„SONNET, Sur les oeuvres du Sieur DU BARTAS“ (inc. „SI les plus hauts objects de
la divinité | Logerent quelquefois au palais de nostre ame:“;
[digitales Faksimile: Bl. [):( viij] r)]. Dieses Gedicht
erscheint nicht in allen frz. Original-Ausgaben der
Sepmaine, auf jeden Fall aber in
der folgenden Ausgabe: LA | SEPMAINE | OV CREATION | DV MONDE DE Gvillavme
De Salv-| ste, Seignevr Dv | Bartas. Reueuë, augmentee, & embellie en diuers |
passages par l’Auteur mesme. | En ceste derniere Edition ont esté adioustez l’argu-| ment
general, amples sommaires au commencement | de chasque liure, annotations en marge,
& explica-| tiōs des principales difficultez du texte, par S. G. S. | [Vignette] | Pour la vefue
de Iean Durant. | [Linie] | M. D. LXXXVIII. HAB: Lm 3258; Alv. Bd 563; P 318
Helmst. 12° (1); Bl. [¶ 11]v; inc. „SI les plus hauts obiects de la diuinité, | Logerent quelquesfois
au palais de nostre ame“. Der Gedichttitel lautet: SONNET, DE TRES-ILLUSTRE
PRINCE MONSEIGNEVR le Grand Prieur de France, Sur les oeuures de G. de
Saluste, Sieur du Bartas. Gez.: H. B. D’Angoulesme. Es handelt sich dabei um den unehelichen
Sohn Kg. Heinrichs II. v. Frankreich, Henri d’Angoulême (1551–1586), grand
prieur de Malte in Frankreich, dessen poetisches Werk u. a. auch 33 Sonette enthält, vgl.
DBF II, 1216–1218; auch erwähnt in
ABF 21, 98. Vgl. auch The Works of Guillaume
De Salluste Sieur Du Bartas. A Critical Edition with Introduction, Commentary, and
Variants. 3 Bde. Hg. Urban Tigner Holmes, Jr., John Coriden Lyons u. Robert White
Linker. Chapel Hill 1935–1940, Reprint Genève 1977, I, 18, 37, 193f. (Abdruck des Sonetts),
218. Der Verfasser wird somit im Original — anders als in Tobias Hübners (FG
25. Der Nutzbare) frz.-dt. Ausgabe — namentlich genannt. Die sonstigen Widmungsgedichte
der o. g. frz. Originalausg. hat Hübner in seinem 1631 erschienenen Werk nicht
übernommen, jedoch findet sich in der postum veröffentlichten, in Q zitierten Ausgabe
der Übersetzung Hübners
Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen:
1640), Bl. 15r ein anonymes „Klinggedichte Uber beyde Wochen des Herren zu Bartas.
Wie er sie zu vollenden fürgehabt“ (Inc. „SAlust ist die geschicht’/ in der ich sollen lesen“),
das — trotz des abweichenden Titels — eine Verdeutschung des Sonetts eines
Sieur „De Chambrvn“ (Gervais Chambrun sieur de Beaumesnil?
ABF 101, 64) ist: „Du
liure de la Sepmaine de Saluste.“ Inc. „SAluste est mon Histoire, où ie lis l’origine.“ LA
SEPMAINE (Veuve Jean Durant 1588), Bl. ¶¶ 2v. Lt. Holmes/ Lyons/ Linker, a. a. O.,
187 war das Sonett wohl zuerst in der Ausgabe
La Sepmaine ([Genf] 1581: Jaques
Chouet) erschienen. Wir fanden es auch in: LES OEVVRES DE G. DE SALVSTE S.
r DV
BARTAS (Paris: Toussainctz Du Bray 1611), Bl. [E v]r und in PREMIERE SEPMAINE
OV CREATION DV MONDE (Rouen 1616), Bl. B ij r [beide Buchtitel zit.
unten in Anm. 1 u. K I 1]. In Hübners Ausgabe und Übertragung kleinerer Dichtungen || [
315]
Salustes, L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY, &c. ...
Das ist: | Die himmlische Musa (Cöthen 1623) [Titel zit. in Anm. 4], Bl. 230–234 erscheint
ein übersetztes anonymes Gedicht „An den Herrn zu Bartas &. von seiner Woche“
(Inc. „WAs vor ein newer Geist thut den Propheten rühren?“), das auch in der Gesamtausgabe
Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen: 1640) vor der
Ersten Woche S. 19–22 auftaucht: „An den Herren zu Bartas.“ (Inc. „WAß für ein neuer
Geist thut den Propheten rühren/“). Dessen Vorlage entdecken wir in Du Brays Ausgabe
I, 337–339: „A MONSIEVR DV BARTAS, SVR SA SEPMAINE.“ (Inc. „QVel esprit
tout nouueau domine ce Prophete?“). Gez. „S. CERTON C. H.“, d. i. der Hugenotte Salomon
Certon, um 1550 bis 1620 oder später, 1608–1611 kgl. frz. Rat, Dichter u.
Homer-Übersetzer; s.
DBF VIII, 69. In der postumen, von F. Ludwig und Diederich v.
dem Werder (FG 31) veranstalteten und revidierten Hübner-Ausgabe von 1640 wurde
ein weiteres Gedicht übersetzt. Es erscheint französisch im zweiten Teil der Ausgabe von
1588: LA | SECONDE | SEPMAINE, DE | GVILLAVME DE SALV-| STE SEIGNEVR
DV | BARTAS, | Reueuë, augmentee & embellie en diuers | passages par l’Autheur mesme.
| En ceste nouuelle Edition ont esté adioustez l’argument | general, amples Sommaires au
commencement de | chaque liure, Annotations en marge, & explica-| tions continuelles
des principales difficultez, du | texte, par S. G. S. | [Vignette] | Pour la vefue de Iean Durant.
| [Linie] | M. D. LXXXIX. HAB: P 318 Helmst. 12° (2) u. Alv. Bd 563a, Bl. Bb 5rv:
„Sur les deux Sepmaines de M. du Bartas“ (Inc. „AInsi rechanteroit su sa celeste Lyre |
Orphee [...]“; gez. D. B. T = Du Bray, Toussaint, der Pariser Verleger?); vgl. Hübners
Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen: 1640), Bl. A rv: „Lob über
des Herren zu Bartas zweyen Wochen.“ (Inc. „Solt schon auch seine Leir’ aufs künstlichst’
Orpheus führen/“). Die Übersetzung dieses Gedichts war in einer Erstfassung
(„Von des Herren zu Bartas zweyen Wochen.“; Inc. „SO würd’ auff seiner Leyr der Orpheus
colleriren/“) schon in Hübners Ausgabe und Übersetzung der kleineren Gedichte
Salustes erschienen: L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY,
&c. ... Das ist: | Die himmlische Musa (Cöthen 1623) [Titel zit. in Anm. 4], Bl.
