1. 10. 1630 n. St., d. i. 300921 (a. St.).
Charles de Latfeur, Amsterdamer Bankier,s. 260106 K 16 u. ö., vgl. 300921 u. 301001.
Gf. Hendrik van den Bergh/
Heinrich vom Berg(e) (Bremen 1573 – Zutphen 1638), Feldherr der span. Niederlande,
General der Kavallerie und seit 1626 der Artillerie, 1629 Nachfolger Spinolas und Carlo
di Colombas als Oberkommandierender der span. Niederlande, Gouverneur der habsburg.
Provinz Geldern 1618–1632, deren topographisch getrennter westlicher Teil allerdings
den Vereinigten Provinzen der nördlichen Niederlande angehörte (Prov. Gelderland).
Der Verlust von Wesel und ’s-Hertogenbosch 1629 ließ Gf. Hendrik in Brüssel in
Ungnade fallen. Üble Nachrede und Verdächtigungen führten 1632 dazu, daß er zunächst
heimlich die Fronten wechselte und gemeinsam mit René de Renesse Comte de
Warfusée sowie anderen südniederländischen Adligen und in Absprache mit den Vereinigten
Niederlanden und Frankreich die Südprovinzen zum Aufstand gegen Spanien aufrief,
während staat. Truppen im Sommer 1632 ohne großen Widerstand das Maas-Tal
und seine Festungen besetzten. Der Aufruf zur Revolte (Sendschreiben und Manifeste
des Grafen aus Lüttich im Juni 1632) hatte indes nicht den gewünschten Erfolg; der Graf
wurde in Abwesenheit vom obersten Rat Flanderns in Madrid des Landesverrats für
schuldig erklärt und vom Hof zu Mechelen, dem höchsten Gerichtshof der span. Niederlande,
zum Tode verurteilt. Seine politische Rolle war ausgespielt. Er erhielt von den
Generalstaaten die Mgft. Bergen op Zoom. Vgl.
Aitzema I, 1188–1198;
BAB 53/ 399ff.;
Israel, 515f.;
Londorp IV, 287–291;
BWN, 121f.;
Kölner Nuntiaturberichte VII.1, 710;
VII.2, 355;
Nijhoffs, 76; I. Commelyn: Histoire de La Vie & Actes memorables de Frederic
Henry de Nassau Prince d’Orange. 2 Tle. (Amsterdam 1656), I, 157, 177ff., 181f.,
193ff., 221; Memoires de Frederic Henri Prince d’Orange [s. 300410 K 4] (Amsterdam
1733), 53, 71, 131ff.; [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten Niederlande
[s. 300410 K 10]. Tl. 5. Leipzig 1762, 74f.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden
in twaalf delen. Onder redactie van J. A. van Houtte [u. a.]. Deel VI. Haarlem 1979,
245f., 262ff., 297f.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. 4. Bd.: Bis 1648. Gotha
1910, 362ff., 471ff.; Ders.: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam 1924, 107,
115 (Porträt des Grafen), 142ff., 149f.; Joseph Cuvelier/ Joseph Lefèvre: Correspondance
de la Cour d’Espagne sur les Affaires des Pays-Bas. Tome VI: Supplement 1598– || [
284] 1700. Brüssel 1937, 316f., 330, 332, 345, 349f., 352ff.; J. I. Israel: The Dutch Republic
and the Hispanic World, 1606–1661, Oxford 1986, 184ff.; Geoffrey Parker: The Army
of Flanders and the Spanish Road 1567–1659. The Logistics of Spanish Victory and Defeat
in the Low Countries’ War. Cambridge 1972, 258.
Kugelgewicht. Eine Kanone
des entsprechenden Kalibers (27) nannte eine deutsche Ausgabe des Werks des Antwerpener
Artilleriekapitäns Diego Uffano 1630 eine Achtelskartaune. Das Geschütz selbst
war 8 1/2 Schuh lang, wog 21 Zentner und schoß 640–3600 Schritt weit. Gustav Klemm:
Die Werkzeuge und Waffen, ihre Entstehung und Ausbildung. Sondershausen 1858,
358.
