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381116A Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
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381116A

Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder


Beantwortet durch 381123. — F. Ludwig (Der Nährende) ermahnt Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), ihm die lang ausgebliebenen, (von Werder) durchgesehenen Abschnitte seiner Psalterdichtung zu senden. Er möchte, in seinem Werk inzwischen bis auf den 127. Psalm gelangt, Werder zur weiteren Durchsicht gern die Fortsetzung schicken. — F. Ludwig hat eine Abschrift der Poetik (Augustus) Buchners (FG 362. 1641) erhalten. Er ist dabei sie zu lesen, findet sie ausgezeichnet, bemängelt aber doch einiges. Ob Werder das Werk kenne? — In der ebenfalls angekommenen Abschrift der deutschen Sprachlehre (von Christian Gueintz. FG 361. 1641) sei viel zu verbessern, wenn alles gut deutsch, verständlich und sachgemäß dargestellt werden solle. Der Verfasser erlaube zwar, das Werk auch an Martin Opitz (FG 200. Der Gekrönte) zu schicken, jedoch müsse es zuvor, vor allem in der Terminologie, revidiert werden. — Da Opitz nicht einmal den Empfang der Kritik (F. Ludwigs und anderer) an seinem Psalter bestätigt habe, vermutet der Fürst, die Anmerkungen seien abgefangen worden, wie dies durch die Schweden in Mecklenburg und in anderen Fällen in Preußen auch geschehen sei. Wollte Werder die Ausführungen auf postalischem Wege über Breslau nochmals an Opitz senden, werde Ludwig sie wiederum abschreiben lassen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 378r–379v [A: 379v], 379r leer; eigenh.; Sig. [Handschrift: [378r]] — Veröffentlicht in KE, 159; KL III, 126. Bibliographischer Nachweis in Bürger, S. 954 Nr. 121.

Anschrift


A Dem Viellgekörnten Reinsdorff zuhanden

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Weill vom Viellgekörnten1 eine geraume Zeit her in gesellschafft sachen an den Nehrenden nichts gelanget, als hatt man sich hiermitt erkundigen wollen, wan etwa von den übergebenen sachen zur übersehung etwas alhier wieder zu erwarten, und ein ferners fortzuschicken were, dan man nun alhier in ziemlichen vorraht vnd bis auff den 127. psalm gekommen.2
   Es ist dem Nehrenden des Buchners deutsche Poesy3 geschrieben zugeschickta , die er jetzo durchlieset, möchte woll wissen, ob sie der Vielgekörnte gesehen, sie ist zwart4 fein, aber doch noch etwas darbey zu sagen. Also ist auch die deutsche sprachlehre5 abgeschrieben ankommen, darinnen viell wirdt zu erinnern fürfallen, wen alles gutt deutsch, verständtlich und seiner eigenschaft nachb soll ausgedrucket sein. Der Scribent ist zwart zu frieden das man
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sie dem gekrönten auch zufertige, ich fürchte aber, wan sie nicht zuvor in etwas besser durchzogenb, sonderlich der Kunstwörter halber, er dürfte wenig vergnügung dran haben. Wan sie ins kunftige der Viellgekörnte zu durchlauffen zeit hatt, solle sie ihme besser mitt mundlichen bericht zugestellet, als ihn ietzo damit zu belästigen überschicket werden. Das der Gekrönte auff die erinnerung uber seinen psalm nichts, sonderlich des empfangs halber antwortett,6 [Handschrift: [378v]] wirdt fast vermutett, es dürften solche nichtt sein zu rechte kommen und die brieffe durch den Schwedischen einfall in Meckelnburg, inmassen andere nach preussen geschehen, sein aufgefangen worden. Stellet also zu bedencken, ob etwa auff der Bresslauer post eben dergleichen fortzuschicken, solte darauf der abschrift halber fernere verordnung, und wiederholung geschehen. Der Nehrende hatt dieses mitt gebuhrender begrussung dem Vielgekörnten vermelden sollen, erwartett mitt wenigen hinwieder aufs nechste erklerung, und verbleibett ferner
  Des Viellgekörnten gantzwilliger geselschafter
  Der Nehrende.
  Cöthen am Othmarstage7 , den 16. Wintermonats 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgt <geschrieben>
b
Eingefügt.

