Antwort auf 380828, beantwortet in 381218. — Den Brief F. Ludwigs (Der Nährende) vom 28. 8. 1638 kann Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) wegen seiner
Abwesenheit erst verspätet beantworten. Er nimmt die ihm gesandten „Erinnerungen“ des Fürsten
über seine
Psalmen Davids ehrerbietig an, hält die nicht so hart klingenden Daktylen im deutschen Vers aber für erlaubt. Auch Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft würden daktylische Wörter wie Rohrdrummel und Augapfel gebrauchen. —
Opitz verheißt das von F. Ludwig erbetene Lied auf sein Werk
Vber das Leiden vnd Sterben Vnseres Heilandes (1628). Einstweilen sendet er dem Nährenden seinen Weihnachtsgesang „Von Morgen da die Sonn’ en[t]steht”. — Seine Sammlung
Florilegii variorum epigrammatum liber unus/ alter (1639), der er seine Übersetzungen zum Erweis der Leistungsfähigkeit des Deutschen beigegeben habe, sei in Danzig unter der Presse. — Opitz beglückwünscht den Fürsten in dessen fortgeschrittenem
Alter zur Geburt eines Sohnes.
Text
Des Nehrenden gnädiges handtbriefflein, so den 28. Augstmonats gefertigt,
1 ist zwar eher allhier ankommen, hatt aber vom Gekrönten
2 , der abwesendt sich befunden, nicht eher als iezt in vnterthänigkeit können beantwortet werden. Dieser nimpt die errinnerungen des Psalters wegen
3 , mitt gebührender ehrerbietung an; wil auch bey künftiger heraußgebung eines vndt anders in acht zue nemen nicht vnterlaßen: wiewol er, doch ohn maßgeben, vermeinet, es können
die in Latein genannten
Dactili, wann sie nicht zue hart lauffen, bißweilen wol standt haben; aber hergegen sich bedüncken leßt, daß die wörter aūgăpfĕl, rhōrdrŭmmĕl
a ,
vndt dergleichen, welcher sich etzliche hochansehnliche herren Gesellschafter zue gebrauchen pflegen, so reine vndt helle
Dactili4 sindt, daß sie genawen ohren baldt zue mercken sindt.
[Handschrift: [290v]] Das liedt von dem leiden unseres Erlösers
5 soll, do er selbst gnade darzue [ver]leihet
b , sich ehist einstellen.
Jndessen habe ich den Weihenacht Gesang:
A Solis ort[us]b cardine, bey gefugt, so guet er mir gerha[ten,]
b vermeine ihn mitt meinen Lateinischen auffmerckungen gegen den feyertagen drucken zue
laßen.
6 Anietzo ist ein buch Griechischer vndt Lateinischer
Epigramm[a]tumb allhier vnter der preße, welche ich
auß den besten alten vndt newen Scribenten
b zuesammen gelesen, vndt, die glückseligkeit vnserer sprache durch gegen hal[ten]
b desto beßer zue erweisen, deutsch gegeben habe.
7
Daß der höchste dem Nährenden in diesem seinen alter ein Fürstliches Söhnlein
8 auß gnaden bescheret hatt, ist dem Gekrönten eine herzliche
frewde, der einig wündtschet, daß der herr Vater an dem liebsten kinde eine stete frewde vn[dt]
b[Handschrift: [291r]] augenlust, die vnterthanen vndt diener, darunter sich der Gekrönte auch demütig zehlet, an dem herren Vatern lange zeit schutz vndt trost haben möge.
Des gnädig Nährenden gehorsambst trewer knecht
Der Gekrönte.
c Danzig den 26./ 16. Wintermonats, im 1638. Jhar.