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300725 Martin Opitz an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna
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Martin Opitz an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna


Martin Opitz (FG 200) habe beständig die den Dohnas eigene Leutseligkeit und das spezielle, wiewohl unverdiente Wohlwollen Burggf. und Herr Christophs zu Dohna (FG 20) vor Augen gestanden. Seinem Befehl zu schreiben, komme Opitz, die eigene Bescheidenheit zurücksetzend, freilich nach. — Während seines, Opitz’, Aufenthalts in Paris habe ihm sein Mäzen, der Burggf. und Herr Karl Hannibal zu Dohna, bereits vier Briefe gesandt. Zuletzt habe der von seinem verdrießlichen Warten auf die dänischen und schwedischen Delegationen zu den Danziger Friedensverhandlungen berichtet. Schon zweimal sei er vom Kaiser aus Danzig zurückgerufen worden. Zeremoniellstreitigkeiten mit Axel Oxenstierna (FG 232) hätten ein übriges getan, um die Verhandlungen zu verzögern, die Truppen aufzulösen und die Bevölkerung zu belasten. — Nachrichten aus Holland bestätigen die Landung der Schweden bei Stralsund. Wenn dieser Konflikt einmal friedlich beigelegt sein wird, werden wir dennoch weiter Krieg mit den Lastern zu führen haben, deren Lager die meisten von uns schon betreten haben! — Daniel Tilenus habe er vor wenigen Tagen bei Hugo Grotius getroffen, doch sei es in den gemeinsamen Gesprächen um andere als die Dohna bekannten Themen gegangen. Grotius halte, wie sich Dohna denken könne, weiter an seinem Vorsatz fest. Obgleich Opitz nicht weiß, worin er und seine Gesinnungsfreunde irren könnten, ruft er doch aus: Wenn nur diejenigen, die unsere Meinung nicht teilen, unseren frommen Irrtum wenigstens nicht scheel ansähen! — Man warte begierig auf die fest versprochene Antwort des Patriarchen von Konstantinopel (Kyrillos I. Lukaris) auf jene scharfen Gegenschriften (wider seine Confessio). — Etwa Ende August werde Opitz auf Geheiß seines Patrons (Karl Hannibal zu Dohna) über Sedan, Trier, Frankfurt und Leipzig nach Schlesien zurückzureisen haben. Wenn er in der Heimat etwas für Christoph zu Dohna verrichten könne, werde er dies mit bestem Eifer und Treue tun. — Dem Frh. (Fabian) Truchseß v. Waldburg habe Opitz den ihm überschickten Brief seines Vaters übermittelt, jedoch von ihm seither nichts empfangen. || [255]

Beschreibung der Quelle


Q GSTA-PK Berlin: VI. HA, Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten: Christoph zu Dohna Nr. 312; eigenh., 1 Bl. — Veröffentl. v. C. Krollmann: Ein Brief Martin Opitzens aus dem fürstlich dohnaischen Hausarchive in Schlobitten. In: Altpreußische Monatsschrift 44 (1897), 597–598. Opitz-Brieferepertorium, Nr. 106. Erwähnt in Frels, 218; Szyrocki: Opitz (1956), 203. Vgl. Opitz’ Breslauer Brief an Dohnas Bruder v. 7. 11. 1631. Borkowski: Ein brief von Martin Opitz an den burggrafen und grafen Abraham zu Dohna. In: Zeitschrift für Deutsche Philologie 29 (1897), 533f. (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 112.) Das im Krieg ausgelagerte und lange verheimlichte Schlobittener Familienarchiv der Dohnas tauchte 1989 in Teilen im STA Magdeburg auf. Etwa die Hälfte der einstigen Archivalien blieb allerdings bis heute verschollen. Die in Magdeburg aufgefundenen Bestände wurden bestimmungsgemäß dem GSTA-PK Berlin übergeben, das diese als Depositum treuhänderisch verwaltet. Bis zum Januar 2001 wurde es unter der Signatur: I. HA Rep. 92 Fürstl. Hausarchiv Dohna-Schlobitten verwahrt.

Beschreibung der Quelle


A Fehlt.

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S. P. D.
Illustrißime Domine,

Illa splendidißimæ genti Vestræ propria comitas, illa singularis erga me beneuolentia tua, quam quomodo mereri possim non video, mihi semper in oculis hactenus hausit; magis tamen in animo. Concedat tibi Deus Immortalis, quicquid pietati eiusmodi ac virtutibus vouere nos tui possumus; ego me imparem esse tanto honori prorsus confiteor. Hanc scribendi tamen audaciam iussa mihi tua fecerunt, quibusa ego modestiam meam posthabere iure debeo. Et quanquam aliud argumentum desit, hoc clementiæ tuæ suffecerit, me saltem officio meo defungi. Cæterum de consanguineo tuo, meo Mæcenate,1 si quid vis, quaternas2 illo dum hic moror ad me dedit, quarum postremis de mora apud Dantiscanos sua3 , et expectatione Regiorum ex Suecia Daniaque Legatorum prolixe queritur, et iam se bis reuocatum ab Imperatore refert. Adde splendidas, vti Vos magnates soletis, de re nihili cerimonias; quod Oxensternius ad illum, ille ad Oxensternium ventitare per aliquot septimanas primus noluerit. Interim occasio rerum agendarum omittitur, luentibus iis apud quos copiæ militares otio luxuq̀ue diffluentes consistunt. Nunc tamen quicquid hoc negotii est ibi peractum esse vel inde coniicio, quod Suecum ad litus prope Stralsundam appulisse4 literæ ex Batauia affirment. [1v] Hic rebus pacatis bellum cum Vitiis gerimus; ad quorum tamen castra maior nostrûm pars iam accessit. Tilenum,5 ante paucos dies apud decus literarum Hug. Grotium6 offendi; sed sermones nostri circa res alias quam quas nouisti7 læserunt. Propositi cum sui adhuc tenacem esse, tu, qui magnum eius animum nouisti, cogitare facile potes. Vtinam qui nobiscum non sentiunt, saltem pio errori nostro, quanquam vbi erremus nescio, non inuideant. Patriarchæ Constantinopolitani8 (id quod certò promittitur) responsum ad acerbas illas literas9 auide expectamus. Ego sub finemb Augusti mensis, monitu Patroni mei domestici, Francofurtum Lipsiamque, perlustrato Sedano, Treuiriq̀ue, inde Silesios meos repetere cogor;10 vbi si quid est quod peragi à me velis, operam omnem fidemq̀ue meam pollicior. A te vero, Domine Illustrissime, ma- || [256] iorem in modum peto, vt hunc animum tuum et clementiæ erga me tuæ affectum integrum mihi deinceps etiam præstes; ita te diuinum Numenc Patriae publicoque ac nostro bono diu diuq̀ue seruet. Lutetiæ, a. d. XXV. Iulii. M DC XXX.

Illustrissimo Nomini Tuo
deuotißimus Martinus Opitius.

Baro Waldburgensis11 eas quæ ad me transmissæ sunt accepit. Je lui ai ecrit, et envoié la lettre de son pere. Mais n’ai rien de lui depuis que ie suis içi.

