Text

300320 Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Fürstin Dorothea von Anhalt-Dessau
[Inhaltsverzeichnis]
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300320

Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Fürstin Dorothea von Anhalt-Dessau


Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) beabsichtigt, wie ihr Bruder F. Ludwig im Falle der FG, ein Gesellschaftsbuch der TG im Druck zu veröffentlichen. Daher müssen die Gesellschaftsnamen und Wahlsprüche, welche zwar tugendgemäß sind, aber nicht eigentlich Tugenden bezeichnen, geändert werden. Gleich anderen Mitgliedern wie Hzn. Dorothea Sophia v. Sachsen-Altenburg (TG 28), Äbtissin des Stifts Quedlinburg, Hzn. Eleonora v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (TG 31) und der Hzn. (Anna Sabina) v. Württemberg-Juliusburg (TG 36) möge Fn. Dorothea (TG 24) einem neuen Gesellschaftsnamen zustimmen und „Die Gastfreie“ akzeptieren. Der Name treffe Dorotheas Verhalten, das als Tugend in der Sittenlehre begründet sei. Anna Sophia will dazu der Fürstin demnächst ihren ausführlichen Entwurf zusenden. Jetzt schickt sie der Fürstin ihren Vorschlag einer Imprese (Gesellschaftsname, Devise und Bild). Fn. Dorothea möge darüber ihre Meinung äußern. Dorothea gehe beiliegend auch eine auf 72 Mitglieder angelegte Liste zu, in der die Personennamen noch nicht in allen Fällen den Gesellschaftsnamen hinzugefügt seien, weil diese noch nicht allen Mitgliedern mitgeteilt wurden. Die neuen Mitglieder, darunter Pgfn. Dorothea Maria v. Sulzbach (TG 73), Hzn. Margarethe v. Sachsen-Coburg, Hzn. Christina v. Sachsen-Eisenach (TG 61), zwei Herzoginnen und zwei Prinzessinnen von Württemberg, eine (der beiden gleichnamigen Markgräfinnen) Sophia v. Brandenburg-Ansbach (TG 58 bzw. TG 59) und andere ,Gräfinnen‘, seien aber bereits bestimmt. Es bedürfe indes noch vieler Informationsbriefe an die Gesellschafterinnen. Dorothea möge ihre Antwort nach Kelbra senden. — Anna Sophia übermittelt Grüße ihres Gatten (Gf. Carl Günther), der zusammen mit ihr auf Dorotheas Besuch im bevorstehenden Sommer hoffe.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Dessau A 10 Nr. 16, Bl. 253r–254v [A: 254v], 254r leer; eigenh.

Anschrift


A Der Hochgebornen Fürstin Frawen Dorothæ geborne pfaltzgreffin bey Rein Hertzogin in Beyern, Fürstin zu Anhaltt Grefin zu Ascanien Fraw zu Zerbst vnd Bernburg: meiner freundlichen lieben Schwester vnd geuatterin
Sandersleben                                                     An Jltn || [149]

Text


יְ ה וָ הa

Hochgeborne Fürstin, freindliche hertzliebe Schwester vnnd geuatterin,1 DL mit diesem schreiben dinst freindlichen zuersuchen habe ich nicht vnderlassen wollen. verneme DL vnd Jhro fl. freilein döchter2 guthe gesuntheit ieterzeit gantz gerne. bey welchem erträglichen hinkommen DL vnß dieses ortheß auch wissen sollen, wen vnß Gott nuhr der Kriegeßlast einstmahleß mit gnaden entnemen wollte; vnd weil ich gernne wollte vnsre tugentliche geselschaft einmahl in ordnung bringen, vnd gleich bruder fürst ludwigen angefangne geselschaft in Druck kommen lassen.3 Alß habe DL ich freind Schwesterlichen zuuerstehen geben wollen. daß JL nahme vnd wordt müssen geendert werden, wan dan vielen andern, alß der Aptüssin zu Quedelenburg4 [,] freilein Eleonora von Holstein, 5 der Hertzogin zu Wirttenberg,6 vnd mehren geschehen ist.7 Den wir haben befunden daß solche nahmen, zward8 der tugendt gemeß aber nicht eigendtliche tugenden sein, darumb zweifele ich nicht DL werden Jhr solcheß nicht mißfallen sondern freindlich belieben lassen, vnd weil mir wissend, daß DL sich ieterzeit der Gastfreyigkeit befliessenb haben, welcheß eine recht schöne löbliche tu-[253v]gendt ist, vnd in der Sittenlehr9 gegründet, (wie DL ich in kurtzem ferner nach meiner Jntention vnd wie iedeß sol ausgeführet werden zuschicken will) ist, alß habe ich DL also genant, vnd beygefüget auch meine meinung waß daß wort vnd gemählde sein könte[,]10 berichten wollen, bitte Sie wolen mich baltt beandtwortten, ob Sie also mit zufriden sein, oder eß anderst haben wollen, Dl haben auch ein verzeichnüß, daß vnser 72 an der zahl werden, vnd wie Sie schond11 alle genenet sein,12 die vbrigen sind auch schond vorhanden aber Jlld noch nicht allen zugeschrieben. wird die alltte pfaltzgrefin zum Hilpolstein,13 die Hertzogin zu Koburg,14 die von Eisenach,15 die zwen Hertzogin zu Stutgartt,16 vnd 2 freulein,17 auch die markgrefin zu Anspach,18 vnd andere Grefliche personen darzukommen, ich werde noch viel schreibenß darumb thun, ehe ich Sie alle zurecht bringe, wil DL lenger nicht auffhaltten. DL schicke nur die andtwortt auff Kelbra, mein hertzliebster Her19 lest DL dienstlich grüssen, vnd wir hoffen starck DL vnß diesen Somer besuchen sollen, ich bin Gottlob wieder fein hvrtig, verbleibe

DL dienstwillige treue Schwester allezeit Anna Sophia GvS

Rudelstadt den 20 Martı̈ 1630.

I

Eine Mitgliederliste der Tugendlichen Gesellschaft aus dem Jahre 1630

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Dessau A 9a Id Nr. 5, 3 Bl.; 2v u. 3r leer; Schreiberh.; Notiz auf 3v von Gfn. Anna Sophias eigener H. || [150]
[3v] Dieses gehöret der Fürstin nach Sanderßleben1 , kan aber zu Ballenstädt2 auch wol gelesen, vnd abschrift zur nachrichtung darfon genomen werden [1r]

Die Nahmen der Persohnen so in
der Tugendtlichen gesellschafft sein.

1. Die Getrewe, Anna Sophia geborne Fürstin zue Anhalt, Gräffin zue Schwarzburgk und honstein etc.3
2. Die Auffrichtige Amena Amalia Fürstin zue Anhalt, geborne Gräffin zue Bentheimb etc.4
3. Die Geduldige, Fraw Sophia geborne Gräffin zue Schwarzburg Gräffin zue Barbj vnd Mühlingen wittbe,5
4. Die Demütige, Fräwlein Eleonora Dorothea geborne Fürstin Zue Anhalt,6
5. Die Segnende, Fraw Anna Sybilla, geborne vnd vermählte Gräffin zue Schwarzburg vndt honstein etc.7
6. Die Ansichtige, Loise Amena, geborne Fürstin zue Anhalt etc.8
7. Die Bestendige, Fräwlein Elisabeth Juliana Gräffin zue Schwarzburg vnd honstein etc.9
8. Die Sorgfältige Fräwlein Dorothea Susanna Gräffin zue Schwarzburg vnd honstein etc.10
9. Die Hoffende Fräwlein Angnesa Elisabeth, Gräffin zue Barbj11
10. Die Liebende Fräwlein Catharina Maria Gräffin zue Schwarzburg vnd honstein etc.12
11. Die Verschwiegene, Fraw Magdalena, geborne gräffin zue Schwarzburg Reißin von Plauen etc.13
12. Die Gehorsame, Fräwlein Anna Dorothea von Schönberg etc.14
13. Die Fromme Fraw Elisabeth, herzogin zue Sachßen, geborne herzogin zue Braunschweigk etc.15
14. Die Frewdige Fräwlein Dorothea herzogin zu Sachßen,16
15. Die Andechtige, Fräwlein Anna geborne Gräffin zue Schwarzburg etc.17
16. Die Enthaltende, Fraw Anna Fürstin zue Anhalt, geborne Gräffin zue Bentheimb,18
17. Die Dapffere Fräwlein Eleonora Maria Fürstin zu Anhalt,19
18. Die Tröstende, Fräwlein Sybilla Elisabeth, Fürstin zu Anhalt etc.20
19. Die Holttsehlige, Fräwlein Anna Sophia Fürstin zue Anhalt etc.21
20. Die Sanfftmütige, Fräwlein Loise Amelia Fürstin zu Anhalt etc.22
21. Die Sparsahme, Fräwlein Amena Juliana Fürstin zue Anhalt etc.23
22. Die Züchtige, Fräwlein Magdalena Fürstin zue Anhalt etc.24
23. Die Gleubige, Fraw Sybilla, Fürstin zu Anhalt, geborne Gräffin zu Solmß Labach,25
24. Die Gastfreye, Fraw Dorothea, geborne Pfalzgräffin beym Rein, Fürstin zu Anhalt wittbe,26
25. Die Eiferige, Fraw Angneß Fürstin zue Anhalt, geborne Landtgräffin zu heßen,27
|| [151]
26. Die Willfertige, Fräwlein Künigunda Juliana, Fürstin zu Anhalt,28
27. Die Warhafftige, Fraw Clara, geborne Herzogin zu Braunschweigk, gräffin zu Schwarzburg vnd honstein etc.29
28. Die Gottsehlige Fraw Dorothea Sophia, geborne herzogin zu Sachßen, Abtißin zu Quedlinburgk etc.30
29. Die Barmherzige, Fräwlein Anna Margretha, geborne herzogin zue Braunschweigk, Pröbstin zu Quedlinburg  etc.31 [1v]
30. Die Begnügende, Fräwlein Maria Magdalena geborne Gräffin zue Stollbergk etc.32
31. Die Stille, Fräwlein Eleonora herzogin zu Schleßwigk vnd holstein etc.33
32. Die Mäßige, Fraw Elisabeth Sophia, geborne Marggräffin zue Brandenburgk herzogin wittbe,34
33. Die Wohlthädige, Fraw Angnesa Magdalena geborne Fürstin zu Anhalt, landtgräffin zu heßen etc.35
34. Die Kennliche, Fräwlein Anna Maria geborne Fürstin zu Anhalt,36
35. Die Heroische, Fraw Margretha gräffin zu Stollbergk geborne Gräffin zu Solmß laubach,37
36. Die Leidtsehlige, Fraw Anna Sabina, herzogin zu Württembergk, geborne herzogin zue holstein etc.38
37. Die Beharrliche Fraw Sabina, geborne Pfalzgräffin beym Rein herzogin zue württenbergk etc.39
38. Die Embsige Fraw Sophia Fürstin zu Anhalt, geborne Gräffin zue der Lippe, 40
39. Die Künstliche, Fraw Eleonora Sophia Fürstin zu Anhalt, geborne herzogin zue holstein etc.41
40. Die Gottsfürchtige, Fraw Dorothea Magdalena, Burggräffin zu Kirchbergk, geborne Reißen von Plauen,42
41. Die Vorträgliche, Elisabetha, geborne Landtgräffin zu heßen, gräffin zue Naßaw wittbe,43
42. Die Gerechte, Sybilla Elisabetha geborne herzogin zu lüneburgk, gräffin zu Oldenburgk etc. wittbe,44
43. Die Allmosengebende, Fraw Anna geborne Landtgräffin zu heßen, gräffin zu Solmß wittbe;45
44. Die Guthwillige, Fraw Juliana geborne Gräffin zu Naßaw, gräffin zu Solmß wittbe,46
45. Die Siegende, Fraw Vrsula geborne Gräffin zu Solmß, Burggräffin zu Tonaw,47
46. Die Danckbahre, Fraw Angnes geborne gräffin zu Eberstein, nawgartten, schencken zu Tautenbergk etc.48
47. Die Friedtfertige, Fraw Maria Magdalena geborne Gräffin zue waldeck, gräffin zur Lippe wittbe,49
48. Die Weisende, Fräwlein Sophia Vrsula von Oldenburgk etc. vnd Delmenhorst, 50
49. Die Mittleidende, Fräwlein Anna Juliana Gräffin zu Schwarzburg vnd honstein etc.51
|| [152]
50. Die Weise, Fräwlein Elisabeth Eleonora herzogin Razevielen,52
51. Die Keusche, Fräwlein Angneß Sophia herzogin Razevielen,53
52. Die Erbare Fräwlein Dorothea gräffin zu Oldenburg vnd Delmenhorst,54
53. Die Schambhafftige, Fraw Juliana Maria gräfin zue Manßfeldt, geborne Reußen von Plauen etc.55
54. Die Langmütige.56
55. Die Gütige.57
56. Die Einträchtige.58
57. Die Verständige.59
58. Die Abbrüchige,60 [2r]
59. Die Freygebige.61
60. Die Großthätige62
61. Die Großmütige.63
62. Die Bescheidene.64
63. Die Höffliche.65
64. Die Maßhaltende.66
65. Die Freundtliche.67
66. Die Zierliche.68
67. Die Billige.69
68. Die Einhellige.70
69. Die Ehrerbietige.71
70. Die Milde.72
71. Die Ernsthafftige.73
72. Die Versöhnliche.74

