Ein Brief Johanns v. Mario (FG 100) an Friedrich v. Schilling (FG 21) vom 14./ 24.
9. 1630, LAO: Kö. A 9a Nr. 87, Bl. 40r–41v; zit. in 300410 K 16, 20 u. ö. Briefschluß || [
273] und Adresse fehlen.
(Die Datierung dieses Schreibens erfolgt aufgrund der Angaben im vorliegenden Brief.)
Dem Schreiben vom 14./ 24. 9. lagen zwei Traktate bei, die in der
Akte noch erhalten sind: I. „Proposition de Mons.
r L’Ambassadeur de sa Majesté de La
grande Brettaigne sur Le traitté d’Espaigne, Littré aux Deputez de Mess.
s Les Estats G
en
eraux Le 13 d’Aoust 1630“ (a. a. O., Bl. 39r, 39v leer; Abschrift von Marios H.), vgl.
Anm. 33 u. 35; und (vermutlich) II. ein Bericht vom Regensburger Kurfürstentag im
Sommer 1630 in frz. Sprache (a. a. O., Bl. 2r, 2v leer; Marios H.).
Der Amsterdamer
Kaufmann Charles de Latfeur, s. 260106 K 16, 270115; ferner 300924 u. 301001.
Gf. Johann VIII. (d. J.) v. Nassau-Siegen (1583–1638), Bruder der oranientreuen Grafen
Wilhelm (s. 300410 K 21, K I 15 u. 300924 K 16) und Johann Moritz („der Brasilianer“,
1604–1679, s. hier auch Anm. K I 4, ferner 300410 K 34, 42 u. 51). 1613 Konversion
zum Katholizismus (vgl. sein ,Bekenntnisschreiben‘ an den Vater Gf. Johann VII. vom
Dezember 1613 und dessen Antwort von Anfang 1614 in
Groen van Prinsterer II, 409–
430), 1620 span. General unter Spinola (s. Anm. 23) am Rhein, 1623 ksl. Hofkriegsrat,
1628 ksl. Feldmarschall. S.
AD III, 233;
ADB XIV, 266–268; Andreas Thiele: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Bd. I, Tlbd. 2. 2. Aufl.
Frankfurt a. M. 1994, T. 327; Koen Ottenheym: The Catholic Nassaus in Brussels and
their Buildings. In: Albrecht & Isabella. 1598–1621. Tentoonstelling. Koninklijke Musea
voor Kunst en Geschiedenis; Katholieke Universiteit Leuven. 2 Bde. Brepols 1998, II,
185–190; 186ff. — Nach den großen militärischen Erfolgen der Generalstaaten 1629
(Einnahme von Wesel und ’s-Hertogenbosch) war es im Jahr 1630 zu keinen größeren
Feldzügen gekommen (vgl. 300410 K 35). Das spektakulärste Ereignis dieses Jahres war
die Gefangennahme Gf. Johanns in einem Scharmützel bei Rheinberg (südlich von Wesel)
am 7. Juli. Er lag zur Zeit der Abfassung des vorliegenden Briefes durch mehrere
Schüsse schwer verwundet zu Wesel in Haft und wurde später mit einem hohen Lösegeld
ausgelöst. Vgl.
Aitzema I, 1018f.;
Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. (1646), 289; P. J.
Blok: Geschichte der Niederlande. Bd. 4. Gotha 1910, 374 u. 376; I. Commelyn: Histoire
de La Vie & Actes memorables de Frederic Henry de Nassau Prince d’Orange [s.
300410 K 4] (1656), I, 131f.; Memoires de Frederic Henri de Nassau, Prince d’Orange
[s. 300410 K 4] (1733), 119ff.; [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten
Niederlande [s. 300410 K 10]. Th. 5. Leipzig 1762, 60; Volkmar Braun: Geschichtliches
Wesel. Bd. 1: Stiche zu Ereignissen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Köln/ Bonn 1976,
94ff. — Mario berichtete in seinem Schreiben vom 26. 7. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 47r–
48v), daß er bereits am 10. Juli schon einmal auf Geheiß F. Friedrich Heinrichs v. Oranien
nach Wesel zum gefangenen Gf. Johann gereist und von dort erst am 15. Juli wieder
im Haag angekommen sei: „da ich den
10, gegen abentß auß dem
Haage, vnd den
12 dito
deß morgenß vmb 9 vhren in
Wesel bej Jme [Gf. Johann] für dem Beth gewest, mein
credentz
schreiben, neben gewonlicher
congratulation einbehendigt, habe mehr den 1 ½
St
unden bej Jme vor dem Beth gesessen,
discourirt, vnd nit einen augenblickh an Jme spüren
khönen einigeß schmertzenß, wie woll er auf beyden seydenen [Seiten] in den Leib
geschossen, dar d
er Linckhen die Kugel noch im Leib vnd an d
er Rippen angestossen Ligen
thuet, Jm Linckhen Arm bej den khnöpfen [Knöcheln] ist er auch ein wenig durch
das Bein [Knochen] geschossen, aber er khunte den Arm mit der handt auf heben, die
hant auf vnd Zue thun, v
erbinden Jne 8.
Balbirer, vnd 3.
Doctores, worund
er sein eygener,
so ein
Jtaliener, die mir sagten, so khein ander khranckheit darzueschlagen solle,
an dem Leben kheine noth soll haben, alleß was er mit mir
discourirt, war so
Heroisch,
daß man kheinen Schmertzen an Jme spüren khunte, den
13. dito, ist auch sein herr Brud
er
der obrist von
Wallonen Gr. Johan
Maurice sambt seinem Jungen Bruder Gr.
