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310000 Tobias Hübner an die Fruchtbringende Gesellschaft
[Inhaltsverzeichnis]
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310000

Tobias Hübner an die Fruchtbringende Gesellschaft


In seiner Widmungsvorrede an die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, mit der Tobias Hübner (FG 25. Der Nutzbare) seine Ausgabe und Übersetzung der Sepmaine des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas einleitet, gibt er sein sprachlich-literarisches und frommes Anliegen zu erkennen. Unter Berufung auf den Kurtzen Bericht der || [307] Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben (erstmals 1622 erschienen) betont er, er habe zum Erweis der Vollkommenheit und des Vermögens der deutschen Sprache mit seinen bereits vor vielen Jahren, zunächst stückweise erschienenen Saluste-Editionen und Übertragungen der Seconde Sepmaine, dann auch der Judith, der Uranie und weiterer Werke des Franzosen auch ein dem französischen Original an Silbenzahl, Versmaß, Zäsur und Kadenzen präzise folgendes Beispiel vorlegen und geschicktere und begabtere Nachfolger insbesondere zu einer Übersetzung der Ersten Woche des Saluste anregen wollen. — Zwar seien in der Zwischenzeit schöne und geglückte Dichtungen und Übertragungen in deutscher Sprache erschienen, insbesondere aus den Kreisen der FG an erster Stelle F. Ludwig (Der Nährende) mit seiner Petrarca- Übersetzung und vielen Gedichten, dann die Stanzen-Übertragung des auch in der Anderen Woche gepriesenen Tasso durch Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), welcher nun an einem großen Werk geistlicher Poesie arbeite, schließlich und vorzüglich die in ihrer Vollkommenheit unerreichte deutsche Dichtung des Martin Opitz (FG 200. Der Gekrönte). — Allerdings habe eine Übertragung der Ersten Woche des Saluste auf sich warten lassen, so daß er, Hübner, von Mitgliedern der FG gebeten und gedrängt worden sei, seine etwa sechs Jahre zurückliegende und nur grob ausgeführte Übersetzung der Ersten Woche zu überarbeiten. Vor allem habe er sich dabei bemüht, im Gedicht durchweg einen alternierenden Jambenvers zu gebrauchen, ein zuvor von ihm nicht immer benutztes wie auch von Saluste und anderen französischen Poeten überhaupt nicht angestrebtes Metrum, nach dessen Maßgabe er aber leicht die Andere Woche und seine übrigen Saluste-Übersetzungen für einen Neudruck revidieren könne. All dies zeige, und Opitz’ herausragendes dichterisches Werk bezeuge es, daß die deutsche Sprache in Prosa und Vers selbst keiner fremden Hilfe bedürfe, sich nach ihrer Natur zwanglos in allerlei Maße füge und hinsichtlich der metrischen Gestaltbarkeit sogar die Nachbarsprachen einschließlich der kultivierten französischen übertreffe. — Wenn schon in der Anderen Woche, aber auch jetzt in der Ersten Woche, an wenigen Stellen der regelmäßige Wechsel von männlichem und weiblichem Kadenzpaar ausbleibe, so folge er, Hübner, auch darin dem Original des Saluste, weil er sich an dessen Silbenzahl zu halten vorgenommen habe. Dessen anspruchsvoller und geistlicher Gegenstand sei auch für manchen vielleicht unverständlichen oder harten Ausdruck verantwortlich und nicht die deutsche Sprache, sofern sie nicht durch Fremdwörter ihre Lauterkeit und Klarheit eingebüßt habe. Seine, Hübners, Absicht, sei es, dem Leser durch die Betrachtung der Herrlichkeit Gottes und seiner Geschöpfe Nutzen zu schaffen.

Beschreibung der Quelle


Q Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La Sepmaine ou Création du Monde (erstmals Paris 1578; zahlreiche weitere Ausgaben), hg. u. übers. v. Tobias Hübner (FG 25): Wilhelms von Sa-| luste/ Herren zu | B A R T A S | Des vornemsten sinn: und geistreichst: auch | unsträfflichsten Frantzösischen Poeten/ vor/| zu und nach seiner zeit | Erste Woche/| Von Erschaffung der Welt und aller/| Geschöpffe. | Jn sieben Tage ausgetheilet/| Vnd | Aus den Frantzösischen/ gegen über gesatzten Ver-| sen/ in teutsche gemessene Reime mit ebenmässigen/ und gleich ausgehen-| den endungen/ auch nicht minder oder mehr Sylben/ gebracht/ und so | viel immer müglich/ auch nach art und eigenschafft teutscher Sprache/| und der materi beschaffenheit/ zuläßlich gewesen/ fast von wort zu | wort/ rein teutsch gegeben und übersetzet/| Sampt einer Vorrede an die Hochlöbliche | Fruchtbringende Gesellschafft. | Allen denen/ die/ jhre/ von andern/ jhres beruffs/| geschäfften/ noch übrige zeit/ lieber/ in der betrachtung/ der hohen | wunderthaten unsers grossen Gottes/ und seiner herrlichen Geschöpffe/| als sonsten/ mit ichtwas anderes/ zubringen wollen/ sehr anmu-| tig und erbawlich/ der Frantzösischen/ und reinen teutschen | Sprache begierigen aber auch sehr nutzbarlich | zu lesen. | [Linie] | Gedruckt zu Cöthen bey Johann Röhnern/| Jn vorlegung Matthiæ Götzen/ Buchhändler in Leipzig, | im Jahr Christi M. || [308] DC. XXXI. 8°. HAB: 295. 25 Quod. (1), Bl. ):( ij r – [):( vij]v. — Weitere verglichene Exemplare: StB Braunschweig: C 11624; ULB Halle: Dl 5102; Yale University Library, New Haven, Connecticut, USA (Faber du Faur, no. 175; Mikrofilm). Weitere Exemplare: LB Coburg: Cas A 2582; SLB Dresden: 3 A 5812; UB Harvard: *FC 5. D 85 12. En 631 h [= Arbour 14234]; KB København; NB Prag: 9 H 183. 8°; ZB Zürich: Ch 156.
Da das Buch erst im Frankfurter Herbstmeßkatalog (Bl. 3v) und im Leipziger Michaeliskatalog (Bl. D 3r) angezeigt wurde, wird es wahrscheinlich nicht vor dem September 1631 erschienen sein. — Auf die Vorrede folgt ein Sonett.1 Dem folgen in Hübners Ausgabe von 1631 in Paralleldruck und mit Zeilenzähler der Text des französischen Schöpfungsgedichts und die deutsche Übersetzung (Bl. [):( viij] v – S. 351 (S. 352 leer und unpag.). — Das Ex. der HAB ist defekt: S. 208 endet der Druckbogen „N“ mit Vers 140 des frz. Textes des fünften Tages der ersten Woche. Es folgen 4 unbedruckte Blätter, bis Druckbogen „P“ mit S. 225 und Vers 407 des deutschen Textes des fünften Tages der ersten Woche einsetzt. Es fehlt also Druckbogen „O“, d. h. die 16 Seiten von S. 209 bis 224. Ebenso fehlen die der S. [352] folgenden 3 Bll. Druckfehlerverzeichnis, die im Exemplar der ULB Halle vorhanden sind, vgl. auch Dünnhaupt: Handbuch III, Art. Hübner, 2181. Gelegentlich ist es zu fehlerhaften Paginierungen gekommen (etwa S. 69 recte: 67, S. 240 recte: 239 u. ö.), jedoch stimmt die Gesamtzählung der Seiten. — Mit dem Hallenser Exemplar liegt nach Vergleich des Druckfehlerverzeichnisses mit dem Text der Exemplare der HAB, der StB Braunschweig und der Yale University Library eine neuere Druckfassung vor. Die drei letztgenannten repräsentieren einen älteren Textzustand. Allem Anschein nach wurde in den laufenden Druck korrigierend eingegriffen, wobei hauptsächlich semantische Verbesserungen oder metrische Korrekturen vorgenommen wurden.
Die Erste Woche erschien nochmals in Titelauflagen Köthen 1641 und Köthen 1661: Wilhelms von Saluste, Herren zu Bartas Erste Woche. Cöten 1641. SBPK Berlin: Xt 5696. 8° (Kriegsverlust). Eintrag auf der alten Katalogkarte: „Nur der erste Bogen, Titel u. Vorrede, ist neuer Druck, das übrige ist der alte Druck von 1631.“ — Keine weiteren Exemplare nachweisbar. Vgl. Conermann: Nachlaßinventar, 80; Conermann: Fürstl. Offizin, 133, 151.
[Schmutztitel:] LA SEPMAINE | DE GUILLAUME | DE SALUSTE | SEIGNEUR DU BARTAS. | Wilhelms von Salu-| ste/ Herren zu Bartas | Sieben- | Tages-Zeit | Von Erschaffung der Welt und aller | Geschöpffe.
[Haupttitel:] Wilhelms von Salu-| ste/ Herren zu | BARTAS | Des vornemsten sinn: und geistreichst: auch | unsträfflichsten Frantzösischen Poeten/ vor | zu und nach seiner zeit | Erste Woche/| Von Erschaffung der Welt und aller | Geschöpffe. | In sieben Tage ausgetheilet/| Vnd | Aus den beystehenden Frantzösischen/ so viel | im̄er müglich/ und nach art und eigenschafft teutscher Spra-| che nach der materi beschaffenheit/ zuläßlich gewesen/ fast vō | wort zu wort/ rein teutsch gegeben und übersetzet/ | Durch | Ein Mitglied der Hochlöblichen Fruchtbringenden | Gesellschafft. | Allen denē / die/ jhre/ von andern/ jhres berufs/| geschäfften/ noch übrige zeit/ lieber/ in der betrachtung/ der hohen | wunderthaten unsers grossen Gottes/ un̄ seiner herrlichen Geschöpf-| fe/ als sonsten/ mit ichtwas anderes/ zubringen wollē / sehr anmutig un̄ | erbawlich/ der Frantzösischen/ und reinen teutschen Sprache be-| gierigen aber auch sehr nutzbarlich zu lesen. | [Linie] | Gedruckt zu Cöten | Jn verlegung Thomæ Schürers Seel. Erben und Matthiæ | Götzens/ Buchhändlern in Leipzig/ Jm Jahr Christi | M. DC. LXI.
SBPK Berlin: Xt 5700. 8° (Kriegsverlust); UB Wrocław: 321164; SUB Göttingen: 8 P GALL I, 8052 (nicht eingesehen); UB Greifswald: 520/Bf 324 (nicht eingesehen); KB Kopenhagen: 174.IV 23 (nicht eingesehen). — Ausgabe zit. als Y. Vorrede auf Bl. iij r – [vii v]. Nach Ausweis des Breslauer Exemplares ist die Ausgabe von 1661 eine || [309] Titelauflage der Erstausgabe von 1631; lediglich das Vorwerk einschließlich des Titelblattes bis hin zur ersten Seite des französischen Originaltextes (Bl. ):(viij v) wurde neu gesetzt, ab Bogen A wurden die alten Druckbestände verwendet. Dem Breslauer Exemplar fehlt das Druckfehlerverzeichnis, wie es im Hallenser Exemplar der Erstauflage von 1631 vorliegt.

