Text

300509 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [241]

300509

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) bedankt sich, (von Ballenstedt) nach Bernburg zurückgekehrt, für einen Brief F. Ludwigs und verspricht, sich beim Leichbegäng- || [242] nis (seines Vaters F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg, FG 26) an die Regel zu halten. F. Ludwig könne Johann Le Clerq die ihm von Franciscus (F. Gericcius) überbrachten Texte durchsehen lassen, namentlich die Lebensbeschreibung Christians I. und die Inschriften, welche Ludwig auf dessen Sarg stechen lassen möge.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 30, Bl. 161r–162v [A: 162v], 161v u. 162r leer; eigenh.; Eingangsvermerk F. Ludwigs; 3 Sig.

Anschrift


A A Monseigneur & Treshonnorè Oncle, Monseigneur Le Prince Louys d’Anhalt, a Cöhten.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.: Præs: ☉ 9. Maij 1630

Text


Hochgeborner Fürst, gned. fl. herrvetter. E. G. antworttschreiben habe ich zu meiner wiederkunft vor mir funden.1 Bedancke mich gegen E. G. dero erwiesenen affection, vndt begehre mich in allem, der rechten observantz, mitt dem Leichbegängnüß,2 zu conformiren. Jch schicke Franciscum3 mitt ezlichen stücken nach Cöhten, stelle es zu E. G. belieben, ob sie Clercquen4 wollten befehlen, dieselben zu vbersehen, vndt auff den sargk diea sprüche stechen, auch die descriptionem vitæ,5 durchschawen zu laßen, vndt waß sie etwa zu erinnern, mitt einrahten zu helfen. E. G. verbleibe ich,
allzeit dienstwilig, Christian, fzAnhaltt. etc.
Bernburg, den 9.b May, 1630.b

I
Sonett auf den Tod Fürst Christians I. von Anhalt-Bernburg


Q Daniel Sachse: Christliches Ehrengedächtnüß | Des weyland Durchläuchtigen/ Hochgebornen | Fürsten und Herrn/ Herrn | Christian des Eltern/ | Fürsten zu Anhalt/ Graffen zu Ascanien/ | Herrn zu Bernburg und Zerbst/ &c. | Vnsers gnädigen LandesFürsten und Herrn: | Nach dem S. F. G. den 17. April. des 1630. Jahres/ | auff dero Fürstlichem Hauß zu Bernburg/ in wahrer | anruffung Gottes/ und frewdigem trost des | heiligen Geistes/ sanfft und seliglich | entschlaffen: | Vnd darauff den 20. Maij zu dero Fürstliches Be- | gräbnüß daselbst/ mit gewönlichen Solennite- | ten, beygesetzet worden. | Jn Volckreicher Versamlung auffgerichtet | Von Daniel Sachsen/ Hoffpredigern | daselbst. | [Zierstück] | Gedruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ | im Jahre 1630. Bl. J [iij]v. UB Marburg: VIIn B 662 Leichenpredigten Rinteln, Bd. 18 St 1/51. Vgl. LP Marburg, Katalogteil, Nr. 781. Andere Exemplare u. a. HAB: LP Stolberg 5439 [1]; ULB Halle: an Nh 112 8°.

Auff des Sehnlichen1 tödlichen Abgang/
von einer hohen Person gestellet.

O wie so lang hat sich gantz sehnlich fortgesehnet
Der Sehnlich aus der welt/ driñ nichts mehr gutes war.
Sein Sehnen ist nun aus da zwey und sechzig Jahr
Bey nah er hat vollbracht.2 Vnd weil Gott ausgedehnet
|| [243]
Zu Jhme seine arm/ in die er sich jetzt lehnet
Vnd gantz vergnüget ist in der himlischen schar/
Da er mit augen sicht was er gewünschet klar/
Vnd das die schnöde welt bey jhr3 mit nichten wehnet.
Nun last zwar trawren uns/ daß seiner wir beraubt/
Doch frewen/ daß er hat erlangt/ was er geglaubt.
Vns aber die wir seynd in dieser Welt verblieben
Nach der aufflösung auch zu sehnen es gebührt/
Vnd daß von Gottes geist wir werden recht geführt/
Jhn sollen bitten wir und stets von hertzen lieben.

Textapparat
a Eingefügt.
b Waagrechter Strich über der Ziffer.