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Kommentar
1 Der katholische Burggf. u. Herr Karl Hannibal zu Dohna, der kaiserliche Kammerpräsident in Schlesien (vgl. 260217 K 6, K 12 und 290629), in dessen Auftrag sein protestantischer Sekretär Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) nach Paris gereist war (vgl. 291231). Der genaue Aufenthalt des reformierten Burggf. und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20) ist uns zu dieser Zeit nicht bekannt; es wird Den Haag gewesen sein, denn von dort brach er am 19. 8. 1630 a. St. auf, um über Calais, Paris und Lyon nach Orange zu reisen, wo er das ihm gerade von F. Friedrich Heinrich v. Oranien verliehene Amt des Statthalters antrat. Vgl. 300410 K 55. Die geheimnisvolle Pariser Mission des unverdächtigen Dichters, Protestanten und wenig bekannten Sekretärs Opitz dürfte in der ungewissen politischen Situation zwischen dem Abschluß des Lübecker Friedens (Juni 1629) und der Invasion Schwedens (Juli 1630) der Aufklärung und Kontaktaufnahme gedient haben. Opitz sollte vermutlich Nachrichten über die Absichten Frankreichs, aber auch über die der Generalstaaten und Schwedens sammeln, dessen durch Frankreich vermittelter Waffenstillstand mit Polen die Gelegenheit für ein Eingreifen im Reich eröffnete. Das Eingreifen Frankreichs in Savoyen und die Bemühungen Richelieus, durch Unterstützung Lüttichs und besonders der Kriegspartei in den Niederlanden Unruhe in die westlichen Gebiete des Reichs zu tragen, lieferten einen konkreten Anlaß für eine Mission des Dichters in Paris. Vgl. Opitz’ abschließende Einschätzung Frankreichs in seinem Brief an seinen Dienstherrn Karl Hannibal zu Dohna am 10./ 20. 9. 1630 n. St.: „Galli legatus pacem rogare fertur; quod credibile est mihi, qui querelos, dissensiones, aemulationes et alia illius regni novi.“ Zit. n. Gerard Koziełek: Nowy dokument prodróży paryskiej Marcina Opitza. In: Przegląd humanistyczny VI (1962), 157–163, hier 161 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 108). Unterdessen weilte Dohna (s. u.) im kaiserlichen Auftrag zu Verhandlungen mit Dänemark, Schweden und Stralsund in Danzig. Während ältere Forscher die wissenschaftlich-literarischen und privaten Zwecke der Reise von Opitz meistens in den Vordergrund stellten (vgl. Palm, 207), nahmen Koziełek und Szyrocki: Opitz (1956), 94 mit Recht auch wieder die Erkundigung der politischen Lage als Absicht an. S. jüngst Wilhelm Kühlmann: Martin Opitz in Paris (1630) — Zu Text, Praetext und Kontext eines lateinischen Gedichtes an Cornelius Grotius. In: Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hg. Thomas Borgstedt u. Walter Schmitz. Tübingen 2002, 191–221, hier 196. Vgl. auch Klaus Garber, der von Opitz’ „weitaus wichtigste[r] Mission“ im Dienste Dohnas spricht. K. G.: Martin Opitz. In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hg. v. Harald Steinhagen u. Benno v. Wiese. Berlin 1984, 116–185, hier 128f. (Abzulehnen sind Garbers Mutmaßungen über Opitz als calvinistischen Agenten, der im Dienste Dohnas vielleicht die Interessen der Piasten verfolgen sollte und seine calvinistische Einstellung durch die Übersetzung von Grotius’ Bewijs van den wa- || [257] ren Godsdienst und die Widmung dieser Schrift an den konfessionell gemischten Rat von Breslau zu bemänteln versuchte. Zu den von Opitz und Dohna mit der Übertragung verfolgten Absichten s. u.). Zu Dohnas Erwartungen an seinen Agenten Opitz vgl. dessen Brief an Dohna vom 30. 8./ 9. 9. 1630 [n. St.], veröffentlicht von Halm: Beiträge zur Literatur und Geschichte aus ungedruckten Briefen. In: Sitzungsberichte der philosophisch- philologischen und historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München, 1 (1871), 271–292, hier 285–288; Palm, 210–212 und Reifferscheid, 417f. (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 107). Opitz teilte Dohna darin aus Straßburg mit, er habe ihm noch vor wenigen Tagen in Paris über den Stand der Dinge in Frankreich und anderes ausführlich geschrieben. Für das nach seiner Abreise aus Paris Geschehene verweist er Dohna auf Nachrichten, die Hotman (s. u.) übermittelt habe. Opitz werde mit Kaufleuten nach Frankfurt a. M. und bei Gelegenheit der Messe nach Leipzig, von da nach Schlesien eilen. Christophorus Colerus vermerkte in seiner Lobrede auf Opitz: „[...] via ineunda ipsi erat ad arcana præsentis status: an libra Europæ in æquilibrio immota constet, an hæc vel illa lanx mota prævaleat, arbitrandum sibi putabat. Cui arbitrio instituendo erat ipsi opus aliquo versimodo ac sagacissimo Mercurio [...]. Is erat [...] Hugo Grotius [...]. Huius magni viri, etiamsi cum maximis comparetur, domum, quam tanquam Oraculum quoddam Delphicum Legati maximorum Regum & Principum, Curiales, Consiliarii Regii ac Regni frequenter invisebant, Hospitali illo Mercurio humanissimè Nostrum invitante, quotidie Opitius frequentavit, nec ab ipso unquam nisi doctior, melior & prudentior abiit.“ Laudatio Honori & Memoriæ V. CL. MARTINI OPITII paulò post obitum ejus A. MDC.XXXIX. ... dicta à Christophoro Colero ... Publici juris fecit Melchior Weise (Lipsiae: Philippus Fuhrmannus 1665), 49f. In einem Brief an seinen gelehrten Freund Augustus Buchner (FG 362; 1641) schrieb Opitz rückblickend in Leipzig am 27. 9. 1630 nur: „Scito me vixisse ex sententia in illo compendio orbis [Paris] et amicitia doctissimorum virorum auctum redire.“ Zit. n. Opitz: Briefe (Geiger), 356 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 110). Opitz bedankte sich am 2. 5. 1630 bei Georg Michael Lingelsheim kurz nach seiner Ankunft in Paris für dessen Empfehlungsbriefe und fügte hinzu: „Summus vir Grotius noster cum aliis quibuscunque potest officiorum modis amorem erga me suum, tua commendatione partum, ostendit, tum heri ipse salutatum me accessit. Et iam ante horam apud Puteanos fratres fuimus, qui comiter admodum bibliothecae Thuani fores usumque mihi aperuere. Clarissimus Tilenus et Hotomannus, senex optimus, ipsi, uti puto, ad te perscribent. Marescotius aulam sequitur, cuius coniugi tuas reddidi.