K
Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau, geb. Pgfn. v. Simmern (1581–1631). Die Gastfreie,
TG 24, aufgenommen am 12. (16.) 3. 1623. Sie hatte 1595 F. Johann Georg I. v. Anhalt-Dessau
(1567–1618; FG 9) geheiratet. Ihren Witwensitz hatte sie im fl.-dessauischen
Amt und Schloß Sandersleben. S. 230000, 290529 K 10; vgl.
Conermann TG, 620f. (dort
versehentlich als Mitglied Nr. 25 bezeichnet, vgl. aber richtig S. 615).
Von den sieben
Töchtern der Fn. Dorothea ist hier wohl vorab Susanna Margaretha gemeint (1610–
1663), die sich nach dem Tod des Vaters bis 1631 bei der Mutter, danach bei ihren anhaltischen
Verwandten aufhielt, 1640 aber zu ihrer Schwester Sibylla Christina (1603–
1686), verwitwete Gfn. v. Hanau-Münzenberg, zog. 1651 vermählte sie sich mit Gf. Johann
Philipp v. Hanau-Lichtenberg und lebte fortan in dessen Residenz Buschweiler.
Ob sich um 1630 auch Pzn. Johanna Dorothea (1612–1695; 1636 vermählt mit Gf. Moritz
v. Bentheim-Tecklenburg [FG 649]) und/ oder Pzn. Eva Catharina (1613–1679, unvermählt) bei der Mutter aufhielten, ist unklar. Vgl.
Beckmann V, 232f.
Zum ersten
Mal wird in 290614 das Projekt einer Drucklegung des Gesellschaftsbuches der TG ausgesprochen;
im vorliegenden Brief darüber hinaus ausdrücklich auf die Druckveröffentlichung
der FG-Gesellschaftsbücher (als Vorbild) hingewiesen. Ungleich F. Ludwig, der
seit 1622 mehrere Gesellschaftsbücher der FG publizierte, vermochte Gfn. Anna Sophia, || [
163]
die im GB der TG mit seinen Impresen offenbar besonders Ludwigs
GB 1629/30 als
Muster nacheiferte, ihr Buch niemals in eine abgeschlossene Form zu bringen und zu
veröffentlichen. Wie eng sie sich aber strukturell an das Muster der FG-GBB anzulehnen
gedachte, zeigt u. a. das von Anna Sophia notierte Formular F. Ludwigs zur Einrichtung
von Titelblatt und Vorwerk (s. Beilage IV). Die verschiedenen handschriftlichen GB-Fassungen
(FB Gotha: Chart. B 831b, Chart. B 831ba [1] und Chart. B 831ba [2]), die
alle unvollständig blieben und unterschiedliche Bearbeitungsstufen repräsentieren, und
das sonstige dazugehörige Material (Chart. B 831bb – bk) weisen zwar keine Datierungen
auf und sind daher in ihrem zeitlichen und systematischen Verhältnis nicht leicht zu
bestimmen; sie zeigen aber schon als solche neben den unterschiedlichen Mitgliederlisten,
daß sich der Prozeß der GB-Erstellung — sicherlich auch vor dem Hintergrund der
geplanten Drucklegung — mit großer Wahrscheinlichkeit in mehreren Anläufen über
Jahre hingezogen haben wird. Zu den GBB der TG vgl. hier II Q und K IV 1. Neben
dem Wettbewerb zählte im Falle der TG die Absicht der Gräfin, den hohen weiblichen
evangelischen Adel Deutschlands vorzubereiten auf die Ankunft Kg. Gustavs II. Adolf v.
Schweden und dessen erhoffte Vindikation der rechtgläubigen deutschen Lande aus der
Tyrannei des Kaisers. Zu den übersteigerten Erwartungen an den ,Löwen aus Mitternacht‘
im GB der TG vgl.
Conermann TG, 577: „Da Treue als Band der Tugendlichen
Gesellschaft und jeder anderen echten Gesellschaft galt, besaß sie auch als Unterpfand
des konstitutionellen Prinzips einer ,Obligatio reciproca‘ von Kaiser und ,Reich‘ Glaubwürdigkeit.
Ewige Treue erkor Fürstin Anna von Anhalt-Bernburg sogar zur ersten
Haupttugend der
Noble Académie des Loyales. Auf Treue beruhte nach dem Gesellschaftsbuch
Anna Sophias nicht nur jede andere Tugend, sondern auch ,Ehre‘ und
,macht‘, und Treue konnte in den Augen des Oberhaupts der Sittenzucht der Tugendlichen
Gesellschaft reichsweit eine soziale und politische Bedeutung verleihen. Wie leicht
dieses Erziehungsvorhaben im geeigneten Moment die Sozietät an das politische Programm
einer militärischen Allianz binden konnte, beweist der ,Beschluß‘ des Gesellschaftsbuchs.“
Dort beziehen von Anna Sophia einem Gedicht angefügte Daten (6. – 8.
9. [1631]) — die in zwölfjährigem Abstand dem Gründungstag der TG folgen — die
Hoffnungen der Gesellschaft ausdrücklich auf die siegreiche Schlacht des Königs bei
Breitenfeld. Vgl. Beilage II. Handschriftlich sind diverse unvollständige Fassungen des
Gesellschaftsbuchs in unterschiedlichem Bearbeitungszustand überliefert. S. FB Gotha:
Chart. B 831b, Chart. B 831b (1) [Grundlage für das Mitgliederverzeichnis in
Dix, 52–
62], Chart. B 831b (2), Chart. B 831ba (1), Chart B 831ba (2), Chart. B 831bb–bk. Impresenzeichnungen
liegen nur in einigen Ausnahmefällen, am ergiebigsten in Chart. B.
831ba (2), vor. Von Fn. Dorotheas TG-Imprese haben sich in FB Gotha: Chart. B 831ba
(2), Bl. 8r u. 9r jedoch zwei Entwurfszeichnungen erhalten, in die Gesellschafts- und
Personenname noch nicht eingetragen sind. S. Abb. S. 184f. Der frühere TG-Name Fn.
Dorotheas, also vor ihrer Umbenennung in ,Die Gastfreie‘, ist unbekannt. Zu dem in
DA Köthen I. 1 als 230000 veröffentlichten undatierten Dokument, in dem Gfn. Anna
Sophia Fn. Dorothea die Notwendigkeit einer Änderung ihres Gesellschaftsnamens (in
,Die Gastfreie’) sowie einen Impresenvorschlag mitteilt, s. unten Anm. 10. Vgl. 230000 K
2;
Conermann TG, 517ff.;
Dix, 48ff. Wir bilden auch zwei weitere Impresen von Mitgliedern
der Tugendlichen Gesellschaft ab, deren Gesellschaftsnamen — dem vorliegenden
Brief zufolge — damals geändert worden waren. S. Anm. 4 u. 6 bzw. Abb. S. 186,
235. Die Impresen sollen, wie die unvollst. Migliederliste (Beil. I), die Korrekturen des GB
der TG durch F. Ludwig (Beil. II) sowie dessen weitere Vorschläge (Beil. III–V), einen
Einblick in die im vorliegenden Brief von Gfn. Anna Sophia erwähnten Vorgänge bei der
Entstehung des GB der TG geben. In den uns bekannten Schreiben Gfn. Anna Sophias
aus dem Jahr 1630 (vornehmlich in FB Gotha: Chart. B 856) ist sonst, ausgenommen in
300723, nicht mehr von der TG die Rede. Lediglich der in einem Brief an Ratke vom 12.
6. 1630 geäußerte Satz, „mit der tugendtlichen geselschaft wollen wir vnsre meinung balt || [
164]
eröffnen“, könnte noch auf den im vorliegenden Brief behandelten Zusammenhang des
GB der TG verweisen. (FB Gotha: Chart. B 856 [Nr. 28], Bl. 48r–49v, 49r.)
Hzn.
Dorothea Sophia v. Sachsen-Altenburg (1587–1645; TG 28, Die Gottselige), seit 1618
Äbtissin des Stifts Quedlinburg.
Conermann TG, 622. Ihr früherer Gesellschaftsname ist
uns nicht bekannt. Vgl. den Entwurf ihrer Imprese für das vorgesehene GB der TG in
Abb. S. 186 [Die Gottsehlige; FB Gotha: Chart. B 831 ba (2), Bl. 145r].
Hzn. Eleonora
v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (1590–1669; TG 31), am 12. 12. 1624 wahrscheinlich
mit dem Gesellschaftsnamen ,Die Stille‘ in die TG aufgenommen, wurde vielleicht
1630 in ,Die Langmütige‘ (FB Gotha: Chart. B 831b, 33v; Chart. B 831ba (1), 8;
Dix, 55) umbenannt. S.
Conermann TG, 623. Vgl. diesen Namen in Beilage I, Nr. 54.
Die 54. Stelle in der TG nahm die Großmütige ein, s. Anm. 17.
Da hier nur ein Mitglied
gemeint sein kann, das bereits seit einiger Zeit der Gesellschaft angehörte, scheiden
die meisten Angehörigen herzoglich-württembergischer Linien wegen ihrer späteren
Aufnahme in die Gesellschaft aus. Die verwitwete Pgfn. Dorothea Maria v. Sulzbach,
geb. Hzn. v. Württemberg (1559–1639; TG 40a; am 28. 3. 1629 als „die Märterische“
verzeichnet, 1632 dann als „die Gemarterte“, TG 73) scheidet schon deshalb aus, weil
sie unten als „die alltte pfaltzgrefin zum Hilpoltstein“ eigens aufgeführt wird. S. Anm. 13
u.
Conermann TG, 625f. Es bleibt Hzn. Anna Sabina v. Württemberg-Juliusburg, geb.
Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (1593–1659; TG 36, die Leutselige/ Leidselige),
deren Aufnahmedatum in den Quellen mit 5. 9. 1626, 8. 1. 1628 und noch 1630 angegeben
wird. Vgl. Anm. 16, K I 38 u.
Conermann TG, 625f. Vgl. 300426 u. den Entwurf ihrer
Imprese für das vorgesehene GB der TG in Abb. S. 235 [Die Leutselige; FB Gotha:
Chart. B 831 ba (2), Bl. 148r].
Namenwechsel TG 24 (vgl. Anm. 3); 28 (vgl. Anm.
4); 30/71a/72; 31/54 (vgl. Anm. 5); 32/64; 34; 35; 36; 52/68. S. die Liste in Beilage I
und K I 2.
Zwar, Adv. Die Form ,zwart/ zwarten‘ ist im Frühneuhochdeutschen v.
a. im Mitteldeutschen und noch heute im Thüringischen (zwart, zwoart) belegt. S.
DW
XVI, 949ff.;
Thüringisches Wb. VI, 1365.
Stieler, 2656: „Zwar à scribis curiarum ineptè
sæpè scribitur Zwart/ & Zwarten/ qvod tamen apud Scriptores probatos nec reperitur,
nec communi usu loqvendi obtinet.“
Stieler zitierend auch
Wachter, 1984. Auslautverhärtung
hier auch in Beilage III: „zwardt“. Vgl. auch 180000 K 3, 310000 K 8 u. 350800
K 13. Vgl. unten Anm. 11.
An dieser Stelle zeigt sich die Verankerung des sozietären
Tugendprogramms der TG nicht nur in der tradierten Systematik der (praktischen) Philosophie,
sondern auch in der neuartigen Wissenschaftssystematik, wie sie Wolfgang
Ratke in seiner
AllVnterweisung: Nach der LehrArt Ratichii (Cöthen 1619) entworfen
hatte: Die „SittenLehr“ („Ethica“) wird dort definiert als „eine klugheit eines Erbarn
wandels/ durch Tugend zur glückseligkeit zu gelangen“ (a. a. O., S. 9f.). Vgl. Conermann
TG, 520f. Im folgenden deutet Gfn. Anna Sophia die Absicht an, Fn. Dorothea
für das GB der TG einen Entwurf ihrer Gedichte über die Gastfreie und besonders die
Abhandlung („Erwegung“) über deren Tugend zuzusenden. Letztere hat sich im Überlieferungsbestand
der FB Gotha zum GB der TG (s. o.) nirgendwo erhalten. Vgl. solche
Texte in
Dix, a. a. O. und — im Falle der Gastfreien — in 230000 I. Auch an eine Impresenzeichnung,
wie sie in Abb. S. 184 u. 185 im Stadium zweier Entwürfe gezeigt wird,
mag gedacht sein.