Heinrich,
auß dem
Haage Zu Jm khumen die er freundlichen Empfangen, Gr. wilhelm seine Gemahlin
war albereit[h] 2 daghe zuuor bey Jme khumen, vnd geselschafft gehalten, gegen
abent den 13. ist sein Gemahlin, mit den 2 Frewelein seiner Döchterß, in einem Gutsch
en
mit 6 pferthen von
Düllenburg [Dillenburg] herab Zu Jm khumen, wie auch deß || [
274]
and
ern dagß sein herr Brud
er Gr. wilhelm von
Dusburg [Duisburg] Zu Jme khumen ist,
er hat mich den
14. mit einem
credentz schreiben deß morgenß wied
er abgeferdigt vnd
müntlichen auch beuollen, daß ich meinen G. F. v. h. solle bitten, daß die selben dem
Gouuerneur herrn von
Dietten doch wolten schreiben, vnd beuellen, mit Jme wegen d
er Rantzon [Lösegeld] zu
tractiren, vnd bekhant sich anderst nit, alß deß Königß von
Hispagnien obr. v̈ber 1000 pferth, vnd deß Keyserß veltmarschalckh nun 3 Jahr hero, vnd
daß d
er Keyser Jme nur d
er Jnfante [Infantin] gelehent hette, mit einighen
troppen zu
pferth vnd zu fueß, auf ein Zeit daß Ihr Röm. Key. Math. 3 veltmarschalckh hetten, Jne,
Torquato Conte, vnd den Gr. von
Anhout, v
erhoffet er wurde dero gestalt
tractirt werden,
mit
Rantzon, alß wen von vnß möchte gefangen werden Gr. Ernst Casimir von
Nassau,
Jn dem
grado er auch wer, man hat aber 2 daghe Zuuor ehe ich aldar bin khumen, seinen
Balbierer so er mit schreibenß von
Wesel nacher Reinberg [Rheinberg, damals span. Garnison]
gesanden, das Jme erlaubt war, auf d
er Bruckhen im hinwerts Reisen der wacht
meister
von wesel die schreibenß abgefordert, deme er einige schreiben zwar hat v̈berliffert,
der wacht
meister fraget Jne ob er kheine and
ere mehr hette, zum dritten mall, wie
er leugnet, hat er Jne angefangen zu besuechen [durchsuchen], vnd bey Jme gefunden
5 Secrete
prieffe, darJnen er allen vmbligenten
guarnisonen Commandiren thet, allen möglichen
fleiß anzuwenden, vnd so vill volckhß zusamen zu bringen, einen anschlag zu machen,
auf seinen herrn Brudern Gr. wilhelm, d
er alß
general, v̈ber die
troppen, so Jm
Landt zu Bergh von vnß Ligen, Lebendig zubekhumen, sunsten wuste er kheinen Rath
mit vnß sein
Rantzon zu machen, den durch soliche mittelen, hat sich auch in den selben
prieffen vnd
erschriben
general von Key. Math. so nun alhier in
disput wirdt genumen
vnd zubesorgen er noch so balt nit
Rantionirt [ausgelöst] wirdt werden.“ (47rf.) Marios
neuerliche Mission zu Gf. Johann könnte demnach mit den Verhandlungen um die Höhe
des Lösegeldes in Verbindung gestanden haben. Die im Zitat erwähnten Personen sind
1. Gf. Johann Moritz v. Nassau-Siegen, „der Brasilianer“, s. o. und K I 4. Er hatte Anfang
Juli 1629 die Nachfolge als Oberst des Regiments Wallonen angetreten. Vgl.
Het
Staatsche Leger IV, 252; L. Driesen: Leben des Fürsten Johann Moritz v. Nassau-Siegen.
Berlin 1849, 11; Soweit der Erdkreis reicht [300410 K 34] (1980), 315; 2. Gf. Heinrich
v. Nassau-Siegen (1611–1652),
AD III, 235; 3. Gf. Wilhelms Gemahlin Christiane, geb.
Gfn. v. Erbach (1596–1647), s.
AD III, 233f.;
EST I, T. 117; 4. Gf. Johanns Gemahlin
Ernestine-Yolande, geb. Fn. v. Ligne (1594–1663), s.
AD III, 233;
EST I, T. 116; 5.
seine beiden Töchter Klara Maria (1621–1695) und Ernestina Charlotta (1623–1668), s.
AD III, 271;
EST I, T. 116; 6. Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen, damals General der in
Kleve, Berg und Mark stationierten staatischen Truppen, s. 300410 K 21; 7. Der gnädige
Fürst und Herr (G. F. v. h.) Marios ist F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm. 4); 8.
Otto Baron van Gent Heer van Dieden, damals Gouverneur in dem von ihm im August
1629 eroberten Wesel, s. 300410 K 21 u. 35, 300924; 9. Torquato Conti (1591–1636),
päpstl. bzw. ksl. General,
DBI XXVIII, 480–484; 10. Gf. Johann Jacob v. Bronckhorst
zu Anholt (ca. 1580–1630),
NDB I; 11. Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz (1573–1632),
Onkel F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, ndl. Feldmarschall, Statthalter der Provinzen
Friesland, Groningen und Drenthe, vgl.
Ditzhuyzen, 90f.
F. Friedrich Heinrich v.
Oranien, Statthalter mehrerer Provinzen der Vereinigten Niederlande und als „kapiteingeneraal“
Oberkommandierender der Truppen der Republik. S. 300410 K 4.
Krieg,
n.; orlog ist die im 17. Jh. noch bekannte bzw. unter nl. Einfluß neuentlehnte nd. Form
zu ausgestorbenem frnhd. urlog, urlüge; vgl. nl. oorlog, mnd. orloge, mhd. urliuge, urlouge.
DW VII, 1349 u. XI.3, 2482f.;
Götze, 221. Vgl. auch
Schottelius, der — anstatt
das Wort mit ahd. urliugi, vertragsloser Zustand, bzw. urlac, Schicksal, zu verknüpfen
— es S. 254 auf ,lager‘ zurückführte: „[...] also wan ein Krieg anging und es wider den
Feind gulte/ so ward verhanden ein Uhrlag/ Uhrlager/ (Ohrlag) folgen muste/ daher
annoch das alte Teutsche Wort Ohrlag/ Uhrlag/ so viel als Krieg bedeutet [...]“; danach
auch
Stieler, 1112, der auch „Orlochschiffe/ naves militares“ kennt, ebenso
Schot- || [275] telius,
1372.
