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380609A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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380609A

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Antwort auf 380608A. — Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) bestätigt F. Ludwig (Der Nährende), das dritte Stück seiner Psalmen-Dichtung von einem Boten empfangen zu haben. Er werde damit wie üblich verfahren (d. h. es durchsehen und Verbesserungen vorschlagen). Tobias Hübners (FG 25. Der Nutzbare) Saluste-Du-Bartas-Übertragung Die Andere Woche habe eine Korrekturdurchsicht vor dem Druck nötig und sei dieser Mühe wert. Hierüber lasse sich die Absprache zwischen F. Ludwig und Werder aber besser münd-, als schriftlich treffen. Dazu und zur Rückkehr des Obristen (Hans Bastian v.) Zehmen nach Köthen halte sich Werder bereit. — Eine Zusatznotiz von Werder auf der Anschriftseite vermerkt, daß der Brief auf deutsche Manier gefaltet und gesiegelt wurde.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen:V S 544, Bl. 367r–368v [A mit Zusatz und Eingangsvermerk: 368v], 367v u. 368r leer;; eigenh.; Sig. [Handschrift: [367r]] — Gekürzt veröffentlicht in KE, 157; KL III, 125f. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 1439 Nr. 22.

Anschrift


A Dem Nehrenden Cöthen zuhanden.
Zusatz von Werders H.: Nicht allein deutsch versiegelt Sondern auch deutsch zugelegt
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 9. Brachmonats 1638

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Des Nehrenden drittes stück seiner psalmen1 ist mihr von überbringern wohl eingehändigt worden soll mit demselben, wie gebräuchlich, gebahret werden. Die andere, von dem Weylandt Nutzbaren, verdeutschte woche2 , ist meines ermessens, der übersehung, vor dem druck würdig vndt nötig. Dieweil aber die vergleichung zwischen vns hierüber besser mündt- als schriftlich geschehen kann, Als wil man sich stündtlich gefast halten, auff erfordern vndt zu des Obr. Zehms3 wiederkunft zu Cöthen zuerscheinen. Gott mit vns.
  Des Nehrenden dienstwilligster

  Der Vielgekörndte.


  Reinsdorf
  Am Carpasiustage [sic]4
  da man die augen
  den vorigen tag
  wohl hette auff thun sollen,
  war der IX. Brachmonats5
  jm jahr M. DC. XXXVIII.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar

K
1
F. Ludwig (Der Nährende) hatte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) als Beilage zu 380608A das 3. Stück einer Abschrift seiner Lehrdichtung über die Psalmen zur kritischen Durchsicht zugeschickt. Werder sandte es zusammen mit seinem Brief 380619 an den Fürsten zurück. Vgl. zu Ludwigs Psalterdichtung 380522A K 1.
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2
Tobias Hübner (FG 25. Der Nutzbare) hinterließ eine Neubearbeitung seiner Übertragung des französischen Schöpfungsgedichts des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: Die Andere Woche Wilhelms von Saluste Herrn zu Bartas (Cöthen 1619–1622). F. Ludwig und Werder vollendeten die Überarbeitung und veröffentlichten sie 1640. S. 310000 Q (S. 309) u. 380608A K 5.
3
Der kursächsische Obrist Hans Bastian v. Zehmen, damals interimsweise Kommandant der kursächsischen Garnison in Magdeburg. Über den Grund seiner Reise oder Rückkehr nach Köthen liegen uns keine Nachrichten vor. Wie so oft in den Jahren 1636–1638 könnten die anhaltischen Kontributionen an die Garnison in Magdeburg dazu Anlaß gegeben haben. Vgl. dazu 370517 K 5, 371221 K 6, 380122 K 1, 380220 K 3, 380328 K 5 u. 380501 K 7; zu Zehmen s. 380608A K 7.
4
Ein Träger dieses Namens ließ sich nicht als Patron eines Festtages nachweisen, auch nicht in Grotefend, Kalender Herlitz 1646 bzw. 1651, Kalender Zerbst 1654 oder in Des Abenteurlichen Simplicissimi Ewig-währendem Calender (Nürnberg 1671; Faksdr. mit einem erklärenden Beiheft von Klaus Haberkamm, Konstanz 1967), 116 usw. Hier erscheinen im fraglichen Zeitraum für den 9. 6. „Regnatius“ (Herlitz 1646, a. und n. St.) bzw. „Barnimus“ (Herlitz 1651, a. und n. Stil; Zerbst 1654, 328f.) und für den 10. 6. „Flavius“ (Herlitz 1646, a. und n. St.) bzw. „Onophrius“ (Herlitz 1651, a. und n. St.; Zerbst 1654, 330f.). Werder verwechselt vielleicht Carpasius mit Gervasius, nach dessen Jahrestag er allerdings richtig seinen Brief 380619 datiert. Dann hätte er 380609A entgegen seiner Praxis nach dem Gregorianischen Kalender auf den 19. 6. 1638 bezogen. Der wiederum nach dem alten Stil datierte Brief 380619 setzt wegen Werders Durchsicht der Psalmendichtung, die er damals F. Ludwig zurücksandte, einen längeren Zeitabstand (hier 10 Tage) seit dem Empfang des Manuskripts voraus. — Lediglich die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine nennt an zwei Stellen einen Carpasius, einen Diener des Almachius, Präfekten der Stadt Rom. Der spürte St. Urbanus, drei Priester und drei Diakone in einem Höhlenversteck auf, wohin sie sich vor der Christenverfolgung zurückgezogen hatten. Nach ihrer Hinrichtung aber nahm Carpasius ein schreckliches Ende. Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Latein. übersetzt v. Richard Benz, Gerlingen 1993, 393f. (in der Legende „Von Sanct Urbanus“). Ein weiterer Carpasius erscheint als Statthalter des Kaisers Maximilianus, Nachfolger des Diocletianus, in dessen Auftrag er den heiligen Cyriacus foltern und ermorden ließ. A. a. O., 563f. (in der Legende „Von Sanct Cyriacus und seiner Gesellschaft“). — Wir haben die Datierung „war der IX. Brachmonats“ auf den Brief (den „Carpasiustag“), nicht auf jenen „vorigen tag“ bezogen, womit der Brief am 10. 6. geschrieben worden wäre.
5
Die Formel, „da man die augen den vorigen tag wohl hette auff thun sollen“ spielt wohl auf die Wetterregel zum Medardustag an, wonach das am Medardustag auftretende Wetter bis zum Monatsende anhalte. S. 380608A K 8. Demnach hat es in Reinsdorf wohl am 9. Juni 1638 wieder heftig geregnet, so daß der von F. Ludwig am Vortag bemerkte (geringe) Niederschlag doch nach der Bauernregel auf den erhofften weiteren Regen vorauswies.

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