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380720 Fürst Ludwig an Martin Opitz
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380720

Fürst Ludwig an Martin Opitz


F. Ludwig (Der Nährende) habe nach dem Tode Friedrich v. Schillings (FG 21. Der Langsame) mehrere Schreiben Martin Opitz’ v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) empfangen und darin von dessen Heiratsplan erfahren. Da der sich zerschlagen habe, erwarte er nun dazu gern eine anderweitige Mitteilung des Gekrönten. — Opitz’ Psalmen Davids hofft der Fürst in Kürze aus Hamburg zu empfangen. Er schickt Opitz sein Gedicht „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“ und bekundet sein Interesse an der neuen Frankfurter Opitz-Ausgabe. — Opitz möge ihm auch zuweilen einen Gesellschaftsbrief schreiben, ihn einem Brief an Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) beilegen und über Georg Winckler in Leipzig zuschicken. Darin solle Opitz die Anlaufstelle für seine Post in Danzig mitteilen, weil jüngst ein kleines Schreiben an ihn verloren gegangen sei. F. Ludwig erkundigt sich auch, ob sein Brief an Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208. Der Vorkommende), den er über Hamburg nach Danzig gesandt habe, den Adressaten erreicht hat.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 288rv, 288v leer; eigenh. Konzept. [Handschrift: [Bl. 288r]] — Veröffentl. in KE, 129f. u. KL III, 108f. Bibliographische Nachweise: Szyrocki: Opitz (1956), 205; Opitz-Brieferepertorium, Nr.245; Bürger, S. 952 Nr. 95.

Anschrift


A Fehlt.
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Es seind fur etzlicher Zeit dem Nehrenden nach ableiben des langsamen1 unterschiedene schreiben vom Gekrönten zuhanden kommen, die er verlesena , auch im wergke gewesen, weill der Gekrönte von seiner vorhabenden heyraht meldung gethan darauf abordnung ergehen zu lassen; Als aberb darauff die verenderung erfolget,2 hatt er es auch mussen lassen anstehen, und erwartet nunmehr deswegen anderweite verkundigung, die ihme zu vernehmen angenehm sein soll.3
   Die deutsche Psalmen4 seind zwart in Hamburg aber dieses orts wegen unsicherheit der strassen noch nicht angelanget, werden doch in kurtzen erwartet. Es ist ein kleines gedichte5 dieses endts ausgeflogen, das hiermit uberschicket wirdt, woferne es etwa der Gekrönte noch nicht gesehen, und wird dem Nehrenden lieb sein auch ins kunftige von des Gekrönten neugedruckten schriften6 in Franckfurt am Mein die erweitterung und verbesserung zu sehen, als auch von den [sic] Gekrönten zu zeiten ein gesellschaft briefflein zuhaben, do er dan den umbschlag nurt an den Viellgekörnten machen kan, und die brieffe an George Wincklern auff Leiptzig schicken,7 mitt bericht wohin die brieffe in Dantzig zurichten und einzu geben, sintemall das jungste eingeschickte zettlein8 verloren worden.
   Es ist abgewichener zeitc auch an den Vorkommenden9 durch Hamburg auff Dantzig geschrieben worden, darvon der Nehrende woll mochte nachricht haben, ob es zu rechte gekommen, der wuntschet dem Gekronten alle gedeyligkeit, und verbleibet sein des Gekrönten

   gantzwilliger Gesellschafter
   der Nehrende

Cöthen am zwantzigsten tage des Hewmonats im Jhar 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Eingefügt für <erbrochen>
b
Folgt <sich>
c
abgewichener zeit eingefügt für <jungsten>

Kommentar

K
1
Friedrich v. Schilling († 9. 10. 1637; FG 21. Der Langsame). Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) hatte noch bis in den Dezember 1637 Briefe an den inzwischen verstorbenen Hofmeister F. Ludwigs (Der Nährende) gerichtet: 371030, 371127 u. 371208.
2
Opitz hatte Schilling von seinen Heiratsplänen in einem verschollenen Brief vom 30. 11./ 10. 12. 1637 berichtet, mußte jedoch schon in 371208 die Vereitelung seiner Absicht einräumen. Vgl. F. Ludwigs Hochzeitsgedicht in 371208 I. Eine eigene Abordnung eines Hofmanns oder FG-Mitglieds an Opitz würde eine besondere Ehrung des Dichters gewesen sein. Vgl. auch 380402 u. Opitz-Brieferepertorium, Nr. 229 (Opitz an Augustus Buchner [FG 362. 1641], Danzig, 24. 7. 1637).
3
Einen Tag nach dem vorliegenden Brief schickte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) F. Ludwig zwei (verschollene) Schreiben von Opitz, wovon eines wohl an den Fürsten und eines an Werder gerichtet war: „Des Gekrönten beyde schreiben, von welchenn das eine kan wieder mit zurück gesandt werden.“ Am 24. Juli bestätigte Werder dem Fürsten die Rücksendung des wohl an ihn, Werder, gerichteten Briefs. S. 380721 bzw. 380724.
4
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opit-
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zen. Jetzo auffs new übersehen vnd verbessert. (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1638). Einzelne Exemplare dieser zweiten Auflage der zuerst 1637 erschienenen Psalmlieder (s. 371030 K 4) hatte Opitz an den Fürsten, Diederich v. dem Werder und F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) geschickt. S. 380405 u. 380625. Zur Sendung von Exemplaren von Danzig über Hamburg nach Köthen s. 371030, 371126, 371127, 371208, 380125A u. 380504. Vgl. Anm. 9.
5
F. Ludwigs kleine 1637 (und wiederum 1643) erschienene Lehrdichtung „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“, s. 371027 K 2. Opitz hatte das Gedicht wohl schon bei Dietlof v. Tiesenhausen (Anm. 9) gesehen (s. 380207), so daß er es in 380402 loben konnte. Zu ähnlichen ungenauen Hinweisen auf das Gedicht in der FG-Korrespondenz der Zeit s. 371123 („Teutsche reimgedicht”), 371226 („das vberschickte Reimgedichte”) u. 381007 („beygefugtes Reimgedichte”). Daß es „ausgeflogen“ sei, mag zusätzlich auf den geflügelten Liebesgott anspielen.
6
S. 371126 u. 380402, vgl. 380504 u. 380625.
7
Opitz möge seinen Gesellschaftsbrief an den Fürsten einem Schreiben an Diederich v. dem Werder, der im anhaltischen Reinsdorf lebte, beilegen und diesem über Georg Winckler zuschicken. Zum Leipziger Kaufmann Georg Winckler s. 371208 K 1.
8
Unbekannt.
9
Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208. Der Vorkommende). Der genannte Brief Ludwigs an Tiesenhausen ist verschollen. Vgl. aber dessen Schreiben 371030 I u. 380207. Opitz verkehrte oft in Danzig mit dem Vorkommenden, vgl. 380625. In Hamburg vermittelten die Sendung vielleicht Tobias Gundermann und die Firma Silm, s. 371127. Vgl. Anm. 4.

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