Dies ist der schon in 230000 veröffentlichte Text, der als Postskript
zum vorliegenden Schreiben gehört. Das dort vorgeschlagene „gleichnuß“ (=Beispiel)
aus dem Neuen Testament wurde, wie aus 230000 I und den Impresen in Abb. S.
184 u. 185 hervorgeht, später durch ein solches aus dem 1. Buch Mose ersetzt — ob auf
Vorschlag Fn. Dorotheas, ist unbekannt.
Schon, Adv. Verschiedene Formen mit
verstärkendem dentalen Auslaut (schund, schönt, schont) im Frühneuhochdeutschen
und Thüringischen belegt. S.
DW IX, 1459ff.;
Thüringisches Wb. V, 924f. Vgl. auch
250514 K 7.
Eine entsprechende Mitgliederliste mit 72 Gesellschaftsnamen, aber
nur 53 den Namen zugeordneten Mitgliedern, hat sich in einer anderen Dessauer Akte
erhalten, s. Beilage I. — Im Mai 1632 umfaßte die TG 73 Mitglieder. Diese Zahl wurde || [
165]
als numerus clausus beibehalten: Weitere Mitglieder traten ordensgemäß nur noch an die
Stelle verstorbener. Insgesamt wurden von der Gründung der TG am 5. 9. 1619 bis zur
letzten datierbaren Aufnahme im Jahr 1643 103 Damen des reichsfreien Adels der Mitgliedschaft
gewürdigt. Die Zahl 73 soll an die 73 jüdischen Ältesten und Führer erinnern,
welche Moses nach dem Willen Gottes ein Stück Wegs auf den Berg Sinai begleiteten (2.
Mose 24, 1ff., vgl. 4. Mose 11, 16). Dort empfing Moses das Gesetz des mit Gott geschlossenen
Bundes. Vgl. auch Lk. 10, 1ff.: Jesus sendet 72 Jünger aus, das Reich Gottes
zu verkünden. Vgl. auch 2. Mose (Exodus) 24, 1 (Moses und 73 Älteste Israels) und 4.
Mose (Numeri) 11, 16 (Moses und 70 Älteste Israels). Auf die 70 Übersetzer des hebräischen
Alten Testaments ins Griechische (Septuaginta) wird wohl nicht angespielt. Vgl.
Conermann TG, 516 bzw. 523.
Pgfn. Dorothea Maria (Maria Dorothea) v. Sulzbach
(5. 9. 1559 – 13. 3. 1639; TG 73), geb. Herzogin v. Württemberg, seit 1582 mit Pgf.
Otto Heinrich v. Sulzbach (1556–1604) vermählt, nach dessen Tod sie ihren Witwensitz
in Hilpoltstein (Landkreis Roth, Mittelfranken) bezog. Mit Otto Heinrichs Tod — er
war erbelos geblieben — erlosch diese ältere Sulzbacher Linie, und sein Erbe, das Teilft.
Pfalz-Sulzbach, das unter der Oberherrlichkeit Pfalz-Neuburgs gestanden hatte und
auch das Amt Hilpoltstein (das seit 1505 zur „jungen Pfalz“ gehörte) einschloß, fiel an
das Haus Neuburg zurück. Damit hatte seit 1614 Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg
(1578–1658; s. 300410 K 16) die Oberherrschaft über Hilpoltstein inne. Es fiel seinem
jüngsten Bruder Pgf. Johann Friedrich (1587–1644) erblich zu. Wolfgang Wilhelm rekatholisierte
das Gebiet, in dem neben Dorothea Maria aber auch Johann Friedrich und
dessen Hof dem Luthertum treu blieben. Vgl.
Medaillen Pfalz II, 665, 671, 735, 762;
Carl Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein. Regensburg 1861
(Verhandlungen des histor. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg, Bd. 20), 292ff. Die alte
Pfalzgräfin war eine Tante Gfn. Anna Sophias (deren Mutter Fn. Eleonora v. Anhalt,
geb. Hzn. v. Württemberg, war Dorothea Marias Schwester) und die Mutter der Gattin
des Herren Hans Georg v. Wartenberg (FG 143), Pgfn. Sabina v. Sulzbach (TG 37, s. K
I 39).
Hzn. Margaretha v. Sachsen-Coburg (1573–1643), geb. Hzn. v. Braunschweig-
Lüneburg und zweite Gattin Hz. Johann Casimirs, trat nicht in die TG ein.
Hzn. Christina v. Sachsen-Eisenach, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel (1578–1658; TG
61, Die Freigebige, 10. 4. 1630). Vgl. unten K I 61 u.
Conermann TG, 618 u. 623.
Wohl Hzn. Barbara Sophia v. Württemberg-Stuttgart, geb. Mgfn. v. Brandenburg
(1584–1636; TG 57, Die Einträchtige, 5. 3. 1630) und deren Schwägerin Hzn. Anna
Eleonora v. Württemberg-Mömpelgard, geb. Gfn. v. Nassau-Weilburg (1602–1685; TG
55, Die Billige, 4. 3. 1630). Diese beiden verheirateten Herzoginnen (s. K I 58 bzw. 69)
und die danach genannten ,Fräulein‘ wurden hintereinander unter den Nummern TG
54–57 am 4. und 5. 3. 1630 in die TG aufgenommen. Vgl. Anm. 17 u.
Conermann TG,
626.
Pzn. Antonia v. Württemberg-Stuttgart (1613–1679; TG 56, Die Ehrerbietige,
4. 3. 1636) und Pzn. Anna v. Württemberg-Mömpelgard (1597–1650; TG 54, Die Großmütige, 4. 3. 1630). Vgl. Anm. 5 u. unten K I 71 bzw. 63.
Eine der beiden damals in
die TG Aufgenommenen: die verwitwete Mgfn. Sophia (Sophia Margaretha) v. Brandenburg-
Ansbach, geb. Hzn. v. Braunschweig-Lüneburg (1563–1639; TG 58, Die Versöhnliche,
6. 3. 1630) oder Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, geb. Gfn. v. Solms-Laubach
(1594–1651; TG 59, Die Ernsthaftige, 7. 3. 1630). S. K I 74 bzw. 73. Nicht gemeint
sein dürfte die damals noch unverheiratete Pzn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, 1641
vermählte Mgfn. v. Brandenburg–Bayreuth (1614–1646; TG 60, Die Zierliche, 8. 3.
1630). S. K I 68. Vgl.
Conermann TG, 585, 616.
Gf. Carl Gü nther v. Schwarzburg-Rudolstadt
(FG 23); er starb im selben Jahr (24. 9. 1630).
K I
2 Von 1627 bis zum Regierungsantritt F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg
(FG 51) 1630 war Schloß Ballenstedt die Residenz des Prinzen und seiner Gemah- || [
166] lin
Eleonora Sophia (TG 39). Vgl. 271126 K 1. Offenbar hatte Gfn. Anna Sophia (TG 1)
die vorliegende Liste also an Fn. Eleonora Sophia zur Weiterleitung an ihre Schwägerin
in Sandersleben gesandt. Da Fn. Eleonora Sophia vom 13. – 16. 4. 1630 bei Fn. Dorothea
weilte, mag dieses Reisevorhaben sogar den Anlaß für die Übersendung des Verzeichnisses
nach Ballenstedt gebildet haben. S.
Christian: Tageb. VIII, die Einträge vom 13. u.
16. 4. 1630. Sollte diese Liste mit dem im obigen Brief genannten „verzeichnüß“ identisch
sein, so müßte auch der vorliegende Brief seinen Weg zur Weiterbeförderung über Ballenstedt
genommen haben. Zur Datierung dient auch der in Anm. 34 (u. 66) beschriebene
Namenwechsel einiger Gesellschafterinnen, der den Entstehungszeitraum der vorliegenden
Liste auf die Zeitspanne von Januar bis Juli 1630 eingrenzt. Obwohl die vorliegende
Liste als letzte namentliche Eintragung unter Nr. 53 Gfn. Juliana Maria v. Mansfeld-Schraplau
aufführt, die anderen Verzeichnissen zufolge doch erst an 62. Stelle am 1. 5.
1630 in die TG aufgenommen wurde, folglich diese Liste etwas später als der obige Brief
entstanden sein müßte, ist es doch unwahrscheinlich, daß innerhalb so kurzer Zeit zwei
Mitgliederlisten an Fn. Dorothea gesandt wurden. Für eine Identität der hier abgedruckten
Liste mit dem „verzeichnüß“, das Anna Sophias Brief beilag, spricht aber vor allem,
daß sich Juliana Marias Eintritt bzw. ihre Eintragung als Mitglied verzögert hatten, so
daß sie statt im Januar oder Anfang Februar 1630 (an 53. Stelle) offiziell erst am 1. 5.
1630 (unter Nr. 62) aufgenommen wurde (FB Gotha: Chart. 831b, 36v; Chart. 831ba
(1), 10;
Dix, 60). Tatsächlich gibt es in unserer Liste etliche für die Aufnahme vorgesehene
Personen, welche erst nach dem 20. 3. 1630 endgültig aufgenommen und verzeichnet
wurden. Die Liste spiegelt demnach im Falle mancher Damen eher eine Entwicklung
als einen abgeschlossenen Kooptationsprozeß wider. Für die Datierung des Dokuments
ist letztlich nicht die eine oder andere (ggf. revidierte) Nachricht über die Aufnahme eines
Mitglieds wichtig, sondern der Umstand, daß fast alle Mitglieder, die unter den von
Gfn. Anna Sophia ohne Personennamen aufgeführten Gesellschaftsnamen (Nr. 54–72)
fest zugeordnet wurden, in der Zeit von Februar bis Juli 1630 endgültig in die TG eintraten.
Nur die unter Nr. 54 eingeordnete Gesellschafterin (s. Anm. 33; TG 31) gehört nicht
in diese Gruppe, da sie damals nur ihren Gesellschaftsnamen wechselte. Derartige Wechsel
der Gesellschaftsnamen früher eingetretener oder für die Aufnahme vorgesehener
Gesellschafterinnen kommen häufiger vor. S. K 7. Die bereits im Februar und Anfang
März 1630 verzeichneten Gesellschafterinnen, die in der vorliegenden Liste (Beil. I)
noch hinter ihrem Gesellschaftsnamen verborgen sind, weisen darauf hin, daß Beilage I
nicht den letzten Stand der Aufnahmen in die TG wiedergibt. Dies ist aber vielleicht
auch nicht zu erwarten, zumal der Brief 300320 immerhin schon viele neue Gesellschafterinnen,
welche die Liste noch nicht namhaft macht, erwähnt. Der in Beilage I wiedergegebene
Text kann also gut mit dem im Brief erwähnten oder dessen (Ballenstedter)
Abschrift identisch sein, zumal er im dessauischen Aktenbestand überliefert ist, also
wohl Fn. Dorothea erreichte. — Daß nur der Geburtsname der Demütigen (TG 4, s.
Anm. 6) erwähnt wird, obgleich sie schon seit 1625 mit Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar
vermählt war, muß nicht als Fehler gewertet werden. Zum einen kommt solches auch
bei anderen Mitgliedern vor (vgl. TG 17 u. ähnlich TG 32), zum anderen liegen auch
später geschriebene Listen vor (s. FB Gotha: Chart. 831b, Bl. 31r–37v, Chart. B 831ba
[1], S. 7–11 u.
Dix, 52ff.), in denen regelmäßig der beim Eintritt in die TG gültige Geschlechtsname
verzeichnet wurde. Vgl. den diese Regel auch noch bestätigenden Sonderfall
TG 37. Die erwähnten Listen und das hier veröffentlichte Verzeichnis führen auch
bereits verstorbene Mitglieder auf. Eine eigene, etwa 1644 verfaßte Liste verstorbener
Mitglieder veröffentlichte
Dix, 62–64, vgl. FB Gotha: Chart. B 831b, Bl. 21rv u. 22r–
23r.
3 Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt, geb. Fn. v. Anhalt, Schwester F.
Ludwigs, Mitstifterin und Oberhaupt der TG. S.
Conermann TG, 624. Die Lebensdaten,
die Namen der Gatten und die Verwandtschaft mit Mitgliedern der FG werden aus
Raumgründen im folgenden meistens nicht mitgeteilt. S. zu diesen Zwecken das Mitglie- || [
167] derverzeichnis in
Conermann TG, 613–626.
