K
Wahrscheinlich ging dieses Schreiben verloren. Das dem
vorliegenden Brief vorausgehende Schreiben Knochs stammt vom 12. 10. 1638 (a. a.
O., Bl. 18r–19v), der folgende Brief Knochs aus Seehausen/ Altmark stammt vom 20.
– 22. 11. 1638 (a. a. O., Bl. 27r–28v, 25r–26r). Die allgemeine Lage auf dem
(bisher kaum erforschten) nordostdeutschen Kriegstheater war dadurch
gekennzeichnet, daß der schwedische Feldmarschall Johan Banér (FG 222), der seit
dem Frühjahr 1638 seine Truppen von 7000 auf 21000 Mann verstärkt hatte, nach dem
Scheitern der geplanten Sommer-Offensive der ksl.-kursächs.(-kurbrandenburg.)
Armee seine gefährdete Stellung an der pommerschen „Seekante“ behaupten und einen
neuen Feldzug nach Süden vorbereiten konnte. Ungenügend verproviantiert, kaum noch
beritten und von Pest geschwächt, wurden die Truppen unter dem ksl.
Generalleutnant Gf. Matthias Gallas durch die ihnen seit Ende September auf dem
Fuße folgenden Schweden von Lager zu Lager aus Vorderpommern nach Süden und
Südwesten gedrängt, ohne daß Banér ihnen eine Entscheidungsschlacht anbieten mußte
— „wiewohl wier vnßerseitß nichtß alß die
batallie
desideriren“, da andernfalls
der „total ruin so einer schonen
Armee“ drohe (Knoch an F. Ludwig, 3. 9. 1638, a.
a. O., Bl. 21rv). Vgl. zur Kriegslage zw. der nördlichen Oder und Elbe zuletzt
380605 K 7, 8 u. 10; unten Anm. 7; Lothar Höbelt: Wittstock und die Folgen. Vom
Prager Frieden zur Wende des Krieges. In: Museum des Dreißigjährigen Krieges
Wittstock/ Dosse. Hg. Kreis Ostprignitz-Ruppin. Kat.-Red. Katrin Hinz, Martin
Winter. O. O. u. J., 56–66, hier 63ff.; Fritz Schroer: Das Havelland im
Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Mark Brandenburg. Erg. u.
hg. v. Gerd Heinrich. Köln, Graz 1966, 93f. Der Wechsel der Schreiborte in den
Berichten des kursächsischen Obristleutnants Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268)
an F. Ludwig zeichnet das Zurückweichen der Alliierten vor Banér nach, von
Wittstock in der Ostprignitz
(27. 6./ 7. 7., 18. u. 20. 7. 1638) über Malchin im
östlichen Mecklenburg (3. 9. 1638) und Wusterhausen in der Ostprignitz (12. 10.
1638) schließlich nach Seedorf (381107) u. Lenzen an der Elbe bzw. Seehausen in
der Altmark (20. – 22. 11./ 30. 11.– 2. 12. 1638). Vgl. die genannten Briefe in
der Akte des LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94. Auf dem
Obersächsischen Kreistag, den der sächsische Kurfürst für den 1. 11. 1638 nach
Leipzig berufen hatte (vgl. 381030 K 2), wurde auf Druck des Kaisers und der
Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen die Kriegssteuer auf 150 monatliche
einfache Römerzüge erhöht. Gallas hatte durch seinen Generalauditeur die Steuer
besonders dringlich gefordert, falls „nicht in gar geringer Zeit die gantze armée
Zu scheitern gehen solte“ (
KU IV.1, 378). Zwar erklärte der
Kreistag zusätzliche Kontributionen kleinerer Stände (wie Anhalt oder
Sachsen-Weimar für die Besatzungen im Magdeburgischen bzw. auf der Veste Coburg)
für abgeschafft, jedoch behandelte z. B. der sächsische Kurfürst die Rücknahme
seiner magdeburgischen Forderungen dilatorisch. S.