Der zweite Teil des Gesamtwerks (im Original erstmals 1584 mit den ersten beiden Tagen veröffentlicht), herausgegeben und übersetzt von Tobias Hübner, war bereits 1622 in Köthen erschienen:
LA SECONDE | SEPMAINE | DE GUILLAUME DE SA-| luste Seigneur du | BARTAS. | Die Andere Woche | Wilhelms von Saluste Herrn zu | Bartas/| Aus dem Frantzösischen gegen übergesatzten in Teut-| sche Reime/ mit ebenmässigen und gleichlautenden endungen/ auch | nicht mehr/ oder weniger Sylben/ gebracht/ und so viel jmmer müglich/ und | nach art Teutscher Sprach zuläßlich/ fast von wort zu worten | rein Teutsch gegeben: M DC | [Holzschnitt-Vignette] | XXII. | Gedruckt zu Cöthen/ im Fürsten-| thumb Anhalt. HAB: 10 Poet. — Weitere Exemplare u. a.: SBPK Berlin: Xt 5690; FB Gotha: Poes. 8° 652/5 (1) (enthält nur den 1. und 2. Tag der Anderen Woche, der 3. und 4. Tag fehlt); ULB Halle: Dl 5102a 4°; 2. Ex.: AB 67 5/ g,5 (2) (enthält nur den 1. und 2. Tag der Anderen Woche, der 3. und 4. Tag fehlt); HAAB Weimar: 4° XXXVIII: 116.

Eine noch von Tobias Hübner verbesserte, dann von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) weiter revidierte und postum vermehrte und herausgegebene Gesamtausgabe beider Teile ist betitelt:
Die Erste und An-| dere Woche | Wilhelms von Saluste | Herren zu Bartas. | Darinnen enthalten/ sampt der Welt erschaffung/ die vor-| nehmesten Geschichte in der heiligen Schrifft | zu finden. | Von der Welt anfang an/ bis an die zerstörung Jerusa-| salems [sic]/ und die Babylonische Gefengnüs/ zu zeiten | des Jüdischen Königs Zedekiæ geschehen. | Vor Jahren | Aus dem Frantzösischen in wolgemessene deutsche Reime/ mit | ebenmessigen endungen/ auch nicht mehr oder weniger Silben/ | durch ein Mittglied der fruchtbringenden Gesellschafft | gebracht und ausgangen. | An ietzo aber | Eines theils durch den Ubersetzer selbsten bey seinem | leben/ als nach seinem tödlichen abgange durch andere | beyder Sprachen kündige/ übersehen/ verbessert | und mit den Jnhalten iedes Stückes/ auch | sonderbahren anmerckungen und erklä-| rungen auf dem Rande gezieret/ ver-| mehret und von Neuen an den | Tag gegeben. | [Zierleiste] | Gedruckt zu Cöthen Jm Fürstenthume Anhalt/| [Linie] | Jm Jahre 1640.
— HAB: 49. 6 Poet. (1); weitere Ex.: QuN 199 (1); QuN 268 (1); P 491. 4° Helmst.
— Ausg. in Beilage I zit. als Z.
Diese Ausgabe enthält statt der Vorrede Tobias Hübners in der Erstausgabe der Ersten Woche von 1631 eine neue „Vorrede An den Leser“ (Bl. )?( ijr [=S. 3] – )?( iijv [=S. 6]; s. 400000). — Alle vier Exemplare der HAB sind druckidentisch: 4 gez., z. T. paginierte Bll., 6 gez., pag. Bll., 668 (recte 666) S.; 11 gez. Bll. — Die vier HAB-Exemplare unterscheiden sich jedoch in der Einbindung illustrativer Kupferstiche von einander. (S. Zu den Abbildungen.)
Daß es noch nach Erscheinen dieser überarbeiteten Fassung des Gesamtwerks zu Titelauflagen der veralteten Ersten Woche gekommen ist, läßt sich wohl nur damit erklären, daß es große Lagerbestände nichtabgesetzter Exemplare gab. Im Falle der Ausgabe von 1640 wissen wir sogar, daß auch davon beim Tode F. Ludwigs 1650 nur 23 von 274 Exemplaren verteilt gewesen waren; Conermann: Nachlaßinventar, 80. || [310]

Text


[digitales Faksimile: [Bl. ):( ii r]]
Vorrede
An die hochlöbli-
che Fruchtbrin-
gende Gesell-
schafft.


HOchgeehrte Herren/ hochansehentliche gesellschaffter/ hochwerthe Freunde: Es seynd numehr über sieben Jahr/ daß ich/ nach anleitung des/ zweckund vorhabens/ unserer hoch- [digitales Faksimile: [Bl. ):( ii v]] löblichen Fruchtbringenden Gesellschafft2 / zu behäupt- und erhärtung unserer uhralten teutschen Muttersprache/ vollkommenheit/ und von jhrer Natur artigen vermögens/ des Herren zu BARTAS Andere Woche3 / so weit er dieselbe in sechzehen stücken von Erschaffung der Welt an/ nemlich/ biß auff die Babylonische gefängniß/ bracht/ und dann hiernechst desselben Sechs Bücher von der JUDITH, sampt der URANIA oder himlischen MUSA, wie auch den beyden Schlachten vor LEPANTHE und IVRY4 , in reine teutsche/ und/ (wie aus dem Französischen gegen über gesatzten klärlich zu sehen) den seinen an maß/ abschnitt endungen/ ja Sylben5 / durchaus gleiche Reime versetzet/ und dadurch besage der Vorrede vor die JUDITH6 andere baß verständige/ und zu dergleichen übungen/ von des himmels einflüsse7 / mehr begabt- [digitales Faksimile: [Bl. [):( iij] r]] und geschicktere/ zu ruhmwürdiger nachfolge/ insonderheit aber/ zu verdolmetschung/ der Ersten Woche/ wolgemeltes Herren zu BARTAS, zu veranlassen gehoffet.

