Der Brief entstammt der in Q angezeigten Akte aus dem LA Oranienbaum: Abt. Köthen
A 9a Nr. 87, die 69 Bll. enthält: „Communicationsschreiben des Goldgelben
(Oberst Joh. von Mario de Gammerslewe) an Fürst Ludwig und Friedrich von Schilling.
26 Stück“. In der Tat birgt die Akte 24 Briefe von Johann v. Mario (FG 100) an Schilling
(FG 21) sowie zwei an F. Ludwig. Darüber hinaus sind darin ein Briefkonzept F. Ludwigs
an Mario (s. 420209) sowie 15 meist undatierte Bruchstücke abgelegt, welche alle
von Marios Hand stammen: Postskripte, dazu Abschriften von Memoranden und Missiven,
die er abschriftlich seinen Briefen beilegte. Zehn dieser Bruchstücke lassen sich denn
auch mit hoher Wahrscheinlichkeit als Beilagen oder Nachschriften seinen in der Akte
erhaltenen Briefen zuordnen. Die Briefe an Schilling stammen von 1630 (14 Stücke) und
1631 (9 Stücke), ein weiterer vom Juli 1636 (360703). Die zwei Briefe an F. Ludwig sind
auf Januar und Juni 1642 datiert. Es ist davon auszugehen, daß diese Schreiben nur einen
Teil aller von Mario an Schilling bzw. F. Ludwig gesandten Briefe ausmachen. Ebenfalls
im LA Oranienbaum (Abt. Bernb. A 10 Nr. 5
a II, Bl. 224r–227v) findet sich ein Brief Marios
an Tobias Steffeck v. Kollodey (Štefek v. Kolodéj ), d. d. Haag 8. 10. 1648 n. St.
(480928) und ein Schreiben F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) an F. Ludwig
vom 7. 3. 1649, in dem er Marios Wunsch nach einem kompletten Mitgliederverzeichnis
übermittelt (s. 490307; vgl. dazu Anm. 2). Aus einem undatierten „Extract“, den F. Christian
II. v. Anhalt-Bernburg am 12. 3. 1649 (?) an F. Ludwig sandte (
KE, 118f., vgl.
490312), geht hervor, daß Mario dieses erhalten hatte. —Über Johann v. Mario ist nicht
viel bekannt. Daß er ital. Herkunft war, sagt uns
Christian: Tageb. V, 46v (Eintrag vom
21. 12. 1627: „Obr. L. [Obristleutnant] Mario, ein Jtaliäner“). Nach seiner eigenen Aus- || [
206]
sage in 301011 hat sich Mario seit 1598 in den Niederlanden aufgehalten, offenbar mit
Unterbrechungen (vgl. 301011 K 21). Das Niederländische hat sein Hochdeutsch im
Wortschatz, in der Idiomatik und in der Formenbildung häufig beeinflußt. 1607 hat er
unter Gf. Wilhelm Ludwig v. Nassau-Siegen (vgl. Anm. 36) eine Abteilung Fußvolk der
Provinz Friesland kommandiert. 1619/20 diente „de Nederlandsche kapitein Johan Mario“
als Oberstleutnant in einem von Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein zu
Weikersheim (FG 44) im Braunschweigischen geworbenen Regiment und hielt die Generalstaaten
über die Geschehnisse in Deutschland auf dem laufenden. In den Jahren
1619/20 war er offenbar ein Mittelsmann zwischen den aufrührerischen böhmischen
Ständen und den Hochmögenden Herren der Generalstaaten. Mit dem Infanterie-Regiment
Hohenlohes nahm er an der Schlacht am Weißen Berg teil. Später, 1624 und 1625,
tritt er uns als Hofmeister und Reisebegleiter Pz. Christians II. v. Anhalt-Bernburg entgegen.
In den Resolutionen der Generalstaaten, soweit sie in gedruckten Regesten vorliegen,
hören wir zunächst nur bis ins Jahr 1622 von Mario, als er sich um eine Anstellung
im Dienste F. Moritz’ v. Oranien bemühte und dazu auch ein Empfehlungsschreiben Kf.
Friedrichs V. v. der Pfalz (des Winterkönigs) vorwies. Diese Bemühung scheint erfolgreich
gewesen zu sein. In seinen überlieferten Briefen an Schilling ist er jedenfalls in naher
Umgebung von F. Moritz’ Nachfolger F. Friedrich Heinrich v. Oranien zu finden.
Vgl.
Christian: Tageb. XXIV, 171v, 173vff., 176v, 178v (Einträge Juli 1624 – Febr.
1625); IV, 110r, 120r, 124r (Einträge vom 31. 12. 1626, 1. 2. und 12. 2. 1627); VII, 257r
(Eintrag vom 27. 11./ 7. 12. 1629);
Conermann III, 102f.;
Het Staatsche Leger II, 367;
III, 227;
RSG II: 1613–1616 (1984), S. 274f., 294, 452, 597; III: 1617–1618 (1975), Nr.
4 u. Nr. 985; IV: 1619–1620 (1981), Nr. 1098, 1112, 1415, 1556, 1711, 1818, 2130,
2205, 2779, 3733, 4043; V: 1621–1622 (1983), Nr. 1996, 3114, 3139. Seit 1629 wurde er
als Oberst von den Generalstaaten mit Aufträgen in Deutschland bedacht. Er wohnte als
„extra-ordinaris edelman“ des F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm. 4) beinahe allen
Feldzügen desselben bei, bezog ein jährliches Gehalt von 300–400 Gulden und hatte den
Fürsten mit zwei Pferden zu begleiten.
Het Staatsche Leger IV, 275 (hier auch der Hinweis,
daß in den Resolutionen der Generalstaaten Mario letztmalig am 21. 12. 1640 genannt
wird). Mario mag in den niederländischen Quellen vor allem deshalb selten erwähnt
sein, weil sein Hofstatus in der oranischen Hofordnung nicht so verankert war
wie der der „ordinaris-edellieden“, das nächste Gefolge des Fürsten. Vgl. M. E. Tiethoff-
Spliethoff: De Hofhouding van Frederik Hendrik. In: Jaarboek met het jaarverslag/
Vereniging „Oranje-Nassau-Museum“, 1981–1984, 41–62, insbes. 50f. — Mario
muß mindestens zweimal verheiratet gewesen sein. Aus der früheren Ehe stammt sein
Sohn Johann Heinrich/ Johan Hendrik, der um 1649 bereits seit 20 Jahren gedient haben
soll (s. unten den „Extract aus des Goldtgelben schreiben“, den F. Christian II. 1649
an F. Ludwig sandte.
KE, 118). Mario nennt einen Sohn bereits in seinem Schreiben vom
20. 2. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 26r); ebenso ist in einem undatierten, vermutlich im Juli
1630 abgefaßten Postskriptum (a. a. O., Bl. 67r, zit. in 300921 K I 4) von der Behausung
seiner „khinder“ die Rede. In einem Brief von Constantijn Huygens, dem persönlichen
Sekretär F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, an dessen Frau Fn. Amalia vom 27. 7. 1644
ist auch von einer nicht genau identifizierten Tochter Marios die Rede, die mit dem „capitaine
Viry“ verheiratet sei. (De Briefwisseling van Constantijn Huygens 1608–1687.
Hg. J. A. Worp. ’s-Gravenhage 1911ff., IV [1915]: 1645–1648, 13.) Es handelt sich um
François de Viry, seit 1628 als Kapitein bezeugt, 1638 zum Sergeant-Majoor im Heer
Gf. Wilhelms v. Nassau-Siegen (s. Anm. 21) aufgestiegen. Vgl. a. a. O., II (1913): 1634–1639, 357. — Am 21. 11. 1632 heiratete Mario Elisabeth Hochgraf, Witwe des Nicolaus
v. Buschhausen (FG 60), mit dem er offenbar in näherer Verbindung gestanden hatte
und dessen Wappen er für den Wappengobelin der FG nach Köthen einsandte (vgl.
310224 u. 310311). — In das
GB Kö. hatte er sich am 3. September 1632 in „Gröningen“
eingetragen, d. i. wohl Gröningen im Bst. Halberstadt, einem auch von F. Ludwig häufig || [
207]
aufgesuchten Residenzort der Bischöfe/ Administratoren des Bistums, das er damals in
seiner Eigenschaft als kgl.-schwed. Statthalter regierte (s. 320313). In seinem Eintrag in
das GB, aber auch in den Briefen 420120 u. 480928 (s. o.) fügt Mario seinem Namen den
Zusatz „zu Gammanotorn“ hinzu. Das Konzept eines Briefes F. Ludwigs an Mario vom
19. 2. 1642 nennt als Adresse „Monsieur Le Colonel Jean de Mario a Gammersleve. A la
Haye“ (a. a. O., Bl. 17v). Es war uns bislang nicht möglich, „Gammanotorn“ bzw.
„Gammersleve“ zu identifizieren. Möglicherweise handelt es sich um eine „Ridderhofste“,
von der man als Adliger einen Titel ableiten konnte; topographisch scheint sie nicht
erfaßt zu sein (wir danken Jochen Becker, Utrecht, für freundliche Mitteilung). — Im
Brief 480928 gibt Mario seiner Genugtuung Ausdruck, „daß Jch d
er Gottlosen welt bin
abgestorb
en[,] bin bereith nach Gotteß willen, alle Augenblickh abzuscheiden“ (LAO:
Abt. Bernb. A 10 Nr. 5
a II, Bl. 225v). F. Christian II. weiß in 490307 um den kritischen
Gesundheitszustand des Goldgelben. Ein Brief an Constantijn Huygens vom 14. 1. 1650
n. St. ist das letzte uns bekannte Lebenszeichen Marios. Darin bittet er den Adressaten
um die Rückgabe einer vor Jahren geliehenen illustrierten italien. Bibel (gedruckt Venedig
1502) und fügt hinzu: „Monsieur, c’est que ma continuelle indisposition caducqe
m’oblige de tant plus a m’exercer es sainctes lettres et christiennes meditations, qui est au
monde tout mon reconfort.“ (De Briefwisseling van Constantijn Huygens V (1916):
1649–1663, 34; der Herausgeber identifiziert, wie es auch sonst vorkommt, den Briefschreiber
mit dessen Sohn Johan Hendrik [Johann Heinrich] Mario.) Es ist zu vermuten,
daß Marios Tod bald darauf eintrat. Für seinen Sohn Johann Heinrich (†1678), der
1656 als Kapitein, 1672 als Luitenant-kolonel des Nordholländischen Regiments und
1674 als Kolonel im ndl. Heer und Teilnehmer an der Schlacht von Gennep erwähnt
wird, bat er vergeblich in einem undatierten, aber wohl in die 2. Jahreshälfte 1649 zu datierenden
Schreiben (verschollen, s. „Extract aus des Goldtgelben schreiben“, von F.
Christian II. an F. Ludwig gesandt) um dessen Aufnahme in die FG (
KE, 118f.). Vgl. zu
Johann Heinrich
BAB 441, 51;
Het Staatsche Leger V, 467; De Briefwisseling van Constantijn
Huygens IV (1615): 1645–1648, 13. — Marios Briefe ähneln Agentenberichten,
durch die er seine Adressaten mit diplomatisch-politischen und militärischen Neuigkeiten
versorgt. Sie geben Einblick in die Kämpfe zwischen Spanien und den Vereinigten
Niederlanden, liefern Details aus dem Streit um die Jülich-Klevischen Erblande, ebenso
aus den religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen der ndl. Kriegspartei,
der auch Mario angehört, und der Friedenspartei innerhalb der provinzialen Stände insbes.
Hollands, schließlich in den erbitterten Streit, den sich die calvinistische Orthodoxie
und die Remonstranten oder sog. „Arminianer“ lieferten (Anm. 35 u. 36). Daneben kommen
die Erfolge in der überseeischen Expansion der Niederländer (Brasilien) und vieles
andere mehr zur Sprache. Auffällig ist, daß Mario oft mit seinem Gesellschaftsnamen
,Der Goldgelbe‘ unterzeichnet, befreundete Fruchtbringer grüßen läßt und sich gelegentlich
an der Entwicklung der FG interessiert zeigt, obwohl ein Gedankenaustausch
auf literarischem Gebiet nicht stattfindet. Nur solche Briefe, die direkte Hinweise auf
die FG enthalten, wurden in diese Edition aufgenommen. Die anderen Stücke wurden
bei Bedarf im Kommentar herangezogen und ggf. zitiert. Um die Briefe in ihrem Kontext
dem Leser verständlich zu machen, war ein gewisser Kommentierungsaufwand nicht zu
umgehen. In der vergleichenden Heranziehung anderer fruchtbringerischer Briefe
(Opitz: 300725) führen sie uns jedoch in eine für die deutschen Reformierten i. A. und
für die FG i. B. höchst aufschlußreiche Interessenkonstellation, in der sich die von der
FG angestrebte universale Kulturreform zu bewähren hatte.
Vermutlich eine handschriftliche
Liste der Mitgliedernamen, nicht der Gesellschaftsnamen der FG, denn in
310224 teilt Mario Schilling mit, er habe vor 15 Monaten ein GB von dem damals in
Delft lebenden Burggf. und Herren Christoph zu Dohna (FG 20) erhalten. Der war
wahrscheinlich von F. Ludwig oder F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg um diesen Dienst
gebeten worden. Das Mario überschickte Exemplar enthielt nur die Kupferstiche und || [
208]
Gedichte auf die ersten 148 Mitglieder der FG, wie Mario mehrfach in seinen überlieferten
Briefen mitteilte. Es war daher ein Exemplar des
GB 1629 vor dessen Erweiterung
von 1630 (Impresen und Reimgesetze der ersten 200 Mitglieder). Vgl. 310224 u. 360703.
Erstaunlich ist, daß der alte Mario noch im September 1648 (in einem syntaktisch und
grammatisch ganz unstimmigen, aber wohl doch nicht unverständlichen Satz) beklagt,
lediglich die Impresen der ersten 142 Mitglieder zu besitzen: „Es war woll mein dienstfreundlicheß
ersuechen so eß anderst khunde sein, daß ich der
Hochfurstlichen, furstGraffliche
vnd viller Adeliche neben anderen fürnemen ansehentlichen perschonen in dero
Hochloblichen Fruchtbringenten geselschafft einve[r]leibet sein, aller deren lobliche Namen
sambt deren Kreuteren, vnd alles was aus der Erten Gott dem Menschen zu nutze wachsen
lest, sambt Jhren Emplementen [Emblemata] mir mit guetter gewisser
occasion wan eß
schon nicht ein Gebunden were vber senden, den vill hohe [227r]
Furstliche, Gräffliche
vnd andere ansehentliche perschonen mich darumben ersue[c]het, v
ermeinen daß Jch soliche
gantz
complet, da Jch aber nicht mehr alß 142 [!], der Leste darJnen
schenck Erasmus
Baron von lümburg, mein G. F. vnd Fraw, von
oranien, mich selben darumben angesprochen,
daß Jch meinen fleiß solle thun, vmb zu bekhumen das Lietlen so Jch auff den
Namen der
Goltgelbe, zur Hertzsterckh
ung der geselschafft darbej
componiert habe von
dem
saffran hab Jch Jhr F. G. auß schreiben muesen, vnd presentiert v
erhoffe der Herr
Camermr. werde sein
en moglichen fleiß darzuthun mit der Zeit zu bekhumen, sol mit
groß
em danckh in andern weg
en freundlichen beschuldiget werden
& vale et viue in bona
prosperatione cum vxore tua. [Absatz] Daß Jch
Hans Meyren für disen von einem woll gegerbten
otterbalck gesaget habe, will Ich solichen gehrn entberen, wan Jch nur die
faueur
dern fruchtbringe[n]ten geselschafft
Emplementen [Embleme] khan haben“ (480928;
LAO: Bernb. A 10 Nr. 5
a II, Bl. 226vf.) Wie der Hinweis auf das 148. Mitglied, Reichserbschenk
Erasmus II. Herr v. Limpurg (FG 148, 1627), zeigt, schrieb Mario versehentlich
„142“ anstatt 148. Das „Lietlen“ (Liedlein), das Mario für Fn. Amalia v. Oranien abschrieb,
meint nicht unbedingt das Reimgesetz unter seiner Imprese im GB; s.
