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380608A Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
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380608A

Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder


Antwort auf 380602, beantwortet durch 380609A. — F. Ludwig (Der Nährende) bestätigt dankend den Erhalt des von Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) kritisch durchgesehenen zweiten Stücks seiner Psalter-Dichtung. Ebenso hat er von Werder zwei Sonette empfangen. Das erste, das von Werder verbesserte Sonett des Fürsten auf die Tamerlan-Übersetzung, habe er unverändert bereits in das Druckmanuskript einschreiben lassen. Das zweite (Werders Widmungs-Sonett auf F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg [FG 51. Der Unveränderliche] Übersetzung des Christlichen Fürsten) habe Ludwig auch ungeändert F. Christian zugeschickt, der diese Gabe zweifellos hochschätzen und mit gleichem Dank annehmen werde. Beiliegend übersendet F. Ludwig Werder das dritte Stück seines Psalters zu weiterer Lektüre und Korrektur. — F. Ludwig liegt die noch von Tobias Hübner (FG 25. Der Nutzbare) verbesserte Abschrift der Übersetzung von Salustes Seconde Sepmaine vor. Bei der Durchsicht sei freilich hier und da noch etwas zu verbessern; daher sollte eine Korrektur unbedingt noch vor der Drucklegung vorgenommen werden. Werder möge nach seinem Dafürhalten entscheiden, ob F. Ludwig die rasche Durchsicht auf sich nehmen solle und ob Werder hingegen die abschließende Kontrollektüre durchführen wolle, oder ob sie es umgekehrt halten sollten. Hübners verbesserte Fassung sei unbedingt einer Veröffentlichung wert, und F. Ludwig werde das ihm Mögliche tun, um sie zu befördern. Darüber könne vielleicht schon bald mündlich beraten werden, wenn der Obrist (Hans Bastian v.) Zehmen wieder in Köthen eintreffe, der später (so ein gestrichener Nebensatz) einen FG-Genossen abgeben könnte. — In der Datierung Anspielung auf einen spärlichen Niederschlag, der (nach einer Bauernregel) einen Monat anhalten sollte, zumal eine Mäuseplage dem Getreide schade.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 366v [Handschrift: [366v]]; eigenh. Konzept; unvollständig (Schluß fehlt ganz). — Gekürzt und durch allerhand Texteingriffe verfälscht veröffentlicht in KE, 157 u. KL III, 125. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 954 Nr. 120.

Anschrift


A Fehlt.
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Vom Vielgekörnten hatt der Nährende vora gestriges tages das andere stucke seiner in Reime gesetzten Psalmen und deren lehren woll übersehen1 mitt grossem Dancke entpfangen,b wie auch die beyden Klinggedichte, darvon das erste uber dem Tamerlane alsoc eingezeichnet,2 und das andere3 dem Vnverenderlichen auchd also fern zugeschicket worden, der es sonder zweiffel hoch achten vnd mitt gleichmessigen Danck aufnehmen wirdt[.] An ietzo stellet sich das dritte stuck4 zu ebenmessiger übersehung ein[.] Und weill deme Nehrenden des Nutzbahren andere woche des Herren von Bartas, wie er weiland Nutzbahre sie verbessert, ausgeschriebenf 5 eingehendiget, darbey aberg seines bedunckens hier und dar noch im durchlauffen etwas gefunden wirdt[,]h so für dem druck zui übersehen nöttig, als stellet dem Vielgekörnten der Nehrende die weise der ubersehung zu seinem gutt befinden hiermittj anheim: Ob der erste überlauff vom Nehrenden geschehen, vnd dan die letzte handt vom Viellgekörnten daran möchte gelegett werden: Dan ohne seinenk Raht oder meinungel der Nehrende nicht gerne vorgreiffen wolte, wirdt sonsten an seinen fleiss nichttsm sparen lassen; Und ist diese, des Nutzbaren geschehene Verbesserung woll wurdig das sien dan in den Drucko einsten gegeben werde, darzu der Nehrende alle mugliche beföderung thun wirdt.p
  Will der Viellgekörndte von diesen sachen auch mundliche unterrede6 halten, so wirdt er vielleicht darzu bald die gelegenheit haben können da ihme soll zu wissen gesaget werden, wan der Oberste Zehmen7 dieses orts anlangen wirdt, der vielleicht auch der Sperr[nde]q auff dismall.r
  Cöthen am am [sic] Medardtstage8 , dem achten Brachmonats, daran es zwart9 alhier sehr weinig geregnet, und der in acht nehmung noch einen Monat nacheinander fort zu regnen nicht undienlich were, sonderlich da sich die Meuse etzlicher orten wieder sehen lassen, und dem getreidich schad[en]h zufügen

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Eingefügt. In KE u. KL fehlt vor gestriges tages
b
Rest des Satzes bis aufnehmen wirdt fehlt in KL.
c
also eingezeichnet fehlt in KE.
d
Eingefügt. Fehlt bis worden in KE.
e
KE der Nehrende
f
Am Rand ergänzt.
g
Eingefügt.
h
Unsichtbar im Falz. Konjektur in Klammern.
i
Eingefügt über <noch einsten>.
j
Aus unleserlichem Wort gebessert.
k
Eingefügt für <diesen>.
l
oder meinunge eingefügt. Fehlt in KE u. KL.
m
KE, KL nicht es
n
Folgt <auch>
o
Wort-Reihenfolge durch hochgestellte Ziffern umgestellt aus: in den Druck dan
p
KE u. KL brechen hier ab, folgt nur noch Orts- und Datumsangabe.
q
Wortende unleserlich. Ab der eingefügt unter den ersten beiden Wörtern in <noch einen Gesellschafter als dan daferner geben>.
r
auff dismall eingefügt.