KU IV.1,
365–382. Am 20. 11. warnte Knoch F. Ludwig, daß die Führung der ksl. Armee in
Aulosen und die der kursächs. Truppen unter Feldmarschall Morzin (s. Anm. 31) in
Groß Garz in der Altmark lagerten und die anstehende Rückführung der Truppen in
die Winterquartiere auch dem nahen Anhalt drohte. Damals geriet auch Knochs
Vetter, der kursächsische Obristleutnant Hans Friedrich (v.) Knoch (FG 453. 1646),
unversehens in schwedische Gefangenschaft. Am 12./ 22. 1. 1639 mußte F. August v.
Anhalt-Plötzkau (FG 46) in seinem Schreiben an Ks. Ferdinand III. den durch den
Durchzug der Reichsarmee erlittenen großen Schaden mitteilen, „Jndem so balt
gedachte E. K. M. Reichs Armée bey Seehausen dießeit über die Elbe gesetzt, die
meisten Völcker sich von der Armée abgethan, biß vf 25 Meilen excurrirt, vnser
Fürstenthumb durch vnd durch gestreift, so wohl Dörfer als etzliche Städte
überweltigt, außgeplündert, Adeliche vnd andere StandesPersohnen ermordet, vnd
verwundet, theilß Dörffer in Brandt gesteckt, Theilß ohne noth nieder gerißen,
Baurenkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten vnd gegessen,
Dergleichen erschreckliche vnd Barbarische Proceduren, alß bey diesem Kriege
niemalß vorgangen, verübet, vnd das Land alß noch niemahls geschehen, also
verderbet, vnd ruiniret, daß nunmehr fast Niemandes sich vf dem Lande aufhalten,
viel weniger das Feld bestellen, noch die ReichsAnlage abführen kan“ (
KU IV.1, 385). Das seit dem Sommer 1637 geworbene, über 9000
Mann starke kurbrandenburgische Kontingent unter Johann Caspar v. Klitzing
brachte, als es sich im August 1638 mit ksl. und kursächsischen Truppen verband,
keine Entlastung, da es in seiner Ausstattung, Verpflegung und Organisation durch
Mangel aller Art stark beeinträchtigt war. Der Leiter der kurbrandenburgischen
Politik, Gf. Adam v. Schwarzenberg, schrieb aus Cölln a. d. Spree am 13./ 23. 1.
1639 — als er seine kleine Armada schon wieder auf etwa 4600 Mann reduziert hatte
—, die Verbündeten hätten nicht nur in Pommern die letzten Plätze verloren,
sondern seien nun auch in der Kurmark am Ende, denn „die meiste und beste
Provincien, als New: Ucker: Alt: und Mittelmarck, nebst der Priegnitz und
Graffschafft Ruppin, bis auf die Vestungen und ein paar geringe zu nechst an
denselben gelegene districtus, seind nunmehr also durchgehend depopuliret,
funditus zu boden getrieben und zum desolat gemachet sein, daß bey Menschen
gedenken deren redintegration nicht hinwieder zuhoffen“. Zit. nach Ulrich Kober:
Eine Karriere im Krieg. Graf Adam von Schwarzenberg und die kurbrandenburgische
Politik von 1619 bis 1641. Berlin 2004 (Quellen und Forschungen zur
Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 2), 374 Anm. 124.
Augustus v. Hanow (FG 250. Der Glänzende), seit 1635
kursächsischer Oberst. Vgl.
ADB X, 523f.;
AOSB SA VI, 265, 277 u. 861;
Conermann III,
275ff.;
Documenta Bohemica VI, Nr. 930.
Es handelt sich wahrscheinlich um Georg v. Dewitz
(1591–1650), der seit den dreißiger Jahren (bis 1643) in schwedischen Diensten
stand. Vgl. Gerd Heinrich: Staatsdienst und Rittergut. Die Geschichte der Familie
von Dewitz in Brandenburg, Mecklenburg und Pommern. Mit einem Vorwort von
Fritz-Jürgen von Dewitz. Bonn 1990, 85, 89f. u. 384 (Porträt). Vgl. auch
AOSB SA VI (auch „Debiz“:) 178, 218, 274, 291, 293,
298, 327
u. 864;
Engerisser, 310, 317, 345 (Erhard Debitz, Kdt. von
Nördlingen 1634); P. Gantzer: Geschichte der Familie v. Dewitz. Bd. 1–3. Halle
1912–1918, I, 621, II, 53, 72, 74, 76f., 80, 85–91, 101, 110f., 116f., 129, 174,
III, 9, 168, 170f., 173f., 176, 216, 228, 251 u. III B 10, 17.