II

Das Gesellschaftsbuch der Tugendlichen Gesellschaft, korrigiert von Fürst Ludwig

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 831b, Bl. 185r–186v (=alte Paginierung S. 602–605): „Beschluss 1. zu den reimen der Sale“; „2. Zu den reimen der Gesellinen“; dass., Bl. 139rv (=alte Paginierung S. 323f.): „XXXIIX. Von der Embsigen 1. die Sale“; „2. Die Embsige“; „3. Die Embsigkeit“. Schreiberh. mit Korrekturen von Gfn. Anna Sophias H.
Weitere Überlieferungen der zitierten Texte:
FB Gotha: Chart. B 831b, Bl. 197r–198v (=alte Paginierung S. 606–609): „Beschluß. 1. Zu den reimen der Sale“; „2. Zu den Reimen der Gesellinen“. Schreiberh. — Zit. als X.
FB Gotha: Chart. B 831ba (1), (alte Paginierung) S. 609–612: „Beschluß. 1. Zu den reimen der Sale“; „2. Zu den Reimen der Gesellinen“. Schreiberh. — Zit. als Y.
FB Gotha: Chart. B 831ba (1), (alte Paginierung) S. 321f.: „XXXIIX. Von der Embsigen 1. Die Sale“; „2. Die Embsige“; „3. Die Embsigkeit“. Schreiberh. — Zit. als Y.
FB Gotha: Chart. B 831ba (2), Bl. 187rv (=alte Paginierung S. 318f.): „XXXIIX. Von der Embsigen 1. Die Sale“; „2. Die Embsige“; „3. Die Embsigkeit“. Schreiberh.
— Zit. als Z.
|| [153]
Fürst Ludwigs Verbesserungsvorschläge:
FB Gotha: Chart. B 831 bb (α), 1 Bl. (Zettel), F. Ludwigs H.: „Erinnerungen bey dem beschlusse zu den reimen der Sale. p. 606.“, „p. 608“ u. „p. 609“. Zit. mit der Sigel L.
FB Gotha: Chart. B 831 bb (β), 1 Bl. (Zettel) F. Ludwigs H.: „Uber der Embsiegen Reime 1. die Sale“, „2. Die Embsige“, „3. Die Embsigkeit“. Zit. mit der Sigel L.
Der Überlieferungsbestand zu den Gesellschaftsbüchern der TG enthält weitere Korrekturvorschläge zu den Versen und Einrichtungsvorschläge zu den Impresen seitens F. Ludwigs, s. Beil. III, IV und V; vgl. ferner die vollständige Mitgliederliste der TG (Mitglieder Nr. 1–73) in Chart. B. 831b, Bl. 31r–37v, Schreiberh. mit Korrekturen von Ludwigs H.; ebenso seine Randkorrekturen in einer Fassung der „Vorrede 3 an den Günstigen Leser“ (Chart. B 831ba [2], Bl. 1r–2r; Schreiberh.) sowie in der dieser Vorrede folgenden Liste der neun Gründerinnen (ebd., Bl. 2r) und den anschließenden Passagen (2v–3v). Mit großer Wahrscheinlichkeit gehen auch die „Vnmaßgebige Erinnerungen bey ezlichen Reimen vber der Tugentlichen Gesellschafft, wie dieselben in etlichen mensuren, etwa zu endern sein möchten“ auf Ludwig zurück (Chart. B 831b, Bl. 199r–204v; Schreiberh.). Es handelt sich um Verbesserungsvorschläge zu den Impresenreimen jenes relativ geschlossenen Gesellschaftsbuchs, das in Chart. B 831b, Bl. 91rff. (=alte Zählung S. 9ff.) vorliegt. Zumindest verweisen die „Erinnerungen“ auf diese alten Seitenzahlen, um die Stellen der Korrektur anzuzeigen. Sie bringen keine Korrekturvorschläge zu den hier und andernorts im vorliegenden Band veröffentlichten Impresengedichten der TG. A. a. O., Bl. 205r (Anna Sophias H.), Überschrift: „Act. d. 23. Junii 1643. Erinnerung bey der tugendtlichen geselschafft. F. L. Z. A.“. Auch hier liegen einige z. T. ganz konkrete Angaben zum Titelblatt und zum Aufbau des TG-Gesellschaftsbuches vor. Vgl. Dix, 141.
Es ist hier nicht der Ort, den gesamten Überlieferungsbestand des Gesellschaftsbuches der TG quellenkritisch und im eingehenden Struktur- und Textvergleich zu beschreiben. Dies muß einer dringend zu wünschenden Edition dieser wohl einmaligen kulturgeschichtlichen Quelle des 17. Jahrhunderts vorbehalten bleiben. Wir bringen den vollen Wortlaut der von F. Ludwig korrigierten Gedichte nach der offenbar frühesten der drei erhaltenen Fassungen des TG-Gesellschaftsbuchs: Chart. B 831b, Bl. 185r– 186v und 139rv. Ein Vergleich von Text und Orthographie der verschiedenen Überlieferungen ergibt folgendes Bild:
Bei den Beschlußreimen: Die in dieser Fassung noch vorliegenden nachträglichen Verbesserungen und Eingriffe Gfn. Anna Sophias (s. T II) sind in den beiden Parallelüberlieferungen X und Y bereits eingearbeitet worden; diese sind demnach jünger. In keine der drei Fassungen wurden indes Ludwigs Verbesserungen aufgenommen. Als Vorlage seiner Korrekturarbeit kommt wohl am ehesten die Fassung X in Frage, die in ihren alten Seitenzahlen mit den Seitenangaben F. Ludwigs korrespondiert — s. o., „p. 606.“, „p. 608“ u. „p. 609“.
Bei den Impresentexten zur „Embsigen“: Auch hier ist unsere Leitfassung älter als die Parallelüberlieferungen. Sie weist noch den Regelverstoß im Gedicht der Saale auf, daß der weiblichen Kadenz in V. 13/14 ein weiterer weiblicher Versausgang in V. 15/16 (vermehren/ bescheren) folgt. Ludwigs Korrektur führt hier den von ihm geforderten (s. Beil. V) Wechsel zu männlicher Kadenz ein ([...vermehrt]/ beschert). Die Fassungen Y und Z sehen dies bereits vor, ohne doch textlich ganz mit Ludwigs Korrekturen übereinzustimmen. Ob eine der beiden daher die unmittelbare Vorlage für Ludwig war, oder ob sie seine Korrektur (nur) partiell ausführten, muß hier offen bleiben. Festzuhalten ist, daß die Fassung Y insgesamt eine sehr saubere Abschrift (bei den Texten der Mitgliederimpresen praktisch keine Korrekturen) von Z zu sein scheint, obwohl diese einerseits in den Mitgliederimpresen nur bis Mitgliedsnummer 50 voranschreitet, andererseits Texte und Impresenzeichnungen bringt, die in Y fehlen. Y aber bietet alle Impresentexte bis Mitgliedsnummer 73 und eine „Erwegung“, || [154] die in allen anderen Überlieferungen zum GB der TG fehlt und möglicherweise zuletzt oder doch später als die anderen Texte aufgesetzt worden ist (S. 395–398: „Erwegung der Gerechtigkeit“).
Kommen wir abschließend zu der Frage, welche Fassung des Gesellschaftsbuchs Dix, 101–104 (Beschlußreime; die Gedichte auf die „Embsige“ hat er nicht veröffentlicht), vorlag. Text- und Orthographievergleiche zeigen, daß seine Edition noch am meisten mit der Fassung X übereinkommt, ohne indes ihrer Textgestalt völlig zu folgen; gelegentlich bringt Dix aber auch dieselben Eigenheiten wie Fassung Y, mit der er das anlautende konsonantische v anstatt des Selbstlauts u (vnd, vnter, vmb) teilt. Einige Beispiele aus den Beschluß-Versen der Saale: Z. 6: verbringen; X: verbringen; Y: vorbringen; Dix: vorbringen. — Z. 9: Als; X: Als; Y: Alß; Dix: Als. — Z. 14: frü; X: früh; Y: früh; Dix: früh. — Z. 20: an; X: ahn; Y: an; Dix: ahn. — Z. 29: sunst; X: sunst; Y: sonst; Dix: sonst. — Z. 39: auffgerichtt; X: auffgerichtt; Y: auffgericht; Dix: auffgerichtt. — Z. 42: inn; X: inn; Y: im; Dix: inn. — Z. 60: Saffir; X: Saphir; Y: Saphier; Dix: Saphir. — Z. 62: her; X: hehr; Y: her; Dix: hehr. — Eine markante Textabweichung, die mehr als andere orthographische Besonderheiten, wie etwa der häufige Verzicht auf Elisions-Apostrophe, den Schluß erlaubt, Dix habe eine andere GB-Fassung vorgelegen als die drei uns bekannten, in Z. 28: klam; X: klam; Y: klam; Dix: klar. Dix, d. h.: seine Textvorlage, hat hier in der Tat die Korrektur F. Ludwigs aufgenommen. Auf der anderen Seite fehlen wichtige Korrekturen Ludwigs auch bei Dix: in Z. 41 haben alle Fassungen „zum nachricht’“ (auch Dix: „zum nachricht“), wo Ludwig „zur nachricht“ setzte. So ist letzte Gewißheit über Dix’ Vorlage wohl nicht zu erlangen. Manches spricht dafür, auch etwa die von ihm im Anschluß an S. 74 gebrachte Impresenzeichnung auf die TG, die sich im heutigen Überlieferungsbestand der FB Gotha zum GB der TG nicht (mehr) findet (vgl. K III 1), daß Dix eine verschollene, d. h. von ihm vermutlich nicht zurückgegebene Fassung des GB vorgelegen haben muß. Unterhalb dieses Verdachts bliebe die Vermutung, er habe eigenmächtige, unsystematische Eingriffe vorgenommen oder gar verschiedene, ihm vorliegende Texte kompiliert, eine immerhin zulässige Spekulation. Dafür sprechen auch seine nicht mehr nachvollziehbaren ,Lesarten‘ in Beilage III, von der doch sicher anzunehmen ist, daß es nur eine Überlieferung, eben die auch von uns veröffentlichte, gegeben hat. Dix führt in Anmerkungen F. Ludwigs Korrekturen an, jedoch nicht diplomatisch getreu und nicht vollständig (z. B. fehlt F. Ludwigs Korrektur des ersten Verses der Beschluß-Reime der Saale). Ludwigs Verbesserungen zitieren wir mit der Sigel L unter der entsprechenden Zeile des Volltextes in etwas kleinerem Schriftgrad.

Text


Beschluss. 1. Zu den reimen der Sale
1
(1) Sie war noch halb erstaunt ob diesem Grewels bilde,a 2
L Sie war noch halb erstart ob diesem Greuelsbilde  
Wie Phöbus itzund gab mit seinem Himmelsschilde
Den letzten Silberblick. Drauff hielt Sie neigend ein,
Dran markteb manc daß diß ihr letztes bild müßtd seyne :
Verzeiht mir, sprach sie dann, daß mein geringes singen
Sich schwinget, zwinget, dringt, linkklingendf 3 ding verbringeng ,
L______________________ die dinge vor wil bringen
Und einverleiben darff der grawen Ewigkeit
Euch thewreh Heldinnen zublinkeni weit und breit.
L Euch theurer Heldenschar______________

|| [155]
Alsj aber unterdeß ihr gantzerk leib erhitzet
(10)Von solches Eivers brunst, und helle tropfenl schwitzet,
Stieg sie vom hügel ab in ihre kalte flutm ,
Kühlt’n aber kaumo den leib, der muhtp blieb voller glutq .
Drauff ruhte Sie zwar was: doch Ehrgeitz sich zu preisen,
(Was thut doch Ehrgeitz nicht?) erweckt sie frür zu reisen.s 4
Sie schwimmt zurück anheim,5 und wie sie schwimmt von dar,
Fleußt auf dem Rücken frey ihr krauß-gewelltes haar.
Sie läßt das schöne Veldt , von Jhr benametu ,6 stehen,
Grüßt Grün, und Ziegenrück7 nur im vorüber gehenv
Den Hofw 8 durchwandert sie, kümmtx , als itzt scheidty die nacht,
(20)Bey Jhrer heimat9 anz ; darinaa für lauter pracht
Sonst immer liechterab tag. Da wo die Pfaltzac , Kronad Böhmen,
Das Vogt- und Frankenlandae pflegt vierfach zu beströmen;10
(Wie Adams Paradeisaf ) Wo fast die Wolkenag trägt
Der wunder Fichtelbergah , der Lüx’ und Bären hegt, [Bl. 185r]
Da weicht ein’ hole grufft in geher11 Klippen ecken;
Die wand ist Adamant, mit Perlenmutter decken,
Der grund von Marmel buntai , die thür auß Jaspisaj zwier12
L____________________ die thur ist Jaspis hier.
Beschlagen klamak mit gold, all selbst erzeugte Zier!
L Beschlagen klar mit gold, ihr selbst erzeugte Zier.
Doch muss der arbeital kunst der keine sunstam zugleichen
(30) Gold, Jaspis, Marbelstein, gemüschel13 , demant weichen.
Gleich in der Mitten ist mit new-erbawter pracht
Auff Sieger artan Erhöht ein Löw’ außao Mitternacht,14
Ein blankap zweyschneidigs schwert in seiner vörderdatzenaq ,
Vor demar in schneller flucht Bär, Adler, Katzen, Ratzen
Samt andernas lewen gehn: Sein Kronschild hängtat darbey
Auch undenau rings ümherav 15 manch’ alte Prophecey.16
Jngleichenaw an der wand manch land, und sehr viel helden
Von welcher stand’ und lob’ Jhr überreimeax 17 melden,
Und was sonst mehr daselbst gestochen, auffgerichttay ,
(40)Gegossenaz , außgeschnitztba , geschrieben und gedichttbb ,
Gedruckt, gemahlt, gewirktbc Zum nachricht’ unverlohren.
L___________________ zur nachricht unverloren.
Hier sprang die stoltzebd Sal’ innbe Sahl da sie geborenbf
Mit unverweilter eil zur Nordenseiten ein,
Alsbg noch den sanfftenbh schlafbi zur rechten hand der Mayn
Jhr älter Bruder küßt’ auff weichem feuchten moße;
Sein qwellen-reicherbj krug im himmelblawen schoße
Verthuelich ümbgestürtztbk 15; sein unbeschoren haar
Mit schilff’ und bintzen rohr’ ümbkräntzet15 gantz und gar [Bl. 185v]
Sein roht-weiß horn zerging;18 die trieffend’ augen scheinten
(50)Jm sickern zwitzerlich19 ; die knebel gleichsam weinten,
|| [156]
Der bart war gantzbl durnetzt [sic]bm biß auff die rauchebn brust;
Vom gantzen leibe fiel ein tropfenthaubo mit lust;
Das wasserbp überallbq drangbr durch die springend’bs adern;
Manbt hört’bu im Tümpfel krebs’ und kleine fischlein pladern,
Sah’bv auch viel Silberschwän’ ümbfladernbw 15 in der lufft,
Darvonbx der Mayn erwacht’. Es trat auch auß der klufftby
Zwar was betrübt weil schon viel krieger nach ihr fochten,bz
Die Eger20 , doch die Zöpf’ca inncb Eerencc eingeflochten,bz
Jhr grüner rock geschürtzt. Kein rösleincd ihren mund,
(60)Jhr’ augen kein Saffirce , kein schnee des halses rund,
Kein liljencf weiß ihr haar stach mit der schönheit abe;
So reckt’ auch plötzlich vor vomcg Mittag’ herch die Nabe21
Jhr haubtci zum brudel22 rauß: Jhr glentzend angesicht
Plitzt’ in die gantze krufftcj sein perlen-treuffel-licht.
Die vier geschwister nun (dergleichen nicht zufinden
Jm reichen Riesenwald’ck und Ascalonercl gründen,23
Ja durch die gantze welt, durch welcher winkelcm sie
Außcn vier haubtco örtern her verstreichen ie und ie)
Die langten kaum zuhauff: da giengcp es an empfangen:
(70) Sie küßten Jhre Sal’cq auß hertzlichem verlangen,
L Sie kußten ihre Sahl nach der war ihr verlangen
Sie schlugencr halscs ümb15 halscs, sie legten brust an brust,
Und wundenct arm in arm, es folgte lust auffcu lust; [Bl. 186r]
Sie rühmten Jhr, was sie zum Mittelbild’cv 24 erdichtet,
Wie sie es allererst gehorsam auffgerichtetcw ,
Die alte weissagungcx auffscy new’ hervorgesucht,
L Die alte Prophezey___________
Gerichttcz auffda diesen tag nur nach zwölff Jahre flucht25
Der Salen aber wolt die Zeit zu lang schier werden
L Der Salen aber wolt die Zeit zu lange werden
Weil mandb Jhr kam zuvordc mit lieblichen geberden,
L___________ mit schönen liebsgeberden
Drümb15 fiel sie in die red’, und sprach: Hört, alle drey!
(80)Es rewt mich nicht daßdd ich nicht bin gewest darbey.
Was Jhr gethan, wust’ ich auch schon vor vielen Jahren,
Und werde solche jagt26 auch eh’ alsde Jhr erfahren.
Hab’ aber unterdeß auch Heldinnen gesehn
L___________ der Heldinschar gesehn,
Bey einer solchen that, dergleichen nie geschehndf .
Sie hatten dieses glück, worüm15 die Sale kommen,
Die selbst nicht warten kuntdg , kaum obenhin vernommen,
War es so köstlich ding, es wurd’dh erzehlt, betrachttdi ,
Gelobt, und Glückgewüntschtdj . Diß währtdk in Mitternacht.
Der Mayndl wolt’ es inndm druck und kupfer laßen bringen,27
(90)Den Rhein, Garonne, Po, Rhon’dn , Oder, Tayodo zwingen.
|| [157]
Die Sale wolt’, es solt’ im großen Sale stehn,
Die Nab’ und Eger schnell zur Elb’ und Donaw gehn,
Daß hieran alle welt solt’ haben gnug zu loben.
Drauff hat nach Frankfurtdp sich der Meyndq zur Messdr erhoben,ds 28
Die Nab’ und Eger auch ins West- und Ponter meer.
Kein Ort der welt mehr ist von dieser Meredt leer.



[Bl. 186v]

2. Zu den reimen der Gesellinen1

Nun, Weiberfeind! nun hastu stück vor stück.
Und hassedu nicht den Tugendlichendv orden.
Du siehst ja selbst wie ähnlich er ist worden
Den ältesten der drey und siebenzigdw
L Den ältesten, ihr drey und siebenzig
Mit Mose war.29 Drümbdx 15 schweig, ehsdy dich gerewet.
L Der Mose zehl___________
Der speyt auffdz sich werea nauffeb genec himmel speyet.




XXXIIX. Von der Embsigen 1. Die Sale


(1) Und Jhr, O Embsige!ed seyd wehrt daß Euch bereiten
Die Götter einen schleyr der weit und breit sich breiten
Ja reicher werden wird als jener zu Athen,
Jn dem der Pallas pracht so schön gemahltee sollef stehn.30
Hier werdet 131 Jhr mit fleiß selbst abgenehet stehen,
Wie Jhr dem 2 muster nach in 3 klärgen pflegt 4 zuneheneg
L_____________________ vielfältig pflegt zu nehen
Mit 7 seiden, silber, gold’, und allen farben 8 stickt;
Und so den 5 nadel 6 stich alsbalden 8 flickt, und schmückt.
Sie werden drunter nehneh ein rühmliches gedichte
L Sie werden zeigen drin ein hohes Ruhm gedichte
(10) Auff solch’ Ewr’ Embsigkeit 2 mit hand, sinn und gesichte,
Z Auf Euer Embsigkeit___________________
Wie 1 Jhr das 6 schadhafft’ 4 heilt und 5 klüglich 8 hübscher macht,
Und Ewre 3 klarheit übt mit 7 vieler Tugendei pracht:
Nun hat des fleißes preisej diß weise weib mit ehren
Die manchen schaden kan durch Embsigkeit erwehren.
L Die manchen schaden kan durch Embsigkeit verwehren
Die ihr gedeyen wird durch gleiche that vermehren,ek
L Die ihr gedeyen raht___________________
Der wird auch gleichen lohn der Götter thron bescheren.ek
L Und ihr den gnadenlohn der Herren thron beschert.

|| [158]


Außlegung.

Wie ein1WeibSo kan die1Embsige
nach dem2muster   2mit hand, sinn und gesichte
das3klare leinwandihren3verstand,
L die3.klare leinwand
   4außzunehenin dem sie4verbessertel
    L in dem sie4.Subtiler weise
und das5durch die nadel 5subtiler weise
L ihren5.verstand
gemachte 6loch oder fleckwo was6mangelhafft,
L gemachte6locher oder flecken
mit7mancherley fadenmit7allerley Tugendem
   8zusticken pflegt8zieren.



2. Die Embsige

Diß Frawenbild, so nach dem bild’ ümsticht15
Ein bild, wie hier in meinem bilde stehet,
Jst jenes Weibs, so Samuel erhöhet
Sein Ebenbild mit hand, sinn’ und gesicht’en .
L Ein Ebenbild
Und diese Zwey mein vorbild.32 Sagt, ihr Seher!
Welch abbild kümmt15 dem rechten bilde näher?


3. Die Embsigkeit.

Dem kaneo für keiner arbeit grawen
Wen ich die Embsigkeit erregt,
Er mag sich weidlich zauhen33 ,
L Er mag sich weidlich zauen
Welchs ihm dann viel zueträgtep ,
Er wird mit hoher gunst belegt
Wann Faulheit leer muss ümbeq 15 sich schawen,
Unds elend bawen.
L Das Elend bauen.

III
Ein Postskript von Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg- Rudolstadt an Fürst Ludwig mit dessen Vorschlägen zur Einrichtung der Impresen der Tugendlichen Gesellschaft


Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) sendet F. Ludwig zwei Zeichnungen von Impresen der Tugendlichen Gesellschaft, die gleich zu Anfang des Gesellschaftsbuches der TG erscheinen sollen. Hinsichtlich deren Einrichtung bittet sie ihren || [159] Bruder um Rat: Grundsätzlich besteht zwar Einigkeit unter den Mitgliedern, daß bei den Impresengemälden oben jeweils das Gesellschaftswort und unten der Gesellschaftsname stehen solle. Ein Teil der TG-Mitglieder aber möchte beides der besseren Verständlichkeit halber wie eine zusammenhängende Phrase behandeln, so daß unten nicht der volle Gesellschaftsname, sondern nur die in ihm ausgedrückte Eigenschaft erscheine, z. B. „Auff meiner Weide — gedültig“. Der andere Teil der Mitglieder will anstelle der adverbialen Bestimmung den vollen, mit Artikel versehenen Namen unten ausgedrückt sehen, da es hauptsächlich ja nicht nur um die moralischen Eigenschaften, sondern um die Personen gehe, die sich der jeweiligen Eigenschaft verpflichten wollen. — Ludwig notiert auf der Rückseite sein Antwortkonzept: Bei der Imprese der TG selbst schlägt er eine Streichung vor und verkürzt das Gesellschaftswort ,Tugend bringet Ehre‘ auf „Bringet ehre“, da die Tugend bereits hinreichend im Namen „Tugendliche Gesellschaft“ genannt sei. Ansonsten müsse bei den Gesellschaftsnamen, da sie in der Tat Personen bezeichnen, grundsätzlich der Artikel stehen.