Kommentar
1 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) war am 4. 5. 1630 von Bernburg nach Ballenstedt gefahren, um „meine hiesige sachen, so ich vmb neẅlichen gehlingen [plötzlich, vgl. jäh] aufbruchs willen, in zimlicher vnordnung hinterlaßen, in richtigkeitt zu bringen.“ (F. Christian an F. Ludwig, Ballenstedt, 5. 5. 1630. LAO: Abt. Köthen A 9a Nr. 30, Bl. 159r–160v. Ein Konzept von F. Ludwigs Antwortschreiben, das auf die Tage zwischen dem 5. und 9. Mai 1630 zu datieren wäre, liegt der Akte nicht bei.) Christians Aufbruch aus Ballenstedt am 18. 4. 1630 hatte die Nachricht vom Tode seines Vaters, F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26. Der Sehnliche), ausgelöst, der am 17. 4. gestorben war. Christian II. hatte schon am 17. 4. die Meldung Heinrichs v. Börstel (FG 78) empfangen: „Nach dem eßen, schreiben vom præsidenten, bekommen, daß Gott seye es geklagt, der großmühtige fürst Mein gnediger hochgeehrter herrvatter, heutte Morgen plötzlich mitt tode abgegangen, Gott verleyhe Jhrer G. eine sehlige auferstehung, an iehnem großen tage. Es ist wol ein fürst vndt großer gefallen, in Jsrael, im ganzen Röm. Reiche. Jhre G. wirdt nicht allein seine Kinder, vndt das vatterlandt, sondern auch das ganze Röm. Reich vermißen. Sie seindt zwar geschwinde, aber gar sanfte, in Gott endtschlaffen vndt heroisch gestorben. Erat Princeps sapientissimus, magnanimus, pius, mansuetus eruditus, pater patriæ, heros fortissimus, moderatissimus in utrâque fortuna, et SEMPER IDEM; minimè vitiis deditus; facilè Princeps Principum Germaniæ, & totius Jmperij Romanj. Gott wolle vnß durch seinen h. geist kräftiglich trösten, vndt diß zugeschickte große Leydt anderwerts, wiederumb erfreẅlich ersetzen, durch Jesum Christum, Amen. Jhre G. sagte mirs vor 2 iahren, albereitt, Sie wüstens wol, sie würden vber zwey iahr, oder ein par iahr nicht leben, vndt würden geschwinde abgehen wie alle heroicæ naturæ zu thun pflegten. Sie wollten mirs nur zur nachrichtung sagen, nicht mich zu betrüben. Jch habe es noch heutte, Jhrer Kayß. maytt. avisirt, vndt mich in dero schuz, ergeben, auch Ch. Maler [Christoph Rieck(e), Maler], Jean [Christians Lakai Hans Schmidt, aus Bern; s. Christian: Tageb. V, 13v], vndt Rödern [Hans Wolf Ernst (v.) Röder oder dessen Bruder Hans Caspar, die F. Christian II. im März 1628 als Hofjunker von Haus aus angestellt hatte; s. unten Anm. 2], nach Leiptzig, geschicktt, in importantissimis. Gott gebe ihnen ia glück heyl undt fortgang, wiewol mir das herz vber ihnen an itzo gar schwehr ist, vndt es sehr vnsicher sein soll, auf Leiptzig zu raysen. Es hat heutte auch geregnett, pr. tesmoigner le dueil de la sayson, mesme sur le trespas d’un si grand Prince.“ Christian klagt darauf über seine eigenen 12000 Taler Schulden. Christian: Tageb. VIII, Eintrag vom 17. 4. 1630. — An der Qualität des „Semper idem“, die Christian II. im soeben zitierten Text seinem Vater zusprach, sollte er sein eigenes Selbstverständnis ganz wesentlich ausrichten, nicht zuletzt als „der Unveränderliche“ in der FG.
2 Die Bestattung F. Christians I. fand am 20. 5. 1630 a. St. statt. Vgl. schon Christian: Tageb. VIII, Eintrag vom 19. 4. 1630: „Bestellung des Leichconducts wehre omnino, mitt f. || [244] hanßJörgs exempel zu conformiren“; d. i. nach dem Vorbild des Leichbegängnisses F. Johann Georgs I. v. Anhalt-Dessau (FG 9; † 24. 5. 1618). Zu Christians I. Bestattung vgl. Christian: Tageb., Eintrag vom 20. 5. 1630; s. besonders a. a. O., 22. 5. 