Wolff v. Glaubitz, Oberst in schwedischen Diensten (1635
unter Banérs, 1637 unter Leslie’s Oberbefehl in der Westfäl. Armee Schwedens); zur
Namensansetzung vgl.
AOSB FA XV, 629 (Register) u.
AOSB SA VI, 218, 220, 222, 226, 227 u. 397f. — Im
Theatrum europaeum III, 991 (HAB: Ge 4° 54) wird wohl dieses
Treffen wie folgt dargestellt: Der ksl. Reiterobrist Gf. (Alberto Gaston Spinola
de) Bruay habe am 29. 10. 1638 „mit 500. Reutern/ vnd einer anzahl Tragonern/ den
Schwedischen zu Boitzenburg einen vnverhofften Einfall gethan/ 2. Regimenter/ als
das Debitz- vnd Clausanitzische [!] zu Pferd gantz ruiniert/ also daß von den
Schwedischen ein Obrister Leutenant/ 4. Rittmeister/ 3. Corneten/ vnd viel andere
Officirer/ beneben 360. gemeiner Knecht auff dem Platz geblieben/ 5. Standarten
erobert/ vnd in etlich 100. Pferdt davon gebracht worden.“
Lenzen, kurbrandenburg. Städtchen mit Schloß in der
Westprignitz, an der Elbe unweit Dömitz in der fruchtbaren Lenzer Wische gelegen.
Ritter: Lexicon9 II, 54. Vgl.
Merian:
Topographia (Brandenburg-Pommern 1652), 72: „Ann. 1638. im Octobri/ ward
dieser Orth von den Schwedischen vßgeplündert: vnd das folgende 39 Jahr/ den 1.
Octobris/ von den Brandeburgischen selbsten.“ Die Schweden belagerten auch die
nahegelegene mecklenburgische Festung Dömitz. Vgl. Anm. 7 und die Ermahnung Ks.
Ferdinands III. an seinen Generalleutnant Gf. Matthias Gallas, Dömitz und Plau am
See stets stark zu besetzen und ausreichend zu versorgen. Sie waren im Januar 1639
die letzten ksl. besetzten festen Plätze in Mecklenburg. S.
Documenta Bohemica VI, Nr. 714 (6. 11. 1638 n. St.) u. 715 (8. 11. 1638);
vgl. H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658.
Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98f.;
Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v.
Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f.
mecklenburg. Geschichte u. Altertumskunde. 72 (1907), 1–84, hier 12 u. 14.
Wiederholt drängten damals der Monarch bzw. Gallas Kf. Johann Georg I. v. Sachsen
und Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231), ihre Truppen mit den
kaiserlichen zu vereinigen, um Banér erfolgreich bekämpfen zu können. A. a. O.,
Nr. 710, 714 u. 715. Der Kurfürst antwortete Gallas am 19./29. 10. 1638, gemäß dem
Abkommen von Leitmeritz unterstelle er ihm seine Truppen, ausgenommen die
Besatzungen von Wittenberg und Magdeburg.
Documenta
Bohemica VI, Nr. 712.
Vielleicht ,miserum‘ statt ,miserium‘. Vgl.
Maigne d'Arnis, 1451: „MISERUM. — Injuria, damnum, quo quis
miser efficitur; tort, dommage.“ Zur Verknüpfung mit ,schmelzen‘ vgl.
DW IX, 1021:
Verbindungen wie zorn,
kummer schmelzen,
lindern, mildern.
Lager von Malchin in Mecklenburg, südöstl. von Güstrow. Am
14. 5. 1638 hatte der ksl. Generalfeldzeugmeister Frh. Hans Wolf v. Salis (s.
380605) bereits aus Malchin an Gallas und an Klitzing geschrieben.
Documenta Bohemica VI, Nr. 613. Etwa um den 12. 8. 1638
vereinigten sich hier Knochs Kursachsen und die Kurbrandenburger (Knoch an F.
Ludwig 3. 9. 1638, s. Anm. 1). Gallas nahm sein Quartier in Malchin erst Anfang
September, um hier gegen einen Zug Banérs von Demmin (an der Peene, Vorderpommern)
her gerüstet und bei einem möglichen Vorstoß der Schweden nach Süden günstig
postiert zu sein.