Nun hat mich zwart8 solche geschöpfte hoffnung nit allerdings betrogen/ in deme ich gesehen/ daß/ als erstlich/ und zwar wol vor neun oder zehen Jahren/ etliche absonderliche Stücke/ der Andern Woche/ und benanntlich/ die AltVäter/ der Beruff/ das Gesetze/ die FeldObristen/ &c. ausgegangen9 / sich / bald hernach/ etliche der teutschen Sprach und Reime liebhaber/ gefunden/ die dieser art teutscher Vers oder Reime/ glücklich gefolget/ und durch unterschiedne in Truck gefertigte schöne Gedichte/ oder auch verdolmetschungen dieselbe männiglich vor die augen kommen lassen: Vnter welchen denn in unserer hochlöblichen Gesellschafft/ wie in der [digitales Faksimile: [Bl. [):( iij ]v]] Einnahme/ also auch in dieser nachfolge/ der NEHRENDE/ der Erste gewesen/ der nach der zeit vor anderen/ so wol seines Standes/ als Gesellschaffteren/ in dergleichen gemessenen Reimen/ insonderheit/ in verdolmetschung theils des berühmten Petrachæ Gedichten10 / und vielen anderen fast täglichen erfindungen/ Elegien, Sonnetten, und dergleichen mannigfaltige gute Proben gethan/ und damit unsere reine teutsche Sprache/ zusampt seinem eigenen hohen lobe/ mercklich vermehret. Deme der in unserer löblichen Gesellschafft/ genandte VJELGEKORNTE/ dessen Geist/ sich über viel andere seines gleichen/ aus sonderem himmels einfluß7/ zu allen ruhmwürdigen solchen geschickt erweiset/ bald gefolget/ und den sinnreichen Jtaliänischen Poeten Torquatum Tassum, (den mein Bartas, in seinem Babylon oder anderem theil/ des Anderen Ta- [digitales Faksimile: [Bl. ):( iiij r]] ges/ der Andern Woche/ am 596. Vers/ vor den werthen Werckmeister der heroischen Reime/ und zwar im alter den letzten/ in der ehre aber den ersten aus- || [311] giebet und preiset/)11 in gleichmässiger/ doch etwas anders/ und zwar dreyfach abgewechselt/ und in achtzeilige Gesetze/ drinn die zwey letzten Vers/ alleine/ sich stracks auff einander/ mänlich reimen/ und enden/ gebrachte Reime teutsch mit seinem unsterblichen ruhme/ verdolmetscht/ und in Truck geben; anjetzo aber ein noch viel höher- und heiliger werck/ darinnen er nicht allein andere/ sondern auch vielleicht sich selbst übertreffen wird/ vor der hand hat.12 Vor allen aber/ der in jetztgemelter unserer Gesellschafft/ seiner vollkommenheit/ und in der Poeterey unvergleichlichen hohen gaben halber billich genante GEKROENTE13 / in dergleichen und allen/ anderer art teutschen Reimen/ den danck unverneinlich verdie- [digitales Faksimile: [Bl. ):( iiij v]] net/ und alle/ voriger und seiner zeit darin weit übertroffen/ benebenst ihme/ dadurch die Crone/ und das lob/ des Fürsten/ und Adelers/ der Teutschen Poeten/ unwidersprechlich erworben.

Allein habe ich seit deme/ daß jemand anders sich an die verdolmetschung der Ersten Woche des Herren zu BARTAS (so dann kürtzer als die Andere Woche/ und also weniger zeit erfordert hatte) unterwinden wollen/ nicht vernehmen können/ und derhalben/ zumahl auff vielfältiges und instendiges anhalten/ erinneren und begehren etlicher vornehmer glieder viel hoch und wolgedachter Fruchtbringender Gesellschafft/ mich zu derselben ungefährlich vor ein sechs jahren14 schon von mir eilfertig übersetzten Ersten Woche/ newlicher durch- und übersehung/ bereden und bewegen lassen: Dabey dann etwas genawer [digitales Faksimile: [Bl. ):( v r]] auff das mas/ daß nemlich die Verse/ aus lauter reinen Jambis, das ist/ der accent allzeit in der andern Silbe/ jedweders pedis, sich befinden/ bestunden/ so in der verdolmetschung der Anderen Woche/ des Herren zu BARTAS, wie auch der JUDITH, und andern dergleichen Stücken (dieweil es weder vom BARTAS selbst/ noch einigen andern Französischen Poeten jemals bißhero bedacht worden) nicht alle wege beschehen/ in folgender deren anderweitlichen überseh- und in druck fertigung/ aber leicht zu endern und zu verbessern seyn wird/ acht gegeben worden.5 Draus dann so viel mehr abzunnehmen/ [sic] was massen unserer hochlöblichen teutschen sprache/ auch das geringste nit/ so wol in gebunden- als ungebundener rede/ ermangele/ besondern/ dieselbe vielmehr in einem und dem andern in ihr selbst/ so vollkommen sey/ daß sie keiner frembden Sprache [digitales Faksimile: [Bl. ):( v v]] hülffe/ einiger weise/ bedürffe/ ja in dißfals allen benachbarten/ und unter denselben/ der/ so lange ausgearbeitet- und auspolirten Französischen Sprache selbst/ in der beschaffenheit der masse/ sonderlich/ bis auff diese stunde/ weit vorgehe: Jnmassen sie sich dann in allerhand Reime/ von zwey/ drey/ vier/ fünff/ sechs und mehr Sylben/ so füglich/ als eine in der Welt/ ohne einigen zwang/ ihrer art/ eigenschafft und Natur/ bringen lesset/ wie aus den vielfältigen herrlichen und unvergleichlichen Gedichten vorgedachtes unsers geehrten Gesellen des GEKROENTEN/ sonderlich/ im wercke selbst männiglich bisher gezeiget/ und derwegen hie weiter auszuführen unnötig.

Was sonst in mehrerwehnter Vorrede der Andern Woche angedeutet/ daß in || [312] derselben/ dem Vhrheber15 / zu weilen/ [digitales Faksimile: [Bl. [):(vj] r]] zwey gedoppelte gleichmässige endungen auff einander entwischet/ und ich nicht endern wollen/ auch/ weil ich mir einmahl/ es in gantz gleiche/ und nicht minder oder mehr Sylben zu versetzen vorgenommen/ nicht enderen können/ das habe ich in dieser Woche verdolmetschung/ (insonderheit und benantlich im Ersten Tage 105 126 und 127/ ingleichen im Vierdten Tage/ am 237. und folgendem Verse/ so gleich den vorgehenden zweyen sich mänlich/ das ist/ mit dem accent in der letzten Sylben/ dann im sechsten Tage am 623. und folgenden Vers/ wie auch im siebenden Tage am 131. und folgenden Vers/ so beyder örter sich weiblich/ das ist/ mit dem accent in der letzten Sylben ohn eine enden) gleichfals/ also halten müssen/ Er/ der Vhrheber hat sich hierinne vielleicht seiner freyheit gebrauchen wollen/ mich aber/ der [digitales Faksimile: [Bl. [):( vj] v]] ich mich an seine masse einmahl genaw gebunden der verantwortung dadurch befreyet.

Jm übrigen ersuche ich hiermit/ gebührender massen/ meine hochgeehrte Herren/ hochansehentliche Gesellschaffter und hochwerthe Freunde/ do16 einem oder dem anderen/ in dieser Woche/ je etwas unvernehmlich/ ungewöhnlich/ oder hart anscheinen möchte/ daß sie solches der hochwichtigen materi, und tieffheiligen weißheit/ drinnen sich mein BARTAS lieber/ auch mit mehr lob und besserer anlegung seines von Gott/ jhme verliehenen pfundes/ als in gemeinen/ und bey anderen Poeten herkommenen Fabeln und Gedichten/ belüstigen wollen/ vielmehr/ als der Teutschen Sprache/ die an sich selbst sonst stets lauter [digitales Faksimile: [Bl. [):( vij] r]] und klar/ so lange man sie nur nicht mit frembden Wörtern trübe machet/ ist und bleibet/ zuschreiben.

Vnd diesem nach jhnen17 sampt und sonders/ diese meine/ zu männigliches nutzen angesehene bemühung/ belieben und gefallen lassen/ also end- und beschließlich sich dieses gantzen Wercks und Buches/ zu heiliger und unsträfflicher kürtzung jhrer/ von anderen/ dero beruffs/ geschäfften/ übrigen zeit/ die dann gewißlich nimmer besser und erbawlicher als in betrachtung der grossen wunderthaten Gottes des Allmächtigen und seiner herrlichen Geschöpffe/ kan/ und mag angewendet werden/ beydes mit lust und nutz gebrauchen wollen/ zu welchem zweck und ende es dann einzig und allein so wol mittelst Gött- [digitales Faksimile: [Bl. [):( vij] v]] licher hülffe angefangen/ als vollendet

Von jhrem stets dienstgeflissenen getrewen Gesellen
Dem Nutzbaren.
|| [313]

I
Tobias Hübner in der Ersten Woche über die Kokospalme, das
Sinnbild der Fruchtbringenden Gesellschaft

Beschreibung der Quelle


Q  Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La Sepmaine, hg. u. übers. v. Tobias Hübner (FG 25), 1631 (Titel zit. in 310000 Q; HAB: 295. 25 Qu. [1]), Dritter Tag der Ersten Woche S. 143, Vers 715–740.
Eine von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder verbesserte Gesamtausgabe beider Teile erschien postum 1640 (Titel zit. in 310000 Q; HAB. 49. 6 Poet.[digitales Faksimile: [1]]), S. 81, Vers 715–740. — Ausg. zit. als Z.

