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380728 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) hat vergeblich auf den angekündigten Köthener Entwurf für eine Antwort der anhaltischen Ritterschaft (gegen die Eingabe der vier anhaltischen Haupt-Städte zwecks einer höheren Beteiligung der Landsässigen an der Kriegssteuer) gewartet und inzwischen seinen eigenen Entwurf einer Entgegnung fertiggestellt. Er mahnt daher zur eiligen Übersendung des Köthener Entwurfs, um ggf. in seiner Arbeit fehlende Argumente oder Positionen einarbeiten und den Text der Botin möglichst gleich mitgeben zu können. — Werder dankt F. Ludwig, daß er seine Familienangehörigen im sicheren fürstlichen Geleit mitreisen lassen will.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 390r–391v [A: 391v], 390v u. 391r leer; eigenh.; [Handschrift: [390r]]; Sig. Eigenh. Nachschrift von Werder: Bl. 392rv, 392v leer.

Anschrift


A Dem Nehrenden. Cöthen Zuhanden.

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Dieweil auf des Nehrenden letztem schreiben, so mihr der Amptman Stellbogen zu Bastorf1 eingehändigt, ich nicht anders, vnter andern, verstehen können, Als wan ein entwurff in bewuster meiner Schutzsache2 zu Cöthen zugeschnitten3 werden solte,a 4 Als habe ich ein paar tage darauf gewartet, demnach aber solches nicht ankommen, habe ich meinen zuschnitt zuentwerffen nicht allein an-
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gefangen, sondern bin schier mit zum ende, Bitte derowegen, ümb beförderung des Cöhtnischen entwurfs, damit, so etwas in demselben sich befünde, das ich nicht albereits hette, Solches noch hienein von mir gerückt werden könte, vndt wob müglich mir bey Zeigerin5 überschickt würde. Gott mit vns
  Des Nehrenden allderdienstwilligster
  Der Vielgekörnte.

  Reinsdorff am Panthalonstage6
  den 28. HaüMonats 1638.

[392r] Nachschrift

Dem Nehrenden wird der allerschönste Danck, der zuerfinden ist, hiermit kurtz, aber dochb lang, vnd immerwährend gesagt, das er des Vielgekörnten angehörige in dero sichern geleit hatt mit ihm reisen lassen wollen.7 Gott wolle demselben diese gnade reichlich vergelten, vnd wirdt nach müglikeit wieder verschuldet werden von dem, der sich nennet vnd ist

  Des Nehrenden schuldigster Knecht
  Der Vielgekörnte

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgt <dien>?
b
Eingefügt.

Kommentar

K
1
Der Brief F. Ludwigs, auf den sich Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) hier bezieht, hat sich nicht erhalten. Es dürfte jenes Schreiben gewesen sein, das Werder mit 380724 noch in Baasdorf bereits direkt beantwortet hatte. Denn schon in 380724 hatte Werder auf F. Ludwigs Ankündigung, einen Entwurf gegen die Eingabe der anhaltischen Hauptstädte aufzusetzen, reagiert. Möglich ist aber auch, daß Werder in den Folgetagen ein weiterer Brief F. Ludwigs in Baasdorf zugestellt wurde, auf welchen das vorliegende Schreiben die unmittelbare Antwort darstellt. Über den Amtmann Stellbogen liegen uns nur spärliche Nachrichten vor. Im August 1633 begegnet uns „Ernst Stelbogen“ in seinem Bericht über einen Pferderaub in Klein Paschleben, einem Dorf bei Köthen, noch als Köthener Stadtschreiber. KU II, 522. Im Oktober 1634 ist er als Amtmann von F. Ludwig bereits mit der ordentlichen Einziehung von Proviantlieferungen der anhaltischen Ritterschaft für das Regiment Diederichs v. dem Werder beauftragt. A. a. O., 727. Auch sonst scheint Stellbogen mit mancherlei Aufträgen F. Ludwigs in Anhalt unterwegs gewesen zu sein, vgl. a. a. O., 730.
2
Werder übernimmt hier F. Ludwigs Synonym für das in Werders Brief 380721 gebrauchte Wort Syndicatsache. Zum Gegenstand und zum Wort s. 380721 K 6 u. 7.
3
Zuschneiden/ Zuschnitt hier als Entwerfen/ Entwurf, Konzept, disegno einer Rede, eines Schriftstücks, in Anlehnung an den Zuschnitt eines Gewandes. Stieler, 1900, kennt nur „Ein Kleid zueschneiden“.
4
Entwurf der Fürsten von Anhalt für die (wesentlich von Werder zu verfassende) Antwort der anhaltischen Ritterschaft auf die wiederholte Eingabe der vier wichtigsten Städte des Landes, die aufgrund ihres ruinierten Zustandes eine höhere Beteiligung der Ritter (und Bauern) an der Kriegssteuer forderten S. 380721 K 6.
5
Botin.
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Grotefend I, 149: „Panthileonstag, Panteleymonis tag des ritters, Pantaleon, 28. Juli“. Festtag am 28. Juli auch in Kalender Herlitz 1646, Kalender Herlitz 1651 u. Kalender Zerbst 1654. Der hl. Pantaleimon (Pantaleon), Arzt und in der diocletianischen Chri-
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stenverfolgung umgekommener Märtyrer, lebte in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts in Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei. Er galt seit dem Mittelalter als einer der 14 Nothelfer, Patron der Stadt Köln usw. Als sein Gedenktag wird auch der 27. Juli angegeben. Vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon; Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon VI, 1485f.
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Unbekannte Fahrt.

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