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380810 Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen


F. Ludwig teilt Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) die Geburt seines Sohnes (Pz. Wilhelm Ludwig v. Anhalt-Köthen [FG 351. 1641]) mit. Er hätte ihm dieses Zeichen der göttlichen Gnade, die ihm im 60. Lebensjahr einen Sohn schenkte, schon in der vergangenen Woche mitgeteilt, wenn er sich der Rückkehr Innhausens
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(nach Hamburg) sicher gewesen wäre. Der Fürst legt Notifikationen der Geburt an die Herzöge August (FG 294) und Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194) bei, die er an letzteren auszuhändigen bittet. Ein gedrucktes Exemplar (wohl des GB 1629/30) für den regierenden Herzog August habe er auf dessen Ersuchen hin mitgeschickt. Die Antworten bittet F. Ludwig an Christian Brumbey, der Innhausen auch das Paket überbringe, zu geben. Innhausen möge Hz. Franz Albrecht ausrichten, er wäre, sollte er nochmals zum kaiserlichen Hof reisen, auf seinem Weg in Köthen sehr willkommen. Er, F. Ludwig, der von Franz Albrechts bevorstehender Fahrt erfahren habe, möchte ihn gern sprechen. — An Neuigkeiten sei nichts zu vermelden außer einer weiteren exzessiven Kontribution, durchziehenden und teilweise ruinierten Soldaten und der Befürchtung, daß der Friede mit den umworbenen Schweden, die ihre Gegner in der Schlacht an Kraft und Disziplin überträfen, so bald nicht zu schließen ist. F. Ludwig wünscht Innhausen einen besseren Ausgang seiner Verhandlungen. — Für den Fall, daß Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg nicht in Hamburg erreichbar sei, bittet F. Ludwig Innhausen um sichere Aufbewahrung der Briefe und besonders des Buches.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 19rv; eigenh. Konzept.

Anschrift


A Fehlt.

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Monsieur
Vous aurez sans doubte entendu l’accouchement de ma compagne d’un sain petit fils1 , ie vous en eusse fait part la sepmaine passeé, mais ne sçachanta pour certain vostre retour l’ay voulu differer iusques a cestheure, Dieu en soit loueé, qui me faict encores ceste grace en mon age de soixante ansb , la ou par le passé l’esperance d’un enfant masle chez moy estoit quasiment morte, Dieu nous a resjouy encores de ce que ne pensions plus. Vous me pardonnerez aussi que ie vous envoye cy ioinct aucunes lettres pour les Ducs Auguste2 , et François Albert de Saxe3 , lesquelle [sic] ie vous prie de livrer ou faire livrer seulement au Duc François Albert, cela touche la naissance de mon petit fils, etc il y a etd tout un livre imprimé de nostre Accademie4 , pour le Duc regent5 , lequel m’en a recerché, et sera ayse de l’avoir; les responces qu’en recevrez, il vous plaira bailler a Christian Brumbey6 , qui vous porterae ce pacquet. Dites, s’il vous plaist a Monsieur le Ducf [19v] Le Duc François Albert, qu’en cas qu’il ferroit encore une fois le voyage vers la court Imperiale,7 ainsi qu’on m’a dict, qu’il la feroit en brief, qu’il ne passe pas sans me voir icy, Car sa venue me sera tresaggreable: De nouveau il n’y a rien icy, que la continuation d’une excessive contribution, des passages de gens de guerre, partie ruinez, qui ne font que le degast, et la crainte que la paix ne se fera avec les Suedois si tost en consideration qu’ils se trouvent par leur force et meilleur ordreg maistres enh campagne, et les mieux voulus, Pluist a Dieu que voz traictéz8 prennent une meilleure fin, et ie suis

   De Cöten ce 10. de Aoust 1638

En cas que le Duc François Albert ne fust a Hambourg9 , ie vous prie de penser a un moyen asseuré, de faire tenir les lettres, et principalement le livre etc.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgt <bonnement>
b
Folgt <maintenant>
c
Folgt <entre autres>
d
Eingefügt bis tout
e
Ersetzt <donnera>
f
le Duc auch Kustode.
g
Folgt gestrichener Buchstabe.
h
Eingefügt.
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Kommentar