1630: „Das Leichbegängnüß, hat müßen durch ein 60 vom adel, bestellet werden, darunder 24 Leicheträger, vndt die das fürstl. FrawenZimmer auch die Pferde geführet haben, mitt jrn 3 pferde seindt herrVattern sehl. vorgeführet worden, vndt das 4. hat der wapeniunge im Cüriß geritten, vor Jedes pferdt, ist durch 2 vom adel geführet worden. Vor dem ersten pferde, trug Rittmeister Bodenhausen [Bodo v. B., FG 152], die blutfahne mitt den Regalien, vor dem andern pferde trug Rittmeister Wieterßheimb [eher Ludwig v. W., FG 173, als die Rittmeister Heinrich Julius (Wolf) v. W., FG 266 (1635), u. Ernst v. W., FG 279 (1636)] die fahne mitt den Aßcanischen wapen vorher, vor dem dritten trug Rittmeister Hartwig Werder [Cuno H. v. dem W., FG 164], die dritte fahne, mitt dem wapenschildt des fürstenthumbs Anhaltt her, vor dem wapeniungen, trug Rittmeister Dietrich von dem Werder [Diederich v. d. W., FG 31], die häuptfahne, darinnen das ganze fürst. wapen vollkomlich gemahlet. Der Leibiunge so den Küriß führete, war [Hans Wolf] Ernst Röder, der edel Knabe undt Kammeriung Meines sehlgen herrnVatters. Trabanten giengen neben der Leiche her, auf iederer sejtte 9. Jm hingehen trugen sie die hellebarten mitt den spitzen vndter sich gekehret, beim heraußer gehen aber, giengen sie neben mir her, mitt den spizen vber sich gekehrett, vndt waren an thüren vndt thoren, da es vonnöthen wachten bestellet. Die Marschälcke, deren 3 waren bestellt, alß Erlach [Burkhard v. E., FG 52], Reuße [Hans (v.) Ruess, FG 199], vndt Knoche [Caspar Ernst (v.) Knoch, FG 33], hielten auch ihre ordnung, vndt vertratten gebührlich ihre stellen, ingleichen, die frawenZimmern hofmeistern, vndt nachfolgende rähte, Junckern, diener, vndt officirer, wie alles ordentlich beschrieben wirdt, vndt aufgezeichnet. Es seindt ein [ungefähr; s. 310224 K 41] 300 pferde, von frembden, alhier geweßen, vndt alles, zimlich ordentlich, vndt fein zugegangen.“
3 Franciscus Gericcius (Gerike, Gericke; † Mai 1642), der aus Danzig stammende Präzeptor Pz. Friedrichs v. Anhalt(-Harzgerode) (FG 62), des jüngsten, 1613 geborenen Bruders F. Christians II. Vgl. Christian: Tageb. VIII, 30. 4. 1630: „J’ay promis a Francisque le Precepteur de mon frere, son avancement, puis qu’il a estë dix ans, en service tousjrs. bien veu de feu Son Altesse, soit en affaires du mesnage, soit en d’autres services.“ Gericcius wurde am 16. 1. 1632 als Rektor der Lateinschule zu Bernburg eingeführt. S. Beiträge zur Geschichte der Anstalt I. In: Programm des Herzoglichen Carls-Gymnasiums zu Bernburg Ostern 1872, 5; Hermann Suhle: Beiträge zur Geschichte des Karls-Gymnasiums. In: Einladungsschrift des Herzoglichen Karls-Gymnasiums in Bernburg, 12. 4. 1878. Bernburg 1878, 9; R. Köhler: Die Entwicklung der Bernburger Stadtschule zum Herzoglichen Karlsgymnasium. Bernburg 1912 (Schulprogr.), 20. Christian: Tageb. XIV, Bl. 493v notiert am 2. 10. 1637 verfrüht den Tod des Gericcius: „Avis: daß mein Bibliothecarius, Franciscus Gericius, Rector Scholæ allhier, in newligkeit an der pest zu Deßaw, gehlingen gestorben seye, welcher wegen seiner frömmigkeitt, zimlichen erudition, auch geleisteter trewer dienste willen, (so er insonderheitt Meinem bruder Fürst Friederich, deßen præceptor, er ezliche Jahr lang gewesen; vndt sonsten Meinem herrnvatter Sehl. vndt mir, geliebet), billich zu rühmen, vndt zu beklagen. Ach wie gar baldt, ist es doch vmb einen Menschen geschehen!“ Christian hatte Gericcius kurz zuvor mit der Katalogisierung seiner Bibliothek beauftragt: „ein Register meiner zusammen geraffelten Bücher.“ (XIV, Bl. 467r; 14. 8. 1637). Gericcius konnte die Arbeit fortsetzen: „Nachmittags, den franciscum Rectorem Scholæ allhier, bey mir gehabtt, vndt die bibliothecam ihn besichtigen laßen, zu etwan beßerer ordnung.“ (Bl. 508r; 1. 11. 1637). — Später, im Sommer 1640, scheint er eine Zeitlang kommissarisch die Unterweisung der in Dessau weilenden Söhne F. Christians II., Erdmann Gideon und Victor Amadeus (FG 589) übernommen zu haben. In einem Brief an Thomas Benckendorf, fl.-anhalt. Amtmann zu Bernburg, d. d. Dessau, 7. 7. 1640, bittet Gericcius, F. Christian möge ihn doch wieder in seinen Schuldienst und sein || [245] Hauswesen in Bernburg zurückkehren lassen, da die Verhältnisse an der Schule dort sehr in Unordnung und die Knaben in Verwilderung geraten seien. Außerdem müsse das „examen publicum“ zu Michaelis vorbereitet werden. Sollte er noch länger bei der jungen Herrschaft zu verbleiben haben, seien die bisherigen Lernerfolge in Bernburg und jene Prüfungs-Vorbereitungen gefährdet. Schon sei der Rat der Stadt mit seiner Gehaltszahlung säumig geworden. Falls er weiterhin mit der „Fürstl. education und institution“ betraut werde, brauche er einige seiner zuhause aufbewahrten Lehrmittel. Indes falle ihm die Trennung von Schulamt und Ehefrau schwer. Eine Entscheidung müsse gefällt werden. (LAO: Abt. Bernburg A 10 Nr. 3a–1 [unfoliiert], 2 Bl.). Da die beiden Prinzen am 20. 