Wachter, 1171f. kritisiert diese und andere etymologische Erklärungen und
gelangt schon über die Grundbedeutung des Stammes („lex primitiva“) und der Vorsilbe
(„signum privationis“) zu der Bestimmung des Kriegs als „status Reip. exlex“ und zu der
damals im Sinne der Ratio Status-Lehre einleuchtenden Sinngebung „Bellum, quatenus
est jus, quod cuivis competit Civitati, conservandi statum suum“. Vgl. 301011 K 11 u.
310311 K 8.
Schon im Jahre 1600 waren Truppen der Generalstaaten unter F. Moritz
v. Oranien vergeblich in Flandern eingefallen, um die Freibeuterlager in Dünkirchen
und Nieuwpoort zu erobern, von denen aus ndl. Handelsschiffe überfallen wurden.
Nach dem 12jährigen Waffenstillstand (1609–1621) lebte mit kräftiger Unterstützung
durch Spinola (s. Anm. 23) die Dünkirchener Piraterie wieder auf. 1631 wurde ein neuer
Feldzug der Generalstaaten gegen Flandern, der in erster Linie dem Treiben der Raubund
Kaperfahrer ein Ende setzen sollte, unternommen, mußte jedoch aufgrund des Auftretens
starker span. Verbände im Juni abgebrochen werden. Die Piraterie hielt bis zur
Mitte der 40er Jahre unvermindert an. Vgl.
Aitzema I, 1014 und II, 342ff., 589ff., 752,
826, 901f.;
Het Staatsche Leger IV, 51ff.;
Israel, 314, 478, 496f., 513;
Theatrum europaeum,
Tl. 2, 3. Aufl. 1646, 448f.; Memoires de Frederic Henri de Nassau, Prince
d’Orange (1733) [s. 300410 K 4], XVIIff.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande IV (s.
Anm. 3), 330, 356ff., 375ff., 411ff., 450, 505f.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden.
Bd. 7: Nieuwe Tijd. Haarlem 1980, 142, 156ff.; S. Groenveld/ H. L. Ph. Leeuwenberg:
De bruid in de schuit. De consolidatie van de Republiek 1609–1650. Zutphen 1985
(De Tachtigjarige Oorlog, 2), 83f., 103f.; Jonathan I. Israel: The Dutch Republic and
the Hispanic World. 1606–1661. Oxford 1986, 113, 116f., 191ff., 264ff. u. ö. Vgl. auch
Anm. 7 u. 301001.
Heringsbüsen. Nl. Haringbuis,
pl. -buizen, Büse, Boot zum Heringsfang.
S.
Kramer (1759) I, 297 (Buis) u. 619 (Haringbuis); entsprechend
Kramer
(1787) I, 80 u. 167;
WNT III.1, 1764ff. Zum mnd. „buse“, „butze“, „herinckbuse“ s.
Mnd. Wb. I, 458. Zum dt. „Büse“ vgl.
DW II, 563; Duden. Das große Wörterbuch der
deutschen Sprache, Bd. 1 (Mannheim u. a. 1977), 450. Lemma fehlt bereits in der 2. Auflage
desselben, Bd. 2 (Mannheim u. a. 1993), 615. Zum alten Schiffstyp der Buis/ Büse s.
Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, Bd. 7 (Berlin 1776), 416;
Grote/ Winkler/ Prins
IV, 675. Vgl. auch 360703 K 10. — Allein 1629 gingen 244 ndl. und engl. Schiffe verloren;
1630 wurden 220 ndl. Schiffe und Fischerboote von den flämischen Seeräubern aufgebracht
oder versenkt. Sprichwörtlich im Nl.: „van Duinkerken ten Haring vaaren“, etwas
Fruchtloses unternehmen, Übles erwarten. S.
Kramer (1759) I, 619. Vgl. Israel [s.
Anm. 6], (1986), 195. Vgl. Blok: Geschichte der Niederlande IV (s. Anm. 3), 359ff.
Im Ärmelkanal angegriffen; s. 300410 K 11.
Andorf(f) oder Antorf(f), d. i. Antwerpen. S. z. B.
Zedler II, 727ff.
Zandvliet, Hafenstadt an der Scheldemündung, nördl. v. Antwerpen in Brabant.
Middelburg, Hauptstadt von Zeeland, südl. Provinz der Vereinigten Niederlande.
Zierikzee/ Prov. Zeeland.
Vlissingen/ Prov. Zeeland.
Ter Goes, d. i. (Landstrich) bei Goes, einer kleinen,
stark befestigten Stadt auf Zuid-Beveland/ Prov. Zeeland. Der südl. Teil der Insel wurde
nach der Stadt Land ter Goes genannt.
Merian: Topographia Germaniae-Inferioris Vel
Circuli Burgundici, 134;
Nijhoffs, 226.
Zu Burggf. u. Herr Christophs zu Dohna
(FG 20) Audienz in Lyon und zu seinem Amtsantritt als Gouverneur des Ft.s Orange s. 300410 K 55.
Vielleicht David, der u. a. im Sommer 1630 nach dem Haag reisende
Sohn Andreas’ II. Ung(e)nad (v. Weißenwolf) Frh. v. Sonnegg, aus dem oberösterreichischen
Freiherren-, seit 1646 Reichsgrafen-Geschlecht der von Ungnad, das sich ursprünglich (und auch später wieder) von Weißenwolf nannte. Andreas war der Sohn von
David I. Ungnad († 1600), der bei Melanchthon in Wittenberg studiert hatte und zuletzt
ksl. Hofkriegsratspräsident war. Andreas hatte als Mitglied der protestantischen Ständeopposition
in Österreich ob der Ens vor dem Kaiser fliehen müssen. Er ging nach Böhmen
und schloß sich dem Winterkönig an. Nach der Schlacht am Weißen Berge ließ er
sich mit seiner Familie in Emden nieder, wo auch Christoph zu Dohna zeitweilig lebte || [
276]
(vgl. 280218 K 5). Vgl. im GSTA-PK Berlin die ca. 30 Briefe, die in den Jahren 1624–1630
zwischen Ch. zu Dohna und A. Ungnad gewechselt wurden (VI. HA, Fürstl. Hausarchiv
Dohna-Schlobitten: Christoph zu Dohna, Nr. 394). Alle diese Briefe von A. Ungnad
wurden aus Emden abgeschickt (freundliche Auskunft von Ute Dietsch, GSTA-PK
Berlin). Vgl.
