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300921 Johann von Mario an Friedrich von Schilling
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300921

Johann von Mario an Friedrich von Schilling


Johann v. Mario (FG 100. Der Goldgelbe) erinnert an sein letztes Schreiben vom 14. 9. a. St., dem zwei Traktate beilagen. — Seine für die vorige Woche anberaumte Reise zum gefangenen Gf. Johann (VIII.) v. Nassau-Siegen nach Wesel habe sich verzögert und stehe ihm wohl in Kürze bevor. — Da die niederländischen Kriegsschiffe zu Reparaturzwecken in ihre Häfen eingelaufen seien, mache Dünkirchener Piraterie den Ärmelkanal unsicher. Sie hat nicht nur großen Schaden bei der heimischen Heringsflotte verursacht, sondern sich auch gegen ein großes englisches Schiff gerichtet. — F. Friedrich Heinrich v. Oranien hat Schiffe und Truppenverbände nach Zeeland verlegt; möglicherweise begibt er sich bald auch persönlich in diese Provinz. — Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG 20), bestellter Gouverneur des Ft.s Oranien, hat in Lyon bei Kg. Ludwig XIII. v. Frankreich gute Audienz gehabt. In Begleitung eines Edelmanns F. Friedrich Heinrichs namens Baron (David) Ungnad ist er von dort über Paris gereist und strebt nun nach Oranien. — Fn. Amalia v. Oranien hatte den Sauerbrunnen in Spa aufgesucht und hält sich nun in Lüttich auf, wo sie vom Rat und von der Bürgerschaft ehrenvoll aufgenommen wurde. Demnächst solle sie sich ins warme Bad nach Aachen begeben, da ihr Gesundheitszustand zu wünschen übrig lasse. — Der spanische General Spinola soll || [268] nach drei Tagen Krankheit vor Casale gewiß gestorben sein. Man hoffe, die französischen Truppen in der belagerten Stadt würden bald entsetzt werden. — Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg hat sich von Brüssel aus über Waveren nach Zweibrücken begeben, wo er seine Geliebte besuche. Mario habe das von dessen Gesandten Weschpfenning, der aus Brüssel zu Verhandlungen mit den Generalstaaten nach dem Haag gereist sei. — Vor acht Tagen sei Gf. Philipp zur Lippe-Alverdissen (FG 117. Der Annehmliche) aus England im Haag eingetroffen; er habe gestern mit F. Friedrich Heinrich zu Mittag gespeist und mit Mario die Nachmittagspredigt besucht. — Eine holländische Ständeversammlung, die anfangs konstruktiv über die Bezahlung der Truppen beraten habe, sei von den fünf Städten Amsterdam, Delft, Dordrecht, Rotterdam und Schoonhoven, die für einen Waffenstillstand bzw. Frieden mit Spanien plädierten, in ihrer Beschlußfassung lahmgelegt worden. Der Widerstand der anderen Städte und der holländischen Ritterschaft habe sie nicht zum Einlenken bewegen können, so daß sich die Versammlung am 10./20. September ergebnislos vertagt habe. Das Volk rebelliere gegen die Friedensanhänger. — Da sich seine Frau entschlossen habe, ihr Kind in England zur Welt zu bringen, warte der englische Gesandte (Henry Vane) ungeduldig auf die Entscheidung der Generalstaaten über den von ihm vorgelegten Friedensvorschlag des Königs von Großbritannien. Angesichts der Unsicherheit der Seepassage (Dünkirchener Piraten) werde man ihn von der Absicht einer solchen Reise hoffentlich noch abbringen können. Mario hofft, F. Friedrich Heinrich werde sich den Friedensbestrebungen nicht anschließen und den Krieg mit Spanien fortsetzen. Sonst sei es um seine Partei getan. Man rüste schon an vielen Orten für einen Krieg im Frühling. — In einer Nachschrift Grüße und Empfehlungen Marios an F. Ludwig (Der Nährende) und Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617; TG 20) sowie ein chiffrierter Text.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 87, Bl. 42r–43v [A: 43v]; eigenh.; Sig.

Anschrift


A Dem WollEdlen Gestrengen, vnd Manhafften Herrn Friderich von Schilling Fürst. Anhalt. Cöthnischer geheimer Rath, vnd hoffmeister etc. Meinem Jnsonderß Großverthrauthen villgeliebten herrn Schwagern, Freundt vnd Bruder zubehendigen port Cöthen

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Meine gethreue gantz willige diensten zuuor, wollEdler Gestrenger Großverthrauther, vill geliebter werther herr Bruder, Jch zweiffele nit, derselbe werde nun mehr mein Lesteß schreiben den 24. 7ptb. dadirt, neben 2 tractetlen Empfangen haben,1 den ich sie alzeit einen tage zuuor ehe die post von Ambsterdham nacher Hamburg, oder Magdeburg abreist herrn de Latfoeur2 v̈bersende, belangent im vorigen, daß ich nach Gr. Johan von Nassau3 habe auf Wesel die vergangene wochen Reisen sollen, ist biß dato noch arrestirt, Jedoch vermeine ich mit Gott die selbige in khurtz zuuerrichten, dise wochen hat der Prinz4 verstanden weilen vnsere ohrlogß5 Schiffe meistentheilß auß der See, in vnsere haffen sein einkhumen, vmb zu reparieren vnd schön zu machen, sein interim auß Dünkhierchen bej 30 ohrlogß Schiffe auß geloffen,6 haben auch under den häringbussen7 vill Schaten gethan, auch sollen 5 Dünkhiercher ein groß Englisch schiff in der straß angetast8 haben, welicheß sich biß in die 3.te stunde dapfer gewehret hat, entlichen khein außkhumbst gesehen, fewer darinnen gesteckhen, vnd neben 3 Dünck. ge[n]himel9 gefahren, die passagi zwischen Engelant vnd Franckhreich vmb hier zu khumen ist gantz periculos, die chaloppen so ich vor 3 wochen zu Antorff10 ferdig gesehen, sein theilß nacher Santfliet11 , theilß nach ostenden, || [269] theilß nach Gent gesandten worden, Jhr F. G. von Orangie, haben in Middelburg12 , Zierchzee13 , Flissingen14 , inß Landt targues15 vor 7 daghen noch 18 Compagnien zu fueß in Guarnison Legen lassen, khunte Leichtlichen khumen, daß Jhr F. G. in khurtz selbst nach Seelandt reisen möchten. Der herr Christoff von Dhonaw, so der Prinz v̈ber Orangien Gouuerneur gestelt hat, [soll] bej dem König in Franckhreich zu Lion gahr guete Audientz gehabt haben16 , vnd seiner proposition zimbliche satisfaction bekhumen, Jst nun wieder nach Paris, vnd also vorth nach orangie zue, mit einem Jungen Baron Vngnadt17 , so per Compagnie mit Jme gereisst, aber sunsten bej meinem Prinzen ordinaris Edelmahn, die Princessin18 Jst nun albereith bej 4 wochen zu Spa im Sauerbrunen gewest, vnd ist zu Luttich19 3 dage stillgelegen, all wor sie die Burgerß mit etlichen fliegenten fendlen20 haben eingehollet, vnd vill grosse canons Loß geschossen, Der Magistrat hat sie die 3 dage von allem defrauirta , solle nun den 4. 