7. 1640 ihren Eltern aus Dessau schrieben (ebd., 1 Bl.), sie hätten vom Amtmann [Benckendorf] erfahren, daß ihnen ein neuer Präceptor geschickt werden soll, dem gehorsam zu sein und dessen Unterricht fleißig anzunehmen sie geloben, scheint Gericcius wunschgemäß in seine Bernburger Schulprofession zurückgekehrt zu sein. Zu Gericcius als Herausgeber im Auftrag F. Christians II. s. 360630 K 4. Der einst im oberpfälz. Pölling als Geistlicher wirkende Andreas Roerelius verfaßte im Anhaltischen, wo er zwischenzeitlich als Hauslehrer der Familie v. Erlach (s. o.) sein Auskommen fand, eine Serie von „Früchten des Exils“ („Foetus Exilii“), und widmete diese lat. Dichtungen auf der Suche nach einem Pastorat unterwürfig zahlreichen anhaltischen Funktionträgern, darunter die fünfte 1628 Gericcius und einem anderen Bernburger Hofdiener: FOETUS EXILII QUINTUS Continens MELETEMATA MISCELLANEA ... MELCHIORI LOYSIO. FRANCISCO GERICO ... Dicatus ... Cothenis ... M. DC. XXVIII. ULB Halle: Nv 1999. Vgl. auch Gericcius‘ Immatrikulation v. 29. 3. 1614 in Jü. Mat. Wittenberg I, 149 und Disputationum Adversus Primum Bellarmini Tomum Prima, De Scripturae Authoritate, Et Librorum Biblicorum Distinctione [...] Praeside Balth. Meisnero, Th. D. & P. P. Respondente Francisco Gericcio Dantiscano (Wittebergae 1614). Ein Franciscus Gericcius trug 1611 auch ein Epicedium zur LP auf Christoff Preyser (1582–1611) bei. S. Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Bibliothek der Schloßkirche zu Oels, bearb. v. Rudolf Lenz u. a. Sigmaringen 1998, 127. Verwandtschaft des Präzeptors mit dem Bernburger Superintendenten Cyriacus Gericke († 1551) oder dem Zerbster Professor (1583) und Dessauer Vizekanzler (1604) Bartholomäus Gerike (Chaericus) scheint nicht zu bestehen. S. Beckmann VII, 182, 331; Castan, 183; Graf: Anh. Pfarrerbuch, 256; Schmidt:Anh. Schriftsteller-Lexikon, 111f.
4 Johann Le Clerq, aus einer exilierten reformierten flämischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt stammend, Mitarbeiter am ratichianischen Reformprojekt in Köthen 1618, am 23. 11. 1619 bestallter Inspektor der zunächst gemeinsamen köthnisch-weimarischen Druckerei zu Köthen, die seit dem Ausstieg der Weimarer Herzöge 1622 als fürstliches Unternehmen Anhalt-Köthens bestehen blieb, bis es nach dem Tod F. Ludwigs verpachtet wurde; später Sekretär F. Ludwigs. Vgl. 180102 K 3, 190220 K 9, 210421 K 6, 311205, 320729; Beckmann VII, 331f.; Conermann: Fürstl. Offizin, 125ff., 140ff. u. ö.; Vogt II, 14.
5 Daniel Sachse: Christliches Ehrengedächtnüß (Cöthen 1630); s. Beil. I Q. Die Vita auf den verstorbenen Fürsten steht in der Leichenpredigt, Bl. D iij v – G iij r, die Texte der lateinischen, deutschen, französischen u. italienischen Sarginschriften folgen auf Bl. G iij v – H iij r (überwiegend Bibelzitate). In den Sarg eingelegt war eine „Narratio uberior“ (H iij v – J iij r), ein Bericht über Leben, Tugenden, Taten und Tod F. Christians, der gekürzt zitiert wird in Beckmann V, 334f. Verfasser jedenfalls der erstgenannten Vita war der anhalt-bernburgische Regierungspräsident Heinrich v. Börstel (s. Anm. 1). Vgl. Christian: Tageb. VIII, Eintrag vom 28. 4. 1630: „Der præsid. hat die personalia aufgesetzt, damitt man in der Leichtpredigt [sic], Meines sehl. herrn Vatters, gedencken soll mitt gebührlicher ehrngedächtnüß, vndt ehrerbiehtung.