Kommentar

K
1
F. Ludwig (Der Nährende) hatte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) in 380522A den zweiten Bogen einer Abschrift seiner Lehrdichtung über die Psalmen zur Durchsicht geschickt. Die Rücksendung erfolgte zusammen mit Werders Schreiben 380602. Vgl. zu F. Ludwigs Psalter 380522A K 1.
2
Werder hatte das Sonett F. Ludwigs auf dessen Ausgabe der Übersetzung von Jean Du Bec-Crespin: Histoire du grand Empéreur Tamerlanes durchgesehen und verbessert zurückgesandt: Denckwürdige Geschichte/ Des grossen Tamerlanis/ der Parthen vnd Tartern Käysers... Für etzlichen Jahren ins Französische aus den alten gedechtnus Brie-
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fen der Araber zusammen gebracht/ vnd nun verdeütscht (1639: Cöthen), Bl. A [ij] r, s. 380602 II. Die ursprüngliche Verdeutschung von Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108) war von F. Ludwig vollendet und herausgegeben worden. Vgl. 370902 K 11; ferner380405 I (Werders eigenes Sonett zum Tamerlan).
3
Werders Sonett auf die Übersetzung eines auf einem Werk des Antonio de Guevara beruhenden italienischen Fürstenspiegels durch F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche): Die Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (Cöthen 1639). S. 380602 I, vgl. 371027 K 4. F. Christians anerkennendes Urteil dazu nebst einigen kritischen Hinweisen in 380609.
4
Das dritte Stück der Psalmendichtung F. Ludwigs. Vgl. Anm. 1 u. 380609A.
5
Tobias Hübners (FG 25. Der Nutzbare) Übertragung der Schöpfungsdichtung: LA SECONDE SEPMAINE DE GUILLAUME DE SAluste Seigneur du BARTAS. Die Andere Woche Wilhelms von Saluste Herrn zu Bartas (Cöthen 1619–1622). S. 310000 Q. Hübner hatte noch selbst begonnen, die Übertragung nach den gewandelten prosodischen und metrischen Anschauungen von Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) zu überarbeiten (vgl. 371112), war aber 1636 darüber verschieden, so daß F. Ludwig und Diederich v. dem Werder die Aufgabe vollendeten: Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste Herren zu Bartas (Cöthen 1640). Vgl. 310000 Q, 371027, 371112, 371116, 380609A, 380721 u. 381105.
6
Zu einer kurz vorher stattgefundenen Unterredung s. 380502.
7
Hans Bastian v. Zehmen auf Weißendorf und Cloda (1598–1638) hatte seit 1631 als Offizier in der kursächsischen Armee (auch unter Hans Georg v. Arnim [FG 255] und Hz. Friedrich Wilhelm II. v. Sachsen-Altenburg [FG 577]) gedient und am 7. 9. 1631 an der Schlacht bei Breitenfeld teilgenommen. Im August 1635 zum Obristen befördert, tat er Dienst in der Magdeburger Garnison unter Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312; vgl. 371221 K 6). Im April und Mai 1637 trat er mit Kontributionsforderungen an die Anhaltiner heran und tauchte auch in den Folgemonaten im Anhaltischen regelmäßig auf. Vgl. Christian: Tageb. XIV, 427r, 478r u. 554rf. Im Mai 1638 drohte er erneut mit Exekutionen und Einquartierungen, falls die anhaltische Kontribution für die Magdeburger Garnison nicht vollständig eingebracht würde. Vgl. a. a. O., 580v, 584r, 588r, 593r u. 599v. Am 9. 5. 1638 ging die Nachricht um, Zehmen, durch den Tod Dam Vitzthums seit kurzem Kommandant der Magdeburger Garnison, werde mit dem größeren Teil derselben aufgrund befürchteter Vormärsche der Schweden unter Johan Banér (FG 222; vgl. zuletzt 380605) abrücken. Vgl. a. a. O., 592r, ferner 621r; insgesamt KU IV.1, 146ff. u. 277. Wenig später befahl Kf. Johann Georg I. v. Sachsen nach Auskunft seines Schreibens vom 10. 6. 1638 an den ksl. Heerführer Gf. Matthias Gallas Oberst Zehmen, mit seinem Regiment Oberst Hans Georg Haubold v. Schleinitz (FG 169; vgl. 381006 K 4 u. 381107) nachzuziehen, um die Garnisonen in Mecklenburg (bes. Dömitz) abzulösen. Documenta Bohemica VI, Nr. 639, vgl. Nr. 621 u. 657 (Mitte Juli war das „Zehmische“ Regiment schon an der Oder). Dieser Befehl gehörte zu den letztlich vergeblichen Aufgaben der ksl. und verbündeten Truppen im Frühjahr und Sommer 1638, den sich verstärkenden schwedischen Truppen an der Küste Pommerns ein starkes vereinigtes Heer entgegenzuführen. Vgl. zur Kriegslage an der unteren Elbe und Oder 380503 K 5, 380605 K 7–11; zu Zehmen vgl. 370517 K 5, 380609A, 380619 u. 381006 K 4. Zehmen selbst aber scheint vorerst in Magdeburg geblieben oder dorthin zurückgekehrt zu sein. Am 14. 