Conermann
I, Nr. 100, vgl. 300921 K 38 u. 301011 K 31. Safran ist die Gesellschaftspflanze
(,Kraut‘) und „Zur hertz sterckung“ das ,Wort‘, auf die das achtzeilige Gedicht verfaßt
ist. Der Adressat des Schreibens ist der oben in Anm. 1 genannte Tobias Steffeck v. Kollodey,
Abkömmling einer Prager Familie, der 1621 den böhmischen und 1646 den
Reichsadel (mit Wappenbesserung) empfing. S. Anton Schimon: Der Adel von Böhmen,
Mähren und Schlesien. Böhm. Leipa 1859, 162;
Frank V, 48. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg gedenkt Marios 1649 in einem Brief an F. Ludwig und vermittelt dessen
Wunsch nach einem kompletten Mitgliederverzeichnis (s. 490307). Das hat offenbar Erfolg
gehabt: Im oben (Anm. 1) genannten „Extract aus des Goldtgelben schreiben“, das
F. Christian II. wohl 1649 an F. Ludwig sandte, heißt es: „Vor die Zugeschickte fruchtbringende
bücher vndt Kupferstück bedancke ich [Mario] mich Zum allerunterthänigsten.
Es ist aber das werck unvolkommen vndt durch einander gesteckt gewesen, das ich
mich nicht wohl darein richten können.“ (
KE, 119). Ob es sich dabei um eines der GBB
der 40er Jahre handelt und zwar das illustrierte
GB 1646, muß hier offen bleiben. Zur
Erweiterung des
GB 1629 vgl. 290226 K 7, 290310 K 9, 291200 K 5 u. 310224 K 15. S.
auch unten Anm. 57. — Der dem vorliegenden Schreiben Marios vorausgehende Brief
Schillings vom 26. 1. 1630 ist ebenso wie das diesem beigegebene Schreiben seiner Gattin
Anna Maria (Anm. 3), der Schwester des Georg Hans v. Peblis (FG 102), verschollen.
Über die Praxis des Einschlusses von Briefen vgl. noch Marios Brief an Schilling vom 20.
4. 1630 (Datum ermittelt. A. a. O., Bl. 12). In seinem Brief vom 21. 6. 1630 n. St. (a. a.
O., Bl. 49r–50v) bestätigt Mario den Erhalt eines auf den 20. 5. 1630 datierten Briefes
Schillings, der darin seinerseits den Empfang von vier Briefen Marios vermerkt hatte.
Diese vier Briefe liegen der Oranienbaumer Akte noch bei. Es handelt sich um 300410
sowie um Marios Briefe vom 28. 4. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 51r–52v), 20. 4. 1630 (Bl. 12)
u. 3. 5. 1630 n. St. (Bl. 53r–54v). Im Brief vom 21. 6. 1630 n. St. erwähnt Mario auch,
|| [
209]
daß er zuletzt am 1. 5. 1630 an Schilling geschrieben hatte. Anfang Mai fesselte ein Fieber
Mario für fünf Wochen ans Bett, so daß er sich während dieser Zeit nicht an Kriegsvorbereitungen
beteiligen oder diplomatische Aufgaben wahrnehmen konnte.
Anna
Maria, geb. v. Peblis (1589–1631), die sich am 6. 7. 1629 mit Friedrich v. Schilling vermählt
hatte und schon 1631 kinderlos starb (vgl. auch 310108 K II 25 u. 310800). S. Daniel
Angelocrator: Leichpredigt vber den spruch Pauli/ an die Philipper/ 1. 21. Christus
ist mein leben; sterben ist mein gewinn. Bey Christlicher begrebnis der Weiland wolEdlen
... Frawen/ Anna Marien/ geborner von Pöplitz/ des ... Friedrichs von Schilling/
auff Hartlib Erbsassen/ Fürstlichen Anhaltischen Raths vnnd Hoffmeisters Ehlichen
hausfrawen/ welche zu Cöthen am 4. Augusti des 1631. Jahrs im Herren seliglich entschlaffen/
vnd am 13. Augusti in ihre ruhcammer gesetzt worden. Cöthen 1631: Martin
Rauscher. (NSUB Göttingen: 4° N. II 15; vgl. LP
Göttingen II, 215.) Vgl. 310800.
F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–1647) aus dem Grafenhaus Nassau-Dillenburg,
Nachfolger seines Halbbruders F. Moritz v. Oranien (1567–1625) als Statthalter mehrerer
Provinzen der Vereinigten Niederlande, Admiraal-Generaal und Kapitein Generaal
der Union, d. h. Oberkommandierender aller Truppen der Generalstaaten zur See und
zu Land von 1625 bis zu seinem Tod. Sein Vater Gf. Wilhelm, gen. der Schweiger (1538–
1584), Generalstatthalter der Vereinigten Niederlande, hatte das Ft. Orange in Südfrankreich
von seinem Vetter René de Châlon aus der Linie Nassau-Breda geerbt. Von
der reichen Literatur zu F. Friedrich Heinrich sei hier nur genannt: Princely Display.
The Court of Frederik Hendrik of Orange and Amalia van Solms. Compiled and edited
by Marika Keblusek and Jori Zijlmans. The Hague/ Zwolle 1997; Herbert H. Rowen:
The Princes of Orange. The Stadholders in the Dutch Republic. Cambridge [u. a.] 1988,
56–76; J. J. Poelhekke: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik.
De Walburg pers Zutphen 1978; P. J. Blok: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam
1924; Pieter Lijndrajer: De ontwikkeling der Stadhouderlijke Macht onder Prins
Frederik Hendrik. Amsterdam 1859; I. Commelyn: Histoire de La Vie & Actes memorables
de Frederic Henry de Nassau Prince d’Orange. 2 Tle. (Amsterdam 1656), HAB:
Slg. Schulenburg B 69a; MEMOIRES DE FREDERIC HENRI PRINCE D’ORANGE.
Qui contiennent ses Expéditions Militaires depuis 1621. jusqu’à l’Année 1646. Enrichis
du Portrait du Prince et de Figures representant ses Actions les plus Memorables Dessinées et Gravées.
par BERNARD PICART. [Publ. par Isaac de Beausobre]. (Amsterdam:
Pierre Humbert 1733), HAB: Db 4° 412. An F. Friedrichs Heinrichs Beisetzung nahm
auch F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg teil. Vgl. Olaf Mörke: ,Stadtholder‘ oder ,Staetholder‘?
Die Funktion des Hauses Oranien und seines Hofes in der politischen Kultur
der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert. Münster 1997, 277.
Nl. Zeeland, Grafschaft und Provinz der Vereinigten Niederlande, Hauptstadt Middelburg.
Emmerich, stark befestigte Stadt am Rhein im Hzt. Kleve,
1614–1672 von den Niederländern besetzt. Hier, wie auch in den weiter südlich am
Rhein gelegenen Städten Rees und Wesel, zog F. Friedrich Heinrich im Winter 1629/30
ein Heer zusammen, um nach seinen Erfolgen der zurückliegenden drei Jahre (s. u.) weitere
Feldzüge gegen die geschwächte span. Armee von Flandern durchzuführen und deren
Garnisonen in Westfalen und im Rheinland bis hinunter nach Düsseldorf anzugreifen.
Auf dem Tag der Katholischen Liga bat Kurköln am 21. 12. 1629 um Bundeshilfe
gegen etwaige Angriffe der sich bei Emmerich sammelnden Truppen der Generalstaaten.
BA NF II.5, 191. Aufgrund innenpolitischen Streits um die Kriegs- und Remonstrantenfrage
und die Weigerung der holländischen Stände, erhöhte Finanzlasten mitzutragen
(vgl. Anm. 35 u. 36), entließ F. Friedrich Heinrich aber einen Teil der ndl. Armee und
verzichtete 1630 auf einen großen Sommerfeldzug. Vgl.
Aitzema I, 992f.;
Het Staatsche
Leger IV, 43ff.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. 4. Bd.: Bis 1648. Gotha 1910,
376f.; Andreas Dederich: Annalen der Stadt Emmerich. Emmerich 1867. Ndr. Düsseldorf
1971, 433ff.;
Israel, 511ff.; Jonathan I. Israel: The Dutch Republic and the Hispanic || [
210] World 1606–1661. Oxford 1986, 179ff.; Poelhekke, a. a. O. (Anm. 4), 330ff.
Ungefähr. S. 310224 K 41.
Die Generalstaaten suchten im Januar
1630 durch den kurköln. Agenten im Haag das Gespräch mit dem Kurfürsten von
Köln und indirekt mit dessen Bruder, dem bayr. Herzog und Kurfürsten (Maximilian I.)
als Haupt der Katholischen Liga. Dieser ging auf den ndl. Vorschlag zur Aufnahme von
Neutralitätsgesprächen ein, da die Liga weiterhin ihre Verwicklung in einen span.-holländ. Krieg,
die im gesamthabsburg. Interesse lag, verhindern wollte, während die Republik
sich keinesfalls in einen unmittelbaren Streit mit Kaiser und Reich begeben wollte.
Bei den Verhandlungen mit dem ndl. Gesandten Gaspar van Vosbergen im April 1630
erneuerte Kurköln aber nur die frühere Zusicherung der Neutralität durch den Liga-General
Tilly und weigerte sich, auf den Wunsch der Generalstaaten nach einem förmlichen
Abkommen einzugehen, da dies den nördlichen Niederlanden zu große Sicherheit bei einem
Angriff gegen die südlichen, spanisch regierten Niederlande gegeben und die Interessen
des Kaisers zu sehr verletzt hätte. Die Aussicht auf einen Rückzug der Niederländer
und Spanier aus den niederrhein.-westfäl. Gebieten, die auch im Interesse des Jülicher
Herzogs, Pgf. Wolfgang Wilhelm zu Neuburg, lag (s. u.), wurde dadurch einstweilen
zunichte. Im Zusammenhang der in dieser Angelegenheit gewechselten Korrespondenz
ist der Umstand erwähnenswert, daß Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG
20) als Unterhändler seitens der Republik vorgesehen war: „Les Estats Generaus estans
deliberez en ce temps là d’envoyer vne Ambassade notable vers l’Electeur de Cologne
pour affaires importantes, la prudence & l’experience du Vicomte de
Dhona furent considerees
par eux, & sa personne designee pour ce voyage. Il fut requis en plein Conseil des
Estats de s’y transporter. Ce qu’il accepta, à condition, qu’on lui obtinst les passeports
requis, & les seurtez convenables, sçachant que sa personne estoit odieuse aux Imperiaux
pour les services signalez qu’il auoit rendus au parti contraire au leur. En effet il n’y fut
pas deceu, sa vertu auoit laissé vne telle impression à ses ennemis, que l’Agent de Cologne
ayant communiqué ceste affaire
au Marquis d’Ayetone, & demandé les passeports requis,
eut pour response:
Que le Vicomte de Dhona estoit tenu pour ennemi iuré de l’Empereur
& de la Maison d’Austriche: Par consequent qu’on ne pouurroit agreer son envoy, ni lui
ottroyer les passeports demandez.“ ([Friedrich Spanheim:] [Kupfertitel] COMMENTAIRE
| HISTORIQUE | DE | la VIE et de la MORT | de Messire | CHRISTOFLE | Vicomte
de DHONA | Chez Iaques Chouët | M. DC. XXXIX. [ZB Zürich: Ochsner 93
2], 307f.)
Nicht nur der Marqués d’Aytona (seit 1629 span. Gesandter, 1633–1634 Gouverneur in
Brüssel, † 1635; vgl.
Günter, S. 9 Anm. 33) weigerte sich, Dohna die benötigten Pässe
auszustellen, auch Kf. Maximilian I. v. Bayern sprach sich am 22. 1. 1630 strikt dagegen
aus, Dohna als ndl. Unterhändler zu akzeptieren, da dieser das „vornembste, wo nit vast
einzige instrumentum des böhaimbischen abfals gewest und selbige stent zur vermainten
abdication ires erwölten, rechtmäßigen königs und haubts sollicitirt und bewogen hat.“
(
BA NF II.5, 385.) Die noch auf mehrere Gesandte ausgestellte Instruktion der Generalstaaten
für die Verhandlungen mit Kurköln, d. d. ’s-Gravenhage 23. 3. 1630 n. St. in
Aitzema
I, 953–955. Ebd., 953: „Maer also men verstont dat eenighe scrupuleusiteyten so
by den Keurvorst als by d
er Jnfante tot Brussel in het verleenen der Paaspoorten wert gemoveert;
om dat hy Heer Graef van Dhona hadde veel directie ghehadt by ende onder
den Koningh van Beemen, alnoch in d
er Acht sijnde: soo is derselbe Commisie opgedragen
den Heere Caspar van Vosbergen, mede Staet Generael.“ Vgl.
Nuntiaturberichte
Köln VII.2, 556 Anm. 3: Vosbergen überreichte die Vorschläge der Generalstaaten in
Bonn am 10. 4. 1630 n. St., beantwortete die Replik des Kurfürsten am 13. 4., der wiederum
am 15. 4. replizierte. S. auch
Londorp IV (1668), 111–117. Vgl. den zusammenfassenden
Bericht des Kölner Nuntius Pier Luigi Carafa vom 23. 5. 1630 n. St. in
Nuntiaturberichte
Köln VII.2, 555–557, sowie
Aitzema I, 955–965, 1035ff.;
Günter, 44–51, 237–
246; [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten Niederlande, von den ältesten
bis auf gegenwärtige Zeiten, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern und bewährten || [
211]
Urkunden verfasset. Aus dem Holländischen übersetzt. Fünfter Theil. Leipzig 1762, 62.
Vgl. ferner Beilage I. — Dohna, der Schwager F. Friedrich Heinrichs v. Oranien und dessen
künftiger Statthalter im Ft. Orange (1630, vgl. Anm. 55), brachte es aber als im Reich
Geächteter fertig, durch Vosbergen zwei Memoriale in die Verhandlungen einzuführen,
in denen er als Privatmann, der den Winterkönig schon vor dessen Ächtung verlassen
hätte, um Wiederaufnahme im Reich und um Restituierung seines Besitzes in der Oberpfalz
bat. Diese Versuche Dohnas erwiesen sich als vergeblich, ebenso Interventionen F.
Christians II. v. Anhalt-Bernburg bei F. Johann Ulrich v. Eggenberg und beim Kaiser
selbst (im Juli 1630 in Regensburg während des Kurfürstentages). Vgl.
BA NF II.5, 341,
385–388; Lijndrajer (s. Anm. 4), 53f.;
Christian: Tageb. IX, Bl. 24r, 31r (21. u. 24. 7.
1630).
Zu nl. aantasten, v., angreifen, jmd. zusetzen, anfallen.
Kramer (1719) I, 9;
Kramer (1759) I, 23;
WNT I, 388ff. Vgl. 300921 K 8.
Frz. dessein, n., Absicht,
Plan usw.;
Nicot, 195 u. 200;
Littré II, 1111f.
Die sprichwörtliche Redensart „auf
den Haspel sehen“ (nicht bei
Wander) bezog Mario aus dem Nl.: „Op den haspel passen [...] oppassen dat de zaken niet verkeerd gaan, het oog in ’t zeil houden [...] zijne kans
waarnemen.“
WNT X, 103.
Pgf. Wolfgang Wilhelm v.
Neuburg, Hz. v. Jülich-Berg (1578–1653), 1613 zur röm.-kath. Konfession konvertierter
Mitbesitzer der im Jülisch-Klevischen Erbfolgestreit Neuburg und Kurbrandenburg
1609 anheimgefallenen Lande Jülich, Kleve und Berg (Herzogtümer), Mark und Ravensberg
(Grafschaften) sowie Ravenstein (Hft.). Da sich seit 1613, konfessionell und
politisch bedingt, die gegenseitigen Konflikte der zwei „Possedierenden“ zu offenen
Feindseligkeiten steigerten, kam es zur vorläufigen Teilung der Territorien. Im rechtlich
nicht zur Ausführung gelangten Vertrag von Xanten 1614, der zum ersten Mal eine Räumung
der Erblande von allen fremden Truppen verlangte, sodann, unter dem Druck
drohender ksl. Sequestrierung der Erblande, im ersten und zweiten Düsseldorfer Provisionalteilungsvertrag
vom 11. 5. 1624 bzw. vom 9. 3. 1629 hielten die zwei besitzenden
Fürsten zwar jeweils am Anspruch ungeteilter Landesherrschaft fest, teilten die Erblande
dennoch untereinander auf, indem Neuburg zunächst Jülich und Berg, Brandenburg
aber Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein zugesprochen wurde, wobei Ravenstein
im Abkommen vom März 1629 an Pfalz-Neuburg fiel und Ravensberg einer gemeinsamen
Verwaltung unterstellt wurde. Zudem erhielt der Neuburger im genannten Abkommen
von 1629 ein Jahr Bedenkzeit, sich für Kleve oder Berg zu entscheiden. Belastet von
den weiterhin anhaltenden unaufhörlichen Durchzügen, Einquartierungen und Kontributionen
der verschiedenen Kriegsparteien, die seit 1583 regelmäßig in Nordwestdeutschland
und den jülich-klevischen Gebieten operierten und sich an verschiedenen
Plätzen festgesetzt hatten, ging es beiden Fürsten darum, ihren Landen Neutralität zu
verschaffen und sich in den ungeschmälerten Besitz derselben zu setzen. Zudem versuchte
Pgf. Wolfgang Wilhelm, der sich im Sommer 1630 sogar persönlich in die Verhandlungen
im Haag einschaltete, seine fristgerechte Option pro Kleve durchzusetzen.