“ Zit. n. Reifferscheid, 398 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 100). Der hier erwähnte G. Marescot, frz. Diplomat, dem Julius Wilhelm Zincgref 1623 in Straßburg als Dolmetscher gedient hatte, war königlicher Rat und Sekretär. Szyrocki: Opitz [1956], 59; Louis Desgraves: Répertoire des ouvrages de controverse entre Catholiques et Protestants en France, 1598–1685. 2 Bde. Genève 1984–1985 (Publications de L’École Pratique des Hautes Études. Section 4, Sciences historiques et philologiques, 6), no. 2545. — Nach Colerus: Laudatio (s. o.), 50 hatte Grotius Opitz Aufnahme im Kreise der Puteani/ Dupuy verschafft, der Bücher- und Handschriftensammler und späteren Kustoden der kgl. Bibliothek (1645): Pierre (1582–1651; 1615–1627 kgl. Urkundenarchivar, Staatsrat, de Thou-Bibliothekar) und Jacques Dupuy (1591–1656, de Thou-Bibliothekar; DBF XII, Sp. 596f.). Vgl. Klaus Garber: Paris, die Hauptstadt des europäischen Späthumanismus. Jacques Auguste de Thou und das Cabinet Dupuy. In: Res Publica Litteraria. Hg. Sebastian Neumeister u. Conrad Wiedemann. 2 Tle. Wiesbaden 1987. I, 71– 92, bzw. ders.: Opitz (s. o.), 129f., ebd. u. a. Hinweis auf die sog. Collection Dupuy in der Nationalbibliothek zu Paris: „ein umfassendes Archiv zur Dokumentation der europäischen und teilweise auch außereuropäischen Politik der frühen Neuzeit mit dem besonderen Schwerpunkt auf der Konfessionspolitik.“ S. auch Catalogus bibliothecæ Thvanæ A Clariss. VV. Petro & Iacobo Pvteanis, ordine alphabetico primù m distributus. TVM Secundum scientias & artes à Clariss. Viro Ismaele Bvllialdo digestus. NVNC VE- || [258] RO Editus à Iosepho Qvesnel ... (Parisii 1679). HAB: Q 61. 8° Helmst.; Nicolas Rigault: VIRI EXIMII PETRI PVTEANI, REGI CHRISTIANISSIMO A CONSILIIS ET BIBLIOTHECIS VITA. Cura Nicolai Rigaltii. (Lutetiae [Priv. 15. 12. 1652]: Officina Cramosiana sub Ciconiis). HAB: Hist. 196.20. Enthält S. 5–76 eine Vita Rigaults mit Verzeichnis von 55 jurist. u. histor. Werken (S. 64–71) und mehrere Lobreden und Gedichte auf Pierre. Darin auch Epicedia auf den Supremae Curiae Senator Claude Dupuy, ihren Vater, u. a. S. 280–285: EIVSDEM EPIGRAMMA u. HVGONIS GROTII ELEGIA IN OBITVM CLAVDII PVTEANI. Alloquitur Astræam Deam (griech. u. lat.). Nach Rigault, 34f. sammelte P. Dupuy 9000 Drucke und 300 Hss., auf seinen Reisen traf er Grotius und Daniel Heinsius. — Über die Gespräche im Kreise der Puteani berichtet Colerus: Laudatio, 49f.: „de statu totius Europæ exercitii causâ diventilare & disceptare solebant, cuique conventori liberè & Gallice enunciare, quæ sentiret, liberum.“ — Nach Colerus, 51 hat Opitz in Paris auch mit den folgenden verkehrt: 1. Der irenisch gesinnte Jean Hotman sieur de Villiers Saint-Paul (1551–1636), Sohn des berühmten reformierten politischen Schriftstellers François H. u. französischer Gesandter bei deutschen Fürsten (bis 1614 Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg und Kf. Friedrich V. v. der Pfalz). Vgl. FRANCISCI ET JOANNIS HOTOMANORUM PATRIS AC FILII, ET CLARORUM VIRORUM AD EOS EPISTOLÆ. ... Ex Bibliotheca JANI GULIELMI MEELII J.C. (Amstelædami, Apud Georgium Gallet, Praefectum Typographiae Huguetanorum 1700). HAB: Li 4021; DBF XVII, 1310; David B. Smith: Jean de Villiers Hotman. In: The Scottish Historical Review XIV (1917), 147–166. Hotman kompilierte u. a. eine Liste irenischer Autoren und Texte (1533–1607), die er u. d. T. Doctorum aliquot ac piorum virorum libri et epistolae ex quibus videri potest quam non sit difficilis controuersiarum in religione conciliatio si controvertendi studium vitetur 1607 seiner Ausgabe von Georg Cassanders De officio pii viri voranstellte (1642 wiederabgedruckt in Hugo Grotius’ Sammelausgabe: VIA AD PACEM ECCLESIASTICAM. Quæ hoc Tractatu continentur vide sequenti pagina. AMSTERDAMI, Apud IOHANNEM BLAEV, M DC XLII. HAB: Tq 1302. Nachdruck Iuxta Exemplar Editum LVTETIÆ PARISIORVM. M DC XLII. HAB: QuN 695). Grotius schrieb am 9. 5. 1629 an Georg Michael Lingelsheim: „Est hic amicus meus, qui longi temporis labore syllabum fecit librorum omnium, qui aut a romanensibus aut a protestantibus scripti viam muniunt resarciendae ecclesiarum paci.“ Grotius: Briefwisseling III, 129. Auf Vermittlung von Grotius gab Matthias Bernegger Hotmans stark erweitertes Verzeichnis u. d. T. heraus: SYLLABUS ALIQUOT SYNODORUM ET COLLOQUIORUM, QUÆ AUCTORITATE ET MANDATO CÆSARUM ET REGUM, super negotio Religionis, ad controversias conciliandas, indicta sunt. DOCTORUM ITEM ALIQUOT AC piorum virorum utriusque religionis, tam Catholicæ Romanæ, quàm Protestantium, libri & epistolæ, vel ex iis excerpta; ex quibus videri potest, quàm non sit difficilis controversiarum in religione conciliatio, si pugnandi vincendique animus absit, veritatis vero studium cum pacis studio conjungatur. AURELIÆ [recte: Straßburg], Anno MDCXXVIII. HAB: 217.14 Quod. (5). Ohne Ortsangabe erschien unter diesem Titel eine heute offenbar in keinem Exemplar mehr nachgewiesene Neuausgabe in Paris (vielleicht) 1633. Vgl. G. H. M. Posthumus Meyjes: Jean Hotman and Hugo Grotius. In: Grotiana, N. S. II (1981), 3–30, mit Lit. Hierzu auch Szyrocki: Opitz (1956), 95f. Wie Opitz’ Brief vom 20. 9. 1630 n. St. [s. o.] an seinen Mäzen Dohna zeigt, stand Hotman auch mit Dohna in brieflichem Kontakt. Am 22. 8. bzw. 27. 8. 1630 äußerten sich Grotius bzw. Hotman in Briefen an Bernegger über Opitz’ Auftritt in Paris. S. (Andreas Köhne-Jaski, Hg.): CELEBRIUM QUONDAM ERUDITISSIMORUMQUE VIRORUM EPISTOLÆ Varii argumenti EX MUSEIO JASKIANO (Dantisci 1670: Typis Rhetianis) [HAB: Db 3394 (2)], 14–16. Zum Irenismus in Kreisen der FG s. auch 330603 u. 330920.— 2. François Auguste de Thou (1607–1642 [hingerichtet]), frz. Staatsrat und Sohn des Historikers Jacques Auguste de Thou (s. v. a. dessen Historiarum sui temporis libri. 4 Bde. Genf 1620/21. HAB: Ge 4° || [259] 57; La Haye 1740, 11 Bde. HAB: Ge 4b 59). 57; La Haye 1740, 11 Bde. HAB: Ge 4° 59). — 3. Nicolas Rigault (Rigaltius; 1577– 1654), Beiträger zur Zeitgeschichte de Thous und Bibliothekar des frz. Königs. — 4. Der arminianisch gesinnte Theologe Daniel Tilenus (s. Anm. 5). — 5. Der 1630 in Dijon lebende Hugenotte Claude de Saumaise (Salmasius; 1588–1653), 1632 Nachfolger Joseph Scaligers in Leiden. CLAUDII SALMASII, VIRI ILL. EPISTOLARUM LIBER PRIMUS. Accedunt DE LAVDIBVS ET VITA EJUSDEM PROLEGOMENA. Accurante Antonio Clementio (Lugduni Batavorum 1656: Adrianus Wyngaerden). HAB: 19. 