4 Fn. Amoena Amalia v. Anhalt-Köthen,
geb. Gfn. v. Bentheim (AL 1618), erste Gattin F. Ludwigs, Mitstifterin und kollegiales
Oberhaupt der TG. S.
Conermann TG, 615.
5 Gfn. Sophia v. Barby und Mühlingen,
geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias und Gründungsmitglied
der TG. S.
Conermann TG, 616. Sie war am 8. 3. 1630 gestorben, jedoch wurde
ihr Gesellschaftsname erst 1643 wieder vergeben und zwar an Magdalena Reuß, geb.
Fräulein v. Putbus. S.
Conermann TG, 621.
6 Fn. Eleonora Dorothea v. Anhalt-Dessau
(PA), Gründungsmitglied der TG, 1625 vermählt mit Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar.
S.
Conermann TG, 615. Vgl. Anm. 2.
7 Gfn. Anna Sibylla v. Schwarzburg-
Sondershausen, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Gründungsmitglied der TG. S.
Conermann TG, 624.
8 Fn. Loysa Amoena v. Anhalt-Köthen, jung verstorbene Tochter
F. Ludwigs, Gründungsmitglied der TG. S.
Conermann TG, 615. Ihr Gesellschaftsname
lautet ,Die Fursichtige‘ [FB Gotha: Chart. B 831b, 2v; Chart. B 831ba (1), 7;
Chart. B 831ba (2), 37r u. 38rv;
Dix, S. 50] bzw. ,Die Vorsichtige‘ [FB Gotha: Chart. B
831b, 31v; Chart. B 831ba (1), 3; Chart. B 831ba (2), 2v]. Die Namensform ,Die Ansichtige‘
könnte ein Fehler des Kopisten sein.
9 Gfn. Elisabeth Juliana v. Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwägerin Gfn. Anna Sophias, Gründungsmitglied der TG. S.
Conermann
TG, 624.
10 Gfn. Dorothea Susanna v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin
Gfn. Anna Sophias, Gründungsmitglied der TG. S.
Conermann TG, 624.
11 Gfn. Agnesa
Elisabeth v. Barby und Mühlingen, Gründungsmitglied der TG, 1633 vermählt mit
Gf. Hans Martin v. Stolberg (FG 228). S.
Conermann TG, 616.
12 Gfn. Catharina
Maria v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias. S.
Conermann TG,
624. S. Abb. S. 183 (=Die Liebende).
13 Frau Magdalena Reuß v. Plauen zu Gera,
geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias. S.
Conermann
TG, 622. Lautung des Gesellschaftsnamens in FB Gotha: Chart. B 831ba (2), 62r: „Die
Vorschwigene“.
14 Frl. Anna Dorothea v. Schönburg-Hartenstein. S.
Conermann TG,
624.
15 Hzn. Elisabeth v. Sachsen (albertin. Linie), geb. Hzn. v. Braunschweig-Wolfenbüttel, 1618 in 2. Ehe vermählt mit Hz. Johann Philipp v. Sachsen-Altenburg (FG
183). S.
Conermann TG, 622 (berichtigtes Aufnahmedatum: 9. 6. 1620).
16 Hzn. Dorothea
v. Sachsen-Altenburg, Schwägerin der Vorgenannten, Koadjutorin des Stifts
Quedlinburg, 1633 vermählt mit Hz. Albrecht v. Sachsen-Weimar(-Eisenach) (FG 17).
S.
Conermann TG, 622.
17 Gfn. Anna v. Schwarzburg-Sondershausen. S.
Conermann
TG, 624.
18 Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg, geb. Gfn. v. Bentheim, Gattin F. Christians
I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), Stifterin und erste Patronin der AL. S.
Conermann
TG, 616.
19 Fn. Eleonora Maria v. Anhalt-Bernburg (AL 1617), zweite Patronin der
AL, 1626 vermählt mit Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158). S.
Conermann TG, 614f.
20 Fn. Sibylla Elisabeth v. Anhalt-Bernburg (AL 1617). S.
Conermann
TG, 615.
21 Fn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?], PA). S.
Conermann
TG, 614.
22 Fn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617). S.
Conermann
TG, 615.
23 Fn. Amoena Juliana v. Anhalt-Bernburg (AL 1622). S.
Conermann TG,
614.
24 Fn. Agnesa Magdalena v. Anhalt-Bernburg (AL 1628). S.
Conermann TG,
614.
25 Fn. Sibylla v. Anhalt-Plötzkau, geb. Gfn. v. Solms-Laubach (AL 1622), 1618
vermählt mit F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), Bruder F. Ludwigs. S.
Conermann
TG, 625.
27 Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel,
1623 vermählt mit F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10). S. 271211 K 3 u.
Conermann
TG, 618.
28 Fn. Kunigunde Juliana v. Anhalt-Dessau (PA), 1642 vermählt mit
Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374). Dem Namen der Willfährigen (auch
FB Gotha: Chart 831b, 32v) steht in anderer Überlieferung ,Die Willfertige‘ [FB Gotha:
Chart. B 831ba (1), 8; Chart. B 831 ba (2), 135r;
Dix, 55] gegenüber. S.
Conermann
TG, 615.
29 Gfn. Clara v. Schwarzburg-Blankenburg zu Frankenhausen, geb. Hzn.
v. Braunschweig-Lüneburg. S.
Conermann TG, 617.
31 Hzn. Anna Margaretha
v. Braunschweig-Lüneburg-Harburg, Pröpstin des Stifts Quedlinburg. S.
Coner- || [168] mann TG, 617.
32 Gfn. Maria Magdalena v. Stolberg (6. 11. 1581–27. 10. 1627), Dechantin
des Stifts Quedlinburg. Der Gesellschaftsname der am 8. 3. 1624 Aufgenommenen
wurde postum (1630?) geändert: Die Nüchterne [FB Gotha: Chart. B 831b, 33v;
Chart. B 831ba (1), 8; Die Nichterne (
Dix, 55)]. Die Begnügende wurde die 1631 eingetretene
Gfn. Sophia v. Hohenlohe-Neuenstein, geb. Pgfn. v. Birkenfeld genannt [TG
71a: FB Gotha: Chart. B 831b, 37v (ohne Datum) u. 192v–193r (25. 4. 1631); TG 72:
Dix, 62 (25. 4. 1631) u. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 11 (8. 4. 1631)]. S.
Conermann
TG, 620.
34 Mgfn. Elisabeth Sophia v. Brandenburg, 1613 in erster Ehe
vermählt mit F. Janusz Radziwill, Hz. v. Birsen u. Dubinski, Kastellan v. Wilno (†
1620), 1628 in zweiter Ehe mit Hz. Julius Heinrich v. Sachsen-Lauenburg (FG 311). S.
290410, 290608 u.
Conermann TG, 616. Die Eintragung als „herzogin wittbe“ gibt den
Stand Elisabeth Sophias zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in die TG (8. 8. 1625) wieder.
Bevor Gfn. Anna Sophia vom Tode der Herzogin (24. 12. 1629) erfahren hatte, wohl bis
Januar/ Februar 1630, veränderte sie Elisabeth Sophias Gesellschaftsnamen in ,Die
Maßhaltende‘. S. FB Gotha: Chart. B 831b, 24v („Maßhaltende“), 33v (dto.) u. 133rv:
„Von der Mäßigen“ in „Von der Maßhaltenden“ korrigiert; die anderen Fassungen des
GB haben die Korrektur übernommen: Chart. B 831ba (1), S. 8 u. 273f.; Chart. B 831ba
(2), Bl. 162rv;
Dix, 55. Gfn. Anna Sophia vergab diesen Gesellschaftsnamen bereits
1630 wiederum, s. Anm. 66. ,Die Mäßige‘ wurde später auch Fn. Sophia v. Anhalt-Plötzkau
(TG 64b) genannt.
Conermann TG, 615. Anna Sophia hatte 1630 entweder ihre
Wahl eines neuen Namens revidiert, oder es unterlief ihr dabei ein Fehler, denn die vorliegende
Liste sah für ein neues Mitglied den geänderten Namen ,Die Maßhaltende‘ vor.
Vgl. Anm. 52 u. 53.
35 Die 1626 verstorbene Fn. Agnesa Magdalena v. Anhalt-Dessau,
1617 vermählt mit Lgf. Otto v. Hessen-Kassel. Ihren Gesellschaftsnamen erbte zunächst
eine nicht bestimmte „Elisabetha, Reussin von Plawen &.“ (
Dix, 63), die 1643 ersetzt
wurde durch Fn. Sophia Margaretha v. Anhalt-Bernburg (TG 33c), welche 1651 F. Johann
Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) heiratete. S.
Conermann TG, 615.
36 „Die
Kennliche“ wohl Abschreibfehler, richtig: „Die Reinliche“. Fn. Anna Maria v. Anhalt-
Dessau. S.
Conermann TG, 615. Ihren Gesellschaftsnamen erbte nach 1637 in der Form
,Die Reinigliche‘ („Die Reingliche“
Dix, 63) Gfn. Catharina v. Nassau-Siegen (1617–
1645), TG 34b. S.
Conermann TG, 620.
37 Gfn. Margaretha v. Solms-Laubach, 1623
vermählt mit Gf. Heinrich Volrad v. Stolberg zu Ortenberg, am 2. 6. 1626 in die TG als
,Die Heroische‘ aufgenommen. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 8;
Dix, 56. Später wurde
sie vielleicht zur Vermeidung des Fremdworts ,Die Heldenmütige‘ genannt (FB Gotha:
Chart. B 831b, 34r). S.
Conermann TG, 625.
38 Hzn. Anna Sabina v. Schleswig-Holstein-Sonderburg,
1618 vermählt mit Hz. Julius Friedrich v. Württemberg-Juliusburg.
S. 270406 K 5 u.
Conermann TG, 623. Vgl. FB Gotha: Chart. B 831b, 34r u. Chart.
B 831ba (1), 9: ,Die Leutselige‘; Chart. B 831b (1), 6r u.
Dix, 56: ,Die Leidselige‘. Vgl.
K 6, 300426 u. Abb. S. 235.
39 Geb. Pgfn. Sabina v. Sulzbach, 1625 vermählt mit Herr
Hans Georg v. Wartenberg (FG 143); Die Beharrliche (8. 1. 1628), s. 271211 K 3 u.
Conermann
TG 621. Der Titel „herzogin zue württenbergk“ ist fälschlich von ihrer Mutter
Dorothea Maria hergeleitet, s. K 13. Vielleicht hat der Kopist den böhmischen Herrenstand
von Sabinas Gatten als so unstandesgemäß empfunden, daß er ihn auf diese Weise
,korrigierte‘. Richtig „Fraw zue Wartenbergk“ in FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9.
40 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629), zweite Gemahlin F. Ludwigs.
Sie übernahm wie dessen erste Gattin, Fn. Amoena Amalia (s. Anm. 4), die Rolle eines
gleichberechtigten, wenngleich nachgeordneten Oberhaupts der TG. S. 290913 K 4
u.
Conermann TG, 619. Vgl. Beilage II.
41 Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg,
geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg, Gattin F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg
(FG 51). S. Anm. 3, 290913 u.
Conermann TG, 623. In FB Gotha: Chart. B 831b,
34r verbesserte F. Ludwig den Text: 〈Fräwlein〉 „Fraw“ Eleonora Sophia, 〈geborne〉 Fürstin
zu Anhalt &. „geborn Hertzogin zu Schlesewig Holstein,“ [Zusätze F. Ludwigs in || [
169] Anführungszeichen]. Korrekt in der vorliegenden Liste und in den Verzeichnissen in FB
Gotha: Chart. B 831ba (1), 9 und in
Dix, 56.
42 Burggfn. Dorothea Magdalena v.
Kirchberg, geb. Reuß v. Plauen, 1620 vermählt mit Burggf. Georg v. Kirchberg (FG
184). Der Gesellschaftsname in
Dix, 56 und FB Gotha: Chart. B 831b (1), 6v lautet ,Die
Gottfürchtige‘; vgl. FB Gotha: Chart. B 831ba (2), 195r: „Die Gott Fürchtige“. Fehlerhaft
in FB Gotha: Chart. B 831b, 34r: „Fräwlein Dorothea Magdalena, Burggrävin zu
Kirchberg & Die Gottsfürchtige“. Vgl. 290913 u.