Letzteres scheiterte am Widerstand der Generalstaaten. Immerhin einigte man sich im
August 1630 auf Durchführungsbestimmungen zum Düsseldorfer Vertrag von 1629,
welche den Abzug aller fremden Kriegsvölker, Einstellung der Feindseligkeiten, Neutralität
der Erblande usw. als Ziele bestätigten. Den Niederländern wurde jedoch die Beibehaltung
ihrer Garnisonen in Wesel mit seinem linksrhein. Brückenkopf Büderich („Burick“),
Emmerich und Rees, den Spaniern ihre Stützpunkte in Jülich, Orsoy und Sittard
zugestanden. Die Niederländer bestanden aber auf gleichzeitigem Abzug („pari passu“)
ihrer sowie der span., ksl. und ligist. Truppen aus den sonstigen Stützpunkten in den
Erblanden. Auf dem Regensburger Kurfürstentag stimmten im Nov./Dez. 1630 die Kurfürsten
und der Kaiser zu, nachdem bereits die Generalstaaten und die Infantin zu Brüssel
ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Rücknahme der Truppen erklärt hatten. Im
Frühjahr 1631 kam es endlich zum Abzug der Streitkräfte. Die Zwistigkeiten zwischen
Pfalz-Neuburg und Kurbrandenburg hielten indes ebenso wie die Kriegshandlungen || [
212]
auch fernerhin an. Erst der Clever Hauptvergleich vom 19. 9. 1666 legte die Teilung definitiv
fest. (Vertragstext in Werner Teschenmacher: Annales Cliviæ, Juliæ, Montium,
Marcæ Westphalicæ, Ravensbergæ. 2 Tle. [Frankfurt/M. u. Leipzig 1721), II, 206ff. S.
300921, 301001, 310113, 310224, 310311. — Zu Pgf. Wolfgang Wilhelm vgl. auch Anm.
10 u. 20; ferner
ADB XXXXIV, 87–116; Barbara Fries-Kurze: Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm
von Neuburg. In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben, 8 (1961), 198–227.
Zu den Verhandlungen um die Jülich-Klevischen Erblande vgl.
Aitzema I, 823ff., 920ff.,
1040f., 1056ff., 1089ff., 1134ff.;
Londorp III, 1088–1103 und IV, 116–125, 208–213;
Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. 1646, 223, 289;
BA NF II. 5, 655ff., 669;
BA III:
Der Jülicher Erbfolgekrieg. Bearb. v. Moritz Ritter. München 1877 (behandelt die Jahre
1609/1610);
BA XII: Hugo Altmann: Die Reichspolitik Maximilians I. von Bayern
1613–1618. München/ Wien 1978, 228–342;
Nuntiaturberichte Köln VII. 2, 194, 259ff.;
August Christian Borheck: Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg, und Ravensberg
nach Teschenmacher und andern nebst einer Geschichte der Stadt Duisburg a.
Rh. 2 Tle. Duisburg 1800, 564–701; J. Breitenbach: Aktenstücke zur Geschichte des
Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg. Zugleich ein Beitrag zur pfalz-neuburgischen
Unionspolitik und zur Geschichte des Erstgeburtsrechts in den deutschen Fürstenhäusern.
München 1896 (behandelt die Zeit bis 1613); Oskar Krebs: Beiträge zur Geschichte
der Politik der Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und Philipp Wilhelm von Neuburg
in den Jahren 1630–1660. In: Zs. d. histor. Vereins f. Schwaben u. Neuburg (Augsburg
1874), 49–88, 49ff.; Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601 bis 1700. Nach den
Originalen des Königl. Geh. Staats-Archivs bearb. v. Theodor v. Moerner. Berlin 1867,
43ff., 67ff., 86ff., 97ff., 105; Renate Leffers: Die Neutralitätspolitik des Pfalzgrafen
Wolfgang Wilhelm als Herzog von Jülich-Berg in der Zeit von 1636–1643. Neustadt a.
d. Aisch 1971, 1ff.; Burkhard Roberg: Zur Quellenlage und Historiographie des Jülichklevischen
Erbfolgestreits. In: Annalen des Histor. Vereins f. den Niederrhein. 179
(1977), 114–135; Hermann Josef Roggendorf: Die Politik der Pfalzgrafen von Neuburg
im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit. In: Düsseldorfer Jahrbuch 53 (1968), I–211; Hermann
Rothert: Westfälische Geschichte. 2. Bd.: Das Zeitalter der Glaubenskämpfe. Gütersloh 1950, 129ff.; E. v. Schaumburg: Die Begründung der Brandenburg-Preußischen
Herrschaft am Niederrhein und in Westfalen oder der Jülich-Clevische Erbfolgestreit.
Wesel 1859, 80–241; Hans Schmidt: Pfalz-Neuburgs Sprung zum Niederrhein. Wolfgang
Wilhelm v. Pfalz-Neuburg und der Jülich-Klevische Erbfolgestreit. In: Wittelsbach
und Bayern II.1. Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian I. Beiträge zur Bayerischen
Geschichte und Kunst 1573–1657. Hg. Hubert Glaser. München/ München-Zürich
1980, 77–89; J. H. H. Siccama: Schets van de Diplomatieke Betrekkingen tusschen
Nederland en Brandenburg. 1596–1678. Utrecht 1867, 85f., 101ff.; G. W. Vreede: Inleiding
tot eene Geschiedenis der Nederlandsche Diplomatie. Tweede Gedeelte, Tweede
Stuk. De Raadpensionaris van Holland onder Maurits, Frederik Hendrik en Willem II.
(1621–1650). Utrecht 1861, 149–178, insbes. 155ff.; [Jan Wagenaar]: Allgemeine Geschichte
der Vereinigten Niederlande, a. a. O. (Anm. 10), V, 65f. — Auch die Folgebriefe
Marios berichten über die Verhandlungen und das Teilungsabkommen vom März 1629
und dessen im Haag ausgearbeiteten Durchführungsbestimmungen vom August 1630,
vgl. etwa die Briefe vom 3. 5. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 54v), 10. 5. 1630 n. St. (a. a. O., Bl.
21r), 21. 6. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 49v). Am 26. 7. 1630 n. St. ließ Mario noch den
schweren Stand des Neuburgers gegenüber der brandenburg. Verhandlungsposition
durchblicken (a. a. O., Bl. 48r). Doch schon am 30. 8. 1630 n. St. benachrichtigte Mario
Schilling über den erfolgreichen Abschluß des Teilungsabkommens mit Brandenburg,
worin der Neuburger zwar wiederum Kleve (zugunsten Bergs) aufgeben mußte, insgesamt
aber besser dastand als zuvor: „in Eyll khan ich nit vnd
erlaßen, daß nun den 25.
dito,
der hörtzog von
Neuburg, mit den
General herrn
statten etc. gentzlichen mit Chur
Brandenburg der theillung halben v
erglichen,
accordirt, vnd beyder seitz v
ersigelt vnd || [
213]
vnd
erschrieben ist, deß abentß vmb 8 vhren, doch auf
Ratification deß Keyser, vnd Spanien
etc. darmit solle der Churfst. von
Brandenburg für sein theillung haben, das Fürstenthumb
Cleue, Graffschafft von d
er Marck vnd die halbe Graffschafft
Rauensperg,
obwoll in der ersten v
ergleichung der von
Neuburg mit Chur Brandenburg, begehrt vnd
auch zwischen Jnen mit prijsen[?]
accordirt ist gewest, so haben doch die herrn
gnrl. staten,
auch auf die
protestation deß Churf. nun gegenwerdige
Ambassateurs [Gf. Adam v.
Schwarzenberg u. a.], solicheß nit eing[e]hen wollen, vnd dem von
Neuburg expreslichen
gesagt, daß sie Jm wenigsten Jne so nahe zum
Nachtbar alß
Cleue nit begehren, vnd er
selber soll es nit begehren, villerley vrsachen halben, hat sich also entschlossen,
Cleue
fahren zu Lassen, gleich woll noch etliche dage darnach andere vnd vill
grauaminen eingebracht,
doch kheine
acceptirt worden, vnd mit v
ertheillung letzlichen woll zufriden gewest“
(a. a. O., Bl. 37r). In einem unvollständig überlieferten, aufgrund einer Mitteilung
in 300921 auf den 14./24. 9. 1630 zu datierenden Schreiben ergänzt Mario, Pgf. Wolfgang
Wilhelm „hat nit von dem Fürstenthumb
Cleue zu seiner theillung wollen weichen,
vrsachen daß d
er Churfurst von
Brandenburg vor einem Jahr [im Düsseldorfer Vertrag
vom 9. 3. 1629] darmit zufriden war, solicheß zu haben [
lies: daß der Neuburger solches
erhielte], wie ich denn die
originalie schreiben selbst gelesen habe, aber die staten wolten
Jne durch auß nit so nache zu einem Nachtbaren haben, vnd
rodonto abgeschlag
en worauf
er sich etliche dage besonen, Lestlichen
accordirt den
24. Augusti deß abentß vmb 8
vhren in deß
pfaltzgrafen losament beyder seitz vnderschriben worden[,] daß der Churfürst
solle Cleue, Gr
afschaft von der Marckh, vnd halb Rauenspurg hab
en[,] da er Zur
Gr. Rauenspurg mit dem wenigsten daß sie getheilt solt werd
en [sich] v
erstehn wolte,
haben die Staten gantz von Jme die hant wollen abziehen[,] also etliche dage v
erbliben,
er hat aber zu seinem trost vnd bejstandt genumen, meinen
Prinzen deme er eß alleß
heimb gestelt, weiln
Rauenspurg alzeit Zur Cantzelej deß Fürstenthumbß
Berg gehörig
gewessen, welicher [der Prinz, d. i. F. Friedrich Heinrich v. Oranien] die theillung [den
Teilungsvorschlag hinsichtlich der Gft. Ravensberg] gemacht, weiln nur 4 Empter in d
er
Gr
afschaft Rauensperg sein[,] so solle Chur Brandenburg die 2 eusserste so nach
Deutschlandt gehn haben[,] er die 2 and
ern so nach der Gr
afschaft von der
Marck gehn,
also daß Chur Brandenburg solle haben, d
as Fürstenthumb
Cleue, Gr
afschaft von der
Marck, vnd halb
Rauenspurg,
Neuburg Gülich, Berg, halb Rauenspurg, vnd die herrligkheit
Rauenstein, mit
condition weiln er mehr alß ChurBrandenburg
intrate [Einkünfte]
von seinem
part thuet haben, daß er Jahrlichen so vill Geltß solle herauß geben an Chur
Brandenburg, daß sie in allem einkhumen
egal khünen sein, ob er von
Neuburg disen
contract, von Jeder
Prouince einen der
General staten, beschlossen, vnd vnd
erschriben
hat, so hat er gleich woll
exhibirt auf
Ratification von dem Keyser, vnd
spagnien, worauf
die herren andtwortten, er möge thun was er wolle, bej Jnen solle hierJnen kheine v
eranderung
mehr geschehen, sondern
quod scriptum est, scriptum“ (a. a. O., Bl. 40vf.). — Mario
war im Sommer 1630 von F. Friedrich Heinrich dem Pfalzgrafen als persönlicher
Kommissar zugeteilt worden, s. seine Briefe vom 26. 7. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 47vf.)
und 14. 8. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 44rf.), in dem es heißt, der Pfalzgraf beliebe, sich
„sehr eyfferig
Jesuittisch vnd spanisch [zu] erzeigen, d
as vnsern herrn vnd meistern nit
woll ansteht, vnd solichen Nachtbar in dem Cleuischen Landt [beiderseits des Rheins gelegen
und an Gelderland und Nordbrabant grenzend], so d
er negste solle sein, vnserer
frontiren nit gehrn haben wolten viller
consequentien halber“ (Bl. 44r), ferner vom 14. 9.
1630 (a. a. o., Bl. 40r–41v). Marios Urteil über die Haltung des Pfalzgrafen bestätigt
Aitzema I, 1057.
Hier und öfter perschon für Person (s. z. B. Anm. 20, 300924 u.
301001). Weder im Mnl. und Nl. (Persoon), noch im Mnd. und Fnhd. belegt, außer im
Mecklenburgischen: „Person, Perßon, Parson, Parschon“.
Mecklenb. WB V, 364.
Marchese Ambrosio Spinola de los Balbazes (1569–1630), span. General genues. Herkunft
u. seit 1604 Oberbefehlshaber der span. Niederlande, seit 1629 span. Gouverneur
in Mailand, General der span. Truppen in Italien. Im Januar 1630 war Pgf. Wolfgang || [
214] Wilhelm über Wien zu ihm nach Oberitalien, zum Schauplatz des mantuanischen Erbfolgekrieges,
gereist. 1627 war mit dem Tod Vincencos II. Gonzaga duca di Mantova,
duca di Monferrato der Krieg um dessen Nachfolge entbrannt. Frankreich unterstützte
den Anspruch v. Charles I. Gonzaga duca di Mantova, duc de Nevers, den Spanien nicht
als Erben akzeptierte, der sich aber im Januar 1628 in den Besitz der beiden Herzogtümer
setzte. Mit der Hilfe des Kaisers okkupierten span. Truppen im März 1628 das Hzt.
Monferrat, wo die Festung Casale allen Angriffen trotzte. Mit dem Fall der Hugenottenfestung
La Rochelle im Oktober 1628 (s. 271201A) gewann Frankreich freie Hand für
eine Invasion in Oberitalien (Frühjahr 1629). Durch die Pest geschwächt, wurde die
Stadt Mantua im Juli 1630 von den Kaiserlichen gestürmt und drei Tage lang geplündert
und verwüstet. Im Oktober 1630 akzeptierte der Kaiser aber Nevers als Erben des
Reichslehens, Spanien mußte sich fügen. Pgf. Wolfgang Wilhelm war bereits im Juni
1630 wieder in Düsseldorf, der Hauptstadt des Hzts. Berg. Im Oktober reiste er von seinem
niederrhein. Regierungssitz zum Kurfürstentag nach Regensburg. Vgl. HSTA Düsseldorf:
Findbuch 102.09.1–102.09.7, S. 277;
ADB XXXXIV, 103f. — Mario, dem die
Gesandten und Agenten im Haag ständig die neuesten Nachrichten aus Europa lieferten,
informierte Schilling auch sonst ausführlich über die Ereignisse auf den italienischen
Kriegsschauplätzen, u. a. über die Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem
vertragsbrüchigen Hz. Carlo Emmanuele I. v. Savoyen in Piemont. Vgl. etwa die undatierten
Bruchstücke a. a. O., Bl. 12rv (Briefreste bzw. PS vom 10. 4. 1630) sowie die Briefe
vom 3. 5. n. St. (a. a. O., Bl. 53r) und vom 14. 8. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 45r). Vgl. auch
300921 K 23 u. 310311.
„amplissima Commission“ wohl als umfassendes Verhandlungsmandat
zu verstehen.
Johann Bertram v. Scheidt gen. Weschpfenning (so seine
eigene Unterschrift, andere Nennungen: Westpfennig, Weschpfennig, Wispenningh)
(1580–1661), Geheimer Rat, Kämmerer und Landmarschall des Hzt.s Berg, Amtmann
zu Angermünd u. Landsberg, enger Berater Pgf. Wolfgang Wilhelms, 1621 Hofmeister
von dessen Sohn Philipp Wilhelm (1615–1690), des späteren Kf. der Pfalz (1685).
Weschpfenning stammte aus berg. Adel und ist bereits 1625 und noch 1656 als pgfl. Rat
nachweisbar. Auch im März 1635 und Mai 1636 verhandelte er als pgfl. Gesandter mit
den Generalstaaten. Vgl.
Aitzema VII (Generalregister), s. v. Wispenningh; Leffers (s.