(715) Verzeihe/ leser 1 / mira wann du sichstb heute bald
Mit augc und sinn entzuckt so viel bäum in dem wald/d
Vnde blumen auff der wießf / auch kräuter in dem garteng
So manche garbh und frucht durch mein feld sich bearten2 /
Weil voller frucht der baum der Jnsel zui Zebuthj 3 /
(720) Den man denk Cocosl nent/ uns mehr verehrt an gutm
Als die gehürnte4 bergn / als die so hohe wälder/
Als unsre wiesen auch/ lustgärten/o ebne felder.
Bistu vonp durste matt?so wirstuq finden wein
Jn dem verwuntenr blat/ hastus notht flachs und lein?
(725) So schlage seine rindu / aushechelv und sie spinne/
Zu machen endlich draus ein linwandw zart und dünne.
Begehrstux butter dann? darffstuy nur drücken gleich
Ein die zähn in sein fleischz das mörbaa ist und sehr weich.
Wilstuab versuchen öhl?in öhl er gleich zerschmeltzet/
(730) Wann seine frucht man lang hoch und tieff rüm̄erac weltzet.
Wann eßig dir gebricht?darffs tu jhnad gleicher weis
Ein zeitlang stehen lahn nurae / wann die Sonnaf ist heis.
Begehrstu zuckerag auch? mustu ins wasserah stecken
Ein weilchenai seine frucht/ dann jhreaj süsse schmecken.
(735) Kurtzak alles was man wil/ ist er: ich glaubal er soltam
Wannan Midasl jhnao angriff/ auch werden lauter gold.
Jch glaube/ap daß Gott glück uns allen zu bescheren
Zuaq geben frücht der Erd/ jhm selbst zu lob und ehren
Nurar die frucht hat erzielt5 / wann diese Welt vor schön
(740) So ohne manchen leib man hette kunt ansehn.6

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
Schreibweise in Y: Unterschiede zu 1631 etwa in Groß- und Kleinschreibung, im Zeilenfall der Überschrift, bei den Nasalstrichen über e für en etc., i vs. y, w statt u usw.Schreibweise in Y: Unterschiede zu 1631 etwa in Groß- und Kleinschreibung, im Zeilenfall der Überschrift, bei den Nasalstrichen über e für en etc., i vs. y, w statt u usw.
T I
In Z werden elidierte Schlußsilben fast durchgängig durch Apostroph angezeigt. Z hat für die weitaus meisten, jedoch nicht für alle Substantive die Großschreibung, z. B. Bäum, Wald, Blumen (Zeile 716f.) etc. Solche Fälle werden im Textapparat nicht eigens angemerkt.In Z werden elidierte Schlußsilben fast durchgängig durch Apostroph angezeigt. Z hat für die weitaus meisten, jedoch nicht für alle Substantive die Großschreibung, z. B.(Zeile 716f.) etc. Solche Fälle werden im Textapparat nicht eigens angemerkt.
a In Z folgt Virgel.
b Z siehst
c Z aug'
d Z Wald'
e Z Und
f Z Wies'
g Z || [314] den Garten
h Z Garb'
i Marginalnote „52in Z: Eine Jnsel in den West-Jndien gelegen.
j Z Zebuht
k Marginalnote „53“ in Z: Jst der Jndianische Palmenbaum/ der frucht nahme Cocos ist Portugesisch/ und heisset eine Affennase/ weil sie an der harten Schale ihrer Nuß also bezeichnet/ mit dreyē löchern. Man kan diesen Baum und seine frucht/ auch was daran zu allerley nutzen.
l Z Fraktur
m Z Gut/
n Z Berg’
o Z Virgel fehlt
p Z Bist du vom
q Z wirst du
r Z verwundten
s Z hast du
t Z noht
u Z rind’
v Z außhechel’
w Z Leinwand
x Z Begehrst du
y Z darffst du
z Z Die Zähn’ ein in sein Fleisch/
aa Z mörb’
ab Z Wilst du
ac Z rummer
ad Z darffst du ihn
ae Für stehen lahn nur hat Z: Stehn lassen eine zeit nur
af Z Sonn’
ag Z Begehrst du Zucker
ah Z must du ins Wasser
ai Z wenig
aj Z ihre
ak Z Kurtz/
al Z glaub’
am Z solt/
an Marginalnote „54“ in Z: Ein König in Phrygien/ der durch seine bitte von Baccho erhalten/ daß alles/ was er angegriffen/ zu Golde werden müssen.
ao Z ihn
ap Z streicht hier die Virgel und setzt sie hinter Gott und hinter bescheren
aq Die ganze Zeile in Z: Zu machen fruchtbar auch die Erd’ und ihm zu ehren/
ar Für Nur die frucht hat erzielt / hat Z: Die frucht uns hat erzielt/