Ruhrort bei Duisburg, Hzt. Kleve, seit dem frühen 15. Jh. Standort einer mächtigen
befestigten Schloßanlage zur Sicherung des Zolls direkt an der Ruhr (Kastell). Der
Ort selbst war wenig befestigt; nicht einmal die alte Ringmauer, die die damals kleine
und unbedeutende Stadt umgab, war vollständig geschlossen. Vgl.
Merian:Topographia
Westphaliae, Stadtansicht vor S. 61. 1614 wurde Ruhrort von spanischen Truppen unter
Spinola besetzt. Als die Spanier 1629 Wesel räumen mußten, gelang es ndl. Truppen,
sich Ruhrorts zu bemächtigen. Es existierten wohl Pläne, die Stadt zu einer großen Festung
auszubauen; ob die Stadt aber wirklich umfassend befestigt wurde, gilt als ungewiß.
Johanns v. Mario (FG 100) Hinweise auf provisorische Schanzen (s. Anm. 8) scheinen
Zweifel daran zu bestätigen. 1631 wird Ruhrort wie auch Duisburg von den Staaten
geräumt (vgl. 310113, 310224, 310311). 1634 ziehen mit Schweden verbündete Truppen
Hessen-Kassels ein, die 1635 wieder von staat. Truppen abgelöst werden. Um sich in
den ungeschmälerten Besitz Ruhrorts (und des Hzts. Kleve überhaupt) zu bringen,
verfügte Kurbrandenburg 1636 den Abriß des Kastells, das gegen einen ernsten Angriff ohnehin
nicht zu halten war. 1640 waren die Abbrucharbeiten beendet. Vgl. die Stadtansicht
in Joan Blaeu (Hg.): Tooneel der Steden van de Vereenighde Nederlanden, Met hare
Beschrijvingen. O. O. u. J. [Amsterdam 1649] (HAB: Cb Gr.-2° 13). Vgl. Commelyn
(s. Anm. 3), I, 115; Herbert Lehmann: Ruhrort im 18. Jahrhundert. Duisburg 1966
(Duisburger Forschungen, 8. Beiheft), T. 4 u. S. 11f., 20ff., v. a. S. 24. Vgl. ferner H.
Averdunk: Geschichte der Stadt Duisburg. Neu bearb. v. W. Ring. 2. Aufl. Ratingen
1949, 403; H. v. Eicken: Zur Geschichte der Stadt Ruhrort. In: Zs. d. Bergischen Geschichtsvereins
17 (1881), 1–10, 8f.; (Kornelius Haarbeck:) Geschichte der Stadt Ruhrort
nebst historischen Urkunden von einem alten Ruhrorter. Ruhrort 1882, 18ff., 213. —
1630 war es zu keinen größeren Kampfhandlungen zwischen der Republik und Spanien
gekommen; es blieb bei einigen Überraschungsangriffen und Scharmützeln, zu denen
auch die im folgenden von Mario berichtete Kriegsepisode gehört, die in den einschlägigen
Chroniken und Geschichtswerken nicht eigens Erwähnung fand. Vgl. aber Commelyn
(s. Anm. 3), I, 134f.
Das 2 Stunden von Ruhrort entfernte Rheinberg, stark befestigte
Stadt im Ebst. Köln, an der Grenze zum Hzt. Kleve, seit 1606 von den Spaniern
besetzt und nach dem Verlust Wesels 1629 neben Zandvliet und Breda zur stärksten
span. Garnison der Niederrhein-Region ausgebaut. Im Juni 1633 von staat. Truppen unter
F. Friedrich Heinrich v. Oranien erobert und bis 1672 als staat. Garnison gehalten.
Vgl.
Lexikon Geographie, 1007; Ute Geißler: Die Stadt Rheinberg am Niederrhein und
ihre Befestigungsanlagen. Rheinberg 1995, 19, 65, 86f.; J. I. Israel: The Dutch Republic
and the Hispanic World (s. Anm. 3), 181; Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 1.
Bd., 3. Tl.: Kreis Moers. Hg. Paul Clemen. Düsseldorf 1892, 49ff.; Franz Petri: Im Zeitalter
der Glaubenskämpfe (1500–1648). In: Rheinische Geschichte. 3 Bde. Hg. v. Franz
Petri u. Georg Droege. Bd. 2: Neuzeit. Düsseldorf
2 1976, 1–217, 96.
