Hzn. Anna Sabina (1593–1659; TG 36), geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg,
am 1. 1. 1618 vermählt mit Hz. Julius Friedrich v. Württemberg-Juliusburg (1588–
1635) [s. 270406 K 5], einem jüngeren Bruder der Herzöge Johann Friedrich von W.-
Stuttgart und Ludwig Friedrich v. W.-Mömpelgard. Vgl. Anm. 6 u. 18. Die Hochzeit
fand am 1. 1. 1618 in Sonderburg statt, das herzogliche Paar nahm seinen Wohnsitz zuerst
in Brenz, 1619 dann dauerhaft in der Residenz Weiltingen, bis es diese aus Sicher- || [
238] heitsgründen
1629 verließ (s. Anm. 18). Vgl. die genealogische Tafel der zu Weiltingen
residierenden Linie (Nr. 9) in: 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung f. Land
und Volk. Hg. Robert Uhland. Stuttgart [u. a.] 1984, 406.
Unbestimmt. Ob ein nach
Wolfgang Ratkes Methode (s. unten) unterrichtender Lehrer jemals nach Brenz gelangte,
ist unbekannt. Nach dem Tode Hz. Julius Friedrichs wurden einige Söhne Hzn.
Anna Sabinas zur Erziehung an den Hof Hz. Ernsts v. Sachsen-Gotha (FG 19) geschickt.
Vgl. 900 Jahre Haus Württemberg, a. a. O. (s. Anm. 1), 379.
Dr. Johann Oswald aus Mömpelgard; Magister 1617; Martini 1623 Hofarzt in
Stuttgart; 1627/28 Inspektor des Stuttgarter Laboratorium chymicum. 1633 entlassen
(war kurzzeitig schon Martini 1629 entlassen). Imm. U. Tübingen 18. 8. 1633 als „Johann
Oßwaldt, medicinae doctor, zue Büehel, Hirsaw vnnd Rieth, Frst. W[ü]rt[tembergischer]
Rhat“. Vgl.:
Pfeilsticker, § 347 u. 1147;
Mat. Tübingen II, Nr. 22507 (S. 203).
Der bei
Adelung V, 1264f. erwähnte, aus Balingen gebürtige Pädagoge Johann Oswald
(1627 Magister, Professor Musices 1629, darauf Kloster-Präzeptor in Adelberg, kurz
danach Präzeptor am Stuttgarter Paedagogium und 1650 Pädagogearche, † 29. 9. 1654)
ist wohl nur ein Namensvetter, ebenso die in
DBA (vgl. 553/ 376f.; 922/ 185ff.) Genannten.
Vgl. Hzn. Anna Sabinas Brief an Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt
(TG 1) v. 26. 12. 1628 (FB Gotha: Chart. B 856, Nr. 15). Demnach war es Anna Sabina
nicht möglich, ein Schreiben Anna Sophias an Oswald diesem zuzuleiten: „ist mir aber
nichts vonn ihm bewust hab ihn auch nicht gesehn [...]“.
Hz. Ludwig
Friedrich v. Württemberg-Mömpelgard. Die Gft. Mömpelgard (frz. Montbéliard) war
1397 zusammen mit Clerval, Granges u. Passavant durch Heirat an die Grafen v. Württemberg
gefallen. Sie wurde dort immer wieder Nebenlinien zugeteilt (
Köbler, 343f.;
Walter Grube: 400 Jahre Haus Württemberg in Mömpelgard. In: 900 Jahre Haus Württemberg
[s. Anm. 1], 438–458, insbes. 448). Ludwig Friedrich führte seit dem Tode seines
in Stuttgart regierenden Bruders Johann Friedrich (†18. 7. 1628) die vormundschaftliche
Landesregierung für seinen Neffen Hz. Eberhard. Das Land war verschuldet und
verarmt, insbesondere seit dem kaiserlichen Restitutionsedikt vom September 1629, das
im Schutze Wallensteinischer Truppen seit 1630 in Württemberg durchgesetzt wurde.
Zudem war es durch Einquartierungen (seit Januar 1628) und Durchzüge kaiserlicher
Kriegsvölker bedrückt. Ludwig Friedrich, zermürbt in schweren politischen Auseinandersetzungen
mit dem Kaiser, mußte sich krank im November 1630 nach Mömpelgard
zurückziehen, wo er am 26. 1. 1631 starb. Im März 1631 wurde er beigesetzt. Die Vormundschaft
über seine hinterlassenen Kinder und die Regierung Württembergs übernahm
sein jüngerer Bruder Hz. Julius Friedrich (vgl. Anm. 1). Unter seiner Regierung
wendete sich aufgrund der Siege Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden das Blatt zugunsten
des Herzoghauses. Vgl. allgemein Christian Friedrich Sattler: Geschichte des Herzogthums
Würtenberg unter der Regierung der Herzogen. 7. Tl. Ulm 1774, 1ff., (zu Julius
Friedrich) 32ff.; Hermann Ehmer: Württemberg. In: Die Territorien des Reichs im Zeitalter
der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650. Bd.