8briß, nach Achen21 inß warme bath befindet sie22 zimblichen gesundt, doch nit wie eß sein solle, Spinola solle nun mehr für gewiß Todt sein, nachdeme er 3 daghe in der Stat Cassal23 khranckh gebliben war, vnsere Colonels vnd officirs von den Francoisen, haben noch grosse hoffnung, Jhr König werde das Castel von Casal in khurtz entsetzen. Den 22. 7ptb. Jst der von Neuburg24 gegen abentß mit der Jnfanta25 Jhrer Carotza auß Brüssel 2 posten nach Wafferen26 gefahren, aldar er mit 10 pferthen die post nach Zweÿbruckhen zu seiner Mætresse von 251 27 zue genumen hat, welicheß mir sein Marchalck Weschpfening, deß Fürstenthumbß Berghß,28 den 27. 7ptb. alhier gesagt, so von Brüssel von Jme herkhumen ist, vnd mit den General herrn staten, noch etwas zu tractiren hat, wirdt auch noch etliche daghe alhier zu thun haben. Der Annehmliche in der Löblichen Fruchtbringenden geselschafft29 Jst vor 8 daghen auß Engelant alhier ankhumen, ein gahr Gottselliger herr, hat bej Jhr F. G. gestern das mittag mall eingenumen, vnd dan mit mir in die nachmittagß predig gangen. Die gesambte stette von Holland, sein nun in absent deß Prinzen alle alhier auf einen Land[t]ag beysamen gewest, wegen der wortenlichenb 30 bezallung vnder dem Khriegß volckh zu pferth vnd zu fueß Jhrer Prouintie, das auch einigß theilß zimblichen ablauffen that, aber wie sie zur conclusion solten khumen, Jst Dordrecht, Delfft, Rotterdham, Schonhouen, vnd Ambsterdhame auf gestandten, Jm vollen Rath, vnd haben angefangen etwas von dem verfluechten [42v] falschen, vnd betrieglichen treÿfues31 , oder vill mehr verdamblichen treuis32 , mit spanien anzughen proponiren, vnd discourieren wollen, dar die andern 13 stet, neben der Ritterschafft, samentlichen auch aufstunden, sie bittente freundlichen, daß sie sich doch nit wolten verführen lassen, weiln soliche proposition allen Jhren vnierten Prouintien vnd Lieben Brudern, auch allen adherenten auser Jhreß Landeß der Reformirten, vnd Euangelischen, Religion, vortpflantzung, vnd verachtung Göttlicheß nun in khurtzen zeitten genedigen verliehenen Segenß an Jhnen bewisen, die vndanckhbarkheit gegen Gott, an unseren Khintßkhinderen in Ewigheit nit ungestrafft solle bleiben, sie aber persistirten auf Jhrem propos, vnd expreslichen sich verlauten Lassen, wen man daruon nit hören wolte, wolten sie inß khunfftig nit vill zum Khrieg mehr contribuiren, sein also von einander geschiethen, ohne einige resolution einigeß Puncts zuschliessen, Jhn Jhren Losamender alleß bezalt, vnd Jeder seineß wegß nach || [270] || [271]
hauß verreist, diseß ist geschehen den 20. 7ptb. wie der Prinz vmb 8 vhren zu nachtß in den Haag wider khumen war, wie den Jhr F. G. den Sonabent darnach vermeinten zu Jhnen in den Rath zu khumen, waren die 5 stette, alle albereith hinwegkh, diseß gibt in villen stetten vnder dem Gemeinen mahn eine grosse Alteration, vnd derffen sie22 in etlichen Jhre treuismacher nit woll sehen Lassen, der Ambassator von Engelandt33 , wardt34 mit verlangen, von den herren General staten, auf seine proposition35 , die ich dem herrn Brudern vor 8 daghen zuegesanden habe[,] resolution, dan er gehrn mit seiner Gemahlin nach Engelandt were, weliche Jhr facit gemacht, aldar in der Khinderbeth zu Ligen. eß ist bej villen ansehentlichen hier die opinion, daß sie sehr schlecht werde sein, weiln auch nun die Dünkhierchers auf seine deß von Engelandts Schiffe, ohne vnderschieth soliche auf der See, anfallen vnd v̈bergewäldigen, vermueth man einer besseren resolution von dar zu gewartten, Summa wan der Prinz zum treuis solte wollen verstehn von 34 Jahren, wie spargiert wirdt alhier so ist eß mit unß gethan, Jedoch hat man guete hoffnung, daß Jhr F. G. etwas besserß sich bedenckhen sollen, vnd den Khrieg continuiren werde, wie dan nun albereith gegen zuekhunfftigen Fruelingb, an villen orthen hier zu Lande, allerhandt Khriegß preparation bestelt, vnd ferdig gemacht sollen werden, diseß ist so dem herrn Brudern ich für diß mall weiß zu auisiren, denselben dienst-freundlichen bittent, vnderthenig vnd gehorsamblichen dem Nährenten mich für recommadirt [sic] zu halten, Neben dem selben sambt seiner hertzallerLiebsten freundlicher gruessung, vnß samentlichen dem Allerhöchsten in seine allein Göttliche obacht, Segenß, vnd Barmhertzigkheit Empfeliche36


Haage, den 1. 8briß 1630 st. no.
Sein dienstwilligster vnd Gethrewister Khnecht vnd Freundt.
Der GoltGelbe Mpria.c


Jhr F. G. F. L. A.37 thue ich in gantz vnderthenigkheit vnd gehorsambist den Rockh khyssen, verbleibe der Gethrewe Goltgelbe zur hertzstärckhung38 , hoffe vestigkhlichen der Almechtige werde mir noch für meinem Ente, so vill Barmhertzigkheit verleihen, daß ich alß dero geringste, gethrewe, Ehrliche, vnd aufrichtige, vnderthenige vnd gehorsame dienste solle erweisen mögen, das Gebe mir Gott.

[43r] 20175712219 141751201357/ 821/ 91721124135/ 2167/ 821/ 91761723/ 1386 1131520 152085/ 61315206171/ 13818/ 16175/ 3267/ 12817 81755172167.39

I

Johann von Mario an Friedrich von Schilling in einem undatierten Postskriptum


Mario richtet F. Ludwig Grüße Gf. Philipps zur Lippe-Alverdissen (FG 117. Der Annehmliche) aus, der noch eine Weile in den Niederlanden zu bleiben beabsichtige. — || [272] Mario erwartet die versprochenen anhaltischen Fürstenbildnisse und andere Porträts und läßt anspielungsreich eine Reihe ihm persönlich bekannter Mitglieder der FG grüssen, namentlich Wilhelm v. Proeck (FG 16. Der Räuchernde), Tobias Hübner (FG 25. Der Nutzbare), Kaspar Ernst (v.) Knoch (FG 33. Der Ausbreitende), Burkhard v. Erlach (FG 52. Der Gesunde), Ernst v. Börstel (FG 61. Der Truckene), (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7. Der Wohlbekommende), Hempo v. dem Knesebeck (FG 88. Der Gute), Hermann Christian (v.) Stammer (FG 137. Der Erweckende) und Georg Haubold v. Einsiedel (FG 138. Der Übertreffende). Der sei in Ostindien gereist und besitze vielleicht noch viel von der den Appetit anregenden Chinawurzel. — Am Schluß trinkt Mario der Fruchtbringenden Gesellschaft zu.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 87, Bl. 14rv, 14v leer; eigenh. beschriebener Zettel, undatiert. Der Zettel ist innerhalb der Akte aus seinem ursprünglichen Kontext herausgelöst und zusammen mit verschiedenen anderen Postskripta und Bruchstücken (Bl. 7–16) aufbewahrt worden. Sachlich und inhaltlich aber gestattet die Nachricht über Gf. Philipp zu Lippe-Alverdissen (FG 117. Der Annehmliche), in 300921 das Bezugsschreiben zu erblicken.