Hübner: Tabellen IV, T. 669;
Siebmacher IV. 5: Oberösterreichischer Adel,
618–628, 626f.;
Wurzbach LIV, 177ff. (s. v. Weißenwolf);
Zedler XLIX, 1550ff. Der Exulant
Andreas II. und seine Nachkommen werden peinlich verschwiegen in: Johann Georg
Adam Frh. v. Hoheneck: Die Löbliche Herren Herren Stände Deß Ertz-Hertzogthumb
Oesterreich ob der Ennß. 2 Tle. Passau 1727 u. 1732, 766ff., und Domenico
Francesco Calin: Ritterlicher Schauplatz Aller Dapferen und Wolverdienten Helden ...
auß dem vortrefflichen Geschlecht Derer von Weissenwolff. Wien 1675 (UB Gött.: 4 H.
Germ. III, 3384).
Fn. Amalia v. Oranien, geb. Gfn. v. Solms-Braunfels (1602–
1675), Gattin F. Friedrich Heinrichs. Vgl. Nassauische Lebensbilder. Bd. 5 (Wiesbaden
1955), 35–56;
Oranje boom II, bes. S. 139–156 (Simon Groenveld: Beiderseits der Grenze.
Das Familiengeflecht bis zum Ende der ersten oranisch-nassauischen Dynastie) u. S.
265–285 (Barbara Gaehtgens: Amalia von Solms und die oranische Kunstpolitik). Am
14. 8. 1630 n. St. schrieb Mario (a. a. O., Bl. 44r–45v), daß die Fürstin unter Fieber leide
und ihre beabsichtigte Reise zum Sauerbrunnen nach Spa verschoben sei (44v). Am 30. 8.
1630 n. St. (a. a. O., Bl. 37r–38v) teilte er mit, die Fürstin sei noch fieberkrank am 26. 8.
(n. St.) nach Leiden, am 28. von dort nach Ijsselstein gereist, von wo sie nach Buren und
weiter ins Bad nach Aachen reisen solle, sofern sich ihr Gesundheitszustand unterwegs
bessere. „Jst auch wenig hoffnung der Fruchtbarkheit halben hinfüro“ (37r). Die Krankheit
Fn. Amalias hing mit der Geburt Pzn. Elisabeths im August 1630 zusammen, die
noch am selben Tag verstarb. Amalia gebar aber später noch Kinder (s.
AD III, 232).
Vgl. 301001, 310311.
Vgl. nl. Vendel oder Vaandel,
Fahne, Kriegsfahne [
Kramer (1759) I, 1753;
Kramer (1787) I, 475], aber auch Fähnlein
(fenlin/ fendlein u. a.), vexillum, turma equitum,
DW III, 1243; fen(d)lein, Bataillon,
Goetze, 75 bzw. Fänlein oder Fänel, cohors,
Stieler, 399f.
Aachen. Vgl. 260211 K 12, 260619.
Marchese Ambrosio Spinola de los Balbazes (1569–
1630), span. General u. Gouverneur v. Mailand, s. 300410 K 18. Seine Truppen belagerten
im Verlauf des mantuanischen Erbfolgekriegs (1627–1631) Casale, die 1629 von den
Franzosen besetzte Schlüsselfestung des Montferrat. Die bedrohliche militärische Lage
der Spanier und des Kaisers infolge der Landung Kg. Gustav II. Adolfs v. Schweden in
Pommern führte im Oktober 1630 zu Friedensverhandlungen und Anfang Oktober auch
zu einem kuriosen Vergleich zwischen der frz. Besatzung Casales und den span. Belagerern.
Stadt und Schloß wurden den Spaniern überlassen, die Franzosen hielten sich in
der Zitadelle. Wenn innerhalb einer Frist von 15 Tagen nach dem 15. Oktober kein frz.
Entsatz erfolgt sei, sei auch die Zitadelle zu übergeben. Der Entsatz erreichte die Stadt
am 26. 10., ein neuerlicher Vergleich setzte den Abzug der span. Truppen fest, der am
28./ 29. 10. erfolgte. Der schwerkranke Spinola hatte sich zutiefst unzufrieden mit der
Gesamtentwicklung schon im September auf sein Gut Castelnuovo Scrivia (Piemont) tragen
lassen, wo er am 25. 9. 1630 n. St. starb. Mario selbst dementierte seine Nachricht
vom Tode Spinolas am 11. 10. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 32r–33v, 32r). S. 301001; vgl.
Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. 1646, 283ff.;
ABI 926/ 67ff.;
Aitzema I, 1072; David
Parrot: Der Mantuanische Erbfolgestreit und der Dreißigjährige Krieg. In:
Krieg und
Frieden II, 153–160; Sven Externbrink: Die Rezeption des „Sacco di Mantova“ im 17.
Jahrhundert. In: Ein Schauplatz herber Angst. Wahrnehmung und Darstellung von Gewalt
im 17. Jahrhundert. Hg. Markus Meumann u. Dirk Niefanger. Göttingen 1997,
205–222, 207ff. Ein literarisches Denkmal hat Umberto Eco der Belagerung von Casale
in seinem Roman
L’Isola del giorno prima (dt.:
Die Insel des vorigen Tages) gesetzt.
Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg, Hz. v. Jülich-Berg, s. 300410 K 16.
Ehzn. Isabella
(I. Clara Eugenia) v. Österreich, Tochter Kg. Philipps II. v. Spanien, Landvögtin || [
277] der südlichen Niederlande, s. 300410 K 22.