Conermann TG, 621.
43 Lgfn. Elisabeth
v. Hessen-Darmstadt, 1601 vermählt mit Gf. Johann Casimir v. Nassau-Weilburg
(† 1602). Reihenfolge und Gesellschaftsname wurden geändert. Ursprünglich wohl noch
im Mai 1629 hinter der Gott(s)fürchtigen, die am 5. 5. 1629 aufgenommen worden war,
für die Mitgliedschaft in der TG vorgesehen, trat an ihre Stelle die Dankbare (TG 41
[29. 6. 1629], s. unten Nr. 46, Anm. 48). Sie selbst taucht in späteren Mitgliederlisten als
der vorliegenden am 5. 2. 1630 unter dem Namen der Almosengebenden an 49. Stelle
(FB Gotha: Chart. B 831ba [1], 9) oder auf dem folgenden Platz auf (FB Gotha: Chart.
B 831b, 35r;
Dix, 57). S.
Conermann TG, 618. Ihr Gesellschaftsname ging in den Formen
,Die Verträgliche‘ [FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9;
Dix, 57] bzw. ,Die Vertragende‘
(FB Gotha: Chart. B 831b, 35r) auf ihre Schwester Anna über, deren ursprüngliche
Benennung Elisabeth erhalten hatte. S. Anm. 45.
44 Hzn. Sibylla Elisabeth v. Braunschweig-Dannenberg,
1600 vermählt mit Gf. Anthon II. v. Oldenburg-Delmenhorst (†
1619). Wohl schon im Sommer 1629 für die Aufnahme vorgesehen, rückte am 5. 9. 1629
die Gutwillige (s. Nr. 44, Anm. 46) an ihre Stelle, so daß Sibylla Elisabeth in späteren Listen
der TG mit dem Eintrittsdatum 6. 1. 1630 als Nr. 47 geführt wird: FB Gotha: Chart.
B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 35r;
Dix, 57. S.
Conermann TG, 617.
45 Lgfn. Anna
v. Hessen-Darmstadt, 1601 vermählt mit Gf. Albrecht Otto v. Solms-Laubach († 1610).
Wie ihre Schwester Elisabeth (s. Anm. 43) war sie wohl schon im Mai 1629 für die Aufnahme
in die TG vorgesehen. Sie tauschte mit ihr den Gesellschaftsnamen, bekam am 5.
2. 1630 den 50. Platz, den sie noch mit ihrer Schwester gegen den 49. austauschte. S. die
in Anm. 43 genannten Quellen u.
Conermann TG, 618.
46 Gfn. Juliana v. Nassau-Dillenburg,
1619 in 2. Ehe vermählt mit Gf. Johann Albrecht v. Solms-Braunfels († 1623).
Sie rückte auf den 42. Platz vor. S. Anm. 44. Nach ihrem Tode (4. 10. 1630) wurde Hzn.
Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629), die 3. Gemahlin Hz. Augusts d. J.
v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), ihre Namensnachfolgerin. S.
Conermann TG,
620 bzw. 619.
47 Gfn. Ursula v. Solms-Braunfels (AL 1619), 1620 vermählt mit
Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20). In den späteren Gesellschaftslisten rückte
Ursula mit dem Aufnahmedatum des 6. 9. 1629 auf den Platz der Almosengebenden (Nr.
43): FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v;
Dix, 57. S.
Conermann TG,
625. Der Gesellschaftsname wurde in Chart. B 831b teilweise verbessert: Bl. 34v u. 144r:
,Die Sieghaffte‘; vgl. Bl. 144v noch: ,Die Siegende‘.
48 Gfn. Agnesa v. Everstein, 1598
in 2. Ehe vermählt mit dem Herren Burchard Schenk v. Tautenburg († 1605). In späteren
Gesellschaftsakten (FB Gotha: Chart. B 831ba [1], 9; Chart. B 831b, 34v;
Dix, 57)
rückte sie auf den 41. Platz mit dem Eintrittsdatum 29. 6. 1629. S. Anm. 43 u.
Conermann
TG, 618. Auf den 46. Platz zog die Weisende/ Wissende, s. Anm. 50.
49 Gfn.
Maria Magdalena v. Waldeck-Wildungen (AL 1629), 1623 vermählt mit Gf. Simon VII.
zur Lippe-Detmold († 1627; FG 110). In den Gesellschaftslisten der TG erscheint sie
später an 44. Stelle (7. 9. 1629) anstatt der Gutwilligen, s. Anm. 44 u. 46; FB Gotha:
Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v;
Dix, 57. S.
Conermann TG, 625.
50 Gfn.
Sophia Ursula v. Oldenburg-Delmenhorst, 1633 vermählt mit Gf. Albrecht Friedrich v.
Barby und Mühlingen (FG 70). In den späteren Gesellschaftslisten der TG erscheint sie
an der 46., vorher von der Dankbaren eingenommenen Stelle unter dem 4. 1. 1630 mit
dem Namen der Wissenden, vgl. Anm. 48. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B
831b, 35r;
Dix, 57;
Conermann TG, 620.
51 Gfn. Anna Juliana v. Schwarzburg-Sondershausen.
In späteren Gesellschaftslisten der TG wird sie an 45. Stelle mit dem Ein- || [
170] trittsdatum v. 1. 1. 1630 geführt. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v;
Dix, 57. Vgl. Anm. 43, 45 u. 47. S.
Conermann TG, 624.
52 Hzn. Elisabeth Eleonora
v. Radziwill (1615–1633), Tochter Elisabeth Sophias (s. Anm. 34) und ältere Schwester
der Folgenden. S. 290410 K 3. In späteren Gesellschaftslisten der TG (FB Gotha: Chart.
B 831ba [1], 11; Chart. B 831b, 34v;
Dix, 61) wird sie erst an 68. Stelle mit dem Eintrittsdatum
12. 7. 1630 geführt. S. 290410, 290608, 300723 u.
Conermann TG, 621.
53 Hzn. Sophia Agnesa v. Radziwill (1618–1637). Zum Rufnamen s. ihre Unterschriften
in 290410 u. 290608. Wolfgang Ratke nennt sie in der Anschrift seines Briefs 290614
aber Anne Sophie. Schwester der Vorigen. In späteren Gesellschaftslisten der TG (s.
Anm. 52) erscheint sie unter Nr. 69 mit dem Aufnahmedatum 12. 7. 1630. Vgl.
Conermann
TG, 621.
54 Gfn. Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst, seit 1628 Stiftsdame
zu Quedlinburg. In den Gesellschaftslisten der TG später unter Nr. 53 und dem Namen
der Einhelligen geführt. Vgl. unten Anm. 70. S.
Conermann TG, 620. Der Name der
Ehrbaren wurde Frau Catharina v. Stubenberg, geb. Burggfn. v. Kinsky († nach 1639)
bei ihrer Aufnahme am 14. 7. 1630 (Nr. 71) zuteil. S.
Conermann TG, 619.
55 Gfn.
Juliana Maria v. Mansfeld-Schraplau, geb. Reuß v. Plauen zu Gera, Tochter v. Heinrich
Reuß gen. Postumus (FG 201), 1614 vermählt mit Gf. David v. Mansfeld-Schraplau (†
1628). S.
Conermann TG, 621f. Über die Verschiebung ihres Eintritts bzw. ihrer Verzeichnung
durch die TG s. Anm. 2. Die Einhellige (TG 53, s. unten Anm. 70) rückte
schon am 6. 2. 1630 an die Stelle der Schamhaftigen: Gfn. Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst
(1609–1636), seit 1628 Stiftsdame zu Quedlinburg, war die Schwester Gf.
Christians IX. (1612–1647; FG 375; 1642). Sie hatte in der uns vorliegenden Liste zuerst
den Namen der Ehrbaren besessen (Nr. 52), den dann die am 14. 7. 1630 aufgenommene
Frau Catharina v. Stubenberg, geb. Burggfn. v. Kinsky (TG 71) erhielt. — Hier endet die
Identifikation der TG-Mitglieder hinter ihren Gesellschaftsnamen. Die folgenden Gesellschaftsnamen
(Nr. 54–72) waren ursprünglich für künftige Gesellschafterinnen vorgemerkt
worden. Diese Praxis läßt sich auch für die FG nachweisen. Vgl.
Conermann
III, 555. So übersandte auch Georg Neumark (FG 605, Erzschreinhalter unter Hz. Wilhelm)
dem jüngst zum neuen Oberhaupt gewählten Hz. August v. Sachsen-Weißenfels
(FG 401) im Juli 1667 eine Liste von FG-Impresen: „[...] Demnach Ich auch die Jahr hero
befunden, daß die Nahmen, Gewächse und Worte zu suchen, indem solcher schon
bey 800 hinaus, ziemlich mühesam fället, und nicht jedes arbeit, dahero etwas zweifeln
dürfte, ob sich alsobald jemand darein finden werde; Als habe Eu. Hochwürdigsten
Durchl., da Sie etwan ein und andere Person, in die Gesellschaft zunehmen gnädigst beliebten,
ein Duzend unterschiedlicher Nahmen mit zugehörigen Gewächsen und Worten
aufsuchen, und hierbey gehorsamst übersenden [...] wollen [...].“ Zit. in
DA Halle I,
58. Vgl. auch David Elias Heidenreichs (FG 837; Erzschreinhalter unter Hz. August)
handschriftliche Impresenliste im Anhang des Mitglieder-„Registers“ (a. a. O., 402ff.).
57 Unter diesem Gesellschaftsnamen, allerdings als Nr. 67,
wurde am 11. Juli 1630 Hzn. Magdalena Sibylla v. Sachsen (1617–1668; albertin. Linie)
in die TG aufgenommen. Sie heiratete 1634 in erster Ehe Pz. Christian v. Dänemark (†
1647), ihr zweiter Gatte wurde 1652 Hz. Friedrich Wilhelm II. v. Sachsen-Altenburg
(FG 577). S.
Conermann TG, 622.
58 Am 5. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber
als Nr. 57, Hzn. Barbara Sophia v. Württemberg-Stuttgart, geb. Mgfn. v. Brandenburg
(1584–1636), in die TG aufgenommen. S. K 16. Nach ihrem Tod rückte Hzn. Hedwig v.
Braunschweig-Harburg, geb. Hzn. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (1580–1657) nach. S.
Conermann TG, 616.
59 Am 5. 5. 1630 wurde unter diesem Namen, aber mit der Nr.
63, Hzn. Sophia v. Pommern, geb. Hzn. v. Sachsen (albertin. Linie) (1587–1635), in die
TG aufgenommen. S.
Conermann TG, 622. Unter dem Gesellschaftsnamen folgte ihr
nach 1635 unter Nr. 63b Hzn. Maria Elisabeth v. Sachsen (1610–1684), 1630 vermählt
mit Herzog Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (1597–1659; FG 388; 1642). S.
Conermann TG, 622 u.
Conermann: Opitz auf der Dresdner Fürstenhochzeit. 60 Wohl || [
171] am 12. oder 14. 7. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 70, Catharina Elisabeth
Reuß, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Sondershausen (1617–1701), in die TG aufgenommen.
Als Nummer und Aufnahmedatum werden auch 72(a) bzw. 30. 7. 1632 angegeben (FB
Gotha: Chart. B 831b, 37v). S.
Conermann TG, 621.
61 Hzn. Christina v. Sachsen-Eisenach, s. K 15.
62 Am 9. 7. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 65, die verwitwete Hzn. [Kfn.] Hedwig v. Sachsen, geb. Pzn. v. Dänemark (1581–1641), in die TG aufgenommen. S.
Conermann TG, 618.
63 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 54, Hzn. Anna v. Württemberg-Mömpelgard (1597–1650) in die TG aufgenommen. S. K 17.
64 Am 4. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 48, Mgfn. Maria v. Brandenburg-Bayreuth, geb. Mgfn. v. Brandenburg u. Hzn. v. Preußen (1579–1649), in die TG aufgenommen. S.
Conermann TG, 617.
65 Am 4. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 51, Mgfn. Anna Maria v. Brandenburg-Bayreuth
(1609–1680) in die TG aufgenommen. Sie heiratete 1639 den katholischen Fürsten Johann
Anthon I. v. Eggenberg, Herzog v. Krumau, Landeshauptmann v. Krain und Sohn
des kaiserlichen Ministers F. Johann Ulrich v. Eggenberg. S.