8 Quod. (1); Bibliothèque des Auteurs de Bourgogne. Par Feu M. l’Abbé Papillon. Dijon 1745, 247–286; Blake L. Spahr: Opitz an Salmasius: Ein unbekannter Brief. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 15 (1971), 24–35 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 232). Erhalten ist neben diesem Schreiben v. 30. 9. 1637 noch Opitz’ Brief an Saumaise v. 14. 1. 1633 (Reifferscheid, 501f.; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 184). Ein Schreiben Saumaises an den Dichter wurde von Grotius am 5. 10. 1630 n. St. in seinem Brief an den Philologen erwähnt, aber von Opitz nicht beantwortet (s. Anm. 10). Am (2.) 8. 1630 teilte Saumaise Grotius mit: „Operio iam nostro rescribo, cui velim meas redde [...].“ (Grotius: Briefwisseling IV, 245). Den vom Herausgeber der Edition, B. L. Meulenbroek, nicht identifizierten ,Operius‘ scheint Saumaise in einem Brief an Grotius vom 28. 9. 1630 nochmals zu grüßen: „Operio, si adhuc haeret Lutetiae, multam salutem meo nomine velim impertias. Dubito et an meas receperit, quae cum illis una erant, quas ad te ante duos menses dedi, quibus adhuc responsum exspecto.“ (a. a. O., 270). Grotius beantwortete dieses Schreiben am 5. 10. und teilte Saumaise mit, daß Opitz — denn um diesen handelt es sich bei ,Operius‘ — den Brief des französischen Philologen empfangen hatte, den dieser Grotius zusammen mit seinem Schreiben v. (2.) 8. übermittelt hatte. Meulenbroek hat nicht bemerkt, daß Operius in der Vorlage ein Lese- oder Druckfehler ist: Salmasius: Viri ill. epistolarum liber primus (s. o.), 45 bzw. 47; Hugo Grotius: Epistolae ad Gallos. Nova editio emendatior et auctior. Lipsiae et Francofurti 1684, 451 bzw. 455. Vgl. Reifferscheid, 893. Nach Opitz’ Rückkehr in seine Heimat scheint Grotius Nachrichten zwischen Saumaise und Opitz vermittelt zu haben. Vgl. etwa Grotius: Briefwisseling IV, 351 u. 427. Am 22. 3. 1631 bat Opitz Georg Michael Lingelsheim in Straßburg, Saumaise, Rigault, Grotius und Hotman handschriftlich gewidmete Exemplare seiner Gedichte zu übermitteln. Reifferscheid, 443 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 136). S. 310703 K 7. — In Paris traf Opitz auch mit fremden Diplomaten zusammen, z. B. mit dem kurpfälz. Rat Andreas Pawel, vgl. Reifferscheid, 407.
2 Vier Briefe Karl Hannibals zu Dohna an Opitz in Paris, im Zeitraum Mai – Juli 1630. Am 4./14. 6. 1630 hatte Opitz schon zwei Briefe Dohnas aus Danzig empfangen, mit folgendem Inhalt: „Regem Sueciae in Borussia nondum esse; eius ibi militem ob inediam fere tumultuari, ac nisi praesenti argento sopiatur, nihil forte boni eventurum. Se ab imperatorem missum esse, si res Strasundanorum (quibus auctoritatem suam Danus interponat) componi possint. Nondum tamen (et Cal. Maiis hoc perscripserat) ullum ab eo apparere legatum. Caeterum me ad nundinas auctumnales Francofurti esse et ad se reverti iubet, simulque in hunc usum mercatoribus mandavit, ut abeuntem viatico prosequantur.“ (Opitz an Georg Michael Lingelsheim; Reifferscheid, 407; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 102.) Zum politischen Gegenstand dieser und wohl auch der folgenden Berichte Dohnas vgl. die nächste Anmerkung
3 Ks. Ferdinand II. hatte Dohna zu seinem „Kommissär“ bei den für April 1630 anberaumten Verhandlungen mit Dänemark, Schweden und Stralsund ernannt. Dohna sollte am 20. 4. 1630 in Danzig eintreffen und auf seiner Reise dorthin zuvor Gespräche in Berlin führen. Documenta Bohemica IV, Nr. 939. Dohna zweifelte an den Friedensaussichten und erwartete eine Landung der Schweden in Hinterpommern (ebd., Nr. 980). Wie er am 1. 6. 1630 an Wallenstein berichtete, hatte er seine Abberufung aus Danzig, um die er den Kaiser gebeten hatte, gerade am 28. 5. erhalten, als er von der bevorstehenden Ankunft der dänischen Gesandten erfuhr und seine Abreise verschob. Zwar wolle auch (der schwed. Reichskanzler) Friherre Axel Oxenstierna (FG 232; 1634) nach Danzig kom- || [260] men, jedoch werde dieser nur den Ausgang des italienischen Kriegs abwarten und daher den Sommer mit dilatorischen Verhandlungen verbringen (Nr. 997). In der Tat hielt Oxenstierna von Elbing aus nur Kontakt zur dänischen und zur stralsundischen Gesandtschaft in Danzig, schaltete sich aber selbst nicht aktiv in die Friedensverhandlungen ein. Da der Kaiser einen schwedischen Einfall in Schlesien befürchtete, sollte Dohna (nach Schlesien zurückkehren und dort) sich mit seinem Regiment auf den Angriff gefaßt machen (Nr. 1006, vgl. Nr. 1009). Nach der Ankunft der stralsundischen und dänischen Unterhändler (Ende Mai 1630 bzw. 12./ 14. 6.) erwartete Dohna noch am 20./ 22. 6. die Ankunft der schwedischen Diplomaten. Oxenstierna habe wegen des ,losen Gesindels‘ in Danzig eine Verlegung des Verhandlungsorts verlangt und Zweifel geäußert, ob Dohna tatsächlich vom Kaiser und nicht nur von Wallenstein akkreditiert worden sei. Die Dänen waren nach Dohnas Mitteilung zudem darüber verstimmt, daß dieser nur über Stralsund verhandeln wolle (Nr. 1021). Nach seiner wochenlangen Hinhaltetaktik teilte Oxenstierna Kg. Gustav II. Adolf am 19. 7. das förmliche Scheitern der Verhandlungen mit; auch Dohna sei bereits aus Danzig abgereist (was tatsächlich am 16. 7. geschehen war). Etwas verschleiernd dazu Arma Suecica2, 10: „Aber die Tractation wolte zu Dantzig keinen fortgang gewinnen/ vnd ward die gantze drey Monat über/ als der Herr von Dona daselbst war/ nichts darmit vorgenommen/ biß sie endlich mit der Ankunfft deß Königs [Gustav II. Adolf v. Schweden] auff den Teutschen Boden sich gar zerschlagen“. Vgl. a. a. O., 8ff.; sowie AOSB FA V, 462f., ferner 363ff., 386ff., 403ff., 431, 436ff., 452ff.; Sveriges Krig III, 163, 168. Kurbrandenburg bestätigte am 12. 11. 1630 auf dem Regensburger Kurfürstentag die schwedische Sicht der Dinge: die Verhandlungen hätten sich zerschlagen, weil Dohna keine (ksl.) Vollmacht besessen habe und man sich über den Verhandlungsort nicht habe einigen können (BA II. 5, 668, vgl. 451f.). Am 1. 9. 1630 war Dohna schon wieder in Schlesien (Documenta Bohemica IV, Nr. 1075).