5: Der Südwesten. Hg. Anton Schindling u. Walter Ziegler. Münster 1993, 168–192,
188f.; Wolfgang v. Hippel: Eine südwestdeutsche Region zw. Krieg und Frieden — Die
wirtschaftlichen Kriegsfolgen im Herzogtum Württemberg. In:
Krieg und Frieden II,
329–336; Dieter Mertens: Weltliche Territorien: Württemberg. In: Handbuch d. badenwürttembergischen Geschichte. 2. Bd.: Die Territorien im Alten Reich. Im Auftr. der
Kommission f. geschichtl. Landeskunde in Baden-Württemberg hg. Meinrad Schaab,
Hansmartin Schwarzmaier u. a. Stuttgart 1995, 1–163, 126f.; Volker Press: Das Jahrhundert
der Kriege. In: Die Geschichte Baden-Württembergs. Hg. Reiner Rinkler u.
Wilfried Setzer. Stuttgart 1986, 149–158, 150f.
Die Mitgliederlisten verzeichnen ihre
Aufnahme in die Tugendliche Gesellschaft schon für den 5. 9. 1626 bzw. den 8. 1.
1628. S.
Conermann TG, 623 u. 626. Vgl.
Dix, 56. „5. Sept. 1626, die Leidtselige. Gegen
iedermann. Die Historia lasset die kindlein zu mir kommen. Marc. 10, 13. 14.“ LAO: || [
239]
Abt. Dessau A 9a Id Nr. 5 (s. 300320 I): „Die Leidtsehlige“; FB Gotha: Chart B 831ba
(1), S. 9: „36. Leütselige [...] 5 Sept. 1626.“; Chart. B 831b, Bl. 34r: „1628. 8 Janu. 36.
[...]
Die leutselige umb iederman hat zum gemählde den Herren Christum, wie die Kinder
zu ihm theils gelauffen, theils auf stecken geritten, theils von den Müttern getragen,
kommen, so wohl Mägdlein, als Knäblein, groß- und kleine, wohlbekleidet oder nakkend,
welche er zu sich nimmt, küsst, und die darzu saursehenden jünger (welche die
kinder gleichsam schelten) mit der hand stillet.
Marc. 10, vers 13. (NB sollen so viel kinder,
als diese Herzogin hat, gemahlet werden Zum beyspiele die weiber zu Bethlehem.
Ruth. 4 vers 14.)“ A. a. O., Bl. 43v: „Die leütseelige“; ebd., 50v: „leidselig“; ebd. 53v:
„Leütselig“. Chart. B 831b (1), Bl. 6r: „Die
Leidsehlige gegen Jedermann, hat die
Historia
von Christo, laßet die kindtlein zue mier kommen,
Marc: 10. vers. 13. 14.
ex. an der Elisabeth,
wie Sie
Mariam die Mutter Gottes empfangen
Luc. 2.“ Chart. B 831b (2), Bl. 6v:
„Die Leidtselige — gegen Jederman [...]“. Vgl. auch Beil. I u. „Zu den Abbildungen“, S.
103. — Die wechselnde Schreibweise des Gesellschaftsnamens Anna Sabinas (Die Leutselige/
Leidselige) wird durch den vorliegenden Brief im Sinne der ersten Namensform
entschieden, welcher zudem die zweite Namensform als die ältere zu qualifizieren erlaubt.
Es bleibt jedoch der Umstand, daß Hzn. Anna Sabina im vorliegenden Brief
„leudtsellig“ assoziativ mit ,leidselig’ verknüpft. Das Impresengemälde mit Jesus und den
Kindern nach dem berühmten Motiv Mk. 10. 13–16 verweist hingegen klar auf die Bedeutung
von ,leutselig‘ in dem in Beilage I dokumentierten Sinne von freundlich, sich
verbindend. Vgl.
Stieler, 1992 „Leutselig/ comis, clemens, humanus.“;
DW VI, 850 (2).
— Anna Sophia wird ihrem Brief an die Herzogin außer deren Imprese (vgl. Abb. S. 235)
vielleicht auch die in Beilage I zitierten Verse des Gesellschaftsbuchs geschickt haben.