Documenta Bohemica VI, Nr. 683 (5. 9.
1638 n. St.). Knoch spielt in seinem Brief also nicht auf einen bei Malchin
erfochtenen Sieg an, sondern auf die Selbstbehauptung der Verbündeten und ihre
großen Mühen. Am 3. 9. 1638 hatte Knoch an F. Ludwig aus dem Lager von Malchin
auch geschrieben, Banér, der noch in Tribsees [s. Anm. 14] still liege, wolle eine
Schlacht solange vermeiden, bis der ksl. General Gallas die verbündeten
Kurbrandenburger und Kursachsen verlassen habe und weiter ins Reich marschiert
sei. Die damalige Lage faßte Knoch so zusammen: „Sonsten ist die noht
zimblich
groß bey vnß, die Pf
erde die sterben sehr, die nicht an der
Krangkheit, vor Hunger, keine zuefuhre oder
prouiant vor die
Soldatesca vndt haben
viel in 8 tagen kein brodt gesehen, auch weil auff ein 12 meilen nichteß mehr vndt
alleß ruiniret, keine Anstellung aber von weiten nicht gemachet wirdt, alß wirdt
der
Soldate außzuereiten vndt auszuelauffen vnndt auff ein 20 meilen seine
Lebenßmittel zueholen vndt zuesuchen gezwungen, [...] haben also 4 große Feinde,
sterben der Pferdte, Hunger, Peste, vndt einen starcken verschlagennen Feindt
welche eine
Armee balt
consumiren vndt zum vntergang nötigen vnndt zwingen
können.“ A. a. O., Bl. 21rf. Diese Einschätzung bestätigt schon ein Schreiben des
kurbrandenburg. Geheimen Rats Friedrich v. Blumenthal an den leitenden Minister
Gf. Adam v. Schwarzenberg v. 14. 8. 1638: „ist es unmüglich das unser volck konne
3 wochen erhalten bleiben, wo wir nicht proviant bekommen [...].“ Zit. nach Kober:
Schwarzenberg, 373 Anm. 122. Vgl.
Christian: Tageb. XV,
27rf. (12. 9. 1638), dessen Eintrag ganz offenbar auf Knochs Bericht an F. Ludwig
vom 3. 9. zurückgeht: „Z
eitung von Malchin, daß die
conjungirte Kays. ChurS. Vndt ChurBrand. Armèen an die 20000 Mann starck, suchen
mitt gl. Bannern zu schlagen, welcher biß dato nicht dran gewollt. Schwed
en leiden mangel an gelde, Jm Kays. Läger mangelts an
proviandt, die pest regiert darinnen, die pferde sterben, vndt haben den feindt
vor sich. Es dörften solche angustiae diese schöne armèe sehr consumiren.“ — Am
12. 10. 1638 berichtete Knoch dem Fürsten aus Wusterhausen (a. d. Dosse, zwischen
Havelberg u. Ruppin), daß Gallas („Jh. Ex.“) am 24. 9. von Malchin über Waren am
Müritzsee, Röbel, Wittstock, (Alt- oder Neu-)Ruppin vndt Fehrbellin ins Havelland
aufgebrochen sei, um dort seinen Truppen Erholung zu verschaffen. „Vnsere
Armee
hatt sich vmb wusterhaus
en[,]ferbelin vndt Ruppin zertheilett kan aber weil nichts aldar zue leb
en nicht lange lieg
en bleib
en, eß seye den, daß sie vollendts zue scheitern gehe. Die
nott so bey vnß ist nicht genugsamb zuebeschreib
en dan der
gemeine soldat sich in 4 woch
en mit nichts anderm alß obst,
erhalt
en müß
en. [...] in
Malchinsch
en läger hab
en theils
schon katz
en vndt hunde vor has
en
vndt meuse vor krambs vogel gegeß
en, die armen pferde
müss
en mitt dem funden [
lies:
gefundenen] graße vorlieb nehm
en, was ein solches vor ein
ende gewinn
en wirdt, gibt die zeitt[.] Deß feindes
intent
steht nach dem Weserstrom, kan eß auch ins wergk setz
en,
dan unß noch zur zeitt Demitz [Dömitz] zue
cediren. Wan eß
attaquirt wirdt vnmögklich sonst also der
Kriegk sich diß
Jhar noch in Düring
en spiel
en werde,
dan er von dem Weserstrom daß abseh
en auf Erfurdt hatt,
durfte also noch wunderlich ablauff
en.“ (A. a. O., Bl.