K
1
Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38), F. Ludwigs zweite Gemahlin, gebar am 3. 8. 1638 einen Sohn, Pz. Wilhelm Ludwig v. Anhalt-Köthen (FG 358. 1641). Vgl. 380803 K 1.
2
Hz. August v. Sachsen-Lauenburg (FG 294).
3
Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194).
4
Das Buch war wohl eines der letzten Exemplare des GB 1629/30. Vgl. 381007 K 2. „Accademie“ bezeichnet die FG, s. 231203 K 11, 271201 K 2, 290310 K 3 u. ö., im vorliegenden Band s. 371028, 371112A, 380125A u. 380423.
5
Hz. Franz Albrechts regierender Bruder Hz. August, s. Anm. 2.
6
Christian Brumbey aus einer in Anhalt ansässigen Familie, vgl. 240718 K I 15.
7
Damals versuchten besonders Hz. Julius Heinrich und Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg (FG 311 bzw. 269), aber auch ihr Bruder Hz. Franz Albrecht (FG 194), einen Frieden zwischen dem Kaiser und Schweden zu vermitteln. Vgl. 370729 K 11; S. SAMUELIS PUFENDORFI COMMENTARIORUM DE REBUS SUECICIS LIBRI XXVI. Ab expeditione GUSTAVI ADOLFI REGIS in GERMANIAM ad abdicationem usque CHRISTINÆ. (Ultrajecti: Johannes Ribbius 1686), lib. X, § 63– 67 (S. 343ff.). Franz Albrecht und Julius Heinrich hatten beim schwedischen Feldmarschall Johan Banér (FG 222; vgl. 370715 K 6) in Torgau vorgesprochen, bei Johan Adler Salvius in Hamburg und im Sommer 1637 am Wiener Kaiserhof auf einen Frieden zwischen Schweden und dem Kaiser gedrungen. Auch ihr Bruder Franz Carl reiste nach Wien, wo er aber im Juli 1637 unter Verweis auf die Kommission Mgf. Siegmunds v. Brandenburg (FG 308) zunächst wenig ausrichtete. Franz Albrecht hielt sich nun wegen des Mißerfolgs zurück. C. T. Odhner: Die Politik Schwedens im Westphälischen Friedenscongress und die Gründung der schwedischen Herrschaft in Deutschland. Gotha 1877, 55ff. Von Verhandlungen mit Franz Albrecht spricht auch das schwedische Memorial für den Hamburger Residenten und Legaten Johan Adler Salvius vom 14. 9. 1637 in Acta Pacis Westphalicae I.1, 287ff. Johan Banér verdächtigte in einem Schreiben an den Koordinator der schwedischen Kriegsführung, Reichskanzler Friherre Axel Oxenstierna (FG 232), vom 16. 2. 1638 die lauenburgische Friedensvermittlung als Manöver: „Dagegen aber wirdt Herzog Franz Albrecht zue Sachssen undt Mithovius wohl gewiss anders nicht alss zum schein sich mit friedenstractaten undt einer gleissenden sperantz vernehmen zu lassenn gebrauchet, zue keinem andern ende alss dass der Keyser die sollicitanten des friedens, damit dass er diese beede persohnen dazue instruiret, abweisenn, unndt die schuldt dess friedenverzugs auf Ihr Königl. May:tt undt dero bundtsverwandten legen könne. Undt was erstlich den Herzog von Sachssen betrifft, achtet der Keyser vielleicht nicht gross, wenn ers gleich endtlich merckenn soltte, dass er solcher gestaldt zue einem instrument des betrugs gebrauchet wirdt, inn deme er weiss, dass ihme derselbe wenig oder gar keinen schaden thun kan.“ AOSB SA VII, 514. Den lauenburgischen Rat Dr. Daniel Mithoff d. J. („Mithovius“; s. 320313 S. 434, 350800 K 11, 380125 u. 380210), einen Gegner F. Ludwigs während dessen schwedischer Statthalterschaft in den Stiften Magdeburg und Halberstadt, disqualifizierte Banér zudem durch behaupteten Nachweis des Eigennutzes: „Denn einmahl ist gewiss, undt habe ichs von versicherten vertrauten leuthenn, dass er beim Keyser so viel obtiniret, das ihme die güter, so im nahmen Ihr Königl. May:tt von E. Excell. ihme im erzstifft Magdeburg doniret, confirmiret, undt der Churfürst zue Sachssen ihme dieselbe, ob sie gleich geistlich sein unndt zu dess stiffts und dombs intraden gehörig, auf die weise, wie er damit von Ihr Königl. May:tt begabet, überlassenn muss.