F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) war am 4. 5. 1630 von Bernburg nach
Ballenstedt gefahren, um „meine hiesige sachen, so ich vmb neẅlichen gehlingen [plötzlich,
vgl. jäh] aufbruchs willen, in zimlicher vnordnung hinterlaßen, in richtigkeitt zu
bringen.“ (F. Christian an F. Ludwig, Ballenstedt, 5. 5. 1630. LAO: Abt. Köthen A 9a
Nr. 30, Bl. 159r–160v. Ein Konzept von F. Ludwigs Antwortschreiben, das auf die Tage
zwischen dem 5. und 9. Mai 1630 zu datieren wäre, liegt der Akte nicht bei.) Christians
Aufbruch aus Ballenstedt am 18. 4. 1630 hatte die Nachricht vom Tode seines Vaters, F.
Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26. Der Sehnliche), ausgelöst, der am 17. 4. gestorben
war. Christian II. hatte schon am 17. 4. die Meldung Heinrichs v. Börstel (FG 78)
empfangen: „Nach dem eßen, schreiben vom præsidenten, bekom
men, daß Gott seye es
geklagt, der großmühtige fürst Mein gnedig
er hochgeehrter herrvatter, heutte Morgen
plötzlich mitt tode abgegangen, Gott verleyhe Jhrer G. eine sehlige auferstehung, an iehnem
großen tage. Es ist wol ein fürst vndt großer gefallen, in Jsrael, im ganzen Röm. Reiche.
Jhre G. wirdt nicht allein seine Kinder, vndt das vatterlandt, sondern auch das ganze
Röm. Reich vermißen. Sie seindt zwar geschwinde, aber gar sanfte, in Gott endtschlaffen
vndt heroisch gestorben. Erat Princeps sapientissimus, magnanimus, pius,
mansuetus eruditus, pater patriæ, heros fortissimus, moderatissimus in utrâq
ue fortuna,
et SEMPER IDEM; minimè vitiis deditus; facilè Princeps Principum Germaniæ, & totius
Jmperij Romanj. Gott wolle vnß durch seinen h. geist kräftiglich trösten, vndt diß zugeschickte
große Leydt anderwerts, wiederumb erfreẅlich ersetzen, durch Jesum Christum,
Amen. Jhre G. sagte mirs vor 2 iahren, albereitt, Sie wüstens wol, sie würden vber
zwey iahr, od
er ein par iahr nicht leben, vndt würden geschwinde abgehen wie alle heroicæ
naturæ zu thun pflegten. Sie wollten mirs nur zur nachrichtung sagen, nicht mich zu
betrüben. Jch habe es noch heutte, Jhrer Kayß. maytt. avisirt, vndt mich in dero schuz,
ergeben, auch Ch. Maler [Christoph Rieck(e), Maler], Jean [Christians Lakai Hans
Schmidt, aus Bern; s.
Christian: Tageb. V, 13v], vndt Rödern [Hans Wolf Ernst (v.) Röder
oder dessen Bruder Hans Caspar, die F. Christian II. im März 1628 als Hofjunker
von Haus aus angestellt hatte; s. unten Anm. 2], nach Leiptzig, geschicktt, in importantissimis.
Gott gebe ihnen ia glück heyl undt fortgang, wiewol mir d
as herz vber ihnen an
itzo gar schwehr ist, vndt es sehr vnsicher sein soll, auf Leiptzig zu raysen. Es hat heutte
auch geregnett, pr. tesmoigner le dueil de la sayson, mesme sur le trespas d’un si grand
Prince.“ Christian klagt darauf über seine eigenen 12000 Taler Schulden.
Christian: Tageb.
VIII, Eintrag vom 17. 4. 1630. — An der Qualität des „Semper idem“, die Christian
II. im soeben zitierten Text seinem Vater zusprach, sollte er sein eigenes Selbstverständnis
ganz wesentlich ausrichten, nicht zuletzt als „der Unveränderliche“ in der FG.
Die Bestattung F. Christians I. fand am 20. 5. 1630 a. St. statt. Vgl. schon
Christian: Tageb.
VIII, Eintrag vom 19. 4. 1630: „Bestellung des Leichconducts wehre omnino, mitt f. || [
244] hanßJörgs exempel zu conformiren“;
d. i. nach dem Vorbild des Leichbegängnisses F. Johann
Georgs I. v. Anhalt-Dessau (FG 9; † 24. 5. 1618). Zu Christians I. Bestattung vgl.