Anm. 16), 104f.; Ulrike Tornow: Die Verwaltung der jülich-bergischen Landsteuern
während der Regierungszeit des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm (1609–1653). Bonn
1974, 47; Rainer Walz: Stände und frühmoderner Staat. Die Landstände von Jülich-Berg
im 16. u. 17. Jahrhundert. Neustadt a. d. Aisch 1982, 149, 154, 180f. U. a. geben folgende
Akten im HSTA Düsseldorf Auskunft über Weschpfenning bzw. beinhalten umfangreiche
Sammlungen seiner amtlichen Instruktionen und Wechselschreiben im Zusammenhang
der Neutralitätsverhandlungen über die jülich-klevischen Erblande 1629–1631:
M I 4: Germaniae secundae seu inferioris Rheni Equestris Ordo et Nobilitas in nonnullis
Familiis, Praecipue Quae in Ducatibus Juliae Cliviae et Montium reperiuntur, T. 186; Jülich-Berg II 2115,
Bl. 25r u. 70v; Jülich-Berg II 2867, 2868, 2870, 2871, 2874, 3044,
3052, 3056, 3057, 3058, 3059, 3060, 3061, 3062, 3065, 3068, 3069, 3077, 3080, 3081,
3083, 3085, 3096, 3104, 3105, 3146, 3156, 3167, 3255, 3259. S. dazu auch die Bestandsübersicht
von Frd. Wilh. Oedinger (Bearb.): Landes- und Gerichtsarchive von Jülich-Berg,
Kleve-Mark, Moers und Geldern. Bestandsübersichten. Siegburg 1957 (Das
Staatsarchiv Düsseldorf u. seine Bestände, Bd. 1), S. 84–91, 177, 250. — Am 4. 5. n. St.
(a. a. O., Bl. 54v) und am 10. 5. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 21r) berichtete Mario Schilling,
daß Weschpfenning in Brüssel noch über die Neutralität des Ft.s Berg verhandle, aber
bald zurück erwartet werde (a. a. O., Bl. 53f.). Marios Brief vom 21. 6. 1630 n. St. (a. a.
O., Bl. 49v) erwähnt, daß sich Pgf. Wolfgang Wilhelm persönlich zu den Teilungsverhandlungen
mit Kurbrandenburg um die jülich-klevischen Territorien und zu den Neutralitätsverhandlungen
mit den Generalstaaten im Haag einfand: „Jn meinem Lesten
schreiben den
10. Mey st. no. von mir an den herrn Brudern Zue gesanden, habe ich || [
215]
vnd
er anderm auch
mention gemacht, deß Pfaltzgrauen w. w. von
Neuburg, daß d
er selbe
seinen Marschalckh deß Fürstenthumbß
Bergs, wegen d
er Neutralitet alhier gehabt, so
auch nun d
er Zeit zu
Brüssel gewest, hat nun erlanget, daß sein
Prinz
den
12. Julio in
perschon solle mögen herkhumen, er weschpfening ist Zu seinem herrn, vnd v
ermeinet
er wolle nit allein die sachen der
Neutralitet, so[ndern] auch im
Treuis [Waffenstillstand
zwischen den Vereinigten Niederlanden u. Spanien, s. Anm. 35] etwas guetß auß Richten,
man wirdt aber sein
intention palt
corrigiren, vnd mit einem freundlichen
Adio beschliessen“.
Um den 19. 7. herum traf der Pfalzgraf in Rotterdam ein und begab sich in
Begleitung Marios über Delft und Rijswijk nach Den Haag. (Marios Brief an Schilling
vom 26. 7. n. St., a. a. O., Bl 47v). Zwar versuchte der Neuburger durch ein gewaltiges
Einladungs- und Visitenprogramm sowie stattliche Gastereien im Haag seinen Interessen
wohlgesonnene Förderer zu verschaffen, wie Mario in seinen Briefen ausführlich berichtet
[s. seine Briefe vom 14. 8. n. St. (a. a. O., Bl. 44rf.) und vom 14./24. 9. 1630 (a. a. O.,
Bl. 40r–41v)], gleichwohl wurde der Wunsch des Pfalzgrafen nach Neutralität seiner
niederrheinischen Besitzungen von beiden Parteien, der Republik und Spanien, zunächst
offenbar verschleppt. Gesetzte Fristen konnten nicht eingehalten werden, ein Erfolg der
Verhandlungsbemühungen blieb anfangs aus. Vgl. Anm. 16 u. 22, ferner 300921,
301001, 310113, 310224 u. 310311.
Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen (1592–1642),
1626–1637 Gouverneur von Heusden (Nordbrabant), seit 1637 Gouverneur von Sluis (in
Staatsflandern). Folgte 1632 seinem Onkel Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz im Amt
des Feldmarschalls (Ernennung durch die Generalstaaten am 23. 4. 1633). In dieser Zeit
operierte er vornehmlich von Zeeland aus gegen Flandern; 1633 Eroberung der fläm.
Schlüsselfestung Philippine; mußte beim mißglückten Feldzug gegen Antwerpen im Sommer
1638 eine empfindliche Niederlage an der südlichen Schelde hinnehmen. Er starb
am 18. Juli 1642 im Lager bei Orsoy (Hzt. Kleve) an den Folgen einer 1641 bei Gennep
erhaltenen Verwundung. — Nach der Eroberung der span. Stützpunkte Wesel (Hzt. Kleve)
und ’s-Hertogenbosch (Nordbrabant) im Sommer 1629 und der Vertreibung der
span. und ksl. Truppen aus der Veluwe gegen Ende des Jahres besetzten staat. Truppen
unter Gf. Wilhelm die span. Garnisonen Steele, Weerle, Ratingen, Angeroort, Duisburg,
Ruhrort, Büderich u. a.; ein Versuch im Januar 1630, die Spanier auch aus Düsseldorf
und Mülheim zu vertreiben, schlug fehl. Das ganze Jahr 1630 über kommandierte Gf.
Wilhelm „alß
general“ die ndl. Truppen, „so Jm Landt zu Bergh [...] Ligen“ (Mario am
26. 7. 1630 n. St., a. a. O., Bl. 47r). Gemeint sind das Hzt. Kleve, das Ft. Berg und die
Gft. Mark, in welche Gf. Wilhelm mit „etlich tausent Mannen“ Ende 1629 eingerückt
war, um dort Winterquartiere und Kontributionen zwecks Entlastung der ndl. Kriegskasse
zu beziehen (
Theatrum europaeum, 2. Tl., 3. Aufl. 1646, 99, 288. Truppenstützpunkte
der Republik dort waren u. a.: Wesel, Rees, Steele, Weerle, Angeroort, Ratingen,
Kettwig, Ruhrort und Duisburg — das Hauptquartier Gf. Wilhelms, das am 28. 10. 1629
besetzt worden war. Vgl.
AD III, 233f.;
Aitzema I, 1036ff.;
BAB 488, 95f.;
Het Staatsche
Leger III, 170, 189, 294, 307; IV, 42ff., 75ff., 90, 91f., 129f., 218f., 251, 304, 331, 339,
340, 342 u. ö.; Blok: Frederik Hendrik (s. Anm. 4), 109, 144 u. ö.; Commelyn (s. Anm.
4), 143f.; Israel (s. Anm. 7), 179; Friedhelm Menk: Wilhelm Graf zu Nassau-Siegen
(1592–1642). In: Siegerland 1967, 53–58; August Christian Borheck: Geschichte der
Stadt Duisburg am Rhein. Duisburg 1800, Ndr. ebd. 1976, 89f.; Heinrich Averdunk:
Geschichte der Stadt Duisburg bis zur endgültigen Vereinigung mit dem Hause Hohenzollern
(1666). 2 Tle., Duisburg 1894/95, II, 630ff.; H. Averdunk: Geschichte der Stadt
Duisburg. Neu bearb. v. W. Ring. 2. Aufl. Ratingen 1949, 52f.; Egbert Hopp: Kurtze Beschreibung
des Clevischen Landes. [Erstmals Cleve 1655]. Wesel/ Eisenach 1781, 85; Jakob
Düffel: Bilder aus derVergangenheit der Stadt und Festung Rees. Emmerich 1939,
66f. S. auch Anm. I 15. Vgl. 300921 K 3, 300924, 301001, 310113, 310224.
Ehzn.
Isabella (Isabella Clara Eugenia) (1566–1633), Tochter Kg. Philipps II. v. Spanien, Gattin
Ehz. Albrechts v. Österreich, Landvögtin der südlichen Niederlande nach dessen || [
216]
Tod. S. zu ihr jüngst den Katalog der Ausstellung: Albrecht & Isabella 1598–1621. Koninklijke
Musea voor Kunst en Geschiedenis; Katholieke Universiteit Leuven. 2 Bde. (I:
Catalogus/ II: Essays). Red.: Luc Duerloo en Werner Thomas. Brepols 1998. — Die
Verhandlungen Weschpfennings scheitern u. a. an der nicht einzuhaltenden Frist. Mario
schreibt am 3. 5. 1630 n. St., Weschpfenning sei „noch nit wieder von
Brüssel khumen,
daß man nit weiß ob er soliche [die Neutralität der jülich-klev. Erblande]
obteniren werde,
doch seine Zeit, daß er alhier mueß
raporte thun, ist nun balt herumb“ (a. a. O., Bl.
54v). Am 10. 5. n. St.: „der von weschpfening, so zu
Brussel wegen deß Fürstenthumbs
Bergß
Neutralitet v
ersuechent ist, bleibt auch auß, vnd weiln man nun von d
er belegerung
von
Meurs vernimbt, helt man darfür daß nichtß darauß soll werden“ (a. a. O., Bl. 21r).
Betr. Moers, Stadt u. Gft. westl. von Duisburg, 1600–1702/12 im Besitz der Fürsten v.
Oranien; Belagerung durch die Kaiserlichen und Spanier. Vgl. Anm. 18.
Emmerich,
Rees, Wesel und Duisburg gehörten zu den sechs größten Städten des Hzts. Kleve.
Nl. n., hier Auftrag, Befehl, Gebot.Öfter von Mario verwendet, vgl. Anm. 52. S.
Kramer
(1719) I, 170;
Kramer (1759) I, 866;
WNT VIII, 1109ff.; Wörterbuch der ostfriesischen
Sprache. Etymologisch bearb. v. J. ten Doornkaat Koolman. 2. Bd. Norden 1882, 474f.;
Mnd.
Wb. II, 631.
Hendrik Cornelisz. Lonckh (Loncq) (*1568), nahm 1624 als
Admiralleutnant der Westindischen Kompanie am Zug gegen Algier teil, beteiligte sich
dann als Vizeadmiral unter Piet Hein an der Kaperung der span. Silberflotte (1628) und
führte als „Generael“ im Auftrag der Westind. Kompanie im Februar 1630 Truppen unter
dem Obristen Waerdenburg (s. unten) nach Brasilien (Pernambuco, Anm. 34). Im
März 1630 war die Stadt Olinda mitsamt ihrer Vorstadt Recife und den umliegenden
Kastellen erobert und besetzt. In der Folgezeit wurden die Niederländer jedoch von den
Spaniern/Portugiesen unter Führung von Mathias de Albuquerque zunächst wieder auf
die unmittelbare Küstenposition zurückgedrängt. Erst nach der Ankunft starker Hilfsverbände
im Winter 1632/33 konnten die Niederländer ihr Gebiet wirksam sichern und
erweitern. Lonckh war schon im Mai 1630 in die Heimat zurückgesegelt und hatte
Waerdenburg als einstweiligen politischen und militärischen Kommissar in Pernambuco
zurückgelassen. S. Beschreibung/ Welcher gestalt die Hauptstatt deß Königreichs Brasilien/
Phernambuco/ inn America gelegen/ von dem Herrn Heinrich Cornelio Lonch/
General zu Wasser vnd Lande/ vnd Herrn Dieterich von Wartenburg/ Obristen ... im
Namen der WestJndianischen Compagny ... verschienen Monat Februarii belägert/
auch ... im Monat Martio 1630. erobert worden. Auß dem Niderländischen in Hochteutsch/
übergesetzt. Erstlich gedruckt zu Ambsderdamm/ bey Hessel Getritsz ...
(1630), HAB: 173.6 Qu. (6);
Aitzema I, 993–995;
BAB 417, 223–227; Ioannes de Laet:
Novvs orbis seu descriptionis Indiæ occidentalis Libri XVIII (Leyden 1633), 594–596
(HAB: Gx 2° 3); ders.: Historie Ofte Iaerlijk Verhael Van de Verrichtinghen der Geoctroyeerde
West-Indische Compagnie. 12 Bücher (Leyden: Bonaventuer ende Abraham
Elsevier 1644), 137, 166ff., 184f. u. 195 (HAB: Gx 4° 13); Johann Ludwig Gottfriedt:
Newe Welt Vnd Americanische Historien ... gezieret vnd verlegt/ Durch Mattheum
Merian ... zu Franckfurt am Meyn (1655), 627–631 (HAB: Slg. Schulenburg E 66); Leben
und Tapffere Thaten der aller-berühmtsten See-Helden/ Admiralen und Land-Erfinder
unserer Zeiten ... Samt einem Anhange ... Durch Erasmum Francisci. Übers.
Matthias Kramer (Nürnberg 1681), 2. Tl., 611–630; Pieter Marinus Netscher: Les Hollandais
au Brésil: notice historique sur les Pays-Bas et le Brésil au XVIIe siècle. La Haye
1853; Israel (s. Anm. 7), 202f.; Ludwig Driesen: Leben des Fürsten Johann Moritz v.
Nassau-Siegen. Berlin 1849, 28f. Vgl. Anm. 31. — Nach einem Bericht Lonckhs an F.
Friedrich Heinrich, den ein Schnellschiff („Jacht“) am 16. 4. 1630 überbracht hatte,
konnte Mario Schilling am 28. 4. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 51f.) ausführlich über die Eroberung
der Hafenstädte Olinda und Pereira informieren. Es heißt dort u. a., eine am
26. 4. n. St. eingetroffene Jacht General Lonckhs habe Bericht mitgebracht, „Nemblichen
daß der Lunckh, mit etlichen
100 Matrohsen wie auch
werttenburg bey 3000 mahn zu || [
217]
fueß 2 meillen hoher
varnabocca auß den Schiffen an das Landt gesetzet, alß den
16. Februarj,
die gantze Nacht, in
Bataiglie gestanden, biß gegen den morgen da 4 halbe
Canons
an das Landt gebracht, samentlicher handt, nach der Statt
varnabocca zugeeyllet,
vnd biß nach mittagß mit den
spag. vnd
Portugesen starckh gefochten, doch Lestlichen
d
er gouuerneur mit den Soldaten die flucht, nach den 2
Castellen genumen vnd etliche
Backhheuserß, mit den
Zuckermüllen in Brandt Lassen steckhen, wor v̈ber
werttenburg,
den
10/20 februarj, gleicher handt mit den
4 Canons die 2 schantzen angefangen zubelegeren
den 30. daran auß den
4 Canons 70 st. Schüsen gethan, daß die Mauer vnd wahl
[Wall] gahr darnider gefallen, hat d
er gouuerneur angefangen mit Jnen zu
parlementiren,
der
accord geschlossen, daß sie Jhre Fendlen sollen v̈bergeben, doch mit Jhren gewehr,
ohne einighe Londenen [Lunten], in das veste Landt Noertwerthß in Schaluppen v̈ber
gesetzet werden, mit 5 d
er fürnembst[en]
officirs zu
ostaggi [ital. Geiseln, Bürgen] biß die
Schaluppen wied
er khumen, auch 6 Monats v
erschworen nit zu dienen. die vnserigen
hatten alsobalt angefangen die wehlen [Wälle] zu
Reparieren, vnd in d
er Statt etwan 180
khasten Zuckher noch gefunden, Es waren auch etliche Schiffe mit Zuckher beladen gewest,
die der
gouuerneur in den Brandt hat steckhen Lassen, eß sein auß den
2 Castellen
od
er villmehr
forter [Forts] über 600 mahn abgezogen, eß ist zumerckhen daß Jm schreiben
von Lunckh v
ermeltet wirdt, wie daß
werttenburg deß morgenß in
Bataiglie nach d
er
statt zue
marchieren thet, Jme v̈ber 2000
Spaniers vnd
Portugeßen mit 500 pferth entgegen
zogen, mit welichen er ein treffen gethan, vnd also balt in die Flucht geschlagen, vnd
Landt einwerthß geflohen sein, weliches in d
er Statt einen grossen schreckhen erweckhet,
vnd vrsachen der geschwinden v̈berfallung vnd einname ist gewest.“ Die Eroberung
sei die Küste entlang ausgedehnt worden, so daß für die Spanier/ Portugiesen „auf 50
od
er 60 meillen khein haffen vmb anzukhumen mit grossen schiffen mehr ist“. Nach Zurücklassung
von Besatzungen sei eine ansehnliche Flotte von Pernambuco der spanischen
Silberflotte in die Karibik entgegen gesegelt, so daß diese dort wohl noch viele Monate
festliegen werde, „welicheß eine grosse betruebnuß, nit allein hier in
Brabant, sondern
auch in Jtalien vnd
er den spanischen
Armaten bringen wurde“ (Bl. 50rf.). In einem undatierten,
aber wahrscheinlich dem soeben zitierten Brief zuzuordnenden Postskriptum berichtet
Mario über die landesweiten Siegesfeiern: „p. s. weiln wir vor einem Jahr vor dem
Busch [’s-Hertogenbosch] zur beleg
erung den
1. Mey gepflantzet vnd die beleg
erung angefangen
haten, vnd nun dise
victorie so frue Gott Lob hier ist offenbaret, so haben Jhr
F. G. vnd die Statten nun außgeschriben auf den
1. Mey st. no. einen algemeinen danckh
vnd bettdaghe, nebenß auf allen vnseren frontir platzen alle
Canons abzuschiessen, vnd
in den Stetten mit Bechdonnen [Pechtonnen] Freuden Fewer zu brennen. [Absatz] Eß
werden auch in khurtz, deß
Gene. Lunckhß, vnd werttenbergß Jhre
contrafetten, in
Khupfer gestochen auß gehn, weliche ich mit ersten dem herrn Brudern wilß Gott solle
v̈bersenden.“ (A. a. O., Bl. 10r.) Am 3. Mai 1630 n. St. berichtet Mario von den Siegesfeiern
am 1. Mai, die „mit predigen, allen Glockhen 7. mall Leittende, biß deß nachtß auf
10. vhren im gantzen Landt vnd 7.
prouintien beschechen, Gott vmb für soliche vnv
erhoffte
victoria zu Loben vnd zu danckhen, sondern eß ist auch in allen
Prouintien Fewerwerckh
vnd brennen mit dhonen [Pechtonnen] beschechen, Nun dise freudt ist vollendet“
(a. a. O., Bl. 54r).