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p. s. Jm Schliessen von meinem prieff, sendet ich meinen Lackhey zu dem Annehmlichen1 Lassen Fragen, ob Jhr G. nit ein schreiben wolten senden, an Jhr F. G.2 den ich nun an den herrn Brudern3 eineß sendet, Liese mir sagen, daß ich wegen seiner, Jhr F. G. vnderthenig seine dienst vnd grueß durch den herrn Brudern gehorsamblichen solle vermelten, vnd ob etwan einigheß schreiben für Jne aldar, solicheß in meineß einzuschliessen, dan die selben noch einige Zeit vermeinen alhier zuuerbleiben, belangent, die Genedige Fürstliche Genade, deren Fürstlichen, vnd anderen mir belobten contrafeiten, will ich mit patientia vnd der Zeit erwartten[.]4 Jch bitt den herrn Brudern Jn deme Jm gelegenheit zu handen solle khumen, von den Jenigen so der hochlöblichen geselschafft ein verleibet weren, vnd mir khenlichen, meine Dienst vnd Grueß zuuermelten, sonderlichen dem Rauchernden5 , welichem der herr Bruder bißweillen meiner auisen woll communiciren mag, dem Nutzbarem6 , dem ausbreitenden7 , dem gesunden8 , dessen Khnecht vnd gehorsamer Sohne ich verbleibe, dem Truckhenen9 , dem Wollbekhumenden10 , dem guetten11 , so eß Jme wollergehn thet were mir ein hertzliche freudt, dem Erweckhenden12 verhoffe er werde seine allerLiebste nun allbereith mit einem Jungen Sohne erweckhet haben, dem Vbertreffenden13 , befürchte er habe seine vbertreffende Khrafft woll meistentheilß oder villeicht in Goa vnd Jndien gelassen, weiln er noch nit weiben will, Jne fragen ob er nit noch vill der wurtzel Chinge14 bej sich hat, wie ich von Jme verstanden, soliche vber die massen trefflichen apetit sollen machen. & valete, Jch bringe dem herrn Brudern ein gueteß glaß deß vin francois, dero gantzen hochlöblichen Fruchtbringenden geselschafft Jhrer aller gesundheit. etc. Actum vt in literis.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
a Lies: defrayirt, zu frz. défrayer, freihalten. Vgl. 310113 K 46.
b Eingefügt.
c Schnörkel mit Zahlen. Zu erkennen: 16 5[?] 5 30 5 9 — Vgl. Anm. 39.

Kommentar
1 Ein Brief Johanns v. Mario (FG 100) an Friedrich v. Schilling (FG 21) vom 14./ 24. 9. 1630, LAO: Kö. A 9a Nr. 87, Bl. 40r–41v; zit. in 300410 K 16, 20 u. ö. Briefschluß || [273] und Adresse fehlen. (Die Datierung dieses Schreibens erfolgt aufgrund der Angaben im vorliegenden Brief.) Dem Schreiben vom 14./ 24. 9. lagen zwei Traktate bei, die in der Akte noch erhalten sind: I. „Proposition de Mons.r L’Ambassadeur de sa Majesté de La grande Brettaigne sur Le traitté d’Espaigne, Littré aux Deputez de Mess.s Les Estats Generaux Le 13 d’Aoust 1630“ (a. a. O., Bl. 39r, 39v leer; Abschrift von Marios H.), vgl. Anm. 33 u. 35; und (vermutlich) II. ein Bericht vom Regensburger Kurfürstentag im Sommer 1630 in frz. Sprache (a. a. O., Bl. 2r, 2v leer; Marios H.).
2 Der Amsterdamer Kaufmann Charles de Latfeur, s. 260106 K 16, 270115; ferner 300924 u. 301001.
3 Gf. Johann VIII. (d. J.) v. Nassau-Siegen (1583–1638), Bruder der oranientreuen Grafen Wilhelm (s. 300410 K 21, K I 15 u. 300924 K 16) und Johann Moritz („der Brasilianer“, 1604–1679, s. hier auch Anm. K I 4, ferner 300410 K 34, 42 u. 51). 1613 Konversion zum Katholizismus (vgl. sein ,Bekenntnisschreiben‘ an den Vater Gf. Johann VII. vom Dezember 1613 und dessen Antwort von Anfang 1614 in Groen van Prinsterer II, 409– 430), 1620 span. General unter Spinola (s. Anm. 23) am Rhein, 1623 ksl. Hofkriegsrat, 1628 ksl. Feldmarschall. S. AD III, 233; ADB XIV, 266–268; Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Bd. I, Tlbd. 2. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1994, T. 327; Koen Ottenheym: The Catholic Nassaus in Brussels and their Buildings. In: Albrecht & Isabella. 1598–1621. Tentoonstelling. Koninklijke Musea voor Kunst en Geschiedenis; Katholieke Universiteit Leuven. 2 Bde. Brepols 1998, II, 185–190; 186ff. — Nach den großen militärischen Erfolgen der Generalstaaten 1629 (Einnahme von Wesel und ’s-Hertogenbosch) war es im Jahr 1630 zu keinen größeren Feldzügen gekommen (vgl. 300410 K 35). Das spektakulärste Ereignis dieses Jahres war die Gefangennahme Gf. Johanns in einem Scharmützel bei Rheinberg (südlich von Wesel) am 7. Juli. Er lag zur Zeit der Abfassung des vorliegenden Briefes durch mehrere Schüsse schwer verwundet zu Wesel in Haft und wurde später mit einem hohen Lösegeld ausgelöst. Vgl. Aitzema I, 1018f.; Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. (1646), 289; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. Bd. 4. Gotha 1910, 374 u. 376; I. Commelyn: Histoire de La Vie & Actes memorables de Frederic Henry de Nassau Prince d’Orange [s. 300410 K 4] (1656), I, 131f.; Memoires de Frederic Henri de Nassau, Prince d’Orange [s. 300410 K 4] (1733), 119ff.; [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten Niederlande [s. 300410 K 10]. Th. 5. Leipzig 1762, 60; Volkmar Braun: Geschichtliches Wesel. Bd. 1: Stiche zu Ereignissen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Köln/ Bonn 1976, 94ff. — Mario berichtete in seinem Schreiben vom 26. 7. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 47r– 48v), daß er bereits am 10. Juli schon einmal auf Geheiß F. Friedrich Heinrichs v. Oranien nach Wesel zum gefangenen Gf. Johann gereist und von dort erst am 15. Juli wieder im Haag angekommen sei: „da ich den 10, gegen abentß auß dem Haage, vnd den 12 dito deß morgenß vmb 9 vhren in Wesel bej Jme [Gf. Johann] für dem Beth gewest, mein credentz schreiben, neben gewonlicher congratulation einbehendigt, habe mehr den 1 ½ Stunden bej Jme vor dem Beth gesessen, discourirt, vnd nit einen augenblickh an Jme spüren khönen einigeß schmertzenß, wie woll er auf beyden seydenen [Seiten] in den Leib geschossen, dar der Linckhen die Kugel noch im Leib vnd an der Rippen angestossen Ligen thuet, Jm Linckhen Arm bej den khnöpfen [Knöcheln] ist er auch ein wenig durch das Bein [Knochen] geschossen, aber er khunte den Arm mit der handt auf heben, die hant auf vnd Zue thun, verbinden Jne 8. Balbirer, vnd 3. Doctores, worunder sein eygener, so ein Jtaliener, die mir sagten, so khein ander khranckheit darzueschlagen solle, an dem Leben kheine noth soll haben, alleß was er mit mir discourirt, war so Heroisch, daß man kheinen Schmertzen an Jme spüren khunte, den 13. dito, ist auch sein herr Bruder der obrist von Wallonen Gr. Johan Maurice sambt seinem Jungen Bruder Gr. Heinrich, auß dem Haage Zu Jm khumen die er freundlichen Empfangen, Gr. wilhelm seine Gemahlin war albereit[h] 2 daghe zuuor bey Jme khumen, vnd geselschafft gehalten, gegen abent den 13. ist sein Gemahlin, mit den 2 Frewelein