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 831bd, 1 Bl., eigenh., ungezeichnet, o. Ort u. o. Datum; Antwortkonzept von F. Ludwigs H. auf der Rückseite. Der dazugehörige Brief, der eine Datierung der Nachschrift erlaubte, hat sich weder in der Akte noch im Überlieferungsbestand des Gesellschaftsbuches der TG in der FB Gotha erhalten. Gedruckt nach verschollenen Vorlagen in Dix, 141f. mit einigen Lesefehlern, ansonsten mit nur lautlich und orthographisch abweichenden ,Lesarten‘.

Text


PS

Freundlichera lieber bruder, ich schicke El hirbeyb zweic Abriß von denen gemahldend , die in vnsrer geselschafte baltf anfangß sollen gesetzet1 werden vnd fället die frage fuhrg , ein theil hat eß also (wie der abriß anzeiget) vor guth angesehen, daß wie daß wordt oben saget Tugent bringet Ehre, gleichsam vnden schließlichen andtworteh , Der Tugentlichen Geselschaft, Jtem bey den andern folgenden, Jn vnauflöslichen banden, vnden andtwordt Getrew,2 vnd forth durch alle gemälde also ohne schew (Aufrichtig)3 Auff meiner Weide (gedültig)4 . einem iedeni nützlich (demütigj )5 vnd dergleichen, vermeinet eß Sey der teutschenk sprach gemesser, weilll verstendtlicher, vnd außführlicher vnd werde in den versen so draufm folgen genugsam angezeiget, daß sich die person so genennet habe.
Der ander theil meinetn , eß stünde besser (daß zwardt6 an Jhm selber die wordt oben in Jhrer ordnungo bleiben,) aber wie oben stünde Tugent bringet Ehre, vnden gesetzetp würde Dieq Tugentliche geselschaft, Jtem beyr den andern gemäldens Jn vnaufflöslichen banden, vnden stünde Die Getrewe, auß vrsachen, weil beyr solchen gemählden [1v] Die tugend nicht selbst bedeutett oder genenetu [!] würdev , sondern die person, so sich nach solcher tugend genandt habe, vnd deroselbigen zu befleißigenw geneiget sey, werex am füglichsten daß an keinemy orthz daß Die außgelaßen würde sondern gesetzet, Die Tugentliche geselschaftaa , Die Getrewe, Die Aufrichtige, die Demütigeab : etc. wehr nuhn vnder diesen beiden recht habe, wolle mein h. bruder mir sein bedenckenac eröffnen.

Darunter von F. Ludwigs H.:

Bey diesen beyden fragen ist mein bedencken, es stehe besser vnten, die Tu- || [160] gendtliche gesellschafft, und oben Bringet ehre, ausgelaßen die Tugendt aldar, weill es uberflußig, dan was Tugendtlich ist Tugendt.
Also in den andern gemählden, der Nahme Die Getreue, vnd so folgendt, dan weillad es personenae sein[,] mußenaf sie dieag artikell beym Nahmen haben.7

IV
Fürst Ludwigs Vorschläge zur Einrichtung des Titelblatts und des Vorwerks des Gesellschaftsbuchs der Tugendlichen Gesellschaft

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 831bf; 1 Bl., [1]v leer; Gfn. Anna Sophias H.

Text


Zugedencken fürst ludtwigen meinung so vber den druck der tugentlichen geselschafft


1. sollte der Titul heissen,
         Der Tugendtlichen geselschaft
         a nahmen, gemelde vnd vndt [sic]
         Wörtter vndb

2. Darauff sollte die Vorrede folgen,1

3. Der geselschafft Jhr gemelde mit Außlegung vnd der Erwegung,2

2.c Darauff daß grosse bild mit den 73 Seulen da an ieder seulen ein [Zeichnung einer leeren Kartusche] mit dem Wappen seind vnd ginge so ein groß thür hirein wie Jn eine Kirche vnd daß gemelde ein tisch, drauff Chron vnd Cepter ligt vnd die Cherubim ist an stadt deß daches bedecken,3

V
Fürst Ludwigs Hinweise zur Gestaltung der Impresen-Verse der Tugendlichen Gesellschaft

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 831be, 1 Bl. (Zettel) v; Schreiberh. Die Vorderseite trägt einen schwer leserlichen Text von Gfn. Anna Sophia. — Gedruckt in Dix, 141 (mit orthographischen Abweichungen, die wir nicht in T aufführen).

Text


Fürst Ludwigs zu Anhalt Erinnerung
bey den teutschen versen.


1. Die verß seind entweder männliche [sic], oder weiblicher Endung, die männlichea Endungen seind lang, vnd alle ein Sylbige wörter, vnd haben den thon auff der Letzten Alß: gólt; weibliche Endung seind die den thon in der letzten Sylben ohne eine1 , Alß lében.
|| [161]
2. Die verß von weiblichen Endungen müssen alle wege eine Sylbe lenger sein alß die Männlichen. Alß nehmlich 13 mit den 12 vnd 11 mit 10[,] 9 mit 8.
3. in 12 vnd 13 Sylbigen reimen ist der Abschnit2 alzeit in der Sechsten Sylbe, in den 10 vnd 11 Sylbigen, muß der Abschnid in der vierten Sylbe stehen.
4. Muß in acht genommen werden, das alzeit 2 Weibliche vnd 2 Männliche nach ein ander folgen, Jn diesen versen mußenb auch alle Jambi sein.



Jm reim dichten schafft das zum gehör Sichs schicke
Vnd dann nach Jedem thon der wert fein klar erblicke
Allein ein Arth die Leichtc , vnd Jm verstande rein
Nach welcher in dem Maß der reim gericht soll sein.3

Der Brief wurde in der digitalen Version gegenüber dem Druck korrigiert.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Lies hebr. Jehova
b Aus befl〈ei〉ssen


T IIVeränderte Zeichensetzung und unterschiedliche Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung in den verschiedenen Überlieferungen werden hier nicht berücksichtigt. Orthographische Varianten werden allerdings verzeichnet, wenn sie mögliche Abhängigkeitsverhältnisse in den Überlieferungen beleuchten helfen.
a Am Rand von Gfn. Anna Sophia ergänzt: 6. Septembris In X u. Y von Schreiberh. abgeschrieben.
b X,Y, Dix marckte
c X, Y, Dix mann
d Y müß
e X, Y, Dix sein
f X, Y, Dix linckklingend
g Dix vorbringen
h Y tewre
i X, Y zublincken; Dix zu blincken
j Y Alß
k Y ganzer
l Y tropffen
m X, Y, Dix fluth
n X, Y Kült’; Dix Kült
o Von Gfn. Anna Sophia eingefügt für 〈nur〉
p Y muth
q Dix gluth
r X, Y, Dix früh
s Am Rand von Gfn. Anna Sophia ergänzt: 7. Septembris Dix setzt diesen Randeintrag eine Zeile höher.
t X F〈V〉eld Dix feldt
u X, Y, Dix benahmet
v Dix Vorübergehn.
w X, Y, Dix Hoff
x X, Dix kömmt; Y kömt
y Y, Dix scheid
z X,Dix ahn
aa Y darinn
ab Y lichter
ac Y Pfalz
ad X, Y, Dix Krohn
ae X, Y, Dix Franckenland
af Y, Dix Paradeiß
ag X, Y, Dix Wolcken
ah Y Fichtelbergk
ai X, Y, Dix bund
aj X, Y, Dix Jaßpis
ak Dix klar
al Y arbeith Von V. 29 bis V. 36 findet sich in Y am linken Rand ein gewellter senkrechter Markierungsstrich.
am Y,Dix sonst
an X, Y, Dix arth
ao Y, Dix aus X ein Löw’ auß Mitternacht gepunktet unterstrichen - Y Text von ein Löw’ bis manch’ alte Prophecey unterstrichen.In Y am rechten Rand von V. 32 Eintrag von Anna Sophias H.: vol Ritterlicher macht,
ap X, Y blanck
aq Dix Vorderdatzen
ar Von Gfn. Anna Sophia eingefügt für 〈Jhm〉
as X, Y, Dix ander
at Dix hengt
au Y vnten
av Y ümbher Dix umher
aw Y, Dix Jnngleichen
ax Y übereine [!] Dix veber reime
ay Y auffgericht
az Y, Dix Gegoßen
ba Y ausgeschnitzt
bb Y gedicht
bc X, Y, Dix gewirckt
bd Dix stolze
be Y im
bf Y, Dix gebohren
bg Y, Dix Alß
bh Dix sanften
bi X, Y, Dix schlaff
bj X, Y quellen-reicher Dix quellenreicher
bk Y ümbestürzt
bl Y ganz
bm X, Y, Dix durchnetzt
bn Dix rauhe
bo X, Y, Dix tropfenthaw
bp Y, Dix waßer
bq X, Y überal Dix veberal
br X, Y drang’
bs X, Y, Dix springend
bt Y, Dix Mann
bu Von Gfn. Anna Sophia eingefügt für 〈sah〉 Y, Dix hört
bv Y Sa [sic]
bw Dix [...] sielber Schwän’, vembfladern [...]
bx Y Daruon
by X, Y, Dix kluft
bz Diese Verse wurden durch vorangestellte Ziffern in der Reihenfolge durch Gfn. Anna Sophia korrigiert. X, Y, Dix haben die korrigierte Reihenfolge.
ca X, Y Zöpff’ Dix Zöpff
cb X, Y, Dix in
cc X, Y, Dix Ehren
cd X, Y, Dix rößlein
ce X, Dix Saphir Y Saphier
cf Y Lilien
cg X, Y, Dix von
ch X, Dix hehr
ci Y, Dix häubt
cj Folgt 〈ihr〉 X, Y, Dix lufft.
ck Dix Risenwald’
cl Unsichere Lesung. Alle anderen Fassungen haben deutlich Ascaloner
cm X, Y, Dix winckel
cn Y, Dix Aus
co X, Y, Dix häubt
cp X, Y, Dix ging
cq Y Sahl’ Dix Sahl
cr Verbessert aus || [162] schlu〈n〉gen. X, Y, Dix schlungen
cs X, Y, Dix halß
ct Dix wurden
cu X auf
cv Y Mittelbilde
cw X aufgerichtet
cx Y, Dix weißagung
cy X, Y aufs
cz X, Dix Gericht
da X, Dix auf
db X, Y, Dix mann
dc Y zuuor
dd X, Y, Dix das
de Dix alß
df X, Y, Dix geschen [!]
dg Y kund
dh Y würd
di Y betracht
dj X, Y glück gewüntscht Dix glück gewünscht
dk Gebessert aus währt〈e〉 X wehrt’ Y, Dix wehrt
dl Dix Meyn
dm X, Y, Dix in
dn X, Y, Dix Rohn’
do Dix Tajo
dp X, Y, Dix Franckfurt
dq X, Y, Dix Mayn
dr X, Y, Dix Meß’
ds Von Gfn. Anna Sophia am Seitenrand ergänzt: 8 Septembris In X u. Y v. Schreiberh. abgeschrieben
dt Dix Meere
du X, Y, Dix haße
dv X, Y, Dix Thugendlichen
dw X, Y, Dix siebentzig
dx X, Y, Dix Drumb
dy X, Y, Dix es [!]
dz X auf
ea X, Y, Dix der
eb X nauf
ec X, Y, Dix in
ed Y und Z beginnen: Vnd Jhr Ô Embsig’ auch!
ee Y, Z gemalt
ef Z sol
eg Y, Z [...]pflegt zu 4 nehen
eh Y nehn’
ei Y, Z Thugend
ej Y, Z Preiß, preiß
ek Die beiden letzten Verse in Y und Z: Die Jhr gedeyen so durch gleiche that vermehrt | Desselben gleichen lohn der Götterthron beschert.
el Y, Z verbeßert
em Y, Z thugend, Thugend
en Y ... ebenbildt ... gesichte [sic]
eo Y kann
ep Y, Z zuträgt
eq Y, Z vmb.

T III
a Dix Freindlicher
b Dix hirby
c Dix zween
d Dix gemehlden
e Dix gesellschaft
f Dix bald
g Dix führ
h Dix andwordte
i Dix iden
j Dix demitig
k Dix deitschen
l Dix vill (weill?)
m Dix drauff
n Dix vermeint
o Dix ordenung
p Dix getzt [!]
q Gebessert aus Der Dix der
r Dix by
s Dix gemählde
t Dix bedeitet
u Dix genent
v Dix wirde
w Dix befleisigen
x Dix wen (?)
y Dix keinen
z Dix ort
aa Dix die tugendtliche geselschaf [sic]
ab Dix Demitige
ac Folgt ein unleserliches Wort. Dix setzt an dessen Stelle „...“ und führt den Satz nicht zu Ende.
ad Dix will
ae Dix passen
af Dix müssen
ag Dix den

T IV
a Davor 〈Die〉
b Folgen zwei schräg durchstrichene Zeilen: gemelte der Tugendtlichen | Geselschafft — Eine Reinschrift des Titelblatts in FB Gotha: Chart. B 831b, Bl. 56r, lautet in enger Analogie zu den Titelblättern der GBB der FG (vgl.  DA Köthen II. 1): „Der | Tugentlichen Gesellschafft | Nahmen, | Gemählde, | vndt | Wörtter.“ Darunter von unbekannter H.: „NB. Jst alles incomplet.“ Keine weiteren Überlieferungen des Titelblatts ermittelt.
c Für 〈1.〉 [sic].