4 Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden war am 17. 6. 1630 mit der schwedischen Invasionsarmee in See gestochen und landete am 26. 6. unweit der Odermündung bei Peenemünde. Ndl. Flugschriften mögen der brieflichen Nachricht an Opitz zugrunde gelegen haben, etwa die kgl. Rechtfertigungsschrift: Oorsaecken, waerom ... Gustavus Adolphus, der Sweden, Gothen, Wandalen Koningh ... ten laetsten genootsaeckt is, met sijn Krijghs Armade nae Duytschlandt te trecken. ’s-Gravenhage 1630 (Frederik Muller/ P. A. Thiele: Bibliotheek van Nederlandsche Pamfletten. Eerste Afdeeling, eerste Deel: 1500–1648. Amsterdam 1858, Nr. 2346). Wohl am 9. 9. 1630 n. St. schrieb Opitz in Straßburg an Dohna: „Suecus caussas, cur tandem in Germaniam moverit, nuper edidit, quibus et hoc inmiscet quamvis tacito nomine, Caesarem legatum Dantisci nuper satis ostendisse, pacem, cuius caussa eo venire se praetenderat, neque sibi neque partibus suis tantopere curae esse. Sed hanc schedam vos iam habetis, ut puto.“ Reifferscheid, 418 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 107). Opitz meint wohl das ndl. Manifest Kg. Gustavs II. Adolf, in dem dieser u. a. Dohnas Gesandtschaft geringschätzig abtat, vor allem aber seine Invasion als einen das Hl. Röm. Reich nicht angreifenden gerechten Akt des von Gott und Natur verlangten Widerstands gegen die Tyrannei des Kaisers zu rechtfertigen suchte. Vgl. Caussae, ob quas ... Gustavus Adolphus ... tandem coactus est cum exercitu in Germaniam movere (Stralsund 1630), vgl. AOSB FA VI, 56 u. Günter Barudio: Gustav Adolf — der Große. Frankfurt a. M. 1982, 450f. Die Apologie wurde im gleichen Jahr zu Stralsund auch in deutscher Sprache gedruckt (s. 350800 K 15), erneut wurde sie im Wortlaut veröffentlicht in Arma Suecica I, 14–27 u. Arma Suecica2, 11–23, ferner in jüngerer Zeit in Sigmund Goetze: Die Politik des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna gegenüber Kaiser und Reich. Kiel 1971, 349–365.
5 5 Opitz trifft in Paris bei Hugo Grotius den aus Schlesien gebürtigen Daniel Tilenus (1563–1633), ehedem Pastor, hzl. Rat und Prof. theol. zu Sedan. Da Tilenus auf die Seite der Remonstranten getreten war, verlor er nach der Synode von Dordrecht (vgl. dazu 300410 K 36) seine Positionen in Sedan und ging wie Grotius ins Exil nach Paris. Vgl. ABF 979, 168–178 || [261] (Haag); Jöcher IV, 1197f.; M. Boulliot: Notice historique et bibliographique sur Daniel Tilenus. Paris: Delance 1806. In: Magazin encyclopédique. Als Separatdr. in BN Paris. Vgl. BN: L’histoire de France X, 286; Jacques Pannier: L’église réformée de Paris sous Henri IV. Paris 1911, 452ff.; ders.: L’église réformée de Paris sous Louis XIII (1610– 1621), Paris 1922, 449–456; ders.: L’église réformée de Paris sous Louis XIII. Rapports de l’église et de l’état. Vie publique et privée des Protestants. 2 Bde. Paris 1931, I, 29 u. 77. Im Mercure 1621, 220 hieß es nach Pannier: Louis XIII (1931), I, 70, daß Tilenus als Schlesier besser Französisch gesprochen habe als der (damalige) Hugenotte Théophile Brachet de La Milletière (Theophilus Brachetus Milletius; 1588–1665), dessen Verteidigung des Widerstandsrechts gegen die französische Krone Tilenus, als Exulant unter dem Schutz Kg. Ludwigs XIII., angegriffen hatte. Vgl. auch unten. Am 19. 7. [1629] hatte Opitz drei Exemplare seiner Disticha Catonis (1629) an Georg Michael Lingelsheim gesandt, eines davon für Matthias Bernegger, ein weiteres „D. Tileno, ornamento patriæ“. Reifferscheid, 373 (Opitz-Brieferepertorium, Nr. 85).
6 Vgl. das hohe Lob, das Grotius Opitz in einem Brief an Georg Michael Lingelsheim vom 22. 8. 1630 n. St. spendet. Reifferscheid, 415.
7 Wie der folgende Satz anzudeuten scheint, war Christoph zu Dohna mit der Meinung des irenischen Arminianers Hugo Grotius vertraut, mit der auch Opitz sympathisierte. Opitz scheint einen Grund gesehen zu haben, warum er bei Dohna ein über die bloße Kenntnis hinausreichendes Verständnis für diese Position vermutete. Zu dessen auf Ausgleich bedachter Religionspolitik im Ft. Orange s. 300410 K 55. Der Hinweis auf die Gespräche von Grotius, Tilenus und Opitz über andere als die Dohna bekannten Gegenstände zielt dann auf die weiter unten erwähnte Kritik am reformierten Glaubensbekenntnis des Patriarchen von Konstantinopel. In Paris begann Opitz, auf Wunsch Karl Hannibals zu Dohna Grotius’ Werk Bewijs van den waren godsdienst in deutsche Verse zu übersetzen: Hugo Grotius Von der Warheit der Christlichen Religion Auß Holländischer Sprache Hochdeutsch gegeben. Durch Martin Opitzen (Breslau: David Müller 1631; Augustinus Gründer: Brieg). S. 310703 K 4. Ganz im Sinne und vielleicht auch im Auftrag Dohnas, der eine Übereinkunft mit den Schweden suchte und mit irenischen Ideen die eigenen politischen Zwecke untermauern wollte, trieb Opitz außerdem Christophorus Colerus zur Verdeutschung der lateinischen Fassung des Buchs von Grotius an: Die Meinung der Bücher Hugonis Grotii Von der Wahrheit der Christlichen Religion. Von Ihm Selbst Auss dem Holländischen inn Latein, Vnd Auss Diesem in das Deutsche gezogen durch Christoph. Colerum ([Breslau] 1631). HAB: 1290. 3 Theol. (1). Vgl. Szyrocki: Opitz (1956), 96f.; Syrocki: Opitz (1974), 92f. Im Zusammenhang des vorliegenden Briefs und der Kritik am Glaubensbekenntnis verdienen Grotius’ Verse in der Verdeutschung von Opitz (S. 54) zitiert zu werden: „[...] ob Jesus volck nicht stimmet dieser tage/
Als wie vor alters auch/ in etwan einer frage/
Jedennoch ist der grundt auff den mein sagen geht
Also daß jederman jhn war zue sein versteht.
Er wirdt auch fester noch/ weil die so doch sich trennen/
Ach gar zue bitterlich! diß dennoch gantz bekennen:
Ja die so dem gesetz’ auch sonst nicht stehen bey/
Gestehn daß diß gebot von Christus kommen sey/
Vndt sucht’ auch jemandt gleich was anders an zue regen
So were doch sein stoltz nicht schwer zue wiederlegen
Mitt dem was einig wirdt gesagt durch jeder landt/
Mitt büchern die bißher vns kommen sindt zur handt/
So die nach Christus zeit gelebt herauß gegeben/
Vndt offt darüber auch gelaßen selbst jhr leben:
Zue leugnen diß was sie gelehret jederzeit/
Daß diß sey Christus lehr’/ ist lauter vnbescheidt.
|| [262] Was Socrates bekennt daß seine lehren waren/
Muß Plato sein geglaubt/ vndt der die Griechen-scharen
Nach Cyrus hatt geführt. [...]