Eine andere Form von ,Gesellschaft‘ (z. B. Kleinode u. Medaillen nach Art zeitgenössischer
Orden; vgl. Gesellschaftspfennig der FG) war in der Tugendlichen Gesellschaft
nicht gebräuchlich.
Roderich/ Rodrigo (*19. 10. 1618, † 19. 11. 1651 in schwed.
Kriegsdiensten); Juliana Felicitas (19. 12. 1619 – 3. 1. 1661), heiratete 1640 Bf. Hans v.
Lübeck, Hz. v. Schleswig-Holstein (FG 286); Sylvius Nimrod (2. 5. 1622 – 26. 4. 1664),
begründete die Linie Württemberg-Oels, Vater der Herzöge Sylvius Friedrich (FG 872;
1677) und Julius Siegmund (FG 887; 1679); Floriana Ernest(in)a (8. 5. 1623 – 6. 12.
1672), heiratete 1657 Gf. Friedrich Kraft v. Hohenlohe-Pfedelbach (1623 – 1681); Faustina
Mariana (2. 8. 1624 – 16. 5. 1679). Der undeutlich geschriebene Aufenthaltsort Pz.
Roderichs war wohl nicht die Universität Leiden (keine Eintragung in
Mat. Leiden), sondern
das Schloß Hz. Friedrich Achilles’ v. Württemberg (1591–1630) zu Neustadt am
Kocher, das auch Neu(en)stadt an der großen Linde genannt wurde. Vgl.
Lexikon Geographie,
909. Friedrich Achilles war als Bruder der Herzöge Johann Friedrich, Ludwig
Friedrich und Julius Friedrich der Oheim der Kinder.
Unbekannt. Vielleicht handelt
es sich bei dem Genannten um jenen Magister Johann Michel, der 1622 von Greiselbach
nach Weiltingen geflohen war, um der bayerischen Rekrutierung zu entgehen, und 1624
von Hz. Julius Friedrich die Pfarrei Veitsweiler erhielt; Pfarrer in Weiltingen war von
1621 bis 1639 Magister Gottfried Curbin; über den fraglichen Pfarrer in Brenz wissen
wir nichts. Vgl. G. Braun: Markt Weiltingen an der Wörnitz. Eine lokalgeschichtliche
Studie. Ansbach 1909, 65f., 78.
Manfred (5. 6. 1626 – 15. 5. 1662); Julius Peregrinatus
(5. 9. 1627 – 22. 10. 1645); Sueno Martialis Edenulf (1. 1. 1629 – 9. 5. 1656, starb
in schwed. Kriegsdiensten in Thorn; FG 639; 1655).
D. h., welcher Präzeptor für
den Unterricht der kleinen Schar geeignet ist. Obgleich auch Mädchen fürstlichen Standes
in die — im Vergleich zur Fruchtbringenden Gesellschaft — kleine Tugendliche Gesellschaft
(gleichzeitig nicht mehr als 73 Mitglieder) aufgenommen wurden, dachte Hzn.
Anna Sabina hier wohl nicht an eine Mitgliedschaft ihrer Töchter.
Der Didacticus
Wolfgang Ratke (Ratichius) (s. 180000 K 6 u. ö.), nach dessen Lehrweise der gewünschte
Lehrer die Kinder Hzn. Anna Sabinas u. a. in Sprachen unterrichten sollte. Am 29. 9.
[1628] teilte Hzn. Anna Sabina Gfn. Anna Sophia mit, die Witwe des gerade verstorbe- || [
240] nen Stuttgarter Herzogs Johann Friedrich, Hzn. Barbara Sophia (TG 57; 5. 3. 1630),
werde Anna Sophia die „sachen vom Radicho“ zurücksenden. [Zu Gfn. Anna Sophias
Versuch, den Herzog für die Unterstützung des Ratichianismus zu gewinnen, s.
270406.] Sie freue sich über Anna Sophias Mitteilung, daß Hz. Ernst v. Sachsen-Weimar
(FG 19; d. i. Ernst I. v. Sachsen-Gotha) „das löbliche Werck“ Ratkes fördere. Sie
wünscht bewundernd, „so gelucklich zu sein auch von selber einen verstandt zu haben“.
FB Gotha: Chart. B 856 (Nr. 43), Bl. 80r–81v. In ihrem Schreiben vom 26. 12. 1628 (a. a.