Conermann TG, 616, vgl.
280724 K 5 u. ö.
66 Am 4. 7. 1630 wurde unter dem Namen der Mäßigen und mit dieser
Nummer Gfn. Ursula Maria Marschall v. Pappenheim, Lgfn. v. Stühlingen, geb. Gfn.
v. Leiningen-Westerburg (1583–1638), in die TG aufgenommen. S.
Conermann TG,
616; FB Gotha: Chart. B 831b, 36v u. Chart. B 831ba (1), 8;
Dix, 60. Dieser Name war
zuvor mit TG 32 verbunden und durch den der Maßhaltenden ersetzt worden. S. Anm.
34. ,Die Mäßige‘ wurde später auch Fn. Sophia v. Anhalt-Plötzkau (TG 64b) genannt.
Conermann TG, 615. Den Namen der Maßhaltenden erbte nach Ursula Marias Tod
Maria Sibylla Reuß v. Plauen (1625–1675) aus der Linie Obergreiz, 1647 vermählt mit
Heinrich X. Reuß v. Plauen, dem Sohn v. Heinrich Reuß v. Plauen gen. Postumus (FG
201).
Conermann TG, 622.
67 Am 6. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr.
52, Mgfn. Magdalena Sibylla v. Brandenburg-Bayreuth (1612–1687) in die TG aufgenommen.
Sie heiratete 1638 den sächsischen Kurprinzen Johann Georg (II.), FG 682
(1658). S.
Conermann TG, 617.
68 Am 8. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber
als Nr. 60, Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach (1614–1646) in die TG aufgenommen.
S.
Conermann TG, 616.
69 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als
Nr. 55, Hzn. Anna Eleonora v. Württemberg-Mömpelgard, geb. Gfn. v. Nassau-Weilburg
(1602–1685), in die TG aufgenommen. S. K 16.
70 Seit dem 6. 2. 1630 war Gfn.
Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst (1609–1636), Stiftsdame zu Quedlinburg, unter
diesem Namen, aber unter der Nr. 53, als Mitglied der TG belegt. S.
Conermann TG,
620. Die Kanonissin ist schon oben unter einem anderen Namen verzeichnet. S. Anm. 54.
Ihr Bruder war Gf. Christian IX. v. Oldenburg-Delmenhorst (FG 375; 1642).
71 Am
4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber an 56. Stelle, Hzn. Antonia v. Württemberg-
Stuttgart (1613–1679) in die TG aufgenommen. S. K 17.
72 Am 11. 7. 1630 wurde unter
diesem Namen, aber mit der Nr. 66, Hzn. (Kfn.) Magdalena Sibylla v. Sachsen, geb.
Mgfn. v. Brandenburg u. Hzn. v. Preußen (1586–1659), als Mitglied der TG verzeichnet.
S.
Conermann TG, 617.
73 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber mit der
Nr. 59, Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, geb. Gfn. v. Solms-Laubach (1594–
1651), als Mitglied der TG verzeichnet. S.
Conermann TG, 625. Vgl. K 18.
74 Am 6.
3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber an 58. Stelle, Mgfn. Sophia (Sophia Margaretha)
v. Brandenburg-Ansbach, geb. Hzn. v. Braunschweig-Lüneburg (1563–1639), als
Mitglied der TG verzeichnet. Vgl. K 18.
K II
1 Der „Beschluss. 1.
zu den reimen der Sale“ bezieht sich auf die eigentümliche Struktur des Gesellschaftsbuches
der TG im allgemeinen und auf den Aufbau der Einträge zu jedem Mitglied und der
von ihm verkörperten Tugend im besonderen: Jedes Mitglied hat eine Imprese, bestehend
aus dem Gesellschaftsnamen (eine Tugend), einem Wort (Devise) und einem
passend dazu ersonnenen Bild oder Gemälde. Im GB folgen sodann vier Gedichte, die
die jeweilige Tugend auslegen und erläutern. Diese Gedichte werden 1. der Saale, 2. dem
Mitglied und 3. seiner Tugend in den Mund gelegt; das 4. Gedicht verarbeitet ein biblisches
Exempel. Eine Prosa-„Erwägung“ zu der jeweiligen Tugend sollte den Abschluß
bilden, ist aber nur selten von Gfn. Anna Sophia ausgeführt worden. Derselbe Aufbau
tritt uns auch eingangs des GB bei der eigenen Impresa der TG entgegen. Der Beschluß
„Zu den reimen der Gesellinen“ verweist analog auf jene Gedichte, die den Mitgliedern
selbst in den Mund gelegt wurden. S. dazu die Beispiele in 230000 I und 300426 I. Vgl.
Conermann TG, 517f.
2 Bezieht sich laut
Dix, 101 Anm. **) zunächst auf das dem
„Beschluss“ vorangehende schreckliche Bild der „Märterischen“ (TG 73, s. K 6 u. K 13),
die Ergänzung am Rande „6.
Septembris“ deutet aber auf ein Kriegsereignis hin, vermutlich
die Aufstellung der feindlichen Heere bei Breitenfeld am 6. und 7. 9. 1631 a. St.: der
Kaiserlichen unter Tilly, denen sich am 5. 9. noch die Stadt Leipzig ergeben hatte, und
der vereinigten Schweden und Sachsen unter Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden, die am
6. 9. Tilly entgegen nach Leipzig zogen. In der Frühe des 7. 9. brach der schwedisch-sächsische
Angriff los; am Ende stand der Sieg der Schweden. Das Beschluß-Gedicht
„Zu den reimen der Sale“ — vgl. dazu auch
Conermann TG, 577ff. — erzählt (oder besser:
berührt) zwei Geschichten auf der allegorischen Ebene einer mitteldeutsch-böhmischen
Flüsse-Topographie, in deren Mittelpunkt die Saale steht, die Gfn. Anna Sophias
Residenzort Rudolstadt durchfließt: Zunächst die Geschichte der TG und ihrer „Heldinnen“,
sodann die politisch-militärische Geschichte des deutschen Protestantismus bis
zum Auftreten Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden auf dem Kriegsschauplatz des Dreissigjährigen
Krieges. Das Landschaftliche, insbesondere die Fluß-Allegorie, begegnet seit
je als Topos der Ekloge; Opitz’
Schäfferey Von der Nimfen Hercinie (1630), die sich explizit
auf Theokrit, Vergil, Jacopo Sannazaro (1456–1530), Baldassare Castiglione
(1478–1529), Sir Philip Sidney (1554–1586), Honore´ d’Urfé (1567–1625) u. a. bezieht
und die Anna Sophia mit hoher Wahrscheinlichkeit kannte (s. 300209), ist hier als direktes
Vorbild ihrer Dichtung zu vermuten. Die
Hercinie besingt das Riesengebirge und
seine Flüsse Bober, Katzbach, Queiß, Iser, Elbe etc. (vgl.
Opitz IV. 2, 533ff.). Vgl. Klaus
Garber: Martin Opitz’ Schäferei von der Nymphe Hercinie, Ursprung der Prosaekloge
u. des Schäferromans in Deutschland. In: Daphnis 11 (1982), 547–603; Peter Michelsen:
„Sieh, das Gute liegt so nah“. Über Martin Opitz’
Schäfferey von der Nimfen Hercinie.
In: Iliaster. Literatur und Naturkunde in der frühen Neuzeit. Festgabe f. Joachim Telle
zum 60. Geb. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann u. Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Heidelberg
1999, 191–200.
3 Im Rahmen des Bescheidenheitstopos’ dieser Anrede meint „linkklingend“
schlecht, unbeholfen klingend, gemäß jener aus der Ortsbestimmung ,zur linken
Seite‘ abgeleiteten Beziehung des Adjektivs „link“ zum Verkehrten, Ungeschickten,
Unbeholfenen, Verderblichen: „Link etiam est contrarius, adversus, infelix“ (
Stieler,
1164). Vgl.
DW VI, 1044ff.;
Baufeld, 161;
Thüringisches Wb. IV, 290f.
Opitz: Hercinie:
„An tugendt bin ich recht/ vnd linckisch auch/ gewesen [...]“ (
Opitz IV.2, 546).
4 7.
September 1631: der bahnbrechende Sieg Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden über Tilly
bei Breitenfeld.
5 Die personifizierte Saale ,schwimmt‘ von Rudolstadt aus zurück zu
ihrer Quelle im Fichtelgebirge.
6 Saalfeld, Städtchen an der Saale, südlich von Rudolstadt,
gehörte damals zum ernestinischen Teilhzt. Sachsen-Altenburg.
7 Ziegenrück,
wettinisches Städtchen am östlichen Saaleufer zwischen Saalfeld und Schleiz, unweit da- || [
173] von, am westlichen Saaleufer der kleine Ort Grün. Vgl.
Merian: Topographia Franconiæ,
T. [1];
Ritter: Lexicon, 649; Gerlinde Schlenker/ Jürgen Laubner: Die Saale. Porträt einer
Kulturlandschaft. München/ Berlin 1996, 46f.
8 Hof/ Oberfranken, damals
Hauptstadt des Vogtlandes und zur Mgft. Brandenburg-Bayreuth gehörig.
9 Das
Fichtelgebirge, in dem die Saale am Großen Waldstein entspringt.
10 „Dieser Berg
[das Fichtelgebirge] stösset gegen Aufgang der Sonnen an Böheim/ gegen Niedergang
an Francken/ gegen Mittag an die Ober-Pfaltz und Bayern/ gegen Mitternacht an
Voigtland und Thüringen.“ (Caspari Bruschii Redivivi Gründliche Beschreibung Des
Fichtel-Berges/ Aus welchem vier Schiff-reiche Wasser/ der Meyn/ die Eger/ die Nab/
und Saal entspringen ... Auf ein neues übersehen/ und mit einem nützlichen Register
vermehret Durch M. Zachariam Theobaldum Juniorem. Nürnberg 1683, 1 (HAB: Xb
5368; textgleiche Neuauflage der Ausg. Wittenberg 1612: HAB: Cd 27). Die vier großen
dem Fichtelgebirge entspringenden Flüsse, die die genannten Länder durchfließen, werden
im folgenden näher behandelt: Saale, Main, Naab, Eger. Ihre steinernen Allegorien
sind im Markgrafenbrunnen zu Bayreuth zu betrachten, 1699–1705 von Elias Räntz erbaut,
einst im Hof des Alten, heute vor dem Neuen Schloß befindlich (vgl. Georg Dehio:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Bearb. v. Tilmann Breuer
[u. a.]. 2. durchges. u. erg. Aufl. München/ Berlin 1999, 203). — Den Paradiesvergleich
zog Anna Sophia nicht allein. „Gleichwie nun dorten im Paradieß ein Strohm ausgienge/
so sich in vier goldreiche Haupt-Wasser austheilete/ nehmlich Pischon, Gichon, Chidekel,
und Perath [...] also entspringen auch in unserm Fichtelberg 4. goldreiche Wasser/
nehmlich der Mayn/ die Eger/ die Nabe/ und die Saale.“ (Ausführliche Beschreibung
Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend, Jn Dreyen Theilen abgefasset. Leipzig 1716, 15
[HAB: Cd 140]).
12 zwier, Adv., zweimal, hier: zwiefach, bezogen auf die
beiden Flügel der Türe; mhd. zwir, zwier, zwire;
DW XVI, 1159ff.;
Baufeld, 263;
Götze,
238 („zwir“);
Lexer: Handwb. III, 1218. — Die hier vorgetragene Landschaftsbeschreibung
scheint sich auf eine Art Quellgrotte (?) der Saale (s. das Gedicht oben:
„Grufft“ und weiter unten: „Sahl“/ Saal, darin sie „geboren“) zu beziehen oder überhaupt
auf die Naturwunder des Fichtelgebirges (an die, wie es im Gedicht der Saale weiter
heißt, keine menschliche Kunst heranreiche). Dieses war „auch mit Gold/ Silber/ Eisen
und in Summa allerley der besten Metallen“, „item schöne Stein und Perlen“ reich
gesegnet, so Caspari Bruschii Redivivi Gründliche Beschreibung des Fichtel-Berges (s.
