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381007 Fürst Ludwig an Herrn Hans Georg von Wartenberg
[Inhaltsverzeichnis]
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Fürst Ludwig an Herrn Hans Georg von Wartenberg


F. Ludwig (Der Nährende) dankt dem Herren Hans Georg v. Wartenberg (FG 143. Der Fortjagende) für dessen Gesellschaftsbrief vom 1. 9. 1638 a. St. Leider könne er Wartenberg kein GB 1629/30 schicken, da er über keine Exemplare mehr verfüge. Das Buch habe wegen des Krieges noch nicht wieder aufgelegt werden können, obwohl die Anzahl der Mitglieder mittlerweile auf 324 gestiegen sei. Ludwig könne zur Zeit auch nicht, wie von Wartenberg erbeten, an ein gewisses Mitglied schreiben, sondern müsse damit so lange warten, bis die Wege sicher seien. — F. Ludwig schickt Wartenberg ein Versgedicht (seine „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“) und kündigt das Erscheinen anderer Arbeiten an, besonders seine in derselben Versart (Alexandriner) geschriebene Lehrdichtung Das Buch Hiob (Wittenberg 1638). Er werde ihm die Neuerscheinungen über einen Korrespondenten in Leipzig zukommen lassen, wenn Wartenberg diesen benenne.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen:V S 544, Bl. 19rv, 19v leer; eigenh. Konzept. [Handschrift: [Bl. 19r]] — Ohne Schlußkurialien veröffentlicht in KE, 32f. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 951 Nr. 83 (Adressat fälschlich „Kolbe v. Wartenberg, Hans Georg“ genannt).

Anschrift


A Fehlt.
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Gegen dem Fort-Jagenden bedancket sich der Nehrende bestes fleisses, das er ihn vom 1./11. Herbstmonats, so den andern dieses eingeliefertt mitt einem gesellschaft brieflein1 begrussen wollen, erfreuet sich seines gutten auffwesens, mitt angeheftem wuntsch, das es ihme fortjagenden sonsten auch mitt den seinigen nach seinem selbst-eigenen begehren und verlangen ergehen möge: das anderweitt gefoderte gesellschafftsbuch2 wolte der Nehrende gern uberschicken, weill aber deren stucke keinea mehr vorhanden, auch wegen der eingefallenen beschwerlichen undb noch wehrenden Kriegsläufte solches nicht wieder zum druck auffgelegett werden können, unangesehen die gesellschaft noch immer hatt zugenommenc , und bis diese stunde an ein3 dreyhundertt vier und zwantzig personen gelanget,4 so hoffet der Nehrende bey dem FortJagenden hierunter fur diesmall bester massen entschuldigett zu sein: Es möchte auchd Nehrender zwart an bewusten gesellschafter5 begherter massen gerne schreiben, weill aber die sicherheitt solche schreiben fort zu bringen gar nichtt vorhanden, so muss er es bis zu derselbene gelegenheitt anstehen lassen, und sol zu einer solchen sicheren zeitt nicht vergessen werden.
   Es ist furf eine wenige zeitt beygefugtes Reimgedichte6 herauskommen,g dessen der fortjagende hiermitt theilhaftig gemacht wirdt: Also werden auch in kurtzen andere feine sachen ans tagelicht kommen, insonderheitt das buch Hiob7 in dergleichen Reimen mitt nutzlichen lehren uber iedes Capittell ubergesetzt; Wan dan dem fortjagenden belieben möchte iemandes in der nähe, sonderlich zu leipzig8 zu nennen, deme dergleichen zuzustellen, sollenh ihme sothanei bucher und stucke vom Nehrenden dahin willig ubermachet werden. Jn dessen befhielet fortJagenden der Nehrende in den sicheren schutz Gottes des
allerhöchsten, und verbleibet
  Desj fortjagenden freundwilliger gesellschafter
  Der Nehrende
  Geben in der Kessellstadt9 am Amelien tag10 den 7. Weinmonats 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Eingefügt für <nicht>
b
Bis wehrenden am Rand ergänzt.
c
Eingefügt.
d
KE noch
e
Eingefügt für <entstehender>
f
Folgt <war>
g
Folgt <davor>
h
KE solten
i
sothane bücher und stucke eingefügt für <dergleichen sachen>
j
Passus fehlt in KE.