Don Fadrique (Federigo) de Toledo, Marques de Villanueva
de Valdueza (1580–1634), seit 1619 Kommandeur (General) der span. Atlantik-Flotte
(armada del mar océano).
ABEPI I 950, 66;
ABEPI II 887, 168. Mario scheint die Abfolge
der Ereignisse durcheinander zu bringen. Seit dem Mai 1629 war ein ndl. Flottenverband
der Westindischen Kompanie in mehreren Abteilungen zum Angriff auf Brasilien
ausgelaufen. Bei den Kanarischen Inseln sollte man sich sammeln. Bei Teneriffa kam es
im August 1629 zum Zusammentreffen einer niederländ. Flottenabteilung unter Lonckh
(nur 8 Schiffe) mit rund 40, meist großen Schiffen der Spanier, jedoch nicht zu einer
Entscheidungsschlacht. Lonckh segelte am 3. 9. nach Kap Verde, wo sich bei der Insel
Sao Vicente die gesamte ndl. Expeditionsflotte sammelte, darunter Waerdenburgs Abtei- || [
218] lung,
die Ende November 1629 eintraf. Am 26. 12. segelte man ab und kreuzte vor Pernambuco
im Februar 1630 auf. Am 15. 2. begann zu Wasser und zu Land der Angriff auf
die Stadt und die umliegenden Festungen, die am 3. 3. schließlich eingenommen waren.
S. Beschreibung/ Welcher gestalt die Hauptstatt deß Königreichs Brasilien/ Phernambuco
... erobert worden (s. Anm. 25); de Laet: Historie (s. Anm. 25), 169 u. 185;
Aitzema
I, 994f.; Kramer: See-Helden (s. Anm. 25), 611–630.
Seilen im Mnl. und Ostfriesischen,
zeilen im Nl. für segeln; im Friesischen seilje. S. E. Verwijs/ J. Verdam: Middelnederlandsch
Woordenboek. 7. Bd. ’s-Gravenhage 1912, Sp. 921;
Kramer (1719) I, 532;
Kramer (1759) I, 2096; Friesch Woordenboek (Lexicon Frisicum), bewerkt door Waling
Dijkstra. 3. Bd. Leeuwarden 1910/11. Ndr. Amsterdam/ Leeuwarden 1971, 62; Wörterbuch
der ostfriesischen Sprache (s. Anm. 24) III, 170. Vgl. 301011 K 7 (seillen, geseillet).
Zu impatroniren, v., bemeistern, sich zum Herrn machen. Joh. Christ. Aug. Heyses
allgemeines ... Fremdwörterbuch. 13., neu bearb., viel berichtigte u. verm. Ausg. Hannover
1865, 431.
Cartagena, Hafenstadt in Neu Granada (an der Karibikküste des
heutigen Kolumbien).
Diese Schreibweise im Mnl. belegt, im Nl. jedoch dood (tot,
Tod). S. E. Verwijs/ J. Verdam: Middelnederlandsch Woordenboek (s. Anm. 27), II,
294: doot (doet, dood). Vgl.
Kramer (1719) I, 68f.;
Kramer (1759) I, 372ff.
Bezieht
sich auf den Zusammenstoß der Spanier und Niederländer bei den Kanarischen Inseln.
Die Niederländer sollen nur 2 Besatzungsmitglieder des Kriegsschiffs
De Provincie
Overyssel, darunter den Kapitän, verloren haben. Vgl. Kramer: See-Helden (s. Anm.
25);
Aitzema I, 994: „[...] soo en verlooren de Hollantsche maer in alles twee Mannen in
Over-Yssel, van dewelcke den Schipper een was.“
Diderich (Diederick) van Waerdenburg
(Wardenburgh), 1630 Oberst über das Kriegsvolk der Westindischen Kompanie,
befehligte die Landtruppen bei der Eroberung Pernambucos, zeitweise dort Gouverneur.
Bei Sao Vicente traf Waerdenburg am 29. 11. 1629 mit vier Schiffen, denen sich
bald darauf weitere zugesellten, auf die dort wartende Flotte Lonckhs. Er kehrte im Februar
1633 in die Heimat zurück, u. a. begleitet von seinem Major Henrich v. Redinghoven
(FG 274; 1636), um mit seinem Infanterieregiment in (ständig ausbleibendem) frz.
Sold an den Feldzügen F. Friedrich Heinrichs v. Oranien teilzunehmen. 1637 als Oberst
unter hess. Kommando in Ostfriesland unter General Gf. Peter Holzappel gen. Melander.
Vgl.
Aitzema I, 993 u. 995;
Het Staatsche Leger IV, 32, 83, 87f., 119, 175, 281,
300f.; de Laet: Historie (s. Anm. 25), 175; Kramer: See-Helden (s. Anm. 25), 629. Vgl.
Anm. 25 u. 26.
Aus dem frz. rencontrer, v., zusammentreffen, begegnen.
Pernambuco,
neuspan.-portug. Küstenprovinz im Westen Brasiliens mit der Hauptstadt und
dem Bischofssitz Olinda, Recife (vorgelagertes Riff) und der Insel Antonio Vaz, Mittelpunkt
von Holländisch-Brasilien. Zucker und Brasilholz versprachen der 1621 gegründeten
ndl. Westindischen Kompanie reichen Gewinn. 1636–1644 fungierte F. Friedrich
Heinrichs Neffe, F. Johann Moritz v. Nassau-Siegen (1604–1679; vgl. 300921 K 3 u. K I
4;
AD III, 234;
ADB XIV, 268–272) als Gouverneur der Kolonie, die 1654 wieder an
die Portugiesen fiel. Vgl.
Lexikon Geographie, 961f.; de Laet: Novvs orbis (s. Anm. 25),
591–594; Johan Maurits van Nassau-Siegen 1604–1679. Essays on the occasion of the
tercentenary of his death. Ed. by E. van den Boogaart, et al. The Hague 1979; Murk van
der Bijl: Johann Moritz v. Nassau-Siegen (1604–1679): eine vermittelnde Persönlichkeit.
In: Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich. Beiträge zur Geschichte einer Dynastie.
Hg. H. Lademacher. Münster 1995, 125–154, 126f.; Driesen (s. Anm. 25), 125ff.;
Silke Herz: Johann Moritz v. Nassau-Siegen. In:
Oranje Boom I, 155–204; Klaus Vetter:
Oranien-Nassau und die Hohenzollern im 17./ 18. Jahrhundert. In:
Oranje Boom II,
213–224, 219ff.; Konrad A. Ottenheym: Fürsten, Architekten und Lehrbücher. Wege
der holländischen Baukunst nach Brandenburg im 17. Jahrhundert. In:
Oranje Boom II,
287–298, 295ff.; Soweit der Erdkreis reicht. Johann Moritz v. Nassau-Siegen 1604–1679. Kat. der Ausst. im Städt. Museum Haus Koekkoek Kleve, 20. 9. – 11. 11. 1979. 2.,
verb. Aufl. Kleve 1980, 25ff., 33ff., 323ff.; S. Groenveld/ H. L. Ph. Leeuwenberg: De || [
219] bruid in de schuit. De consolidatie van de Republiek 1609–1650. Zutphen 1985 (De
Tachtigjarige Oorlog, 2), 84f. Vgl. auch Anm. 25, 26 u. 32.
Nl. veraltet treves,
Waffenstillstand, s. 301011 K 11 (trevis), aus dem frz. trêve; fries. trewes. S.
WNT
XVII. 2, 2718ff. Mnl. treuve, Rechtsmittel. S. E. Verwijs/ J. Verdam: Middelnederlandsch
Woordenboek (s. Anm. 27), VIII (1916), 689. Treveskamer: Versammlungsraum
der Generalstaaten im Haag.
Kramer (1759) I, 1709. Verwandte Formen auch im Germanischen
und Galloromanischen. Vgl.
DW XI.1.2, 282ff., insbes. 286f.; Ernst Gamillschegg:
Etymologisches Wörterbuch der frz. Sprache. 2., vollst. neu bearb. Aufl. Heidelberg
1969, 867;
Wartburg, XVII: Germanische Elemente S–Z (Basel 1966), 361. — Gemeint
sind hier der zwölfjährige Waffenstillstand mit Spanien 1609–1621 und die Anhänger
einer fortgesetzten Friedenspolitik. Der Waffenstillstand war seit 1605 unter Federführung des holländischen Landesadvokaten Johan van Oldenbarnevelt (1547–1619)
ausgehandelt und von den Generalständen gegen den Widerstand der glaubens- und missionseifrigen
Calvinisten und des Statthalters F. Moritz von Oranien, hingegen gestützt
vom Handelsbürgertum der Seeprovinzen, insbesondere Hollands, angenommen worden.
Vgl. dazu auch Anm. 36 sowie insbes. Israel (s. Anm. 7), 1ff. Vgl.
Oranje Boom I,
69f. — Schon vor Ablauf des Waffenstillstands war auch aufgrund der gesamteuropäischen
Kriegslage die Fortsetzung der militärischen Auseinandersetzung zwischen den
Vereinigten Niederlanden und Spanien abzusehen. Versuche Brüssels, einen neuen Waffenstillstand
oder gar Friedensvertrag mit den nördlichen Provinzen zu schließen, waren
in beiderseits halbherzig geführten Verhandlungen gescheitert. Der relativ glücklosen
Kriegsführung des Fürsten Moritz in seinen letzten Lebensjahren (1625 nehmen die Spanier
Breda ein) folgte nach dessen Tod (25. 4. 1625) unter seinem jüngeren Stiefbruder
und Nachfolger F. Friedrich Heinrich eine Kette glanzvoller Kriegserfolge: 1626 wird
Oldenzaal erobert, 1627 Groenlo (Grol) in Geldern, 1629 fallen im Handstreich bzw.
nach monatelanger Belagerung die beiden wichtigen spanischen Festungen und Nachschubbasen
Wesel im Hzt. Kleve und ’s-Hertogenbosch in Nordbrabant. Diese Gegenoffensive
der Generalstaaten traf auf geschwächte und verminderte spanische Truppen.
Das in Oberitalien und durch die überseeischen Kaperflotten der Niederländer strapazierte
Spanien erneuerte daher seit 1628 seine Friedensangebote, und in den Vereinigten
Niederlanden hoben die Auseinandersetzungen der Friedensanhänger und der Kontratrevisten
ein weiteres mal an. Im Oktober 1629 entwickelten sie sich, ausgehend vom Angebot
eines dreißigjährigen Waffenstillstands aus Madrid und Brüssel, nun auch in der
Öffentlichkeit zu einem höchst komplexen, widersprüchlichen Disput, der die politischen
Entscheidungsträger über Monate beschäftigte, um nicht zu sagen lähmte. Die Generalstaaten
waren gespalten: Die Provinzen Zeeland, Groningen und Friesland waren
gegen, die Provinzen Overijssel, Gelderland und Utrecht für einen Friedensschluß. Die
Provinz Holland war in sich uneinig: Ritterschaft und Städte wie Amsterdam, Rotterdam,
Dordrecht und Delft waren friedensgesinnt, die Städte Leiden und Haarlem führten
die Kontratrevisten an. Die Friedensanhänger fürchteten, die Republik könne nach
dem Lübecker Frieden zum Ziel der ganzen Macht des Kaisers und der Liga werden; die
Friedensgegner, besonders die Westindische Kompanie, lehnten jedes Zugeständnis an
Madrid und Brüssel ab. Gleichzeitig und im Hintergrund strebte Richelieu (am Ende erfolgreich)
danach, mit den Vereinigten Provinzen ein festes Kriegsbündnis gegen Habsburg
aufzurichten (Allianzvertrag im Sommer 1630, s. 310113, dann 1634 und 1635, vgl.
360703), wodurch die Friedensverhandlungen 1630 ergebnislos blieben. 1632 setzte eine
neue Verhandlungsrunde ein, diesmal initiiert von den Ständen der span. Niederlande.
Diesmal war sogar die Mehrheit der Generalstaaten für die Annahme des Friedensangebotes,
doch verliefen die Verhandlungen erneut im Sande. — Aufgrund der innenpolitischen
Auseinandersetzungen in den Generalstaaten und in den Provinzen, v. a. Holland,
ging das Jahr 1630 ohne größere Militäroperationen hin. Mario in seinem Brief an Schilling
vom 26. 7. 1630 n. St.: „Eß lest sich ansehen, alß daß wir disen Sommer nit vill zu || [
220] velt derffen khumen, so anderst der feindt nit etwas solle anfangen, da doch wenig
apparentie
nach d
er Zeit darzue ist“ (a. a. O., Bl. 48r). Erst 1631 verschärfte sich wieder das
Kriegsgeschehen, und eine Flotte der Republik mußte einen span. Angriff auf Zeeland
zurückschlagen. 1632 wurden Venlo, Straelen, Roermond und Sittard im Limburgischen
bzw. Jülichschen, etwas später Maastricht eingenommen, während Truppen unter Gf.
Wilhelm v. Nassau-Siegen (s. Anm. 21) Flandern und Antwerpen bedrohten. Im September
fiel auch noch die Stadt Limburg in die Hände der Niederländer. Vgl.
Aitzema I,
897ff., 965ff.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande (s. Anm. 7), IV, 286ff., 306ff.,
365ff.; ders.: Frederik Hendrik (s. Anm. 4), 91ff.; S. Groenveld/ H. L. Ph. Leeuwenberg:
De bruid in de schuit (s. Anm. 34), 87ff.;
Israel, 508ff.; Israel (s. Anm. 7), 162ff., 228ff.;
ders.: Der niederländisch-spanische Krieg und das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation (1568–1648). In:
Krieg und Frieden II, 111–122, 119ff.; Horst Lademacher: Geschichte
der Niederlande. Politik — Verfassung — Wirtschaft. Darmstadt 1983, 134ff.;
ders.: Die Niederlande. Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung. Berlin
1993, 170, 262ff.; Vreede (s. Anm. 16), 217–263; Wagenaar (s. Anm. 10), V, 54ff., 63. —
Mario gibt sich hier und in seinen weiteren Briefen deutlich als Gefolgsmann der Oranier
und der Kriegspartei zu erkennen. Vgl. Anm. 36 u. 46.
Arminianer, religiöse Strömung
innerhalb des niederländischen Calvinismus, benannt nach dem Amsterdamer Prediger
und Leidener Theologieprofessor Jacobus Arminius/ Jacob Harmenszoon (1560–
1609), dessen bitterer dogmatischer Streit (seit 1604) mit seinem Leidener Kollegen
Franciscus Gomarus das ganze Land spaltete. Die Bezeichnung der Arminianer als Remonstranten
leitet sich von einer 1610 den Provinzialständen von Holland eingereichten
„Remonstratie“ her, welche sich gegen die
confessio belgica und den Heidelberger Katechismus
richtete und in 5 Artikeln das arminianische Bekenntnis, insbesondere die Ablehnung
der Lehre von der absoluten Prädestination und des darin erblickten theokratischen
Gottesverständnisses ablegte. Die Remonstranten, darunter Johannes Uytenbogaert
(vgl. 300725 K 9), baten um Schutz und Duldung innerhalb der reformierten Öffentlichkeitskirche
der ndl. Republik („publieke kerk“). Kontraremonstrationen folgten,
ein wahrer Flugschriftenkrieg entbrannte. Indem Johan van Oldenbarnevelt und die
Staatspartei einer erasmischen Religionspolitik folgten, sich der Remonstranten annahmen
und wie diese die Souveränität der Provinzialstände auch in Fragen des kirchlichen
Friedens verteidigten, die Kontraremonstranten hingegen nur die Kirche selbst über
dogmatische Inhalte bestimmen und eine Nationalsynode über den Dissens urteilen lassen
wollte, ging der theologische Streit in einen politisch-konstitutionellen über. Dieser
verband sich mit sozialen Widersprüchen und führte an den Rand des Bürgerkriegs, zumal
alte außenpolitische Konflikte zwischen Oldenbarnevelt und den Friedensanhängern
und der Kriegspartei wieder hervorgebracht wurden, was in der Verunglimpfung Oldenbarnevelts
und der Remonstranten als fünfte Kolonne der spanischen reconquista gipfelte.