Anm. 8), 10, 11. Dazu auch Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau
liegend (s. Anm. 10), 38f., 42ff., 113ff., 272. Die Beschreibung des Fichtelgebirges in
Merian: Topographia Franconiæ, 109ff., geht nicht über den zitierten Bruschius (Ausg.
von 1542) hinaus. — Die Saale entspringt in einer Höhe von 699 Metern am Großen
Waldstein. Ihre Quelle wurde 1869 neu in Stein gefaßt; der Bach durchfließt heute einen
kleinen Waldgraben und tritt nach einigen hundert Metern oberhalb des Dorfes Zell in
die offene Wiesen- und Feldlandschaft des nördlichen Gebirgsvorlandes ein. Vgl. Gerlinde
Schlenker/ Jürgen Laubner: Die Saale (s. Anm. 7), 8, 12. Uns ist keine ältere Überlieferung
bekannt, die den früheren Zustand der Saale-Quelle dokumentiert. Bruschius teilt
nichts dazu mit und 1716 heißt es lediglich, die Saale entspringe „nicht weit von dem
Flecken Zelle/ aus dem Bronnen/ so mit dem Fluß gleichen Nahmen führet/ und der
Saal-Bronnen genennet wird/ [...] Dieser Fluß gehet Anfangs gar klein daher in schwachen
Gerinsel“ (Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend [s.
Anm. 10], 35f.). Vgl. aber Johann Hübners Zeitungs- und Conversations-Lexikon, 31.
Aufl., 4. Bd., 1828, S. 1: Die Saale entspringt im Fichtelgebirge einem oberen Brunnen
„unter einer Buche, stürzt sich in einen verfallenen Stollen und aus diesem in den unteren
Saalbrunnen“. — Allem Anschein nach ist die prächtige Quellgrotte oder der Quellsaal
der Saale eine wortspielerische Erfindung Gfn. Anna Sophias. Vgl. dazu auch die Höhlen-
Schilderungen in
Opitz’ Hercinie (1630) [
Opitz IV. 2, 535, 537ff.], in denen allerdings
nicht der ,Löwe aus Mitternacht‘ Hof hält, sondern die Nymphen bzw. deren || [
174] Mutter Thetis. (Die Erwähnung Tobias Hübners und der „vnsterblichen Fruchtbringenden
Gesellschafft“ a. a. O., 571.) Vgl. dazu: Silvia Serena Tschopp: Die Grotte in Martin
Opitz’
Schäfferey von der Nimfen Hercinie als Kreuzungspunkt bukolischer Diskurse. In:
Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hg. Thomas Borgstedt
u. Walter Schmitz. Tübingen 2002, 236–249.
13 Das Wort „gemüschel“ ist weder
in der historischen, noch in der mundartlichen Lexik des Deutschen nachgewiesen. Zwar
tritt die Form „gemürsel“ für zerkleinertes Gestein, Schutt auf (
DW IV. 1, 2, 3292),
ebenso der „mürsel(stein)“ für Mörser (
Götze, 163), und „müschen“ für stoßen, zerschlagen,
quetschen (
Lexer: Handwb. I, 2257), doch ist hier wohl eher an eine Ableitung
von Muschel (concha) zu denken, an (versteinertes) Muschelwerk, Muschelachat etwa
oder Muschelmarmor (Achat bzw. Marmor mit eingeschlossenen Versteinerungen von
Schalentieren). Vgl.
DW VI, 2731f. Zu Muschelmosaiken und Muschelwerk als Bestandteil
künstlicher Grotten und Höhlen in der Parkarchitektur des 17. Jahrhunderts
(und in
Opitz’ Hercinie) s. Tschopp: Die Grotte (s. Anm. 12), 238.
14 Im Bild des
„Löwen aus Mitternacht“ verbanden sich verschiedene Traditionsstränge biblischer Apokalyptik,
mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Prognostik und chiliastisch-eschatologischer
Spekulation, aber auch der Tierallegorese und der Heraldik. Wenn Gustav Adolf
als ,Löwe‘ einherschreitet, dann bildet sich darin zunächst der ,gotische‘ Löwe ab, der
seit dem 13. Jahrhundert das schwed. Reichswappentier abgab. (Das Geschlechtswappen
der Wasa war übrigens die Getreidegarbe.) Das „zweyschneidige schwert in seiner vörderdatzen“
lädt das Bild des Königs zusätzlich auf, verweist es doch auf Gideon bzw.
Judas Makkabaeus und ihr Schwert des Herrn, welches in der zeitgenössischen Herrscher-
und Feldherren-Allegorese immer wieder mit Gustav Adolf in Verbindung gebracht
wurde. Vgl. Marcus Junkelmann: Gustav Adolf (1594–1632). Schwedens Aufstieg
zur Großmacht. Regensburg 1993, 32, 39. Die biblischen Wurzeln des Bildes vom Löwen
aus Mitternacht sind in Dan. 11, 1–45, Jer. 4, 5–7 u. 50, 1–46 und v. a. Jes. 41, 25
auszumachen; apokryphe Textzeugnisse (Esra-Bücher) und insbesondere die mittelalterliche
Weissagungsliteratur sowie protestantische Polemik traten hinzu und formten die
mystische Gestalt eines endzeitlichen Befreiers aus dem Norden, der die Verfolgung der
Protestanten beenden und die Tyrannei des römischen Antichrist brechen würde. Im
böhmischen Aufstand wurde bereits Kf. Friedrich V. v. der Pfalz als der erhoffte Befreier
mit dem geweissagten „Löwen aus Mitternacht“ identifiziert; nach der böhmischen Niederlage
konzentrierten sich die Erwartungen auf Kg. Christian IV. v. Dänemark, bis mit
dem offenen Kriegseintritt Schwedens 1630 vollends Gustav Adolf in das heilsgeschichtliche
Löwenkostüm rückte. Er wurde zum „eigentliche[n] Held[en] der deutschen
Presse“ im Dreißigjährigen Krieg (Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg.
Frankfurt a. M. 1992, 228). Vgl. Junkelmann, a. a. O. (s. o.), 32ff.; Wolfgang Harms:
Gustav Adolf als christlicher Alexander und Judas Makkabaeus. Zu Formen des Wertens
von Zeitgeschichte in Flugschrift und illustriertem Flugblatt um 1632. In: Wirkendes
Wort 35 (1985), 168–183, 169ff.;
ConermannTG, 577; Frank Liemandt: Die zeitgenössische
literarische Reaktion auf den Tod des Königs Gustav II. Adolf von Schweden.
Frankfurt a. M. [u. a.] 1998, 102ff.; Sverker Oredsson: Geschichtsschreibung und Kult.
Gustav Adolf, Schweden und der Dreißigjährige Krieg. Dt. Übers. v. Klaus R. Böhme.
Berlin 1994, 26ff.; Silvia Serena Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster in der
Publizistik des Dreißigjährigen Krieges. Pro- und antischwedische Propaganda in
Deutschland 1628 bis 1635. Frankfurt a. M. [u. a.] 1991, 229ff.; allgemein Benigna v.
Krusenstjern: Prodigienglaube und Dreißigjähriger Krieg. In: Im Zeichen der Krise. Religiosität
im Europa des 17. Jahrhunderts. Hg. Hartmut Lehmann u. Ann-Charlott
Trepp. Göttingen 1999, 53–78, 57 u. 76ff. Die enge Verbindung, die der mitternächtige
Löwe im vorliegenden Beschluß-Gedicht der Saale mit dem Fichtelgebirge eingeht,
scheint freie Erfindung Gfn. Anna Sophias zu sein.
15 Die Schreibung ü statt u — ümher,
ümbgestürtzt u. ö. — läßt vielleicht an eine Korrektur Wolfgang Ratkes denken, bei || [
175] dem sich die Verwendung des Umlautes aus dem holsteinischem Einfluß auf sein Hochdeutsch
erklärt, s. 270406 K 7 u. ö.
16 „Manch’ alte Prophecey“ — Anna Sophia bezieht
sich hier auf das prophetisch-prognostische Schrifttum aus Mittelalter und Reformationszeit,
wie jene dem Paracelsus zugeschriebene „Propheceyung“ von (angeblich)
1546, die in diversen Flugschriften und Flugblättern der 20er und 30er Jahre des 17.
Jahrhunderts kolportiert wurde, oder die
Historia deß Reichs Christi (1598) des lutherischen
Theologen Philipp Nicolai. S. Anm. 14. Vgl.: Propheceyung Philippi Theophrasti
Paracelsi anno 1546 vom Löwen auß Mitternacht. O. O. 1631 (HAB: 50. 1 Astron. [18]);
Junkelmann (s. Anm. 14), 33; Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster (s. Anm.
14), 240, 238. Zu den vielen zeitgenössischen ,wunderbarlichen‘ Vorzeichen und Prognostiken
vgl. auch
Theatrum europaeum, 2. Teil., 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1646, 226ff.
(HAB: Ge 4°54).
17 Vgl. Georg Philipp Harsdörffer: Frauenzimmer Gesprächspiele.
Hg. Irmgard Böttcher. Tübingen 1968, III, 434: „Epigrammata Vberreimen oder Vberschriftverslein“.
S.
DW XI. 2, 468.
18 Der rote Main und der aus dem Fichtelgebirge
herabfließende weiße Main vereinigen sich bei Kulmbach. Mit dem „Horn“ könnte die
Landzunge zwischen beiden Quellflüssen vor ihrem Zusammenfluß gemeint sein.
DW
IV. 2, 1820, gibt für „Horn“ u. a. die Bedeutung an: „auch ein vorgebirge, eine landspitze,
die gegen das Wasser abfällt oder sich weit ins Wasser hineinzieht“, überhaupt etwas
von hornartiger Form. Vgl. 310000 K I 4.
19 Zwitzerlich, adj. u. adv., funkelnd,
schimmernd, glitzernd. Von zwitzern, v., zwitschern; flimmern, funkeln, glitzern;
schnell bewegen.
Stieler, 2663f.: zwitzern: „coruscare, micare, scintillare“; davon abgeleitet:
„zwitzernde Augen“, „zwitzernder Degen“ etc. Gilt in
DW als sowohl mundartlich
wie hochsprachlich noch gebräuchlich; die Hochsprache kennt heute aber nur noch
das lautmalende „zwitschern“ insbes. für Vogelgesang. Vgl.
DW XVI, 1426ff.;
Götze,
240 („zwizern“: zwitschern; züngeln; blinken; wetterleuchten);
Lexer: Handwb. III,
1223;
Wachter, 1991 („zwinzern: micare“; engl. twinkle; lat. scintillare);
Thüringisches
Wb. VI, 1400 („zwitzern“).
20 Die Eger entspringt unweit des Schneebergs im Fichtelgebirge
und mündet bei Leitmeritz/ Litoměřice (Böhmen) in die Elbe. Sie dürfte hier
auch für das umkämpfte böhmische Wahlkönigtum stehen („viel Krieger nach ihr fochten“).
21 Die Naab durchfließt die Oberpfalz und mündet westlich von Regensburg in
die Donau. Einer ihrer drei Quellflüsse, die Fichtelnaab (neben der Wald- und der Heidenaab),
entspringt am Ochsenkopf im Fichtelgebirge.
22 Der Brudel: Dampf, Dunst
(lat. vapor); entsprechend brudeln, v.: brodeln (lat. bullire).
DW II, 417, vgl. 396;
Diefenbach,
300.
Stieler, 62, kennt nur Brodel: Brodem, Odem, „exhalatio, evaporatio, vapor“;
Wachter, 218, nur brudeln, v.: wallen, brausen („æstuare, fervere“);
Götze, 42, nur
prudeln, v.: wallen;
Lexer: Handwb. I, 364: brudeln, sw. v.: brodeln.
23 Vielleicht als
direkter Hinweis auf Opitz’
Hercinie (s. Anm. 2 u. 12) hier der Vergleich mit dem Riesengebirge
(bzw. wohl dem gesamten sog. hercynischen Mittelgebirge, „Riesenwald“).
Die Stelle wird, insbesondere mit den folgends genannten „Ascaloner gründen“, nicht
recht deutlich. Aschkelon, Ascalon oder Asklon war eine im Altertum bedeutende Hafen-
und Handelsstadt in der südpalästinensischen Küstenebene unweit Gazas, einst eine
der 5 Hauptstädte der Philister. Als einzige Philisterstadt niemals zu Judäa/ Israel gehörend,
stets auf politische Autonomie bedacht, galt die Stadt als ausgesprochen judenfeindlich.