Kommentar
1 „SONNET, Sur les oeuvres du Sieur DU BARTAS“ (inc. „SI les plus hauts objects de la divinité | Logerent quelquefois au palais de nostre ame:“; [digitales Faksimile: Bl. [):( viij] r)]. Dieses Gedicht erscheint nicht in allen frz. Original-Ausgaben der Sepmaine, auf jeden Fall aber in der folgenden Ausgabe: LA | SEPMAINE | OV CREATION | DV MONDE DE Gvillavme De Salv-| ste, Seignevr Dv | Bartas. Reueuë, augmentee, & embellie en diuers | passages par l’Auteur mesme. | En ceste derniere Edition ont esté adioustez l’argu-| ment general, amples sommaires au commencement | de chasque liure, annotations en marge, & explica-| tiōs des principales difficultez du texte, par S. G. S. | [Vignette] | Pour la vefue de Iean Durant. | [Linie] | M. D. LXXXVIII. HAB: Lm 3258; Alv. Bd 563; P 318 Helmst. 12° (1); Bl. [¶ 11]v; inc. „SI les plus hauts obiects de la diuinité, | Logerent quelquesfois au palais de nostre ame“. Der Gedichttitel lautet: SONNET, DE TRES-ILLUSTRE PRINCE MONSEIGNEVR le Grand Prieur de France, Sur les oeuures de G. de Saluste, Sieur du Bartas. Gez.: H. B. D’Angoulesme. Es handelt sich dabei um den unehelichen Sohn Kg. Heinrichs II. v. Frankreich, Henri d’Angoulême (1551–1586), grand prieur de Malte in Frankreich, dessen poetisches Werk u. a. auch 33 Sonette enthält, vgl. DBF II, 1216–1218; auch erwähnt in ABF 21, 98. Vgl. auch The Works of Guillaume De Salluste Sieur Du Bartas. A Critical Edition with Introduction, Commentary, and Variants. 3 Bde. Hg. Urban Tigner Holmes, Jr., John Coriden Lyons u. Robert White Linker. Chapel Hill 1935–1940, Reprint Genève 1977, I, 18, 37, 193f. (Abdruck des Sonetts), 218. Der Verfasser wird somit im Original — anders als in Tobias Hübners (FG 25. Der Nutzbare) frz.-dt. Ausgabe — namentlich genannt. Die sonstigen Widmungsgedichte der o. g. frz. Originalausg. hat Hübner in seinem 1631 erschienenen Werk nicht übernommen, jedoch findet sich in der postum veröffentlichten, in Q zitierten Ausgabe der Übersetzung Hübners Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen: 1640), Bl. 15r ein anonymes „Klinggedichte Uber beyde Wochen des Herren zu Bartas. Wie er sie zu vollenden fürgehabt“ (Inc. „SAlust ist die geschicht’/ in der ich sollen lesen“), das — trotz des abweichenden Titels — eine Verdeutschung des Sonetts eines Sieur „De Chambrvn“ (Gervais Chambrun sieur de Beaumesnil? ABF 101, 64) ist: „Du liure de la Sepmaine de Saluste.“ Inc. „SAluste est mon Histoire, où ie lis l’origine.“ LA SEPMAINE (Veuve Jean Durant 1588), Bl. ¶¶ 2v. Lt. Holmes/ Lyons/ Linker, a. a. O., 187 war das Sonett wohl zuerst in der Ausgabe La Sepmaine ([Genf] 1581: Jaques Chouet) erschienen. Wir fanden es auch in: LES OEVVRES DE G. DE SALVSTE S.r DV BARTAS (Paris: Toussainctz Du Bray 1611), Bl. [E v]r und in PREMIERE SEPMAINE OV CREATION DV MONDE (Rouen 1616), Bl. B ij r [beide Buchtitel zit. unten in Anm. 1 u. K I 1]. In Hübners Ausgabe und Übertragung kleinerer Dichtungen || [315] Salustes, L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY, &c. ... Das ist: | Die himmlische Musa (Cöthen 1623) [Titel zit. in Anm. 4], Bl. 230–234 erscheint ein übersetztes anonymes Gedicht „An den Herrn zu Bartas &. von seiner Woche“ (Inc. „WAs vor ein newer Geist thut den Propheten rühren?“), das auch in der Gesamtausgabe Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen: 1640) vor der Ersten Woche S. 19–22 auftaucht: „An den Herren zu Bartas.“ (Inc. „WAß für ein neuer Geist thut den Propheten rühren/“). Dessen Vorlage entdecken wir in Du Brays Ausgabe I, 337–339: „A MONSIEVR DV BARTAS, SVR SA SEPMAINE.“ (Inc. „QVel esprit tout nouueau domine ce Prophete?“). Gez. „S. CERTON C. H.“, d. i. der Hugenotte Salomon Certon, um 1550 bis 1620 oder später, 1608–1611 kgl. frz. Rat, Dichter u. Homer-Übersetzer; s. DBF VIII, 69. In der postumen, von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) veranstalteten und revidierten Hübner-Ausgabe von 1640 wurde ein weiteres Gedicht übersetzt. Es erscheint französisch im zweiten Teil der Ausgabe von 1588: LA | SECONDE | SEPMAINE, DE | GVILLAVME DE SALV-| STE SEIGNEVR DV | BARTAS, | Reueuë, augmentee & embellie en diuers | passages par l’Autheur mesme. | En ceste nouuelle Edition ont esté adioustez l’argument | general, amples Sommaires au commencement de | chaque liure, Annotations en marge, & explica-| tions continuelles des principales difficultez, du | texte, par S. G. S. | [Vignette] | Pour la vefue de Iean Durant. | [Linie] | M. D. LXXXIX. HAB: P 318 Helmst. 12° (2) u. Alv. Bd 563a, Bl. Bb 5rv: „Sur les deux Sepmaines de M. du Bartas“ (Inc. „AInsi rechanteroit su sa celeste Lyre | Orphee [...]“; gez. D. B. T = Du Bray, Toussaint, der Pariser Verleger?); vgl. Hübners Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste (Cöthen: 1640), Bl. A rv: „Lob über des Herren zu Bartas zweyen Wochen.“ (Inc. „Solt schon auch seine Leir’ aufs künstlichst’ Orpheus führen/“). Die Übersetzung dieses Gedichts war in einer Erstfassung („Von des Herren zu Bartas zweyen Wochen.“; Inc. „SO würd’ auff seiner Leyr der Orpheus colleriren/“) schon in Hübners Ausgabe und Übersetzung der kleineren Gedichte Salustes erschienen: L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY, &c. ... Das ist: | Die himmlische Musa (Cöthen 1623) [Titel zit. in Anm. 4], Bl. 228ff. Dort steht (Bl. [** 4]r) auch ein mit der Unterschrift „Janus Gruterus“ versehener Zehnzeiler „DE GULIELMO SALUSTIO BARTHASIO“ (Inc. „SUnt quibus è Daphnes Phoebus dat carpere ramis,“), welcher wortgleich auch in der von Gruter herausgegebenen Anthologie unter dem Titel erschienen war „In Gulielm. Bartasium Poetam.“: DELITIÆ | C. POETARVM BEL-| GICORVM, HVIVS SV-| PERIORISQVE ÆVI | illustrium. | ALTERA PARS. | Collectore | RANVTIO GHERO. | [Signet] | FRANCOFVRTI, | Typis Nicolai Hoffmanni, Sumptibus | Iacobi Fischeri. | [Linie] | ANNO M. DC. XIV. (HAB: 225 Poet.), S. 869. Hübner hatte schon in seiner Ausgabe und Übersetzung Die Andere Woche (Cöthen: 1622) [in Q zit.], Bl. A r ein Gedicht „IN GVILIELMI SAL-| LVSTII HEB-| domadem“ (Inc. „HEBdomas vna, Deo verbum genitale loquuto,“ gez. „Theodorus Beza“; vgl. 281021 K) wiederveröffentlicht. Dieses Gedicht des Genfer Calvin- Nachfolgers Théodore de Bèze (1519–1605) erschien schon in LA SEPMAINE (Veuve Jean Durant 1588), Bl. [¶ 11]v (gez. TH. B. V. F.), in PREMIERE SEPMAINE OV CREATION DV MONDE (Rouen 1616) [Buchtitel zit. unten in K I 1], Bl. [A 12]v (anonym) und pseudonym als „ADEODATI SEBAE, In Gulielmi Salustii Heptameron, Gallicum poema.“ In: DOMINI | GVILLELMI | SALVSTII | BARTASII | Poëtarum nostri seculi facilè | principis, | HEBDOMAS, OPUS | GALLICUM à | GABRIELE LERMEA | nobili Volca, Latinitate do-| natum, jam | Periochis & notis illustra-| tum à | VALENTINO HARTUNGO | P.C.Philos. & Med. D. | Recens & repurgata Editio | [Zierstück] | LIPSIÆ, | [Linie] | Sumptibus Abrahami Lambergi | & Caspari Closemani. HAB: 110.6 Poet. (3); Bl. )(7 r. Auch in Drucken der Gedichte des Genfer Theologen steht wortgleich das Gedicht, z. B. in THEODORI BEZAE VEZELII Poëmata varia. .|.|. Omnia ab ipso Auctore in vnum nunc Corpus collecta & recognita. (Zastrisellorum insignia; 1597), 191 („IN GVILIELMI SALVSTII Heptameron, Gallicum poéma, æterna memo- || [316] ria dignum.“). Auf derselben Seite wie dieses Sonett findet sich in Hübners Saluste-Ausgabe von 1622 auch ein mit „Paulus Melissus“ (der neulateinische Dichter und deutsche Übersetzer des Hugenottenpsalters, Paulus Schedius Melissus, 1539–1602) gezeichnetes Gedicht von 12 Versen („Aliud“; Inc. „OPificis alti canere inerrabilem | Structuram, & immensos Olympi cardines, | Non hominis esse, non opis mortalium, | Quis nescit?“). Holmes/ Lyons/ Linker, a. a. O., fanden es nicht in einer der französischen Werkausgaben, sondern zitierten es auf S. 61, Anm. 96 nach: MELISSI SCHEDIASMATA POETICA. Secunda edita multo auctiora. .|.|.| (Lutetiae Parisiorum: Arnoldus Sittart 1586), Pars Tertia, 279: „AD GVILLELMVM SALLVSTIVM BARTASIVM.“