Als sich die beiden Statthalter F. Moritz (in Holland etc.) und sein Vetter F. Wilhelm
Ludwig v. Nassau-Siegen (Statthalter in Friesland) offen auf die Seite der Kontraremonstranten
stellten, spitzte sich die Lage zu: Oldenbarnevelt, Hugo Grotius (Syndikus
von Rotterdam; vgl. 300725) u. a. wurden inhaftiert, jener sogar hingerichtet. Die im
November 1618 eröffnete Nationalsynode zu Dordrecht verurteilte im April/ Mai 1619
die remonstrantischen Glaubensartikel, in der Folgezeit wurden die arminianischen Prediger
abgesetzt und z. T. des Landes verwiesen, die städtischen Magistrate und Provinzialstände im Sinne F. Moritz’ und der orthodoxen Calvinisten umbesetzt. Nach dem
Tod F. Moritz’ wurden die Remonstranten allmählich im öffentlichen Leben toleriert,
zuerst in Amsterdam und Rotterdam, wo kontraremonstrantische Eiferprediger abgesetzt
und öffentliche Gottesdienste der Remonstranten geduldet wurden. Mit dem Frühjahr
1629 entspann sich nochmals ein hitziger Streit, der bis zum Sommer 1630 die holländische Ständeversammlung lahmlegte (vgl. 300921). Nun aber setzen sich die Gemässigten
durch. Das Eingreifen Friedrich Heinrichs verhindert Tumulte und Unruhen, und || [
221] viele Verbannte und Exilierte kehrten zurück. Vgl.
Aitzema I, 1019ff.;
Groen van Prinsterer
II, 460–580; Groenveld/ Leeuwenberg: De bruid in de schuit (s. Anm. 34), 22ff.,
214ff.; Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte. Hg. Carl Andresen u. A. Martin
Ritter. 3 Bde. 2. erg. Aufl. Göttingen 1999, Bd. 2, 335–339 („Arminius, die Remonstranten,
die Schule von Saumur“);
REThK(1896) II, 103–105 (Art. „Arminius“), XVI,
635–639 (Art. „Remonstranten“); Algemene Geschiedenis der Nederlanden in twaalf delen.
Onder redactie van J. A. van Houtte [u. a.]. Deel 6. Haarlem 1979, 298–314, 334–
343, 399f.; Biografisch Lexicon voor de Geschiedenis van het nederlandse Protestantisme.
Deel 2, Kampen 1983, 33–37 (Art. „Arminius“); Blok: Geschichte der Niederlande
(s. Anm. 7), IV, 122–250, 258ff., 294f., 331–344;
Israel, 393ff., 433ff.; Israel (s. Anm.
7), 60ff., 228ff.; Lademacher: Die Niederlande (s. Anm. 35), 239–253; Ders.: Geschichte
der Niederlande (s. Anm. 35), 102–113; Folkert Postma: Der Statthalter, der Politiker
wurde — Der friesische Statthalter Wilhelm Ludwig (1560–1620) und der Konflikt um
den Waffenstillstand. In: Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich (s. Anm. 34),
25–36; Poelhekke (s. Anm. 4), 168ff., 185ff., 193ff, 330ff.; J. L. Price: Holland and the
Dutch Republic in the Seventeenth Century. The Politics of Particularism. Oxford 1994,
187–199, 266–273; Ans Schapendonk: Die widerspenstigen Niederlande. Frühneuzeitlicher
niederländischer Buchbestand der Universitätsbibliothek Marburg. Marburg 1998;
Wagenaar (s. Anm. 10) V, 43ff. Zu Gf. Wilhelm Ludwig s. auch
Ditzhuyzen, 263f. — Als
orthodoxer Calvinist wettert Mario auch später noch gegen die Remonstranten, immer
freilich in der Furcht vor einem neuen Waffenstillstand, dabei übersehend, daß es nun
gerade die gomaristisch-kontraremonstrantisch gesinnten Stände und Notabeln Hollands
waren, die die Übernahme der Kriegskosten auf die lange Bank schoben, indem
sie ihre Zustimmung an ein in ihrem Sinne verfaßtes politisches Regiment banden, und
daß ferner der Oranier und sein Anhang 1630 (wie auch 1633) einem neuen Waffenstillstand
keineswegs abgeneigt war, wie etwa der span. Gesandte in Brüssel, der Marqués
d’Aytona (s. Anm. 10), am 10. 6. 1630 Kg. Philipp IV. v. Spanien mitteilte. S. Joseph Cuvelier/
Joseph Lefèvre: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les Affaires des Pays-Bas. Tome VI: Supplement 1598–1700. Brüssel 1937, 321f., vgl. 356 u. ö. — Im Brief
vom 28. 4. 1630 n. St. an Schilling berichtet Mario ausführlich über die Eroberung Pernambucos
und schreibt weiter: „die Gottlose
Herminianische faction, Jst mit diser
victoria
wegen Jhreß v
ermeinten schetlichen
treuis gantz v
erschlagen“; zwar würden einige wohl
noch „etwas trotzig daruon sprechen, Jedoch so wirdt für diseß mall wilß Gott auß Jhrer
falschen
practicq nit darauß werden“ (a. a. O., Bl. 51v). In der Tat führte die Eroberung
Pernambucos zu einem bedeutenden Szenenwechsel, weil Spanien nun nicht mehr ohne
Entschädigungsforderungen einen Waffenstillstandsvertrag auf der Basis des Abkommens
von 1609 vorschlagen konnte, welchen die Niederlande und besonders die Westindische
Kompanie ablehnten. Vgl. Israel (s. Anm. 7), 238f.;
Günter, S. 145 Anm. 101 u. S.
347. Am 10. 5. 1630 n. st. beklagt sich Mario gegenüber Schilling: „wen vnser
Prinz [F.
Friedrich Heinrich] nun so vill nit mit den khirchlichen sachen bey den herrn Statten von
Holland in Jhrer Jetziger Zeit bejsamenkhunfft zu thun hette, wir sollen albereith Jm anzug
zu velt sein, welicheß allein die v
erfluechte
Herminianische secta meistentheilß mit
Jhrem vnNöttig falschen
Disputiren verhinderen thuet“ (a. a. O., Bl. 21r). Ähnlich lautet
die Kritik in Marios Brief an Schilling vom 21. 6. 1630 n. st. Er bestätigt den Erhalt eines
zweiten Briefes Schillings am Tage zuvor, in welchem wiederum Schilling den Erhalt von
vier Briefen Marios angezeigt hatte „mit einighen
Extracten, od
er tractetlen vnserer alhier
in
Hollant allein vnnutzen Gottlosen
Socinianischen v
erfluechten
disputationen, weliche
factie Jm
Collegio von
Hollant [holländ. Ständeversammlung] so vill argheß gestifft, so
vnglaublichen, aber nun lest eß sich ansehen, alß wan Gott wied
er in das mittel wolte
tretten, vnd nun die samentlichen 19 Hollandische Stette [vgl. 300921 K 32], den 17. dito
den 100. pfening [Kriegssteuer]
accordirt, neben daß d
er Prince in 3 wochen Zeitß
solle annemen 6000 wartgelderß [Waardgelders, im Bedarfsfall befristet in Dienst ge- || [
222]
stellte zusätzliche Schutztruppen der Städte u. Provinzen], vnd wir noch auf ein 3 Monat
inß velt mit Gott werden Ziehen, wohinauß ist Gott vnd vnserem grossen
Corporal [F.
Friedrich Heinrich] bekhant“. [Die Arminianer sind in der Agitation ihrer Gegner immer
wieder des Sozinianismus bezichtigt worden, einer Glaubensrichtung, die wegen Leugnung
der Dreifaltigkeit Gottes auch in den Vereinigten Niederlanden scharf verfolgt
wurde. Vgl.
REThK (1896) II, 103f. (Art. „Arminius“); Lademacher: Die Niederlande
(s. Anm. 35), 236f.]. Zwar hätten die holländ. Städte beschlossen, den Remonstranten jeweils
wenigstens eine Scheune zum Gottesdienst anzuweisen, jedoch hätten einige Provinzen
das Festhalten an den Beschlüssen der Synode zu Dordrecht und den daraufhin
ergangenen Verordnungen wider die Remonstranten gefordert. Remonstrantischen Klagen
solle weiter kein Gehör gegeben werden. Eine dagegen lancierte Intervention der Remonstranten
bei F. Friedrich Heinrich blieb zur Freude Marios erfolglos: „ist Jnen Zur
Antwortt worden, er khünte hierJnen nit helffen, wan das die h
errn
general staten in genere
guet befindten, Jhre
placaten [Verordnungen/ Edikte, s. 310113 K 32 u. 360703 K
7] vnd den
Sinodum von
Dordrecht Zu
maintenieren, khünte er nit gegen, sie müesten sie
[
lies: sich] dan darnach
reguliren, also daß Grosse hoffnung, d
er Allmechtige, durch
dise mittelen, der Teuffel seinen Khopff nit so hoch erheben solle“ (a. a. O., Bl. 49rv).
Aardenburg (Provinz Zeeland), 1604 von F. Moritz v. Oranien eingenommen.
Nijhoffs,
1f.
Aufwallung, Erschütterung, Schreck, Ärger. S. Joh. Christ. Aug. Heyses
allgemeines ... Fremdwörterbuch. 13., neu bearb. Ausg. Hannover 1865, 35. Vgl. auch
Habel/ Gröbel, 13: mlat. alterare, verändern, schlimmer machen; alteratio, Bewegung. S.
auch 300921 „alteration“. Vgl. aber eigentlich altercatio, lat., Wortwechsel, Wortzank.
„unangeme“ wohl Verschreibung oder Verballhornung von unangenehm.
Fréderic Maurice de La Tour d’Auvergne duc de Bouillon (1605–1652), Bruder des Henri
de La Tour d’Auvergne Vicomte de Turenne (1611–1675), des berühmten frz. Feldherrn.
Fréderic Maurice, der das Kriegshandwerk in den Vereinigten Niederlanden unter
seinen Oheimen F. Moritz und F. Friedrich Heinrich v. Oranien erlernt hatte, war 1630–
1641 der vierthöchste Offizier der staat. Kavallerie, zeichnete sich 1629 bei der Eroberung
von ’s-Hertogenbosch und 1632 bei der Belagerung von Maastricht aus, dessen erster
staat. Gouverneur er im selben Jahr wurde und das er 1634 erfolgreich verteidigte.
1640 gab er seinen Gouverneursposten auf und schloß sich dem Aufstand des Herzogs
Louis de Condé Gf. v. Soissons und Louis duc de Guise gegen Kg. Ludwig XIII. und Richelieu
an. Nach dessen Scheitern versöhnte er sich zwar mit Unterstützung des Oraniers
zunächst mit dem König, doch die Generalstaaten enthoben ihn 1641 aller „chargien ende
ampten“ (zit. nach
Het Staatsche Leger IV, 122). Als er sich 1642 im Aufstand mit
Gaston d’Orlé ans gegen Ludwig XIII. verbündete, verlor er Sedan an die frz. Krone.
Später kämpfte er auch gegen Kg. Ludwig XIV., zuletzt als ein Haupt der Fronde. 1651
tauschte er das Ft. Sedan gegen frz. Lehen. Vgl.
Het Staatsche Leger III, 314; IV, 53, 59,
63, 122, 185, 203, 310, 332, 339 u. ö.; [Jacques de Langlade]: Mémoires De La Vie De
Frédéric Maurice De La Tour d’Auvergne Duc de Bouillon, Souverain De Sedan: Avec
quelques particularitez de la Vie & des moeurs de Henri De La Tour d’Auvergne, Vicomte
De Turenne (Amsterdam 1693), HAB: Db 575;
ABF2 87, 174;
BAB 91, 10f.;
DBF VI, 1326f.;
Ditzhuyzen, 74f.;
Grote/ Winkler/ Prins IV, 380;
Köbler, 72; Nuntiaturberichte
Köln VII.3, Nr. 2198 Anm. 1, Nr. 2592, 2615, 2663; B. H. M. Vlekke: Een
kleinzoon van Willem den Zwijger als opperbevelhebber van het pauselijk leger, Frédéric
Maurice de la Tour d’Auvergne, hertog van Bouillon. In: Mededeelingen van het Nederlandsch
Historisch Instituut te Rome, 2. Serie, 10 (1940), 59–105.
Pz. Wilhelm
(II.) v. Oranien, der damals drei Jahre alte Sohn F. Friedrich Heinrichs, wurde am 25. 1.
1630 auf Antrag Utrechts durch die Generalstände zum General der Kavallerie ernannt.
Aitzema I, 992;
Het Staatsche Leger IV, 55, 128, 332 u. ö.; Rowen (s. Anm. 4), 77–94,
Wagenaar (s. Anm. 10) V, 60.
Thomas van Stakenbroek (Staeckenbroeck), † 1644,
seit 1610 Gouverneur der kleinen Stadt Grave in Nordbrabant; stieg vom gemeinen Rei- || [
223] ter 1606 zum Generalkommissar oder -wachtmeister, schließlich 1626 zum Leutnant-General der ndl. Kavallerie auf und nahm an allen großen Feldzügen F. Friedrich Heinrichs
in den 20er und 30er Jahren teil. Er zeichnete sich bei der Belagerung u. Einnahme
’s-Hertogenboschs 1629 aus und eroberte am 1. 9. 1629 Eindhoven, etwas später Büderich
(gegenüber Wesel), im September 1632 Limburg und andere Orte der gleichnamigen
Provinz. Vgl. Constantijn Huygens an Fn. Amalia v. Oranien, 18. 9. 1644: „Cependant
les maladies croissent, quoyque peu mortelles. Le trespas de Mons.
r de Stakenbroeck,
qui finit sa vie hier au soir, ne se peut quasi imputer qu’à une certaine fiebvre de 86 ans,
apres lesquels il est temps du mourir, mesme hors de Flandre.“ De Briefwisseling van
Constantijn Huygens IV (s. Anm. 1), 72. Seine Nachfolge als Reitergeneral trat Gf. Johann
Moritz v. Nassau-Siegen (s. Anm. 34) an. Vgl. 300924; ferner
Aitzema I, 881, 888
u. 1208f.;
BAB 642, 145; 654, 204f.;
BWN VI, 294;
Het Staatsche Leger II, 119, 222,
264, 273, 406f.; III, 14, 42, 47f., 82, 152, 214ff., 220, 248, 267, 272 u. ö.; IV, 57, 187,
191, 213, 332, 338 u. ö.;
Nuntiaturberichte Köln VII.3, Nr. 2580 Anm. 16; P. J. Blok:
Frederik Hendrik (s. Anm. 4), 26, 96 u. ö.; ders.: Geschichte der Niederlande (s. Anm.
7), IV, 365; Poelhekke (s. Anm. 4), 123, 301, 413; Wagenaar (s. Anm. 10) V, 51 u. 78;
Memoires de Frederic Henri de Nassau (s. Anm. 4), 102ff., 156 u. 163.
Gf. Hermann
Otto I. v. Limburg u. Bronkhorst (in Gelderland), Herr zu Styrum, Gemen u. Borculo
(24. 8./ 3. 9. 1592 – 7./ 17. 10. 1644), aus dem Styrumer Zweig der gfl. Familie von
Limburg. Trotz seiner kathol. Konfession 1604 Führer einer staat. Reiterkompanie;
1619 Befehlshaber eines Reiterregiments der böhm. Stände, nahm an der Schlacht am
Weißen Berge (8. 11. 1620) teil; zog danach mit den Resten seiner Reiterei in die Niederlande
und wurde 1621 in staat. Dienst übernommen. 1621–1623 Teilnahme an allen
Kriegszügen Hz. Christians d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Administrator des Stifts
Halberstadt. 1622 Leutnant-General der braunschweig. und mansfeld. Reiterei, 1623
General der Kavallerie. Flucht nach der vernichtenden Niederlage bei Stadtlohn (6. 8.
1623) nach Bredevoort; erneut militär. Bestallung durch die Generalstaaten. Aufstieg in
der staat. Kavallerie: zunächst (bis 1626) Führer der berittenen Gardekompanie F. Friedrich
Heinrichs v. Oranien, dann 1626 Nachfolger des beförderten Stakenbroek (s. Anm.