seiner Döchterß, in einem Gutschen mit 6 pferthen von Düllenburg [Dillenburg] herab Zu Jm khumen, wie auch deß || [274] andern dagß sein herr Bruder Gr. wilhelm von Dusburg [Duisburg] Zu Jme khumen ist, er hat mich den 14. mit einem credentz schreiben deß morgenß wieder abgeferdigt vnd müntlichen auch beuollen, daß ich meinen G. F. v. h. solle bitten, daß die selben dem Gouuerneur herrn von Dietten doch wolten schreiben, vnd beuellen, mit Jme wegen der Rantzon [Lösegeld] zu tractiren, vnd bekhant sich anderst nit, alß deß Königß von Hispagnien obr. v̈ber 1000 pferth, vnd deß Keyserß veltmarschalckh nun 3 Jahr hero, vnd daß der Keyser Jme nur der Jnfante [Infantin] gelehent hette, mit einighen troppen zu pferth vnd zu fueß, auf ein Zeit daß Ihr Röm. Key. Math. 3 veltmarschalckh hetten, Jne, Torquato Conte, vnd den Gr. von Anhout, verhoffet er wurde dero gestalt tractirt werden, mit Rantzon, alß wen von vnß möchte gefangen werden Gr. Ernst Casimir von Nassau, Jn dem grado er auch wer, man hat aber 2 daghe Zuuor ehe ich aldar bin khumen, seinen Balbierer so er mit schreibenß von Wesel nacher Reinberg [Rheinberg, damals span. Garnison] gesanden, das Jme erlaubt war, auf der Bruckhen im hinwerts Reisen der wachtmeister von wesel die schreibenß abgefordert, deme er einige schreiben zwar hat v̈berliffert, der wachtmeister fraget Jne ob er kheine andere mehr hette, zum dritten mall, wie er leugnet, hat er Jne angefangen zu besuechen [durchsuchen], vnd bey Jme gefunden 5 Secrete prieffe, darJnen er allen vmbligenten guarnisonen Commandiren thet, allen möglichen fleiß anzuwenden, vnd so vill volckhß zusamen zu bringen, einen anschlag zu machen, auf seinen herrn Brudern Gr. wilhelm, der alß general, v̈ber die troppen, so Jm Landt zu Bergh von vnß Ligen, Lebendig zubekhumen, sunsten wuste er kheinen Rath mit vnß sein Rantzon zu machen, den durch soliche mittelen, hat sich auch in den selben prieffen vnderschriben general von Key. Math. so nun alhier in disput wirdt genumen vnd zubesorgen er noch so balt nit Rantionirt [ausgelöst] wirdt werden.“ (47rf.) Marios neuerliche Mission zu Gf. Johann könnte demnach mit den Verhandlungen um die Höhe des Lösegeldes in Verbindung gestanden haben. Die im Zitat erwähnten Personen sind 1. Gf. Johann Moritz v. Nassau-Siegen, „der Brasilianer“, s. o. und K I 4. Er hatte Anfang Juli 1629 die Nachfolge als Oberst des Regiments Wallonen angetreten. Vgl. Het Staatsche Leger IV, 252; L. Driesen: Leben des Fürsten Johann Moritz v. Nassau-Siegen. Berlin 1849, 11; Soweit der Erdkreis reicht [300410 K 34] (1980), 315; 2. Gf. Heinrich v. Nassau-Siegen (1611–1652), AD III, 235; 3. Gf. Wilhelms Gemahlin Christiane, geb. Gfn. v. Erbach (1596–1647), s. AD III, 233f.; EST I, T. 117; 4. Gf. Johanns Gemahlin Ernestine-Yolande, geb. Fn. v. Ligne (1594–1663), s. AD III, 233; EST I, T. 116; 5. seine beiden Töchter Klara Maria (1621–1695) und Ernestina Charlotta (1623–1668), s. AD III, 271; EST I, T. 116; 6. Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen, damals General der in Kleve, Berg und Mark stationierten staatischen Truppen, s. 300410 K 21; 7. Der gnädige Fürst und Herr (G. F. v. h.) Marios ist F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm. 4); 8. Otto Baron van Gent Heer van Dieden, damals Gouverneur in dem von ihm im August 1629 eroberten Wesel, s. 300410 K 21 u. 35, 300924; 9. Torquato Conti (1591–1636), päpstl. bzw. ksl. General, DBI XXVIII, 480–484; 10. Gf. Johann Jacob v. Bronckhorst zu Anholt (ca. 1580–1630), NDB I; 11. Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz (1573–1632), Onkel F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, ndl. Feldmarschall, Statthalter der Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe, vgl. Ditzhuyzen, 90f.
4 F. Friedrich Heinrich v. Oranien, Statthalter mehrerer Provinzen der Vereinigten Niederlande und als „kapiteingeneraal“ Oberkommandierender der Truppen der Republik. S. 300410 K 4.
5 Krieg, n.; orlog ist die im 17. Jh. noch bekannte bzw. unter nl. Einfluß neuentlehnte nd. Form zu ausgestorbenem frnhd. urlog, urlüge; vgl. nl. oorlog, mnd. orloge, mhd. urliuge, urlouge. DW VII, 1349 u. XI.3, 2482f.; Götze, 221. Vgl. auch Schottelius, der — anstatt das Wort mit ahd. urliugi, vertragsloser Zustand, bzw. urlac, Schicksal, zu verknüpfen — es S. 254 auf ,lager‘ zurückführte: „[...] also wan ein Krieg anging und es wider den Feind gulte/ so ward verhanden ein Uhrlag/ Uhrlager/ (Ohrlag) folgen muste/ daher annoch das alte Teutsche Wort Ohrlag/ Uhrlag/ so viel als Krieg bedeutet [...]“; danach auch Stieler, 1112, der auch „Orlochschiffe/ naves militares“ kennt, ebenso Schot- || [275] telius, 1372. Wachter, 1171f. kritisiert diese und andere etymologische Erklärungen und gelangt schon über die Grundbedeutung des Stammes („lex primitiva“) und der Vorsilbe („signum privationis“) zu der Bestimmung des Kriegs als „status Reip. exlex“ und zu der damals im Sinne der Ratio Status-Lehre einleuchtenden Sinngebung „Bellum, quatenus est jus, quod cuivis competit Civitati, conservandi statum suum“. Vgl. 301011 K 11 u. 310311 K 8.
6 Schon im Jahre 1600 waren Truppen der Generalstaaten unter F. Moritz v. Oranien vergeblich in Flandern eingefallen, um die Freibeuterlager in Dünkirchen und Nieuwpoort zu erobern, von denen aus ndl. Handelsschiffe überfallen wurden. Nach dem 12jährigen Waffenstillstand (1609–1621) lebte mit kräftiger Unterstützung durch Spinola (s. Anm. 23) die Dünkirchener Piraterie wieder auf. 1631 wurde ein neuer Feldzug der Generalstaaten gegen Flandern, der in erster Linie dem Treiben der Raubund Kaperfahrer ein Ende setzen sollte, unternommen, mußte jedoch aufgrund des Auftretens starker span. Verbände im Juni abgebrochen werden. Die Piraterie hielt bis zur Mitte der 40er Jahre unvermindert an. Vgl. Aitzema I, 1014 und II, 342ff., 589ff., 752, 826, 901f.; Het Staatsche Leger IV, 51ff.; Israel, 314, 478, 496f., 513; Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. 1646, 448f.; Memoires de Frederic Henri de Nassau, Prince d’Orange (1733) [s. 300410 K 4], XVIIff.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande IV (s. Anm. 3), 330, 356ff., 375ff., 411ff., 450, 505f.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden. Bd. 7: Nieuwe Tijd. Haarlem 1980, 142, 156ff.; S. Groenveld/ H. L. Ph. Leeuwenberg: De bruid in de schuit. De consolidatie van de Republiek 1609–1650. Zutphen 1985 (De Tachtigjarige Oorlog, 2), 83f., 103f.; Jonathan I. Israel: The Dutch Republic and the Hispanic World. 1606–1661. Oxford 1986, 113, 116f., 191ff., 264ff. u. ö. Vgl. auch Anm. 7 u. 301001.