18rv). Tatsächlich war Banér am 25. 9. „mit der gantzen armee“ aus Tribsees (s.
Anm. 14) aufgebrochen, fand Malchin am 26. 9. vom Feind verlassen vor, setzte
diesem weiter nach, fand aber bei seinem Vorrücken nach Südwesten in den vom Feind
verlassenen Gebieten „nichts alls sand und lufft und gar genau ein wenig dürre
gras übrig, sondern alles vom feinde bis auff den erdboden verheeret und
verzehret, auch kein bürger oder bauer am leben oder in seinem hause zu finden“.
Am 28. 9. erfuhr Banér in Grubenhagen (bei Krakow am See), daß sich der Feind
„nach Lentzen“ zurückgezogen habe, so daß es scheine, er wolle sich längs der Elbe
postieren. Seinem damaligen Ziel („haubtzweck“), „den feind über die Elbe zu
poussiren“, war Banér damit beträchtlich nähergekommen, ohne daß er eine Schlacht
hätte wagen müssen. S. Banérs Schreiben an Oxenstierna d. d. Grubenhagen, 28. 9.
1638 in
AOSB SA VI, 563–565. Aber auch Banér war allein
schon durch die Auszehrung der pommerschen und mecklenburgischen Quartiere
gezwungen, seine Armee fortzuführen — die Festung Dömitz einzunehmen und in die
von den Kaiserlichen bereits wieder verlassene Altmark vorzurücken war am 30. 12.
1638 sein nächstes Ziel. A. a. O., S. 576.
D. h. ungefähr, s. 380110 K 6.
Hans v. Rochow (FG 317. 1638. Der Beliebte), kursächs.
Obrist und Vorgesetzter Knochs. Vgl. 380128 K 18.
Im komischen Sinne wird das parallele Marschieren Rochows
und Knochs zu Fuß oder Pferd mit dem Paßgang (
DW VII,
1497f. paszgang; vgl. 1494 pasz) verglichen, in
dem das Pferd den vorderen und
hinteren Fuß jeweils einer Körperseite zugleich bewegt. Wie der folgende Vergleich
des militärischen Zugs mit einem Tanz zeigt, spielt in das Verständnis von
„paßgange“ auch die Bedeutung von passus/ passo/ pas als Tanzschritt hinein.
Der kursächsische Obrist Hans Georg Haubold v. Schleinitz
(FG 169. Der Öffnende). Er war der Bruder des kursächsischen
Generalkriegskommissars Joachim v. Schleinitz (s. 380904 K 4 u.
Christian: Tageb. XIV, 219v) und wurde von Kf. Johann Georg I. Ende Mai
1638 zur Ablösung der dortigen Soldaten nach Mecklenburg kommandiert. S. 380608A K
7, vgl. 381006 K 4. Im Januar 1637 und 1639 geriet er in schwedische
Gefangenschaft.
AOSB SA VI, 357, 608ff. u. 628.
Sieg des ksl. Feldmarschalls Frh. Melchior v. Hatzfeld
(1639 Gf. v. Gleichen) (1593–1658), Bruder Franz’ v. Hatzfeld, bei Vlotho am 17.
10. 1638 über Kurpz. Karl Ludwig v. der Pfalz (1617–1680) und dessen Bruder Pz.
Ruprecht (Rupert, 1618–1682). Vgl.
Documenta Bohemica
VI,
Nr. 593, Ks. Ferdinand III. am 13. 4. 1638 an
Gallas: Feldmarschall Hatzfeld sei eilends nach Westfalen entsandt und mit dem
Kommando über die dortigen bayerischen und Piccolominischen Truppen betraut
worden. Nach
Mörner, 159, hatte Hatzfeld Ende August den
ersten größeren Heerhaufen bei Hamm und Lippstadt gemustert, sich gegen James
Kings (FG 224) Schweden und die von den Pfalzgrafen Karl Ludwig und Ruprecht
geworbenen Holländer gewandt und denselben auf ihrem Rückzug von Lemgo nach Minden
am 17. 10. unfern Gohfeld eine starke Niederlage beigebracht. Vgl. 370722 K 14.