O., Nr. 15) bedankte sich Anna Sabina für Anna Sophias Bericht über „H. Ratichij
werk“ und dessen Fortgang. Sie freue sich, daß „der liebste Vetter Ernst sich von andere
pottentatten diesen vnsterblichen nahmen sich belieben lest zu Mehren“. Ratkes „sachen“,
die sie einst im Auftrag Anna Sophias an Herzog Johann Friedrich übermittelt habe,
habe sie gleich bei dessen Bestattung (von Hzn. Barbara Sophia) zurückgefordert, so
daß Anna Sophia sie wohl inzwischen erhalten habe — „soltes in druck komen wie aus
ELd schreiben ich vernehme[,] bitt ich zum höchsten EL wolle meiner auch eingedenk
sein [...]“. Zum Stand der Arbeiten Ratkes vgl. 270406 K 20, zu einem Hz. Johann
Friedrich möglicherweise übersandten Bericht des Antonius Mylius s. 180508 K 12 u.
270406 K 23. Zur Zeit als Hzn. Anna Sabina ihren Brief schrieb, zweifelte Gfn. Anna
Sophia bereits allmählich an Hz. Ernsts Interesse am Fortgang des ratichianischen Lehrwerks.
Hz. Ernst war wesentlich von den Vorbehalten Johannes Kromayers bestimmt
(vgl.
Vogt IV, 24; s. auch 340604 K 2 u. 350312 K 3). Gfn. Anna Sophia baute ihre Hoffnung
umso mehr wieder auf dessen Bruder Hz. Wilhelm. Ratke hielt sich damals in Jena
auf und wartete auf die schließlich für den 17. Januar 1629 von Hz. Wilhelm anberaumte
Besprechung über seine Lehrart.
3. Pers. Praes. Ind., sw. v. „schäden“, d. i. im
Schwäbischen f. schädigen, schaden.
Fischer V, 645f., vgl. auch
DW VIII, 1981ff.
Jehmer s.
DW IV.2, 2068ff.: „Immer“, mhd. „iemer“. Ursprüngliche Bedeutungsgleichheit
von „immer“ und „je mehr“; vgl. auch a. a. O., 2273ff. („Je“).
Personenname.
Pfeilsticker weist Angehörige der adeligen und bürgerlichen Familien nach, die in württembergischen
Diensten standen: v. Themar/ v. Diemar (Diemer), Diem und Diemer.
löffeln, d. i. etwa poussieren, liebeln, buhlen, flirten. Vgl. auch 310224 („löfflen“).
Stieler, 1158: „das Lefflen/ autem est ambitus puellæ freqvens, blanditiæ amatoriæ amplexus
& complexus lascivus“; „Lefflerin/ die/ puella, vel amica blandis verbis animos
adolescentum mulcens vel etiam in juvenum amplexus insiliens, rebusqve venereis se delectans.“
Vgl.
DW VI, 1125f. („löffeln“). „Leff“ war als „seltenes und merkwürdiges
Wort für Lippe“ bekannt (a. a. O., 515) und dieser semantische Zusammenhang könnte
über „Löffel“ als Instrument für Schlürfen (a. a. O., 1120ff.) auch in das heute verlorene
Wort „löffeln“ gewirkt haben. Vgl. auch Georg Philipp Harsdörffer (FG 368): Das erneurte
Stamm- und Stechbüchlein: Hundert Geistliche Weltliche Hertzens Siegel/ Spiegel...
erkläret Durch Fabianum Athyrum... angefüget Don Francisci de Quevedo Villegas
Traum Von der entdeckten Warheit. Nürnberg 1654 (HAB: 165. 19 Eth.), 35: „Das
verlöffelte Hertz“: „DAs Wort Löffeln soll von den Lefftzen oder Lippen herkommen/
weil die Löffel die Lefftzen berühren/ und daher nennet man Leffeln oder Löffeln/
wann zwey Vertraute sich in Liebs-Gespräch einlassen/ und mit den Lefftzen einander
küssen und hertzen.“ — Die folgenden Belege verdanken wir einem freundlichen Hinweis
Sabine Kolochs, Marburg. In den
Summarischen Nachrichten Von auserlesenen/ mehrentheils
alten/ in der Thomasischen BIBLIOTHEQUE vorhandenen Büchern, 24 Stücke,
Halle/ Leipzig 1715–1718, heißt es in der Besprechung von Charles Sorels
La Bibliotheque
Françoise (1664) (a. a. O., 9. Stück, 1716, 810f.): „Diesem [einem engl. Autor] sind
viele gefolget/ als da sind die Erfindung der Carte des Reichs der Sonderlinge (des pretieuses),
die Carte des Reichs der Zärtlinge (des tendres) allwo die honête Freundschaft
schön abgeschildert ist/ die Carte des Reichs der Liebe/ so dem M. Tristan beygeleget
wird/ und die Beschreibung des Reichs der Löffeley/ (de la Coqvetterie) so ein berühmter
Autor verfertiget/ und darinnen die Lebens-Art vieler Personen damaliger Zeit ent- || [
241] decket hat“. A. a. O., 11. St., 1716, 1014, wird zu Sorels Roman
Polyandre festgehalten:
„Von eben der Hand leitet man den Roman Polyandre her/ worinnen die wunderlichen
Handlungen und Kennzeichen verschiedener Menschen/ als eines Poeten, Alchymisten/
Schmarotzers/ allgemeinen Amanten und einiger verlöffelten Dames natürlich vor Augen
geleget sind [...].“ Johann Wilhelm v. Stubenberg (FG 500) gebrauchte (in seiner
Übertragung des
Clelia-Romans der Madeleine de Scudéry) das Wort „Löffeleysachen“
als Übersetzung der „cas de Galanterie“. Vgl. Elsa Daut: Hans Wilhelm Herrn von Stubenbergs
Clelia-Roman und sein Vorbild. Phil. Diss. Graz 1933, 388. Im dritten Teil
dieser Übersetzung (
Der Römischen Clelia...