Kommentar

K
1
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte). Da F. Ludwig (Der Nährende) Werders Brief 381114 mit seinen Beilagen erst am 21. 11. 1638 sah, mahnte er den Vielgekörnten voreilig.
2
F. Ludwig hatte in 380522A begonnen, Werder Stücke seiner Psalterdichtung zur Durchsicht zuzusenden.Das letzte erhaltene Schreiben zu Ludwigs Psalter — vor 381104 und dem vorliegenden — ist Werders Brief 380724.
3
Nicht erhaltene Abschrift einer erst postum in zwei Fassungen veröffentlichten Poetik des Wittenberger Rhetorik- und Poesieprofessors Augustus Buchner (FG 362. 1641). Wohl auf Studentennotizen der Dreißiger Jahre des 17. Jh.s geht die Fassung zurück: August Buchners | kurzer | Weg-Weiser | zur | Deutschen Tichtkunst/ | Aus ezzlichen geschriebenen Ex- | emplarien ergänzet/ mit einem | Register vermehret/ und auff viel- | fältiges Ansuchen der Studierenden | Jugend izo zum ersten mahl her- | vorgegeben | durch | M. Georg Gözen/ Kais. | gekr. Poeten| der Philos. Fac. | zu Jehn Adjunctum | [Zierleiste| | JEHNA | Bei Georg Sengenwalden/ | Jm Jahr Christi | 1663. HAB: P 248. 12° Helmst. (1) u. P 249. 12° Helmst. (4); STB Berlin — PK: Yb 5350<a>; FB Gotha: Phil.8° 1342/6(1); ULB Halle: AB 150984; Fotomechan. Ndr. Leipzig 1977. — Wohl die Fassung letzter Hand wurde von Buchners Schwiegersohn in zwei Teilen herausgegeben: August Buchners | POET | Aus dessen nach- | gelassener Bibliothek | heraus gegeben | von | Othone Prätorio/ | P. P. | [Holzschnitt-Vignette] | Jn Verlegung der Erben/ | Gedruckt zu Wittenberg | bey Michael Wenden | 1665. Nachgebunden hinter dem 2. Tl. FB Gotha: Poes 8° 2721/12 (3); ULB Halle: AB 151443 (2); HAB: P 249.12° Helmst. (3) u. Um 42 (2). — August Buchners | Anleitung | Zur Deutschen Poeterey/ | Wie Er selbige kurtz vor | seinem Ende selbsten übersehen/ | an unterschiedenen Orten geän- | dert/ und verbessert | hat/ | heraus gegeben | von | Othone Prätorio. | P. P. | [Zierstück] | Jn verlegung der Erben/ | Wittenberg/ | Gedruckt bey Michael Wenden / | Jm Jahr 1665. Ndr. hg. Conrad Wiedemann 1965. Beide Teile hg. v. Marian Szyrocki unter Beifügung der fehlenden Abschnitte aus dem Weg-Weiser, Tübingen 1966 (Deutsche Neudrucke, Rei-
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he Barock 5). Die F. Ludwig vorliegende Fassung kann im Text nicht identisch mit einer dieser beiden im Druck erschienenen Ausgaben gewesen sein. Die Abschrift dürfte Buchners damals autorisierten Text wiedergegeben haben und vielleicht von ihm selbst dem Fürsten unterbreitet worden sein, so wie auch der Rektor der Zwickauer Lateinschule, Christian Daum, bereits 1636 eine Abschrift der Poetik Buchners besaß. Die Hs. heute in der Ratsschulbibliothek Zwickau: FFFF.II.Vgl. 381123, 381130, 381204 K 2, 390902, 420311, 420503 u. ö.; Borcherdt, 45ff.; W. Buchner, 32ff.; Schubert, 26ff.
4
Zwar, adv. Vgl. 371027 K I 1.
5
Christian Gueintzen/ Deutscher Sprachlehre Entwurf (Cöthen 1641), vgl. 381105 K 5 und schon 371226A. Christian Gueintz (FG 361. 1641) hatte F. Ludwig den handschriftlichen Text zusammen mit dem Brief 381105 gesandt, so daß der Fürst das für die FG wichtige Werk einigen literarisch oder sprachlich besonders versierten Mitgliedern zum Zwecke der Konsensbildung und der Verbesserung unterbreiten konnte. S. 381218 F. Ludwig an Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). Ludwig schickte Opitz den Text tatsächlich jedoch erst zusammen mit seinem Brief 390514. Opitz, der schon im August 1639 starb, konnte die Sprachlehre daher wahrscheinlich nicht mehr durchsehen.
6
Opitz beantwortete F. Ludwigs ausführliche Kritik an seinem Psalter (380828 I) in seinem Brief 381116. Es ist also „seinen psalm“ wohl als Plural-Dativ zu verstehen. Vgl. 381006 (Werders Nachricht über die Absendung von 380828) u. 381218 (F. Ludwigs Freude wegen der guten Aufnahme seiner Kritik), ferner 381224.
7
Otmar (um 690 – 759), Gründer und erster Abt des (Benediktiner-)Klosters St. Gallen. Festtag: 16. November. S. Ökumenisches Heiligenlexikon; Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon; Grotefend II.2, 148; Kalender Herlitz 1646; Kalender Herlitz 1651; Kalender Zerbst 1654, 648f.

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