Christian: Tageb., Eintrag vom 20. 5. 1630; s. besonders a. a. O., 22. 5. 1630: „Das
Leichbegängnüß, hat müßen durch ein 60 vom adel, bestellet werden, darunder 24
Leicheträger, vndt die das fürstl. FrawenZim
mer auch die Pferde geführet haben, mitt
jrn 3 pferde seindt herrVattern sehl. vorgeführet worden, vndt d
as 4. hat der wapeniunge
im Cüriß geritten, vor Jedes pferdt, ist durch 2 vom adel geführet worden. Vor dem ersten
pferde, trug Rittmeister Bodenhausen [Bodo v. B., FG 152], die blutfahne mitt den
Regalien, vor dem andern pferde trug Rittmeister Wieterßheimb [eher Ludwig v. W., FG
173, als die Rittmeister Heinrich Julius (Wolf) v. W., FG 266 (1635), u. Ernst v. W., FG
279 (1636)] die fahne mitt den Aßcanischen wapen vorher, vor dem dritten trug Rittmeister
Hartwig Werder [Cuno H. v. dem W., FG 164], die dritte fahne, mitt dem wapenschildt
des fürstenthumbs Anhaltt her, vor dem wapeniungen, trug Rittmeister Dietrich
von dem Werder [Diederich v. d. W., FG 31], die häuptfahne, darinnen das ganze fürst.
wapen vollkomlich gemahlet. Der Leibiunge so den Küriß führete, war [Hans Wolf]
Ernst Röder, der edel Knabe undt Kam
meriung Meines sehlg
en herrnVatters. Trabanten
giengen neben der Leiche her, auf iederer sejtte 9. Jm hingehen trugen sie die hellebarten
mitt den spitzen vndter sich gekehret, beim heraußer gehen aber, giengen sie neben
mir her, mitt den spizen vber sich gekehrett, vndt waren an thüren vndt thoren, da
es vonnöthen wachten bestellet. Die Marschälcke, deren 3 waren bestellt, alß Erlach
[Burkhard v. E., FG 52], Reuße [Hans (v.) Ruess, FG 199], vndt Knoche [Caspar Ernst
(v.) Knoch, FG 33], hielten auch ihre ordnung, vndt vertratten gebührlich ihre stellen,
ingleichen, die frawenZim
mern hofmeistern, vndt nachfolgende rähte, Junckern, diener,
vndt officirer, wie alles ordentlich beschrieben wirdt, vndt aufgezeichnet. Es seindt ein
[ungefähr; s. 310224 K 41] 300 pferde, von frembden, alhier geweßen, vndt alles, zimlich
ordentlich, vndt fein zugegangen.“
Franciscus Gericcius (Gerike, Gericke; †
Mai 1642), der aus Danzig stammende Präzeptor Pz. Friedrichs v. Anhalt(-Harzgerode)
(FG 62), des jüngsten, 1613 geborenen Bruders F. Christians II. Vgl.
Christian: Tageb.
VIII, 30. 4. 1630: „J’ay promis a Francisque le Precepteur de mon frere, son avancement,
puis qu’il a estë dix ans, en service tousj
rs. bien veu de feu Son Altesse, soit en affaires du
mesnage, soit en d’autres services.“ Gericcius wurde am 16. 1. 1632 als Rektor der Lateinschule
zu Bernburg eingeführt. S. Beiträge zur Geschichte der Anstalt I. In: Programm
des Herzoglichen Carls-Gymnasiums zu Bernburg Ostern 1872, 5; Hermann
Suhle: Beiträge zur Geschichte des Karls-Gymnasiums. In: Einladungsschrift des Herzoglichen
Karls-Gymnasiums in Bernburg, 12. 4. 1878. Bernburg 1878, 9; R. Köhler:
Die Entwicklung der Bernburger Stadtschule zum Herzoglichen Karlsgymnasium. Bernburg
1912 (Schulprogr.), 20.
Christian: Tageb. XIV, Bl. 493v notiert am 2. 10. 1637 verfrüht
den Tod des Gericcius: „Avis: daß mein Bibliothecarius, Franciscus Gericius, Rector
Scholæ allhier, in newligkeit an der pest zu Deßaw, gehlingen gestorben seye, welcher
wegen seiner frö
mmigkeitt, zimlichen erudition, auch geleisteter trewer dienste willen,
(so er insonderheitt Meinem bruder Fürst Friederich, deßen præceptor, er ezliche
Jahr lang gewesen; vndt sonsten Meinem herrnvatter Sehl. vndt mir, geliebet), billich zu
rühmen, vndt zu beklagen. Ach wie gar baldt, ist es doch vmb einen Menschen geschehen!“
Christian hatte Gericcius kurz zuvor mit der Katalogisierung seiner Bibliothek beauftragt:
„ein Register meiner zusammen geraffelten Bücher.“ (XIV, Bl. 467r; 14. 8.