Wir haben, ausgehend von einem Sonett, alle Ehrengedichte in Tobias Hübners Ausgaben und Übersetzungen der Saluste-Dichtungen nicht Revue passieren lassen, um die von ihm benutzten Originalausgaben und fremden Übersetzungen zweifelsfrei zu bestimmen. Dazu bedarf es eines umfassenden Vergleichs der Editionen. Es genügt uns, einige der möglichen Vorlagen und deren Verfasser festgestellt zu haben. Die Auswahl bestimmter Texte und Autoren durch Hübner bzw. durch F. Ludwig und D. v. dem Werder liefert nämlich Indizien für die Ermittlung der Gesichtspunkte und Wertungen, die Hübner und die Fruchtbringende Gesellschaft mit den Dichtungen Salustes verbanden. Vgl. die Zusammenstellung der Originalausgaben in: The Works of Guillaume De Salluste Sieur Du Bartas, a. a. O. I, [67]–110; Yvonne Bellenger et Jean-Claude Ternaux: Du Bartas. Paris/ Rom 1998 (Bibliographie des Ecrivains Français [B. E. F.], XII), 22ff. Hinweise auch bei Yvonne Bellenger: Guillaume de Saluste du Bartas. La Sepmaine (Texte de 1581) Edition établié, présentée et annotée. Paris 1981, XXIII–XXVII. — In 400000 (Vorrede F. Ludwigs bzw. Diederichs v. dem Werder „An den Leser“ der Gesamtausgabe Die Erste und Andere Woche Wilhelms von Saluste, 1640) wird explizit auf vorliegende Vorrede An die Hochlöbliche Fruchtbringende Gesellschaft verwiesen. — Hübners Widmung ist nicht datiert, scheint aber bereits im Jahre 1629 niedergeschrieben worden zu sein, da sie verschiedene Angaben zur Zeit des Erscheinens früherer Werke enthält, die übereinstimmend auf 1629 rückschließen lassen: vor 7 Jahren: Andere Woche: 1622; vor 7 Jahren: Kurtzer Bericht, Erstauflage von 1622 [s. Anm. 2]; vor 9–10 Jahren: Die Altväter etc.: 1619. Vgl. im übrigen Merzbacher: Werder und Hübner, 495ff.
2 Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben, Köthen 1622; danach allen Gesellschaftsbüchern der FG außer GB 1624 vorangestellt. Vgl. DA Köthen II. 1, [7]ff.
3 S. unter Q.
4 (L’Uranie ou La muse celeste, 1570, erweitert 1579; Ausg. u. Übers.:) L’URANIE. | LA JUDITH: | LA LEPANTHE: | LA VICTOIRE | D’YVRY, &c. | DE GUILLAUME DE SALUSTE | Seigneur du Bartas. | Das ist: | Die himmlische Musa: | Die History von Judith in 6. Büchern: Die Wasser- | Schlacht und Sieg der Christen wieder die Türcken vor Lepan-| tho/ &. Die Schlacht und sieg vor Jvry/ so im jahr 1590. | von J. Kön M: in Franckreich &. wieder ihre | Feinde die Ligisten/ erhalten worden/ &. | Aus dem Frantzösischen gegenübergesetzten/ in Teutsche Reime/| mit ebenmässigen und gleichlautenden Endungen/ auch nicht mehr oder | weniger Sylben/ gebracht / und so viel immer müglich/ und nach | art Teutscher Sprache zuläßlich/ fast von wort zu worten rein | Teutsch gegeben. | [Zierstück] | Getruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ | Jm Jahr Christi M.DC.XXiij. HAB: 54 Poet. (1). Weitere Ex. u. a.: ULB Halle: Dl 5096 h; UB Rostock: Co-6421. — Eine Titelauflage erschien 1641 in Köthen: Willhelms [sic] von Saluste/ Herrn | zu Barthas | VRANJE | Oder | [Schmuckzeile:] | HJmmlische MVse. | Darinnen verfasset | 1. Die Historie von Judith in sechs Büchern. | 2. Die Wasserschlacht und Sieg der Chri-| sten wider die Türcken ... rein | Deutsch gegeben. | [Schmuckzeile] | Gedruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/| Jm Jahr Christi M. DC. XLI. HAB: P 492. 4° Helmst. (Titelaufl. ab Bl. A r, davor, d. h. bis Bl. [**3]v neu gesetzt). Vgl. Merzbacher: Werder und Hübner, S. 496 Anm. 22.
5 Hübner betont an dieser Stelle anscheinend seine geflissentliche Beachtung der Prosodie und Metrik der Originaldichtung und seine genaue Regelkenntnis. Noch immer ist der Gegensatz zwi- || [317] schen der die Silben zählenden und ansonsten frei akzentuierenden Metrik der frz. Renaissancedichtung und der die natürlichen Wortakzente beachtenden, dabei streng alternierenden Auffassung von Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) auffällig. Hübners deutsche Verse der Ersten Woche zeigen jedenfalls auch in der dichterischen Praxis noch recht deutlich sein romanisches Vorbild, auch wenn Hübner in seiner Vorrede weiter unten betont, daß er der Opitzschen Alternation (die Verse in „lauter reinen Jambis“) in der Ersten Woche gefolgt sei — im Unterschied zu seiner Praxis in der bereits früher erschienenen Anderen Woche (s. Q) bzw. anderer früherer Saluste-Übersetzungen und auch in Abweichung von Saluste und anderen französischen Poeten, die von dieser Norm nichts wüßten. Vgl. auch die Titel der hier genannten Werke Hübners von 1622, 1623 und 1631, auf denen nur die letztgenannteÜbertragung auf „teutsche gemessene Reime“ (durchgehend metrisierte Verse) hinweist. (Schon in 250413 teilte Hübner Augustus Buchner [FG 362] eine wohl frühere Fassung seiner Vorrede mit. Er erhob damals den Anspruch, daß seine Erste Woche zwar die Andere Woche übertreffe, gestand jedoch ein, nicht in allem Opitz’ subtile Regeln zu befolgen. Daher solle das Werk noch nicht veröffentlicht werden.) In der Vorrede von 1631 weist Hübner ebenfalls darauf hin, daß auch die Andere Woche überarbeitet werden solle. Tatsächlich hat sich erst die überarbeitete Gesamtfassung der zwei Wochen von 1640 (s. Q) bemüht, „Tonbeugungen“ des Hübnerschen Renaissanceverses im Sinne der Opitzschen Betonungsvorschrift auszumerzen. Vgl. Beilage I T. — Dieter Merzbacher (Rezension von Samlade Srifter av Haquin Spegel [1998] in WBN 28 [2001], 146 Anm. 5) verdanken wir den Hinweis auf die Vorrede zu Anders Arrebos (1587–1637) metrisch ambitionierter, in Hexametern und Alexandrinern gedichteten Nachahmung der Sepmaine: HEXAEMERON RHYTHMICO-DANICUM. Det er: Verdens Første Vges Sex Dages præctige oc mæctige Gierninger/ med den allerhøjeste Skaberes alting-formuende Finger paa det allermesterligste skabte oc beredde ... Paa Heroiske Riim-maade ... udsatte oc uddragne Af M. Anders Christensøn Arøboe ... Kiøbenhaffn/ tryckt hos Hendrick Gøde ... Anno M DC LXI. In: Anders Arrebo Samlede Skrifter. Udgivet af det Danske Sprog- og Litteraturselskab. Bd. 1: Anders Arrebo: Hexaëmeron, Lejlighedsdigte, Breve. Udg. af Vagn Lundgaard Simonsen. København 1965, 13. In der Vorrede spielt Arrebos Sohn auf HübnersÜbertragung seines frz. poetischen Vorbilds an und verknüpft dessen Nachahmung mit der Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft und dem Wachstum der deutschen Sprache: „[...] de Italiener oc Frantzoser hafver begyndt med synderlige Rictighed i deris Spraak paa Trocheiske oc Jambiske Maade med mange Liif-lystige Forandringer at Riime, oc velklingende Dicter at befatte. Hvorudi de riigtalende Tydske paa deres Spraak hafve Franskmanden lyckeligen efterfuld oc Aar 1617. begyndt deris Collegium fructiferum eller Fructbringende Selskab. Hvilket højloffig Selskab der det begyndte ved god Samdræctighed i det Tydske at bære jo meer oc meere Fruct (efter at Opitii Prosodia Germanica var udgangen, oc rum tiid der efter Schottelii Spraak-Konst, Harsdorffers Specimen Philologiæ Germanicæ oc flere nyttige præcepta til gemeene Underretning blefve gifne i Trycken“. — Zum Renaissancevers und zu Hübners dichterischem Anspruch, seiner Anerkennung des Schlesiers und dem früher stets einseitig zugunsten Opitz’ interpretierten Prioritätenstreit s. 250110, 250218A, 250413, 250510, 250609 u. ö., auch 310411 K 13. Vgl. außerdem Erich Trunz: Die Entwicklung des barocken Langverses. In: Euphorion 39 (1938), 427–468, insbes. 434, 448f.; Wagenknecht, 20ff., 36f., 72ff.; Jörg-Ulrich Fechner: Tobias Hübners Renaissancevers. Überlegungen zur dichterischen Aufgabe, zum gesellschaftlichen Ort und zur literarischen Wirksamkeit. In: Jb. f. Internationale Germanistik Reihe A, Bd. 2, Heft 3 (1976), 110–118; Bernhard Böschenstein: Tobias Hübners Übersetzung von Guillaume de Saluste du Bartas Semaines. In: Deutsche Barockliteratur und europäische Kultur. Zweites Jahrestreffen des Internationalen Arbeitskreises f. deutsche Barockliteratur. Hamburg 1977 (Dokumente des Internationalen Arbeitskreises f. deutsche Barockliteratur, III), 207–208; Französische Dichtung. 1. Bd.: || [318] Von Villon bis Théophile de Viau. Hg. Friedhelm Kemp u. Werner v. Koppenfels. München 1991, 492ff.; Alain Calvie: La réforme de la métrique allemande par Martin Opitz et sa critique par Jean Fourquet. In: Cahiers d’Études germaniques 32 (1997), 177–200, bes. 187ff. Zu Hübner allgemein: James MacLellan Hawkes: Tobias Hübner. A Study in the Beginnings of Modern German Poetic Style. Phil. Diss. Cambridge: Harvard University 1942.