Eine besondere Flüssetopographie ist nicht feststellbar, lediglich der Bach Sorek
mündete hier ins Mittelmeer. Vgl.
Lexikon Geographie, 76;
Zedler II, 1792ff.; Daniel
Hartnaccius: Biblische Geographia, Darinn Das Gelobte Land/ samt dessen Städten/
Gegenden und Flüssen/ Deren In Heiliger Schrifft gedacht wird/ beschrieben. Nürnberg
1688, 28, 166; Yohanan Aharoni: Das Land der Bibel. Eine historische Geographie.
Neukirchen 1984, 282ff.; Othmar Keel, Max Küchler, Chrph. Uehlinger: Orte und
Landschaften der Bibel. 2 Bde., Göttingen 1982 und 1984, I, 689; II, 49ff.; Lexikon f.
Theologie und Kirche. 2., völlig neu bearb. Aufl. 1 Bd., Freiburg 1957, 829f.;
RGG4 I,
927f.
24 „Gleich in der Mitten“ der Quellgrotte ist der „Löw’ auß Mitternacht“ (V. || [
176] 31f.) aufgerichtet. Möglicherweise klingt in der Zusammensetzung „Mittelbild“ auch die
verbreitete Verdeutschung des theologischen Begriffs Adiaphoron als „Mittelding“ an. S.
z. B.
Faber/ Buchner, 302: „ein Mittelding/ dan nicht Sünde ist/ so mans hält oder
nicht.“, vgl.
DW VI, 2395f. u. Formula Concordiae Epitome, in: Concordia oder Die
Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Stereotyp-Ausgabe. Elfte Ausgabe.
Zwichau o. J., 436ff. (Art. X. Von Kirchen-Gebräuchen, so man Adiaphora oder
Mitteldinge nennet.) u. 555ff. Ein solcher Ausdruck wäre insofern passend, als Gfn. Anna
Sophia dem „Grewels bilde“ (V. 1) der vorhergehenden Imprese in der Fiktion des
Heldenbilds eine in ihrer Dichtung zulässige Vorhersage über den Sieg des Protestantismus
macht.
25 Ausgehend von der Gründung der TG (5. 9. 1619), aber auch vom
(mißlungenen) Böhmischen Aufstand (Wahl Kf. Friedrichs V. v. der Pfalz zum König
am 26. 8. 1619), wendet sich nach zwölfjähriger Flucht das Schicksal der Protestanten
(mit dem Sieg von Breitenfeld).
27 Der Plan eines Kupferstichs
des Bildes des Löwen aus Mitternacht und seines Heldentempels verweist auf das GB
der TG. Vgl. auch 290614. Pate dürfte das
GB 1629/30 der FG gestanden haben, das
erstmals die Impresenstiche aus der Frankfurter Werkstatt Matthäus Merians d. Ä. enthielt.
28 Herbstmesse in Frankfurt a. M. im September 1631. Nach der für die Schweden
siegreichen Schlacht bei Breitenfeld am 7. 9. 1631 a. St. (s. Anm. 2) verfolgte die
schwedische Armee am 8. 9. die geschlagenen Truppen Tillys und zog nach Halle, während
die Sachsen Leipzig per Accord zurückeroberten. Der verwundete Tilly floh nach
Halberstadt und von dort in die Festung Wolfenbüttel. Vgl. Vmbstendliche Relationes
Vnd Historischer Bericht Von deme zwischen der Käys. vnd Catholischen Bunds/ Sodann
Königlichen Schwedischen vnd Churf. Sächsischen Armeen am 7. Septembris dieses
1631. Jahrs ... Feldschlacht ... Deren eine von dem Herrn Feldmarschalck Gustavo
Horn selbst vffgesetzet. Hiebey auch etzliche Omina oder Præsagia vermeldet/ So sich
vor der Schlacht begeben. O. O. 1631 (HAB: 67. 2 Pol. [17]).
29 Zur Zahl 73— Anzahl
der TG-Mitglieder und die 73 Ältesten des Moses — vgl. K 12.
30 Gemeint ist
vermutlich der schöngewebte Peplos, der einer Kultsitte Athens gemäß der Pallas Athene
als Schutzpatronin der Stadt und als Göttin des Spinnens, Webens, Nähens und Stickens
(ihr Beiname Ergane) an ihrem Jahresfest (Panathenäen) in einem festlichen Umzug zum
ihr geweihten Parthenon-Tempel auf der Akropolis dargebracht wurde. Der Peplos
selbst war „ein weißer Ueberhang oder Rock ohne Aermel, reich mit Golde durchwirket,
auf welchem die Thaten derselben abgebildet waren“.
Hederich, 1634. Vgl.
RE, 4.
Halbbd., 1941ff., insbes. 1963f. u. 1967;
N. Pauly II, 160ff., insbes. 163. — Die „Embsige“,
d. i. Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (s. K I 40), tat sich auch durch ihre Stickarbeiten
an den Köthener Wappen- und Impresengobelins der FG hervor. Vgl. 280220, 280928,
280929, 290226.
31 Die hier und im weiteren Text angebrachten Ziffern verweisen auf
die unten folgende „Außlegung“. Diese textliche Eigenheit des TG-Gesellschaftsbuchs
erinnert an jene ratichianischen Stemmata, die uns etwa in Ratkes
Kurtzem Begriff Der
Verstandt-Lehr (Köthen 1621), aber auch in anderen Schriften zu seiner Lehrart begegnen,
und die der begrifflich-tabellarischen Verdeutlichung ihrer Systematik dienen sollten.
32 In den verschiedenen Fassungen des GB der TG (FB Gotha) hat sich eine Impresenzeichnung
auf die „Embsige“ nicht erhalten; ihr biblisches Exempel in den versch.
Mitgliederlisten mit Impresenbeschreibungen wechselt:
Die wohl ältesten Listen scheinen mit Chart. B 831b, Bl. 48r–51v (Schreiberh., mit Korrekturen
von Gfn. Anna Sophias H.) und 52r–55v (Schreiberh.) vorzuliegen. Bl. 51r zu
Mitglied Nr. 38: „Nach hand sin vnd gesicht: (Embsig) hatt ein Weibes bild, so ein gemähte
[sic!] für sich hatt vnd solches mitt Golt silber vndt seiden stick[t.] Ex. an den
weibern welche da wirckten mitt ihren händen Exod. 35. 26.“ Textgleiche, aber orthographisch
korrektere Überlieferung in der genannten Abschrift, Bl. 53v („Gemählte“
statt gemähte; „stickt“
statt stick; ferner „Exod. 35. v. 25.“).
In der Fassung Chart. B 831b (1) (Schreiberh.), Bl. 6r, hat Gfn. Anna Sophia eigenh. das || [
177] Exempel geändert: „Die Embßige, Nach handt, sin, vndt geschicht [
sic! Sinnentstellend für Gesicht], hat Ein weibesbildt, so ein gemähle für Sich hat, vndt solches mit Goldt,
Silber vnd Seiten Stück[t], Ex. an den weibern, welche würckten mit ihren händen,
Exod. 36. 26.“ Das Exempel wurde durch Streichungen und Rand- bzw. Interlinear-Korrekturen
verändert zu: „Ex. an der Marten, welche mit ihrer Schwester Christo
dinte, Luc. 10. v. 40.“
In Chart. B 831b (2) (Schreiberh.), Bl. 7r, sind diese Verbesserungen eingegangen: „Die
Emsige, Nach handt, sin vnd geschicht. | Hat ein WeibsBild so ein Gemächte [
sic! Abschreibfehler für Gemälde] vor sich hat vnd Solches mit Goldt, Silber vnd Seiden stückt,
Ex: an der Marten, welche mit Jhre[r] Schwester Christo dinte Luc. 10. v. 40.“
Die Impresenbeschreibung in
Dix, 56 scheint trotz der Auslassungen und Verschlimmbesserungen
auf diesem Text zu beruhen: „die Emsige. Nach handt, sin und geschick.
Ein weibsbild so ein gemächte vor sich hat undt solches mit Goldt, Silber und Seiden
stückt.“
Leichte Textänderungen finden wir sodann in Chart. B 831b, Bl. 34r (Schreiberh.): „Die
Embsige — mit hand, sinn, und gesichte, | hat zum gemählte ein Fürstliches [!] Weibesbild,
welche sitzt, vnd nach fürgestelltem model ein dergleichen weibesbild mit aller farben
seyden in subtil klärgen [d. i. feines Linnen] neht. Zum beyspiele Marthen. Luc. 10.
v. 40.“ Textgleiche Überlieferung auch in einer Abschrift von Schreiberh., a. a. O., Bl.
43vf.
Viererlei fällt auf: 1.) Das Exempel wechselt, seine Visualisierung nach der älteren Version
aber bleibt bestehen. Diese beruhte auf der Schmückung der Wohnung Gottes, die
dieser Moses zu organisieren befohlen hatte: „VNd welche verstendige Weiber waren/
die wirckten mit jren henden vnd brachten jr werck von geler seiden/ scharlacken/ rosinrot/
vnd weisser seiden/ vnd welche Weiber solche erbeit kundten/ vnd willig dazu
waren/ die wirckten zigenhar.“ (2. Mose 35, 25f.; Lutherbibel 1545). 2.) Alle drei Überlieferungen
der ausgeführten Impresentexte auf die Emsige (vgl. Beil. II Q) haben das
biblische Exempel der Martha. Eine bestimmte Impresenbeschreibung läßt sich ihnen
aber nicht als Grundlage zuordnen, da in den Gedichten Leitbegriffe aus versch. Fassungen
begegnen („Muster“/ model; „klärgen“, „subtil“, aber auch Gold, Silber, Seiden
etc.). 3.) Gfn. Anna Sophia wechselte das Exempel der „verstendigen Weiber“ nach 2.
Mose 35, 25f., zugunsten der Martha, die Jesus eifrig bewirtete, aus (Lk. 10, 38–42; vgl.
Joh. 11, 1–12, 7. In der christlichen Kunst erscheint Martha häufig als Bürgersfrau mit
Schürze und führt als Attribut Küchengerät. Vgl. Martin Bocian: Lexikon der biblischen
Personen. Stuttgart 1989, 360ff.). Im Rollengedicht der „Embsigen“ selbst aber stickt
das „Ebenbild“ der Emsigen, nämlich das „Frawenbild“, die Mutter Samuels: Hanna ist
es, welche ihren von Gott geschenkten Sohn Samuel in Einlösung eines Gelübdes dem
Gottesdienst widmet. Ihr Loblied auf Gott, welches sie in der christlichen Typologie mit
dem Magnificat Marias verbindet, beginnt: „MEIN HERTZ IST FRÖLICH IN DEM
HERRN/ Mein Horn ist erhöhet in dem HERRN.“ (1 Sam. 2, 1; Lutherbibel 1545). 4.)
Das Exempel der „Embsigen“ wurde geändert, nachdem seine irrige Doppelvergabe für
Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (TG 38) und Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg (TG
39) bemerkt worden war. Die Impresenbeschreibungen für Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-
Bernburg (TG 39) haben nämlich in allen sieben überlieferten Fassungen unverändert
das biblische Exempel Exod. 35. 25f. (Chart. B 831b, Bl. 34r, 44r, 51r u. 53v; Chart.
B 831b [1], Bl. 7r; Chart. B 831b [2], Bl. 7r;
Dix, 56). Diese Imprese „hat zum gemählde
einen lustgarten voll rosen und lilien und aller blum werck auff welchen die bienen sitzen,
theils ümher schwärmen, theils wieder zu den bienstöcken fliegen. Zum beyspiele
die Jsraelitischen arbeiterinnen. Exod. 35. v. 25. 26.“ (Chart. B 831b, 34r. Textgleich a.
a. O., 44r; leichte Abweichungen in den anderen Fassungen, insbes. bei,
Dix, 56).
33 Zau(h)en: sich beeilen, sw. v., das in seiner intransitiven Form erloschen war, sich als
Reflexivum aber noch in Franken, Westfalen, Hessen, Thüringen, Obersachsen u. a., || [
178] nicht jedoch im Oberdeutschen, erhalten hatte. Aus der Schriftsprache war die intransitive
Form schon seit dem 15. Jh. verdrängt worden, im reflexiven Gebrauch schwindet das
Wort aus der Schriftsprache im 17. Jahrhundert. Aus mhd. zouwen, mnd. touwen: vonstatten
gehen, eilen, bereiten, fertig machen, sich eilen.