D. i. Waver oder Waveren, frz. Wavre.
„Waueren/ Wavre/ Vvauera, vnd Frantzösisch Vvaure, ist der berühmbteste Marcktflecken
in gantz Welsch Brabant“, 4 Meilen von Brüssel (Martin Zeiller: Neue Beschreibung/
Deß BVrgundisch- vnd Niederländischen Craises; Oder der XVII. Niederländischen
Provintzen (Ulm 1649), 146 (HAB: Cd 202).
Zahlenverschlüsseltes Wort,
Pgf. Wolfgang Wilhelms spätere (2.) Frau, Catherina Charlotta (1615–1651), Tochter
Pgf. Johanns II. v. Zweibrücken. Vgl. 301001 (K 9), 310113, 310224.
Johann Bertram v. Scheidt gen. Weschpfenning, Marschall des Ft.s Berg, s. 300410 K 20.
Gf.
Philipp zur Lippe-Alverdissen (FG 117) wollte im Herbst 1629 zur Belagerung von ’s-
Hertogenbosch (s. 300410 K 21 u. K 35) reisen, zog von Holland nach Brüssel und kam
im November 1629 in Paris an. Dort faßte er den Entschluß, im Mai 1630 nach England
zu reisen; im September traf er er dann von England kommend wieder in Holland ein.
Vgl. STA Detmold: L 7 A X 3 K, vier Briefe Philipps an den Bruder Otto zur Lippe-Brake
(FG 121) vom 20. 9. 1629, 22. 10. 1629, 19. 11. 1629, 7. 2. 1630. S. auch K I 1 u.
301011, 310113, 420120.
Selten fnhd. für wortlich, wörtlich; hier: dem Wortlaut
bzw. Sinn des Vertrags getreu.
DW XIV.2, 1600–1603. Vgl. nl. woordelijk,
WNT
XXVI (1993), 2134–2136: „precies overeenkomend met de gegeven, gesproken of geschreven
woorden“.
Für Treves, Waffenstillstand/ Friedensvertrag. Vgl. 300410 K
35.
Waffenstillstand, s. 300410 K 35. S. dort u. ebd. K 36 auch zu den Konflikten
innerhalb der holländischen Ständeversammlung in der Kriegs- und Steuerfrage. Die
Ständeversammlung der Provinz Holland (genauer: Holland und Westfriesland) bestand
aus je einem Vertreter von 18 Städten (neben den von Mario genannten noch Leiden,
Haarlem, Gouda sowie die kleineren Städte Gorinchem, Schiedam, Den Briel, Alkmaar,
Hoorn, Enkhuizen, Edam, Monnickendam, Medemblik und Purmerend) und einem des
Adels („ridderschap“), das Stimmenverhältnis betrug also 18 : 1; der Klerus fehlte in der
holländ. Ständeversammlung. Die Provinzialstände, der Souverän jeder Provinz, wählten
einen Statthalter (im 17. Jh. in der Regel Oranierfürsten bzw. Grafen v. Nassau),
dem verschiedene Aufgaben, v. a. der Oberbefehl über die Truppen, übertragen wurden.
Kopf der Provinz-Administration war der Landesadvokat oder Ratspensionär, unterstützt von den „gecommitteerde raden“, bestehend aus 10 Räten, deren Funktion eher
administrativer denn politischer Natur war. Formalrechtlich unklar war der Umgang mit
Minderheitspositionen, die, wie im von Mario geschilderten Fall, die Ständeversammlung
lahmlegen konnten, wenn bei wichtigen Fragen Einstimmigkeit erforderlich war.
Dies hatte auch Folgen für die Gesamtpolitik der Republik. Da der einzelnen Provinz
bei wichtigen Fragen (wie Krieg und Frieden) in den Generalständen (Staten generaal)
ein Vetorecht zukam, da ferner trotz des formalrechtlich gleichen Status’ der sieben Provinzen
(die achte, Drenthe, war nicht in den Generalständen vertreten) Holland aufgrund
seiner Haushaltsleistungen (knapp 60% des Staatsetats der Republik wurden von
Holland getragen) faktisch ein überragendes politisches Gewicht in der Generalständeversammlung
erwachsen war, blockierte fehlende Zustimmung oder Zahlungsverweigerung
seitens Hollands die politische Handlungsfähigkeit des Bundesstaats insgesamt. In
Holland aber ging ohne Amsterdam nichts, und diese Stadt war 1630 weder kriegsgewillt
noch bereit, weitere hohe Kriegsbeiträge aufzubringen. Vgl.
Het Staatsche Leger IV,
44f.; Robert Fruin: Geschiedenis der Staatsinstellingen in Nederland tot den Val der Republiek.
Uitgegev. door H. T. Colenbrander. ’s-Gravenhage 1901, 182, 225ff.; Simon
Groenveld: Der Friede von Münster als Abschluß einer progressiven Revolution in den
Niederlanden. In:
Krieg und Frieden II, 123–132, 124ff.; J. L. Price: Holland and the
Dutch Republic in the Seventeenth Century. The Politics of Particularism. Oxford 1994,
15, 122ff., 173f., 235ff. Vgl. auch 301001, 310113, 310224.
Sir Henry Vane d. Ä.
