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380904 Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
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Hans von Dieskau an Fürst Ludwig


Hans v. Dieskau (FG 212. Der Tilgende) bestätigt, F. Ludwigs Brief vom 3. 9. 1638 empfangen zu haben. Er gratuliert ihm zur Geburt des Prinzen (Wilhelm Ludwig). — Wegen Krankheit in seiner Familie und wegen seiner Reise im Auftrag der Landstände des Saalkreises zu Joachim v. Schleinitz nach Leipzig konnte Dieskau am vergangenen Sonntag nicht am Abendmahl (in Köthen) teilnehmen. Da sich der Gesundheitszustand nun aber täglich bessere, werde er F. Ludwigs Ruf folgen und Anfang der nächsten Woche mit sei-
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ner Schwester Anna in Köthen erscheinen. — Roggen kostet in Halle der Scheffel nach hallischem Maß 2 Taler und 6 Groschen, Gerste 2 Taler und Hafer 12 Groschen. Wegen der bevorstehenden Saat sei kein zusätzliches Getreide zu bekommen. Fische, besonders zum Aussetzen, wisse er nicht zu beschaffen. Dieskau stellt zur Überlegung, ob sie der Fürst zu Pretzsch bekommen und sie dann auf der Elbe nach Dessau bringen lassen könne.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 17r–18v [A u. Empfangsvermerk: 18v], 18r leer; eigenh.; Sig. [Handschrift: [Bl. 17r]]

Anschrift


A Dem Durchlauchtigen, vnndt Hochgebohrnen Fürsten vnndt Herrn, Herrn Ludwigen, Fürsten zu Anhaldt, Grafen zu Ascanien, Herrn zu Zerbst, vndt Bernburgk, Meinem gnedigen Fürsten, vndt Herrn.
Darunter der Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 4 Septemb. 1638

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Durchlauchtiger Hochgebohrner Fürst,

Euer Fürstl. gnd. seindt meine vnterthenige schuldige Dienste bevohr, Gnediger
Fürst, vnndt Herr.
  Euer Fürstl. gnd. gnediges handtschreiben vom 3ten dieses1 habe ich mit schuldiger Ehrerbietung empfangen, vnndt Euer f. gnd. genediges gesinnen darauß vernommen. Wie Jch nun anfangs von herzen erfreuet, das der Grundtgütige Gott, Euer f. gnd. Liebste gemahlin2 so gnedig entbunden, vndt E. E. F. F. gnd. gnd. vndt das Löbliche Fürstliche hauß Anhaldt, mit einem Reichen See-
gen, vndt Jungen Printzen verehret,
  So wunzsche ich Hingegen von herzen inniglich, das dieser Seegen, nach Gottes willen, zu seiner Ehr, E. E. F. F. gnd. gnd. bestendiger freude, den vnterthanen zu trost, Bekleiben, wohlgerhaten, viele lange Jhar, bey gutter ge-
sundtheit, vndt allem fürstlichen wohlergehen, erhalten werde,
  Sonsten hat mich der meinigen Leibeßbeschwehrung, vndt das Jch vergangenen Freytag, des SaalCreyses3 geschäfte halber, an Jochim Schleunitz4 vf Leipzig verschicket worden, verhindert, das ich dem jungst gehaltenen Abentmahl
nicht beywohnen können,
  Aldieweil ich aber durch Gottes gnade, der meinigen tägliche beßerung verspüre, wil ich nicht vnterlaßen, [Handschrift: [Bl. 17v]] Euer f. gnd. gnedigem begehren zufolge, mich neben meiner Eltisten Schwester5 , anfangs künfftiger wochen, gönnets Gott zu Cöthen einzustellen, den Getreydichkauff dieses orts vor iezo belangent, so gilt Häl. Maaß6 . Der schll. Rocken7 2 Thll. 6 g Gersten 2 Thll. Haffer 12 g. vndt ist deßen bey bevorstehender Saamzeit nichts sonderliches zubekommen. Zu den begehrten Fischen, sonderlich dem Satz8 , welcher allenthalben sehr beynötig, wüste ich vor ietzo keinen Rhat, wiewohl mir vnbewust, ob deßen zu Pretzsch9 zuerlangen, welchen Euer f. gnd. mit bequemer gelegenheit,
vf der Elbe, biß Deßau sich Liefern Laßen könten,
  Wormit Euer f. gnd. neben Dero Liebste gemahlin, vndt Jungen Printzen, Göttlichen Schutz zu gutten aufwesen treulich empfholen, vndt verbleibet zeit seines lebens
  Euer Fürstl. gnd. vntertheniger gehorsahmer Diener
  Der Tilgende mppria.