T V
a Dix männlichen
b Dix müssen
c Dix Liecht

Kommentar
K
1 Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau, geb. Pgfn. v. Simmern (1581–1631). Die Gastfreie, TG 24, aufgenommen am 12. (16.) 3. 1623. Sie hatte 1595 F. Johann Georg I. v. Anhalt-Dessau (1567–1618; FG 9) geheiratet. Ihren Witwensitz hatte sie im fl.-dessauischen Amt und Schloß Sandersleben. S. 230000, 290529 K 10; vgl. Conermann TG, 620f. (dort versehentlich als Mitglied Nr. 25 bezeichnet, vgl. aber richtig S. 615).
2 Von den sieben Töchtern der Fn. Dorothea ist hier wohl vorab Susanna Margaretha gemeint (1610– 1663), die sich nach dem Tod des Vaters bis 1631 bei der Mutter, danach bei ihren anhaltischen Verwandten aufhielt, 1640 aber zu ihrer Schwester Sibylla Christina (1603– 1686), verwitwete Gfn. v. Hanau-Münzenberg, zog. 1651 vermählte sie sich mit Gf. Johann Philipp v. Hanau-Lichtenberg und lebte fortan in dessen Residenz Buschweiler. Ob sich um 1630 auch Pzn. Johanna Dorothea (1612–1695; 1636 vermählt mit Gf. Moritz v. Bentheim-Tecklenburg [FG 649]) und/ oder Pzn. Eva Catharina (1613–1679, unvermählt) bei der Mutter aufhielten, ist unklar. Vgl. Beckmann V, 232f.
3 Zum ersten Mal wird in 290614 das Projekt einer Drucklegung des Gesellschaftsbuches der TG ausgesprochen; im vorliegenden Brief darüber hinaus ausdrücklich auf die Druckveröffentlichung der FG-Gesellschaftsbücher (als Vorbild) hingewiesen. Ungleich F. Ludwig, der seit 1622 mehrere Gesellschaftsbücher der FG publizierte, vermochte Gfn. Anna Sophia, || [163] die im GB der TG mit seinen Impresen offenbar besonders Ludwigs GB 1629/30 als Muster nacheiferte, ihr Buch niemals in eine abgeschlossene Form zu bringen und zu veröffentlichen. Wie eng sie sich aber strukturell an das Muster der FG-GBB anzulehnen gedachte, zeigt u. a. das von Anna Sophia notierte Formular F. Ludwigs zur Einrichtung von Titelblatt und Vorwerk (s. Beilage IV). Die verschiedenen handschriftlichen GB-Fassungen (FB Gotha: Chart. B 831b, Chart. B 831ba [1] und Chart. B 831ba [2]), die alle unvollständig blieben und unterschiedliche Bearbeitungsstufen repräsentieren, und das sonstige dazugehörige Material (Chart. B 831bb – bk) weisen zwar keine Datierungen auf und sind daher in ihrem zeitlichen und systematischen Verhältnis nicht leicht zu bestimmen; sie zeigen aber schon als solche neben den unterschiedlichen Mitgliederlisten, daß sich der Prozeß der GB-Erstellung — sicherlich auch vor dem Hintergrund der geplanten Drucklegung — mit großer Wahrscheinlichkeit in mehreren Anläufen über Jahre hingezogen haben wird. Zu den GBB der TG vgl. hier II Q und K IV 1. Neben dem Wettbewerb zählte im Falle der TG die Absicht der Gräfin, den hohen weiblichen evangelischen Adel Deutschlands vorzubereiten auf die Ankunft Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden und dessen erhoffte Vindikation der rechtgläubigen deutschen Lande aus der Tyrannei des Kaisers. Zu den übersteigerten Erwartungen an den ,Löwen aus Mitternacht‘ im GB der TG vgl. Conermann TG, 577: „Da Treue als Band der Tugendlichen Gesellschaft und jeder anderen echten Gesellschaft galt, besaß sie auch als Unterpfand des konstitutionellen Prinzips einer ,Obligatio reciproca‘ von Kaiser und ,Reich‘ Glaubwürdigkeit. Ewige Treue erkor Fürstin Anna von Anhalt-Bernburg sogar zur ersten Haupttugend der Noble Académie des Loyales. Auf Treue beruhte nach dem Gesellschaftsbuch Anna Sophias nicht nur jede andere Tugend, sondern auch ,Ehre‘ und ,macht‘, und Treue konnte in den Augen des Oberhaupts der Sittenzucht der Tugendlichen Gesellschaft reichsweit eine soziale und politische Bedeutung verleihen. Wie leicht dieses Erziehungsvorhaben im geeigneten Moment die Sozietät an das politische Programm einer militärischen Allianz binden konnte, beweist der ,Beschluß‘ des Gesellschaftsbuchs.“ Dort beziehen von Anna Sophia einem Gedicht angefügte Daten (6. – 8. 9. [1631]) — die in zwölfjährigem Abstand dem Gründungstag der TG folgen — die Hoffnungen der Gesellschaft ausdrücklich auf die siegreiche Schlacht des Königs bei Breitenfeld. Vgl. Beilage II. Handschriftlich sind diverse unvollständige Fassungen des Gesellschaftsbuchs in unterschiedlichem Bearbeitungszustand überliefert. S. FB Gotha: Chart. B 831b, Chart. B 831b (1) [Grundlage für das Mitgliederverzeichnis in Dix, 52– 62], Chart. B 831b (2), Chart. B 831ba (1), Chart B 831ba (2), Chart. B 831bb–bk. Impresenzeichnungen liegen nur in einigen Ausnahmefällen, am ergiebigsten in Chart. B. 831ba (2), vor. Von Fn. Dorotheas TG-Imprese haben sich in FB Gotha: Chart. B 831ba (2), Bl. 8r u. 9r jedoch zwei Entwurfszeichnungen erhalten, in die Gesellschafts- und Personenname noch nicht eingetragen sind. S. Abb. S. 184f. Der frühere TG-Name Fn. Dorotheas, also vor ihrer Umbenennung in ,Die Gastfreie‘, ist unbekannt. Zu dem in DA Köthen I. 1 als 230000 veröffentlichten undatierten Dokument, in dem Gfn. Anna Sophia Fn. Dorothea die Notwendigkeit einer Änderung ihres Gesellschaftsnamens (in ,Die Gastfreie’) sowie einen Impresenvorschlag mitteilt, s. unten Anm. 10. Vgl. 230000 K 2; Conermann TG, 517ff.; Dix, 48ff. Wir bilden auch zwei weitere Impresen von Mitgliedern der Tugendlichen Gesellschaft ab, deren Gesellschaftsnamen — dem vorliegenden Brief zufolge — damals geändert worden waren. S. Anm. 4 u. 6 bzw. Abb. S. 186, 235. Die Impresen sollen, wie die unvollst. Migliederliste (Beil. I), die Korrekturen des GB der TG durch F. Ludwig (Beil. II) sowie dessen weitere Vorschläge (Beil. III–V), einen Einblick in die im vorliegenden Brief von Gfn. Anna Sophia erwähnten Vorgänge bei der Entstehung des GB der TG geben. In den uns bekannten Schreiben Gfn. Anna Sophias aus dem Jahr 1630 (vornehmlich in FB Gotha: Chart. B 856) ist sonst, ausgenommen in 300723, nicht mehr von der TG die Rede. Lediglich der in einem Brief an Ratke vom 12. 6. 1630 geäußerte Satz, „mit der tugendtlichen geselschaft wollen wir vnsre meinung balt || [164] eröffnen“, könnte noch auf den im vorliegenden Brief behandelten Zusammenhang des GB der TG verweisen. (FB Gotha: Chart. B 856 [Nr. 28], Bl. 48r–49v, 49r.)
4 Hzn. Dorothea Sophia v. Sachsen-Altenburg (1587–1645; TG 28, Die Gottselige), seit 1618 Äbtissin des Stifts Quedlinburg. Conermann TG, 622. Ihr früherer Gesellschaftsname ist uns nicht bekannt. Vgl. den Entwurf ihrer Imprese für das vorgesehene GB der TG in Abb. S. 186 [Die Gottsehlige; FB Gotha: Chart. B 831 ba (2), Bl. 145r].
5 Hzn. Eleonora v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (1590–1669; TG 31), am 12. 12. 1624 wahrscheinlich mit dem Gesellschaftsnamen ,Die Stille‘ in die TG aufgenommen, wurde vielleicht 1630 in ,Die Langmütige‘ (FB Gotha: Chart. B 831b, 33v; Chart. B 831ba (1), 8; Dix, 55) umbenannt. S. Conermann TG, 623. Vgl. diesen Namen in Beilage I, Nr. 54. Die 54. Stelle in der TG nahm die Großmütige ein, s. Anm. 17.
6 Da hier nur ein Mitglied gemeint sein kann, das bereits seit einiger Zeit der Gesellschaft angehörte, scheiden die meisten Angehörigen herzoglich-württembergischer Linien wegen ihrer späteren Aufnahme in die Gesellschaft aus. Die verwitwete Pgfn. Dorothea Maria v. Sulzbach, geb. Hzn. v. Württemberg (1559–1639; TG 40a; am 28. 3. 1629 als „die Märterische“ verzeichnet, 1632 dann als „die Gemarterte“, TG 73) scheidet schon deshalb aus, weil sie unten als „die alltte pfaltzgrefin zum Hilpoltstein“ eigens aufgeführt wird. S. Anm. 13 u. Conermann TG, 625f. Es bleibt Hzn. Anna Sabina v. Württemberg-Juliusburg, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (1593–1659; TG 36, die Leutselige/ Leidselige), deren Aufnahmedatum in den Quellen mit 5. 9. 1626, 8. 1. 1628 und noch 1630 angegeben wird. Vgl. Anm. 16, K I 38 u. Conermann TG, 625f. Vgl. 300426 u. den Entwurf ihrer Imprese für das vorgesehene GB der TG in Abb. S. 235 [Die Leutselige; FB Gotha: Chart. B 831 ba (2), Bl. 148r].
7 Namenwechsel TG 24 (vgl. Anm. 3); 28 (vgl. Anm. 4); 30/71a/72; 31/54 (vgl. Anm. 5); 32/64; 34; 35; 36; 52/68. S. die Liste in Beilage I und K I 2.
8 Zwar, Adv. Die Form ,zwart/ zwarten‘ ist im Frühneuhochdeutschen v. a. im Mitteldeutschen und noch heute im Thüringischen (zwart, zwoart) belegt. S. DW XVI, 949ff.; Thüringisches Wb. VI, 1365. Stieler, 2656: „Zwar à scribis curiarum ineptè sæpè scribitur Zwart/ & Zwarten/ qvod tamen apud Scriptores probatos nec reperitur, nec communi usu loqvendi obtinet.“ Stieler zitierend auch Wachter, 1984. Auslautverhärtung hier auch in Beilage III: „zwardt“. Vgl. auch 180000 K 3, 310000 K 8 u. 350800 K 13. Vgl. unten Anm. 11.
9 An dieser Stelle zeigt sich die Verankerung des sozietären Tugendprogramms der TG nicht nur in der tradierten Systematik der (praktischen) Philosophie, sondern auch in der neuartigen Wissenschaftssystematik, wie sie Wolfgang Ratke in seiner AllVnterweisung: Nach der LehrArt Ratichii (Cöthen 1619) entworfen hatte: Die „SittenLehr“ („Ethica“) wird dort definiert als „eine klugheit eines Erbarn wandels/ durch Tugend zur glückseligkeit zu gelangen“ (a. a. O., S. 9f.). Vgl. Conermann TG, 520f. Im folgenden deutet Gfn. Anna Sophia die Absicht an, Fn. Dorothea für das GB der TG einen Entwurf ihrer Gedichte über die Gastfreie und besonders die Abhandlung („Erwegung“) über deren Tugend zuzusenden. Letztere hat sich im Überlieferungsbestand der FB Gotha zum GB der TG (s. o.) nirgendwo erhalten. Vgl. solche Texte in Dix, a. a. O. und — im Falle der Gastfreien — in 230000 I. Auch an eine Impresenzeichnung, wie sie in Abb. S. 184 u. 185 im Stadium zweier Entwürfe gezeigt wird, mag gedacht sein.
10 Dies ist der schon in 230000 veröffentlichte Text, der als Postskript zum vorliegenden Schreiben gehört. Das dort vorgeschlagene „gleichnuß“ (=Beispiel) aus dem Neuen Testament wurde, wie aus 230000 I und den Impresen in Abb. S. 184 u. 185 hervorgeht, später durch ein solches aus dem 1. Buch Mose ersetzt — ob auf Vorschlag Fn. Dorotheas, ist unbekannt.
11 Schon, Adv. Verschiedene Formen mit verstärkendem dentalen Auslaut (schund, schönt, schont) im Frühneuhochdeutschen und Thüringischen belegt. S. DW IX, 1459ff.; Thüringisches Wb. V, 924f. Vgl. auch 250514 K 7.
12 Eine entsprechende Mitgliederliste mit 72 Gesellschaftsnamen, aber nur 53 den Namen zugeordneten Mitgliedern, hat sich in einer anderen Dessauer Akte erhalten, s. Beilage I. — Im Mai 1632 umfaßte die TG 73 Mitglieder. Diese Zahl wurde || [165] als numerus clausus beibehalten: Weitere Mitglieder traten ordensgemäß nur noch an die Stelle verstorbener. Insgesamt wurden von der Gründung der TG am 5. 9. 1619 bis zur letzten datierbaren Aufnahme im Jahr 1643 103 Damen des reichsfreien Adels der Mitgliedschaft gewürdigt. Die Zahl 73 soll an die 73 jüdischen Ältesten und Führer erinnern, welche Moses nach dem Willen Gottes ein Stück Wegs auf den Berg Sinai begleiteten (2. Mose 24, 1ff., vgl. 4. Mose 11, 16). Dort empfing Moses das Gesetz des mit Gott geschlossenen Bundes. Vgl. auch Lk. 10, 1ff.: Jesus sendet 72 Jünger aus, das Reich Gottes zu verkünden. Vgl. auch 2. Mose (Exodus) 24, 1 (Moses und 73 Älteste Israels) und 4. Mose (Numeri) 11, 16 (Moses und 70 Älteste Israels). Auf die 70 Übersetzer des hebräischen Alten Testaments ins Griechische (Septuaginta) wird wohl nicht angespielt. Vgl. Conermann TG, 516 bzw. 523.
13 Pgfn. Dorothea Maria (Maria Dorothea) v. Sulzbach (5. 9. 1559 – 13. 3. 1639; TG 73), geb. Herzogin v. Württemberg, seit 1582 mit Pgf. Otto Heinrich v. Sulzbach (1556–1604) vermählt, nach dessen Tod sie ihren Witwensitz in Hilpoltstein (Landkreis Roth, Mittelfranken) bezog. Mit Otto Heinrichs Tod — er war erbelos geblieben — erlosch diese ältere Sulzbacher Linie, und sein Erbe, das Teilft. Pfalz-Sulzbach, das unter der Oberherrlichkeit Pfalz-Neuburgs gestanden hatte und auch das Amt Hilpoltstein (das seit 1505 zur „jungen Pfalz“ gehörte) einschloß, fiel an das Haus Neuburg zurück. Damit hatte seit 1614 Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg (1578–1658; s. 300410 K 16) die Oberherrschaft über Hilpoltstein inne. Es fiel seinem jüngsten Bruder Pgf. Johann Friedrich (1587–1644) erblich zu. Wolfgang Wilhelm rekatholisierte das Gebiet, in dem neben Dorothea Maria aber auch Johann Friedrich und dessen Hof dem Luthertum treu blieben. Vgl. Medaillen Pfalz II, 665, 671, 735, 762; Carl Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein. Regensburg 1861 (Verhandlungen des histor. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg, Bd. 20), 292ff. Die alte Pfalzgräfin war eine Tante Gfn. Anna Sophias (deren Mutter Fn. Eleonora v. Anhalt, geb. Hzn. v. Württemberg, war Dorothea Marias Schwester) und die Mutter der Gattin des Herren Hans Georg v. Wartenberg (FG 143), Pgfn. Sabina v. Sulzbach (TG 37, s. K I 39).
14 Hzn. Margaretha v. Sachsen-Coburg (1573–1643), geb. Hzn. v. Braunschweig- Lüneburg und zweite Gattin Hz. Johann Casimirs, trat nicht in die TG ein.
15 Hzn. Christina v. Sachsen-Eisenach, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel (1578–1658; TG 61, Die Freigebige, 10. 4. 1630). Vgl. unten K I 61 u. Conermann TG, 618 u. 623.
16 Wohl Hzn. Barbara Sophia v. Württemberg-Stuttgart, geb. Mgfn. v. Brandenburg (1584–1636; TG 57, Die Einträchtige, 5. 3. 1630) und deren Schwägerin Hzn. Anna Eleonora v. Württemberg-Mömpelgard, geb. Gfn. v. Nassau-Weilburg (1602–1685; TG 55, Die Billige, 4. 3. 1630). Diese beiden verheirateten Herzoginnen (s. K I 58 bzw. 69) und die danach genannten ,Fräulein‘ wurden hintereinander unter den Nummern TG 54–57 am 4. und 5. 3. 1630 in die TG aufgenommen. Vgl. Anm. 17 u. Conermann TG, 626.
17 Pzn. Antonia v. Württemberg-Stuttgart (1613–1679; TG 56, Die Ehrerbietige, 4. 3. 1636) und Pzn. Anna v. Württemberg-Mömpelgard (1597–1650; TG 54, Die Großmütige, 4. 3. 1630). Vgl. Anm. 5 u. unten K I 71 bzw. 63.
18 Eine der beiden damals in die TG Aufgenommenen: die verwitwete Mgfn. Sophia (Sophia Margaretha) v. Brandenburg- Ansbach, geb. Hzn. v. Braunschweig-Lüneburg (1563–1639; TG 58, Die Versöhnliche, 6. 3. 1630) oder Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, geb. Gfn. v. Solms-Laubach (1594–1651; TG 59, Die Ernsthaftige, 7. 3. 1630). S. K I 74 bzw. 73. Nicht gemeint sein dürfte die damals noch unverheiratete Pzn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, 1641 vermählte Mgfn. v. Brandenburg–Bayreuth (1614–1646; TG 60, Die Zierliche, 8. 3. 1630). S. K I 68. Vgl. Conermann TG, 585, 616.
19 Gf. Carl Gü nther v. Schwarzburg-Rudolstadt (FG 23); er starb im selben Jahr (24. 9. 1630).

