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380625 Martin Opitz an Fürst Ludwig
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380625

Martin Opitz an Fürst Ludwig


Antwort auf 380411 u. 380504. — Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) bestätigt, nach seiner Rückkehr vom polnischen Königshof zwei Schreiben F. Ludwigs (Der Nährende) erhalten zu haben (380411 u. 380504). Obgleich er verspricht, in seinen Psalmen Davids (1637) die Hinweise des Fürsten und anderer (Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft) befolgen zu werden, beharrt er doch in zwei Fällen auf seiner Wortwahl. Seine wohl doch verbesserte Neuauflage der Psalmen Davids (1638) in kleinerem Format sei aber an einer weiteren Stelle (Zitat) umzuformulieren und in den verbliebenen Druckfehlern zu korrigieren. — Seine Ausgabe der (verdeutschten) Arcadia Sidneys ist nach seiner Durchsicht aus seiner Hand. — Ein Lübecker Drucker hat Opitz’ gesammelte Gedichte eigenmächtig nach der Ausgabe Opitz: Poemata (1629) I–II nachgedruckt. Opitz plant dagegen eine eigene neue Edition, die zum Frankfurter Michaelismarkt erscheinen soll [betr. Opitz: Geistl. Poemata (1638) u. Opitz: Weltl. Poemata I (1638) bzw. Opitz: Weltl. Poemata (1644) I–II]. — Da er jetzt Muße habe, verspricht Opitz, auf seine Schrift Vber das Leiden Vnseres Heylandes (1628) das vom Fürsten erbetene Passionslied zu verfassen. — Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208. Der Vorkommende), den er des öftern treffe, habe noch nicht die (von F. Ludwig verlangten) Wappen (von FG-Mitgliedern) erhalten, hoffe diese aber zu empfangen und dem Fürsten einzuschicken.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 286rv; eigenh. mit Eingangsvermerk 286v. [Handschrift: [286r]] — Veröffentlicht in Ebeling, 197f.; KE, 128f.; KL III, 107f. Bibliographische Nachweise: Szyrocki: Opitz (1956), 205; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 243; Bürger, S. 1121 Nr. 179 u. 180 [sic].

Anschrift


A Fehlt.

Text


Des Nehrenden gnädige zwey schreiben1 seindta dem Gekrönten nach seiner Zurueckkunfft von der Königlichen Polnischen hoffstat2 wol worden, vndt bedanckt sich dieser mitt gehöriger ehrerbietung so wol für das vnverschuldete lob als für die demütige erinnerung des einemb vndt demb andern. Die Psalmen3 belangendt, wirdt er nicht allein dasjenige weßen der Nehrende allbereitsc erwehnet in acht nemen; (wiewol dem hochdeutschen beydes ein grimmer vndt grimmigerd 4 mensch etc. gemein ist, vndt vieleicht sowol, ein harter sonnenschein, als eine harte kälte kan gesagt werden,) sondern es ihm auch für eine sonderbare gnade zue schätzen wißen, doferrenb er das urtheil von anderen mehr orten, vndt dem gantzen wercke nach undt nach erhalten wirdt. Das so in kleinerer gestalt dem Hocherlauchten Durchdringenden5 vndt dem edlen Vielgekörnten6 vnlängst zuekommen,7 möchte an vielen stellen gebeßert sein; ohn daß im 11. stollen des 44. Psalmes zue lesen ist:
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   Soll Gott es laßen ungespüret,
   Der sieht was man im schilde führet,
   Dem eigentlich bewußt vndt kundt
   Des hertzen bahn undt tieffster grundt?
Doch sindte auch der druckfehler, wie zue geschehen pflegt, nicht wenig noch vorhanden. Die Arcadie8 ist auß meiner Durchsehung. Meine getichte aber hat ein Lübecker buchhandler von den vorigen hinter meinem wißen nachgedruckt9 : vndt sollen die neweren10 , wie ich auß Franckfurt am Main vertröstet werde, auff dem Michaelsmarckt hervorkommen. Des liedes von dem leiden vnseres Erlösers11 wirdt Jhm dem höchsten zue danck vndt dem Nehrendem zue gehorsamben willen der Gekrönte ehist nach vermögen im druck sein; welcher seine zeit auch beßer nicht zue bestaten weiß, sintemal es ihm an fug vndt befreyung von anderen sorgen anietzo nicht mangelt. Der Vorkommende12 , mitt dem ich mich zum öfftern ersehe, hatt wegen der begehrten wappen [286v] zwar noch nichts erhalten: er verhofft sie aber ehist zue erlangen vndt ein zue schicken; befiehlt sich indeßen zue beharrlichster gnädigster zueneigung, als ich in demut auch thue, dem Allmächtigen beynebenst hertzlich bittendtf , den Nährenden mitt gesundtheit, langem leben vnd allenb Fürstlichen wolstande reichlich zue besegenen. Vndt ich verbleibe

  E. Fürstl. Gn. trewlich gehorsamber knecht
  der unwürdig Gekrönete.
  Danzig, den 25. des Brachmonats, im 1638. Jhar.

Darunter Präsentationsvermerk v. F. Ludwigs H.: Eingeben den 12. Heumonats 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
KE, KL sind
b
Sic.
c
KE, KL allorts
d
KE, KL III ein grimmicher
e
KE, KL Ich finde für Doch sindt
f
Darüber gestrichene, unleserliche Einfügung.