7 Heringsbüsen. Nl. Haringbuis, pl. -buizen, Büse, Boot zum Heringsfang. S. Kramer (1759) I, 297 (Buis) u. 619 (Haringbuis); entsprechend Kramer (1787) I, 80 u. 167; WNT III.1, 1764ff. Zum mnd. „buse“, „butze“, „herinckbuse“ s. Mnd. Wb. I, 458. Zum dt. „Büse“ vgl. DW II, 563; Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Bd. 1 (Mannheim u. a. 1977), 450. Lemma fehlt bereits in der 2. Auflage desselben, Bd. 2 (Mannheim u. a. 1993), 615. Zum alten Schiffstyp der Buis/ Büse s. Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, Bd. 7 (Berlin 1776), 416; Grote/ Winkler/ Prins IV, 675. Vgl. auch 360703 K 10. — Allein 1629 gingen 244 ndl. und engl. Schiffe verloren; 1630 wurden 220 ndl. Schiffe und Fischerboote von den flämischen Seeräubern aufgebracht oder versenkt. Sprichwörtlich im Nl.: „van Duinkerken ten Haring vaaren“, etwas Fruchtloses unternehmen, Übles erwarten. S. Kramer (1759) I, 619. Vgl. Israel [s. Anm. 6], (1986), 195. Vgl. Blok: Geschichte der Niederlande IV (s. Anm. 3), 359ff.
8 Im Ärmelkanal angegriffen; s. 300410 K 11.
9 D. i. gen Himmel.
10 Andorf(f) oder Antorf(f), d. i. Antwerpen. S. z. B. Zedler II, 727ff.
11 Zandvliet, Hafenstadt an der Scheldemündung, nördl. v. Antwerpen in Brabant.
12 Middelburg, Hauptstadt von Zeeland, südl. Provinz der Vereinigten Niederlande.
13 Zierikzee/ Prov. Zeeland.
14 Vlissingen/ Prov. Zeeland.
15 Ter Goes, d. i. (Landstrich) bei Goes, einer kleinen, stark befestigten Stadt auf Zuid-Beveland/ Prov. Zeeland. Der südl. Teil der Insel wurde nach der Stadt Land ter Goes genannt. Merian: Topographia Germaniae-Inferioris Vel Circuli Burgundici, 134; Nijhoffs, 226.
16 Zu Burggf. u. Herr Christophs zu Dohna (FG 20) Audienz in Lyon und zu seinem Amtsantritt als Gouverneur des Ft.s Orange s. 300410 K 55.
17 Vielleicht David, der u. a. im Sommer 1630 nach dem Haag reisende Sohn Andreas’ II. Ung(e)nad (v. Weißenwolf) Frh. v. Sonnegg, aus dem oberösterreichischen Freiherren-, seit 1646 Reichsgrafen-Geschlecht der von Ungnad, das sich ursprünglich (und auch später wieder) von Weißenwolf nannte. Andreas war der Sohn von David I. Ungnad († 1600), der bei Melanchthon in Wittenberg studiert hatte und zuletzt ksl. Hofkriegsratspräsident war. Andreas hatte als Mitglied der protestantischen Ständeopposition in Österreich ob der Ens vor dem Kaiser fliehen müssen. Er ging nach Böhmen und schloß sich dem Winterkönig an. Nach der Schlacht am Weißen Berge ließ er sich mit seiner Familie in Emden nieder, wo auch Christoph zu Dohna zeitweilig lebte || [276] (vgl. 280218 K 5). Vgl. im GSTA-PK Berlin die ca. 30 Briefe, die in den Jahren 1624–1630 zwischen Ch. zu Dohna und A. Ungnad gewechselt wurden (VI. HA, Fürstl. Hausarchiv Dohna-Schlobitten: Christoph zu Dohna, Nr. 394). Alle diese Briefe von A. Ungnad wurden aus Emden abgeschickt (freundliche Auskunft von Ute Dietsch, GSTA-PK Berlin). Vgl. Hübner: Tabellen IV, T. 669; Siebmacher IV. 5: Oberösterreichischer Adel, 618–628, 626f.; Wurzbach LIV, 177ff. (s. v. Weißenwolf); Zedler XLIX, 1550ff. Der Exulant Andreas II. und seine Nachkommen werden peinlich verschwiegen in: Johann Georg Adam Frh. v. Hoheneck: Die Löbliche Herren Herren Stände Deß Ertz-Hertzogthumb Oesterreich ob der Ennß. 2 Tle. Passau 1727 u. 1732, 766ff., und Domenico Francesco Calin: Ritterlicher Schauplatz Aller Dapferen und Wolverdienten Helden ... auß dem vortrefflichen Geschlecht Derer von Weissenwolff. Wien 1675 (UB Gött.: 4 H. Germ. III, 3384).
18 Fn. Amalia v. Oranien, geb. Gfn. v. Solms-Braunfels (1602– 1675), Gattin F. Friedrich Heinrichs. Vgl. Nassauische Lebensbilder. Bd. 5 (Wiesbaden 1955), 35–56; Oranje boom II, bes. S. 139–156 (Simon Groenveld: Beiderseits der Grenze. Das Familiengeflecht bis zum Ende der ersten oranisch-nassauischen Dynastie) u. S. 265–285 (Barbara Gaehtgens: Amalia von Solms und die oranische Kunstpolitik). Am 14. 8. 1630 n. St. schrieb Mario (a. a. O., Bl. 44r–45v), daß die Fürstin unter Fieber leide und ihre beabsichtigte Reise zum Sauerbrunnen nach Spa verschoben sei (44v). Am 30. 8. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 37r–38v) teilte er mit, die Fürstin sei noch fieberkrank am 26. 8. (n. St.) nach Leiden, am 28. von dort nach Ijsselstein gereist, von wo sie nach Buren und weiter ins Bad nach Aachen reisen solle, sofern sich ihr Gesundheitszustand unterwegs bessere. „Jst auch wenig hoffnung der Fruchtbarkheit halben hinfüro“ (37r). Die Krankheit Fn. Amalias hing mit der Geburt Pzn. Elisabeths im August 1630 zusammen, die noch am selben Tag verstarb. Amalia gebar aber später noch Kinder (s. AD III, 232). Vgl. 301001, 310311.
19 Lüttich. Vgl. 310113.
20 Vgl. nl. Vendel oder Vaandel, Fahne, Kriegsfahne [Kramer (1759) I, 1753; Kramer (1787) I, 475], aber auch Fähnlein (fenlin/ fendlein u. a.), vexillum, turma equitum, DW III, 1243; fen(d)lein, Bataillon, Goetze, 75 bzw. Fänlein oder Fänel, cohors, Stieler, 399f.
21 Aachen. Vgl. 260211 K 12, 260619.
22 Lies: sich
23 Marchese Ambrosio Spinola de los Balbazes (1569– 1630), span. General u. Gouverneur v. Mailand, s. 300410 K 18. Seine Truppen belagerten im Verlauf des mantuanischen Erbfolgekriegs (1627–1631) Casale, die 1629 von den Franzosen besetzte Schlüsselfestung des Montferrat. Die bedrohliche militärische Lage der Spanier und des Kaisers infolge der Landung Kg. Gustav II. Adolfs v. Schweden in Pommern führte im Oktober 1630 zu Friedensverhandlungen und Anfang Oktober auch zu einem kuriosen Vergleich zwischen der frz. Besatzung Casales und den span. Belagerern. Stadt und Schloß wurden den Spaniern überlassen, die Franzosen hielten sich in der Zitadelle. Wenn innerhalb einer Frist von 15 Tagen nach dem 15. Oktober kein frz. Entsatz erfolgt sei, sei auch die Zitadelle zu übergeben. Der Entsatz erreichte die Stadt am 26. 10., ein neuerlicher Vergleich setzte den Abzug der span. Truppen fest, der am 28./ 29. 10. erfolgte. Der schwerkranke Spinola hatte sich zutiefst unzufrieden mit der Gesamtentwicklung schon im September auf sein Gut Castelnuovo Scrivia (Piemont) tragen lassen, wo er am 25. 9. 1630 n. St. starb. Mario selbst dementierte seine Nachricht vom Tode Spinolas am 11. 10. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 32r–33v, 32r). S. 301001; vgl. Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. 1646, 283ff.; ABI 926/ 67ff.; Aitzema I, 1072; David Parrot: Der Mantuanische Erbfolgestreit und der Dreißigjährige Krieg. In: Krieg und Frieden II, 153–160; Sven Externbrink: Die Rezeption des „Sacco di Mantova“ im 17. Jahrhundert. In: Ein Schauplatz herber Angst. Wahrnehmung und Darstellung von Gewalt im 17. Jahrhundert. Hg. Markus Meumann u. Dirk Niefanger. Göttingen 1997, 205–222, 207ff. Ein literarisches Denkmal hat Umberto Eco der Belagerung von Casale in seinem Roman L’Isola del giorno prima (dt.: Die Insel des vorigen Tages) gesetzt.