Diß was das Christenthumb geglaubet hatt allein/
Vndt noch glaubt diesen tag/ muß Christus lehre sein.“
Zur Erklärung vgl. auch Hvgo Grotivs DE VERITATE RELIGIONIS CHRISTIANÆ. Editio secunda, priore auctior, & emendatior. Lvgdvni Batavorvm, Ex Officina Ioannis Maire. M D CXXIX [HAB: QnN 1079.2], 84f. Vgl. 310703 K 4. Einen eindrucksvollen Beleg für einen eher an christlicher Glaubensgemeinschaft und praktischer Frömmigkeit als an trennenden Dogmen („gnadenwahl vndt Vorsehung“) orientierten Irenismus bietet auch Opitz’ Widmungsvorrede vom Jahresende 1632 an seinen ehemaligen und neuen Herrn, den reformierten Hz. Georg Rudolph in Schlesien zu Liegnitz und Wohlau (FG 58) in Opitz’ erneuter Ausgabe (1633) seiner Übersetzung von Daniel Heinsius’ Lofsanck van Iesus Christvs, s. Text in Opitz I, 278–286.
8 Patriarch Kyrillos I. Lukaris v. Konstantinopel, s. 291028. Vgl. Briefwechsel in Émile Legrand: Bibliographie hellénique ou description raisonnée des ouvrages publiés par des Grecs au dix-septième siècle. 5 Bde. Paris 1894–1903. Réimpr. anastat. Bruxelles 1963, IV, 161–521. Zu seiner Biographie vgl. Aloysius Pichler: Geschichte des Protestantismus in der orientalischen Kirche im 17. Jahrhundert oder: Der Patriarch Cyrillus Lucaris und seine Zeit. München 1862, insbes. 110ff.; Reifferscheid, 365 u. 847. Kyrillos I. Lukaris ließ unter dem unmittelbaren Einfluß des niederländischen Gesandtschaftspredigers Antoine Léger (um 1596–1661) 1629 seine Übereinstimmung mit den Genfer Lehren veröffentlichen. Hugo Grotius steuerte später — im Zusammenhang mit seiner Kontroverse mit dem Haager Hofprediger André Rivet (1587–1651), dessen Position damals Claude de Saumaise unterstützte (vgl. Claude Saumaise & André Rivet. Correspondance échangée entre 1632 et 1648. Publiée et annotée par Pierre Leroy & Hans Bots. Amsterdam & Maarssen 1987 [Studies van het Instituut voor Intellectuele Betrekkingen tussen de Westeuropese Landen in de Moderne Tijd, 15], S. XX u. ö.) — zum Neudruck von Kyrillos’ Glaubensbekenntnis die Übersetzung der Verurteilungen des Symbols unter Kyrillos’ Nachfolgern bei: CYRILLI LVCARIS Patriarchæ Constantinopolitani CONFESSIO Christianæ fidei. Cui adjuncta est gemina ejusdem Confessionis CENSVRA SYNODALIS; Vna, à Cyrillo Berrhoeensi, Altera, à Parthenio; Patriarchis itidem Constantinopolitanis, promulgata. Omnia Græcè & Latinè . M DC XLV. HAB: Tp 580. (Fehlt in: Jacob Ter Meulen et P. J. J. Diermanse: Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius. La Haye 1950; A. C. Eyffinger/ J. C. M. Willems u. a.: The Grotius Collection at the Peace Palace. A concise catalogue [1983].) Vgl. Catalogus bibliothecæ Thvanæ, a. a. O. (I), 43: „Cyrilli Patriar. CP. Homiliæ Græco vulg. 4°. — Confessio fidei. 8° 1626 [1629]. cum gemina censura Synodi ejusdem. G. L. 8°. 1645.“ Offenbar verschaffte Grotius nur die Texte, denn in dem vom Januar 1645 datierten Vorwort „Christiano Lectori S.“, das nicht unterzeichnet ist, heißt es: „Confessionem quidem secundùm exemplar Genevæ apud Ioannem Tornæsium anno 1633 excusum; sed omissâ, ne te mole aut pretio gravaremus, prolixâ testimoniorum S. Scripturæ descriptione, & solâ eorum citatione contenti. Censuram verò Cyrilli Berrhoeensis secundùm Manuscriptum Græcum Roma à Leone Allatio missum, & Latinam versionem, quæ extat in Vindiciis Silvestri à Petrasancta è Societate Iesu, Laureti an. 1639 editis. Censuram denique Partheii secundùm exemplar quod Parisiis apud Sebastianum Cramoisy, anno 1643 prodiit.“ (Bl. A 2 v). Die erste Verurteilung ist vom Sept. 1638 datiert, die zweite vom Mai 1642. Sein Bruder Willem de Groot sandte Hugo am 19. 1. 1643 für diese Ausgabe biographische Informationen zur Verunglimpfung des Patriarchen, die aber im Druck nicht benutzt wurden: Der ndl. Gesandte Cornelius Haga (s. 291028 K 1) habe die Wahl von Lukaris zum Patriarchen gegen dessen Versprechen finanziert, die Dogmen der Calvinisten zu verbreiten: „Cyrillus fit patriarcha, pecuniae multo plus rependit legato promotori, spargit scripta calviniana. [...] Successor Cyrilli || [263] synodum celebrat, ubi Cyrillus condemnatus.“ Grotius: Briefwisseling XIV, Nr. 6045, S. 37f. Die Aufmerksamkeit, welche das Bekenntnis des Patriarchen auch im Westen erregte, drückt sich darin aus, daß es dort 1629 bereits in lateinischer, französischer, englischer und deutscher Sprache veröffentlicht wurde (Legrand [s. o.] I, 267–272). Über das Interesse Christophs zu Dohna, F. Ludwigs, F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), verschiedener anhaltischer Theologen und anderer an dem Glaubensbekenntnis und den Aussichten, die es für die Vereinigung der christlichen Kirche zu eröffnen schien, vgl. 291028 K 1; Gunnar Hering: Ökumenisches Patriarchat und europäische Politik 1620–1638. Wiesbaden 1968 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, 45); erw. u. verb. ders.: Οɩ̓ϰονμενɩϰὸ π𝛼τϱɩαχει̃ο ϰ𝛼ὶ εν̓ϱωπ𝛼ϊϰὴ 1620– 1638. Athena 1992; ders.: Art. „Lukaris“ in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 5 (Herzberg 1995), 404–408; dazu ders.: Orthodoxie und Protestantismus. In: Jahrb. der Österreich. Byzantinistik 31 (1981), 823–874, Ndr. in ders.: Nostos. Gesammelte Schriften zur südosteuropäischen Geschichte. Hg. Maria A. Stassinopoulou. Frankfurt a. M. usw. 1995, 73–130, bes. 104–106; Gerhard Podskalsky: Griechische Theologie in der Zeit der Türkenherrschaft, 1453–1821. Die Orthodoxie im Spannungsfeld der nachreformatorischen Konfessionen des Westens. München 1988; Keetje Rozemond: De eerste uitgave van de belijdenis van Cyrillus Lucaris. In: Nederlands Archief voor Kerkgeschiedenis. N. S. 51 (1970), 199–208; dies.: Patriarch Kyrill Lukaris und seine Begegnung mit dem Protestantismus des 17. Jahrhunderts. In: Kirche im Osten 13 (1970), 9–17. — F. Christian II. hielt sich im Sommer 1630 auf dem Kurfürstentag in Regensburg auf. Nach seiner Rückreise nach Anhalt (18. – 26. 8. 1630) erreichte ihn das erste Schreiben Dohnas erst am 5. September (Christian: Tageb. IX, Bl. 116r: „H. Z. D.“). Leider machte der Fürst keine Angabe über den Inhalt, erwähnte jedoch am 8. 9. einen Besucher, durch den er höchstwahrscheinlich Neuigkeiten über den Patriarchen erfuhr: „Jochen Christoff Benckendorff, Thomas sein bruder ist von Constantinopel wiederkommen, vnd hat mir dannenhero, viel schöne sachen erzehlet, inter alia: [118v] Es hieße der itzige Türckische Kayser: HanMorat [d. i. Sultan Murad IV. (1609–1640, regiert seit 1623), „HanMorat“ wohl aus der Bezeichnung „Chan“ f. den regierenden Sultan]. [... (Beschreibung der Stadt, K. C.)] Er Lobete auch die antiquiteten, bevorab die schöne Kirche, zu S. Sofia gewaltig, vndt auch die pjramidenseulen, welche alda zu besehen. Dem Patriarchen Cÿrillo, hat er auch zugesprochen, Jtem: den Franz: Engelländ: vnd holländ: gesandten alda.“ Es folgt ein Lob Siebenbürgens und seines natürlichen Reichtums [119r]: „Die Götter, als die poeten sonst fingiren, hetten seines erachtens an keinem beßeren ort vom himmel fallen können, als in diesem Lande.