K I
1 S. K 1.
2 Von 1627 bis zum Regierungsantritt F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) 1630 war Schloß Ballenstedt die Residenz des Prinzen und seiner Gemah- || [166] lin Eleonora Sophia (TG 39). Vgl. 271126 K 1. Offenbar hatte Gfn. Anna Sophia (TG 1) die vorliegende Liste also an Fn. Eleonora Sophia zur Weiterleitung an ihre Schwägerin in Sandersleben gesandt. Da Fn. Eleonora Sophia vom 13. – 16. 4. 1630 bei Fn. Dorothea weilte, mag dieses Reisevorhaben sogar den Anlaß für die Übersendung des Verzeichnisses nach Ballenstedt gebildet haben. S. Christian: Tageb. VIII, die Einträge vom 13. u. 16. 4. 1630. Sollte diese Liste mit dem im obigen Brief genannten „verzeichnüß“ identisch sein, so müßte auch der vorliegende Brief seinen Weg zur Weiterbeförderung über Ballenstedt genommen haben. Zur Datierung dient auch der in Anm. 34 (u. 66) beschriebene Namenwechsel einiger Gesellschafterinnen, der den Entstehungszeitraum der vorliegenden Liste auf die Zeitspanne von Januar bis Juli 1630 eingrenzt. Obwohl die vorliegende Liste als letzte namentliche Eintragung unter Nr. 53 Gfn. Juliana Maria v. Mansfeld-Schraplau aufführt, die anderen Verzeichnissen zufolge doch erst an 62. Stelle am 1. 5. 1630 in die TG aufgenommen wurde, folglich diese Liste etwas später als der obige Brief entstanden sein müßte, ist es doch unwahrscheinlich, daß innerhalb so kurzer Zeit zwei Mitgliederlisten an Fn. Dorothea gesandt wurden. Für eine Identität der hier abgedruckten Liste mit dem „verzeichnüß“, das Anna Sophias Brief beilag, spricht aber vor allem, daß sich Juliana Marias Eintritt bzw. ihre Eintragung als Mitglied verzögert hatten, so daß sie statt im Januar oder Anfang Februar 1630 (an 53. Stelle) offiziell erst am 1. 5. 1630 (unter Nr. 62) aufgenommen wurde (FB Gotha: Chart. 831b, 36v; Chart. 831ba (1), 10; Dix, 60). Tatsächlich gibt es in unserer Liste etliche für die Aufnahme vorgesehene Personen, welche erst nach dem 20. 3. 1630 endgültig aufgenommen und verzeichnet wurden. Die Liste spiegelt demnach im Falle mancher Damen eher eine Entwicklung als einen abgeschlossenen Kooptationsprozeß wider. Für die Datierung des Dokuments ist letztlich nicht die eine oder andere (ggf. revidierte) Nachricht über die Aufnahme eines Mitglieds wichtig, sondern der Umstand, daß fast alle Mitglieder, die unter den von Gfn. Anna Sophia ohne Personennamen aufgeführten Gesellschaftsnamen (Nr. 54–72) fest zugeordnet wurden, in der Zeit von Februar bis Juli 1630 endgültig in die TG eintraten. Nur die unter Nr. 54 eingeordnete Gesellschafterin (s. Anm. 33; TG 31) gehört nicht in diese Gruppe, da sie damals nur ihren Gesellschaftsnamen wechselte. Derartige Wechsel der Gesellschaftsnamen früher eingetretener oder für die Aufnahme vorgesehener Gesellschafterinnen kommen häufiger vor. S. K 7. Die bereits im Februar und Anfang März 1630 verzeichneten Gesellschafterinnen, die in der vorliegenden Liste (Beil. I) noch hinter ihrem Gesellschaftsnamen verborgen sind, weisen darauf hin, daß Beilage I nicht den letzten Stand der Aufnahmen in die TG wiedergibt. Dies ist aber vielleicht auch nicht zu erwarten, zumal der Brief 300320 immerhin schon viele neue Gesellschafterinnen, welche die Liste noch nicht namhaft macht, erwähnt. Der in Beilage I wiedergegebene Text kann also gut mit dem im Brief erwähnten oder dessen (Ballenstedter) Abschrift identisch sein, zumal er im dessauischen Aktenbestand überliefert ist, also wohl Fn. Dorothea erreichte. — Daß nur der Geburtsname der Demütigen (TG 4, s. Anm. 6) erwähnt wird, obgleich sie schon seit 1625 mit Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar vermählt war, muß nicht als Fehler gewertet werden. Zum einen kommt solches auch bei anderen Mitgliedern vor (vgl. TG 17 u. ähnlich TG 32), zum anderen liegen auch später geschriebene Listen vor (s. FB Gotha: Chart. 831b, Bl. 31r–37v, Chart. B 831ba [1], S. 7–11 u. Dix, 52ff.), in denen regelmäßig der beim Eintritt in die TG gültige Geschlechtsname verzeichnet wurde. Vgl. den diese Regel auch noch bestätigenden Sonderfall TG 37. Die erwähnten Listen und das hier veröffentlichte Verzeichnis führen auch bereits verstorbene Mitglieder auf. Eine eigene, etwa 1644 verfaßte Liste verstorbener Mitglieder veröffentlichte Dix, 62–64, vgl. FB Gotha: Chart. B 831b, Bl. 21rv u. 22r– 23r.
3 Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt, geb. Fn. v. Anhalt, Schwester F. Ludwigs, Mitstifterin und Oberhaupt der TG. S. Conermann TG, 624. Die Lebensdaten, die Namen der Gatten und die Verwandtschaft mit Mitgliedern der FG werden aus Raumgründen im folgenden meistens nicht mitgeteilt. S. zu diesen Zwecken das Mitglie- || [167] derverzeichnis in Conermann TG, 613–626.
4 Fn. Amoena Amalia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. v. Bentheim (AL 1618), erste Gattin F. Ludwigs, Mitstifterin und kollegiales Oberhaupt der TG. S. Conermann TG, 615.
5 Gfn. Sophia v. Barby und Mühlingen, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias und Gründungsmitglied der TG. S. Conermann TG, 616. Sie war am 8. 3. 1630 gestorben, jedoch wurde ihr Gesellschaftsname erst 1643 wieder vergeben und zwar an Magdalena Reuß, geb. Fräulein v. Putbus. S. Conermann TG, 621.
6 Fn. Eleonora Dorothea v. Anhalt-Dessau (PA), Gründungsmitglied der TG, 1625 vermählt mit Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar. S. Conermann TG, 615. Vgl. Anm. 2.
7 Gfn. Anna Sibylla v. Schwarzburg- Sondershausen, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Gründungsmitglied der TG. S. Conermann TG, 624.
8 Fn. Loysa Amoena v. Anhalt-Köthen, jung verstorbene Tochter F. Ludwigs, Gründungsmitglied der TG. S. Conermann TG, 615. Ihr Gesellschaftsname lautet ,Die Fursichtige‘ [FB Gotha: Chart. B 831b, 2v; Chart. B 831ba (1), 7; Chart. B 831ba (2), 37r u. 38rv; Dix, S. 50] bzw. ,Die Vorsichtige‘ [FB Gotha: Chart. B 831b, 31v; Chart. B 831ba (1), 3; Chart. B 831ba (2), 2v]. Die Namensform ,Die Ansichtige‘ könnte ein Fehler des Kopisten sein.
9 Gfn. Elisabeth Juliana v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias, Gründungsmitglied der TG. S. Conermann TG, 624.
10 Gfn. Dorothea Susanna v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias, Gründungsmitglied der TG. S. Conermann TG, 624.
11 Gfn. Agnesa Elisabeth v. Barby und Mühlingen, Gründungsmitglied der TG, 1633 vermählt mit Gf. Hans Martin v. Stolberg (FG 228). S. Conermann TG, 616.
12 Gfn. Catharina Maria v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias. S. Conermann TG, 624. S. Abb. S. 183 (=Die Liebende).
13 Frau Magdalena Reuß v. Plauen zu Gera, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Rudolstadt, Schwägerin Gfn. Anna Sophias. S. Conermann TG, 622. Lautung des Gesellschaftsnamens in FB Gotha: Chart. B 831ba (2), 62r: „Die Vorschwigene“.
14 Frl. Anna Dorothea v. Schönburg-Hartenstein. S. Conermann TG, 624.
15 Hzn. Elisabeth v. Sachsen (albertin. Linie), geb. Hzn. v. Braunschweig-Wolfenbüttel, 1618 in 2. Ehe vermählt mit Hz. Johann Philipp v. Sachsen-Altenburg (FG 183). S. Conermann TG, 622 (berichtigtes Aufnahmedatum: 9. 6. 1620).
16 Hzn. Dorothea v. Sachsen-Altenburg, Schwägerin der Vorgenannten, Koadjutorin des Stifts Quedlinburg, 1633 vermählt mit Hz. Albrecht v. Sachsen-Weimar(-Eisenach) (FG 17). S. Conermann TG, 622.
17 Gfn. Anna v. Schwarzburg-Sondershausen. S. Conermann TG, 624.
18 Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg, geb. Gfn. v. Bentheim, Gattin F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), Stifterin und erste Patronin der AL. S. Conermann TG, 616.
19 Fn. Eleonora Maria v. Anhalt-Bernburg (AL 1617), zweite Patronin der AL, 1626 vermählt mit Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158). S. Conermann TG, 614f.
20 Fn. Sibylla Elisabeth v. Anhalt-Bernburg (AL 1617). S. Conermann TG, 615.
21 Fn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?], PA). S. Conermann TG, 614.
22 Fn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617). S. Conermann TG, 615.
23 Fn. Amoena Juliana v. Anhalt-Bernburg (AL 1622). S. Conermann TG, 614.
24 Fn. Agnesa Magdalena v. Anhalt-Bernburg (AL 1628). S. Conermann TG, 614.
25 Fn. Sibylla v. Anhalt-Plötzkau, geb. Gfn. v. Solms-Laubach (AL 1622), 1618 vermählt mit F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), Bruder F. Ludwigs. S. Conermann TG, 625.
26 S. K 1.
27 Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel, 1623 vermählt mit F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10). S. 271211 K 3 u. Conermann TG, 618.
28 Fn. Kunigunde Juliana v. Anhalt-Dessau (PA), 1642 vermählt mit Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374). Dem Namen der Willfährigen (auch FB Gotha: Chart 831b, 32v) steht in anderer Überlieferung ,Die Willfertige‘ [FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 8; Chart. B 831 ba (2), 135r; Dix, 55] gegenüber. S. Conermann TG, 615.
29 Gfn. Clara v. Schwarzburg-Blankenburg zu Frankenhausen, geb. Hzn. v. Braunschweig-Lüneburg. S. Conermann TG, 617.
30 S. K 4.
31 Hzn. Anna Margaretha v. Braunschweig-Lüneburg-Harburg, Pröpstin des Stifts Quedlinburg. S. Coner- || [168] mann TG, 617.
32 Gfn. Maria Magdalena v. Stolberg (6. 11. 1581–27. 10. 1627), Dechantin des Stifts Quedlinburg. Der Gesellschaftsname der am 8. 3. 1624 Aufgenommenen wurde postum (1630?) geändert: Die Nüchterne [FB Gotha: Chart. B 831b, 33v; Chart. B 831ba (1), 8; Die Nichterne (Dix, 55)]. Die Begnügende wurde die 1631 eingetretene Gfn. Sophia v. Hohenlohe-Neuenstein, geb. Pgfn. v. Birkenfeld genannt [TG 71a: FB Gotha: Chart. B 831b, 37v (ohne Datum) u. 192v–193r (25. 4. 1631); TG 72: Dix, 62 (25. 4. 1631) u. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 11 (8. 4. 1631)]. S. Conermann TG, 620.
33 S. K 5.
34 Mgfn. Elisabeth Sophia v. Brandenburg, 1613 in erster Ehe vermählt mit F. Janusz Radziwill, Hz. v. Birsen u. Dubinski, Kastellan v. Wilno († 1620), 1628 in zweiter Ehe mit Hz. Julius Heinrich v. Sachsen-Lauenburg (FG 311). S. 290410, 290608 u. Conermann TG, 616. Die Eintragung als „herzogin wittbe“ gibt den Stand Elisabeth Sophias zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in die TG (8. 8. 1625) wieder. Bevor Gfn. Anna Sophia vom Tode der Herzogin (24. 12. 1629) erfahren hatte, wohl bis Januar/ Februar 1630, veränderte sie Elisabeth Sophias Gesellschaftsnamen in ,Die Maßhaltende‘. S. FB Gotha: Chart. B 831b, 24v („Maßhaltende“), 33v (dto.) u. 133rv: „Von der Mäßigen“ in „Von der Maßhaltenden“ korrigiert; die anderen Fassungen des GB haben die Korrektur übernommen: Chart. B 831ba (1), S. 8 u. 273f.; Chart. B 831ba (2), Bl. 162rv; Dix, 55. Gfn. Anna Sophia vergab diesen Gesellschaftsnamen bereits 1630 wiederum, s. Anm. 66. ,Die Mäßige‘ wurde später auch Fn. Sophia v. Anhalt-Plötzkau (TG 64b) genannt. Conermann TG, 615. Anna Sophia hatte 1630 entweder ihre Wahl eines neuen Namens revidiert, oder es unterlief ihr dabei ein Fehler, denn die vorliegende Liste sah für ein neues Mitglied den geänderten Namen ,Die Maßhaltende‘ vor. Vgl. Anm. 52 u. 53.
35 Die 1626 verstorbene Fn. Agnesa Magdalena v. Anhalt-Dessau, 1617 vermählt mit Lgf. Otto v. Hessen-Kassel. Ihren Gesellschaftsnamen erbte zunächst eine nicht bestimmte „Elisabetha, Reussin von Plawen &.“ (Dix, 63), die 1643 ersetzt wurde durch Fn. Sophia Margaretha v. Anhalt-Bernburg (TG 33c), welche 1651 F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) heiratete. S. Conermann TG, 615.
36 „Die Kennliche“ wohl Abschreibfehler, richtig: „Die Reinliche“. Fn. Anna Maria v. Anhalt- Dessau. S. Conermann TG, 615. Ihren Gesellschaftsnamen erbte nach 1637 in der Form ,Die Reinigliche‘ („Die Reingliche“ Dix, 63) Gfn. Catharina v. Nassau-Siegen (1617– 1645), TG 34b. S. Conermann TG, 620.
37 Gfn. Margaretha v. Solms-Laubach, 1623 vermählt mit Gf. Heinrich Volrad v. Stolberg zu Ortenberg, am 2. 6. 1626 in die TG als ,Die Heroische‘ aufgenommen. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 8; Dix, 56. Später wurde sie vielleicht zur Vermeidung des Fremdworts ,Die Heldenmütige‘ genannt (FB Gotha: Chart. B 831b, 34r). S. Conermann TG, 625.
38 Hzn. Anna Sabina v. Schleswig-Holstein-Sonderburg, 1618 vermählt mit Hz. Julius Friedrich v. Württemberg-Juliusburg. S. 270406 K 5 u. Conermann TG, 623. Vgl. FB Gotha: Chart. B 831b, 34r u. Chart. B 831ba (1), 9: ,Die Leutselige‘; Chart. B 831b (1), 6r u. Dix, 56: ,Die Leidselige‘. Vgl. K 6, 300426 u. Abb. S. 235.
39 Geb. Pgfn. Sabina v. Sulzbach, 1625 vermählt mit Herr Hans Georg v. Wartenberg (FG 143); Die Beharrliche (8. 1. 1628), s. 271211 K 3 u. Conermann TG 621. Der Titel „herzogin zue württenbergk“ ist fälschlich von ihrer Mutter Dorothea Maria hergeleitet, s. K 13. Vielleicht hat der Kopist den böhmischen Herrenstand von Sabinas Gatten als so unstandesgemäß empfunden, daß er ihn auf diese Weise ,korrigierte‘. Richtig „Fraw zue Wartenbergk“ in FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9.
40 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629), zweite Gemahlin F. Ludwigs. Sie übernahm wie dessen erste Gattin, Fn. Amoena Amalia (s. Anm. 4), die Rolle eines gleichberechtigten, wenngleich nachgeordneten Oberhaupts der TG. S. 290913 K 4 u. Conermann TG, 619. Vgl. Beilage II.
41 Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg, Gattin F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51). S. Anm. 3, 290913 u. Conermann TG, 623. In FB Gotha: Chart. B 831b, 34r verbesserte F. Ludwig den Text: 〈Fräwlein〉 „Fraw“ Eleonora Sophia, 〈geborne〉 Fürstin zu Anhalt &. „geborn Hertzogin zu Schlesewig Holstein,“ [Zusätze F. Ludwigs in || [169] Anführungszeichen]. Korrekt in der vorliegenden Liste und in den Verzeichnissen in FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9 und in Dix, 56.
42 Burggfn. Dorothea Magdalena v. Kirchberg, geb. Reuß v. Plauen, 1620 vermählt mit Burggf. Georg v. Kirchberg (FG 184). Der Gesellschaftsname in Dix, 56 und FB Gotha: Chart. B 831b (1), 6v lautet ,Die Gottfürchtige‘; vgl. FB Gotha: Chart. B 831ba (2), 195r: „Die Gott Fürchtige“. Fehlerhaft in FB Gotha: Chart. B 831b, 34r: „Fräwlein Dorothea Magdalena, Burggrävin zu Kirchberg & Die Gottsfürchtige“. Vgl. 290913 u. Conermann TG, 621.
43 Lgfn. Elisabeth v. Hessen-Darmstadt, 1601 vermählt mit Gf. Johann Casimir v. Nassau-Weilburg († 1602). Reihenfolge und Gesellschaftsname wurden geändert. Ursprünglich wohl noch im Mai 1629 hinter der Gott(s)fürchtigen, die am 5. 5. 1629 aufgenommen worden war, für die Mitgliedschaft in der TG vorgesehen, trat an ihre Stelle die Dankbare (TG 41 [29. 6. 1629], s. unten Nr. 46, Anm. 48). Sie selbst taucht in späteren Mitgliederlisten als der vorliegenden am 5. 2. 1630 unter dem Namen der Almosengebenden an 49. Stelle (FB Gotha: Chart. B 831ba [1], 9) oder auf dem folgenden Platz auf (FB Gotha: Chart. B 831b, 35r; Dix, 57). S. Conermann TG, 618. Ihr Gesellschaftsname ging in den Formen ,Die Verträgliche‘ [FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Dix, 57] bzw. ,Die Vertragende‘ (FB Gotha: Chart. B 831b, 35r) auf ihre Schwester Anna über, deren ursprüngliche Benennung Elisabeth erhalten hatte. S. Anm. 45.
44 Hzn. Sibylla Elisabeth v. Braunschweig-Dannenberg, 1600 vermählt mit Gf. Anthon II. v. Oldenburg-Delmenhorst († 1619). Wohl schon im Sommer 1629 für die Aufnahme vorgesehen, rückte am 5. 9. 1629 die Gutwillige (s. Nr. 44, Anm. 46) an ihre Stelle, so daß Sibylla Elisabeth in späteren Listen der TG mit dem Eintrittsdatum 6. 1. 1630 als Nr. 47 geführt wird: FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 35r; Dix, 57. S. Conermann TG, 617.
45 Lgfn. Anna v. Hessen-Darmstadt, 1601 vermählt mit Gf. Albrecht Otto v. Solms-Laubach († 1610). Wie ihre Schwester Elisabeth (s. Anm. 43) war sie wohl schon im Mai 1629 für die Aufnahme in die TG vorgesehen. Sie tauschte mit ihr den Gesellschaftsnamen, bekam am 5. 2. 1630 den 50. Platz, den sie noch mit ihrer Schwester gegen den 49. austauschte. S. die in Anm. 43 genannten Quellen u. Conermann TG, 618.
46 Gfn. Juliana v. Nassau-Dillenburg, 1619 in 2. Ehe vermählt mit Gf. Johann Albrecht v. Solms-Braunfels († 1623). Sie rückte auf den 42. Platz vor. S. Anm. 44. Nach ihrem Tode (4. 10. 1630) wurde Hzn. Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629), die 3. Gemahlin Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), ihre Namensnachfolgerin. S. Conermann TG, 620 bzw. 619.
47 Gfn. Ursula v. Solms-Braunfels (AL 1619), 1620 vermählt mit Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20). In den späteren Gesellschaftslisten rückte Ursula mit dem Aufnahmedatum des 6. 9. 1629 auf den Platz der Almosengebenden (Nr. 43): FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v; Dix, 57. S. Conermann TG, 625. Der Gesellschaftsname wurde in Chart. B 831b teilweise verbessert: Bl. 34v u. 144r: ,Die Sieghaffte‘; vgl. Bl. 144v noch: ,Die Siegende‘.
48 Gfn. Agnesa v. Everstein, 1598 in 2. Ehe vermählt mit dem Herren Burchard Schenk v. Tautenburg († 1605). In späteren Gesellschaftsakten (FB Gotha: Chart. B 831ba [1], 9; Chart. B 831b, 34v; Dix, 57) rückte sie auf den 41. Platz mit dem Eintrittsdatum 29. 6. 1629. S. Anm. 43 u. Conermann TG, 618. Auf den 46. Platz zog die Weisende/ Wissende, s. Anm. 50.
49 Gfn. Maria Magdalena v. Waldeck-Wildungen (AL 1629), 1623 vermählt mit Gf. Simon VII. zur Lippe-Detmold († 1627; FG 110). In den Gesellschaftslisten der TG erscheint sie später an 44. Stelle (7. 9. 1629) anstatt der Gutwilligen, s. Anm. 44 u. 46; FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v; Dix, 57. S. Conermann TG, 625.
50 Gfn. Sophia Ursula v. Oldenburg-Delmenhorst, 1633 vermählt mit Gf. Albrecht Friedrich v. Barby und Mühlingen (FG 70). In den späteren Gesellschaftslisten der TG erscheint sie an der 46., vorher von der Dankbaren eingenommenen Stelle unter dem 4. 1. 1630 mit dem Namen der Wissenden, vgl. Anm. 48. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 35r; Dix, 57; Conermann TG, 620.
51 Gfn. Anna Juliana v. Schwarzburg-Sondershausen. In späteren Gesellschaftslisten der TG wird sie an 45. Stelle mit dem Ein- || [170] trittsdatum v. 1. 1. 1630 geführt. S. FB Gotha: Chart. B 831ba (1), 9; Chart. B 831b, 34v; Dix, 57. Vgl. Anm. 43, 45 u. 47. S. Conermann TG, 624.
52 Hzn. Elisabeth Eleonora v. Radziwill (1615–1633), Tochter Elisabeth Sophias (s. Anm. 34) und ältere Schwester der Folgenden. S. 290410 K 3. In späteren Gesellschaftslisten der TG (FB Gotha: Chart. B 831ba [1], 11; Chart. B 831b, 34v; Dix, 61) wird sie erst an 68. Stelle mit dem Eintrittsdatum 12. 7. 1630 geführt. S. 290410, 290608, 300723 u. Conermann TG, 621.
53 Hzn. Sophia Agnesa v. Radziwill (1618–1637). Zum Rufnamen s. ihre Unterschriften in 290410 u. 290608. Wolfgang Ratke nennt sie in der Anschrift seines Briefs 290614 aber Anne Sophie. Schwester der Vorigen. In späteren Gesellschaftslisten der TG (s. Anm. 52) erscheint sie unter Nr. 69 mit dem Aufnahmedatum 12. 7. 1630. Vgl. Conermann TG, 621.
54 Gfn. Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst, seit 1628 Stiftsdame zu Quedlinburg. In den Gesellschaftslisten der TG später unter Nr. 53 und dem Namen der Einhelligen geführt. Vgl. unten Anm. 70. S. Conermann TG, 620. Der Name der Ehrbaren wurde Frau Catharina v. Stubenberg, geb. Burggfn. v. Kinsky († nach 1639) bei ihrer Aufnahme am 14. 7. 1630 (Nr. 71) zuteil. S. Conermann TG, 619.
55 Gfn. Juliana Maria v. Mansfeld-Schraplau, geb. Reuß v. Plauen zu Gera, Tochter v. Heinrich Reuß gen. Postumus (FG 201), 1614 vermählt mit Gf. David v. Mansfeld-Schraplau († 1628). S. Conermann TG, 621f. Über die Verschiebung ihres Eintritts bzw. ihrer Verzeichnung durch die TG s. Anm. 2. Die Einhellige (TG 53, s. unten Anm. 70) rückte schon am 6. 2. 1630 an die Stelle der Schamhaftigen: Gfn. Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst (1609–1636), seit 1628 Stiftsdame zu Quedlinburg, war die Schwester Gf. Christians IX. (1612–1647; FG 375; 1642). Sie hatte in der uns vorliegenden Liste zuerst den Namen der Ehrbaren besessen (Nr. 52), den dann die am 14. 7. 1630 aufgenommene Frau Catharina v. Stubenberg, geb. Burggfn. v. Kinsky (TG 71) erhielt. — Hier endet die Identifikation der TG-Mitglieder hinter ihren Gesellschaftsnamen. Die folgenden Gesellschaftsnamen (Nr. 54–72) waren ursprünglich für künftige Gesellschafterinnen vorgemerkt worden. Diese Praxis läßt sich auch für die FG nachweisen. Vgl. Conermann III, 555. So übersandte auch Georg Neumark (FG 605, Erzschreinhalter unter Hz. Wilhelm) dem jüngst zum neuen Oberhaupt gewählten Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (FG 401) im Juli 1667 eine Liste von FG-Impresen: „[...] Demnach Ich auch die Jahr hero befunden, daß die Nahmen, Gewächse und Worte zu suchen, indem solcher schon bey 800 hinaus, ziemlich mühesam fället, und nicht jedes arbeit, dahero etwas zweifeln dürfte, ob sich alsobald jemand darein finden werde; Als habe Eu. Hochwürdigsten Durchl., da Sie etwan ein und andere Person, in die Gesellschaft zunehmen gnädigst beliebten, ein Duzend unterschiedlicher Nahmen mit zugehörigen Gewächsen und Worten aufsuchen, und hierbey gehorsamst übersenden [...] wollen [...].“ Zit. in DA Halle I, 58. Vgl. auch David Elias Heidenreichs (FG 837; Erzschreinhalter unter Hz. August) handschriftliche Impresenliste im Anhang des Mitglieder-„Registers“ (a. a. O., 402ff.).
56 S. Nr. 31 und K 5.
57 Unter diesem Gesellschaftsnamen, allerdings als Nr. 67, wurde am 11. Juli 1630 Hzn. Magdalena Sibylla v. Sachsen (1617–1668; albertin. Linie) in die TG aufgenommen. Sie heiratete 1634 in erster Ehe Pz. Christian v. Dänemark († 1647), ihr zweiter Gatte wurde 1652 Hz. Friedrich Wilhelm II. v. Sachsen-Altenburg (FG 577). S. Conermann TG, 622.
58 Am 5. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 57, Hzn. Barbara Sophia v. Württemberg-Stuttgart, geb. Mgfn. v. Brandenburg (1584–1636), in die TG aufgenommen. S. K 16. Nach ihrem Tod rückte Hzn. Hedwig v. Braunschweig-Harburg, geb. Hzn. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (1580–1657) nach. S. Conermann TG, 616.
59 Am 5. 5. 1630 wurde unter diesem Namen, aber mit der Nr. 63, Hzn. Sophia v. Pommern, geb. Hzn. v. Sachsen (albertin. Linie) (1587–1635), in die TG aufgenommen. S. Conermann TG, 622. Unter dem Gesellschaftsnamen folgte ihr nach 1635 unter Nr. 63b Hzn. Maria Elisabeth v. Sachsen (1610–1684), 1630 vermählt mit Herzog Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (1597–1659; FG 388; 1642). S. Conermann TG, 622 u. Conermann: Opitz auf der Dresdner Fürstenhochzeit.
60 Wohl || [171] am 12. oder 14. 7. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 70, Catharina Elisabeth Reuß, geb. Gfn. v. Schwarzburg-Sondershausen (1617–1701), in die TG aufgenommen. Als Nummer und Aufnahmedatum werden auch 72(a) bzw. 30. 7. 1632 angegeben (FB Gotha: Chart. B 831b, 37v). S. Conermann TG, 621.
61 Hzn. Christina v. Sachsen-Eisenach, s. K 15.
62 Am 9. 7. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 65, die verwitwete Hzn. [Kfn.] Hedwig v. Sachsen, geb. Pzn. v. Dänemark (1581–1641), in die TG aufgenommen. S. Conermann TG, 618.
63 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 54, Hzn. Anna v. Württemberg-Mömpelgard (1597–1650) in die TG aufgenommen. S. K 17.
64 Am 4. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 48, Mgfn. Maria v. Brandenburg-Bayreuth, geb. Mgfn. v. Brandenburg u. Hzn. v. Preußen (1579–1649), in die TG aufgenommen. S. Conermann TG, 617.
65 Am 4. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 51, Mgfn. Anna Maria v. Brandenburg-Bayreuth (1609–1680) in die TG aufgenommen. Sie heiratete 1639 den katholischen Fürsten Johann Anthon I. v. Eggenberg, Herzog v. Krumau, Landeshauptmann v. Krain und Sohn des kaiserlichen Ministers F. Johann Ulrich v. Eggenberg. S. Conermann TG, 616, vgl. 280724 K 5 u. ö.
66 Am 4. 7. 1630 wurde unter dem Namen der Mäßigen und mit dieser Nummer Gfn. Ursula Maria Marschall v. Pappenheim, Lgfn. v. Stühlingen, geb. Gfn. v. Leiningen-Westerburg (1583–1638), in die TG aufgenommen. S. Conermann TG, 616; FB Gotha: Chart. B 831b, 36v u. Chart. B 831ba (1), 8; Dix, 60. Dieser Name war zuvor mit TG 32 verbunden und durch den der Maßhaltenden ersetzt worden. S. Anm. 34. ,Die Mäßige‘ wurde später auch Fn. Sophia v. Anhalt-Plötzkau (TG 64b) genannt. Conermann TG, 615. Den Namen der Maßhaltenden erbte nach Ursula Marias Tod Maria Sibylla Reuß v. Plauen (1625–1675) aus der Linie Obergreiz, 1647 vermählt mit Heinrich X. Reuß v. Plauen, dem Sohn v. Heinrich Reuß v. Plauen gen. Postumus (FG 201). Conermann TG, 622.
67 Am 6. 2. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 52, Mgfn. Magdalena Sibylla v. Brandenburg-Bayreuth (1612–1687) in die TG aufgenommen. Sie heiratete 1638 den sächsischen Kurprinzen Johann Georg (II.), FG 682 (1658). S. Conermann TG, 617.
68 Am 8. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 60, Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach (1614–1646) in die TG aufgenommen. S. Conermann TG, 616.
69 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber als Nr. 55, Hzn. Anna Eleonora v. Württemberg-Mömpelgard, geb. Gfn. v. Nassau-Weilburg (1602–1685), in die TG aufgenommen. S. K 16.
70 Seit dem 6. 2. 1630 war Gfn. Dorothea v. Oldenburg-Delmenhorst (1609–1636), Stiftsdame zu Quedlinburg, unter diesem Namen, aber unter der Nr. 53, als Mitglied der TG belegt. S. Conermann TG, 620. Die Kanonissin ist schon oben unter einem anderen Namen verzeichnet. S. Anm. 54. Ihr Bruder war Gf. Christian IX. v. Oldenburg-Delmenhorst (FG 375; 1642).
71 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber an 56. Stelle, Hzn. Antonia v. Württemberg- Stuttgart (1613–1679) in die TG aufgenommen. S. K 17.
72 Am 11. 7. 1630 wurde unter diesem Namen, aber mit der Nr. 66, Hzn. (Kfn.) Magdalena Sibylla v. Sachsen, geb. Mgfn. v. Brandenburg u. Hzn. v. Preußen (1586–1659), als Mitglied der TG verzeichnet. S. Conermann TG, 617.
73 Am 4. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber mit der Nr. 59, Mgfn. Sophia v. Brandenburg-Ansbach, geb. Gfn. v. Solms-Laubach (1594– 1651), als Mitglied der TG verzeichnet. S. Conermann TG, 625. Vgl. K 18.
74 Am 6. 3. 1630 wurde unter diesem Namen, aber an 58. Stelle, Mgfn. Sophia (Sophia Margaretha) v. Brandenburg-Ansbach, geb. Hzn. v. Braunschweig-Lüneburg (1563–1639), als Mitglied der TG verzeichnet. Vgl. K 18.