228ff. Dort steht (Bl. [** 4]r) auch ein mit der Unterschrift „Janus Gruterus“ versehener
Zehnzeiler „DE GULIELMO SALUSTIO BARTHASIO“ (Inc. „SUnt quibus è Daphnes
Phoebus dat carpere ramis,“), welcher wortgleich auch in der von Gruter herausgegebenen
Anthologie unter dem Titel erschienen war „In Gulielm. Bartasium Poetam.“: DELITIÆ
| C. POETARVM BEL-| GICORVM, HVIVS SV-| PERIORISQVE ÆVI | illustrium.
| ALTERA PARS. | Collectore | RANVTIO GHERO. | [Signet] | FRANCOFVRTI, |
Typis Nicolai Hoffmanni, Sumptibus | Iacobi Fischeri. | [Linie] | ANNO M. DC. XIV.
(HAB: 225 Poet.), S. 869. Hübner hatte schon in seiner Ausgabe und Übersetzung
Die
Andere Woche (Cöthen: 1622) [in Q zit.], Bl. A r ein Gedicht „IN GVILIELMI SAL-|
LVSTII HEB-| domadem“ (Inc. „HEBdomas vna, Deo verbum genitale loquuto,“ gez.
„Theodorus Beza“; vgl. 281021 K) wiederveröffentlicht. Dieses Gedicht des Genfer Calvin-
Nachfolgers Théodore de Bèze (1519–1605) erschien schon in
LA SEPMAINE
(Veuve Jean Durant 1588), Bl. [¶ 11]v (gez. TH. B. V. F.), in PREMIERE SEPMAINE
OV CREATION DV MONDE (Rouen 1616) [Buchtitel zit. unten in K I 1], Bl. [A 12]v
(anonym) und pseudonym als „ADEODATI SEBAE, In Gulielmi Salustii Heptameron,
Gallicum poema.“ In: DOMINI | GVILLELMI | SALVSTII | BARTASII | Poëtarum nostri
seculi facilè | principis, | HEBDOMAS, OPUS | GALLICUM à | GABRIELE LERMEA
| nobili Volca, Latinitate do-| natum, jam | Periochis & notis illustra-| tum à | VALENTINO
HARTUNGO | P.C.Philos. & Med. D. | Recens & repurgata Editio | [Zierstück] | LIPSIÆ, | [Linie] |
Sumptibus Abrahami Lambergi | & Caspari Closemani. HAB:
110.6 Poet. (3); Bl. )(7 r. Auch in Drucken der Gedichte des Genfer Theologen steht
wortgleich das Gedicht, z. B. in THEODORI BEZAE VEZELII Poëmata varia. .|.|. Omnia
ab ipso Auctore in vnum nunc Corpus collecta & recognita. (Zastrisellorum insignia;
1597), 191 („IN GVILIELMI SALVSTII Heptameron, Gallicum poéma, æterna memo- || [
316]
ria dignum.“). Auf derselben Seite wie dieses Sonett findet sich in Hübners Saluste-Ausgabe
von 1622 auch ein mit „Paulus Melissus“ (der neulateinische Dichter und deutsche
Übersetzer des Hugenottenpsalters, Paulus Schedius Melissus, 1539–1602) gezeichnetes
Gedicht von 12 Versen („Aliud“; Inc. „OPificis alti canere inerrabilem | Structuram, &
immensos Olympi cardines, | Non hominis esse, non opis mortalium, | Quis nescit?“).
Holmes/ Lyons/ Linker, a. a. O., fanden es nicht in einer der französischen Werkausgaben,
sondern zitierten es auf S. 61, Anm. 96 nach: MELISSI SCHEDIASMATA POETICA.
Secunda edita multo auctiora. .|.|.| (Lutetiae Parisiorum: Arnoldus Sittart 1586),
Pars Tertia, 279: „AD GVILLELMVM SALLVSTIVM BARTASIVM.“
Wir haben, ausgehend von einem Sonett, alle Ehrengedichte in Tobias Hübners Ausgaben
und Übersetzungen der Saluste-Dichtungen nicht Revue passieren lassen, um die
von ihm benutzten Originalausgaben und fremden Übersetzungen zweifelsfrei zu bestimmen.
Dazu bedarf es eines umfassenden Vergleichs der Editionen. Es genügt uns, einige
der möglichen Vorlagen und deren Verfasser festgestellt zu haben. Die Auswahl bestimmter
Texte und Autoren durch Hübner bzw. durch F. Ludwig und D. v. dem Werder
liefert nämlich Indizien für die Ermittlung der Gesichtspunkte und Wertungen, die Hübner
und die Fruchtbringende Gesellschaft mit den Dichtungen Salustes verbanden. Vgl.
die Zusammenstellung der Originalausgaben in: The Works of Guillaume De Salluste Sieur
Du Bartas, a. a. O. I, [67]–110; Yvonne Bellenger et Jean-Claude Ternaux: Du Bartas.
Paris/ Rom 1998 (Bibliographie des Ecrivains Français [B. E. F.], XII), 22ff. Hinweise
auch bei Yvonne Bellenger: Guillaume de Saluste du Bartas. La Sepmaine (Texte
de 1581) Edition établié, présentée et annotée. Paris 1981, XXIII–XXVII. — In 400000
(Vorrede F. Ludwigs bzw. Diederichs v. dem Werder „An den Leser“ der Gesamtausgabe
Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste, 1640) wird explizit auf vorliegende
Vorrede
An die Hochlöbliche Fruchtbringende Gesellschaft verwiesen. — Hübners Widmung
ist nicht datiert, scheint aber bereits im Jahre 1629 niedergeschrieben worden zu
sein, da sie verschiedene Angaben zur Zeit des Erscheinens früherer Werke enthält, die
übereinstimmend auf 1629 rückschließen lassen: vor 7 Jahren:
Andere Woche: 1622; vor
7 Jahren:
Kurtzer Bericht, Erstauflage von 1622 [s. Anm. 2]; vor 9–10 Jahren:
Die Altväter
etc.: 1619. Vgl. im übrigen
Merzbacher: Werder und Hübner, 495ff.
Kurtzer Bericht
der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben, Köthen 1622; danach
allen Gesellschaftsbüchern der FG außer GB 1624 vorangestellt. Vgl.
DA Köthen II. 1,
[7]ff.