Christian: Tageb.
XII, Bl. 55r, hält am 25. 5. 1633 a. St. während einer Hollandreise des Fürsten die Nachricht
fest, „Das Rheinbergk vber wehre. Hat es also der Printz von Vranien in wenig
Zeitt belägert, vndt eingenom
men.“ Am Abend des folgenden Tages beobachtet Christian
in Delft die (im ganzen Lande abgebrannten) „frewdenfewer“ und hört das Glockengeläut
aus Anlaß der Einnahme der wichtigen Festung. A. a. O., 56v, vgl. 59v (Siegesfeier
in Amsterdam). Vgl. auch 360703.
Frz. „retranchement“. || [
285]
In der Sprache der Festungsbaukunst (Erd-)Schanze, Verschanzung, d. i. kleinere Befestigung
mit Erdwall, Graben und Brustwehr zur Verteidigung eines begrenzten Abschnitts,
zur Bedeckung einer lückenhaften Befestigung etc. Vgl. (Martin Eylend): Modus
Artis fortificatoriæ Belgicus, Niederländisch Festung Bawen ... Zum andern mal in
Druck gegeben/ an vielen orten Corrigirt/ vermehrt vnd verbessert (Dresden 1630), Bl.
H 2vf. (HAB: 13. 1 Bell. [2]); Glossarium artis. Wörterbuch zur Kunst. Red.: Rudolf
Huber u. Renate Rieth. Bd. 7: Festungen. Der Wehrbau nach Einführung der Feuerwaffen.
Tübingen 1979, 146–148; ferner Georg Andreas Böckler: Manvale Architectvræ Militaris,
Oder Hand-Büchlein vber die Fortification vnd Vestungs-Bawkunst. 3 Tle.
Frankfurt a. M. 1645–1647, I, 19f., 161ff. Dazu auch Johann Rudolph Fäsch: Kriegs- Ingenieur-
Artillerie- und See-Lexicon (Dresden/ Leipzig 1735), 714 (HAB: Jb 81): „eine
Verschantzung mit einer starcken Brust-Wehr, und ziemlichen Graben, um ein Lager,
Vorstädte, oder einen andern Ort, vor den
[sic] Angriff des Feindes zu bedecken.“
Reisigbüsche; „die Büschelen Reißig welche der Feind braucht den Graben damit außzufüllen/
wo es sumpffige örter gibt/ heist man
Saußiße [...]“ (Martin Eylend:) Modus
Artis fortificatoriæ Belgicus (s. Anm. 8), Bl. B 2v, mit Abb.
Vgl. nl.
stormenderhand, mit stürmender Hand, d. i. der Ausdruck für eine gewaltsame Eroberung
(im Gegensatz zu einer geregelten Übergabe mit entsprechender Vereinbarung/
„Accord“).
Gemeint: sich. Häufig auftretende Verwechslung Marios, vgl. etwa 300410 u. 301001.
Das alte Burgschloß Ruhrorts. Fäsch (s. Anm. 8), 160: Kastell:
„ein nach alter Art, mit Mauren, Thürmen, Rondeelen, Zwinger und Gräben umgebener
Ort oder Schloß. Es werden auch die kleinen Citadelle von vier Bollwercken bisweilen so
genennet.“ Vgl. Glossarium artis. Wörterbuch zur Kunst. Red.: Rudolf Huber u. Renate
Rieth. Bd. 7: Festungen (s. Anm. 8), 80.
Nicht ermittelt. Spätere Briefe Marios berichten
von dessen tödlicher Verwundung. S. Anm. 30 u. 301001 K 4.
Die monatelang
nach allen Regeln der Kriegskunst durchgeführte Belagerung und endliche Einnahme
der Schlüsselfestung ’s-Hertogenbosch in Nordbrabant im Sommer 1629 begründete
F. Friedrich Heinrichs v. Oranien außerordentlichen Ruhm als oberster Militärführer
der Republik und „Städtebezwinger“ maßgeblich mit. Sie wurde in vielen Medaillen,
Kupferstichen, Gemälden (etwa von Daniel Cletcher, Pauwels van Hillegaert, Hendrik
Ambrosius Pacx, Isaac Isaacsz., Jan Breecker u. a.), Flugschriften und Geschichtsdarstellungen
festgehalten und gefeiert. Vgl.