K II
1 Der „Beschluss. 1. zu den reimen der Sale“ bezieht sich auf die eigentümliche Struktur des Gesellschaftsbuches der TG im allgemeinen und auf den Aufbau der Einträge zu jedem Mitglied und der von ihm verkörperten Tugend im besonderen: Jedes Mitglied hat eine Imprese, bestehend aus dem Gesellschaftsnamen (eine Tugend), einem Wort (Devise) und einem passend dazu ersonnenen Bild oder Gemälde. Im GB folgen sodann vier Gedichte, die die jeweilige Tugend auslegen und erläutern. Diese Gedichte werden 1. der Saale, 2. dem Mitglied und 3. seiner Tugend in den Mund gelegt; das 4. Gedicht verarbeitet ein biblisches Exempel. Eine Prosa-„Erwägung“ zu der jeweiligen Tugend sollte den Abschluß bilden, ist aber nur selten von Gfn. Anna Sophia ausgeführt worden. Derselbe Aufbau tritt uns auch eingangs des GB bei der eigenen Impresa der TG entgegen. Der Beschluß „Zu den reimen der Gesellinen“ verweist analog auf jene Gedichte, die den Mitgliedern selbst in den Mund gelegt wurden. S. dazu die Beispiele in 230000 I und 300426 I. Vgl. Conermann TG, 517f.
2 Bezieht sich laut Dix, 101 Anm. **) zunächst auf das dem „Beschluss“ vorangehende schreckliche Bild der „Märterischen“ (TG 73, s. K 6 u. K 13), die Ergänzung am Rande „6. Septembris“ deutet aber auf ein Kriegsereignis hin, vermutlich die Aufstellung der feindlichen Heere bei Breitenfeld am 6. und 7. 9. 1631 a. St.: der Kaiserlichen unter Tilly, denen sich am 5. 9. noch die Stadt Leipzig ergeben hatte, und der vereinigten Schweden und Sachsen unter Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden, die am 6. 9. Tilly entgegen nach Leipzig zogen. In der Frühe des 7. 9. brach der schwedisch-sächsische Angriff los; am Ende stand der Sieg der Schweden. Das Beschluß-Gedicht „Zu den reimen der Sale“ — vgl. dazu auch Conermann TG, 577ff. — erzählt (oder besser: berührt) zwei Geschichten auf der allegorischen Ebene einer mitteldeutsch-böhmischen Flüsse-Topographie, in deren Mittelpunkt die Saale steht, die Gfn. Anna Sophias Residenzort Rudolstadt durchfließt: Zunächst die Geschichte der TG und ihrer „Heldinnen“, sodann die politisch-militärische Geschichte des deutschen Protestantismus bis zum Auftreten Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden auf dem Kriegsschauplatz des Dreissigjährigen Krieges. Das Landschaftliche, insbesondere die Fluß-Allegorie, begegnet seit je als Topos der Ekloge; Opitz’ Schäfferey Von der Nimfen Hercinie (1630), die sich explizit auf Theokrit, Vergil, Jacopo Sannazaro (1456–1530), Baldassare Castiglione (1478–1529), Sir Philip Sidney (1554–1586), Honore´ d’Urfé (1567–1625) u. a. bezieht und die Anna Sophia mit hoher Wahrscheinlichkeit kannte (s. 300209), ist hier als direktes Vorbild ihrer Dichtung zu vermuten. Die Hercinie besingt das Riesengebirge und seine Flüsse Bober, Katzbach, Queiß, Iser, Elbe etc. (vgl. Opitz IV. 2, 533ff.). Vgl. Klaus Garber: Martin Opitz’ Schäferei von der Nymphe Hercinie, Ursprung der Prosaekloge u. des Schäferromans in Deutschland. In: Daphnis 11 (1982), 547–603; Peter Michelsen: „Sieh, das Gute liegt so nah“. Über Martin Opitz’ Schäfferey von der Nimfen Hercinie. In: Iliaster. Literatur und Naturkunde in der frühen Neuzeit. Festgabe f. Joachim Telle zum 60. Geb. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann u. Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Heidelberg 1999, 191–200.
3 Im Rahmen des Bescheidenheitstopos’ dieser Anrede meint „linkklingend“ schlecht, unbeholfen klingend, gemäß jener aus der Ortsbestimmung ,zur linken Seite‘ abgeleiteten Beziehung des Adjektivs „link“ zum Verkehrten, Ungeschickten, Unbeholfenen, Verderblichen: „Link etiam est contrarius, adversus, infelix“ (Stieler, 1164). Vgl. DW VI, 1044ff.; Baufeld, 161; Thüringisches Wb. IV, 290f. Opitz: Hercinie: „An tugendt bin ich recht/ vnd linckisch auch/ gewesen [...]“ (Opitz IV.2, 546).
4 7. September 1631: der bahnbrechende Sieg Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden über Tilly bei Breitenfeld.
5 Die personifizierte Saale ,schwimmt‘ von Rudolstadt aus zurück zu ihrer Quelle im Fichtelgebirge.
6 Saalfeld, Städtchen an der Saale, südlich von Rudolstadt, gehörte damals zum ernestinischen Teilhzt. Sachsen-Altenburg.
7 Ziegenrück, wettinisches Städtchen am östlichen Saaleufer zwischen Saalfeld und Schleiz, unweit da- || [173] von, am westlichen Saaleufer der kleine Ort Grün. Vgl. Merian: Topographia Franconiæ, T. [1]; Ritter: Lexicon, 649; Gerlinde Schlenker/ Jürgen Laubner: Die Saale. Porträt einer Kulturlandschaft. München/ Berlin 1996, 46f.
8 Hof/ Oberfranken, damals Hauptstadt des Vogtlandes und zur Mgft. Brandenburg-Bayreuth gehörig.
9 Das Fichtelgebirge, in dem die Saale am Großen Waldstein entspringt.
10 „Dieser Berg [das Fichtelgebirge] stösset gegen Aufgang der Sonnen an Böheim/ gegen Niedergang an Francken/ gegen Mittag an die Ober-Pfaltz und Bayern/ gegen Mitternacht an Voigtland und Thüringen.“ (Caspari Bruschii Redivivi Gründliche Beschreibung Des Fichtel-Berges/ Aus welchem vier Schiff-reiche Wasser/ der Meyn/ die Eger/ die Nab/ und Saal entspringen ... Auf ein neues übersehen/ und mit einem nützlichen Register vermehret Durch M. Zachariam Theobaldum Juniorem. Nürnberg 1683, 1 (HAB: Xb 5368; textgleiche Neuauflage der Ausg. Wittenberg 1612: HAB: Cd 27). Die vier großen dem Fichtelgebirge entspringenden Flüsse, die die genannten Länder durchfließen, werden im folgenden näher behandelt: Saale, Main, Naab, Eger. Ihre steinernen Allegorien sind im Markgrafenbrunnen zu Bayreuth zu betrachten, 1699–1705 von Elias Räntz erbaut, einst im Hof des Alten, heute vor dem Neuen Schloß befindlich (vgl. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Bearb. v. Tilmann Breuer [u. a.]. 2. durchges. u. erg. Aufl. München/ Berlin 1999, 203). — Den Paradiesvergleich zog Anna Sophia nicht allein. „Gleichwie nun dorten im Paradieß ein Strohm ausgienge/ so sich in vier goldreiche Haupt-Wasser austheilete/ nehmlich Pischon, Gichon, Chidekel, und Perath [...] also entspringen auch in unserm Fichtelberg 4. goldreiche Wasser/ nehmlich der Mayn/ die Eger/ die Nabe/ und die Saale.“ (Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend, Jn Dreyen Theilen abgefasset. Leipzig 1716, 15 [HAB: Cd 140]).
11 jäher
12 zwier, Adv., zweimal, hier: zwiefach, bezogen auf die beiden Flügel der Türe; mhd. zwir, zwier, zwire; DW XVI, 1159ff.; Baufeld, 263; Götze, 238 („zwir“); Lexer: Handwb. III, 1218. — Die hier vorgetragene Landschaftsbeschreibung scheint sich auf eine Art Quellgrotte (?) der Saale (s. das Gedicht oben: „Grufft“ und weiter unten: „Sahl“/ Saal, darin sie „geboren“) zu beziehen oder überhaupt auf die Naturwunder des Fichtelgebirges (an die, wie es im Gedicht der Saale weiter heißt, keine menschliche Kunst heranreiche). Dieses war „auch mit Gold/ Silber/ Eisen und in Summa allerley der besten Metallen“, „item schöne Stein und Perlen“ reich gesegnet, so Caspari Bruschii Redivivi Gründliche Beschreibung des Fichtel-Berges (s. Anm. 8), 10, 11. Dazu auch Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend (s. Anm. 10), 38f., 42ff., 113ff., 272. Die Beschreibung des Fichtelgebirges in Merian: Topographia Franconiæ, 109ff., geht nicht über den zitierten Bruschius (Ausg. von 1542) hinaus. — Die Saale entspringt in einer Höhe von 699 Metern am Großen Waldstein. Ihre Quelle wurde 1869 neu in Stein gefaßt; der Bach durchfließt heute einen kleinen Waldgraben und tritt nach einigen hundert Metern oberhalb des Dorfes Zell in die offene Wiesen- und Feldlandschaft des nördlichen Gebirgsvorlandes ein. Vgl. Gerlinde Schlenker/ Jürgen Laubner: Die Saale (s. Anm. 7), 8, 12. Uns ist keine ältere Überlieferung bekannt, die den früheren Zustand der Saale-Quelle dokumentiert. Bruschius teilt nichts dazu mit und 1716 heißt es lediglich, die Saale entspringe „nicht weit von dem Flecken Zelle/ aus dem Bronnen/ so mit dem Fluß gleichen Nahmen führet/ und der Saal-Bronnen genennet wird/ [...] Dieser Fluß gehet Anfangs gar klein daher in schwachen Gerinsel“ (Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend [s. Anm. 10], 35f.). Vgl. aber Johann Hübners Zeitungs- und Conversations-Lexikon, 31. Aufl., 4. Bd., 1828, S. 1: Die Saale entspringt im Fichtelgebirge einem oberen Brunnen „unter einer Buche, stürzt sich in einen verfallenen Stollen und aus diesem in den unteren Saalbrunnen“. — Allem Anschein nach ist die prächtige Quellgrotte oder der Quellsaal der Saale eine wortspielerische Erfindung Gfn. Anna Sophias. Vgl. dazu auch die Höhlen- Schilderungen in Opitz’ Hercinie (1630) [Opitz IV. 2, 535, 537ff.], in denen allerdings nicht der ,Löwe aus Mitternacht‘ Hof hält, sondern die Nymphen bzw. deren || [174] Mutter Thetis. (Die Erwähnung Tobias Hübners und der „vnsterblichen Fruchtbringenden Gesellschafft“ a. a. O., 571.) Vgl. dazu: Silvia Serena Tschopp: Die Grotte in Martin Opitz’ Schäfferey von der Nimfen Hercinie als Kreuzungspunkt bukolischer Diskurse. In: Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hg. Thomas Borgstedt u. Walter Schmitz. Tübingen 2002, 236–249.
13 Das Wort „gemüschel“ ist weder in der historischen, noch in der mundartlichen Lexik des Deutschen nachgewiesen. Zwar tritt die Form „gemürsel“ für zerkleinertes Gestein, Schutt auf (DW IV. 1, 2, 3292), ebenso der „mürsel(stein)“ für Mörser (Götze, 163), und „müschen“ für stoßen, zerschlagen, quetschen (Lexer: Handwb. I, 2257), doch ist hier wohl eher an eine Ableitung von Muschel (concha) zu denken, an (versteinertes) Muschelwerk, Muschelachat etwa oder Muschelmarmor (Achat bzw. Marmor mit eingeschlossenen Versteinerungen von Schalentieren). Vgl. DW VI, 2731f. Zu Muschelmosaiken und Muschelwerk als Bestandteil künstlicher Grotten und Höhlen in der Parkarchitektur des 17. Jahrhunderts (und in Opitz’ Hercinie) s. Tschopp: Die Grotte (s. Anm. 12), 238.
14 Im Bild des „Löwen aus Mitternacht“ verbanden sich verschiedene Traditionsstränge biblischer Apokalyptik, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Prognostik und chiliastisch-eschatologischer Spekulation, aber auch der Tierallegorese und der Heraldik. Wenn Gustav Adolf als ,Löwe‘ einherschreitet, dann bildet sich darin zunächst der ,gotische‘ Löwe ab, der seit dem 13. Jahrhundert das schwed. Reichswappentier abgab. (Das Geschlechtswappen der Wasa war übrigens die Getreidegarbe.) Das „zweyschneidige schwert in seiner vörderdatzen“ lädt das Bild des Königs zusätzlich auf, verweist es doch auf Gideon bzw. Judas Makkabaeus und ihr Schwert des Herrn, welches in der zeitgenössischen Herrscher- und Feldherren-Allegorese immer wieder mit Gustav Adolf in Verbindung gebracht wurde. Vgl. Marcus Junkelmann: Gustav Adolf (1594–1632). Schwedens Aufstieg zur Großmacht. Regensburg 1993, 32, 39. Die biblischen Wurzeln des Bildes vom Löwen aus Mitternacht sind in Dan. 11, 1–45, Jer. 4, 5–7 u. 50, 1–46 und v. a. Jes. 41, 25 auszumachen; apokryphe Textzeugnisse (Esra-Bücher) und insbesondere die mittelalterliche Weissagungsliteratur sowie protestantische Polemik traten hinzu und formten die mystische Gestalt eines endzeitlichen Befreiers aus dem Norden, der die Verfolgung der Protestanten beenden und die Tyrannei des römischen Antichrist brechen würde. Im böhmischen Aufstand wurde bereits Kf. Friedrich V. v. der Pfalz als der erhoffte Befreier mit dem geweissagten „Löwen aus Mitternacht“ identifiziert; nach der böhmischen Niederlage konzentrierten sich die Erwartungen auf Kg. Christian IV. v. Dänemark, bis mit dem offenen Kriegseintritt Schwedens 1630 vollends Gustav Adolf in das heilsgeschichtliche Löwenkostüm rückte. Er wurde zum „eigentliche[n] Held[en] der deutschen Presse“ im Dreißigjährigen Krieg (Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a. M. 1992, 228). Vgl. Junkelmann, a. a. O. (s. o.), 32ff.; Wolfgang Harms: Gustav Adolf als christlicher Alexander und Judas Makkabaeus. Zu Formen des Wertens von Zeitgeschichte in Flugschrift und illustriertem Flugblatt um 1632. In: Wirkendes Wort 35 (1985), 168–183, 169ff.; ConermannTG, 577; Frank Liemandt: Die zeitgenössische literarische Reaktion auf den Tod des Königs Gustav II. Adolf von Schweden. Frankfurt a. M. [u. a.] 1998, 102ff.; Sverker Oredsson: Geschichtsschreibung und Kult. Gustav Adolf, Schweden und der Dreißigjährige Krieg. Dt. Übers. v. Klaus R. Böhme. Berlin 1994, 26ff.; Silvia Serena Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster in der Publizistik des Dreißigjährigen Krieges. Pro- und antischwedische Propaganda in Deutschland 1628 bis 1635. Frankfurt a. M. [u. a.] 1991, 229ff.; allgemein Benigna v. Krusenstjern: Prodigienglaube und Dreißigjähriger Krieg. In: Im Zeichen der Krise. Religiosität im Europa des 17. Jahrhunderts. Hg. Hartmut Lehmann u. Ann-Charlott Trepp. Göttingen 1999, 53–78, 57 u. 76ff. Die enge Verbindung, die der mitternächtige Löwe im vorliegenden Beschluß-Gedicht der Saale mit dem Fichtelgebirge eingeht, scheint freie Erfindung Gfn. Anna Sophias zu sein.
15 Die Schreibung ü statt u — ümher, ümbgestürtzt u. ö. — läßt vielleicht an eine Korrektur Wolfgang Ratkes denken, bei || [175] dem sich die Verwendung des Umlautes aus dem holsteinischem Einfluß auf sein Hochdeutsch erklärt, s. 270406 K 7 u. ö.
16 „Manch’ alte Prophecey“ — Anna Sophia bezieht sich hier auf das prophetisch-prognostische Schrifttum aus Mittelalter und Reformationszeit, wie jene dem Paracelsus zugeschriebene „Propheceyung“ von (angeblich) 1546, die in diversen Flugschriften und Flugblättern der 20er und 30er Jahre des 17. Jahrhunderts kolportiert wurde, oder die Historia deß Reichs Christi (1598) des lutherischen Theologen Philipp Nicolai. S. Anm. 14. Vgl.: Propheceyung Philippi Theophrasti Paracelsi anno 1546 vom Löwen auß Mitternacht. O. O. 1631 (HAB: 50. 1 Astron. [18]); Junkelmann (s. Anm. 14), 33; Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster (s. Anm. 14), 240, 238. Zu den vielen zeitgenössischen ,wunderbarlichen‘ Vorzeichen und Prognostiken vgl. auch Theatrum europaeum, 2. Teil., 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1646, 226ff. (HAB: Ge 4°54).
17 Vgl. Georg Philipp Harsdörffer: Frauenzimmer Gesprächspiele. Hg. Irmgard Böttcher. Tübingen 1968, III, 434: „Epigrammata Vberreimen oder Vberschriftverslein“. S. DW XI. 2, 468.
18 Der rote Main und der aus dem Fichtelgebirge herabfließende weiße Main vereinigen sich bei Kulmbach. Mit dem „Horn“ könnte die Landzunge zwischen beiden Quellflüssen vor ihrem Zusammenfluß gemeint sein. DW IV. 2, 1820, gibt für „Horn“ u. a. die Bedeutung an: „auch ein vorgebirge, eine landspitze, die gegen das Wasser abfällt oder sich weit ins Wasser hineinzieht“, überhaupt etwas von hornartiger Form. Vgl. 310000 K I 4.
19 Zwitzerlich, adj. u. adv., funkelnd, schimmernd, glitzernd. Von zwitzern, v., zwitschern; flimmern, funkeln, glitzern; schnell bewegen. Stieler, 2663f.: zwitzern: „coruscare, micare, scintillare“; davon abgeleitet: „zwitzernde Augen“, „zwitzernder Degen“ etc. Gilt in DW als sowohl mundartlich wie hochsprachlich noch gebräuchlich; die Hochsprache kennt heute aber nur noch das lautmalende „zwitschern“ insbes. für Vogelgesang. Vgl. DW XVI, 1426ff.; Götze, 240 („zwizern“: zwitschern; züngeln; blinken; wetterleuchten); Lexer: Handwb. III, 1223; Wachter, 1991 („zwinzern: micare“; engl. twinkle; lat. scintillare); Thüringisches Wb. VI, 1400 („zwitzern“).
20 Die Eger entspringt unweit des Schneebergs im Fichtelgebirge und mündet bei Leitmeritz/ Litoměřice (Böhmen) in die Elbe. Sie dürfte hier auch für das umkämpfte böhmische Wahlkönigtum stehen („viel Krieger nach ihr fochten“).
21 Die Naab durchfließt die Oberpfalz und mündet westlich von Regensburg in die Donau. Einer ihrer drei Quellflüsse, die Fichtelnaab (neben der Wald- und der Heidenaab), entspringt am Ochsenkopf im Fichtelgebirge.
22 Der Brudel: Dampf, Dunst (lat. vapor); entsprechend brudeln, v.: brodeln (lat. bullire). DW II, 417, vgl. 396; Diefenbach, 300. Stieler, 62, kennt nur Brodel: Brodem, Odem, „exhalatio, evaporatio, vapor“; Wachter, 218, nur brudeln, v.: wallen, brausen („æstuare, fervere“); Götze, 42, nur prudeln, v.: wallen; Lexer: Handwb. I, 364: brudeln, sw. v.: brodeln.
23 Vielleicht als direkter Hinweis auf Opitz’ Hercinie (s. Anm. 2 u. 12) hier der Vergleich mit dem Riesengebirge (bzw. wohl dem gesamten sog. hercynischen Mittelgebirge, „Riesenwald“). Die Stelle wird, insbesondere mit den folgends genannten „Ascaloner gründen“, nicht recht deutlich. Aschkelon, Ascalon oder Asklon war eine im Altertum bedeutende Hafen- und Handelsstadt in der südpalästinensischen Küstenebene unweit Gazas, einst eine der 5 Hauptstädte der Philister. Als einzige Philisterstadt niemals zu Judäa/ Israel gehörend, stets auf politische Autonomie bedacht, galt die Stadt als ausgesprochen judenfeindlich. Eine besondere Flüssetopographie ist nicht feststellbar, lediglich der Bach Sorek mündete hier ins Mittelmeer. Vgl. Lexikon Geographie, 76; Zedler II, 1792ff.; Daniel Hartnaccius: Biblische Geographia, Darinn Das Gelobte Land/ samt dessen Städten/ Gegenden und Flüssen/ Deren In Heiliger Schrifft gedacht wird/ beschrieben. Nürnberg 1688, 28, 166; Yohanan Aharoni: Das Land der Bibel. Eine historische Geographie. Neukirchen 1984, 282ff.; Othmar Keel, Max Küchler, Chrph. Uehlinger: Orte und Landschaften der Bibel. 2 Bde., Göttingen 1982 und 1984, I, 689; II, 49ff.; Lexikon f. Theologie und Kirche. 2., völlig neu bearb. Aufl. 1 Bd., Freiburg 1957, 829f.; RGG4 I, 927f.
24 „Gleich in der Mitten“ der Quellgrotte ist der „Löw’ auß Mitternacht“ (V. || [176] 31f.) aufgerichtet. Möglicherweise klingt in der Zusammensetzung „Mittelbild“ auch die verbreitete Verdeutschung des theologischen Begriffs Adiaphoron als „Mittelding“ an. S. z. B. Faber/ Buchner, 302: „ein Mittelding/ dan nicht Sünde ist/ so mans hält oder nicht.“, vgl. DW VI, 2395f. u. Formula Concordiae Epitome, in: Concordia oder Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Stereotyp-Ausgabe. Elfte Ausgabe. Zwichau o. J., 436ff. (Art. X. Von Kirchen-Gebräuchen, so man Adiaphora oder Mitteldinge nennet.) u. 555ff. Ein solcher Ausdruck wäre insofern passend, als Gfn. Anna Sophia dem „Grewels bilde“ (V. 1) der vorhergehenden Imprese in der Fiktion des Heldenbilds eine in ihrer Dichtung zulässige Vorhersage über den Sieg des Protestantismus macht.
25 Ausgehend von der Gründung der TG (5. 9. 1619), aber auch vom (mißlungenen) Böhmischen Aufstand (Wahl Kf. Friedrichs V. v. der Pfalz zum König am 26. 8. 1619), wendet sich nach zwölfjähriger Flucht das Schicksal der Protestanten (mit dem Sieg von Breitenfeld).
26 Vgl. V. 34: flucht
27 Der Plan eines Kupferstichs des Bildes des Löwen aus Mitternacht und seines Heldentempels verweist auf das GB der TG. Vgl. auch 290614. Pate dürfte das GB 1629/30 der FG gestanden haben, das erstmals die Impresenstiche aus der Frankfurter Werkstatt Matthäus Merians d. Ä. enthielt.
28 Herbstmesse in Frankfurt a. M. im September 1631. Nach der für die Schweden siegreichen Schlacht bei Breitenfeld am 7. 9. 1631 a. St. (s. Anm. 2) verfolgte die schwedische Armee am 8. 9. die geschlagenen Truppen Tillys und zog nach Halle, während die Sachsen Leipzig per Accord zurückeroberten. Der verwundete Tilly floh nach Halberstadt und von dort in die Festung Wolfenbüttel. Vgl. Vmbstendliche Relationes Vnd Historischer Bericht Von deme zwischen der Käys. vnd Catholischen Bunds/ Sodann Königlichen Schwedischen vnd Churf. Sächsischen Armeen am 7. Septembris dieses 1631. Jahrs ... Feldschlacht ... Deren eine von dem Herrn Feldmarschalck Gustavo Horn selbst vffgesetzet. Hiebey auch etzliche Omina oder Præsagia vermeldet/ So sich vor der Schlacht begeben. O. O. 1631 (HAB: 67. 2 Pol. [17]).
29 Zur Zahl 73— Anzahl der TG-Mitglieder und die 73 Ältesten des Moses — vgl. K 12.
30 Gemeint ist vermutlich der schöngewebte Peplos, der einer Kultsitte Athens gemäß der Pallas Athene als Schutzpatronin der Stadt und als Göttin des Spinnens, Webens, Nähens und Stickens (ihr Beiname Ergane) an ihrem Jahresfest (Panathenäen) in einem festlichen Umzug zum ihr geweihten Parthenon-Tempel auf der Akropolis dargebracht wurde. Der Peplos selbst war „ein weißer Ueberhang oder Rock ohne Aermel, reich mit Golde durchwirket, auf welchem die Thaten derselben abgebildet waren“. Hederich, 1634. Vgl. RE, 4. Halbbd., 1941ff., insbes. 1963f. u. 1967; N. Pauly II, 160ff., insbes. 163. — Die „Embsige“, d. i. Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (s. K I 40), tat sich auch durch ihre Stickarbeiten an den Köthener Wappen- und Impresengobelins der FG hervor. Vgl. 280220, 280928, 280929, 290226.
31 Die hier und im weiteren Text angebrachten Ziffern verweisen auf die unten folgende „Außlegung“. Diese textliche Eigenheit des TG-Gesellschaftsbuchs erinnert an jene ratichianischen Stemmata, die uns etwa in Ratkes Kurtzem Begriff Der Verstandt-Lehr (Köthen 1621), aber auch in anderen Schriften zu seiner Lehrart begegnen, und die der begrifflich-tabellarischen Verdeutlichung ihrer Systematik dienen sollten.
32 In den verschiedenen Fassungen des GB der TG (FB Gotha) hat sich eine Impresenzeichnung auf die „Embsige“ nicht erhalten; ihr biblisches Exempel in den versch. Mitgliederlisten mit Impresenbeschreibungen wechselt: Die wohl ältesten Listen scheinen mit Chart. B 831b, Bl. 48r–51v (Schreiberh., mit Korrekturen von Gfn. Anna Sophias H.) und 52r–55v (Schreiberh.) vorzuliegen. Bl. 51r zu Mitglied Nr. 38: „Nach hand sin vnd gesicht: (Embsig) hatt ein Weibes bild, so ein gemähte [sic!] für sich hatt vnd solches mitt Golt silber vndt seiden stick[t.] Ex. an den weibern welche da wirckten mitt ihren händen Exod. 35. 26.“ Textgleiche, aber orthographisch korrektere Überlieferung in der genannten Abschrift, Bl. 53v („Gemählte“ statt gemähte; „stickt“ statt stick; ferner „Exod. 35. v. 25.“).
In der Fassung Chart. B 831b (1) (Schreiberh.), Bl. 6r, hat Gfn. Anna Sophia eigenh. das || [177] Exempel geändert: „Die Embßige, Nach handt, sin, vndt geschicht [sic! Sinnentstellend für Gesicht], hat Ein weibesbildt, so ein gemähle für Sich hat, vndt solches mit Goldt, Silber vnd Seiten Stück[t], Ex. an den weibern, welche würckten mit ihren händen, Exod. 36. 26.“ Das Exempel wurde durch Streichungen und Rand- bzw. Interlinear-Korrekturen verändert zu: „Ex. an der Marten, welche mit ihrer Schwester Christo dinte, Luc. 10. v. 40.“
In Chart. B 831b (2) (Schreiberh.), Bl. 7r, sind diese Verbesserungen eingegangen: „Die Emsige, Nach handt, sin vnd geschicht. | Hat ein WeibsBild so ein Gemächte [sic! Abschreibfehler für Gemälde] vor sich hat vnd Solches mit Goldt, Silber vnd Seiden stückt, Ex: an der Marten, welche mit Jhre[r] Schwester Christo dinte Luc. 10. v. 40.“ Die Impresenbeschreibung in Dix, 56 scheint trotz der Auslassungen und Verschlimmbesserungen auf diesem Text zu beruhen: „die Emsige. Nach handt, sin und geschick. Ein weibsbild so ein gemächte vor sich hat undt solches mit Goldt, Silber und Seiden stückt.“
Leichte Textänderungen finden wir sodann in Chart. B 831b, Bl. 34r (Schreiberh.): „Die Embsige — mit hand, sinn, und gesichte, | hat zum gemählte ein Fürstliches [!] Weibesbild, welche sitzt, vnd nach fürgestelltem model ein dergleichen weibesbild mit aller farben seyden in subtil klärgen [d. i. feines Linnen] neht. Zum beyspiele Marthen. Luc. 10. v. 40.“ Textgleiche Überlieferung auch in einer Abschrift von Schreiberh., a. a. O., Bl. 43vf.
Viererlei fällt auf: 1.) Das Exempel wechselt, seine Visualisierung nach der älteren Version aber bleibt bestehen. Diese beruhte auf der Schmückung der Wohnung Gottes, die dieser Moses zu organisieren befohlen hatte: „VNd welche verstendige Weiber waren/ die wirckten mit jren henden vnd brachten jr werck von geler seiden/ scharlacken/ rosinrot/ vnd weisser seiden/ vnd welche Weiber solche erbeit kundten/ vnd willig dazu waren/ die wirckten zigenhar.“ (2. Mose 35, 25f.; Lutherbibel 1545). 2.) Alle drei Überlieferungen der ausgeführten Impresentexte auf die Emsige (vgl. Beil. II Q) haben das biblische Exempel der Martha. Eine bestimmte Impresenbeschreibung läßt sich ihnen aber nicht als Grundlage zuordnen, da in den Gedichten Leitbegriffe aus versch. Fassungen begegnen („Muster“/ model; „klärgen“, „subtil“, aber auch Gold, Silber, Seiden etc.). 3.) Gfn. Anna Sophia wechselte das Exempel der „verstendigen Weiber“ nach 2. Mose 35, 25f., zugunsten der Martha, die Jesus eifrig bewirtete, aus (Lk. 10, 38–42; vgl. Joh. 11, 1–12, 7. In der christlichen Kunst erscheint Martha häufig als Bürgersfrau mit Schürze und führt als Attribut Küchengerät. Vgl. Martin Bocian: Lexikon der biblischen Personen. Stuttgart 1989, 360ff.). Im Rollengedicht der „Embsigen“ selbst aber stickt das „Ebenbild“ der Emsigen, nämlich das „Frawenbild“, die Mutter Samuels: Hanna ist es, welche ihren von Gott geschenkten Sohn Samuel in Einlösung eines Gelübdes dem Gottesdienst widmet. Ihr Loblied auf Gott, welches sie in der christlichen Typologie mit dem Magnificat Marias verbindet, beginnt: „MEIN HERTZ IST FRÖLICH IN DEM HERRN/ Mein Horn ist erhöhet in dem HERRN.“ (1 Sam. 2, 1; Lutherbibel 1545). 4.) Das Exempel der „Embsigen“ wurde geändert, nachdem seine irrige Doppelvergabe für Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (TG 38) und Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg (TG 39) bemerkt worden war. Die Impresenbeschreibungen für Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt- Bernburg (TG 39) haben nämlich in allen sieben überlieferten Fassungen unverändert das biblische Exempel Exod. 35. 25f. (Chart. B 831b, Bl. 34r, 44r, 51r u. 53v; Chart. B 831b [1], Bl. 7r; Chart. B 831b [2], Bl. 7r; Dix, 56). Diese Imprese „hat zum gemählde einen lustgarten voll rosen und lilien und aller blum werck auff welchen die bienen sitzen, theils ümher schwärmen, theils wieder zu den bienstöcken fliegen. Zum beyspiele die Jsraelitischen arbeiterinnen. Exod. 35. v. 25. 26.“ (Chart. B 831b, 34r. Textgleich a. a. O., 44r; leichte Abweichungen in den anderen Fassungen, insbes. bei, Dix, 56).
33 Zau(h)en: sich beeilen, sw. v., das in seiner intransitiven Form erloschen war, sich als Reflexivum aber noch in Franken, Westfalen, Hessen, Thüringen, Obersachsen u. a., || [178] nicht jedoch im Oberdeutschen, erhalten hatte. Aus der Schriftsprache war die intransitive Form schon seit dem 15. Jh. verdrängt worden, im reflexiven Gebrauch schwindet das Wort aus der Schriftsprache im 17. Jahrhundert. Aus mhd. zouwen, mnd. touwen: vonstatten gehen, eilen, bereiten, fertig machen, sich eilen. DW XV, 396f. Vgl. Lexer: Handwb. III, 1162 („zauhen“); Stieler, 2593 („zauen“: „festinare, properare, maturare, accelerare“); Götze, 234 („zauen“: eilen); Wachter, 1950f. („Zauwen, festinare“); Thüringisches Wb. VI, 1161 („zauen“: sich beeilen); Obersächs. Wb. IV, 639 („zauen“: sich beeilen).