(
L’Uranie ou La muse celeste, 1570, erweitert 1579; Ausg. u.
Übers.:) L’URANIE. | LA JUDITH: | LA LEPANTHE: | LA VICTOIRE | D’YVRY, &c.
| DE GUILLAUME DE SALUSTE | Seigneur du Bartas. | Das ist: | Die himmlische Musa:
| Die History von Judith in 6. Büchern: Die Wasser- | Schlacht und Sieg der Christen
wieder die Türcken vor Lepan-| tho/ &. Die Schlacht und sieg vor Jvry/ so im jahr 1590.
| von J. Kön M: in Franckreich &. wieder ihre | Feinde die Ligisten/ erhalten worden/ &.
| Aus dem Frantzösischen gegenübergesetzten/ in Teutsche Reime/| mit ebenmässigen
und gleichlautenden Endungen/ auch nicht mehr oder | weniger Sylben/ gebracht / und
so viel immer müglich/ und nach | art Teutscher Sprache zuläßlich/ fast von wort zu
worten rein | Teutsch gegeben. | [Zierstück] | Getruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/
| Jm Jahr Christi M.DC.XXiij. HAB: 54 Poet. (1). Weitere Ex. u. a.: ULB Halle: Dl
5096 h; UB Rostock: Co-6421. — Eine Titelauflage erschien 1641 in Köthen: Willhelms
[sic] von Saluste/ Herrn | zu Barthas | VRANJE | Oder | [Schmuckzeile:] | HJmmlische
MVse. | Darinnen verfasset | 1. Die Historie von Judith in sechs Büchern. | 2. Die Wasserschlacht
und Sieg der Chri-| sten wider die Türcken ... rein | Deutsch gegeben. |
[Schmuckzeile] | Gedruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/| Jm Jahr Christi M.
DC. XLI. HAB: P 492. 4° Helmst. (Titelaufl. ab Bl. A r, davor, d. h. bis Bl. [**3]v neu
gesetzt). Vgl.
Merzbacher: Werder und Hübner, S. 496 Anm. 22.
Hübner betont an
dieser Stelle anscheinend seine geflissentliche Beachtung der Prosodie und Metrik der
Originaldichtung und seine genaue Regelkenntnis. Noch immer ist der Gegensatz zwi- || [
317] schen
der die Silben zählenden und ansonsten frei akzentuierenden Metrik der frz. Renaissancedichtung
und der die natürlichen Wortakzente beachtenden, dabei streng alternierenden
Auffassung von Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) auffällig. Hübners deutsche
Verse der
Ersten Woche zeigen jedenfalls auch in der dichterischen Praxis noch
recht deutlich sein romanisches Vorbild, auch wenn Hübner in seiner Vorrede weiter unten
betont, daß er der Opitzschen Alternation (die Verse in „lauter reinen Jambis“) in
der
Ersten Woche gefolgt sei — im Unterschied zu seiner Praxis in der bereits früher erschienenen
Anderen Woche (s. Q) bzw. anderer früherer Saluste-Übersetzungen und
auch in Abweichung von Saluste und anderen französischen Poeten, die von dieser Norm
nichts wüßten. Vgl. auch die Titel der hier genannten Werke Hübners von 1622, 1623
und 1631, auf denen nur die letztgenannteÜbertragung auf „teutsche gemessene Reime“
(durchgehend metrisierte Verse) hinweist. (Schon in 250413 teilte Hübner Augustus
Buchner [FG 362] eine wohl frühere Fassung seiner Vorrede mit. Er erhob damals den
Anspruch, daß seine
Erste Woche zwar die
Andere Woche übertreffe, gestand jedoch ein,
nicht in allem Opitz’ subtile Regeln zu befolgen. Daher solle das Werk noch nicht veröffentlicht
werden.) In der Vorrede von 1631 weist Hübner ebenfalls darauf hin, daß auch
die
Andere Woche überarbeitet werden solle. Tatsächlich hat sich erst die überarbeitete
Gesamtfassung der zwei
Wochen von 1640 (s. Q) bemüht, „Tonbeugungen“ des Hübnerschen
Renaissanceverses im Sinne der Opitzschen Betonungsvorschrift auszumerzen.
Vgl. Beilage I T. — Dieter Merzbacher (Rezension von
Samlade Srifter av Haquin Spegel
[1998] in WBN 28 [2001], 146 Anm. 5) verdanken wir den Hinweis auf die Vorrede zu
Anders Arrebos (1587–1637) metrisch ambitionierter, in Hexametern und Alexandrinern
gedichteten Nachahmung der
Sepmaine: HEXAEMERON RHYTHMICO-DANICUM.
Det er: Verdens Første Vges Sex Dages præctige oc mæctige Gierninger/ med
den allerhøjeste Skaberes alting-formuende Finger paa det allermesterligste skabte oc
beredde ... Paa Heroiske Riim-maade ... udsatte oc uddragne Af M. Anders Christensøn
Arøboe ... Kiøbenhaffn/ tryckt hos Hendrick Gøde ... Anno M DC LXI. In: Anders
Arrebo Samlede Skrifter. Udgivet af det Danske Sprog- og Litteraturselskab. Bd. 1:
Anders Arrebo: Hexaëmeron, Lejlighedsdigte, Breve. Udg. af Vagn Lundgaard Simonsen.
København 1965, 13. In der Vorrede spielt Arrebos Sohn auf HübnersÜbertragung
seines frz. poetischen Vorbilds an und verknüpft dessen Nachahmung mit der Gründung
der Fruchtbringenden Gesellschaft und dem Wachstum der deutschen Sprache: „[...] de
Italiener oc Frantzoser hafver begyndt med synderlige Rictighed i deris Spraak paa Trocheiske
oc Jambiske Maade med mange Liif-lystige Forandringer at Riime, oc velklingende
Dicter at befatte. Hvorudi de riigtalende Tydske paa deres Spraak hafve Franskmanden
lyckeligen efterfuld oc Aar 1617. begyndt deris
Collegium fructiferum eller
Fructbringende Selskab. Hvilket højloffig Selskab der det begyndte ved god Samdræctighed
i det Tydske at bære jo meer oc meere Fruct (efter at
Opitii Prosodia Germanica
var udgangen, oc rum tiid der efter
Schottelii Spraak-Konst, Harsdorffers
Specimen Philologiæ
Germanicæ oc flere nyttige præcepta til gemeene Underretning blefve gifne i
Trycken“. — Zum Renaissancevers und zu Hübners dichterischem Anspruch, seiner Anerkennung
des Schlesiers und dem früher stets einseitig zugunsten Opitz’ interpretierten
Prioritätenstreit s. 250110, 250218A, 250413, 250510, 250609 u. ö., auch 310411 K 13.