Oranje Boom I, 102f.; Willem P. C. Knuttel:
Catalogus van de Pamfletten-Verzameling berustende in de Koninklijke Bibliotheek. (8
Tle. in 10 Bdn.; Tl. 8 Supplement) ’s-Gravenhage 1890–1920, Ndr. Utrecht 1978, 1. Tl.,
2. St. 1621–1648, Nr. 3880ff., 3990ff.; P. A. Tiele: Bibliotheek van nederlandsche Pamfletten.
Eerste Afdeeling. Verzameling van Frederik Muller te Amsterdam. Eerste Deel:
1500–1648. Amsterdam 1858, Nr. 2274ff.; J. K. van der Wulp: Catalogus van de Tractaten,
Pamfletten over de Geschiedenis van Nederland, aanwezig in de Bibliotheek van
Isaac Meulman. 1. Tl. 1500–1648. Amsterdam 1866, Nr. 2059ff., 2101. — Von den deutschen
Flugschriften seien nur genannt: Jacobus Prempart: Außführliche Beschreibung
Der trefflichen vnd weytberühmbten Belägerung vnd Eroberung der vesten vnnd mächtigen
Statt Hertzogenbusch (Amsterdam 1630), HAB: Xb 4° 353; Holländischer Triumpf,
und erhaltener Sieg und Eroberung der beyden vornemen Städte und Festungen Wesel
und Hertzogenbusch (O. O. 1629), HAB: 66. 7 Pol. [8]. Vgl. Newe Zeitungen. Relationen,
Flugschriften, Flugblätter, Einblattdrucke von 1470 bis 1820. Einl. v. Adolf Dresler.
Katalog 70 des Antiquariats J. Halle, München. (München) 1929, Nr. 1055f.; Paul Hohenemser:
Flugschriftensammlung „Discursus politici“ des Johann Maximilian Zum Jungen.
Hildesheim/ New York 1977, 108, 114f. — Vgl. ferner: Het Beleg von ’s-Hertogenbosch
in 1629. [Ausstellungskatalog] Noordbrabants Museum ’s-Hertogenbosch. Den
Haag 1979 (nach
Krieg und Frieden I, 455);
Krieg und Frieden I, 142f.; Michel P. van
Maarseveen: Die Darstellung des Achtzigjährigen Krieges in der Malerei der nördlichen
Niederlande des 17. Jahrhunderts: Belagerungsdarstellungen. In:
Krieg und Frieden III, || [
286] 469–475 sowie 300410 K 35.
Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen, damals Oberbefehlshaber
der staat. Tuppen in Kleve, Berg und Mark. S. 300410 K 21 u. K I 15.
Nl.
Repartitie: Repartition, Beteiligung, Ver- oder Aufteilung (von Kosten oder anderen Belastungen),
Zuteilung, Zuweisung, Beitrag, Finanzbeitrag, besonders auch unter Bezug
auf Militärtruppen. S. Matthias Kramer: Nieuw Woordenboek der Nederlandsche en
Hoogduitsche Taal. ... overgezien ... vermerdeerd door Adam Abrahamsz van Moerbeek.
Vierde Druk. Leipzig 1787, 381;
WNT XII. 3, 2472ff. — Um die Besoldung der
Truppen sicherzustellen, war 1589 die „Repartitie“ in der Union der Vereinigten Provinzen
eingeführt worden: Jede Provinz hatte gewisse Kontingente auf ihre Rechnung aufzustellen
und zu unterhalten und der Generalität anzubieten. Gelegentlich entzogen sich
die Provinzen dieser Pflicht durch eigenmächtige Truppenabdankungen, so Friesland
1630. Vgl.
Aitzema I, 1055; Robert Fruin: Geschiedenis der Staatsinstellingen in Nederland
tot den Val der Republiek. Uitgegeven door H. T. Colenbrander. ’s-Gravenhage
1901, 186, 196. — Neben den regulären Repartitionstruppen verfügten die Generalstaaten
auch über Hilfstruppen in ausländischem Sold, die etwa von englischen oder französischen Subsidien bezahlt wurden.