7. 1638 notierte F. Christian II. nämlich die Nachricht aus Magdeburg, „daß der Oberste Zehme alda, von dem Obersten Christian [recte: August] Fitzthumb vorgestern im Duel erstochen worden. Jst billich zu beklagen, weil er auch vnserm Fürstenthumb wol affectionirt gewesen, vndt vor daßelbe bey ChurSaxen, fleißig intercedirt.“ A. a. O., 625v. Vielleicht hat sich F. Christian in diesem Urteil getäuscht. Tatsächlich suchte Zehmen in Magdeburg trefflich seinen persönlichen Vorteil: „etzliche 1000 Rthl.“ wußte er sich in Magdeburg beiseite zu legen, wie sein Mörder in seinem Tagebuch festhielt. Dam
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Vitzthums Bruder August, der nach Magdeburg gekommen war, um die Beisetzung seines im März 1638 in Rostock gestorbenen Bruders zu organisieren (vgl. 380501 K 7), berichtet: Zehmen, abkommandiert ins Feld und „sehende, daß ihm dieses [sein einträgliches Auskommen in Magdeburg] benommen und Magdeburg mit einem andern Commendanten [dem Obristen Christoph v. Drandorff (Trandorff), vgl. 381006 K 4] versehen wird, stellte sich kranck, extravagirte in seinen reden und war aus aller vernunft, hatte keine ruhe“, als er am 21. 7. 1638 aus eigenem provokativem Verschulden mit August Vitzthum v. Eckstädt zusammenstieß und im Degenduell unterlag. Die Tat blieb für den Täter ohne Folgen. Vgl. Gauhe I, 2215; König: Adels-Historie I, 1099f.; Redlich I, 382–384; Johann Christian v. Hellbach: Adels-Lexikon. 2 Bde. Ilmenau 1825/26, II, 811; [Fr.] Budczies: Aus dem Tagebuch des Obersten Vitzthum von Eickstädt. In: Geschichtsblätter f. Stadt und Land Magdeburg 10 (1875), 280–285 (Zitate oben hier S. 284); vgl. auch Fr. Budczies: Der Feldzug der sächsischen Armee durch die Mark Brandenburg im Jahre 1635 und 1636. Aus dem Tagebuche eines Zeitgenossen. In: Märkische Forschungen 16 (1881), 303–386, hier 303. — Art und Gründe der im vorliegenden Brief genannten Reise oder Rückkehr Zehmens nach Köthen sind unklar. Das avisierte Treffen mit ihm scheint nicht mehr zustande gekommen zu sein, s. 380619. Er wurde auch nicht, trotz der vom Fürsten angestellten (jedoch sofort verworfenen Überlegung, s. unten T q) nicht in die FG aufgenommen.
8
Medardus, Bf. v. Noyon/ Picardie (um 475 – 560), dessen Feiertag in der röm.-katholischen Kirche am 8. Juni gefeiert wird. Als Patron der Bauern wurde er in zahlreichen verbreiteten Bauernregeln zitiert und i. d. R. für trockenes Wetter zur Heuernte angerufen. („Wie’s Wetter zu Medardi fällt, es bis zu Mondes Schluß [dem nächsten Neumond] anhält“). Ökumenisches Heiligenlexikon. Vgl. auch Des Abenteurlichen Simplicissimi Ewig-währender Calender (Nürnberg 1671; Faksdr. mit einem erklärenden Beiheft von Klaus Haberkamm, Konstanz 1967), 116: „Dieser deß Medarti Tag [8. 6.] hat vor unvordencklichen Jahren den Nahmen gehabt/ wann es daran Regne/ daß alsdann daß Regenwetter noch 30. Tag außtawren werde/ und solches sey durch die Erfahrung offt bezeugt worden“. Allgemein heißt es zum Juni: „Brachmond dürr | Nicht haben gern wir/| Brachmond naß | Lehrt Schewern und Faß | Aber zu Zeiten ein Regen | Bringen den Segen.“ (S. 112). Vgl. ferner Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon; Grotefend II.2, 142; Kalender Herlitz 1646 und Kalender Herlitz 1651 (8. 6. im neuen und alten Kalender als Festtag des Medardus); Kalender Zerbst 1654, 316f. — Zur anhaltenden Trockenheit im Anhaltischen im Frühsommer 1638 vgl. 380502 K 5.
9
Zwar, adv. Vgl. 371027 K I 1.

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