42) als Generalkommissar (-wachtmeister) der Reiterei. Als solcher nimmt er an allen
großen Feldzügen F. Friedrich Heinrichs v. Oranien teil. 1630 Leutnant-Statthalter der
Prov. Overijssel, 1635 Gouverneur von Groenlo (Grol)/ Gelderland, von 1641 bis 1644
Nachfolger von Otto van Gent (s. 300924) als Gouverneur von Wesel (Hzt. Kleve). Vgl.
Anm. 42 und 310224 K 20 u. 21); ferner
Aitzema I, 582;
BAB 654, 204f.;
BWN VI,
333;
EST XVIII, T. 5;
Gauhe II, 1127ff.;
Het Staatsche Leger II, 237, 245, 363, 367,
369; III, 78f., 88, 108, 150, 160, 227, 291, 293 u. ö.; IV, 10, 17ff., 188, 190, 202, 213,
326, 332, 342 u. ö.;
Hübner: Tabellen II, T. 417;
NNBW VII, 753;
Nuntiaturberichte
Köln VII.3, 371; Mörke (s. Anm. 4), 118; Geschiedenis der Graven van Limburg Stirum,
Deel III, Bd. 1: A. P. van Schilfgaarde: De Graven van Limburg Stirum in Gelderland en
de Geschiedenis hunner Bezittingen. Assen 1961, S. 6–9, 49–63, Inv. Nr. 104–157; Princely
Display (s. Anm. 4), 64, 68, 221; De Briefwisseling van Constantijn Huygens (s.
Anm. 1) I (1911): 1608–1634, 208, 384; II (1913): 1634–1639, 3, 90, 385, 472, 483, 491,
521; III (1914): 1640–1644, 34, 109, 122 u. ö.; Tiethoff-Spliethoff (s. Anm. 1), 43f.
Gf. Johan (Joan/ Jan) Wolfert van Brederode, heer van Vianen, Ameide, Noordeloos u.
Kloetinge (12. 6. 1599 – 3. 9. 1655); seit 1623 Obrist eines Infanterie-Regiments, 1626–1630 Kommandeur der Garnisonen in der Provinz Utrecht, seit Jan. 1630 Gouverneur
von ’s-Hertogenbosch, 1636–1642 Meistergeneral der ndl. Artillerie, 1642 als Feldmarschall
der staat. Armee Nachfolger Gf. Wilhelms v. Nassau-Siegen (s. Anm. 21), dessen
Schwager er aufgrund seiner ersten Ehe mit Gfn. Anna v. Nassau-Siegen (1594–1636)
war. In 2. Ehe heiratete er 1638 Gfn. Louisa (Christina) v. Solms-Braunfels, jüngste
Schwester der Gattinnen F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, Amalia, und Burggf. u. Herr
Christophs zu Dohna, Ursula.
BWN I, 389f.;
EST XVIII, T. 40;
Grote/ Winkler/ Prins || [
224]
IV, 503f.;
Het Staatsche Leger III, 64, 170, 173, 175, 253 u. ö.; IV, 129, 192, 221, 230,
260, 271, 274, 277, 326, 332, 333, 338 u. ö. sowie Bijlage Xd (genealog. T.); V, 7, 105,
399, 461, 467, 524 u. ö.;
Israel, 710, 722f., 730;
Nijhoffs, 100;
NNBW X, 125f.; Jochen
Becker: „Groote costen en magnificien“. Die Haager Hochzeit von 1638 — Formen u.
Funktionen eines Festes. In: Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek. 49 (1998), 209–253;
Mörke (s. Anm. 4), 256.
Nicot, 482: „Auoir quelque pique & rancune contre quelqu’vn,
Simultates cum aliquo habere, vel gerere.“ Zu frz. pique, nl. pieke für Pike, Pieke
oder Picke, Infanteriespieß oder Reiterlanze. Vgl.
DW VII, 1847. Nicht bei Wander.
Adoni Bezek, kanaanitischer König, von den Judäern geschlagen, gefangen genommen
und verstümmelt. Ri I, 4–7. — Hier: Jacob Fockens (Focanus): Adoni-Beseck of Lex
Talionis. dat is Rechtveerdighe straffe Godes over den Tyrannen. Een Meditatie, off
Discours over de Historie van den Coning Adoni-Beseck beschreven Judicum I. cap. ende
gheappliceert op den Coning van Spaignen. Delft 1629. S. Willem P. C. Knuttel: Catalogus
van de Pamfletten-Verzameling berustende in de Koninklijke Bibliotheek. (8
Tle. in 10 Bdn.; Tl. 8 Supplement) ’s-Gravenhage 1890–1920, Ndr. Utrecht 1978, 1. Tl.,
2. St., Nr. 3922; J. K. van der Wulp: Catalogus van de Tractaten, Pamfletten over de Geschiedenis
van Nederland, aanwezig in de Bibliotheek van Isaac Meulman. 1. Tl. 1500–1648. Amsterdam 1866, Nr. 2087. Dritte Aufl. Leeuwarden 1643 nach ebd., Nr. 2088.
Diese Schrift rät von allen Friedensverhandlungen mit Spanien strikt ab. Eine deutsche
Übersetzung erschien 1632 anonym im Verlag Endter zu Nürnberg: Adoni-Beseck Ein
vortrefflicher vnd außführlicher Discurs vom Lege Talionis: Oder Rechtmessigen Straffe
Gottes über die Tyrannen. ... So ... allen auffrichtigen Patrioten/ durch einen Liebhaber
deß Vatterlands gestellet. Und anjetzo auß dem Niderländischen in vnser Hochteutsch
übergesetzt worden. (ULB Halle u. HAAB Weimar). Für freundliche Mitteilung danken
wir Jürgen Weber, HAAB Weimar, und Marcus Stark, ULB Halle. Zur „Lex Talionis“
(Auge um Auge, Zahn um Zahn) s. auch 250413 K I 10; vgl. Handwörterbuch zur dt.
Rechtsgeschichte (HRG). Bd. 5. Berlin 1998, 114–118;
Zedler XLI, 1567f.
Nl. octrooieren,
zulassen, bewilligen, privilegieren. Vgl. nl. octrooi, amtliche Ermächtigung,
Bewilligung, Lizenz, Privileg.
Kramer (1759) I, 1065;
WNT X, 32f.
Statt richtig:
geben. — Die Flugschriften- u. Traktatliteratur der späten 20er Jahre bis 1630 über das
Für und v. a. das Wider einer Neuauflage des Waffenstillstands mit Spanien, begleitet
von heftigen politisch-religiösen Konflikten in den Generalstaaten und insbesondere in
der Provinz Holland (vgl. Anm. 35 u. 36), läßt sich mit mehreren Dutzend Titeln belegen.
Welche davon Mario Schilling übersandte, ist, abgesehen von Fockens’
Adoni-Beseck
(s. Anm. 46), weder aus dem vorliegenden Brief noch aus den späteren Schreiben
Marios zu entnehmen. Vgl. den oben (Anm. 20 u. 36) zit. Brief Marios vom 21. 6. 1630
n. St. Deutet Mario im folgenden an, daß er von all den Schilling gesandten Traktaten
allein den
Adoni-Beseck übersetzt hat?
Mit ihm, dem span. König. Über die
Durchsetzung der Kriegspolitik der Mehrheit der Städte, die religiösen Parteien und die
Haltung F. Friedrich Heinrichs berichtet Mario ausführlicher in seinem Brief vom 21. 6.
1630 n. St. Vgl. Anm. 35 u. 36.
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg und seine Gattin
Eleonora Sophia (TG 39).
In seinem Brief vom 21. 6. 1630 n. St. (s. Anm. 20 u. 36)
rechtfertigt sich Mario in dieser Sache eingehender: „nun bej 3 Jahren hero, habe ich Jhr
F. G. ein Buech, so mir Gr.
Maurice von
Nassau etc. geben Ihr F. G. zu v̈bersenden, welicheß
ich auch gethan, vnd woll v
erwarth, einem
Pommerischen von Adel
Peter Klest [v.
Kleist] genant nacher
Hamburg mit geben, so mir belobt, das buech selbsten ein zuhendigen
weiln aber d
er khrieg selbiger Zeit, dero
contrayen starckh war, ist der guete gesell
gefangen worden, das Buech aber
in saluo bliben, worv̈ber ich etliche mallen nach
Hamburg
geschriben, an
Cap. Jost Nolde, der das Buech in seine v
erwahrung genumen, daß
er woll solle zuesehen, solicheß mit gahr gewisser gelegenheit Jhr F. G. zu v̈bersenden,
weiln eß sich aber mehr alß ich woll v
erhoffet mit dem zu v̈bersendung; v
erweyllet, habe
ich vnder dessen ein schreiben Empfangen, von Jhr F. G. nit alß wan ich Jhr F. G. Jemalß || [
225]
alß wie ein Ehrlicher mahn vnd
erthenig aufgewarttet, sondern palt wie ein huntßJunge,
mit scharpfen wortten
tractirt bin worden, so mich auch nun mehr in meinen alten daghen
etwas schmertzlichen für khumbt, Jedoch achte ich eß nit, allein gibt eß mir nachdenckh
en
ob hinfüro meine schreiben wurden angeneme sein, [...] Dar mit ich aber -
verificiren
- khan, daß darnach Jhr F. G. solicheß Buech noch und
erthenig sey eingeliffert worden,
sende ich dem herrn Brud
ern hierbej
Copie, dero
recipis deß Khauffmanß, so das
Buech so lang vnd
er handen gehabt, vnd nur auf gelegenheit gewarttet durch zu bringhen,
weliche
recipis er mir durch
Cap. Jost Nolden den v
ergangen
Januarj zugesanden,
bitt den herrn Brud
ern mir in kheinem wegen auf Zu nemen, daß ich eß also lange mache,
ist allein zu dem Ente beschehen, ob er wan sich die
occasion solle zuetragen, daß
Jhr F. G. deß herrn Brud
erß sein, wie auch mein G. F. v. h. [F. Ludwig] möchte fragen,
wie eß khumen thet, mich so vngehorsamblichen gegen meinen G. F. v. h. Fürst
Christian
erzeigen thet, vnd niemalß schribe, daß d
er herr Bruder Jedoch in
silentio Jhr F. G. etwas
daruon berichten khunte, thue mich dem herrn Brudern dero
bona grace, neben Ime
sambt seiner hertzliebsten dienst-freundlicher grüessung, vnß sambentlichen dem Allerhöchsten
Empfelichen“ (a. a. O., Bl. 50r). Vgl. auch 300924 u. 310113. — Die beiden
Briefstellen lassen eine sichere Identifizierung des Buchs kaum zu. Schon aus chronologischen
Gründen auszuschließen ist, daß der bereits 1625 gestorbene F. Moritz v. Oranien
(1567–1625) gemeint sein könnte. Als Buchgeber käme demnach nur noch, und
wohl plausibler, Gf. Johann Moritz v. Nassau-Siegen, „der Brasilianer“ (1604–1679) in
Betracht (vgl. Anm. 34). Gf. Johann Moritz wurde durchaus nur mit seinem zweiten Vornamen
benannt und zeichnete auch selbst so (s. Driesen [s. Anm. 25], 360ff.). Vgl.
Ditzhuysen,
197ff. Zu Marios guter Bekanntschaft mit Gf. Johann Moritz vgl. auch 300921
K I 4.
Zu nl. belasten, v., aufbürden, befehlen. Vgl. Anm. 24.
Zu frz. hasarder,
v., wagen, in Gefahr bringen.
DW IV.2, 524.
Reise Christians II. zum Kaiser
nach Wien (Ankunft dort am 28. 11. 1629 a. St.), wo er auf Empfehlung Wallensteins u.
a. eine Pension von Haus aus erbittet. Ausführlich in
Christian: Tageb. VII, Bl. 251rff.,
insbes. 259rff.
Burggf. und Herr Christoph zu Dohna hatte sich 1628 mit seiner
Familie in Delft niedergelassen (vgl. 280218 K 5). Er stand in enger Verbindung zum
Oranierhof in Den Haag, wo später auch seine Söhne (vgl. K I 19 u. 20) erzogen wurden.
Abgesehen von der zurückgezogenen Abordnung Dohnas zu den Neutralitätsverhandlungen
mit Kurköln und der Liga (Anm. 10) erfahren wir aus der ersten Jahreshälfte
1630 auch, daß der Burggraf Kg. Friedrich I. v. Böhmen bei dem Besuch von dessen studierenden
Söhnen nach Leiden begleitete. Vermutlich ist es dieselbe Visite, bei der auch
Pgf. Wolfgang Wilhelm dem Winterkönig und dessen Gemahlin das Geleit gab (s. Anm.
10, 16 u. 20). Mario teilte Schilling am 14. 9. 1630 Näheres dazu mit (a. a. O., Bl. 40rf.).
— Weitere Nachrichten über Dohnas Lebensumstände bis zu seiner Abreise nach Orange
liegen uns nicht vor. Im Sommer 1630 hatten eilends abgesandte Kommissare F. Friedrich
Heinrichs unter seinem Rat Johan de Knuyt ein Komplott des eigenmächtig regierenden
Gouverneurs Valckenburg (oder Valckembourg, seit 1620 in diesem Amt) vereitelt,
der F. Friedrich Heinrichs striktes Neutralitätsgebot ignorierte und das Ft. mit seiner
starken Zitadelle 1628 zunächst den Hugenotten unter dem Duc Henri de Rohan
(vgl. 271201A), dann wiederum der Krone Frankreich hatte zuspielen wollen. Nach vergeblichen
Verhandlungen mit Valckenburg, der eine freiwillige Aufgabe seines Amtes
verweigerte, wurde er im Juni 1630 in einem Handstreich gewaltsam abgesetzt, wobei er
tödlich verwundet wurde. Anfang Juli hatte F. Friedrich Heinrich von dem erfolgreichen
Ausgang der Mission Knuyts Nachricht erhalten. Ob er Dohna bereits früher oder erst
jetzt zum neuen Gouverneur von Orange ernannte, geht aus den uns vorliegenden Quellen
nicht hervor. „Gestern“, so teilt Mario Schilling am 30. 8. 1630 n. St. mit (a. a. O., Bl.
37v), „ist herr
Christoff von
Dhona, alß
gouuerneur von dem Fürstenthumb
vranien von
hier verreist“. D. h.: Am 19. 8. a. St. brach Dohna von Den Haag, wo er zuletzt noch eine
freimütige Unterredung mit dem ihm von früher bekannten Pgf. Wolfgang Wilhelm v. || [
226] Neuburg (s. Anm. 16) geführt hatte, nach Orange auf. Am 5. 9. traf er in Calais ein, von
wo er nach Paris weiterreiste. Dort machte er dem Bruder des Königs (Gaston duc d’Orléans), der diesen während seiner Abwesenheit in Oberitalien vertrat, seine Aufwartung
und eilte sodann weiter nach Lyon, wohin Kg. Ludwig XIII. erkrankt von Savoyen/
Oberitalien (2. Feldzug nach Mantua) zurückgekehrt war; trotz nochmaliger Zuspitzung
der Krankheit Ende September sollte sich Ludwig Anfang Oktober wieder erholen. Vgl.
Aitzema I, 1072; Aegidius Galiardus: Le Tableav dv ... Frederic-Henry ... Prince
d’Orange, Comte de Nassau (Genf 1641), 127ff., 132 [HAB: QuN 67 (4)]; Les Papiers
de Richelieu. Section politique intérieure. Correspondance et Papiers d’Etat. Pierre Grillon
(Ed.) V: 1630. Paris 1982, 497ff., 579ff.; Carl J. Burckhardt: Richelieu. 3 Bde. u. 1
Reg.bd. München 1961–1967, I, 414ff. — Kd. Richelieu und Bouthillier drückten Dohna
nach 14 Tagen Wartezeit die Zufriedenheit des Königs über seine Ernennung aus. Vgl.
300921. Dohnas Sohn Friedrich (vgl. Anm. I 20) hielt dazu allerdings fest: „Ce Cardinal,
enragé de voir que Frédéric-Henri s’était pu faire justice avec tant de hauteur par ses propres
mains à deux cents lieues de chez-lui dans le coeur du royaume et voyant avec une
extrême jalousie cette forteresse entre les mains d’un Prince étranger, dit au Burgrave
que cela était contraire à la gloire du Roi, qui pouvait donner satisfaction ailleurs au
Prince d’Orange, s’il voulait voir la complaisance de faire raser cette citadelle. A quoi le
Burgrave réspondit que ses ordres ne portaient pas cela, mais bien de s’en retourner en
Hollande en cas que sa personne déplût au Roi, qu’il n’était nullement nécessaire à Orange,
où il avait envoyé son lieutenant [Sr. J. van Santen, Leutnant in der Garnison des Kastells
v. Orange], pour soulager le Sr. Knuyt, qui y commandait en chef en son absence.