“ AOSB SA VI, 515. Dieses Gerücht erwähnt auch Pufendorf. Salvius und die Vertreter des Kaisers in Hamburg, die Reichshofräte Johannes Söldner und Frh. Ferdinand Sigismund Kurz v. Senftenau, begrüßten die Bemühungen der Herzöge keineswegs unvoreingenommen, nachdem einerseits Schweden am 24. 2./ 6. 3. 1638 in Hamburg eine Allianz mit Frankreich geschlossen hatte (s. 380210 K 10) und andererseits der Kaiser andere europäische Staaten wie Frankreich und dazu geäch-
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tete protestantische deutsche Stände aus dem Frieden ausschließen wollte. Zusätzlich übte Kurz durch seine Verhandlungen mit Dänemark, die im Falle eines Scheiterns der Friedensvermittlung des Königs dessen Bündnis mit dem Kaiser beinhalteten, Druck auf Schweden aus. Diese Alternative hatte zumindest der dänische Legat Gf. Christian (v.) Pentz (FG 281) 1637 in Wien ins Spiel gebracht. Conermann III, 315; Odhner, a. a. O., 58. Pufendorf erwähnt explizit keine neue Reise Franz Albrechts, berichtet aber: „Paulo post cum Curtius [Kurz v. Senftenau, s. o.] ad Daniæ Regem Glucstadium profectus hunc invitasset, ut conciliandæ paci operam dare vellet, Lauenburgici ægre id ferebant, quod Cæsar ipsorum mediationem minoris, quam Dani videretur facere. [...] Unde Dux Julius Henricus, Curtio viæ à Dano digresso, ad Cæsarem proficiscitur, de præparamentis pacis relaturus, simul Cæsari persuasurus, ut Curtio Collegam pacis cupidiorem adjungeret. Sed ejus frater Franciscus Carolus cum Mithobio [Daniel Mithoff d. J.] paulum adhuc Hamburgi subsistebat, ut instrumentum conficeret circa ea, quæ præparandis pacis tractatibus faciunt.“ (Pufendorf, a. a. O., 345). Das erschien sogar vielversprechend: „Cæterum post digressos Viennam Lauenburgicos Daniæ Rex solus pacis moderamen videbatur affectare.“ (Pufendorf, 352). Am 5. 10. 1638 berichtete der schwedische Sekretär Georg Müller in seinem Schreiben aus Hamburg an Hugo Grotius, daß die beiden Herzöge Franz Carl und Julius Heinrich nach Prag gereist seien und was dazu deren Rat Mithoff an Salvius geschrieben habe. Grotius: Briefwisseling IX, 628, vgl. 674. — Neben der Friedensvermittlung, die erst im Dezember 1641 mit dem Hamburger Präliminarfrieden eine Verständigung der großen Kriegsmächte erreichte (vgl. 370729 K 11 u. 371117 K 8), war Hz. Franz Albrecht auch für die verwitwete Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17) in ihrem Vormund- und Regentschaftsstreit mit dem Schwager Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) beim Kaiser vermittelnd tätig. Vgl. 371009 K 0.
8
Wahrscheinlich bezieht sich F. Ludwig auf den Streit um das Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) entzogene braunschweigische Lehen Lauenau. Vgl. besonders 380100 K 2; zu den Erbauseinandersetzungen vgl. Conermann III, 201.
9
Als Stadtkommandant von Hamburg hätte Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) dem Herzog leicht die Post in der Hansestadt zukommen lassen können.

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