung der Wortfolge durch darübergesetzte Ziffern.
4
Das Sonett Werders auf den Übersetzer des Christlichen Fürsten (s. Anm. 2) in 380602 I, vgl. 371209 I–II u. 380522A.
5
Werders in zweihebigen Versen verfaßtes Bittgebet um Regen in 380509A. Zum lange ausgebliebenen und weiter ausbleibenden Regen im Frühsommer 1638 vgl. 380502 K 5.
6
Sowohl F. Ludwigs zweite Gattin Sophia (Die Nährende. AL 1629. TG 38) als auch Werders zweite Gattin Juliana Ursula (Die Vielgekörnte. PA) waren damals schwanger. Fn. Sophia brachte am 3. 8. Pz. Wilhelm Ludwig (FG 358. 1641) zur Welt. Vgl. 380423A, 380507 u. 380803. Juliana Ursula v. dem Werder muß ebenfalls noch 1638 ein Töchterchen geboren haben, dessen Name nicht überliefert ist und das früh verstarb. Vgl. 380502 K 1 u. 380522A. Werder stellt die Geburt wohl wegen F. Ludwigs Tadels an einer früheren überschwenglichen Äußerung Werders der Vorsehung Gottes anheim, s. 380509A K 3. — Zur Praxis innerhalb der FG, den Frauen die Gesellschaftsnamen der Ehemänner beizulegen, vgl. 371110 K 8, 380522A u. ö.
7
„Mutter Elisabetth“ bezeichnet nicht die leibliche Mutter Diederichs oder Juliana Ursulas v. dem Werder. Vgl. Conermann III, 34 u. 105. Ist hier Elisabeth, die Mutter Johannes des Täufers und deren Schwangerschaft im hohen Alter gemeint? Oder ist noch einmal von jener der Hexerei verdächtigten Dessauer Kinderfrau die Rede, die in 380502 als „Mutter Walper“ erscheint? Gegen diese Vermutungen spricht der Umstand, daß wir es mit einer von Krankheit gezeichneten alten Frau zu tun haben, deren Genesung erhofft wird. Stand sie als Amme oder als Mitglied der Hausdienerschaft Werder und seiner Gattin auch emotional nahe?
8
Ein Porträt Werders außer jenem auf Peter Isselburgs frühem Stich (DA Köthen I.1, S. 86) ist unbekannt. Dort könnte er allerdings schon ein spitzes Bärtchen (Knebelbart?) tragen. Vielleicht spielt Werder auf einen Kriegsunfall 1634 an, als er noch als Obrist in schwedischem Dienst stand.
|| [572]

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000214/briefe/380522B.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000214/tei-transcript.xsl
PDF: http://diglib.hab.de/edoc/ed000214/download/380522B .pdf