(1589–1655), 1630 Mitglied des Privy Council, später Secretary of State. Im Februar
1629 und von September 1629 bis Januar 1631 hielt er sich als außerordentlicher Gesandter
(ambassador extraordinary) des engl. Königs Karl I. zur Unterstützung des || [
278] 1628–1632 amtierenden ständigen Gesandten Sir Dudley Carleton in den Vereinigten
Niederlanden auf. Der war der Neffe des gleichnamigen Resident Ambassador, des späteren
Viscount Dorchester (1573–1632), der 1615–1625 und 1626–1628 in den Vereinigten
Niederlanden tätig gewesen war. Vane sollte die Haltung der Generalstaaten zu einem
Friedensvertrag mit Spanien sondieren und die Restitution Kf. Friedrichs V. v. der
Pfalz betreiben. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wurde Ende 1630 der engl.-span. Friedensvertrag
geschlossen. Im GLA Karlsruhe hat sich, vielleicht aus der pfälz. Exilkanzlei
stammend, die Abschrift jener „Proposition“ Henry Vanes vom 13. 8. 1630 erhalten, die
auch Mario abschriftlich an Schilling gesandt hatte (s. Anm. 1) und in der die Generalstaaten
aufgefordert werden, schnell und kategorisch zu erklären, ob sie den span. Friedens-
bzw. Waffenstillstandsvorschlägen folgen wollen oder nicht (GLA Karlsruhe: 67/
965, S. 261). Ein Frieden zwischen beiden Parteien würde, so die brit. Kalkulation, die
Restitution des geächteten Pfälzers begünstigen. Vane war es auch, der den Friedensvertrag
zwischen England und Spanien aushandelte, der zur Unzufriedenheit der Generalstaaten
den ndl.-engl. Allianzvertrag von Southampton (1629) faktisch aushebelte. —
Vane war vermählt mit Frances Darcy, Tochter von Thomas Darcy of Tolleshurst Darcy,
Essex (1591–1663). Genauere Angaben zu einem im letzten Jahresdrittel 1630 geborenen
Kind liegen uns nicht vor. Vgl.
Aitzema I, 907ff.; 988f., 1072ff., 1086ff.;
BBA
1110/ 312ff.;
DNB LVIII, 113–116;
Schutte, 64ff.; Gary M. Bell: A Handlist of British
Diplomatic Representatives 1509–1688. London 1990, 196–199; Wagenaar (s. Anm. 3)
V, 64f.; J. J. Poelhekke: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik.
Zutphen 1978, 343; Frd. Hermann Schubert: Die Niederlande zur Zeit des 30j. Krieges
im Urteil des Diplomatischen Korps im Haag. In: Historisches Jb. 74 (1955), 252–264,
263.
Die in Anm. 1 genannte kgl.-brit. „Proposition“, a. a. O., Bl.
39r, Beilage zu einem Brief Marios an Schilling, dessen Schluß verloren ging und der auf den 14. 9. 1630 n. St. zu datieren ist (a. a. O., Bl. 40r–41v). Vgl. zur Proposition Anm.
33.
empfehle; Ableitung vielleicht unter dem Einfluß von befelch/ befelich, n., Auftrag
(
Götze, 23), nach einem schon mhd. gebräuchlichen Wortbildungstyp wie z. B. in
mhd. bevriden/ bevridigen, entschulden/ entschuldigen. Vgl. Walter Henzen: Deutsche
Wortbildung. 3. Aufl. Tübingen 1965, 225f. Vgl. mhd. enphelhen, stv., zu Bewahrung,
Besorgung u. a. übergeben.
Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG
20), die damals bei ihrem Oheim F. Ludwig in Köthen lebte. Vgl. auch K I 4, 310108 u.
340716.
Marios Gesellschaftsname und Devise (,Wort‘), z. B. als Text in seiner Imprese
im
GB Kö.: „Der Goltgelbe.“/ „Zur hertz sterckung.“ (
Conermann I, Nr. 100).
Vgl. auch 301011 K 31.
Chiffrierter Text. Vgl. T c.
K I
1 Gf. Philipp zur Lippe-Alverdissen (FG 117). Das Postskriptum ist wohl auf den
Sept. 1630 a. St. zu datieren, da lt. 300921 Gf. Philipp erst vor einer Woche aus England
in den Haag gekommen war, also am 14. 9. 1630 a. St. Er blieb bis zum November 1630.
S. Anm. 29. — Noch etwas früher, Ende Juli oder Anfang August 1630, muß ein undatiertes
Postskript Marios geschrieben worden sein (a. a. O., Bl. 11r), in dem es heißt: „p.s.
disen mittagß hat ein Junger Graue von d
er Lippe mit Jhr F. G. [F. Friedrich Heinrich
v. Oranien] malzeit gehalten, man sagt er heist Graue
Simon. Jch hette Jhr Gr. G. gehrn
zue gesprochen, weiln aber Jhr F. G. mich so eyllent
expediren thet, habe ich eß vnd
er
wegen muessen lassen“. Es handelt sich um Gf. Simon Ludwig zur Lippe-Detmold (FG
124), der sich noch auf seiner Kavalierstour befand. Am 20. 7. 1630 sandte der lippische
Kanzler Christoph Deichmann (FG 288) Simon Ludwig verschiedene Schreiben, darunter
auch an F. Friedrich Heinrich v. Oranien, nach Den Haag (STA Detmold: L 7 A XV
B2). S. auch 300813. Da der junge Graf darin seine am 13. 8. 1630 erfolgte Rückkehr
nach Detmold anzeigte, hat er seinen Onkel Gf. Philipp nicht mehr im Haag treffen
können. — Interessant an dieser Stelle ist der Mangel an Kommunikation oder Vernet- || [
279] zung der FG-Mitglieder.
3 Friedrich v. Schilling (FG 21).
4 In einem
ohne Jahreszahl auf Amsterdam, den „2. Jullio, ein dag nach schliesung deß prieffß“
(in der Akte nicht erhaltenes Schreiben) datierten Postskriptum (a. a. O., Bl. 67rv u.
69r), das aufgrund verschiedener Hinweise darin im Jahr 1629 oder 1630 geschrieben
worden sein muß, bittet Mario nicht nur um die (gemalten) Porträts F. Ludwigs und dessen
Frau Fn. Sophia (AL 1629, TG 38), sondern auch um ein Bildnis Pzn. Loysa Amalias
v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20). Er verbindet damit offenbar Pläne ganz eigener
Art: Entgegen früheren Verlautbarungen habe sich der Gesundheitszustand der Fn.