1637). Gericcius konnte die Arbeit fortsetzen: „Nachmittags, den franciscum Rectorem
Scholæ allhier, bey mir gehabtt, vndt die bibliothecam ihn besichtigen laßen, zu etwan
beßerer ordnung.“ (Bl. 508r; 1. 11. 1637). — Später, im Sommer 1640, scheint er eine
Zeitlang kommissarisch die Unterweisung der in Dessau weilenden Söhne F. Christians
II., Erdmann Gideon und Victor Amadeus (FG 589) übernommen zu haben. In einem
Brief an Thomas Benckendorf, fl.-anhalt. Amtmann zu Bernburg, d. d. Dessau, 7. 7.
1640, bittet Gericcius, F. Christian möge ihn doch wieder in seinen Schuldienst und sein || [
245] Hauswesen in Bernburg zurückkehren lassen, da die Verhältnisse an der Schule dort
sehr in Unordnung und die Knaben in Verwilderung geraten seien. Außerdem müsse das
„examen publicum“ zu Michaelis vorbereitet werden. Sollte er noch länger bei der jungen
Herrschaft zu verbleiben haben, seien die bisherigen Lernerfolge in Bernburg und jene
Prüfungs-Vorbereitungen gefährdet. Schon sei der Rat der Stadt mit seiner Gehaltszahlung
säumig geworden. Falls er weiterhin mit der „Fürstl. education und institution“ betraut
werde, brauche er einige seiner zuhause aufbewahrten Lehrmittel. Indes falle ihm
die Trennung von Schulamt und Ehefrau schwer. Eine Entscheidung müsse gefällt werden.
(LAO: Abt. Bernburg A 10 Nr. 3
a–1 [unfoliiert], 2 Bl.). Da die beiden Prinzen am
20. 7. 1640 ihren Eltern aus Dessau schrieben (ebd., 1 Bl.), sie hätten vom Amtmann [Benckendorf]
erfahren, daß ihnen ein neuer Präceptor geschickt werden soll, dem gehorsam
zu sein und dessen Unterricht fleißig anzunehmen sie geloben, scheint Gericcius wunschgemäß
in seine Bernburger Schulprofession zurückgekehrt zu sein. Zu Gericcius als Herausgeber
im Auftrag F. Christians II. s. 360630 K 4. Der einst im oberpfälz. Pölling als
Geistlicher wirkende Andreas Roerelius verfaßte im Anhaltischen, wo er zwischenzeitlich
als Hauslehrer der Familie v. Erlach (s. o.) sein Auskommen fand, eine Serie von
„Früchten des Exils“ („Foetus Exilii“), und widmete diese lat. Dichtungen auf der Suche
nach einem Pastorat unterwürfig zahlreichen anhaltischen Funktionträgern, darunter
die fünfte 1628 Gericcius und einem anderen Bernburger Hofdiener: FOETUS EXILII
QUINTUS Continens MELETEMATA MISCELLANEA ... MELCHIORI LOYSIO.
FRANCISCO GERICO ... Dicatus ... Cothenis ... M. DC. XXVIII. ULB Halle: Nv
1999. Vgl. auch Gericcius‘ Immatrikulation v. 29. 3. 1614 in
Jü. Mat. Wittenberg I, 149
und Disputationum Adversus Primum Bellarmini Tomum Prima, De Scripturae Authoritate,
Et Librorum Biblicorum Distinctione [...] Praeside Balth. Meisnero, Th. D. & P. P.
Respondente Francisco Gericcio Dantiscano (Wittebergae 1614). Ein Franciscus Gericcius
trug 1611 auch ein Epicedium zur LP auf Christoff Preyser (1582–1611) bei. S. Katalog
der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Bibliothek der Schloßkirche
zu Oels, bearb. v. Rudolf Lenz u. a. Sigmaringen 1998, 127. Verwandtschaft des Präzeptors mit dem Bernburger Superintendenten Cyriacus Gericke († 1551) oder dem Zerbster
Professor (1583) und Dessauer Vizekanzler (1604) Bartholomäus Gerike (Chaericus)
scheint nicht zu bestehen. S.
Beckmann VII, 182, 331;
Castan, 183;
Graf: Anh. Pfarrerbuch,
256;
Schmidt:Anh. Schriftsteller-Lexikon, 111f.