“ Joachim Christoph Benckendorff (Frankfurt a. d. O. um 1600 – Danzig 11. 4. 1652), Sohn des Frankfurter Prof. jur. Martin B.; imm. Frankfurt a. d. O. 1612, imm. U. Königsberg 1625 stud. jur., verteidigte ebd. 1629 eine jurist. Dissertation. Seit 1646 als kurbrandenburg. Rat und Resident in Danzig belegt und mit preuß.-poln. Geschäften betraut. Vgl. Altpreußische Biographie. Hg. Christian Krollmann. Bd. 1 (Königsberg 1941), 456; Mat. Königsberg I, 289; Mat. Frankfurt/ O. I, 564. Zu seinem Bruder Thomas s. 360630 III. — Joachim Christoph Benckendorff dürfte im Gefolge des aus Anhalt stammenden schwed. Hofrats Paul Straßburg nach Siebenbürgen und Konstantinopel gelangt sein. Vgl. zu dessen diplomatischen Missionen Magnus Mörner: Paul Straßburg, ein Diplomat aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In: Südostforschungen XV (1956), 327–363. Straßburg warb seit September 1628 bei F. Gabriel Bethlen v. Siebenbürgen für ein Bündnis, das Polen während einer Intervention Schwedens im Reich ablenken sollte. Am 29. 4./ 9. 5. 1631 erhielt Straßburg Instruktionen für eine Reise nach Siebenbürgen und Konstantinopel: Er sollte die Rechte der Bethlen-Witwe Mgfn. Catharina v. Brandenburg, einer Schwägerin Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden, gegen F. Georg I. Rákóczy vertreten, außerdem den neuen siebenbürg. Fürsten zu einem Krieg gegen den Kaiser bewegen und dafür und für einen Krieg gegen Polen die Aussichten auf Unterstützung des Sultans erkunden. || [264] Vgl. Alexander Szilágyi: Georg Rákóczy I. im Dreißigjährigen Kriege 1630–1640. In: Ungarische Revue 3 (1883), 237–260, hier 16–24 Nr. 4 u. 26–28 Nr. 7. Straßburg sollte sich auch mit Lukaris und Haga beraten. Da er die Confessio sehr lobte, erfuhr auch Kg. Gustav II. Adolf davon. Vgl. Nils Ahnlund: Kring Gustav Adolf. Stockholm 1930, 83. Straßburg erkrankte in Elbing und konnte erst am 31. 11. 1631 nach Siebenbürgen aufbrechen. Es stellte sich heraus, daß F. Georg I. nur an einem Krieg gegen den Kaiser interessiert war — wie mittlerweilen auch Schweden. Am 8. 4. 1632 wurde Straßburg in Konstantinopel triumphal empfangen. Er blieb bis zum 12. 7. 1632. Die Türken ließen sich zwar nicht in einen Krieg verwickeln, erlaubten Georg aber Aktionen und boten die Bereithaltung von Truppen an. Konkret erlangte Straßburg nur die Sicherung der Ansprüche Catharinas. Hering, a. a. O., 211f., 215, 219, 235–239, 258. Vgl. auch Johann Arckenholtz: Memoires concernant Christine reine de Suede. Tome second. Amsterdam et Leipzig 1751, Appendice des pieces justificatives, 113ff. Es handelt sich um zwei von Straßburg überbrachte Schreiben des Patriarchen Kyrillos an Kg. Gustav II. Adolf und Friherre Axel Oxenstierna vom 1./ 11. 7. 1632. Im ersten Brief grenzt Kyrillos sein (allgemein) evangelisches Bekenntnis gegen die Lehren der Jesuiten ab, mit dem zweiten schickt er Oxenstierna eine Expositio in Job, die der König prüfen und eventuell drucken lassen möge.
9 Von den beiden, von Legrand (s. Anm. 8) I, 268 und IV, 162 dem Tilenus zugeschriebenen Flugschriften, auf die Lukaris natürlich keine Erwiderung verfaßte, dürfte die erste gemeint sein: Lettres à un amy touchant la nouuelle confession de Cyrille soy-disant patriarche de Constantinople. Nouuellement publiée tant en latin qu’en francçois. (O. O. 1629); BN: 189, 311 (D2. 3992 [3]; D. 53347 bis [1]); NUC 594, 256 (Folger Shakespeare Libr., Washington, D. C.: BX 345. L 6 T5 1629. Cage); L’Imposture de la pretendue Confession de foy de Cyrille, patriarche de Constantinople. A Poictiers, chez la vevfe d’Antoine Mesnier 1629; L’impostvre de la prétendve Confession de Foy de Cyrille, patriarche de Constantinople. D’autant qu’ils n’ont pas voulu recevoir la charité de la verité pour se sauuer: A ceste cause Dieu leur envoyera opération d’erreur, afin qu’ils croyent au mensonge. 2 Thessal. 2. A Paris, Iouxte la Coppie imprimée à Poictiers. Chez Edme Martin ... M. DCXXIX (BN: D2 1241); Desgraves: Répertoire (s. Anm. 1) II, Nr. 3644 u. 3623–3624; Répertoire bibliographique des livres imprimés en France au XVIIe siècle. Tome V: Poitiers ... par Louis Desgraves. Baden-Baden 1982, 523. — 1629 erschien auch eine Streitschrift des Ebf. v. Périgueux, François de La Béraudière. Legrand, a. a. O., 268. Der Verfasser der beiden Schriften, welcher die Calvinisten durch Zweifel an der Echtheit des Bekenntnisses verunsichern wollte, soll nicht der Remonstrant Tilenus, sondern ein Katholik, der bekannte Père Joseph (Jean François Le Clerc du Tremblay; DBF II, 1048f.) gewesen sein. Vgl. Louis Dedouvres: Le Père Joseph de Paris Capucin. L’eminence grise. 2 Bde. Paris/ Angers 1932, II, 23 Anm. 1; Hering (s. Anm. 8), 188f.; Podskalsky (s. Anm. 8), 169f. Anm. 698. Für diese heute vorherrschende Meinung konnte Dedouvres nur auf eine Metapher verweisen, die allerdings nichts beweist. Er überging ohne zwingenden Grund die Tatsache, daß schon kenntnisreichen Zeitgenossen (zu Recht) Tilenus als Verfasser galt. Rozemond: De eerste uitgave (s. Anm. 8), 205f., mit Hinweisen auf den Mercure français XV (1629) und Äußerungen von Johannes Uytenbogaert und Cornelius Haga. Der arminianische Theologe Uytenbogaert (vgl. 300410 K 36) bat H. Grotius am 20. 7. 1629: „[...] bid derhalven seer metten eersten te mogen hebben de Fransche translatie ende t’gheen D. Tilenus daer tegen gestelt heeft, het sij in druck off in geschrifte [...].“ Grotius bestätigte am 6. 8. 1629: „Het antwoord D. Tileni op Cyrillus’ nieuwe confessie heeft Mercier uE. door den Pool Artisowsky gesonden.“ Grotius: Briefwisseling IV, Nr. 1412, S. 77 u. 85. Haga hatte Ende März 1629 Abschriften des lateinischen Glaubensbekenntnisses an die Generalstaaten und an den niederländischen Gesandten in Paris, Baron Gideon van den Boetzelaer Heer van Langerak, gesandt. Nach der ersten der kritischen Lettres à vn Amy von Tilenus, datiert vom 27. 6. (1629) n. St., war „l’escrit Latin imprimé & dispersé depuis peu de iours, por- || [265] tant tiltre de Confession de foy“. Nach Aussage seines zweiten Briefs vom 1. 7. 1629 hatte Tilenus damals schon den zweiten Druck der Übersetzung ins Französische gesehen. S. Rozemond, 206f. Die von Rozemond vermutete Herstellung der lateinischen und der beiden französischen Ausgaben des Bekenntnisses durch den Sedaner Drucker Jean Jacques de Turene könnte gerade Tilenus’ Interesse an einer schnellen Kritik erhöht haben. Die Wichtigkeit und Neuigkeit der Ausgaben und ihrer Kritik dürften beim Zusammentreffen von Opitz, Tilenus und Grotius auch Anlaß zu Gesprächen geboten haben. Das von Haga an die Generalstaaten gesandte Glaubensbekenntnis, das erwähnte Schreiben Uytenbogaerts und der den Patriarchen erwähnende Satz in Opitz’ Brief lassen es als wahrscheinlich erscheinen, daß auch Christoph zu Dohna, der enge Verbindungen zum Hof F. Friedrich Heinrichs v. Oranien unterhielt, Bescheid wußte und daß er das Symbol sogar in einem Brief an Opitz erwähnt hatte. Zu zwischen Diodati und Kyrillos I. 1632 gewechselten Briefen, die sich im Besitz Dohnas befanden, s. übrigens 291028 K 1.