DW XV, 396f. Vgl.
Lexer:
Handwb. III, 1162 („zauhen“);
Stieler, 2593 („zauen“: „festinare, properare, maturare,
accelerare“);
Götze, 234 („zauen“: eilen);
Wachter, 1950f. („Zauwen, festinare“); Thüringisches
Wb. VI, 1161 („zauen“: sich beeilen); Obersächs. Wb. IV, 639 („zauen“: sich
beeilen).
K III
1 Der Versuch Gfn. Anna Sophias v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1), eine verbindliche
Struktur in die Impresengestaltung der TG zu bringen, dürfte mit ihren im
oben edierten Brief geäußerten Bemühungen um eine Drucklegung des Gesellschaftsbuches
der TG in Verbindung stehen. Die im Brief referierte offenbar kontroverse Diskussion
von Mitgliedern könnte auf ansonsten nicht bezeugte Gesellschaftstreffen der TG
hindeuten. Bei den beiden mitgesandten Impresen-Visierungen, die im GB der TG als erste
(„balt anfangß“) erscheinen sollen, muß es sich um Zeichnungen der Impresen der
TG selbst und Gfn. Anna Sophias v. Schwarzburg-Rudolstadt („der Getreuen“, Gründerin
und erstes Mitglied der TG) gehandelt haben. In Chart. B 831b, Bl. 4r hat sich eine
einfache Visierung der TG-Imprese („Tugend bringt Ehre“ — Tisch mit Krone und
Szepter — „Der Tugendlichen Gesellschafft“) erhalten. Die Gestaltung entspricht also
wohl der von Anna Sophia im Postskript zuerst genannten Meinungsfraktion. Dies gilt
erst recht für die in Chart. B 831ba (1) erhaltene Federzeichnung (nachträglich eingelegtes
Blatt, S. 14a, Rückseite leer), die im Bildlichen mit der vorigen übereinstimmt, aber
den Text „Tugend bringet Ehre“ — „Jhrer [!] Gesellschafft“ führt. Dies sind die beiden
einzigen Impresenzeichnungen auf die TG, die sich im Überlieferungsbestand der FB
Gotha zum GB der TG erhalten haben. Eine weitere, ansonsten nicht mehr nachweisbare,
der zuerst genannten sehr ähnliche Zeichnung steht bei
Dix, im Anschluß an S. 74.
Vgl. Beil. II Q. — In Chart. B 831b, Bl. 14r, finden wir ferner eine Zeichnung der Imprese
der Getreuen, die in ihrer Gestaltung („Jn vnaufflößlichem bande“ — Zwei verbundene
Herzen, die von einer Hand, welche aus einer den hebr. Schriftzug für „Jehova“
tragenden Wolke reicht, gehalten werden — „Getrew“) ebenfalls die Präferenz der ersten
Meinungsgruppe zum Ausdruck bringt (abgebildet in
Dix, im Anschluß an S. 80). Die
Zeichnungen in Chart. B. 831ba (1), nachträglich eingelegtes Bl. (S. 22a, Rückseite leer;
abgebildet in
DA Köthen I. 2, S. 303) und in Chart. B 831ba (2), Bl. 13r zeigen einen anderen
Aufbau (oben: „Die Getrewe“ bzw. „Die Getreue“ — Bild wie beschrieben — unten:
„Jn vnaufflößlichen banden“). — Auch in den Mitgliederlisten stoßen wir auf einen
ähnlichen Befund: In Chart. B 831b, Bl. 48rff., haben die Einträge die Struktur wie in
folgendem Beispiel: „19. Nach Vermögen (holdselig), hatt eine nachdigal auff einen ast
singende EX
empel Von ehe weib spricht Salomo sie ist lieblich wie ein hinde [Hirschkuh]
vnd hold selig wie ein Rehe prov. 5 v. 19.“ (49r u. 52v). In Chart. B 831b (1), Bl. 4r,
hingegen: „19. Die Holdtsehlige, nach vermögen, hat zum Gemählte Eine Nachtigal auf
einem ast singende, ex. vom Eheweib spricht Salomon, Sie ist lieblich wie eine hündin
[Hindin, Hirschkuh,
DW IV.2, 1407], vndt holdtsehlig wie ein Rehe, Prov. 5. v. 19.“
(Ebenso in Chart. B 831b [2], Bl. 4v). Vgl. auch K II 32.
7 F. Ludwig folgt in seinen Vorschlägen
zur Impresengestaltung der eigenen Praxis in den Gesellschaftsbüchern der FG.
K IV
1 Aus den verschiedenen überlieferten Fassungen und Elementen des Gesellschaftsbuchs
der TG ließe sich eine Art Idealzustand desselben rekonstruieren, wie es hätte gedruckt
werden sollen oder können. Ohne daß wir einen eingehenden Textvergleich der
verschiedenen Textzeugen vornehmen, schlösse das Vorwerk dann folgende Bestandteile
ein: I. Die „Vorrede an den günstigen Leser“ (Chart. B 831b, 18rv; dass., 57rv; Chart. B || [
179] 831ba [1], S. 1–3; Chart. B 831ba [2], 1r–2r; Chart. B 831ba [3], 1rv [unvollständig]).
— II. Eine „Erklärung der Tugendlichenn geselschafft“, enthaltend ein Stemma nebst
Erläuterungen zum Begriff der ,Gesellschaft‘ und insbesondere der ,Tugendlichen Gesellschaft‘
(Chart. B 831b, 27r–30r). — III. Kurze Namenliste der neun Gründerinnen
nebst Ausführungen darüber, was bei der Gründung abgesprochen worden sei, d. i. eine
Art Statut (Chart. B 831b, 25r–26r; dass., 58r–59r; Chart. B 831ba [1], S. 3–5; Chart. B
831ba [2], 2r–3v; Chart. B 831ba [3], 2rv [unvollständig]. — IV. Liste der Mitglieder,
Nr. 1–73, mit Gesellschaftsnummer, -name, Familienname, Aufnahmedatum bzw. mit
Impresenbeschreibung (Chart. B 831b, 19r–20v; dass., 24rv [nur Nr. 1–38]; dass., 31r–
37v; dass., 38r–45r [nur Nr. 1–45]; dass., 48r–51v [nur Nr. 1–50] u. 52r–55r; Chart. B
831b [1], 2r–12r; Chart. B 831b [2], 2r–14r; Chart. B 831ba [1], S. 7–11; Chart. B
831ba [2], 4rv [nur Nr. 39–73; schließt also an die Fassung Chart. B 831b, Bl. 24rv an].
— V. Liste der verstorbenen Mitglieder und ihrer Nachrückerinnen (Chart. B 831b,
21rv, dass., 22r–23r; dass., 47rv). — VI. „Eingang zur Tugendlichen Gesellschaft“ (Gedichte
[1. Zu den Reimen der Saale], Incipit: „Es finge nun schon an der wilde Waffenwüter“;
2. Eingang zu den Reimen der Gesellinnen, 3. Eingang zu den Reimen der Tugenden,
4. Eingang zu den Beispielen. Chart. B 831b, 3r [unvollst.]; dass. 60rv; dass.,
91rv; Chart. B 831ba [1], S. 11–13; Chart. B 831ba [2], 5rv). — VII. Abbildung der Imprese
der TG: „Tugend bringt Ehre“ — Tisch mit Krone und Szepter — „Der Tugendlichen
Gesellschafft“ (Federzeichnungen in Chart. B 831b, 4r; Chart. B 831ba [1], S. 14a.
— vgl. K III 1). — VIII. „Von der Tugendlichen Gesellschaft“, das sind die Impresentexte
1. der Saale mit „Auslegung“, 2. der TG selbst, 3. der Tugend selbst, 4. des Beispiels
der TG, sowie anschließend einer Prosa-„Erwegung“ in sieben Abschnitten
(Chart. B 831b, 11r–13v; dass., 61r–63v; dass., 92r–94v; Chart B 831ba (1), S. 15–20;
Chart. B. 831ba [2], 6rv u. 10r–11v. Lediglich die Erwägung zusätzlich in: Chart. B
831b, 5r–6v; Chart. B 831ba [3], 5r–7r). — Daran würden sich die Impresen der Mitglieder
1–73 anschließen, in analogem Aufbau, nämlich idealerweise mit einer Abbildung
(nicht zu allen Mitgliedern erhalten) und mit den 4 Gedichten und der Prosa-Erwägung
(letztere meistens fehlend). (Überlieferung der einzelnen Mitgliederimpresen in Chart. B
831b; Chart. B 831ba [1]; Chart. B 831ba [2].) Nach Nr. 9, also am Schluß der neun
Gründerinnen, eröffnete eine allegorische Abbildung der Saale (getuschte Zeichnungen
in Chart. B 831ba [2], 7r, 56r, s. Abb. S. 181f.) den Reigen der nach der Gründung aufgenommenen
Mitglieder (Nr. 10–73). Das GB würde abgeschlossen werden vom „Beschluß“
analog zum „Eingang“, also wiederum mit Beschluß-Gedichten der Saale, der
Gesellinnen, der Tugenden und der Beispiele (diese Texte haben sich mehrfach vollständig
erhalten, vgl. Beilage II Q). Ob der gattungspoetische Text „Vom Emblemate“, ohne
Namenszeichen, Ort u. Datum, ohne Quellenangabe (Chart. B 831bi, Bl. 1rv, Schreiberh.;
gedruckt in
Dix, 71ff.) für eine Veröffentlichung vorgesehen war, ist ungewiß.
3 Eine solche Zeichnung hat sich im Aktenbestand der GBB der TG
nicht erhalten. Auch
Dix bringt keine Abbildung eines solchen Impresengemäldes. Vgl.
Anm. 1. Die „73 Seulen“ stünden für die 73 Mitglieder der TG. Ein Vorbild für ein derartiges
Gemälde läßt sich in den GBB der FG nicht erkennen.
K V
1 Gemeint: in der vorletzten Silbe
2 Die Zäsur im Alexandriner.
3 In seiner
Anleitung
zu der Deutschen Reimekunst in Versen von 1639 wird F. Ludwig die obigen Regeln
aufgreifen. In Strophe 5 und 6 heißt es dort (zit. n.
KL III, 136–142, 137):
5.
Terminatio. | Die endung unsrer reim’ auch werden muß erkleret, |
| Dieselb’ ist Zweyerley, und also wird gelehret: |
Masculina, accentus. | Die erste Männlich ist und mit dem thone fellt, |
|| [
180]
Foeminina. | Die weiblich’ in der Sylb’ ohn’ ein’ am letzten stehet |
| Und in derselben lang gantz prächtig einher gehet, |
| Der schluß von mannesart stets doch den Preis behelt. |
6.
Vers communs. | Elf und Zehnsylbig seind, die man gemeine nennet, |
Caesura. | Und in der vierdten wird ihr abschnitt recht erkennet: |
Carmen heroicum. | Der Sylben aber Zwölff hat unser Heldenart, |
| Und dreyzehn die man darff mit Dreyzehn auch anfangen, |
| Mit Zweyen zielen [lies: Zeilen] fort zu einen Reim gelangen, |
| Und in der Sechsten helt ihr abschnitt seine fahrt. |
Nach einer Köthener Handschrift veröffentlicht auch in
KE, 219–227, s. hier S. 220. F.
Ludwig kommt anschließend auf den Alexandrinervers, Gedichtarten und Strophenbau
zu sprechen und führt „einige Muster vorgemeldeter Reimarten“ an; der strikte Wechsel
von männlich und weiblich endenden Doppelversen wird nicht vorgeschrieben. Die Strophe
3 der
Reimekunst scheint den obigen Schluß-Vierzeiler zu variieren:
Das maß der Reim ich mein’, in dem alleine lieget
Die schöne wißenschafft zusammen woll gefüget:
Darbey dann das gehör’ am meisten wircken muß,
Die Silben kurtz und lang gleich auff einander lauffen,
Die kurtzen Zwiefach sich zusammen nimmer hauffen,
Sonst wird der falsche Ton gebähren nur Verdruß.
(
KL III, 137; vgl.
KE, 220.) || [
181] || [
182] || [
183] || [
184] || [
185] || [
186]