Dritter Theil, Nürnberg 1664) findet sich
auf S. 897f. ein weiterer Beleg: „Auch bin ich versichert, Terames sey bloß bedacht gewesen/
einen anmutigen Löffler und keinen wahren Liebhaber zuunterweisen.“ In einer Rabelais-Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert heißt es: „[...] darauf versteh’ ich mich
auch besser als aufs Herumlöffeln bei den Weibern, aufs Süßholzraspeln, Zuckerpillendrehen,
Komplimentemachen [...].“ Zit. n. Jürgen v. Stackelberg: Fünfzig romanische
Klassiker in deutscher Übersetzung. Bibliographische Ergänzungen: Stefanie Adomeit
[u. a.]. Bonn 1997, 247. Vgl. noch Hugo Hayn/ Alfred N. Gotendorf (Hg.): Bibliotheca
Germanorum Erotica & Curiosa. Verzeichnis der gesamten deutschen erotischen Literatur
mit Einschluß der Übersetzungen, nebst Beifügung der Originale. 3., verm. Aufl. 9
Bde. München 1912–1929, IV, 227–231.
Württembergischer Marktflecken
(unweit Giengen an der Brenz) mit zwei Schlössern. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts
soll die kleine Ortschaft, Sitz des gleichnamigen Amtes, mit 26 Untertanen in den
Steuerbüchern geführt worden sein (Karl Pfaff: Geschichte des Fürstenhauses und Landes
Wirtemberg. 3. Teil, Stuttgart 1839, 261). Hz. Johann Friedrich, der Brenz 1613 von
dem verschuldeten Hannß Conrad Güss von Güssenberg übernahm, schloß mit seinen
Brüdern am 28. 3. 1617 einen Vergleich, wonach der älteste Bruder Hz. Ludwig Friedrich
Mömpelgard erhielt (s. Anm. 6), Johann Friedrich selbst das unzertrennte Herzogtum
(Linie Württemberg-Stuttgart) und der damalige Prinz Julius Friedrich Brenz und
Weiltingen nebst 15000 Gulden. Dessen Sohn Hz. Manfred (s. Anm. 10) bekam in der
väterlichen Teilung diese beiden Güter und setzte die von seinem Vater begründete Linie
fort, die 1705 ausstarb. Vgl. G. Braun: Markt Weiltingen (s. Anm. 9), 56ff.; L. T. Spittler:
Geschichte Wirtembergs unter der Regierung der Grafen und Herzoge. Göttingen 1703,
229; Christian Friedrich Sattler: Historische Beschreibung des Herzogthums Würtemberg.
Stuttgart u. Eßlingen 1752, 206–208;
Pfeilsticker, § 2268 u. 3026. Vgl. Anm. 1 u. 6.
K I
1 Die hier und im weiteren Text angebrachten Ziffern verweisen auf die unten folgende
„Außlegung“. Vgl. 300320 K II 31.
2 „Da sprachen die Weiber zu Naemi: Gelobt
sei der Herr, der dir nicht hat lassen abgehen einen Erben zu dieser Zeit, daß sein
Name in Israel bliebe. Der wird dich erquicken, und dein Alter versorgen. Denn deine
Schwiegertochter, die dich geliebt hat, hat ihn geboren, welche dir besser ist als sieben
Söhne. Und Naemi nahm das Kind, und legte es auf ihren Schoß, und ward seine Wärterin.
Und ihre Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, und sprachen: Naemi ist ein Kind
geboren; und hießen ihn Obed. Der ist der Vater Isais, welcher ist Davids Vater.“ Rut 4.
14–17.