Vgl. außerdem Erich Trunz: Die Entwicklung des barocken Langverses. In: Euphorion
39 (1938), 427–468, insbes. 434, 448f.;
Wagenknecht, 20ff., 36f., 72ff.; Jörg-Ulrich
Fechner: Tobias Hübners Renaissancevers. Überlegungen zur dichterischen Aufgabe,
zum gesellschaftlichen Ort und zur literarischen Wirksamkeit. In: Jb. f. Internationale
Germanistik Reihe A, Bd. 2, Heft 3 (1976), 110–118; Bernhard Böschenstein: Tobias
Hübners Übersetzung von Guillaume de Saluste du Bartas
Semaines. In: Deutsche Barockliteratur
und europäische Kultur. Zweites Jahrestreffen des Internationalen Arbeitskreises
f. deutsche Barockliteratur. Hamburg 1977 (Dokumente des Internationalen Arbeitskreises
f. deutsche Barockliteratur, III), 207–208; Französische Dichtung. 1. Bd.: || [
318]
Von Villon bis Théophile de Viau. Hg. Friedhelm Kemp u. Werner v. Koppenfels. München
1991, 492ff.; Alain Calvie: La réforme de la métrique allemande par Martin Opitz
et sa critique par Jean Fourquet. In: Cahiers d’Études germaniques 32 (1997), 177–200,
bes. 187ff. Zu Hübner allgemein: James MacLellan Hawkes: Tobias Hübner. A Study in
the Beginnings of Modern German Poetic Style. Phil. Diss. Cambridge: Harvard University
1942.
In der Erstausgabe der
L’Uranie (s. Anm. 4) Bl. **2r – **3v Vorrede „An
den Günstigen Leser“. Dort heißt es zum Schluß, er, Hübner, habe mit seinem Übersetzungswerk
„anderen baß verständigern/ und zu dergleichen Matery mehr vons Himmels
einfluß begabt- und geschickteren/ einen glückseligern Anfang/ Folg unnd Endschafft/
in Verteutschung der Ersten Woche vielgedachtes Herrn zu Bartas/ gantz begierig gewündschet/
sie benebenst darümb hiermit freundlich ersucht haben/ und dasselbe mit
hohen frewden und verlangen gewertig seyn wollen.“ (Bl. **3v). (Der dortige 2. Teil,
eben die
Judith (=S. 24–[213]), weist keine eigene Vorrede auf.)
Mit
L’Uranie ou
La muse celeste (1570, erweitert 1579) des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas hatte
Hübner eine der platonischen Lehre vom göttlichen Ursprung der Poesie verpflichtete
Poetik übersetzt. Die Lehre von der Himmelsgabe des dichterischen Ingeniums, das die
Kunstlehre zwar feilt und übt, jedoch nicht zu verleihen oder zu ersetzen vermag, ist fast
immer wenigstens kurz benannter Topos der Renaissance- und Barock-Poetiken.
Zwar. S. 180000 K 3 u. 300320 K 8.
Die Überlieferung von Hübners
Anderer Woche
und deren einzelnen Teilen bietet ein so kompliziertes Bild, daß eine Rekonstruktion der
Druckgeschichte an dieser Stelle nur unter Vorbehalt geboten werden kann. Hier wäre
eigens eine minutiöse, auf Autopsie gestützte, vergleichende Erhebung sämtlicher verstreuten
Drucküberlieferungen nötig. Fest steht, und Hübners eigene obige Aussage bestätigt
dies, daß einzelne Kapitel der
Seconde Sepmaine von Guillaume de Saluste sieur
Du Bartas in Ausgaben und Übersetzungen Tobias Hübners bereits seit 1619 erschienen
sind. Als frühere Einzeldrucke (auch bei
Dünnhaupt: Handbuch III, Art. Hübner, 2178)
sind zunächst der
Beruf (2. Woche, 3. Tag, 1. Tl.) und die
Altväter (2. Woche, 3. Tag, 2.
Teil) nachweisbar: LA VOCATION | Oder | Der Beruff | Wilhelms von Saluste | Herrn |
von Bartas | Frantzösisch Reymen Gedicht | Aus derselben Sprache vnd dem gegenüber |
gedrucktem Text/ mit eben so viel Zeylen/ | Sylben/ vnd gleichmäßigen endun-| gen/ in
Deutsche Reymen | versetzet, | [Vignette] | Zu Cöthen/ | Jm Fürstenthumb Anhalt | [Linie]
| M. DC. XIX. HAB: 10. 3 Poet. (6). Weitere Exemplare: ehem. STB Berlin: Xt 5686
(Kriegsverlust); StB Braunschweig: C 633.
9; UB Wrocław: 395407, 402921 (=Ex. der
ehemaligen Gymnasialbibliothek zu Brieg, ursprünglich im Besitz Peters v. Sebottendorf
[FG 57]), 411394 (=Ex. der ehemaligen Rudolfina, der Bibliothek Hz. Georg Rudolphs
in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau [FG 58]). Vgl.
Dünnhaupt: Druckerei, S. 922 Nr. 23.
— Wilhelms von SALUSTE | Herrn | Von Bartas | Reimen-Gedichte | genand | Die Alt-Väter
| Aus dem | Frantzösischen gegen vber gedruckten Text/ | mit eben so viel Zeylen/
Sylben vnd gleichmes-| sigen Endungen/ in Teutsche Rey-| men versetzet. | [Vignette] |
Zu Cöthen | Jm Fürstenthumb Anhaldt/ | [Linie] | Jm Jahr 1619. SUB Göttingen: Did.
368/35 (12), 25 S.; ehem. STB Berlin: Xt 5687 (Kriegsverlust); StB Braunschweig: C
633.