K III
1 Der Versuch Gfn. Anna Sophias v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1), eine verbindliche Struktur in die Impresengestaltung der TG zu bringen, dürfte mit ihren im oben edierten Brief geäußerten Bemühungen um eine Drucklegung des Gesellschaftsbuches der TG in Verbindung stehen. Die im Brief referierte offenbar kontroverse Diskussion von Mitgliedern könnte auf ansonsten nicht bezeugte Gesellschaftstreffen der TG hindeuten. Bei den beiden mitgesandten Impresen-Visierungen, die im GB der TG als erste („balt anfangß“) erscheinen sollen, muß es sich um Zeichnungen der Impresen der TG selbst und Gfn. Anna Sophias v. Schwarzburg-Rudolstadt („der Getreuen“, Gründerin und erstes Mitglied der TG) gehandelt haben. In Chart. B 831b, Bl. 4r hat sich eine einfache Visierung der TG-Imprese („Tugend bringt Ehre“ — Tisch mit Krone und Szepter — „Der Tugendlichen Gesellschafft“) erhalten. Die Gestaltung entspricht also wohl der von Anna Sophia im Postskript zuerst genannten Meinungsfraktion. Dies gilt erst recht für die in Chart. B 831ba (1) erhaltene Federzeichnung (nachträglich eingelegtes Blatt, S. 14a, Rückseite leer), die im Bildlichen mit der vorigen übereinstimmt, aber den Text „Tugend bringet Ehre“ — „Jhrer [!] Gesellschafft“ führt. Dies sind die beiden einzigen Impresenzeichnungen auf die TG, die sich im Überlieferungsbestand der FB Gotha zum GB der TG erhalten haben. Eine weitere, ansonsten nicht mehr nachweisbare, der zuerst genannten sehr ähnliche Zeichnung steht bei Dix, im Anschluß an S. 74. Vgl. Beil. II Q. — In Chart. B 831b, Bl. 14r, finden wir ferner eine Zeichnung der Imprese der Getreuen, die in ihrer Gestaltung („Jn vnaufflößlichem bande“ — Zwei verbundene Herzen, die von einer Hand, welche aus einer den hebr. Schriftzug für „Jehova“ tragenden Wolke reicht, gehalten werden — „Getrew“) ebenfalls die Präferenz der ersten Meinungsgruppe zum Ausdruck bringt (abgebildet in Dix, im Anschluß an S. 80). Die Zeichnungen in Chart. B. 831ba (1), nachträglich eingelegtes Bl. (S. 22a, Rückseite leer; abgebildet in DA Köthen I. 2, S. 303) und in Chart. B 831ba (2), Bl. 13r zeigen einen anderen Aufbau (oben: „Die Getrewe“ bzw. „Die Getreue“ — Bild wie beschrieben — unten: „Jn vnaufflößlichen banden“). — Auch in den Mitgliederlisten stoßen wir auf einen ähnlichen Befund: In Chart. B 831b, Bl. 48rff., haben die Einträge die Struktur wie in folgendem Beispiel: „19. Nach Vermögen (holdselig), hatt eine nachdigal auff einen ast singende EXempel Von ehe weib spricht Salomo sie ist lieblich wie ein hinde [Hirschkuh] vnd hold selig wie ein Rehe prov. 5 v. 19.“ (49r u. 52v). In Chart. B 831b (1), Bl. 4r, hingegen: „19. Die Holdtsehlige, nach vermögen, hat zum Gemählte Eine Nachtigal auf einem ast singende, ex. vom Eheweib spricht Salomon, Sie ist lieblich wie eine hündin [Hindin, Hirschkuh, DW IV.2, 1407], vndt holdtsehlig wie ein Rehe, Prov. 5. v. 19.“ (Ebenso in Chart. B 831b [2], Bl. 4v). Vgl. auch K II 32.
2 Vgl. K I 3.
3 Vgl. K I 4.
4 Vgl. K I 5.
5 Vgl. K I 6.
6 Vgl. K 8.
7 F. Ludwig folgt in seinen Vorschlägen zur Impresengestaltung der eigenen Praxis in den Gesellschaftsbüchern der FG.