6 In der Erstausgabe der L’Uranie (s. Anm. 4) Bl. **2r – **3v Vorrede „An den Günstigen Leser“. Dort heißt es zum Schluß, er, Hübner, habe mit seinem Übersetzungswerk „anderen baß verständigern/ und zu dergleichen Matery mehr vons Himmels einfluß begabt- und geschickteren/ einen glückseligern Anfang/ Folg unnd Endschafft/ in Verteutschung der Ersten Woche vielgedachtes Herrn zu Bartas/ gantz begierig gewündschet/ sie benebenst darümb hiermit freundlich ersucht haben/ und dasselbe mit hohen frewden und verlangen gewertig seyn wollen.“ (Bl. **3v). (Der dortige 2. Teil, eben die Judith (=S. 24–[213]), weist keine eigene Vorrede auf.)
7 Mit L’Uranie ou La muse celeste (1570, erweitert 1579) des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas hatte Hübner eine der platonischen Lehre vom göttlichen Ursprung der Poesie verpflichtete Poetik übersetzt. Die Lehre von der Himmelsgabe des dichterischen Ingeniums, das die Kunstlehre zwar feilt und übt, jedoch nicht zu verleihen oder zu ersetzen vermag, ist fast immer wenigstens kurz benannter Topos der Renaissance- und Barock-Poetiken.
8 Zwar. S. 180000 K 3 u. 300320 K 8.
9 Die Überlieferung von Hübners Anderer Woche und deren einzelnen Teilen bietet ein so kompliziertes Bild, daß eine Rekonstruktion der Druckgeschichte an dieser Stelle nur unter Vorbehalt geboten werden kann. Hier wäre eigens eine minutiöse, auf Autopsie gestützte, vergleichende Erhebung sämtlicher verstreuten Drucküberlieferungen nötig. Fest steht, und Hübners eigene obige Aussage bestätigt dies, daß einzelne Kapitel der Seconde Sepmaine von Guillaume de Saluste sieur Du Bartas in Ausgaben und Übersetzungen Tobias Hübners bereits seit 1619 erschienen sind. Als frühere Einzeldrucke (auch bei Dünnhaupt: Handbuch III, Art. Hübner, 2178) sind zunächst der Beruf (2. Woche, 3. Tag, 1. Tl.) und die Altväter (2. Woche, 3. Tag, 2. Teil) nachweisbar: LA VOCATION | Oder | Der Beruff | Wilhelms von Saluste | Herrn | von Bartas | Frantzösisch Reymen Gedicht | Aus derselben Sprache vnd dem gegenüber | gedrucktem Text/ mit eben so viel Zeylen/ | Sylben/ vnd gleichmäßigen endun-| gen/ in Deutsche Reymen | versetzet, | [Vignette] | Zu Cöthen/ | Jm Fürstenthumb Anhalt | [Linie] | M. DC. XIX. HAB: 10. 3 Poet. (6). Weitere Exemplare: ehem. STB Berlin: Xt 5686 (Kriegsverlust); StB Braunschweig: C 633.9; UB Wrocław: 395407, 402921 (=Ex. der ehemaligen Gymnasialbibliothek zu Brieg, ursprünglich im Besitz Peters v. Sebottendorf [FG 57]), 411394 (=Ex. der ehemaligen Rudolfina, der Bibliothek Hz. Georg Rudolphs in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau [FG 58]). Vgl. Dünnhaupt: Druckerei, S. 922 Nr. 23. — Wilhelms von SALUSTE | Herrn | Von Bartas | Reimen-Gedichte | genand | Die Alt-Väter | Aus dem | Frantzösischen gegen vber gedruckten Text/ | mit eben so viel Zeylen/ Sylben vnd gleichmes-| sigen Endungen/ in Teutsche Rey-| men versetzet. | [Vignette] | Zu Cöthen | Jm Fürstenthumb Anhaldt/ | [Linie] | Jm Jahr 1619. SUB Göttingen: Did. 368/35 (12), 25 S.; ehem. STB Berlin: Xt 5687 (Kriegsverlust); StB Braunschweig: C 633.9. Vgl. Dünnhaupt: Druckerei, 921 Nr. 22. Von diesem Separatdruck der Altväter ist ein im HM Köthen überlieferter Fehldruck zu unterscheiden, den Dünnhaupt: Druckerei nicht kennt: Georgij [sic] von Saluste | Herrn | Von Bartas | Reymen-Gedichte | genand | Die | Alt-Väter | Aus dem | Frantzösischen gegenvber gedruck-| ten Text / mit eben so viel Zeylen / Syl-| ben vnd gleichmeßigen Endun-| gen/ in Deutsche Reymen | versetzet. | [Vignette] | Zu Cöthen | Jm Fürstenthumb Anhalt/ | [Linie] | Jm Jahr 1619. HM Köthen: 3524, 25 S.; Druckfehler S. 24 V. 434 „Adam“/ S. 25 V. 434 „Abram“; eigenh. korrigiert/ S. 24 „Abr“. Vgl. i.Ü. den Aufsatz von Gilles Banderier: Tobias Hübner, traducteur des Pères de Du Bartas. In: Germanistik, Fascicule 13 (1998). Publications du centre universitaire de Luxembourg, 1–6. Vgl. auch Bellenger/ Ternaux (s. Anm. 1), 30; Conermann: Fürstl. Offizin, 129–133; Merzbacher: Werder und Hübner, S. 496 Anm. 22, 497. — || [319] Es scheint, als wäre danach mit dem Druck weiterer Teile der Anderen Woche fortgefahren worden. Dafür spricht nicht nur Hübners obige Aussage („die AltVäter/ der Beruff/ das Gesetze/ die FeldObristen/ &c.“), sondern auch ein soeben bereits genannter Band aus der UB Wrocław: 411394. Er enthält nicht nur den Separatdruck des Beruffs und der Altväter, sondern auch des Gesetzes: LA LOY | Oder | Wilhelms von SALUSTE,| Herrn | von BARTAS, Reymen-Gedichte | genand | das Gesetz/ Aus dem | Frantzösischen ... versetzet. [O. O. u. J.]. Diesem folgt direkt anschließend, ohne eigenes Titelblatt, nur durch eine Überschrift gekennzeichnet der Teil der Feldobersten (Les Capitaines). D. h.: mit diesem Breslauer Exemplar liegt uns ein Vorabdruck aller vier Teile des 3. Tages der 2. Woche vor. Noch weiter geht ein im Besitz der ULB Halle befindlicher Band: AB 67 5/g,5. Er enthält ebenfalls die soeben beschriebenen vier Teile des 3. Tages, aber auch noch die vier Teile des 4. Tages der Anderen Woche und kann daher als erste Auflage des 2. Teils der 2. Woche angesehen werden. Diesen Aufbau weist auch das Exemplar der UB Köln: 1 N 484 auf. Möglicherweise bezieht sich die Ankündigung der Vocation/ des Beruffs im Leipziger Osterkatalog des Jahres 1621, Bl. E 3v, auf eine dieser beiden Zusammenstellungen. Im Leipziger Michaeliskatalog von 1621, Bl. G 3vf., wurde dann bereits das Gesamtwerk der Anderen Woche angekündigt, die im Jahr darauf, 1622, in Köthen erschien (s. o. unter Q den genauen Titel und die Signatur des zugrundegelegten HAB-Exemplars). Ein Blick in den Aufbau dieses Werks hilft uns, auch die oben beschriebenen Vorabdrucke einzelner Teile besser einzuordnen. Die Andere Woche von 1622 besteht physisch in der Tat aus zwei Teilen:
I: Der erste und der zweite Tag mit ihren insgesamt 8 Teilen (Eden, Der Betrug, Die hellische Plagen, Die Handtwerkskünste; Die Arche, Babylon, Die Fortwanderung, Die Seulen). 4° 4 Bl., 395, (1) S. — Durchgehende Paginierung; Zwischentitelblatt des 2. Tages; Teile ansonsten durch Überschriften voneinander abgesetzt.
II. Der dritte und vierte Tag mit ebenfalls insgesamt 8 Teilen: Der Beruff, Die Alt-Väter, Das Gesetz, Die Feldobersten; Die Sieg-Zeichen, Die Herrligkeit, Die Trennung, Das Abnehmen. Diese 8 Teile weisen teilweise je eigene Paginierung und teilweise eigene Zwischentitelblätter, aber durchgehende Bogensignierung von A bis Dddd auf.
II. 1. (= 3. Tag:) 4° 91, (1) S.; 33, (1) S.; 95 S.; (1), 75, (1) S. (= insges. 298 S.)