9. Vgl.
Dünnhaupt: Druckerei, 921 Nr. 22. Von diesem Separatdruck der Altväter ist
ein im HM Köthen überlieferter Fehldruck zu unterscheiden, den
Dünnhaupt: Druckerei
nicht kennt: Georgij
[sic] von Saluste | Herrn | Von Bartas | Reymen-Gedichte | genand |
Die | Alt-Väter | Aus dem | Frantzösischen gegenvber gedruck-| ten Text / mit eben so viel
Zeylen / Syl-| ben vnd gleichmeßigen Endun-| gen/ in Deutsche Reymen | versetzet. |
[Vignette] | Zu Cöthen | Jm Fürstenthumb Anhalt/ | [Linie] | Jm Jahr 1619. HM Köthen:
3524, 25 S.; Druckfehler S. 24 V. 434 „Adam“/ S. 25 V. 434 „Abram“; eigenh. korrigiert/
S. 24 „Abr“. Vgl. i.Ü. den Aufsatz von Gilles Banderier: Tobias Hübner, traducteur
des
Pères de Du Bartas. In: Germanistik, Fascicule 13 (1998). Publications du centre
universitaire de Luxembourg, 1–6. Vgl. auch Bellenger/ Ternaux (s. Anm. 1), 30;
Conermann:
Fürstl. Offizin, 129–133;
Merzbacher: Werder und Hübner, S. 496 Anm. 22, 497. — || [
319]
Es scheint, als wäre danach mit dem Druck weiterer Teile der
Anderen Woche fortgefahren
worden. Dafür spricht nicht nur Hübners obige Aussage („die AltVäter/ der Beruff/
das Gesetze/ die FeldObristen/ &c.“), sondern auch ein soeben bereits genannter
Band aus der UB Wrocław: 411394. Er enthält nicht nur den Separatdruck des
Beruffs
und der Altväter, sondern auch des Gesetzes: LA LOY | Oder | Wilhelms von SALUSTE,|
Herrn | von BARTAS, Reymen-Gedichte | genand | das Gesetz/ Aus dem | Frantzösischen
... versetzet. [O. O. u. J.]. Diesem folgt direkt anschließend, ohne eigenes Titelblatt,
nur durch eine Überschrift gekennzeichnet der Teil der
Feldobersten (Les Capitaines).
D. h.: mit diesem Breslauer Exemplar liegt uns ein Vorabdruck aller vier Teile des
3. Tages der 2. Woche vor. Noch weiter geht ein im Besitz der ULB Halle befindlicher
Band: AB 67 5/g,5. Er enthält ebenfalls die soeben beschriebenen vier Teile des 3. Tages,
aber auch noch die vier Teile des 4. Tages der
Anderen Woche und kann daher als erste
Auflage des 2. Teils der 2. Woche angesehen werden. Diesen Aufbau weist auch das
Exemplar der UB Köln: 1 N 484 auf. Möglicherweise bezieht sich die Ankündigung der
Vocation/ des Beruffs im Leipziger Osterkatalog des Jahres 1621, Bl. E 3v, auf eine dieser
beiden Zusammenstellungen. Im Leipziger Michaeliskatalog von 1621, Bl. G 3vf., wurde
dann bereits das Gesamtwerk der
Anderen Woche angekündigt, die im Jahr darauf,
1622, in Köthen erschien (s. o. unter Q den genauen Titel und die Signatur des zugrundegelegten
HAB-Exemplars). Ein Blick in den Aufbau dieses Werks hilft uns, auch die
oben beschriebenen Vorabdrucke einzelner Teile besser einzuordnen. Die
Andere Woche
von 1622 besteht physisch in der Tat aus zwei Teilen:
I: Der erste und der zweite Tag mit ihren insgesamt 8 Teilen (Eden, Der Betrug, Die
hellische Plagen, Die Handtwerkskünste; Die Arche, Babylon, Die Fortwanderung,
Die Seulen). 4° 4 Bl., 395, (1) S. — Durchgehende Paginierung; Zwischentitelblatt
des 2. Tages; Teile ansonsten durch Überschriften voneinander abgesetzt.
II. Der dritte und vierte Tag mit ebenfalls insgesamt 8 Teilen: Der Beruff, Die Alt-Väter,
Das Gesetz, Die Feldobersten; Die Sieg-Zeichen, Die Herrligkeit, Die Trennung,
Das Abnehmen. Diese 8 Teile weisen teilweise je eigene Paginierung und teilweise eigene
Zwischentitelblätter, aber durchgehende Bogensignierung von A bis Dddd auf.
II. 1. (= 3. Tag:) 4° 91, (1) S.; 33, (1) S.; 95 S.; (1), 75, (1) S. (= insges. 298 S.)
II. 2. (= 4. Tag:) 4° S. 77–(364) (schließt also an die Paginierung des 4. Teils des 3.
Tages an und zählt dann bis zum Schluß die Seiten durch; insges. hier 288 S.).
Insgesamt stimmt die Paginierung (einzelne Paginierungsfehler beeinträchtigen
nicht die korrekte jeweilige Seiten-Endziffer).
Der zweite Teil der
Anderen Woche, beginnend mit
La Vocation ...
Der Beruff, ist also
physisch als eigenständiger Teildruck der Ausgabe abgesetzt, zumal das Titelblatt des
Beruffs die alte Angabe des Separatdrucks zu Druckort und -jahr wiederholt: Cöthen
MDCXIX. Dennoch handelt es sich beim
Beruf und den anderen Teilen des 3. (und 4.)
Tages nicht um eine bloß angebundene Alt- oder Titelauflage. Denn erstens weichen
Druckbild und Satz dieses Titelblatts bereits vom Originaltitelblatt des Separatdruckes
von 1619 ab. Zweitens ist auch das dort angefügte Verzeichnis von Druckfehlern mitsamt
den Druckfehlern selbst hier zugunsten der dort angegebenen Korrekturen verschwunden.
D. h. auch jene bereits früher veröffentlichten Teile wurden für die Gesamtausgabe
der
Anderen Woche von 1622 (überarbeitet) neu gedruckt. Der Band: HAB: 10.
Poet. zeigt, daß die Gesamtausgabe, obwohl sie physisch aus zwei Teilen besteht, in
eben dieser Zusammenstellung ganz neuer und bereits erschienener Teile von Hübner
bzw. vom Köthener Verlag geplant, autorisiert und ausgeliefert worden ist. Übrigens
stammt auch der Einband aus Köthen: dieses Geschenkexemplar ist in weißes Pergament
gebunden, weist gepunzten Goldschnitt an allen drei Beschnittseiten auf; Vorder- und
Rückendeckel zeigen im Prägedruck als Supralibros das anhaltische Wappen; Zierleisten
und Eckvignetten der Deckel und des Rückens sind die bekannten Schmuckelemente
Köthener Drucke. Zu dem Umstand, daß dieser Band anläßlich oder im Anschluß der || [
320]
Köthener Feierlichkeiten zur Hochzeit Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel
(FG 227; 1634), damals noch in Hitzacker residierend, mit Fn. Dorothea
v. Anhalt-Zerbst als Geschenk F. Ludwigs in den Besitz des späteren Wolfenbütteler
Erben gelangt war, s. 231210 K 1 und K I.