Die Truppen, die z. T. einst in niedersächsisch-dänischem
Sold gewesen waren und 1630 unter Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen in den jülichklevischen
Erblanden standen, mußten Sold und Unterhalt aus den Kontributionen der
Erblande beziehen. Vgl. 300410 K 21 und K I 15. Dementsprechend waren Pfalz-Neuburg
und Kurbrandenburg als die Possedierenden der Erblande bestrebt, den Unterhalt
dieser Truppen von ihren Territorien abzuwälzen bzw. die fremden Truppen aus dem
Lande zu schaffen. Insbesondere Kurbrandenburg wurde von einem wachsenden Schuldenberg
erdrückt, der aus dem Unterhalt staat. Truppen resultierte (u. a. die sog. Hofeysersche
Schuld) und Anlaß zu langwierigen und konfliktreichen Verhandlungen gab. S.
auch 310311 K 15. Vgl.
Aitzema I, 1057, 1134ff.;
Het Staatsche Leger III, 91f.; Jacob
Hendrik Hora Siccama: Schets van de Diplomatieke Betrekkingen tusschen Nederland
en Brandenburg 1596–1678. Utrecht 1867, 64f.; Kurbrandenburgs Staatsverträge von
1601 bis 1700. Nach den Originalen des Königl. Geh. Staats-Archivs bearb. v. Theodor
v. Moerner. Berlin 1867, 79f., 93f., 101f., 109ff., 125f.
Honselersdijk oder eigentlich Honselaarsdijk, Dorf in der südholländ. Region
Naaldwijk. An der Stelle eines alten Kastells der Herren von Naaldwijk, das er 1612 erworben
hatte, ließ F. Friedrich Heinrich v. Oranien ein Palais erbauen, das 1635 in seinen
wesentlichen Bauteilen abgeschlossen war. F. Friedrich Heinrichs Lustschlösser
Honselaarsdijk und Huis ter Nieuborch bei Rijswijk (s. 310311) sind ungefähr zeitgleich
mit dem Palais des Winterkönigs bei Rhenen (s. ebd.) um 1630 entstanden und gingen
auf Entwürfe des Malers und Baumeisters Bartholomeus van Bassen (um 1590–1652) zurück.
Sie gelten als frühe Manifestationen des klassizistischen Barock in den Niederlanden
(Friedrich-Heinrich-Stil), haben sich aber sämtlich bis auf Grundrisse und Zeichnungen
nicht erhalten. Vgl.
Oranje Boom I, 132ff., 138ff., 144ff.; Konrad A. Ottenheym:
Fürsten, Architekten und Lehrbücher. Wege der holländischen Baukunst nach Brandenburg
im 17. Jahrhundert. In:
Oranje Boom II, 287–298, 287ff.; Princely Display [s.
300410 K 4]. 1997, 111ff., 117f., 154–158; F. A. J. Vermeulen: Handboek tot de Geschiedenis
der Nederlandsche Bouwkunst. 3. Tl.: Barok en Klassicisme. 2 Bde. ’s-Gravenhage
1941. Bd. 1: Tekst, 62f., 204ff.; Bd. 2: Platen, Nr. 734;
Grote/ Winkler/ Prins
IX, 548. Vgl. Marcus Zuerius Boxhornius: Tonneel, ofte Beschrijvinghe des Landts, ende
Steden van Hollandt ende West-Vrieslandt (Leiden 1634), 165 (HAB: Gp 63): „een
groot ende kostelijk Huys“. Zum Eindruck, den die oranischen Landhäuser um ’s-Gravenhage,
das Huis ten Bosch, Rijswijk und das vornehmste, Honselaarsdijk, auf Besucher
machten, vgl. C. D. van Strien: British Travellers in Holland during the Stuart Period.
Edward Browne and John Locke as Tourists in the United Provinces. Leiden [u. a.]
1993, 151ff. Auch F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) besuchte während seiner
Reise nach Holland am 25. 5. 1633 a. St. beide Schlösser.
Christian: Tageb. XII: „Mitt || [
287] meinem bruder nach Rysewyck vndt Hundslerdyck zween schöne häuser des Printzen
von Uranien, gefahren, das erste 1/2 m. das and
ere 2 meilen vom haag gelegen, auf einem
wege.
