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381006 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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381006

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) dankt F. Ludwig (Der Nährende) für die Aufnahme bei seiner Rückkehr. Er freut sich über das Wohlergehen des Fürsten und die Gesundheit der Wöchnerin Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (Die Nährende. AL 1629. TG 38) und ihres Kindes (Pz. Wilhelm Ludwig. FG 358. 1641). Er werde dem Fürsten in der folgenden Woche gebührlich aufwarten und an der feierlichen Aufnahme eines Obristen (vielleicht Hans v. Rochow. FG 317) in die Fruchtbringende Gesellschaft teilnehmen. — F. Ludwigs Brief und dessen (Psalmlieder-) Korrekturen hat Werder mit der Post an Martin Opitz (FG 200. Der Gekrönte) nach Danzig gesandt. — Ein beiliegender Zettel (Beil. I) enthält Werders Verbesserungsvorschläge für das Reimgesetz des neuen Mitglieds Curt v. Börstel (FG 324).

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 371rv u. 373rv [A u. Eingangsvermerk: 373v], 371v u. 373r leer; eigenh.; Sig. Bl. 372rv eingelegter Zettel (v leer); [Handschrift: [Bl. 371r]] Verbesserungsvorschläge, eigenh. von Diederich v. dem Werder (s. Beilage I). — Ohne Beilage veröffentlicht in KE, 158. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 1439 Nr. 25.

Anschrift


A Dem Nehrenden zu Handen. Cöthen.
Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 6. Octobr. 1638.

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Gegen den Nehrenden thutt sich der Vielgekörnte, wegen wohlgeneigter empfahung von seiner rückreise1 , dienstlichst vndt auf das zierlichste bedancken, erfrewet sich darbeneben aufs höchste, das er den Nehrenden samt der Nehrenden vndt dem kleinen geselschafter-spröslein2 bey erleidtlichema wohlergehen wiederfunden, der Hoffnung, Gott werde, was irgendt hieran noch ermangelt, vndt zubefahren3 sein möchte, in gnaden ersetzen vndt verhüten, warumb sich dan auch der Vielgekörndte, den Höchsten andächtig anzuflehen, schuldig erkent, wirdt auch nicht vnterlassen, künftige woche, geliebts Gott, dem Nehrenden gebürlich aufzuwarten, Auch bey des vornehmen Obersten einhänselung4 zu erscheinen.
  Die Schreiben neben den errinnerungen5 seindt auf der post gegen Dantzig
dem Gekrönten zugesendet worden, hoffe sie sollen wohl zurecht kommen.
Hiermit verbleibet
  Des Nehrenden allezeit dienstwilligster geselschafter
  Der Vielgekörndte.

  Reinsdorff am Glaubenstage6 den 6. WeinMonats. 1638.

I

Verbesserungsvorschläge Diederichs von dem Werder im Reim-
gesetz Curts von Börstel

Beschreibung der Quelle


Q A. a. O., Bl. 372r; eigenh. [Handschrift: [Bl. 372r]]
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8. Gott hatt, die auf der welt am meisten seindt geplagt
oder

7. —————— die Gott hatt zugesagt
8. denselben, die sehr hart seindt in der welt geplagt.1

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Präfix eingefügt.