24 Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg, Hz. v. Jülich-Berg, s. 300410 K 16.
25 Ehzn. Isabella (I. Clara Eugenia) v. Österreich, Tochter Kg. Philipps II. v. Spanien, Landvögtin || [277] der südlichen Niederlande, s. 300410 K 22.
26 D. i. Waver oder Waveren, frz. Wavre. „Waueren/ Wavre/ Vvauera, vnd Frantzösisch Vvaure, ist der berühmbteste Marcktflecken in gantz Welsch Brabant“, 4 Meilen von Brüssel (Martin Zeiller: Neue Beschreibung/ Deß BVrgundisch- vnd Niederländischen Craises; Oder der XVII. Niederländischen Provintzen (Ulm 1649), 146 (HAB: Cd 202).
27 Zahlenverschlüsseltes Wort, Pgf. Wolfgang Wilhelms spätere (2.) Frau, Catherina Charlotta (1615–1651), Tochter Pgf. Johanns II. v. Zweibrücken. Vgl. 301001 (K 9), 310113, 310224.
28 Johann Bertram v. Scheidt gen. Weschpfenning, Marschall des Ft.s Berg, s. 300410 K 20.
29 Gf. Philipp zur Lippe-Alverdissen (FG 117) wollte im Herbst 1629 zur Belagerung von ’s- Hertogenbosch (s. 300410 K 21 u. K 35) reisen, zog von Holland nach Brüssel und kam im November 1629 in Paris an. Dort faßte er den Entschluß, im Mai 1630 nach England zu reisen; im September traf er er dann von England kommend wieder in Holland ein. Vgl. STA Detmold: L 7 A X 3 K, vier Briefe Philipps an den Bruder Otto zur Lippe-Brake (FG 121) vom 20. 9. 1629, 22. 10. 1629, 19. 11. 1629, 7. 2. 1630. S. auch K I 1 u. 301011, 310113, 420120.
30 Selten fnhd. für wortlich, wörtlich; hier: dem Wortlaut bzw. Sinn des Vertrags getreu. DW XIV.2, 1600–1603. Vgl. nl. woordelijk, WNT XXVI (1993), 2134–2136: „precies overeenkomend met de gegeven, gesproken of geschreven woorden“.
31 Für Treves, Waffenstillstand/ Friedensvertrag. Vgl. 300410 K 35.
32 Waffenstillstand, s. 300410 K 35. S. dort u. ebd. K 36 auch zu den Konflikten innerhalb der holländischen Ständeversammlung in der Kriegs- und Steuerfrage. Die Ständeversammlung der Provinz Holland (genauer: Holland und Westfriesland) bestand aus je einem Vertreter von 18 Städten (neben den von Mario genannten noch Leiden, Haarlem, Gouda sowie die kleineren Städte Gorinchem, Schiedam, Den Briel, Alkmaar, Hoorn, Enkhuizen, Edam, Monnickendam, Medemblik und Purmerend) und einem des Adels („ridderschap“), das Stimmenverhältnis betrug also 18 : 1; der Klerus fehlte in der holländ. Ständeversammlung. Die Provinzialstände, der Souverän jeder Provinz, wählten einen Statthalter (im 17. Jh. in der Regel Oranierfürsten bzw. Grafen v. Nassau), dem verschiedene Aufgaben, v. a. der Oberbefehl über die Truppen, übertragen wurden. Kopf der Provinz-Administration war der Landesadvokat oder Ratspensionär, unterstützt von den „gecommitteerde raden“, bestehend aus 10 Räten, deren Funktion eher administrativer denn politischer Natur war. Formalrechtlich unklar war der Umgang mit Minderheitspositionen, die, wie im von Mario geschilderten Fall, die Ständeversammlung lahmlegen konnten, wenn bei wichtigen Fragen Einstimmigkeit erforderlich war. Dies hatte auch Folgen für die Gesamtpolitik der Republik. Da der einzelnen Provinz bei wichtigen Fragen (wie Krieg und Frieden) in den Generalständen (Staten generaal) ein Vetorecht zukam, da ferner trotz des formalrechtlich gleichen Status’ der sieben Provinzen (die achte, Drenthe, war nicht in den Generalständen vertreten) Holland aufgrund seiner Haushaltsleistungen (knapp 60% des Staatsetats der Republik wurden von Holland getragen) faktisch ein überragendes politisches Gewicht in der Generalständeversammlung erwachsen war, blockierte fehlende Zustimmung oder Zahlungsverweigerung seitens Hollands die politische Handlungsfähigkeit des Bundesstaats insgesamt. In Holland aber ging ohne Amsterdam nichts, und diese Stadt war 1630 weder kriegsgewillt noch bereit, weitere hohe Kriegsbeiträge aufzubringen. Vgl. Het Staatsche Leger IV, 44f.; Robert Fruin: Geschiedenis der Staatsinstellingen in Nederland tot den Val der Republiek. Uitgegev. door H. T. Colenbrander. ’s-Gravenhage 1901, 182, 225ff.; Simon Groenveld: Der Friede von Münster als Abschluß einer progressiven Revolution in den Niederlanden. In: Krieg und Frieden II, 123–132, 124ff.; J. L. Price: Holland and the Dutch Republic in the Seventeenth Century. The Politics of Particularism. Oxford 1994, 15, 122ff., 173f., 235ff. Vgl. auch 301001, 310113, 310224.
33 Sir Henry Vane d. Ä. (1589–1655), 1630 Mitglied des Privy Council, später Secretary of State. Im Februar 1629 und von September 1629 bis Januar 1631 hielt er sich als außerordentlicher Gesandter (ambassador extraordinary) des engl. Königs Karl I. zur Unterstützung des || [278] 1628–1632 amtierenden ständigen Gesandten Sir Dudley Carleton in den Vereinigten Niederlanden auf. Der war der Neffe des gleichnamigen Resident Ambassador, des späteren Viscount Dorchester (1573–1632), der 1615–1625 und 1626–1628 in den Vereinigten Niederlanden tätig gewesen war. Vane sollte die Haltung der Generalstaaten zu einem Friedensvertrag mit Spanien sondieren und die Restitution Kf. Friedrichs V. v. der Pfalz betreiben. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wurde Ende 1630 der engl.-span. Friedensvertrag geschlossen. Im GLA Karlsruhe hat sich, vielleicht aus der pfälz. Exilkanzlei stammend, die Abschrift jener „Proposition“ Henry Vanes vom 13. 8. 1630 erhalten, die auch Mario abschriftlich an Schilling gesandt hatte (s. Anm. 1) und in der die Generalstaaten aufgefordert werden, schnell und kategorisch zu erklären, ob sie den span. Friedens- bzw. Waffenstillstandsvorschlägen folgen wollen oder nicht (GLA Karlsruhe: 67/ 965, S. 261). Ein Frieden zwischen beiden Parteien würde, so die brit. Kalkulation, die Restitution des geächteten Pfälzers begünstigen. Vane war es auch, der den Friedensvertrag zwischen England und Spanien aushandelte, der zur Unzufriedenheit der Generalstaaten den ndl.-engl. Allianzvertrag von Southampton (1629) faktisch aushebelte. — Vane war vermählt mit Frances Darcy, Tochter von Thomas Darcy of Tolleshurst Darcy, Essex (1591–1663). Genauere Angaben zu einem im letzten Jahresdrittel 1630 geborenen Kind liegen uns nicht vor. Vgl. Aitzema I, 907ff.; 988f., 1072ff., 1086ff.; BBA 1110/ 312ff.; DNB LVIII, 113–116; Schutte, 64ff.; Gary M. Bell: A Handlist of British Diplomatic Representatives 1509–1688. London 1990, 196–199; Wagenaar (s. Anm. 3) V, 64f.; J. J. Poelhekke: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik. Zutphen 1978, 343; Frd. Hermann Schubert: Die Niederlande zur Zeit des 30j. Krieges im Urteil des Diplomatischen Korps im Haag. In: Historisches Jb. 74 (1955), 252–264, 263.