Ryßwick ist noch nicht außgebawet, kriegt ab
er 4 quartier, in iedem ein
cabinet,
guarderobbe,
chambre vndt
antichambre, die
paviment seindt von Marmel, wie auch die
camin damitt bekleidet, vndt hat im eingang 4 schöne prächtige Marmelseulen. Jst sonsten
[54r] in einer
facciata gebawet, auf Jtaliänisch, abgetheilet, vndt von quadersteinen
aufgeführet, hat auch seine
loggie gar zierlich. Ein großer lustgarten vndt zween küchengärten
werd
en auch alda angerichtett. Jn den gemächern hats hüpsche Schildereyen,
vndt ande
re zubehör. Von dannen nach Hundslerdyck welches ein sehr schönes prächtiges
hauß hat einen sehr großen garten darvor, vndt auf dem hause drey seytten außgebawet
von gebackenen Steinen, die 4te schleust eine hüpsche
galleria. Es hat viel schöne
saubere gemächer, schöne bette, Mahlereyen, vndt tapetzereyen, darinnen, daß es eine
Lust zu sehen. Wir musten alle pantoffeln anziehen, als wir wollten hineyn gehen, vndt
machte die Fraw so vns die gemäch
er aufsperrete sehr vnnütz auf mich daß ich einmal
[54v] auf die erde außspiehe, es wehre nicht die
manier in
hollandt etc. Vmb das hauß
hats einen waßergraben.“ (55r)
Thomas van Stakenbroek (Staeckenbroeck),
General der staat. Kavallerie, Gouverneur von Grave, s. 300410 K 42.
Willem Pynssen van der Aa, Drost van Ijsselstein (†1637), wurde 1614 Hauptmann einer
Kompanie Fußvolk, 1622 Oberst, 1626 Kommandeur eines eigenen Infanterieregiments;
1614–1637 Gouverneur von Rees, einer wichtigen, von 1614 bis 1672 gehaltenen staatischen
Garnison im Hzt. Kleve; 1622–1637 Teilnahme an allen größeren Feldzügen unter
den Fürsten Moritz und Friedrich Heinrich v. Oranien. Vgl.
Aitzema I, 1129, 1188; II,
150;
Het Staatsche Leger III, 32, 93, 170, 217; IV, 8, 17, 22, 96f., 218, 229, 231, 343 u.
ö.; Commelyn (s. Anm. 3), I, 43; Memoires de Frederic Henri de Nassau (s. Anm. 3),
54, 136. — Der gedruckte Briefwechsel Constantijn Huygens’ enthält mehrere Briefe von
und an Pynssen aus den Jahren 1630–1637. S. De Briefwisseling van Constantijn Huygens
(1608–1687). (Hg.) J. A. Worp. I: 1608–1634. ’s-Gravenhage 1911, 296, 451, 453,
465f., 479; II: 1634–1639. ’s-Gravenhage 1913, 22, 24, 27, 29, 63, 115, 295. — Vgl. auch
BA II. 9, 20f.; P. J. Blok: Frederik Hendrik (s. Anm. 3), 96, 104, 107, 111; J. J. Poelhekke:
Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik. Zutphen 1978, 264.
Vgl. zu Rees Petri (s. Anm. 6) II, 96.
Otto van Gent Heer van Dieden († Dezember
1640), seit 1625 Hauptmann der Garde F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, als Oberst
von 1626 bis zu seinem Tod Kommandeur des Utrechtschen Infanterie-Regiments, 1627
Gouverneur im 1614 niederländisch besetzten Emmerich/ Hzt. Kleve, dann in dem von
ihm im August 1629 eroberten Wesel/ Hzt. Kleve, welche beide bis 1672 staat. Garnisonen
blieben. S. 300921 K 3. Vgl.
Het Staatsche Leger III, 137, 240; IV, 37f., 167, 221,
229, 234, 342 u. ö.; Andreas Dederich: Annalen der Stadt Emmerich. Emmerich 1867.
Ndr. Düsseldorf 1971, 437; Herbert Kipp: Wesel unter niederländischer Besatzung
(1629–1672). In: Geschichte der Stadt Wesel. 2 Bde. Hg. Jutta Prieur. 1. Bd. Düsseldorf
1991, 213–250, 213ff., 224ff. (Porträt auf S. 225); Volkmar Braun: Geschichtliches Wesel.