Kommentar

K
1
Zweck, Ziel und Dauer dieser Reise von Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) ließen sich nicht ermitteln.
2
F. Ludwig (Der Nährende), seine Gattin Sophia (Die Nährende. AL 1629. TG 38) und ihr am 3. 8. 1638 geborener Sohn Wilhelm Ludwig (FG 358), der schon 1641 in die FG aufgenommen wurde. Vgl. zur Geburt des Prinzen 380803; bereits in 380507 eine Anspielung Werders auf das noch ungeborene Kind als künftigem Mitgesellschafter.
3
befahren, sw. V., d. i. befürchten. S. 370422 K II 3.
4
Feierliche Hänselung, d. h. zeremonielle Aufnahme eines neuen Mitglieds in die FG. Vgl. 371220 K 9 u. 510000A. Da der plötzkauische Rat und Hofmeister Curt v. Börstel (s. Beil. I) das letzte im Jahre 1638 in die FG eingetretene Mitglied war und seine Aufnahme in feierlicher Hänselung bereits am 24. 9. erfolgt war (s. K I 1), kann sich die geplante Hänselung nur auf einen Kandidaten im Obristenrang beziehen, dessen Aufnahme (zumindest 1638) nicht zustande kam, oder auf ein bereits aufgenommenes Mitglied, das sich nachträglich dem Aufnahmeritual zu unterziehen hatte. Als ein solches käme der kursächsische Obrist Hans v. Rochow (FG 317. 1638) in Frage. Vgl. 380128 K 18. Im August, September und Anfang Oktober 1638 lag Rochows Regiment, das zur Unterstützung der kaiserlichen und kurbrandenburgischen Truppen nach Brandenburg, Mecklenburg und Pommern abgeordnet war, allerdings im ksl. Feldlager bei Malchin und bei Wusterhausen, wo es am 12. 10. den Befehl zum Ausrücken erhielt. Vgl. Documenta Bohemica VI, Nr. 674 u. 683 und die Briefe Christian Ernst (v.) Knochs (FG 268) an F. Ludwig vom 3. 9. u. 12. 10. 1638 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 21rv u. 18r–19v). Daß sich Rochow Anfang Oktober bei seinem Regiment aufhielt, ist anzunehmen, da Knoch in seinem genannten Brief vom 12. 10. F. Ludwig anläßlich der desolaten Lage im Heer der Kaiserlichen und ihrer Verbündeten berichtete, die Obristen Rochow und Hans Georg Haubold v. Schleinitz (FG 169; vgl. 380608A K 7 u. 381107) „wuntschen sich offte nacher Cöthen sich ein wenigk wieder zue laben“. Diesen Wunsch hätte Rochow, wenn überhaupt, angesichts der militärischen Lage wohl nur sehr kurzfristig „künftige Woche“ verwirklichen können. Vgl. auch 381107. In 380608A ist bereits dunkel von der möglichen Aufnahme des kursächsischen Obristen Hans Bastian v. Zehmen die Rede. Vgl. auch 380609A u. 380619. Zehmen sollte aber am 21. Juli einem Duell zum Opfer fallen (vgl. 380608A K 7), so daß nun auch sein Nachfolger als Kommandant Magdeburgs — der Obrist Christoph v. Drandorff [Trandorff], Verwandter August Adolfs v. D., des Verteidigers von Leipzig gegen Johan Banérs (FG 222) Belagerungsheer im Frühjahr 1637 (vgl. 370113 K 1, 370715 K 6, 380608A K 7; Engerisser, 189; KU IV.1, 47ff., 382: August Adolph v. Drandorff als Kdt. zu Magdeburg, Dezember 1638; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 374), — theoretisch für eine Aufnahme in Frage käme. Es wäre dann darum gegangen, ihn als FG-Gesellen an die Anhaltiner zu binden und in Fragen der von Anhalt an die Magdeburger Garnison zu leistenden Kontribution wohlwollend zu stimmen. Von einer solchen Überlegung schweigen aber die uns bekannten Quellen. Daß es nicht zu einer Aufnahme Drandorffs kam, ist wohl angesichts seiner Rücksichtslosigkeit bei der Eintreibung der anhaltischen Kontribution im Spätsommer 1638 verständlich, auch wenn er sich zu Vermittlungsdiensten gegenüber dem „vnbarmhertzigen“ kursächsischen Generalkriegskommissar Joachim v. Schleinitz (s. 380904 K 4) erbot. Vgl. 380608A K 7; Christian: Tageb. XIV, Bl. 621r (5. 7. 1638), Bl. 627r (17. 7.
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38) u. Bl. 632v (27. 7. 38); XV, Bl. 12v, Bl. 13v u. Bl. 15r (17., 20. u. 21. 8. 38: Drandorff läßt die anhalt. Kontribution gewaltsam eintreiben), 30v (21. 9. 38: Verdacht „böser affection“ Drandorffs), 35v (29. 9. 38: „Poco rispetto“ Drandorffs) usw. Vgl. ferner KU IV.1, 47ff., 381; IV.2, 1ff. Insgesamt lassen sich die beiden Drandorff und die Brüder Schleinitz in den historischen Nachrichten nicht immer zweifelsfrei unterscheiden.
5
„Erinnerungen“ (s. 380828 I), d. h. Verbesserungen F. Ludwigs bzw. der FG zu Martin Opitz’ (FG 200. Der Gekrönte) Psalmliedern: Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S. 371030 K 4. In 380828 hatte F. Ludwig Opitz gegenüber angekündigt, daß Werder diese Erinnerungen übersenden werde.
6
Am 6. 10. wurde des Martyriums der hl. Jungfrau Fides (3. Jh.) gedacht, einer Tochter bzw. personifizierten Tugendallegorie der hl. Sophia. Ökumenisches Heiligenlexikon; Grotefend I, 63 u. II.2, 101; Kalender Herlitz 1646.


K I
1
Die Formulierung der beiden letzten Verse wurde von F. Ludwig in das GB Kö. übernommen. Zit. in Conermann III, 370 (Reimgesetz von Curt v. Börstel [FG 324. 1638]). Vgl. 381007 K 4. Börstel war damals Rat und Hofmeister F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG 46). Am 13. August 1638 hatte er sich mit der Plötzkauer Kammerzofe Anna Catharina v. Dieskau in Plötzkau vermählt. Vgl. Conermann III, 370; Christian: Tageb. XV, Bl. 7v u. Bl. 10vf. Seine Aufnahme in die FG fand im Rahmen der Feierlichkeiten zur Taufe Pz. Wilhelm Ludwigs v. Anhalt-Köthen (FG 358; s. K 2) in Köthen statt. Tags zuvor, am 22. 9., war Börstel mit F. Ernst Gottlieb v. Anhalt-Plötzkau (FG 245, vgl. 380302 u. 380427) in Bernburg eingetroffen, um am nächsten Tag gemeinsam mit F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) nach Köthen zu fahren. Neben einigen fl. Verwandten nahmen an der Tauffeier u. a. auch Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69, vgl. 380000) und der Oberst Bernd v. Hagen gen. Geist (FG 236) teil. Christian: Tageb. XV, Bl. 32rff. Unter dem Datum des 24. 9. ist dort zu lesen: „Heutte hatt man abermals in fröligkeitt, ansehlicher tractation, vndt conversation, auch spiehlen, vndt tantz (zu abends) sich ergetzett vndt die zeitt mitt der vorseyenden festivitet hingebrachtt. Bey der Abendtmahlzeitt, wurde Curtt von Börstel, gehänselt.“ A. a. O., 33r; vgl. auch 371220 I.

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