34 wartet.
35 Die in Anm. 1 genannte kgl.-brit. „Proposition“, a. a. O., Bl. 39r, Beilage zu einem Brief Marios an Schilling, dessen Schluß verloren ging und der auf den 14. 9. 1630 n. St. zu datieren ist (a. a. O., Bl. 40r–41v). Vgl. zur Proposition Anm. 33.
36 empfehle; Ableitung vielleicht unter dem Einfluß von befelch/ befelich, n., Auftrag (Götze, 23), nach einem schon mhd. gebräuchlichen Wortbildungstyp wie z. B. in mhd. bevriden/ bevridigen, entschulden/ entschuldigen. Vgl. Walter Henzen: Deutsche Wortbildung. 3. Aufl. Tübingen 1965, 225f. Vgl. mhd. enphelhen, stv., zu Bewahrung, Besorgung u. a. übergeben.
37 Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20), die damals bei ihrem Oheim F. Ludwig in Köthen lebte. Vgl. auch K I 4, 310108 u. 340716.
38 Marios Gesellschaftsname und Devise (,Wort‘), z. B. als Text in seiner Imprese im GB Kö.: „Der Goltgelbe.“/ „Zur hertz sterckung.“ (Conermann I, Nr. 100). Vgl. auch 301011 K 31.
39 Chiffrierter Text. Vgl. T c.

K I
1 Gf. Philipp zur Lippe-Alverdissen (FG 117). Das Postskriptum ist wohl auf den Sept. 1630 a. St. zu datieren, da lt. 300921 Gf. Philipp erst vor einer Woche aus England in den Haag gekommen war, also am 14. 9. 1630 a. St. Er blieb bis zum November 1630. S. Anm. 29. — Noch etwas früher, Ende Juli oder Anfang August 1630, muß ein undatiertes Postskript Marios geschrieben worden sein (a. a. O., Bl. 11r), in dem es heißt: „p.s. disen mittagß hat ein Junger Graue von der Lippe mit Jhr F. G. [F. Friedrich Heinrich v. Oranien] malzeit gehalten, man sagt er heist Graue Simon. Jch hette Jhr Gr. G. gehrn zue gesprochen, weiln aber Jhr F. G. mich so eyllent expediren thet, habe ich eß vnder wegen muessen lassen“. Es handelt sich um Gf. Simon Ludwig zur Lippe-Detmold (FG 124), der sich noch auf seiner Kavalierstour befand. Am 20. 7. 1630 sandte der lippische Kanzler Christoph Deichmann (FG 288) Simon Ludwig verschiedene Schreiben, darunter auch an F. Friedrich Heinrich v. Oranien, nach Den Haag (STA Detmold: L 7 A XV B2). S. auch 300813. Da der junge Graf darin seine am 13. 8. 1630 erfolgte Rückkehr nach Detmold anzeigte, hat er seinen Onkel Gf. Philipp nicht mehr im Haag treffen können. — Interessant an dieser Stelle ist der Mangel an Kommunikation oder Vernet- || [279] zung der FG-Mitglieder.
2 F. Ludwig.
3 Friedrich v. Schilling (FG 21).
4 In einem ohne Jahreszahl auf Amsterdam, den „2. Jullio, ein dag nach schliesung deß prieffß“ (in der Akte nicht erhaltenes Schreiben) datierten Postskriptum (a. a. O., Bl. 67rv u. 69r), das aufgrund verschiedener Hinweise darin im Jahr 1629 oder 1630 geschrieben worden sein muß, bittet Mario nicht nur um die (gemalten) Porträts F. Ludwigs und dessen Frau Fn. Sophia (AL 1629, TG 38), sondern auch um ein Bildnis Pzn. Loysa Amalias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20). Er verbindet damit offenbar Pläne ganz eigener Art: Entgegen früheren Verlautbarungen habe sich der Gesundheitszustand der Fn. Amalia v. Oranien dramatisch verschlechtert (vgl. vorliegenden Brief [K 18]). Sollte der Fall ihres Ablebens eintreten, so machten sich er, Mario, und andere hohe Personen Gedanken über eine dann anzustrebende Neuvermählung des Oraniers. Mario schreibt weiter: „nun aber den herrn Brudern hierJnen seines Rathß zwischen vnß zu gebrauchen, ob solicher fahl sich begeben, oder Ja nicht, dan die Medici v̈ber ein Jahr kheine hoffnung haben continuiren solle möghen, daß weiln ich in meinem Schreiben aperto dem herrn Brudern schreibe vnd vnderthenigst von demselben begehrent bin, Jhrer F. G. [F. Ludwig] neben dero Fürstlichen gemahlin [Fn. Sophia] Fürstliche Contrafeit, für mich in meiner khinder Jhrer behausung Gnedigst zue zukhumen zu Lassen, daß auch Gnedigst das F. F. L. A. [Fürstliches Fräulein Loysa Amalia (v. Anhalt-Bernburg)] gleichsamb allein für mich Jhr Fürstlicheß Contrafeit, mit dem Namen oben v̈bergeschriben, mir aller Genedigst zue senden thete“. Er „wolte [...] soliche samentlichen herrn Graue Johan Maurice [s. K 3], so obr. v̈ber das Wallonische Regement nun für hörtzogenbusch [’s-Hertogenbosch] ist worden [Bestallung Anfang Juli 1629, s. o., K 3], bej deme ich alle dage bin, vnd gantz mein G. Gr. vnd herr ist, vnd ein sonderlicher Liebhaber, Fürstlicher Contrafetten ist, alß Niemalß einer deß hauseß Nassau, gewessen, vnd Jedermahn ein grosseß auge von den hrn. gnerlst. auf Jne haben, mit gelegenheit sehen Lassen, weiß mit wahrheit Jhr Gr. G. sollen ein sonderliche freudt vnd wollgefallen daran haben, vnd strackhß Copie daruon begehren, sonderlichen weiln er nun Jm Haage ein eygneß hauß vnd mit der gleichen hochansehentlichen Contrafeitten vber die massen delectirt, auch mein Grosser Corporal [F. Friedrich Heinrich v. Oranien], vill vnd offt malß Jne khumbt besuechen, daß gewislichen einighe discoursen sollen vmb gehn, vnd märglichen ich darumben zu Redt solle gestelt werden, weiln ich meistentheilß mit Jme Corporal in der Gutschen, so ich anderst bej der handt bin[,] fahren thue“. Gleichzeitig scheinen Mario Skrupel befallen zu haben, daß er seine Absichten hinter dem Rücken der anhaltischen Fürstenfamilie betrieb: „Jch schreibe diß dem herrn Brudern, alß ein Jdiot, vnd vnwißend[,] aber gebe eß dem herrn Brudern, Zwischen vnß, auf Edelmanß thrauen vnd Glauben allein Bruderlichen zuerkhennen, vnd vnß niemantß weder zu offenbaren, allein de longa manu Jm Fahl [?unsichere Lesung] darzue zu præparien[sic], dan er [F. Friedrich Heinrich] ohne Gemahlin nit Leben solle, noch auch die herrn Staten solicheß Jme Ratten, sondern villmehr darzue zu Ratten, willenß sollen sein, eß ist wahr ich habe einighe mention mit wenigem in meinem Schreiben daruon gethan, vnd villeicht Jhr F. G. solicheß gnedig Lesen sollen, verhoffe gleich woll Jhr F. G. werden meine gethrewe vnderthenige aufrechte affection in kheinen vngnaden vermerckhen, was ich aber deß herrn Brudern seiner allerliebsten [Schillings Frau Anna Maria, vgl. 300410 K 3] einigher gleichnuß halben daruon geschriben, will ich verhoffen daß sie eß bej sich ohn andere F. F. zu Cummuniciren behalten werde, wie dan ohne Zweiffel die vermahnung deß herrn Bruderß vill darzue verhelffen solle, den ich vmb der welt Guet, ob ich schon etwas alt bin, bej denen andern F. F. vnd samentlichen herrn Fürstlichen Brudern in kheinen besen [bösen] verdacht gehrn wolte khumen, [...] bitte er wolle mir meine gethrewe guethertzige affection in diser sachen etwas zu guet halten, allein seinen möglichen fleiß nit sparen, daß mir soliche Contrafeit aller Gnedigst möchten bewilligt werden, von Jhrer F. G. vnd dero F. Gemahlin, mit dem 3. [Porträt der Pzn. Loysa Amalia v. A.