Bd. 1: Stiche zu Ereignissen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Köln/ Bonn 1976, S.
XIIf., 42ff.; P. Th. A. Gantesweiler: Chronik der Stadt Wesel. Wesel 1881, 343ff.,
434ff.; Everhard Wassenberg: Embrica: Sive Urbis Embricensis Descriptio. Libri tres
(Kleve 1667), 245ff. (HAB: Gm 4° 483)
Frz. Vivres, Lebensmittel, Proviant.
Essen war seit 1629 von den Niederländern besetzt. Hermann Rothert: Westfälische Geschichte.
3 Bde. Gütersloh 1949–1951, II, 156. Vgl. auch: Die Annalen des Propstes Georg
Overham. In: Werdener Geschichtsquellen. Hg. Otto Schantz. Zweiter Teil III. Bonn
1919, 145.
Dinslaken/ Hzt. Kleve, zwischen Wesel und Duisburg gelegen, 1629
von staat. Truppen besetzt. Vgl. Rudolf Stampfuß/ Anneliese Triller: Geschichte der
Stadt Dinslaken 1273–1973. Neustadt a. d. Aisch 1973, 172f.
Ratingen im Ft. Berg,
nordöstl. v. Düsseldorf, 1629 von den Staaten besetzt. Vgl. Commelyn (s. Anm. 3), I,
115; Otto R. Redlich/ Arnold Dresen/ Johannes Petry: Geschichte der Stadt Ratingen || [
288] von den Anfängen bis 1815. Ratingen 1926, 72f.; Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz.
3. Bd., 1. Tl.: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Hg. Paul
Clemen. Düsseldorf 1894, 155ff.
Vielleicht ist Burg an
der Wupper/ Ft. Berg gemeint, 1614 von Pfalz-Neuburg eingenommen, dann abwechselnd
von Spaniern, Holländern, Schweden, Hessen, Kaiserlichen besetzt. Vgl. Rheinisches
Städtebuch. Hg. Erich Keyser. Stuttgart 1956 (Deutsches Städtebuch, III. 3), 86f.
Den vorliegenden Brief schrieb Mario am Morgen des 4. 10. 1630 n. St.; am Abend
desselben Tages, datiert auf 9 Uhr, unterrichtete er Friedrich v. Schilling (FG 21) in einem
weiteren Schreiben (a. a. O., Bl. 34r; A: 34v), daß es den Angreifern offenbar gelungen
war, sich zwischenzeitlich in den Besitz des Kastells zu bringen: „Wie ich disen vormittagß
das schreiben [300924] an herrn
de latfoeur [s. Anm. 2] nach
Ambsterdham habe
zue gesandten, so haben Jhr F. G. von
Orangien [F. Friedrich Heinrich] gegen abent vmb
6 vhren von Gr. wilhelm [v. Nassau-Siegen, s. Anm. 16] von
Dusburg mit einem
expressen
schreibenß bekhumen, daß d
er Feindt, Rohrort das
Castel, so er 3 daghen Jnen gehabt,
wider v
erlassen, die 2 Eysene Stuckhen, vnd w
as sunsten in dem Castel vnd flekhen
war, alleß geblundert, vnd Eyllentß seine
retirata alß wan er geJacht wurde wider nach
Reinberg genumen“ (Bl. 34r). Dort heißt es weiter, die staat. Truppen in den umliegenden
Garnisonen hätten einstweilen auf eine gute Gelegenheit gewartet, dem Feind zuzusetzen:
„der obr
ist Rochelle solle dötlichen v
erwundt sein worden, daß man nit v
ermeinet
er das Leben behalten solle, ob es [das Castel] wid
er besetzet wirdt von vnserm
volckh, schreibe ich mit Gott auf das erste“ (ebd.). Weiteres s. 301001.
Vgl. die in
300410 (Nachschrift) und I (Postskriptum) genannten Fruchtbringer, denen Schilling
Marios Empfehlungen ausrichten sollte.
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51); seine Reise nach Regensburg zum Kurfürstentag, der vom Juli bis Dezember 1630
tagte. Seine Anwesenheit dort dokumentiert eigens das
Theatrum europaeum, Tl. 2, 3.