“ Auf die „Narratio uberior“ folgen im Druck 5 Gedichte. Vgl. K I 1. Abgesehen von dem in Beilage I veröffentlichten Sonett enthält keiner dieser Texte Anspielungen auf des Fürsten FG-Mitgliedschaft, seine Imprese o. dgl. — Daniel Sachse (1596–1669) war nach dem Studium der Theologie in Frankfurt a. d. || [246] O. (1616), Marburg (1616/1617), Heidelberg u. Leiden (1621) seit 1627 anhalt-bernburg. Hofprediger unter F. Christian I. (s. 270919, 271025) und wurde 1632 von F. Ludwig zum Hofprediger, Superintendenten und Konsistorialrat in Köthen berufen. Vgl. Beckmann VII, 357ff.; DBA I, 1073, 42–47, 50–52; Schmidt: Anh. Schriftsteller-Lexikon, 339–341. — Am 6. 6. 1630 erbat F. Christian II. von F. Ludwig die Rücksendung der handschriftlichen LP von Daniel Sachse auf seinen Vater (LAO: Abt. Köthen A 9a Nr. 30, Bl. 167rv). — Weitere Funeralschriften zum Tod F. Christians I., die im Lande Anhalt verfaßt wurden und im Druck erschienen: Cunrad Reinhard (Pfarrer und Superintendent zu Bernburg): Christliche Trawer- und Trostpredigt über den tödtlichen abgang Des ... Fürsten und Herrn/ Herrn Christiani/ Fürsten zu Anhalt ... Welcher den 17 tag Aprilis .|.|. entschlaffen. Jn beysein deren hochlöblichen gesambten Herren Herrschaft und Fräwlein Gehalten Jn der Hauptkirchen zu Bernburg den 23. Maji anno 1630. (Cöthen 1630), 4° (LP Stolberg 5439 [2]; ULB Halle: an Nh 112 8°; UB Marburg: VIIn B 662 Leichenpredigten Rinteln, Bd. 18 St. 1/51. Vgl. LP Marburg, Katalogteil, Nr. 782). Diese LP enthält auf Bl. B iv v – D iij r die auch in Daniel Sachses Leichenpredigt enthaltene Vita. S. auch Marcus Fridericus Wendelin: PANEGYRICUS PARENTALIS PRINCIPI... CHRISTIANO SENIORI, PRINCIPI ANHALTINO ... beatissimæ & gloriosissimæ memoriæ: dictus In illustri Gymnasio Anhaltino, calend: Junij, Anno M. DC. XXX. (Köthen 1630), 4° (LP Stolberg 5439 [3]; ULB Halle: an NV 3027 [43/ 45]), enthält auch eine lat. „Oratio funebris“ (Bl. K i r – M 2 v) von Christian Heinrich v. Börstel (FG 407), öffentlich gehalten am 24. 5. 1630 in der Bernburger Marienkirche; eine lat. „Sciagraphia virtutum“, am 22. 4. 1630 in der Bernburger Schule von deren Rektor Daniel Ludovicus vorgetragen; verschiedene lat. Epicedien von Cunrad Reinhard, Christian Beckmann, Martin Milagius (FG 315), Johann Fuhrmeister, Peter v. Jena, Joannes Cramerus, Leonhardus Sutorius (s. 300330 K I 0), Heinrich Salmuth, Ernestus Wulstorpius, Martin Cramer, Fridericus Hamelius u. a. — Drei Jahre später erinnerte Johannes Leuthner in einer zu Harzgerode gehaltenen Predigt an den Verstorbenen: TodtenKlage/ Neben Prophetischer vnd Apostolischer außsage: Vber dem Heroischen Seligen Abschiedt/ Welchen ... Christianus, der Eltere/ Fürst zu Anhalt ... Den 17: Tag Aprilis/ deß 1630sten Jahres ... genommen (Zerbst 1633: Andreas Betzel; ULB Halle: an Nh 112 8°). Obige Personalia finden sich hier Bl. K iij v – M ij r; Epicedia fehlen. Von Leuthner stammt auch eine weitere Gedächtnisschrift aus dem Jahre 1633: ACROSTICHIA AD ILLUSTRISS. ... CHRISTIAnum Seniorem ... IN OBITUM ... ac funestum ... PRINCIPIS ... AMOENA JULIANÆ. (Zerbst 1633; ULB Halle: an Cl 1926 [90]). — Im Jahre 1631 ließ F. Christian II. ein steinernes Standbild seines Vaters errichten, das einen ebenfalls neugeschaffenen Brunnen im Hof des Bernburger Schlosses krönte und abgebildet und beschrieben ist in Büttner Pfänner zu Thal, 88. Es zeigte den Fürsten in voller Rüstung mit aufgeschlagenem Visier leicht zurückgelehnt, die Linke ruhte auf einem Schwertgriff, die Rechte stützte sich auf einen Feldherrenstab. Der Brunnen, der schon zu Büttners Zeiten verschwunden war, hatte einst die Inschrift getragen: „CHRISTIANO PRIMO PRINCIPO ANHALTINO PP · PARENT · OPTIM · PRINC · INCOMPAR · QVARTVM IMPER · BELLICO FORTISSIMO · CHRISTIANVS FILIVS OBSEQVENTISS · HOC MONVM · PON · CVRAVIT · ANNO MDCXXXI.“ (Ebd.) Das Standbild war hingegen verschüttet und beschädigt (die Hände waren zerstört) in einem Keller aufgefunden und auf der Terasse vor dem Schloßeingang neu aufgestellt worden. Das sechs Meter hohe Standbild ist heute noch erhalten. Es hat seine Aufstellung in einer Fassadennische gefunden und befindet sich in einem besorgniserregenden Erhaltungszustand. (Für freundliche Mitteilung danken wir Jürgen Weigelt, Direktor des Museums Schloß Bernburg.)