Amalia v. Oranien dramatisch verschlechtert (vgl. vorliegenden Brief [K 18]). Sollte der
Fall ihres Ablebens eintreten, so machten sich er, Mario, und andere hohe Personen Gedanken
über eine dann anzustrebende Neuvermählung des Oraniers. Mario schreibt weiter:
„nun aber den herrn Brud
ern hierJnen seines Rathß zwischen vnß zu gebrauchen, ob
solicher fahl sich begeben, od
er Ja nicht, dan die
Medici v̈ber ein Jahr kheine hoffnung
haben
continuiren solle möghen, daß weiln ich in meinem Schreiben
aperto dem herrn
Brudern schreibe vnd vnd
erthenigst von demselben begehrent bin, Jhrer F. G. [F. Ludwig]
neben dero Fürstlichen gemahlin [Fn. Sophia] Fürstliche
Contrafeit, für mich in meiner
khinder Jhrer behausung Gnedigst zue zukhumen zu Lassen, daß auch Gnedigst das
F. F. L. A. [Fürstliches Fräulein Loysa Amalia (v. Anhalt-Bernburg)] gleichsamb allein
für mich Jhr Fürstlicheß
Contrafeit, mit dem Namen oben v̈bergeschriben, mir aller Genedigst
zue senden thete“. Er „wolte [...] soliche samentlichen herrn Graue Johan
Maurice
[s. K 3], so
obr. v̈ber das
Wallonische Regement nun für hörtzogenbusch [’s-Hertogenbosch]
ist worden [Bestallung Anfang Juli 1629, s. o., K 3], bej deme ich alle dage
bin, vnd gantz mein G. Gr. vnd herr ist, vnd ein sond
erlicher Liebhaber, Fürstlicher
Contrafetten
ist, alß Niemalß einer deß hauseß
Nassau, gewessen, vnd Jedermahn ein grosseß
auge von den hrn.
gnerlst. auf Jne haben, mit gelegenheit sehen Lassen, weiß mit
wahrheit Jhr Gr. G. sollen ein sonderliche freudt vnd wollgefallen daran haben, vnd
strackhß
Copie daruon begehren, sonderlichen weiln er nun Jm
Haage ein eygneß hauß
vnd mit der gleichen hochansehentlichen
Contrafeitten vber die massen
delectirt, auch
mein Grosser
Corporal [F. Friedrich Heinrich v. Oranien], vill vnd offt malß Jne khumbt
besuechen, daß gewislichen einighe
discoursen sollen vmb gehn, vnd märglichen ich darumben
zu Redt solle gestelt werden, weiln ich meistentheilß mit Jme
Corporal in d
er
Gutschen, so ich anderst bej d
er handt bin[,] fahren thue“. Gleichzeitig scheinen Mario
Skrupel befallen zu haben, daß er seine Absichten hinter dem Rücken der anhaltischen
Fürstenfamilie betrieb: „Jch schreibe diß dem herrn Brudern, alß ein Jdiot, vnd vnwißend[,]
aber gebe eß dem herrn Brudern, Zwischen vnß, auf Edelmanß thrauen vnd
Glauben allein Brud
erlichen zuerkhennen, vnd vnß niemantß weder zu offenbaren, allein
de longa manu Jm Fahl
[?unsichere Lesung] darzue zu
præparien[sic], dan er [F.
Friedrich Heinrich] ohne Gemahlin nit Leben solle, noch auch die herrn
Staten solicheß
Jme Ratten, sond
ern villmehr darzue zu Ratten, willenß sollen sein, eß ist wahr ich habe
einighe
mention mit wenig
em in meinem Schreiben daruon gethan, vnd villeicht Jhr F. G.
solicheß gnedig Lesen sollen, v
erhoffe gleich woll Jhr F. G. werden meine gethrewe
vnd
erthenige aufrechte
affection in kheinen vngnaden vermerckhen, was ich aber deß
herrn Brudern seiner allerliebsten [Schillings Frau Anna Maria, vgl. 300410 K 3] einigher
gleichnuß halben daruon geschriben, will ich v
erhoffen daß sie eß bej sich ohn andere
F. F. zu
Cummuniciren behalten werde, wie dan ohne Zweiffel die v
ermahnung deß
herrn Bruderß vill darzue v
erhelffen solle, den ich vmb der welt Guet, ob ich schon etwas
alt bin, bej denen andern F. F. vnd samentlichen herrn Fürstlichen Brudern in kheinen
besen [bösen] v
erdacht gehrn wolte khumen, [...] bitte er wolle mir meine gethrewe
guethertzige
affection in diser sachen etwas zu guet halt
en, allein seinen möglichen fleiß
nit sparen, daß mir soliche
Contrafeit aller Gnedigst möchten bewilligt werden, von Jhrer
F. G. vnd dero F. Gemahlin, mit dem 3. [Porträt der Pzn. Loysa Amalia v. A.-Bernburg,
s. o.] stelle ich eß in sein hocherfahrne
discretion, wie er mit gueten glimpfen etwan das- || [
280]
selbige bekhumen khunte, vnd traghe es kheinen Scheu, doch
in silentio, so eß den selben
guetdunckhen thuet, dem F. F. L. A. mit gelegenheit vnd
erthenig daruon zu sagen, so
aber nunmehr einighe
interfallo darmit sich begeben hetten, so ist eß nur ein
traum gewest“.
Am 26. 7. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 47r–48v) erinnert Mario Schilling „der
Contrafetten“
und daß insbesondere „das eine
a propos khumen thet, so Jme woll bewust“ (48r).
Damit kann nur das Porträt Pzn. Loysa Amalias v. Anhalt-Bernburg gemeint sein, von
dem nochmals im Postskriptum des Briefes vom 24. 8. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 44r–45v)
die Rede ist: „dar benebenß die
contrafetten nit Zuuergeßen sond
erlichen das
Principalste,
so etwan vnv
erhofft
apropos derffte khumen vnd an meinen geringen v
ermöghen
nichtß erspart solle werden.“ (44v.) — Loysa Amalia starb unvermählt 1635. Im Brief
360703 spricht Mario seine Bestürzung und sein Beileid anläßlich ihres Todes aus. Vgl.
Beckmann V, 338;
Conermann TG, 590, 593, 615. — Im Januar 1631 wiederum drückt
Mario seine gespannte Erwartung aus, verschiedene Porträts sowie seine FG-Medaille
bald zu erhalten. S. 310113 (Postskriptum). — Das Sammeln von Porträts und ihre Verwendung
für höfische Zwecke wie im vorliegenden Fall wird auch anderenorts erwähnt.