[F. Ludwig (FG-Name: Der Nährende)]:
FRANCISCI PETRARCHÆ, Des vornemen alten Florentinischen Poeten/
Sechs Triumphi oder Siegesprachten/ ... Aus den Jtaliänischen Eilfsylbigen Jn Deütsche
zwölf und dreytzehensylbige Reime der Helden art vor jahren übergesetzet (Cöthen
1643). Mit Kommentar, Gedichten auf Petrarca, einem Cupido-Gedicht und einer übersetzten,
von Sennuccio del Bene verfaßten Vita Petrarcas. HAB: QuN 268 (2); 23. 3 Eth.
4 (=Exemplar Carl Gustavs v. Hille, FG 302); vgl.
IP 329r, 334r;
Dünnhaupt: Druckerei,
942f. Bereits 1623 ist eine heute anscheinend nicht mehr nachweisbare Teilausgabe
erschienen: „Francisci Petrarcha Sigpracht der Ewigkeit Ao. 1623“, 4°.
IP, 335v;
Conermann:
Nachlaßinventar, 80. Zu anderen Dichtungen F. Ludwigs vgl. neben dem GB und
den in
DA Köthen I. 1 und
I. 2 veröffentlichten Gedichten (250110 I, 250218A II,
250413 II–IV, 260520A I, 270919, 270925 II, 271025, 290310 I)
Conermann: Ludwig
und Christian II. von Anhalt, 393ff. Zur Bezeichnung F. Ludwigs (FG 2; 1617) als erstes
in die Gesellschaft aufgenommenes Mitglied vgl. die Erklärung F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg
(FG 51) in 290310 I u. K 5 u. 290314 (zu 2).
Tobias Hübner:
Die
Andere Woche, Köthen 1622 (s. Q), V. 594–596: „Le Tasse, digne ouvrier d’un Heroique
vers,| Figuré, court, aigu, limé, riche en langage | Et premier en honneur: bien que dernier
en âge.“ (In Hübners deutscher Übersetzung: „Tassum werckmeister werth der Heroischen
reim/| Verstellt/ kurtz/ scharff/ gefeilt/ reich in der Sprach und lehre/| Der letzt
im alter zwar/ der erst doch in der ehre.“). Vgl. Ernst Rohmer: Das epische Projekt.
Poetik und Funktion des ,carmen heroicum‘ in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts.
Heidelberg 1998, 14f. ,Der Vielgekörnte‘ ist der Gesellschaftsname Diederichs v.
dem Werder in der FG.
Torquato Tasso:
Il Goffredo, overo Gerusalemme liberata
(1575), dt. v. Diederich v. dem Werder: Gottfried von Bulljon, Oder Das Erlösete Jerusalem
... in Deutsche Heroische Poesie Gesetzweise/ als vormals nie mehr gesehen/
vberbracht. Franckfurt am Mayn: Daniel u. David Aubri u. Clemens Schleich 1626; Ndr.
Hg. Gerhard Dünnhaupt, Tübingen 1974; Neufassung Frankfurt a. M. 1651. In der
Nachdichtung bilden Alexandrinerverse in achtzeiligen Strophen des Reimschemas
abababcc die Ottaverime oder Stanze des Originals nach. Werder gab schon in der Erstfassung
seiner Übertragung zu erkennen, daß er an einem Werk geistlicher Poesie, der
„Herrligkeit Christi“, zu arbeiten begonnen habe, und druckte den Anfang desselben ab
(S. 19–27). Die „Herrligkeit Christi“ ist niemals erschienen, auch ein Manuskript hat
sich nicht erhalten. Vgl. 290510 K 11. Veröffentlicht wurden damals jedoch zwei geistliche
Werke Werders: Krieg vnd Sieg Christi Gesungen Jn 100. Sonnetten (Wittenberg
1631: Johann Röhner), vgl. 310800; Die BuszPsalmen/ in Poesie gesetzet. Sampt angehengtem
TrawerLied vber die klägliche Zerstörung der Löblichen vnd Vhralten Stadt
Magdeburg (Leipzig: Elias Rehefeld 1632: Abraham Lambergs seel. Erben 1632). Vgl.
Merzbacher: Werder und Hübner, 508ff.; Dieter Merzbacher: „O seltner Held/ Dem
Mars und Febus frönt“ — Diederich von dem Werder, der hochrangige „Reimmeister“
der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: MVAL 3 (1994), 47–77, 61ff. (Bibliographie).
Gesellschaftsname v. Martin Opitz v. Boberfeld in der FG. Das Lob in der Sprache
des Turniers („den danck [...] verdienet“) ist charakteristisch für Hübner. S.
DA Köthen
I.1, S. 12ff.
Zur Bedeutung von „ein“ als ungefähr s. 310224 K 41. Vor ungefähr
sechs Jahren, also 1623/1624, nach der Arbeit an der Veröffentlichung der Sammlung
L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY, &c. ... Das ist: |
Die himmlische Musa (Cöthen 1623).
Bisher im Sinne von Gründer, Stifter, Mitbegründer
(280411 zu K 4; 290310 zu K 5) benutzt, hier wohl im übertragenen Sinn Autor.
Vgl. 240109 K 3. Gemeint ist Guillaume de Saluste sieur Du Bartas. Es geht hier um den
regelmäßigen Wechsel von männlichem und weiblichem Ausgang der paargereimten Ale- || [
321]
xandrinerverse, gegen welchen Wechsel Hübner bei den angegebenen Versen nur deshalb
verstoßen habe, weil das Original diesen Fehler oder diese ,Freiheit‘ selbst vorweise.
Vgl. Anm. 5.
Das rein zeitliche „dô“ im Ahd. u. Mhd. fiel seit dem 14. Jh. mit dem
räumlichen „da“ (ahd. dâr, mhd. dâr, dâ) zusammen. Auf diese Weise entstanden zahlreiche
Verwendungen des Wortes als Adverbien des Ortes (dort, an dieser Stelle, wo)
und der Zeit (zu der Zeit, damals, dann, von da an, als), als Abtönungspartikel und als
Konjunktion. Auch nichtlokale oder -zeitliche Ableitungen im Sinne von „unter solchen
Umständen“ oder zur Bezeichnung eines Gegensatzes (während hingegen) sowie als
Kausal- (weil), Modal- (indem) und Konditionalkonjunktion (wenn vielleicht, falls, sofern)
sind für „da“ vielfach belegt, und in der konditionalen Verwendungsweise begegnet
uns „do“ auch im vorliegenden Brief. Vgl. ebenso 320313 K 7 u. 340609; ferner
DW II,
646ff., insbes. 653 (zur konditionalen Verwendung);
Paul: Wörterbuch, 156ff.;
Lexer:
Handwb. I, 445 („dô“);
Baufeld, 46 („da“);
Diefenbach, 328;
Reichmann/ Wegera:
Frühnhd. Grammatik, 49.