Ende November sah Banér daher mit Sorge, „in was für eine pericul und extremitet
der Westphalische staat“ geraten, und wie „der feindt ohne alle anfechtung und
opposition ungehindert gelassen wirdt“. Erschwerend käme hinzu, daß „der Churfürst
der Pfaltz seine trouppen daselbst hat, ohne zweifel spitzfündige Calwinische
gemühter dabey“, auch viele Auswärtige „als Schotten und Engellendern, reformirten
officirern“, die ein besonders kluges und erfahrenes schwedisches Oberkommando
nötig hätten. Aus Neukloster, 28. 11. 1638,
AOSB SA VI, 569
u. 570.
In Wirklichkeit Tribsees, kleine Stadt in Vorpommern
(unweit der mecklenburg. Grenze), am Fluß Trebel, nahe Stralsund. Vgl.
Ritter: Lexicon 1905/06 II, 1073.
Stieler, 1419 zu „Paß= & Päßlich“: „einem den
Kompaß verrücken/
mentis proposita alicui turbare, alicujus luminibus obstruere,
destinata labefactare, disturbare, intercludere.“ — Am 25. 10. 1638 berichtete
Gallas dem Kaiser, Banérsche Truppen, die bei Lauenburg und Boizenburg stünden,
begännen über die Elbe zu setzen.
Documenta Bohemica VI,
Nr. 710, vgl. Nr. 713.
Johann Gottfried Jung, ksl. Oberst, s. 380501 K 10. Seine
drei Regimenter, die an Warthe und Oder in der Neumark (in der Sternberger Region
östlich von Frankfurt a. O.) standen, wurden etwa im September nach Westen zu
Gallas’ Hauptarmee gezogen und offenbar zu einer Streifpartie in die Gegend von
Wismar geschickt. Vgl.
AOSB SA VI, 555;
Documenta Bohemica VI, Nr. 512 u. ö.
Neukloster, südwestlich Wismar.
Der schwed. Oberbefehlshaber Johan
Banér. S. Anm. 1.
Seedorf, Kreis Prignitz; unweit Lenzen.
Ritter: Lexikon 1905/06 II, 837. Vgl. Lieselott Enders: Die Prignitz.
Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Potsdam
2000. (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 38).
Wusterhausen (a. d. Dosse) in Brandenburg, Kr. Ruppin. S.
Anm. 1 u. 7.
Am 12. 10. 1638 berichtete Knoch F. Ludwig von seinen
kursächsischen Waffenka-
meraden und Mitgesellschaftern Augustus v. Hanow (s. Anm.
2), Hans v. Rochow (Anm. 9) und Hans Georg Haubold v. Schleinitz (Anm. 11): „h.
obr. hanau Rochau vndt Schleinitz kuß
en E. fl. gn.
vnterthenigk die hende wuntsch
en sich offte nacher Cöth
en sich ein wenigk wied
er zue lab
en“. A. a. O. (s. Anm. 1), Bl. 19r.
DW V, 1260 kluckern (in kleinen Schlucken trinken);
DW IV. I.
5, 298 Gluckglas: „trinckgeschirr mit engem Hals und enger Mündung“. Bei
Zusammenkünften der Gesellschaft unter dem Vorsitz F. Ludwigs (Der Nährende) wurde
ein zeremonielles Trinkgefäß in Tazzaform, der sog. Ölberger, herumgereicht. Vgl.
DA Kö. I.1 Abb. S. 86 und 171224 K 5, auch 371110 K 14.
Franz Bourré, ksl. Oberst, s.
Documenta
Bohemica VI, Nr. 761, 787 u. ö.
Arendsee, Altmark, Kr. Osterburg.
Gegend um Havelberg, Westprignitz.
Ungar oder Unger, kursächs., dann ksl. Oberst, war im Mai
1638 unter den kursächsischen Belagerern Erfurts (vgl. 380125A K 8 u. 380503 K 5),
s.
Documenta Bohemica VI, Nr. 621. Im April 1639 und
(erneut?) im April 1643 befand er sich in schwedischer Gefangenschaft. S.