Johann Le Clerq, aus einer
exilierten reformierten flämischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt stammend, Mitarbeiter
am ratichianischen Reformprojekt in Köthen 1618, am 23. 11. 1619 bestallter Inspektor
der zunächst gemeinsamen köthnisch-weimarischen Druckerei zu Köthen, die seit
dem Ausstieg der Weimarer Herzöge 1622 als fürstliches Unternehmen Anhalt-Köthens
bestehen blieb, bis es nach dem Tod F. Ludwigs verpachtet wurde; später Sekretär F.
Ludwigs. Vgl. 180102 K 3, 190220 K 9, 210421 K 6, 311205, 320729;
Beckmann VII,
331f.;
Conermann: Fürstl. Offizin, 125ff., 140ff. u. ö.;
Vogt II, 14.
Daniel Sachse:
Christliches Ehrengedächtnüß (Cöthen 1630); s. Beil. I Q. Die Vita auf den verstorbenen
Fürsten steht in der Leichenpredigt, Bl. D iij v – G iij r, die Texte der lateinischen, deutschen,
französischen u. italienischen Sarginschriften folgen auf Bl. G iij v – H iij r (überwiegend
Bibelzitate). In den Sarg eingelegt war eine „Narratio uberior“ (H iij v – J iij r),
ein Bericht über Leben, Tugenden, Taten und Tod F. Christians, der gekürzt zitiert wird
in
Beckmann V, 334f. Verfasser jedenfalls der erstgenannten Vita war der anhalt-bernburgische
Regierungspräsident Heinrich v. Börstel (s. Anm. 1). Vgl.
Christian: Tageb.
VIII, Eintrag vom 28. 4. 1630: „Der
præsid. hat die
personalia aufgesetzt, damitt man in
der Leichtpredigt
[sic], Meines sehl. herrn Vatters, gedencken soll mitt gebührlicher
ehrngedächtnüß, vndt ehrerbiehtung.“ Auf die „Narratio uberior“ folgen im Druck 5
Gedichte. Vgl. K I 1. Abgesehen von dem in Beilage I veröffentlichten Sonett enthält keiner
dieser Texte Anspielungen auf des Fürsten FG-Mitgliedschaft, seine Imprese o. dgl.
— Daniel Sachse (1596–1669) war nach dem Studium der Theologie in Frankfurt a. d. || [
246] O. (1616), Marburg (1616/1617), Heidelberg u. Leiden (1621) seit 1627 anhalt-bernburg.
Hofprediger unter F. Christian I. (s. 270919, 271025) und wurde 1632 von F. Ludwig
zum Hofprediger, Superintendenten und Konsistorialrat in Köthen berufen. Vgl.
Beckmann VII, 357ff.;
DBA I, 1073, 42–47, 50–52;
Schmidt: Anh. Schriftsteller-Lexikon,
339–341. — Am 6. 6. 1630 erbat F. Christian II. von F. Ludwig die Rücksendung der
handschriftlichen LP von Daniel Sachse auf seinen Vater (LAO: Abt. Köthen A 9a Nr.
30, Bl. 167rv). — Weitere Funeralschriften zum Tod F. Christians I., die im Lande Anhalt
verfaßt wurden und im Druck erschienen: Cunrad Reinhard (Pfarrer und Superintendent
zu Bernburg): Christliche Trawer- und Trostpredigt über den tödtlichen abgang
Des ... Fürsten und Herrn/ Herrn Christiani/ Fürsten zu Anhalt ... Welcher den 17 tag
Aprilis .|.|. entschlaffen. Jn beysein deren hochlöblichen gesambten Herren Herrschaft
und Fräwlein Gehalten Jn der Hauptkirchen zu Bernburg den 23. Maji anno 1630. (Cöthen 1630), 4° (
LP Stolberg 5439 [2]; ULB Halle: an Nh 112 8°; UB Marburg: VIIn B
662 Leichenpredigten Rinteln, Bd. 18 St. 1/51. Vgl.
LP Marburg, Katalogteil, Nr. 782).
Diese LP enthält auf Bl. B iv v – D iij r die auch in Daniel Sachses Leichenpredigt enthaltene
Vita. S. auch Marcus Fridericus Wendelin: PANEGYRICUS PARENTALIS PRINCIPI...
CHRISTIANO SENIORI, PRINCIPI ANHALTINO ... beatissimæ & gloriosissimæ
memoriæ: dictus In illustri Gymnasio Anhaltino, calend: Junij, Anno M. DC.
XXX. (Köthen 1630), 4° (
LP Stolberg 5439 [3]; ULB Halle: an NV 3027 [43/ 45]), enthält auch eine lat. „Oratio funebris“ (Bl. K i r – M 2 v) von Christian Heinrich v. Börstel
(FG 407), öffentlich gehalten am 24. 5. 1630 in der Bernburger Marienkirche; eine lat.