  Dißkau, den 4ten tag des herbstmonats, im Jhar. 1638.
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Textapparat und Kommentar

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Kommentar

K
1
Unbekanntes Schreiben F. Ludwigs an Hans v. Dieskau (FG 212. Der Tilgende). Zu Dieskau und seinem Briefwechsel mit F. Ludwig s. 371124 K 1.
2
Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38) gebar in Köthen am 3. 8. 1638 Pz. Wilhelm Ludwig v. Anhalt-Köthen (FG 358. 1641). Vgl. 380803.
3
Dieskau war Direktor der Landstände des Saalkreises im Ebst. Magdeburg und hatte in dieser Funktion u. a. die Huldigung des kaiserlich bestätigten Administrators Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (FG 402) durch das Erzstift mit vorzubereiten. Vgl. 371124, 380303 u. 381030.
4
Joachim v. Schleinitz († 11. 4. 1644), kursächsischer Obrist und Generalkriegskommissar. Er wurde gemeinsam mit dem Kommandanten von Leipzig, Christoph v. Drandorff (s.381006 K 4), beschuldigt, im Dezember 1642 die Stadt leichtfertig per Akkord an den schwedischen Feldmarschall Lennart Torstensson (1603–1651) übergeben zu haben. S. Documenta Bohemica VI, Nr. 1369f. Schleinitz wurde unter Hausarrest gestellt, wo er starb. Vgl. Georg Irmer: Hans Georg von Arnim. Lebensbild eines protestantischen Feldherrn und Staatsmannes aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Leipzig 1894, 314 u. 329; Documenta Bohemica VI, Nr. 1051, 1308; Zedler XXXV, 43. Sein Amt als Generalkriegskommissar der kursächsischen Truppen, d. h. als führendes Organ der Militärorganisation und -verwaltung, hatte ihn häufig in Konflikte und Verhandlungen mit dem geplagten Ft. Anhalt verwickelt (Unterhaltsleistungen für die kursächsische Garnison in Magdeburg, Durchzüge, Winterquartiere usw.). Die Versuche der Anhaltiner, Schleinitz zu einer moderaten Behandlung ihres Fts. zu bewegen, trug ihm auch eine goldene Kette, aber nicht die Mitgliedschaft in der FG ein. Vgl. KU II, 530, 716; III, 283, 392, 403, 597, 624f., 655; IV.1, 239ff., 292f.; V, 20, 789 u. ö. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) war im Oktober 1636 in Leipzig mit Schleinitz persönlich zusammengetroffen. Im April 1638 hatte sich Schleinitz in Staßfurt zu Unterredungen mit kursächsischen Generälen aufgehalten; im Mai verlangte er 4000 Rtl. monatlich an anhaltischer Kontribution und im Juli kehrte Caspar Pfau (FG 412. 1644) von Verhandlungen mit dem „vnbarmhertzigen general Commiss. Schleinitz“ nach Bernburg zurück. Am 24. Juli schrieb man erneut an Schleinitz um Aufhebung oder Milderung der anhaltischen Kontribution, „wann es nur bey den verstockten leutten, etwaß helfen vndt fruchten wollte.“ Christian: Tageb. XIV, 218r, 573v f., 575v, 577r, 578v, 586v, 599r, 627r f., 631v. — Vgl. dagegen Conermann III, 169 u. 296 zu Joachims Bruder Hans Georg Haubold v. Schleinitz (FG 169, s. auch 380608A K 7 u. Christian: Tageb. XIV, 219v) bzw. zu seinem Obristleutnant Ernst v. Zanthier (FG 267). — Auch im vorliegenden Falle könnte Dieskau mit Schleinitz wegen des Unterhalts der Magdeburger Garnison verhandelt haben.
5
Nicht Dieskaus älteste Schwester Christina (†1636), Gemahlin Gebhards v. Alvensleben (†1627), sondern — nach deren Tod — wohl die älteste überlebende Schwester Anna v. Dieskau (†1652, 62 Jahre alt). Vgl. König: Adels-Historie I, 231; Dreyhaupt Beylage sub B. Genealogische Tabellen oder Geschlechts-Register. Halle 1750, 204. Hans v. Dieskau und seine Schwester waren reformiert und pflegten daher das Abendmahl in Köthen einzunehmen. S. 390112.
6
Hallisches Maß.
7
Scheffel Roggen.
8
Satz von Sätzlingen, Satz- oder Setzkarpfen, die im Teich zum Auswachsen eingesetzt werden sollten. DW VIII, 1840.
9
Wegen des Elbtransports wohl Pretzsch (Elbe), eine Stadt und auch ein Gut im Umkreis von Wittenberg (südöstlich von Dessau bzw. östlich von Köthen). Ebenso heißen auch Dörfer in der Gegend von Merseburg und Weißenfels. Vgl. aber auch die noch in Dreyhaupt I, 947 erwähnten wüsten Dörfer Pretz (Rittergut Benndorf) und Prötz bzw. Prontz (Rittergut Dieskau).
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