AOSB SA VI, 611 u.
Documenta Bohemica
VI, Nr. 1467. Am 12. 10. 1638 ließ Knoch F. Ludwig von Gerüchten wissen, Ungar
wolle zum reformierten Bekenntnis übertreten. A. a. O. (s. Anm. 1).
Frh. (Gf.) Rudolph Camill v. Morzin (†Prag 1646), auch
Mar(r)azin und Marzin, ksl. Generalwachtmeister, vom 19. 10. 1638 bis bald nach
April 1639 kursächs. Feldmarschall, 1632 Reichsfreiherr, 1636 Reichsgraf.
Documenta Bohemica VI, Nr. 458 u. 699, vgl. Nr. 712, 715,
719, 730 u. ö.;
Engerisser, 253. S.
DBAI, 802/ 360–363: Helden- und Heldinnen-Lexikon, Jn welchem
Das Leben und die Thaten derer Generalen Admiralen, Feld-Marschalle, Obristen,
Capitains, wie auch anderer Personen männlichen und weiblichen Geschlechs von
allen Nationen,
die sich von denen ältesten biß auf
gegenwärtige Zeiten ... durch ihre Tapferkeit einen besondern Ruhm erworben, ...
herausgegeben von Johann Friedrich Gauhen. Leipzig 1716, 1028–1031: „Marazin,
Marzin (Rudolph Freyherr von) Chur-Sächsischer General-Feldmarschall. Er war von
Geburth, wie Pufendorff meldet, ein Italiäner; andere Scribenten aber nennen ihn
einen Spanier [...]. (An. 1634 agirte er in der Pfalz wider die Schweden, und
wohnte darauf der Eroberung Regenspurg, wie auch dem großen Sieg bey Nördlingen
bey, da er sich denn so wohl verhalten, daß ihm der Kayser Ferdinand II selbst
durch ein gnädiges Hand-Schreiben Dank abstattete. Hierauf commandirte er eine
Armee in Schlesien, als General-Feld-Zeugmeister, verfolgte den Schwedischen
Feldmarschall Banner, coniungirte sich mit deren Churs-Sächsischen Völckern An.
1635, und nahm den 2 December selbigen Jahrs den Schweden Havelberg wieder ab, und
eroberte mit einem Corpo Stargard in Pommern, und entsetzte Gartz [...].) An. 1637
verfolgte er den Feld-Marschall Banner nach Pommern, und An. 1638 wurde er
Chur-Sächsischer Feld-Marschall. Hierauf zog er die Chur-Sächsischen Völcker in
der Lausnitz zusammen, conjungirte sich mit den Kayserlichen Trouppen in dem
Hertzogthum Mecklenburg, litte aber durch einen Schwedischen Einfall unweit Dömitz
großen Schaden.“ Das Postskript zu Knochs Schreiben an F. Ludwig vom 20. – 22.
11./ 30. – 2. 12. 1638 erwähnt Morzin in folgendem Zusammenhang: „Der Glentzende
[Augustus v. Hanow, s. Anm. 2] Beliebte [Hans v. Rochow, s. Anm. 9] vndt offnende
[Hans Georg Haubold v. Schleinitz, s. Anm. 11] seindt noch bey gutter gesundheitt
aber weg
en itzig
en Zuestandes sehr
in ihr
en Kopf
en verwirret[.] Der
Karn ist tief eingeschob
en, werd
en
starcke pferde davor gehör
en ehe er wieder rauß getreckett
wird[.] Man wil itzo ob. leut. Kahlenberger [(Gf.) Curt Reinicke v. Callenberg (FG
249)?] die schuldt beymeß
en, weil er
Marrazins ordre zue
vnß zue komm
en nicht gehorsamet besondern auf bitte des Gn.
W. Buchheimbs [Gf. Hans Christoph v. Puchheim (FG 516. 1648), damals ksl.
Oberstfeldwachtmeister, s.
Documenta Bohemica VI, Nr. 661]
dablieb
en ob er sich nacher
legitimir
en wirdt giebet die zeitt
etc. Eß geh
en wunderliche hendel vor
etc.“ A. a.
O. (s. Anm. 1), Bl. 25v.