Stieler, 267 kennt „da“, „olim freqventissimé Do“, als Adverbialpräposition
des Ortes, „item si, tunc“. Insgesamt war die Form „do“ mit temporalkonditionaler
Verwendung im Fnhd. allgemein gebräuchlich. Vgl.
Reichmann/ Wegera:
Frühnhd. Grammatik, 456 u. 462 (§ S 285 u. 292); vgl. auch S. 54f. (§ L 22) über verbreitete
Hebung und Rundung von dâ> dô. Auch im älteren Nd. scheint „do“ neben der
zeitlichen eine final-konditionale Verwendungsweise zu zeigen (
Mnd. Wb. I, 527); im
jüngeren Nd. erscheint es — etwa im Niedersächsischen — sogar auch als Konzessiv-
Konjunktion.
Niedersächs. Wb. III, 261; vgl. auch
Mecklenb. Wb. II, 343.
Lies:
[die, welche] sich.
K I
1 Der in der Erstausgabe der
Ersten Woche (Köthen 1631, s. Beil. I Q), S. 142 parallel
zur deutschen Übersetzung (S. 143) gedruckte Text des französischen Originals im
Wortlaut, beginnend mit Vers 715:
Lecteur, pardonne-moi si ce jour d’huy tu vois,
D’un oeil ja tout ravi, tant d’arbres en mon bois,
En mon pré tant de fleurs, en mon jardin tant d’herbes,
En mon clos tant de fruicts, en mon champ tans de gerbes:
Veu que l’arbre fecond, que l’Isle de Zebut,
A surnommé Cocos, enrichir plus nous peut
Que des monts sourcilleux les forests plus hautaines,
Que nos prez, nos jardins, nos vergers & nos plaines.
Es-tu langui de soif?tu trouveras du vin
Dans ces fueillards blecez. As-tu besoin de lin?
L’escorce de son bois frappe, serance, file,
Pour apres en tirer une toile subtile.
Souhaites-tu du beurre?Il ne faut que cacher
Tes convoiteuses dents dans le mol de sa chair.
Veux-tu gouster de l’huile?en pur huile se mue
Quand son fruit haut & bas longuement on remue.
Te faut-il du vinaigre?Et vrayement il ne faut
Que lui laisser souffrir d’un long soleil le chaud.
Desires-tu du sucre?Il faut pour quelques heures
Dans la frescheur de l’eau tenir ses courges meures.
Il est tout ce qu’on veut: & quand Midas encor
L’auroit entre ses mains, je croi qu’il viendroit or.
Je croi que Dieu pour rendre & nostre vie heureuse,
Et feconde la terre, & sa gloire fameuse,
N’eust rien fait que ce fruict, si ce grand univers
Eust peu dit estre beau sans tant de corps divers.
|| [
322] || [
323] || [
324] || [
325] || [
326] || [
327]
Tobias Hübners (FG 25) Verdeutschung dieser Stelle, obwohl sie erst 1631 im Druck erschien,
kann auch die Revision des Reimgesetzes auf die Palmen-Imprese angeregt haben,
welches im
GB 1629 erschien. Vgl. die frühen Fassungen in
DA Köthen II.1 und
Conermann I, außerdem
GB 1641,
GB 1641/44,
GB 1646 und
DA Köthen I.1, 78–80.
Die Fassungen und deren Quellen besprach zuerst
Conermann II, 124–127 (mit Hübner-
Zitat S. 124); vgl. dort zahlreiche zusätzliche, im folgenden nicht wiederholte Quellenverweisungen.
Vgl. auch die Abbildungen auf S. 323ff. u. „Zu den Abbildungen“ S. 104ff.
— Simon Goulart de Senlis, dessen
Le Sage Vieillard F. Ludwig übersetzte und zu dem
Hübner eine Gedichtübersetzung beisteuerte (s. 310411), edierte und kommentierte die
Dichtung Salustes in zahlreichen Ausgaben. Vgl. in K 1 die Initialen S. G. S. in den Titeln
der Ausgaben der Witwe des Jean Durant. Da die von Hübner benutzten Ausgaben bisher
nicht identifiziert sind, zitieren wir eine Edition (HAB: Lm 2° 26), die auch im Besitz
F. Ludwigs (
IP, 268v) war: LES | OEVVRES | DE | G. DE SALVSTE | S.
r DV BARTAS |
Reeueües Corrigees Augmentees de Nouueaux. | Commentaires. Annotations en Marges
et | Embellie de figures. sur tous les Jours | de la sepmaine. | Plus A estè adiouste la premiere
et | Seconde partie de la suitte aueccq. l’argument | General et Amples sommaires
au Commencement | De chacun liure. par S. G. S. | DERNIERE EDITION | Av Roy |
Auec priuilege de sa Majeste | MDC XI | A PARIS | Chez TOVSSAINCTZ DV BRAY
rue | St. Jacques aux Espics Meurs et | en sa Boutique au palais a l’entree de la Gallerie
des | Prisonniers. S. 143: „Gomara en son troisiesme liure de l’histoire generalle des Indes
Occidentales, chapitre 94. parlant de l’isle de Zebut, où croist ce merueilleux fruict, en
discourt ainsi que s’ensuit. Il y a en ceste isle vn fruit qu’ils appellent Cocos, de la forme
d’vn melon: mais plus long que gros. Il est enuelopé de dedans plusieurs petites pellicules
aussi deliees que celles qui enuironnent le noyau d’vne datte. Les Insulaires font du fil de
ces pellicules, aussi fort & aussi bon que s’il estoit de chanure. Ce fruit a l’escorce comme
vne courge seiche: mais bien plus dure, laquelle estant bruslee & mise en poudre sert de
medecine. Sa chair ressemble à du beurre estant ainsi blanche & molle, au reste fort
sauoureuse & cordiale. Ils s’aydent de ce fruit en plusieurs autres choses. S’ils veulent
auoir de l’huile ils le remuent & tournent le dessus dessous par plusieurs fois, puis le laissent
reposer quelques iours que la chair se trouue en vne liqueur comme huile fort douce
& salutaire, dont ils s’oignent souuent. S’ils le mettent dans l’eau, ceste chair se conuertit
en sucre: s’ils la laissent au Soleil, elle se tourne en vinaigre. L’arbre est quasi comme la
palme, & porte son fruict comme vne grappe de raisin. Ils font vn trou au pied, & recueillent
soigneusement en vne canne grosse comme la cuisse la liqueur qui en distille. C’est vn
bruuage fort plaisant & tres sain, autant estimé entr’eux, comme le bon vin par deça.
