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380619 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) sendet F. Ludwig (Der Nährende) das dritte Stück von Ludwigs Psalter-Dichtung nach seiner kritischen Durchsicht zurück und erklärt sich bereit, seine Korrekturarbeit fortzusetzen. Die geplante Unterredung zwischen Werder und Ludwig (die beide für die Zeit der Rückkehr des kursächsischen Obristen Hans Bastian v. Zehmen in Aussicht genommen hatten) habe sich verzögert, und so wünscht Werder zu erfahren, ob Zehmen schon weitergezogen oder noch zu erwarten sei. Werder selbst habe auch einigen Anlaß, Zehmen zu sprechen. — Durch variantenreiche Datierung seines Schreibens solle, so Werder, der Termin seiner geplanten Unterredung mit F. Ludwig hervorgehoben werden.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 369r–370v [A: 370v], 369v u. 370r leer; eigenh.; Sig. — Gekürzt veröffentlicht in KE, 158. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 1439 Nr. 23.

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden. Cöthen.

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Dem Nehrenden wirdt hiermit das dritte theil seiner in reimgesetzten [sic] psalmen, neben erwartung eines mehrern, übersehen, wieder gebürlich zugefertigt1 : Dieweil sichs auch mit der mündtlichen vnterredung bishehro verzogen, Als ist man dieses orts begierlich zu wissen, ob der Obr. Zähm schon vorüber oder
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noch zu hoffen sey, sintemahl man bey solcher gelegenheit aus gewissen vrsachen ihn gerne sprechen möchte.2 Gott mit vns.

   Des Nehrenden allezeit mehr als dienstwilligster
   Der Vielgekörndte.


   Reinsdorff
   am 19. tage des BrachMonats, aber
   am 18. tage des Mondens in diesem Monatt.
   am 2. tage des Mondens als er in den wasserman in diesem Monatt getreten
   an welchem eine Zusammenfügung des Monden vndt alten Kinderfressers3 geschieht
   an welchem man einen anbinden heute könte, so man einen wüste der Gervasius hiesse4
   Schlieslich
   Am verworffenem tage.5
   jm jahr 1638.
   Alles nach meinem jahrsatz6 : das ich mit dem Nehrenden rede.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar

K
1
F. Ludwig (Der Nährende) hatte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) als Beilage zu 380608A das 3. Stück einer Abschrift seiner Lehrdichtung über die Psalmen zur kritischen Durchsicht zugeschickt. Mit 380609A hatte Werder den Empfang dieser Sendung bestätigt. Vgl. zu Ludwigs Psalterdichtung 380522A K 1.
2
In 380608A hatte F. Ludwig Werder eine mündliche Unterredung vorgeschlagen, um sich mit ihm über eine Korrekturdurchsicht von Tobias Hübners (FG 25) Du-Bartas-Übertragung der Anderen Woche zu beraten, welche teilweise von Hübner noch selbst überarbeitet worden war, nun aber von F. Ludwig und Werder für einen erneuten Druck abschließend korrigiert werden sollte. Zur Anderen Woche und ihren Ausgaben vgl. 380608A K 5. Da der kursächsische Obrist Hans Bastian v. Zehmen (s. 380608A K 7) damals in Köthen erwartet wurde, sollte die Besprechung bei dessen Rückkehr in Köthen stattfinden, weil Werder, explizit nach Aussage des vorliegenden Briefes, auch an einem Zusammentreffen mit Zehmen gelegen war. Vgl. 380609A.
3
Gemeint ist die Konjunktion des Mondes mit Saturn.
4
Zum Namenstag des Gervasius (und Protasius, den um das Jahr 300 gestorbenen ersten Märtyrern Mailands) am 19. Juni vgl. Kalender Herlitz 1646 und 1651 (gleichermaßen im alten u. neuen Kalender); Grotefend II.2, 109; Ökumenisches Heiligenlexikon; Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Zum Namenstag-Brauch des „Anbindens“ kleiner Glückwünsche, Geld- oder anderer Gaben insbesondere als Patengeschenke bei Kindern vgl. 270810 K 11. Zur Datierung vgl. auch 380609A K 4.
5
Als Schwend- oder verworfene Tage galten, ähnlich den „dies atri“ der römischen Antike, im Jahresablauf bestimmte Unglückstage, an denen man keine neuen Arbeiten oder Reisen beginnen sollte. Im Hundertjährigen Kalender war der 19. Juni aber ein Lostag, d. h. einer der Merktage im Jahresablauf, aus deren Wetterverhältnissen Schlüsse auf das nachfolgende Wetter, die Ernte u. a. gezogen wurden. Auch in Des Abenteurlichen Simplicissimi Ewig-währendem Calender (Nürnberg 1671; Faksdr. mit einem erklärenden Beiheft von Klaus Haberkamm, Konstanz 1967), 122, findet sich keinerlei Hinweis auf einen „dies ater“. Vgl. Bernhard Michels: Der immerwährende, ganzheitliche Natur- und Wetter-Kalender. München (u. a.) 1998, 92 u. 147; Grotefend I, 36 (s. v. „Dies egyptiaci“); Stieler, 2246: „Unglücklicher Tag/ dies ater“.
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6
Vielleicht ist die Bildung aus der Steuersprache genommen (lat. calendae Zahlungstermin, mlat. calendarium Schuldbuch). Dt. Fremdwb. (1913), 319. Vgl. Zesen: Jahrrechnung. Hugo Harbrecht: Verzeichnis der von Zesen verdeutschten Lehn- oder Fremdwörter. In: Zs. f. dt. Wortforschung 14 (1912), 71–81, hier 75. Das Wort „jahrsatz“ bezeichnet hier den Kalender, Zeitplan, Termin. Vgl. 380522A K 7 „tagesatzung“. Möglicherweise ist aber auch der gute Vorsatz für das Jahr gemeint, wie sonst zu Neujahr gebräuchlich.

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