10 Die Rückkehr von Opitz und ein Brief von Saumaise veranlaßten Grotius am 5. 10. 1630 n. St. auch zu Ausführungen über die Dohnas: „Opitius et literas tuas accepit et gratias tibi jussit agi maximas, subito revocatus in Silesiam a Barone Donaviensi, qui ibi in summa re ac potentia floret, Caesarianus adeo ut et religionem domini induerit. Vidimus hic duos intra haud nimis longum temporis spatium familiae ac nominis ejusdem, sed in pietatis negotio constantes, quorum Achazius te, ut puto, Divione convenit — nam eo se ire dicebat velle tui visendi causa — alter, Christophorus, missus in praefecturam Arausionensem a principe, cuius matrona soror est ejus quam ipse in matrimonio habet, cum hac transiret, non modo honorifice admodum de te est locutus, sed et libera indignatione invectus est in eos, qui te Lugduno invidissent. Ostendit non ita dudum edito libello Vossius, quanti eam familiam faceret; et sane digna est, quae cordi sit literatis, cum ipsa raro tantae nobilitatis more, literarum cultum literatorumque amicitiam plurimi semper fecerit.“ (Grotius: Briefwisseling IV, 273f.). Grotius’ Annahme, Karl Hannibal zu Dohna habe die Partei und die Konfession gewechselt, widerspricht richtig der Sohn des Burggrafen und Herren Christoph, Friederich, in seinen Erinnerungen: Les mémoires du Burgrave et Comte Frédéric de Dohna ... 1621–1688. Hg. H. Borkowski. Königsberg i. Pr. 1898, 11f. (mit Zitat der Briefpassage). Vgl. oben Anm. 1. Opitz beantwortete den Brief des französischen Philologen angeblich nicht, um Saumaise nicht bei seiner Arbeit zu stören; Grotius an Saumaise, 31. 1. 1631 (a. a. O., 321, vgl. 327: Antwort v. 12. 2. 1631). Zu Gerardus Ioannes Vossius’ Lobschrift auf Burggf. u. Herr Fabian zu Dohna, die Opitz wohl in seinem Vorhaben beeinflußte, Commentarii über das Geschlecht Dohna zu verfassen, s. DA Köthen I. 2, S. 92f., 280412 K I 6 u. 310119. Zu Christophs Bruder Achatius d. J. s. 291013 K 10 u. 360600 II (S. 621). Christoph, der Auftraggeber der Lobschrift, war vermählt mit Gfn. Ursula v. Solms-Braunfels (AL 1619, TG 43), einer Schwester Fn. Amalias und Schwägerin F. Friedrich Heinrichs v. Oranien. Er verließ Den Haag am 19. 8. 1630 und traf am 5. 10. 1630 in Orange ein, um sein Gouverneursamt anzutreten. S. 300410 K 55.
11 Frh. Fabian v. Waldburg, Erbtruchseß, (23. 5. 1610 – 17. 4. 1644), zu Landsberg, Wildenhoff, Groß-Steegen u. Saraunen, Sohn v. Frh. Wolfgang Heinrich v. Waldburg, Erbtruchseß u. Obermarschall im Hzt. Preußen (1581–1631). Fabian heiratete Helena Dorothea v. Kreytzen (1620–1677), die sich 1656 mit Frh. Otto v. Schwerin (FG 493) vermählte. Fabian stammte aus der preuß. Linie des Geschlechts und war ein Vetter Christophs zu Dohna. Vgl. EST V, T. 152. Christian Krollmann: Ein Brief Martin Opitzens aus dem fürstlich dohnaischen Hausarchive in Schlobitten. In: Altpreußische Monatsschrift 44 (1897), 597f., 597: „Er studierte 1629 in Angers und kam im Sommer 1629 nach Paris.“ Am 7./ 17. 6. 1630 hatte Balthasar Venator Opitz den Brief von Fabians Vater aus Genf zugesandt, wo ihm, wie er Opitz an diesem Tag mitteilte, ein Bruder Christophs zu Dohna, der preuß. Geheime Rat Burggf. und Herr Achatius zu Dohna (1581–1647), dazu den Auftrag erteilte hatte. Vgl. Reifferscheid, 413, Nr. 342, Z. 12ff., B. Venator an G. M. Lingelsheim, 9. 8. 1630: || [266] „Baro Dhonanus est in Helvetia, rediturus inde post duas, tres septimanas. Tum discedet Lutetiam, et illic de rebus suis constituet amplius. Volebat, ut me sibi adiungerem, sed multa fuerunt, quae me dubium facerent. Alioquin valde mihi vult.“ Opitz und Achatius zu Dohna kannten sich durchaus; vgl. Heinrich Borkowski: Ein brief von Martin Opitz an den burggrafen und grafen Abraham zu Dohna. In: Zeitschrift für Deutsche Philologie 29 (1897), 533f. Venators Aussage liefert nützliche Informationen über Opitz’ Beziehungen zu Dohna und zu Tilenus: „Hisce diebus, cù m Dn. Achatium à Dhona salutarem in hospitio, Tuas laudes ab Illustri illo Viro mihi jucundum fuit audire. Idem mihi mandavit, Te verbis suis salutarem, & nisi fallor, literas à Te exigerem. Addidit aliquid de Tilleno, sed non cepi: tu noveris. Fac ut intelligat mandatis ejus à me satisfactum. Inclusas literas ab eodem habeo, & Te rogandum, ut Baronem Valtpurgensem Parisiis adeas, redditurus has ipsas. Nam isthic jam esse debet. Ex mercatoribus qui Germanis, & Borussis pecuniam suppeditare solent, cognesces, ubi incolat.“ (Venator an Opitz, Genf, 7./ 17. 6. 1630. FB Gotha: Chart. A 473, Bl. 59rv; Jaski, 62–64, 63f., vgl. Reifferscheid, 408; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 104.)
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