Ouiede au sommaire de l’Inde Occidentale, chapitre 66, en dit merueilles, specialement
de l’eau qui est au milieu de ce fruit, à sçauoir que c’est le plus souuerain & substantiel
breuuage du monde. Voyez ce que Strabon au sixiéme liure & Garsie d’Orre, au 26. chapitre
du premier liure des espiceries disent de la palme Indienne, la noix de laquelle a
grande conuenance auec ce Cocos.“ Zur Erklärung: Gomara: Francisco López de Gómara:
Historia General de las Indias (1552); Ouiede: Gonzalo Herna
ndez [recte: Fernandez]
de Oviedo: Coronica delas Jndias. la hystoria general de las Jndias agora nueuamente
im | pressa corregida y emendada. 1547. Y con la conquista del Peru. [Kolophon:
Salamanca 1547: Juan de Junta]; Garsie d’Orre, recte Garcias da Orta: Colloquios dos
simples e drogas ... da India (Goa 1563), s.
Conermann II, 124 Anm. 176 u. 125–127.
Saluste bzw. Goulart könnten sich der abkürzenden lateinischen Übersetzung von Clusius
bedient haben. Vgl. Carolus Clusius: Aromatum, et simplicium aliquot medicamentorum
apud Indos nascentium historia 1567... Facsimile. Avec une introduction du Dr. M.
de Jong ... et du Dr. D. A. Wittop Koning. Nieuwkoop 1963, 123–130. Inhalts- und (fast
völlig) wortgleicher Kommentar Goularts in PREMIERE SEPMAINE OV CREATION
DV MONDE DE GVILLAVME DE SALVSTE, SEIGNEVR DV BARTAS. En cette
derniere Edition ont esté adioustez la premiere & seconde partie de la suite reueuë & || [
328]
embellie en diuers passages par l’Autheur mesme. Plus ont esté mis l’argument general,
amples sommaires au commencemẽt de chasque liure, annotatiõs en marge, & explication
des principales difficultez du texte, par S. G. S. A ROVEN, DE L’IMPRIMERIE, DE
RAPHAEL DV PETIT VAL. Chez DAVID DV PETIT VAL, Imprimeur & Libraire ordinaire
du Roy. 1616, S. 336f. (HAB: 182. 5 Poet.). Diese Augabe besaß F. Christian II.
v. Anhalt-Bernburg (FG 51) lt.
Catalogus Secundus (Libri theologici in octavo, Nr. 43
und 44) und
Kat. Dessau BB (S. 332 Nr. 11893f.); auch HAB: 182. 5–6 Poet.
2
Bearten, nur in
DW I, 1207 (ohne Nachweise) aufgeführt: arare, laborare, ein Feld bearten
u. dgl. Im hier begegnenden reflexiven Gebrauch vermutlich im Sinn von gestalten, entfalten,
vielleicht auch befruchten. — Im Ahd. u. Mhd. heißt „art“ auch Acker-, Pflugland,
auch das Pflügen selbst; arten: bebauen. Diese Bedeutung verliert sich zugunsten
der heute gewöhnlichen: Abstammung, Herkunft, Spezies; Eigenschaft, Qualität. Im
Verb „arten“, heute nur noch als Partizip/ Adjektiv (auf eine bestimmte Weise geartet
sein...) oder in Komposita wie ausarten, nacharten in Gebrauch, schien noch beides zusammengeflossen
zu sein: jmd./ etwas nachschlagen, geraten sein, sich in bestimmter
Weise gestalten, bilden, entfalten, gedeihen, reifen, bei Feldern: bebauen. Schon bei
Stieler,
58 („Art“) u. 59 („Arten, geartet“) haben sich die älteren Bedeutungen verloren: Art:
„Genus, ingenium, indoles, natura, conditio, forma, modus, species“; arten: „patrissare,
qvadrare, componere se ad genium alicujus“. Vgl.
Baufeld, 13 (arten);
Benecke/ Müller/
Zarncke I, 50–52 (Art, arten);
DW I, 573 (arten);
Frnhd. Wb. II, 179–190 (Art, arten);
Götze, 3 (arten);
Lexer: Handwb. I, 98 (arten);
Paul: Wörterbuch, 54.
3 Cebú,
Hauptinsel der damals span. Philippinen. Vgl.
Conermann II, 124 Anm. 176. Vgl. Goulart
in der eben zit. Auflage der
Sepmaine von 1611: „Ceste isle (dit Gomara au troisiesme
liure de l’histoire des Indes, chapitre 94.) est grande & abondante en toutes choses,
estant destournee de l’equinoxial dix degrez vers nous, riche en or, sucre & gingembre.“
Inhaltsgleich die Ausg. Rouen 1616, S. 335f.
4 In der Vorlage: sourcilleux, d. h.
hier steil. Mhd. gehürnet, nhd. gehörnt, hörnicht bedeutet nicht nur dem Stoff nach das
Hornige, Hornartige, mit Hörnern Versehene, sondern konnte der Form nach verschiedene
Gegenstände kennzeichnen: „hörnichter Komet“ (
Stieler, 776); die Hörner des
Mondes etwa die Spitzen der Mondsichel; geograph. tritt uns „Horn“ in der Bezeichnung
für felsige Berge (Matterhorn) oder Berg- sowie für Landspitzen (Kap Horn),
überhaupt für Winkel und Ecken (s. 300320 K II 18) entgegen. Vgl.
Baufeld, 131
(Horn);
Benecke/ Müller/ Zarncke I, 715ff. (Part. gehürnet abgel. vom v. hürnen, mit
Hörnern versehen);
DW IV. 1. 2, 2557, 2530 (gehürnt, gehörnt); IV. 2, 1815ff. (Horn);
Götze, 126 (Adj. hürnein);
Lexer: Handwb. I, 1396 (gehürnet u. a.);
Paul: Wörterbuch,
418f.;
Stieler, 776 (Horn, hörnicht).
5 Mhd. erziln, frühnhd. erzielen, v., erzeugen,
hervorbringen, insbesondere Früchte, Ernte, Kinder, Vermögenswerte; heute nur noch
eingeschränkt (z. B. nicht mehr für Kinder) gebräuchlich.
Stieler, 2618: erzielen: „generare,
progignere, progenerare, procreare“. Vgl.
DW III, 1094;
Lexer: Handwb. I, 705;
Paul: Wörterbuch, 247.
6 Damit endet der Teil über Pflanzen; der ,indianische Palmenbaum‘
faßt also offenbar die Nützlichkeit aller Vegetation zusammen. Der Text behandelt
anschließend die Metalle in der Erde.