Text

300000 Gräfin Anna von Waldeck-Eisenberg an Fürstin Sophia von Anhalt-Köthen
[Inhaltsverzeichnis]
|| [133]

300000

Gräfin Anna von Waldeck-Eisenberg an Fürstin Sophia von Anhalt- Köthen


Antwort auf 290226A.
Gfn. Anna v. Waldeck-Eisenberg entschuldigt die Verzögerung ihrer Antwort mit Betrübnis und Krankheit. — Sie lehnt die ihr von Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38) angetragene Mitgliedschaft in der Tugendlichen Gesellschaft ab, da die Annahme Feindschaft erzeugen könnte, sobald sie die Aufnahme in eine andere Gesellschaft ausschlagen würde.

Beschreibung der Quelle


Q Hess. STA Marburg: 115 Waldeck 2 Anhalt 2; 1 Doppelbl.; eigenh. Verblaßte Teilkopie eines verschollenen Originalschreibens. Bl. 2v Notiz eines Sekretärs oder Archivars wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts: „Copei des andtwort a schreibensb ahn die furstin von Ahnhalt zue Kötten wegen des [!] geselschafft Anno 1630.“1

Text


[digitales Faksimile: [4r]] Das Jch dasselbe nicht Ehr2 beandtwordt bit Jch zum hechstenc mihr zu vergeben die weill Jch ein gutte zeit hero viel bedrübtnus vndt widterwerdtigkeit gehabt Auch zum deil selber nicht wool auff gewesen[.] hat es miech gemach alles vmgrüssend 3 biethe4 derowegen noch mallen zum höchsten miehr solches [wegen]e grosen für fellen5 vndt schludriegkeit so Jch hirinnen beganggen zue vergeben[.] habe aus E f G schreiben, verstandten das sie mihr die Ehr gedan vndt mich wie wol vn wierdich6 zu dero geselschaffta7 darin so vill vorneme damen sein begheren[.] bedancke mich des zum aller dienstlichsten vndt achte es wie vor ein grose Ehre[,] solle aber nicht lasen8 E f [G]e zu [1v] verstendiegen das Jch vor Etlichen Jahrenn aus gewissen vrsachen vermeindt habe, michf jn keine geselschafft zu geben[,] dan Einige verbiedtnus bey jst[.] so sein auch sonst geselschafften vor9 darin Jch mich nicht wol geben kente aus Erheblichen vrsachen[.] wan Ich mich dan zu Einer geb vndt zur ander nicht[,] machte Jch miehr zu groser feindtschafft welches Jch E. l. jhn vertrauwn berichte vndt biethe4 gar fr[.] solches bei sich zu behalten vndt mich aus diesen vrsachen zum höchsten endtschuldieget zu wehnenn vndt mich es ja nicht verdengcken[,] aber diesen brief gleich zu vernichten[.] E l zu dienen haben sie mich gantz Eigen[.] biethe4 E l noch mallen so hoch als Jch E l nochg biethen kan[,] miehr mein [2r] schreiben nicht zu verdencken[.] [...]h Jch bey E l nahmen10 [,] wüste Jch[,] E l wierden mit meiner Endt schuldigung wol zu friedten sein[.] wiel El auff diesmal nicht lengger auffhalten[.] befele E l zu gottes schutz[,] mich El gar dinstlich[.] jch bleibe

  El dienstwilig bas vndt dienerinn

Textapparat
a Eingefügt
b Folgt  〈So〉.
a Folgt  〈nicht〉.
b Folgt  〈bit Jhr〉.
c Versehentlich in der Abschrift ausgelassenes Wort?
d Klecks verdeckt ein Wort.
e Verwischt. Lesart unsicher.
f Wortrest verwischt.

Kommentar
1 Da sich die Briefdatierung nur auf die in Q zitierte Notiz eines Sekretärs stützen || [134] kann, sind Zweifel an dessen Jahresangabe „1630“ insofern erlaubt, als der lange Verzug des hier in Kopie vorliegenden Antwortschreibens auf 290226A ungewöhnlich ist. Es ist denkbar, daß der Originalbrief auch schon im Laufe des Jahres 1629 abgefaßt worden ist. — Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38), zweite Gattin F. Ludwigs, war wie dessen erste Ehefrau, Fn. Amoena Amalia (AL 1618, TG 2), Stellvertreterin Gfn. Anna Sophias v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) in der Führung der TG-Geschäfte und als solche zur Aufnahme neuer Mitglieder berechtigt. Vgl. 290226A K 2.
2 eher.
3 umgerissen.
4 bitte.
5 Vorfällen.
6 unwürdig.
7 Die Tugendliche Gesellschaft. Vgl.290226A.
8 unterlassen.
9 Die Bedeutung von ,vor sein‘ ist hier nicht deutlich ausgedrückt. Gemeint sein könnte ,davorsein‘ im räumlichen oder zeitlichen Sinne des Vorliegens oder Verhinderns (im Wege stehen) bzw. der Priorität (voraus sein, vorrangig sein). Vgl. DW XII. 2, 1553ff.
10 Vielleicht eine Anspielung Gfn. Annas v. Waldeck-Eisenberg, geb. Mgfn. v. Baden-Durlach (1587–1649, 1607 vermählt mit Gf. Wolrad IV., FG 114) auf den ihr bekannten Gesellschaftsnamen Fn. Sophias in der TG (Die Emsige); wahrscheinlicher aber auf Sophia, die Weise. Vgl. 300320 I u. II; Dix, 56.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/briefe/300000.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/tei-transcript.xsl