Le Cardinal, voyant qu’un autre pourroit s’acquitter de cet emploi aussi bien que le Burgrave,
le laissa passer outre.“ (Les mémoires du Burggrave et Comte Frédéric de Dohna
... 1621–1688. Hg. H. Borkowski. Königsberg i. Pr. 1898, 29.) — Am 15. 10. 1630 traf
Christoph in Orange ein, begrüßt von Stadt, Ständen, Parlament und Kommissar Knuyt.
Dohna begann sofort mit einer umfassenden und erfolgreichen Reorganisation der Regierung
und brachte dem unruhigen Fürstentum inneren Frieden. Er reformierte das heruntergekommene
Gymnasium (collège), gründete eine Buchdruckerei, ließ einen neuen
reformierten Tempel errichten und genoß wegen seiner Toleranz und Gerechtigkeitsliebe
auch die Hochachtung des katholischen Bevölkerungsteils. Auf Bitten der Bevölkerung
und der lokalen Autoritäten ernannte F. Friedrich Heinrich nach Christophs Tod am 1.
7. 1637 dessen Witwe Ursula zur Gouverneurin. Der Augenzeuge Joseph de la Pise sieur
de Maucoil aus Orange, ein Gegner Dohnas, hat die Ereignisse vom Sommer 1630 und
die Entmachtung Valckenburgs sehr genau geschildert in seiner Schrift: TABLEAU DE
L’HISTOIRE DES PRINCES ET PRINCIPAVTÉ D’Orange. Divisé en quatre Parties
... commençant a Gvillavme av Cornet premier Prince D’ORANGES. Jusques a Frederich-Henry de Nassaw âpresent Regnant (A La Haye 1639: Theodore Maire), 869–891
(genaue Beschreibung der Entmachtung Valckenburgs; danach folgt nur ein summarischer
Bericht über die politisch-militärischen Leistungen F. Friedrich Heinrichs bis zum
Jahr 1637; Dohnas Gouvernement in Orange wird nicht behandelt); HAB: 44. 18 Hi. 2°.
Vgl. ferner
Groen van Prinsterer III, 22f., 27ff.;
Het Staatsche Leger V, 543; Mörke (s.
Anm. 4), 119; Spanheim (s. Anm. 10), 310f., 316ff. sowie
Aitzema I, 1030ff.; P. J. Blok:
Geschichte der Niederlande (s. Anm. 7), IV, 378; ders.: Frederik Hendrik (s. Anm. 4),
89f., 132f.; Commelyn (s. Anm. 4) I, 10–13; Poelhekke (s. Anm. 4), 317f.; Volker Press:
Das Haus Dohna in der europäischen Adels-Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts.
In: Reformatio et Reformationes. FS f. Lothar Gf. zu Dohna zum 65. Geb. Hg. Andreas
Mehl u. W. C. Schneider. Darmstadt 1989, 371–402, 391ff.; De Briefwisseling van Constantijn
Huygens (s. Anm. 1) I (1911): 1608–1634, 337ff., 342, 344, 380, 393, 469; II
(1913): 1634–1639, 34, 43f., 138, 209, 242, 244ff., 254f., 259, 283, 287ff., 299f., 340,
350, 358 u. ö.; Siegmar Gf. Dohna: Die Dohnas. Aufzeichnungen über die Vergangenheit
der Familie Dohna. Theil I. Berlin 1877, 202ff.; dass., Beiheft 3:Übersicht der Auf- || [
227]
zeichnungen aus der Vergangenheit der Familie Dohna. Th. I. Berlin 1877, 38f.; dass.
Theil IIa: Les Comtes Dona à Orange de 1630 à 1660. Traduit de l’Allemand par L.
Bourgeois. Berlin 1878, 1–11; Robert Meister: Das Fürstentum Oranien. Berlin 1930
(Romanische Studien, 23), Ndr. Nendeln/ Liechtenstein 1967, 49ff.; A. de Pontbriant:
Histoire de la Principauté d’Orange. Avignon/ Paris/ La Haye 1891, 188–198, insbes.
197f., 412ff.; A. Waddington: Une intrigue secrète sous Louis XIII. Visé es de Richelieu
sur la Principauté d’Orange. In: Revue Historique 58 (1895), 276ff.; Wagenaar (s. Anm.
10) V, 66. Vgl. auch 300725 K 10. Aufschlüsse über Dohnas Aktivitäten vor, bei und
nach Antritt des Gouvernements in Orange versprechen auch jene Papiere aus seinem
Nachlaß, die aus dem ehemals Fürstl. Dohna’schen Familienarchiv in Schlobitten ins Geheime
Staatsarchiv — Preußischer Kulturbesitz zu Berlin gelangt sind (VI. HA, Fürstl.
Hausarchiv Dohna-Schlobitten: Christoph zu Dohna, Karton „Frankreich, Zeitungen,
Innere Politik“ und Karton „Frankreich, Reformierte Kirche“).
Die in der Erweiterung des
GB 1629 bis etwa Ostern 1630 hinzugefügten Impresen und
Gedichte. S. oben Anm. 2.
K I
Die undatierte Nachschrift Johann v. Marios (FG 100) läßt sich aufgrund der Aussagen
über die zurückgezogene Abordnung Burggf. und Herr Christophs zu Dohna (FG
20) zu den Neutralitätsverhandlungen der Generalstaaten mit Kurköln und der Liga
(vgl. K 10) auf das Frühjahr 1630 datieren. Sie kann allerdings mit letzter Sicherheit keinem
der überlieferten Briefe Marios an Friedrich v. Schilling (FG 21) aus dieser Zeit zugeordnet
werden. In Frage kommen 300410, aber auch die Briefe vom 28. 4. n. St. (a. a.
O., Bl. 51r–52v), 3. 5. n. St. (a. a. O., Bl. 53r–54v), 10. 5. n. St. (a. a. O., Bl. 21rv), sowie
ein verschollener Brief vom 30. 4. n. St., zu dem ein in der Akte erhaltenes Postskriptum
(a. a. O., Bl. 12rv) gehört haben mochte. Daher bringen wir das Postskriptum hier als
Beilage. Die im folgenden angeführten, von Mario gegrüßten Fruchtbringer waren ihm
wohl alle aus seiner Dienstzeit bei F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) bekannt.
Auch in späteren Briefen ergehen Grüße an „alle guete herrn vnd Freundte“ oder sogar
ausdrücklich an die FG-Mitglieder. Vgl. Marios Briefe vom 14. u. 30. 8. 1630 n. St. (a. a.
O., Bl. 44v, 37v), 300921 und 360703.
1 Burkhard v. Erlach (FG 52).
2 Gebhard Friedrich v. Krosigk (FG 81).
3 Hempo v. dem Knesebeck (FG 88).
4 Recte: Der Räuchernde, Wilhelm v. Proeck (FG 16).
5 Der Vielgekörnte, Diederich v. dem Werder (FG 31).
6 Tobias Hübner (FG 25).
7 Georg Haubold v. Einsiedel (FG 138).
8 Hermann Christian (v.) Stammer (FG 137).
9 Recte: Der Beschlossene, Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108).
10 Hans Ernst v. Börstel (FG 41).
11 Heinrich v.
Sandersleben (FG 34).
12 Recte: Der Unentbehrliche, Wolf (v.) Schlegel (FG 72).
13 Statt: waren oder wären
14 Magnus Laurwaldt (FG 99). Vgl. 310224 K 9 u.
310311. Er ist in ndl. Kriegsakten unter dem Namen Magnus van Lautherwalt erst 1632
als Luitenant-kolonel im Infanterie-Regiment des Obersten Thomas Ferentz (s. Anm.
15) belegt, hat diese Charge aber nach Aussage Marios offenbar schon früher innegehabt,
jedoch nicht in regulären „Repartitions“-Truppen der Republik (vgl. dazu
300924).
Het Staatsche Leger IV, 255, 288.
15 Thomas Ferentz (†1647), deutscher
Oberst, seit 1629 in ndl. Dienst. In diesem Jahr hatten die Generalstaaten anläßlich der
Belagerung von ’s-Hertogenbosch neue Truppen angeworben, u. a. solche, die zuvor im
Dienst des vom Kaiser geschlagenen Kgs. Christian IV. v. Dänemark gestanden hatten
(vgl.
Documenta Bohemica IV, Nr. 640), darunter das Regiment des Thomas Ferentz,
dessen 10 Kompanien sich am 27. 7. 1629 in Hamburg eingeschifft hatten und nach ihrer
Ankunft in Holland nach Utrecht gesandt wurden. Nach dem erfolgreichen Feldzug von
1629 — Eroberung von Wesel und ’s-Hertogenbosch — wurde Ferentz’ Regiment wie
viele dieser neu geworbenen, auf keiner regulären Repartition (s. 300924 K 17) stehenden
und daher stets schlecht bezahlten und versorgten Truppen Gf. Wilhelm v. Nassau- || [
228] Siegen (s. K 21) unterstellt und in den Jülich-Klevischen Erblanden einquartiert. Vgl.
300924. Ferentz selbst wurde von Gf. Wilhelm nach Den Haag gesandt, um ausstehende
Soldgelder einzufordern. Nach dem Abzug der Truppen aus den jülich-klevischen Erblanden
im Frühjahr 1631 (gemäß dem Räumungsakkord vom August 1630, s. 310113
Anm. 12) wurden die Soldaten als „waardgelders“ (s. K 33) in den Niederlanden stationiert.
Het Staatsche Leger IV, 30, 41f., 45ff., 103f., 219, 221, 254, 255, 288, 316, 339,
357. — In den Tagebüchern Gf. Wilhelm Friedrichs v. Nassau-Dietz (1613–1664), seit
1640 Statthalter der Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe, begegnet uns in jeweils
mehrfacher Nennung neben Thomas Ferentz, auch „d’oude Ferentz“ genannt, ein
weiterer dt. Oberst Enno Ferentz, der vielleicht sein jüngerer Bruder, möglicherweise
sein Sohn war. Letzterer wurde am 31. 8. 1644 a. St. zum Gouverneur von Sas van Gent
ernannt. S. Gloria Parendi. Dagboeken van Willem Frederik stadhouder van Friesland,
Groningen en Drenthe 1643–1649, 1651–1654. Uitg. J. Visser. Den Haag 1995, 70f., vgl.
24, 38, 46, 157 u. ö. Der 1633 in diplomatischer Mission zu Axel Oxenstierna (FG 232)
gesandte, zeitweise als Kommandant der Stadt Limburg fungierende Oberst Ferentz war
Enno. Vgl.
Aitzema II, 74; Memoires de Frederic Henri de Nassau (s. K 4), 136, 164,
344, 361. S. 310224 u. 310311.
16 Ursula v. Hatzfeld zur Wildeburg, vermählt mit
Burkhard v. Erlach (Anm. 1). Vgl.
Beckmann VII, 217. Zum besonderen Verhältnis Marios
zu Erlach vgl. 301001, 310113, 310224 K 17, 360703 und Marios Briefe vom 20. 2.
1631 n. St. (a. a. O., Bl. 27r) und 4. 4. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 59r–60v), in welch letzterem
er seinen Wunsch nach einem Besuch der Familie des Gesunden betont.
17 Aus
der Ehe Burkhards und Ursulas v. Erlach gingen drei Söhne und fünf Töchter hervor:
Christian Wolfgang (1601–1623), Burchard (1613–1631), Augustus Ernst (1616–1684).
Die älteste Tochter, Anna Lucretia († 1630), vermählte sich am 6. 12. 1624 mit Hempo
v. dem Knesebeck (Anm. 3 u. 310113), alle anderen, deren Namen Beckmann nicht überliefert,
also auch die von Mario eigens genannte Johanna Barbara, sollen unverheiratet
geblieben sein. Vgl.
Beckmann VII, 217f.;
Gauhe I, 384f. Vgl. auch den Eintrag in
Christian:
Tageb. XII, 28vf. (4. 4. 1633): „
Zeitung das Burckardt von Erlach des Marschalcks
anderer Sohn, von den pawren erschlagen seye. Sein ältester Sohn, Christian genandt, so
in d
er Pfaffenmütze [Papenmutz, 1620 erbaute ndl. Rheinfestung nahe Bonn, im Dezember
1622 von den Spaniern erobert, 1630 geben die Spanier die Festung auf] lag vndt
Fendrich war, ist auch auf einer parthey [Streifzug] außseyende, erschlagen worden. Jst
also der gute alte Mann vnglücksehlig, hat nur noch einen eintzigen erben
Augustus
Ernst vbrig, welcher newlich auch todtkranck gewesen.“
18 Burggf. und Herr Christoph
zu Dohna (FG 20). Vgl. K 10 u. 55.
19 Wilhelm Belgicus (Delft 7. 1. 1630 –
Orange 23. 8. 1632). Spanheim vermeldet nur knapp die Geburt eines Sohnes im Jahre
1630, bzw. die Geburt zweier Söhne: eines noch in Holland getauften „Belgicus“ und eines
bereits in Orange getauften (Theodor) „Auraicus“ (1632–1642 in Holland. Der Beiname
ist auf den Taufort zurückzuführen.). Vgl. Spanheim (s. K 10), 310, 363;
EST
XIX, T. 127;
Hübner: Tabellen IV, T. 797 und 799; Press: Das Haus Dohna (s. K 55),
393ff.
20 Christoph Delphicus wurde wie seine Brüder zunächst in den Niederlanden
erzogen, dann 1639 für einige Jahre am Hof der regierenden Lgfn. Amalia Elisabeth v.
Hessen-Kassel, geb. Gfn. v. Hanau, einer Nichte F. Friedrich Heinrichs v. Oranien.
1652 Beginn seiner Karriere in Schweden, die ihn auf verschiedene Gouverneursposten
(Marienburg in Pr.; Bremen/ Verden; Falster/ Moen/ Lolland) und 1666 ins Amt eines
schwedischen Feldmarschalls führte. Im August 1658 in Oldesloe vermählt mit Anna,
Tochter des Reichsadmirals Greve Gabriel Bengtsson Oxenstierna af Korsholm och Wasa,
einem Vetter des Reichskanzlers Axel Oxenstierna. Vgl.
EST XIX, T. 127;
Het Staatsche
Leger V, 50, 200; Siegmar Gf. Dohna: Die Dohna’s. Aufzeichnungen über die Vergangenheit
der Familie Dohna. Beiheft 1. O. O. u. J., Stammtafel 4: Die preußischen Linien
der Dohnas; Ders.: Die Dohna’s II. Theil. Aufzeichnungen über die Vergangenheit
der Familie Dohna. Theil II: Die Dohna’s unter dem großen Kurfürsten. Berlin 1880, || [
229]
passim (über Friedrich, Christian Albrecht und Christoph Delphicus); dass. Beiheft 6:
Übersicht über die Dohna’s unter dem Großen Kurfürsten. Berlin 1880, passim (Ergänzungen
zu den Viten Friedrichs, Christian Albrechts und Christoph Delphicus’); Mörke
(s. K 4), 120.
21 Gaspar van Vosbergen (d. J.) (†1649), Ritter und Herr von Issellaar
und Cats, aus vornehmem zeeländischen Geschlecht. 1590 Studium der Rechte in Leiden,
seit 1598 Deputierter der Stadt Veere (vgl. 301011) bei der zeeländ. Rekenkamer,
1603 Rat der Stadt Veere, 1609 Ratsherr im Hohen Rat von Holland, Zeeland und
Friesland. (Der „Hoge Raad“, einst der oberste Gerichtshof der Niederlande in Mechelen,
nach der Separation in den Nordprovinzen ein von Holland eingerichtetes Appellationsgericht,
dessen Jurisdiktion sich aber nur noch die Prov. Zeeland unterwarf, so daß
der Hoge Raad niemals die höchste gerichtliche Zentralinstanz der ganzen Republik
wurde. Vgl. Price [s. K 36], 150f.;
Nijhoffs, 262.) Vosbergen war seit 1626 Abgesandter
der Provinz Zeeland bei der Versammlung der Generalstaaten, Vertrauter der Fürsten
Moritz und Friedrich Heinrich v. Oranien, die sich seiner in vielen Gesandtschaften bedienten,
z. B. bei den Verhandlungen mit Kurköln 1630 (s. K 10) oder bei den erneuten
Verhandlungen 1633 mit Kurköln, Pfalz-Neuburg und dem Bf. v. Osnabrück um Neutralität und Truppenabzug. S. auch 290216 I. Vgl.
BAB 713, 364–367, 380–396;
BWN
VII, 118f.; Blok: Geschichte der Niederlande (s. K 7), IV, 284, 319, 400.