K I
1 Der Verfasser dieses Sonetts auf F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), der || [247] 1619 unter dem Namen des Sehnlichen in die Akademie aufgenommen worden war, muß im engsten fürstlichen Familienkreis gesucht werden. Wahrscheinlich stammt das Gedicht von Christians jüngerem Bruder F. Ludwig. Es erinnert in der generalisierten moralischen Nutzanwendung am Schluß ohnehin an die Reimgesetze der GBB der FG. Im vorliegenden Druck folgen nach dem Sonett vier weitere anonyme Gedichte mit Hinweisen auf askanische Verfasser („unser Haus“): „An die Fräwlein.“ (Sonett, inc. „JHr lieben Schwesterlein/ Jungfräwlein voller Ehr/“); ein fünfstrophiges Gedicht (inc. „MEin geist versincke nicht in diesem harten trawren/“); eine lange „Grabschrifft“ in paarreimigen Alexandrinern (inc. „WAnn tugend kan und soll die leut alleine preisen/“); ein „Hexastichon“ (Inc. „OMnibus horribilis ferè mortis imago putatur,“); am Ende das den gesamten Druck korrigierende Verzeichnis der „Errata.“ Vgl. K 5.
2 F. Christian I. wurde in Bernburg am 11. 5. 1568 geboren und starb auch dort am 17. 4. 1630.
3 sich.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/briefe/300509.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/tei-transcript.xsl