Kommentar

K
1
Unbekanntes Schreiben in Sachen und im Stil der FG durch den Herren Hans Georg v. Wartenberg (FG 143. Der Fortjagende) an F. Ludwig (Der Nährende) gerichtet.
2
GB 1629/30. Nach der Mitteilung in 380810 hatte F. Ludwig erst kürzlich noch ein Exemplar wohl dieses Werkes Hz. August v. Sachsen-Lauenburg (FG 294) schicken können. Vgl. 380810 K 4 u. Conermann I. Ein erweiterter, jedoch nicht illustrierter Druck des GB 1629/30 erschien erst 1641.
3
Ungefähr. S. 380110 K 6.
4
Bis auf Curt v. Börstel (FG 324), der am 24. 9. 1638 mit der Hänselungszeremonie in die FG aufgenommen worden war. Vgl. 381006 K I 1.
5
Unbekannt.
6
F. Ludwigs 1637 (und wiederum 1643) erschienenes Lehrgedicht „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“. S. 371027 K 2. F. Ludwig verweist auf die gleiche Versart (Alexandriner) in diesem Büchlein und in dem folgenden (Anm. 7).
7
F. Ludwigs Lehrdichtung u. d. T.: Das Buch Hiob/ | Nach der Hebreischen Grund- | sprache Gottsfürchtiger vnd gelehrter | Lehrer Auslegung: | Jn zwölf vnd dreyzehen silbige deutsche | Reime gesetzt/ | Sampt den Jnhalt des gantzen Buchs/ | Vnd | Einer kurtzen erzehlung/ wer dieser | heilige Mann gewesen/ vnd zu welcher | zeit er gelebet. | Die Jnhalte seind bey jedem Capittel anfangs | in ein vierzeiliches gesetz/ | Die Lehren aber zu ende deßelben in sechs zeilige | gesetze verfaßet. | [Zierleiste] | Wittenberg/ | Gedruckt bey Johann Röhnern/ der Vniversität | Buchdrucker/ im Jahr 1638. Vgl. IP, 329r, 333v u. 334r. HAB: 235.9 Theol. (1); FB Gotha: Poes. 4 p. 308; SUB Göttingen: Th. Bibl. 732/60; ULB Halle: Id 3326; BL London: 3165. df. 31; UL Yale (Faber du Faur I, Nr. 267). Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 415–417; Dünnhaupt: Handbuch, 2612 (Art. Fürst Ludwig v. Anhalt-Köthen, Nr. 9). Der Brief, mit dem der am 9. 10. 1637 verstorbene Hofmeister F. Ludwigs, Friedrich v. Schilling (FG 21. 1619. Der Langsame), Opitz Teile dieses Werks vor der Veröffentlichung — offenbar zum Zweck der Durchsicht — übersandt hatte, ist verschollen. Vgl. auch 371222 K III 0, 380226 K 1, 380606 K 3, 381218, 381224, 390110, 390310, 390514, 390630 u. 390807. Zum Werk vgl.Diane Trutta-Szabo: Prince Ludwig of Anhalt’s Book of Job: An Example of Christian Hebraism during the Thirty Years’ War.Phil. Diss. University of Pittsburgh 1998. — F. Ludwig mag Wartenberg bald darauf dieses Buch zusammen mit der folgenden kleinen Sammlung gesandt haben, die etwa zur selben Zeit wie Das Buch Hiob erschien: Geistliche Lieder | vnd | Psalmen. | [Linie] | Gedruckt im jahr 1638. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 74r–80v u. 1 unfol. leeres Bl. (also 4° 8 Bl.; 2. Expl.: Bl. 81r–87v u. 1 unfol. leeres Bl.); SLB Dresden; SUB Göttingen: Th. Bibl. 732/60; Württemb. LB Stuttgart. In den drei zuletzt erwähnten Exemplaren ist die Anthologie hinter Das Buch Hiob gebunden. Kollation: 4°; Titelbl., Rücks. leer; Bl. A ij r – A iij r „Der Ander Psalm.“ (Inc.: „HJlf Gott wie geht das immerzu“) 9 Str., [schon in: Form Der Gebete und anderer Kirchendienste/ für die Pfarrern des Fürstenthumbs Anhalt/ Cöthnischen Theils: ... Sampt etlichen hierzu gesetzten geistlichen Liedern (Cöthen 1629); s. 270406 K 11, 380504 K 14. S. 135–138]; A iij v – [A iiij]r „Der 127. Psalm.