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381204 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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381204

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Da die Straßen tief verschneit waren, konnte Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) F. Ludwigs (Der Nährende) Wunsch gemäß erst heute Briefe nach Dessau befördern. Die Nachricht über den F. Ludwig vorgeschlagenen Diener werde er, Werder, darum erst in ein bis zwei Tagen empfangen. — Werder schickt mit seinem Brief eine Probeschrift — vielleicht die Poetik Augustus Buchners (FG 362. 1641) — an den Fürsten zurück und mahnt, sie auf alle Fälle im Archiv der Fruchtbringenden Gesellschaft sicher aufzubewahren.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 395rv u. 397rv [A: 397v], 395v u. 397r leer; eigenh.; Sig. [Handschrift: [395r]]
Bl. 396rv (v leer) eingelegter Zettel.

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden Cöthen.

Text


Des Nehrenden begehren nach habe ich, wegen hochbeschneyter vndt tieffer
vngetretenen bahne wegen, keine schreiben, als erst heute, auf Dessaw über-
bringen lassen können, hoffe also morgen oder übermorgen, geliebts Gott, von
dem bewusten vorgesch[l]agenena diener1 nachricht zuhaben.
  Jnliegendes wiederbegehrtes probschriftgen2 wolle man ja fleissig verwahren,
vndt in der geselschaft Ertzschrein3 ordentlich verschliessen lassen, Wer weis
worzu es noch einmahl dienen kan.
  Gott mit vns. Des Nehrenden ganzdienstwilligster
  Der Vielgekörnte.

  Reinsdorf dem 4. ChristMonat am Barbaren tage4 . 1638.5

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
vorgeschagenen vermutlich Flüchtigkeitsfehler.

Kommentar

K
1
S. 381130 u. 381130 I. Vgl. Anm. 5.
2
Unbekannte Schrift. Sollte es sich um Augustus Buchners (FG 362. 1641) handschriftliche Poetik handeln, die Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) F. Ludwig (der Nährende) nach zweimaliger Lektüre zurücksenden wollte? S. 381116A, 381123 u. 381130.
3
Das Archiv der FG, s. 371110 K 11.
4
Die hl. Barbara, Märtyrerin am Ende des 3. Jh.s, eine der 14 Nothelfer und eine der bekanntesten christlichen Heiligen, deren Festtag auch in der evangelischen Kirche am 4. Dezember begangen wird. S. Ökumenisches Heiligenlexikon; Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon; Grotefend II.2, 69; Kalender Herlitz 1646; Kalender Herlitz 1651; Kalender Zerbst 1654, 684f.
5
Bl. 396r (s. Q) enthält je einen kurzen deutschen und lateinischen gebetsartigen Text:
  Gott ist getrew, der Euch nicht lest versuchen vber eẅer vermögen, sondern will daß die versuchung so ein ende gewinne daß Jhr es könnet ertragen, darumb wann du versuchungen hast, warte des herren vnd verzage nicht.,
   Deus, in cuius conspectu, ambulaverunt patres nostri, dirige vias meas, ut cum salute revertar in poenitentiam.
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Christoph Kintscher mppria.

Herkunft und Zweck dieses Zettels sind unklar; möglicherweise gehörte er als Beilage tatsächlich zum vorliegenden Brief oder zu 381130, dann vielleicht zu den Unterlagen, die der in beiden Briefen genannte Anstellungskandidat vorlegte. Versuchungen und Anfechtungen gehörten im Protestantismus zur Glaubenswirklichkeit, und ihr völliges Fehlen war ein eher verdächtiges Zeichen. Für die Protestanten, insbesondere für die reformierten „Auserwählten“ kam es vielmehr darauf an, im Glauben fest zu bleiben und sich an die ,Beharrungsgnade´ zu halten. Vgl. dazu 370305 K 16. Zum Thema „Versuchungen“ in der protestantischen, vorab reformierten Glaubenslehre vgl. Herz: Tagebücher F. Christians II., 1025 Anm. 112. Im vorliegenden Falle könnte der Bewerber — der sonst unbekannte Christoph Kintscher — vielleicht seine Rechtgläubigkeit unter Beweis zu stellen bezweckt haben.

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