„Sciagraphia virtutum“, am 22. 4. 1630 in der Bernburger Schule von deren Rektor Daniel
Ludovicus vorgetragen; verschiedene lat. Epicedien von Cunrad Reinhard, Christian
Beckmann, Martin Milagius (FG 315), Johann Fuhrmeister, Peter v. Jena, Joannes Cramerus,
Leonhardus Sutorius (s. 300330 K I 0), Heinrich Salmuth, Ernestus Wulstorpius,
Martin Cramer, Fridericus Hamelius u. a. — Drei Jahre später erinnerte Johannes Leuthner
in einer zu Harzgerode gehaltenen Predigt an den Verstorbenen: TodtenKlage/ Neben
Prophetischer vnd Apostolischer außsage: Vber dem Heroischen Seligen Abschiedt/
Welchen ... Christianus, der Eltere/ Fürst zu Anhalt ... Den 17: Tag Aprilis/ deß
1630sten Jahres ... genommen (Zerbst 1633: Andreas Betzel; ULB Halle: an Nh 112 8°).
Obige Personalia finden sich hier Bl. K iij v – M ij r; Epicedia fehlen. Von Leuthner
stammt auch eine weitere Gedächtnisschrift aus dem Jahre 1633: ACROSTICHIA AD
ILLUSTRISS. ... CHRISTIAnum Seniorem ... IN OBITUM ... ac funestum ... PRINCIPIS
... AMOENA JULIANÆ. (Zerbst 1633; ULB Halle: an Cl 1926 [90]). — Im Jahre
1631 ließ F. Christian II. ein steinernes Standbild seines Vaters errichten, das einen ebenfalls
neugeschaffenen Brunnen im Hof des Bernburger Schlosses krönte und abgebildet
und beschrieben ist in
Büttner Pfänner zu Thal, 88. Es zeigte den Fürsten in voller Rüstung
mit aufgeschlagenem Visier leicht zurückgelehnt, die Linke ruhte auf einem
Schwertgriff, die Rechte stützte sich auf einen Feldherrenstab. Der Brunnen, der schon
zu Büttners Zeiten verschwunden war, hatte einst die Inschrift getragen: „CHRISTIANO
PRIMO PRINCIPO ANHALTINO PP · PARENT · OPTIM · PRINC · INCOMPAR · QVARTVM IMPER · BELLICO FORTISSIMO · CHRISTIANVS FILIVS OBSEQVENTISS · HOC MONVM · PON · CVRAVIT · ANNO MDCXXXI.“ (Ebd.)
Das Standbild war hingegen verschüttet und beschädigt (die Hände waren zerstört) in
einem Keller aufgefunden und auf der Terasse vor dem Schloßeingang neu aufgestellt
worden. Das sechs Meter hohe Standbild ist heute noch erhalten. Es hat seine Aufstellung
in einer Fassadennische gefunden und befindet sich in einem besorgniserregenden
Erhaltungszustand. (Für freundliche Mitteilung danken wir Jürgen Weigelt, Direktor
des Museums Schloß Bernburg.)
K I
1 Der Verfasser dieses Sonetts auf F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), der || [
247] 1619 unter dem Namen des Sehnlichen in die Akademie aufgenommen worden war, muß
im engsten fürstlichen Familienkreis gesucht werden. Wahrscheinlich stammt das Gedicht
von Christians jüngerem Bruder F. Ludwig. Es erinnert in der generalisierten moralischen
Nutzanwendung am Schluß ohnehin an die Reimgesetze der GBB der FG. Im
vorliegenden Druck folgen nach dem Sonett vier weitere anonyme Gedichte mit Hinweisen
auf askanische Verfasser („unser Haus“): „An die Fräwlein.“ (Sonett, inc. „JHr lieben
Schwesterlein/ Jungfräwlein voller Ehr/“); ein fünfstrophiges Gedicht (inc. „MEin geist
versincke nicht in diesem harten trawren/“); eine lange „Grabschrifft“ in paarreimigen
Alexandrinern (inc. „WAnn tugend kan und soll die leut alleine preisen/“); ein „Hexastichon“
(Inc. „OMnibus horribilis ferè mortis imago putatur,“); am Ende das den gesamten
Druck korrigierende Verzeichnis der „Errata.“ Vgl. K 5.
2 F. Christian I. wurde in
Bernburg am 11. 5. 1568 geboren und starb auch dort am 17. 4. 1630.