“ („VErgebens ist die müh vnd kost“) 5 Str.; [A iiij]v – B r „Der 103. Psalm.“ („ES lobe Gott den HErren“) 4 Str.; B r – Bij v „Lehr vnd Trostlied von dem wercke der Erlösung.“ („JHr Christen freut euch ins gemein’ | Jhr/ wollet frölich springen“) 10 Str.; B ij v – B iij v „Das Liedt von der heiligen Tauffe in etzlichen reimen verbessert.“ („CHrist vnser HErr zum Jordan kam | Nach seines Vaters willen“) 7 Str.; 1 Bl. (Bl. B iv) leer]. Dünnhaupt: Handbuch, 2613 (Art. Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, Nr. 10) vermutet zurecht, daß die anonym und ohne Angabe des Druckorts erschienene kleine Sammlung religiöser Gedichte von Johann Röhner in Wittenberg gedruckt worden ist. Die Sammlung ist nämlich nicht nur hinter F. Ludwigs Nachdichtung Das Buch Hiob (Wittenberg 1638: Johann Röhner) gebunden, sondern auch zum Teil mit denselben Lettern gedruckt. Vgl. z. B. die Zierbuchstaben h, G, L und V. S. Conermann: Fürstl. Offizin, 136 Anm. 54. Im Lied auf den 127. Psalm spricht der Autor von Gott als Hüter des menschlichen Regiments — was in der Bibel fehlt. Auch von Gottes Gabe der Kinder ist die Rede. Das steht zwar im Psalm, paßt aber auf das Geburtsjahr Pz. Wilhelm Ludwigs v. Anhalt-Köthen (3. 8. 1638, vgl. 380803). Für Ludwigs Autorschaft spricht unmittelbar der Nachweis einer Handschrift in IP, 344r: „Sr F. Gn. geschriebene Psalm undt Geistliche Lieder, wie auch Sr F. Gn. Geselschaftt reimen.“ 1638 vollendete F. Ludwig auch seine große Dichtung auf die biblischen Psalmen. Vgl. auch IP, 337v: „Convolut Manuscriptorum Sr. Hochseel. Fürstl. Gnd. darin unterschiedliche Geistliche gesänge undt Psalmen auch Sr. F. G. Reiße carminice(?) deutzsch“ (Ludwigs in Verse gebrachte Beschreibung seiner Reisen in die Niederlande, nach England, Frankreich und Italien 1596–1599 in Beckmann: Accessiones, 165–292). — Die Anziehungskraft des Hiobthemas, die Bewährung des Glaubens in der Anfechtung, gerade in den unablässigen Kriegs- und Krisenerfahrungen jener Zeit mag Diederich v. dem Werder in seinem Schreiben an F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) vom Dezember 1638 verdeutlichen: „Summa alle tage newe hiobische Zeitungen. Gott wende vndt ende es“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau A 10 Nr. 76, Bl. 1r).
8
Eine Privatperson oder ein Kaufmann zu Leipzig, mit dem Wartenberg korrespondierte.
9
Zu F. Ludwigs Ableitung des Ortsnamens Köthen vom wendischen Wort für „Kessel“ s. 380328 K 8.
10
Der Tag der hl. Amalia (Amalberga) wird im römischen Heiligenkalender i. d. R. am 10. 7. (Ökumenisches Heiligenlexikon; stellenweise auch am 22. 10., s. Grotefend II.2, 60) gefeiert. S. auch Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Innsbruck, Wien 1988, 158f.; Vollständiges Heiligen-Lexikon. Hg. Johann Evangelist Stadler u. Franz Joseph Heim, fortges. v. J. N. Ginal. 5 Bde. Augsburg 1858–1882, Ndr. Hildesheim, New York 1975, Bd. 1, 128. Der offenbar von Diederich v. dem Werder benutzte Kalender des David Herlitz jedoch vermerkt zumindest in der Ausgabe Kalender Herlitz 1646 den 8. 10. als Tag der hl. Amalia, der Kalender Zerbst 1654, 568 aber den 7. 10.

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