K IV
1 Aus den verschiedenen überlieferten Fassungen und Elementen des Gesellschaftsbuchs der TG ließe sich eine Art Idealzustand desselben rekonstruieren, wie es hätte gedruckt werden sollen oder können. Ohne daß wir einen eingehenden Textvergleich der verschiedenen Textzeugen vornehmen, schlösse das Vorwerk dann folgende Bestandteile ein: I. Die „Vorrede an den günstigen Leser“ (Chart. B 831b, 18rv; dass., 57rv; Chart. B || [179] 831ba [1], S. 1–3; Chart. B 831ba [2], 1r–2r; Chart. B 831ba [3], 1rv [unvollständig]). — II. Eine „Erklärung der Tugendlichenn geselschafft“, enthaltend ein Stemma nebst Erläuterungen zum Begriff der ,Gesellschaft‘ und insbesondere der ,Tugendlichen Gesellschaft‘ (Chart. B 831b, 27r–30r). — III. Kurze Namenliste der neun Gründerinnen nebst Ausführungen darüber, was bei der Gründung abgesprochen worden sei, d. i. eine Art Statut (Chart. B 831b, 25r–26r; dass., 58r–59r; Chart. B 831ba [1], S. 3–5; Chart. B 831ba [2], 2r–3v; Chart. B 831ba [3], 2rv [unvollständig]. — IV. Liste der Mitglieder, Nr. 1–73, mit Gesellschaftsnummer, -name, Familienname, Aufnahmedatum bzw. mit Impresenbeschreibung (Chart. B 831b, 19r–20v; dass., 24rv [nur Nr. 1–38]; dass., 31r– 37v; dass., 38r–45r [nur Nr. 1–45]; dass., 48r–51v [nur Nr. 1–50] u. 52r–55r; Chart. B 831b [1], 2r–12r; Chart. B 831b [2], 2r–14r; Chart. B 831ba [1], S. 7–11; Chart. B 831ba [2], 4rv [nur Nr. 39–73; schließt also an die Fassung Chart. B 831b, Bl. 24rv an]. — V. Liste der verstorbenen Mitglieder und ihrer Nachrückerinnen (Chart. B 831b, 21rv, dass., 22r–23r; dass., 47rv). — VI. „Eingang zur Tugendlichen Gesellschaft“ (Gedichte [1. Zu den Reimen der Saale], Incipit: „Es finge nun schon an der wilde Waffenwüter“; 2. Eingang zu den Reimen der Gesellinnen, 3. Eingang zu den Reimen der Tugenden, 4. Eingang zu den Beispielen. Chart. B 831b, 3r [unvollst.]; dass. 60rv; dass., 91rv; Chart. B 831ba [1], S. 11–13; Chart. B 831ba [2], 5rv). — VII. Abbildung der Imprese der TG: „Tugend bringt Ehre“ — Tisch mit Krone und Szepter — „Der Tugendlichen Gesellschafft“ (Federzeichnungen in Chart. B 831b, 4r; Chart. B 831ba [1], S. 14a. — vgl. K III 1). — VIII. „Von der Tugendlichen Gesellschaft“, das sind die Impresentexte 1. der Saale mit „Auslegung“, 2. der TG selbst, 3. der Tugend selbst, 4. des Beispiels der TG, sowie anschließend einer Prosa-„Erwegung“ in sieben Abschnitten (Chart. B 831b, 11r–13v; dass., 61r–63v; dass., 92r–94v; Chart B 831ba (1), S. 15–20; Chart. B. 831ba [2], 6rv u. 10r–11v. Lediglich die Erwägung zusätzlich in: Chart. B 831b, 5r–6v; Chart. B 831ba [3], 5r–7r). — Daran würden sich die Impresen der Mitglieder 1–73 anschließen, in analogem Aufbau, nämlich idealerweise mit einer Abbildung (nicht zu allen Mitgliedern erhalten) und mit den 4 Gedichten und der Prosa-Erwägung (letztere meistens fehlend). (Überlieferung der einzelnen Mitgliederimpresen in Chart. B 831b; Chart. B 831ba [1]; Chart. B 831ba [2].) Nach Nr. 9, also am Schluß der neun Gründerinnen, eröffnete eine allegorische Abbildung der Saale (getuschte Zeichnungen in Chart. B 831ba [2], 7r, 56r, s. Abb. S. 181f.) den Reigen der nach der Gründung aufgenommenen Mitglieder (Nr. 10–73). Das GB würde abgeschlossen werden vom „Beschluß“ analog zum „Eingang“, also wiederum mit Beschluß-Gedichten der Saale, der Gesellinnen, der Tugenden und der Beispiele (diese Texte haben sich mehrfach vollständig erhalten, vgl. Beilage II Q). Ob der gattungspoetische Text „Vom Emblemate“, ohne Namenszeichen, Ort u. Datum, ohne Quellenangabe (Chart. B 831bi, Bl. 1rv, Schreiberh.; gedruckt in Dix, 71ff.) für eine Veröffentlichung vorgesehen war, ist ungewiß.
2 Vgl. Anm. 1.
3 Eine solche Zeichnung hat sich im Aktenbestand der GBB der TG nicht erhalten. Auch Dix bringt keine Abbildung eines solchen Impresengemäldes. Vgl. Anm. 1. Die „73 Seulen“ stünden für die 73 Mitglieder der TG. Ein Vorbild für ein derartiges Gemälde läßt sich in den GBB der FG nicht erkennen.

K V
1 Gemeint: in der vorletzten Silbe
2 Die Zäsur im Alexandriner.
3 In seiner Anleitung zu der Deutschen Reimekunst in Versen von 1639 wird F. Ludwig die obigen Regeln aufgreifen. In Strophe 5 und 6 heißt es dort (zit. n. KL III, 136–142, 137):

5.
Terminatio.Die endung unsrer reim’ auch werden muß erkleret,
Dieselb’ ist Zweyerley, und also wird gelehret:
Masculina, accentus.Die erste Männlich ist und mit dem thone fellt,
|| [180]
Foeminina.Die weiblich’ in der Sylb’ ohn’ ein’ am letzten stehet
Und in derselben lang gantz prächtig einher gehet,
Der schluß von mannesart stets doch den Preis behelt.

6.
Vers communs.Elf und Zehnsylbig seind, die man gemeine nennet,
Caesura.Und in der vierdten wird ihr abschnitt recht erkennet:
Carmen heroicum.Der Sylben aber Zwölff hat unser Heldenart,
Und dreyzehn die man darff mit Dreyzehn auch anfangen,
Mit Zweyen zielen [lies: Zeilen] fort zu einen Reim gelangen,
Und in der Sechsten helt ihr abschnitt seine fahrt.

Nach einer Köthener Handschrift veröffentlicht auch in KE, 219–227, s. hier S. 220. F. Ludwig kommt anschließend auf den Alexandrinervers, Gedichtarten und Strophenbau zu sprechen und führt „einige Muster vorgemeldeter Reimarten“ an; der strikte Wechsel von männlich und weiblich endenden Doppelversen wird nicht vorgeschrieben. Die Strophe 3 der Reimekunst scheint den obigen Schluß-Vierzeiler zu variieren:


Das maß der Reim ich mein’, in dem alleine lieget
Die schöne wißenschafft zusammen woll gefüget:
Darbey dann das gehör’ am meisten wircken muß,
Die Silben kurtz und lang gleich auff einander lauffen,
Die kurtzen Zwiefach sich zusammen nimmer hauffen,
Sonst wird der falsche Ton gebähren nur Verdruß.
(KL III, 137; vgl. KE, 220.) || [181] || [182] || [183] || [184] || [185] || [186]
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