Kommentar

K
1
Briefe F. Ludwigs (Der Nährende) an Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte), wahrscheinlich 380411 u. 380504.
2
Opitz mag als kgl.-polnischer Sekretär wegen des kgl. Seezolls nach Warschau gereist sein. S. 371030 K 5. Wie Opitz dem schwedischen Reichskanzler und Kriegsdirektor in Deutschland, Friherre Axel Oxenstierna (FG 232), am 10. 6. 1638 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 242) noch aus Danzig mitteilte, war der auf dem polnischen Reichstag beschlossene kgl. Seezoll wegen des Widerstands Danzigs und Kurbrandenburgs für eine erneute Behandlung auf einem Warschauer Kommissionstag für den 15. 7. 1638 ausgeschrieben worden. Opitz’ Rückkehr nach Danzig bezeugt auch, daß er an „3. Kal. Junias“, also am 30. 5. (1638), in Danzig seine Verse auf eine bevorstehende Liegnitzer Hochzeit widmete. Vgl. Aulemata Gamelia ... Tobiae Clugio ... ac ... Blandinae Winclerae ... Nuptias ... Lignicii Ad d. XIV. Septembr. A. MDCXXXIIX. Feliciter celebr. ab Amicis Dedic. ac Consecr. Vratislaviae GeorgI Baumanni. (Bl. A 4). Szyr., Nr. 203; Dünnhaupt: Handbuch, 3069 (Art. Opitz, Nr. 182).
3
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). Vgl. 371030 K 4. Vgl. die Erinnerungen F. Ludwigs bzw. der FG in 380828 I.
4
S. 380411 u. 380828 I u. K I 1.
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5
F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10. Der Durchdringende). Vgl. auch F. Ludwigs Angaben über die Verteilung der Psalmen von 1637 in 380504.
6
Den Empfang des folgenden Buchs bestätigte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) in 380405.
7
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen. Jetzo auffs new übersehen vnd verbessert. (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1638). S. 380405 K 9. Vgl. außerdem 380828 I zu Ps. 44 v. 11.
8
Sir Philip Sidney: The Countess of Pembroke’s Arcadia, ins Deutsche übersetzt von Valentinus Theocritus v. Hirschberg (pseud. für Daniel Mögling), mit den von Opitz neu bearbeiteten Gedichten: ARCADIA Der Gräffin von Pembrock ... Jetzo allenthalben vffs new vbersehen vnd gebessert: die Gedichte aber vnd Reymen gantz anderst gemacht vnd vbersetzt Von dem Edlen vnd Vesten M. O. V. B. Auch mit schönen Kupfferstücken gezieret vnd verlegt von MATTHÆO MERIAN (Wolffgang Hoffman: Franckfurt am Mayn 1638). S. 371126 K 5.
9
Die nichtautorisierte Lübecker Ausgabe Opitz: Poemata (1637), ein Raubdruck von Opitz: Poemata (1629) I–II. S. 380504 K 12.
10
Opitz: Geistl. Poemata (1638) und (die in keinem Exemplar mehr nachweisbare Ausg.) Opitz: Weltl. Poemata I (1638) erschienen in Breslau, die Fortsetzung (zusammen mit dem ersten Teil) jedoch zuerst in der in Frankfurt a. M. veröffentlichten Edition Opitz: Weltl. Poemata (1644) I–II.
11
Das von F. Ludwig gewünschte Lied auf die folgende Prosahomilie sollte nicht erscheinen: Martin Opitz Vber das Leiden Vnseres Heylandes (Breßlaw: David Müller 1628), s. 380504 K 14.
12
Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208). Zu Opitz‘ Verkehr mit dem Vorkommenden und zu den Wappen (unbekannter FG-Mitglieder) s. 371127, 380207 u. 380720, vgl. 371030 I. Zum FG-Brauch, die Wappen (wie auch die Impresen) aller Mitglieder auf Seide sticken und zu Gobelins für den Köthener Schloßsaal zusammennähen zu lassen, s. allgemein 371220 K 12.

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