-Bernburg, s. o.] stelle ich eß in sein hocherfahrne discretion, wie er mit gueten glimpfen etwan das- || [280] selbige bekhumen khunte, vnd traghe es kheinen Scheu, doch in silentio, so eß den selben guetdunckhen thuet, dem F. F. L. A. mit gelegenheit vnderthenig daruon zu sagen, so aber nunmehr einighe interfallo darmit sich begeben hetten, so ist eß nur ein traum gewest“. Am 26. 7. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 47r–48v) erinnert Mario Schilling „der Contrafetten“ und daß insbesondere „das eine a propos khumen thet, so Jme woll bewust“ (48r). Damit kann nur das Porträt Pzn. Loysa Amalias v. Anhalt-Bernburg gemeint sein, von dem nochmals im Postskriptum des Briefes vom 24. 8. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 44r–45v) die Rede ist: „dar benebenß die contrafetten nit Zuuergeßen sonderlichen das Principalste, so etwan vnverhofft apropos derffte khumen vnd an meinen geringen vermöghen nichtß erspart solle werden.“ (44v.) — Loysa Amalia starb unvermählt 1635. Im Brief 360703 spricht Mario seine Bestürzung und sein Beileid anläßlich ihres Todes aus. Vgl. Beckmann V, 338; Conermann TG, 590, 593, 615. — Im Januar 1631 wiederum drückt Mario seine gespannte Erwartung aus, verschiedene Porträts sowie seine FG-Medaille bald zu erhalten. S. 310113 (Postskriptum). — Das Sammeln von Porträts und ihre Verwendung für höfische Zwecke wie im vorliegenden Fall wird auch anderenorts erwähnt. Vgl. z. B. den Brief Gf. Christians (v.) Rantzau (FG 278; 1636) an F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) v. 3. 3. 1643 (LA Oranienbaum: Abt. Dessau A 10, Nr. 77) oder die Nachricht a. d. J. 1647, Christian der Maler (Christian Richter, Weimar) schaffe Porträts für Holstein (vielleicht für Rantzau) in STA Gotha: Geh. Archiv F☉ IVb Nr. 5. — Auch der Austausch von Kupferporträts ist ein häufig wiederkehrendes Thema in Marios Briefen. In einem Postskriptum (a. a. O., Bl. 10r), das aufgrund sachlich-chronologischer Übereinstimmungen als Anhang zu Marios Schreiben vom 28. 4. 1630 n. St. (a. a. O., Bl. 51r–52v) zu identifizieren ist, wird die Übersendung von alsbald im Druck vorliegenden Kupferporträts des Flottenadmirals Hendrik Cornelisz. Lonckh und Diderichs van Waerdenburg (s. 300410) angekündigt.
5 Wilhelm v. Proeck (FG 16. Der Räuchernde).
6 Tobias Hübner (FG 25).
7 Caspar Ernst v. Knoch (FG 33).
8 Burkhard v. Erlach (FG 52). Zu den besonderen Beziehungen, die Mario mit Erlach verbanden, s. 300410 I, 301001, 310113, Marios Brief vom 20. 2. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 26r– 27v, 27r) und 360703 (Postskriptum). In seinem Brief vom 4. 4. 1631 [n. St.] (a. a. O., Bl. 59r–60v) hatte Mario inständig gewünscht, „daß mir die gelegenheit von Gott gegeben solle werden, daß ich nur ein 3 oder 4 daghe, bej meinem hochgeEhrthen herrn vattern vnd Frawen Muettern, dem gesundten, in conuersation erGötzlickheit möchte haben, neben auch sonderlichen dem herrn aufzuwartten, vnd zue zusprechen, einer einzigen vrsachen halben, die ich der federn nit verthrawen darff, vnd [mir] nit auß dem Gemueth khumbt“ (59r). Es erscheint möglich, daß Mario tatsächlich im September 1632 im Anhaltischen weilte, wofür seine Eintragung in das GB Kö. einen Hinweis liefern könnte. S. 300410 K 1.
9 Ernst v. Börstel (FG 61).
10 (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7. Der Wohlbekommende).
11 Hempo v. dem Knesebeck (FG 88. Der Gute).
12 Hermann Christian (v.) Stammer (FG 137). Soweit uns bekannt, vermählte sich Stammer erst im Dezember 1635 mit Maria Magdalena, geb. Schenck; bereits im März 1636 starb er an den Folgen einer Schußverletzung. Er hinterließ keine Kinder. S. 360428 u. Beilagen; Conermann III, 136f.
13 Georg Haubold v. Einsiedel (FG 138. Der Übertreffende). S. Beckmann VII, 214f.; Conermann III, 137f. Vgl. außerdem noch die Würdigung Einsiedels in Christian: Tageb. XVII, 165r (14. 2. 1642) bei dessen tödlichem Unfall (er ertrank in der reißenden Saale unweit Plötzkau/ Anhalt): „Er war from, Gottsförchtig, aufrichtig. Hatt Meinm Herrnvatter Sehliger vndt mir lange gedienet, vndt auß der maßen schöne raysen, vnderschiedliche ortt, zu waßer vndt Lande, [al]dar in OostJndien vollbracht, vndt so wol als ein Edelmann, in Deutzschlandt, sich versucht.“
14 Vielleicht die Chinawurzel, Smilax china L. bzw. Guaiacum officinale L. Zur alten Terminologie s. PINAX THEATRI BOTANICI CASPARI BAVHINI (Basileae Helvet.: Ludovicus Rex 1623), 296f. (HAB: 2.1 Phys.): „Est autem duplex: alba enim ex India occidentalis, Hispania nimiru(m) nova & Peru, quæ colore magis rufo est: alia ex In- || [281] dia orientali ex regione Sinarum (ubi ab indigenis Lampatam vocatur) adfertur. Verum Garzias & Acosta (qui integram plantam depingit, & ex eo Lugd. hist.) Chinam orientalem aliter describunt, quàm Monardes suam occidentalem. At radix hæc Indiæ primùm anno Christi 1535. innotuit.“ Die „wurtzel China“ war die Gesellschaftspflanze des Verharrenden, Gf. Friedrich Casimir v. Ortenburg (FG 316; 1637). Vgl. Conermann III, 360f. Mit der „Bokkenwurtz China“, der Gesellschaftspflanze des Treuen (Wolf Konrad v. Thumshirn, FG 690; 1658) ist wegen ihrer ,westindischen‘ Herkunft (Neumark: Palmbaum, 403) wohl Mechoacana gemeint, die allerdings schon vorher an den Ordnenden (Christian Gueintz, FG 361; 1641) vergebene Pflanze. Hintereinander als „Mechoacan“ (Bryonia Mechoacana, Peruviana Mechoaca u. ä.) bzw. „Bockenwurz“ (China, Schina, Lampata) behandelt in: Neü Vollkommen Kräuter-Buch ... Durch JACOBUM THEODORUM TABERNÆMONTANUM. ... Erstlichen durch CASPARUM BAUHINUM ... gebessert; Zum Andern durch HIERONYMUM BAUHINUM ... vermehrt. Und nun zum vierten mahl zu ... Vollkommenheit gebracht (Offenbach am Mäyn: Johann Ludwig König 1731: Basel), 1313–1315 (Ndr. Grünwald: Kölbl 1982).
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