Aufl. (1646), 224. Christian, der gerade die Regierungsnachfolge seines Vaters Christian
I. (FG 26) im Teilft. Bernburg angetreten hatte (vgl. 300509), als er am 10. 6. 1630 in Begleitung
seines Bruders Friedrich (FG 62, s. Anm. 33) nach Regensburg aufbrach, verhandelte
u. a. über die ständigen Durchzüge und Einquartierungen ksl. Truppen und die
Durchführung des ksl. Restitutionsedikts (von ksl. Einziehung bedroht u. a. das Stift
Gernrode, das Amt Mönchenienburg, Groß Alsleben und selbst das anhaltische Stammhaus
und die Nebenresidenz Ballenstedt), wobei es bereits zu diversen Übergriffen wirklicher
oder selbsternannter ksl. Kommissare gekommen war. Ferner ging es Christian um
eine aus der ksl. Hofkammer erwartete Pension. Christians Tagebuch hält die Klagen
über die schleppende Behandlung seiner Angelegenheiten im Reichshofrat, die ständigen
Vertröstungen und ein enervierendes Antichambrieren und Aufwarten fest. Vgl.
Christian:
Tageb. IX, Bl. 1ff. (Einträge ab 15. 7. 1630), etwa Bl. 19r (Eintrag vom 19. 7.), 26v
(22. 7.) u. ö. In seiner Audienz beim Kaiser am 24. 7. 1630 bringt Christian vier Punkte
vor: 1. Er erinnert Ferdinand II. daran, was dem Reichshofrat zur Behandlung übergeben
worden sei, vorab in Sachen Restitution der geistlichen Güter. Bitte um Einstellung
der gewaltsamen Sequestrierungsversuche zugunsten eines korrekten, formellen ksl.
Rechtsentscheids. 2. Bitte um Restitution des unschuldigen Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern
(FG 97; Bruder des Winterkönigs) in seinen Landen. 3. Fürsprache für Burggf. u.
Herr Christoph zu Dohna (FG 20; vgl. 300410 K 10), schrift- und mündlich. 4. Gratulation
zur Eroberung der Stadt Mantua und Dank für die Gewährung der Audienz. Vgl.
Christian: Tageb. IX, Bl. 31rf. (Eintrag vom 24. 7./ 3. 8. 1630). Trotz weiterer Audienzen
beim einflußreichen ksl. Minister F. Johann Ulrich v. Eggenberg (vgl. 280724 K 5 u.
ö.) und beim Kaiser erreicht Christian doch nur hinhaltende Bescheide, die das Restitutionsedikt
in Abhängigkeit vom Passauer Vertrag von 1552 bestätigen: alle seitdem säkularisierten
Güter sind zurückzugeben. Zutiefst enttäuscht und zudem alarmiert durch
den Einfall der Schweden in Pommern reist er am 18. August aus Regensburg ab und
trifft am 26. in Köthen ein, wo er mit F. Ludwig, tags darauf mit diesem, F. August v. || [
289] Anhalt-Plötzkau (FG 46) und F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) über seine
Reise und den desolaten Zustand im Anhaltischen konferiert. Vgl.
Christian: Tageb. IX,
Bl. 1–100;
KU I, 701;
Beckmann V, 363. Christians „Raysons de mon retour“ in
Christian:
Tageb. IX, Bl. 2. — Zum Verhältnis Marios zu Christian vgl. 300410 K 51 u. 310113.
F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62), der auch nach Ausweis des
Theatrum
europaeum gemeinsam mit seinem Bruder Christian dem Regensburger Kollegialtag beiwohnte.
Vgl.
Theatrum europaeum, Tl. 2, 3. Aufl. (1646), 224; Christian: Tageb., a. a. O.
(s. Anm. 32). Am 21. 7. hält Christian in seinem Tagebuch die Abreise seines Bruders
Friedrich fest, der nach Prag aufgebrochen war und von dort über Dresden und die Elbe
hinab wieder nach Anhalt zurückkehren wollte (IX, Bl. 22r).
F.August v. Anhalt-Plötzkau, der seit dem Tod F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg 1630 als Senior und Empfänger des Reichslehens das Gesamtfürstentum Anhalt vertrat. Vgl.
Beckmann
V, 449ff.