Vgl. z. B. den Brief Gf. Christians (v.) Rantzau (FG 278; 1636) an F. Johann Casimir v.
Anhalt-Dessau (FG 10) v. 3. 3. 1643 (LA Oranienbaum: Abt. Dessau A 10, Nr. 77) oder
die Nachricht a. d. J. 1647, Christian der Maler (Christian Richter, Weimar) schaffe
Porträts für Holstein (vielleicht für Rantzau) in STA Gotha: Geh. Archiv F☉ IVb Nr. 5.
— Auch der Austausch von Kupferporträts ist ein häufig wiederkehrendes Thema in Marios
Briefen. In einem Postskriptum (a. a. O., Bl. 10r), das aufgrund sachlich-chronologischer Übereinstimmungen als Anhang zu Marios Schreiben vom 28. 4. 1630 n. St. (a. a.
O., Bl. 51r–52v) zu identifizieren ist, wird die Übersendung von alsbald im Druck vorliegenden
Kupferporträts des Flottenadmirals Hendrik Cornelisz. Lonckh und Diderichs
van Waerdenburg (s. 300410) angekündigt.
5 Wilhelm v. Proeck (FG 16. Der Räuchernde).
6 Tobias Hübner (FG 25).
7 Caspar Ernst v. Knoch (FG 33).
8 Burkhard
v. Erlach (FG 52). Zu den besonderen Beziehungen, die Mario mit Erlach verbanden,
s. 300410 I, 301001, 310113, Marios Brief vom 20. 2. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 26r–
27v, 27r) und 360703 (Postskriptum). In seinem Brief vom 4. 4. 1631 [n. St.] (a. a. O.,
Bl. 59r–60v) hatte Mario inständig gewünscht, „daß mir die gelegenheit von Gott gegeben
solle werden, daß ich nur ein 3 od
er 4 daghe, bej meinem hochgeEhrthen herrn vattern
vnd Frawen Muettern, dem gesundten, in
conuersation erGötzlickheit möchte haben,
neben auch sonderlichen dem herrn aufzuwartten, vnd zue zusprechen, einer einzigen
vrsachen halben, die ich der federn nit v
erthrawen darff, vnd [mir] nit auß dem Gemueth
khumbt“ (59r). Es erscheint möglich, daß Mario tatsächlich im September 1632
im Anhaltischen weilte, wofür seine Eintragung in das
GB Kö. einen Hinweis liefern
könnte. S. 300410 K 1.
9 Ernst v. Börstel (FG 61).
10 (Albrecht) Christof v. Krosigk
(FG 7. Der Wohlbekommende).
11 Hempo v. dem Knesebeck (FG 88. Der Gute).
12 Hermann Christian (v.) Stammer (FG 137). Soweit uns bekannt, vermählte sich Stammer
erst im Dezember 1635 mit Maria Magdalena, geb. Schenck; bereits im März 1636
starb er an den Folgen einer Schußverletzung. Er hinterließ keine Kinder. S. 360428 u.
Beilagen;
Conermann III, 136f.
13 Georg Haubold v. Einsiedel (FG 138. Der Übertreffende).
S.
Beckmann VII, 214f.;
Conermann III, 137f. Vgl. außerdem noch die Würdigung
Einsiedels in
Christian: Tageb. XVII, 165r (14. 2. 1642) bei dessen tödlichem Unfall
(er ertrank in der reißenden Saale unweit Plötzkau/ Anhalt): „Er war from, Gottsförchtig,
aufrichtig. Hatt Meinm Herrnvatter Sehliger vndt mir lange gedienet, vndt auß
der maßen schöne raysen, vnderschiedliche ortt, zu waßer vndt Lande, [al]dar in
OostJndien vollbracht, vndt so wol als ein Edelmann, in Deutzschlandt, sich versucht.“
14 Vielleicht die Chinawurzel, Smilax china L. bzw. Guaiacum officinale L. Zur alten
Terminologie s. PINAX THEATRI BOTANICI CASPARI BAVHINI (Basileae Helvet.:
Ludovicus Rex 1623), 296f. (HAB: 2.1 Phys.): „Est autem duplex: alba enim ex India
occidentalis, Hispania nimiru(m) nova & Peru, quæ colore magis rufo est: alia ex In- || [
281] dia orientali ex regione Sinarum (ubi ab indigenis Lampatam vocatur) adfertur. Verum
Garzias & Acosta (qui integram plantam depingit, & ex eo Lugd. hist.) Chinam orientalem
aliter describunt, quàm Monardes suam occidentalem. At radix hæc Indiæ primùm
anno Christi 1535. innotuit.“ Die „wurtzel China“ war die Gesellschaftspflanze des Verharrenden,
Gf. Friedrich Casimir v. Ortenburg (FG 316; 1637). Vgl.
Conermann III,
360f. Mit der „Bokkenwurtz China“, der Gesellschaftspflanze des Treuen (Wolf Konrad
v. Thumshirn, FG 690; 1658) ist wegen ihrer ,westindischen‘ Herkunft (
Neumark: Palmbaum,
403) wohl Mechoacana gemeint, die allerdings schon vorher an den Ordnenden
(Christian Gueintz, FG 361; 1641) vergebene Pflanze. Hintereinander als „Mechoacan“
(Bryonia Mechoacana, Peruviana Mechoaca u. ä.) bzw. „Bockenwurz“ (China, Schina,
Lampata) behandelt in: Neü Vollkommen Kräuter-Buch ... Durch JACOBUM THEODORUM
TABERNÆMONTANUM. ... Erstlichen durch CASPARUM BAUHINUM
... gebessert; Zum Andern durch HIERONYMUM BAUHINUM ... vermehrt. Und
nun zum vierten mahl zu ... Vollkommenheit gebracht (Offenbach am Mäyn: Johann
Ludwig König 1731: Basel), 1313–1315 (Ndr. Grünwald: Kölbl 1982).