II. 2. (= 4. Tag:) 4° S. 77–(364) (schließt also an die Paginierung des 4. Teils des 3.
Tages an und zählt dann bis zum Schluß die Seiten durch; insges. hier 288 S.).
Insgesamt stimmt die Paginierung (einzelne Paginierungsfehler beeinträchtigen nicht die korrekte jeweilige Seiten-Endziffer).
Der zweite Teil der Anderen Woche, beginnend mit La Vocation ... Der Beruff, ist also physisch als eigenständiger Teildruck der Ausgabe abgesetzt, zumal das Titelblatt des Beruffs die alte Angabe des Separatdrucks zu Druckort und -jahr wiederholt: Cöthen MDCXIX. Dennoch handelt es sich beim Beruf und den anderen Teilen des 3. (und 4.) Tages nicht um eine bloß angebundene Alt- oder Titelauflage. Denn erstens weichen Druckbild und Satz dieses Titelblatts bereits vom Originaltitelblatt des Separatdruckes von 1619 ab. Zweitens ist auch das dort angefügte Verzeichnis von Druckfehlern mitsamt den Druckfehlern selbst hier zugunsten der dort angegebenen Korrekturen verschwunden. D. h. auch jene bereits früher veröffentlichten Teile wurden für die Gesamtausgabe der Anderen Woche von 1622 (überarbeitet) neu gedruckt. Der Band: HAB: 10. Poet. zeigt, daß die Gesamtausgabe, obwohl sie physisch aus zwei Teilen besteht, in eben dieser Zusammenstellung ganz neuer und bereits erschienener Teile von Hübner bzw. vom Köthener Verlag geplant, autorisiert und ausgeliefert worden ist. Übrigens stammt auch der Einband aus Köthen: dieses Geschenkexemplar ist in weißes Pergament gebunden, weist gepunzten Goldschnitt an allen drei Beschnittseiten auf; Vorder- und Rückendeckel zeigen im Prägedruck als Supralibros das anhaltische Wappen; Zierleisten und Eckvignetten der Deckel und des Rückens sind die bekannten Schmuckelemente Köthener Drucke. Zu dem Umstand, daß dieser Band anläßlich oder im Anschluß der || [320] Köthener Feierlichkeiten zur Hochzeit Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel (FG 227; 1634), damals noch in Hitzacker residierend, mit Fn. Dorothea v. Anhalt-Zerbst als Geschenk F. Ludwigs in den Besitz des späteren Wolfenbütteler Erben gelangt war, s. 231210 K 1 und K I.
10 [F. Ludwig (FG-Name: Der Nährende)]: FRANCISCI PETRARCHÆ, Des vornemen alten Florentinischen Poeten/ Sechs Triumphi oder Siegesprachten/ ... Aus den Jtaliänischen Eilfsylbigen Jn Deütsche zwölf und dreytzehensylbige Reime der Helden art vor jahren übergesetzet (Cöthen 1643). Mit Kommentar, Gedichten auf Petrarca, einem Cupido-Gedicht und einer übersetzten, von Sennuccio del Bene verfaßten Vita Petrarcas. HAB: QuN 268 (2); 23. 3 Eth. 4 (=Exemplar Carl Gustavs v. Hille, FG 302); vgl. IP 329r, 334r; Dünnhaupt: Druckerei, 942f. Bereits 1623 ist eine heute anscheinend nicht mehr nachweisbare Teilausgabe erschienen: „Francisci Petrarcha Sigpracht der Ewigkeit Ao. 1623“, 4°. IP, 335v; Conermann: Nachlaßinventar, 80. Zu anderen Dichtungen F. Ludwigs vgl. neben dem GB und den in DA Köthen I. 1 und I. 2 veröffentlichten Gedichten (250110 I, 250218A II, 250413 II–IV, 260520A I, 270919, 270925 II, 271025, 290310 I) Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 393ff. Zur Bezeichnung F. Ludwigs (FG 2; 1617) als erstes in die Gesellschaft aufgenommenes Mitglied vgl. die Erklärung F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in 290310 I u. K 5 u. 290314 (zu 2).
11 Tobias Hübner: Die Andere Woche, Köthen 1622 (s. Q), V. 594–596: „Le Tasse, digne ouvrier d’un Heroique vers,| Figuré, court, aigu, limé, riche en langage | Et premier en honneur: bien que dernier en âge.“ (In Hübners deutscher Übersetzung: „Tassum werckmeister werth der Heroischen reim/| Verstellt/ kurtz/ scharff/ gefeilt/ reich in der Sprach und lehre/| Der letzt im alter zwar/ der erst doch in der ehre.“). Vgl. Ernst Rohmer: Das epische Projekt. Poetik und Funktion des ,carmen heroicum‘ in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Heidelberg 1998, 14f. ,Der Vielgekörnte‘ ist der Gesellschaftsname Diederichs v. dem Werder in der FG.
12 Torquato Tasso: Il Goffredo, overo Gerusalemme liberata (1575), dt. v. Diederich v. dem Werder: Gottfried von Bulljon, Oder Das Erlösete Jerusalem ... in Deutsche Heroische Poesie Gesetzweise/ als vormals nie mehr gesehen/ vberbracht. Franckfurt am Mayn: Daniel u. David Aubri u. Clemens Schleich 1626; Ndr. Hg. Gerhard Dünnhaupt, Tübingen 1974; Neufassung Frankfurt a. M. 1651. In der Nachdichtung bilden Alexandrinerverse in achtzeiligen Strophen des Reimschemas abababcc die Ottaverime oder Stanze des Originals nach. Werder gab schon in der Erstfassung seiner Übertragung zu erkennen, daß er an einem Werk geistlicher Poesie, der „Herrligkeit Christi“, zu arbeiten begonnen habe, und druckte den Anfang desselben ab (S. 19–27). Die „Herrligkeit Christi“ ist niemals erschienen, auch ein Manuskript hat sich nicht erhalten. Vgl. 290510 K 11. Veröffentlicht wurden damals jedoch zwei geistliche Werke Werders: Krieg vnd Sieg Christi Gesungen Jn 100. Sonnetten (Wittenberg 1631: Johann Röhner), vgl. 310800; Die BuszPsalmen/ in Poesie gesetzet. Sampt angehengtem TrawerLied vber die klägliche Zerstörung der Löblichen vnd Vhralten Stadt Magdeburg (Leipzig: Elias Rehefeld 1632: Abraham Lambergs seel. Erben 1632). Vgl. Merzbacher: Werder und Hübner, 508ff.; Dieter Merzbacher: „O seltner Held/ Dem Mars und Febus frönt“ — Diederich von dem Werder, der hochrangige „Reimmeister“ der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: MVAL 3 (1994), 47–77, 61ff. (Bibliographie).
13 Gesellschaftsname v. Martin Opitz v. Boberfeld in der FG. Das Lob in der Sprache des Turniers („den danck [...] verdienet“) ist charakteristisch für Hübner. S. DA Köthen I.1, S. 12ff.
14 Zur Bedeutung von „ein“ als ungefähr s. 310224 K 41. Vor ungefähr sechs Jahren, also 1623/1624, nach der Arbeit an der Veröffentlichung der Sammlung L’URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D’YVRY, &c. ... Das ist: | Die himmlische Musa (Cöthen 1623).
15 Bisher im Sinne von Gründer, Stifter, Mitbegründer (280411 zu K 4; 290310 zu K 5) benutzt, hier wohl im übertragenen Sinn Autor. Vgl. 240109 K 3. Gemeint ist Guillaume de Saluste sieur Du Bartas. Es geht hier um den regelmäßigen Wechsel von männlichem und weiblichem Ausgang der paargereimten Ale- || [321] xandrinerverse, gegen welchen Wechsel Hübner bei den angegebenen Versen nur deshalb verstoßen habe, weil das Original diesen Fehler oder diese ,Freiheit‘ selbst vorweise. Vgl. Anm. 5.
16 Das rein zeitliche „dô“ im Ahd. u. Mhd. fiel seit dem 14. Jh. mit dem räumlichen „da“ (ahd. dâr, mhd. dâr, dâ) zusammen. Auf diese Weise entstanden zahlreiche Verwendungen des Wortes als Adverbien des Ortes (dort, an dieser Stelle, wo) und der Zeit (zu der Zeit, damals, dann, von da an, als), als Abtönungspartikel und als Konjunktion. Auch nichtlokale oder -zeitliche Ableitungen im Sinne von „unter solchen Umständen“ oder zur Bezeichnung eines Gegensatzes (während hingegen) sowie als Kausal- (weil), Modal- (indem) und Konditionalkonjunktion (wenn vielleicht, falls, sofern) sind für „da“ vielfach belegt, und in der konditionalen Verwendungsweise begegnet uns „do“ auch im vorliegenden Brief. Vgl. ebenso 320313 K 7 u. 340609; ferner DW II, 646ff., insbes. 653 (zur konditionalen Verwendung); Paul: Wörterbuch, 156ff.; Lexer: Handwb. I, 445 („dô“); Baufeld, 46 („da“); Diefenbach, 328; Reichmann/ Wegera: Frühnhd. Grammatik, 49. Stieler, 267 kennt „da“, „olim freqventissimé Do“, als Adverbialpräposition des Ortes, „item si, tunc“. Insgesamt war die Form „do“ mit temporalkonditionaler Verwendung im Fnhd. allgemein gebräuchlich. Vgl. Reichmann/ Wegera: Frühnhd. Grammatik, 456 u. 462 (§ S 285 u. 292); vgl. auch S. 54f. (§ L 22) über verbreitete Hebung und Rundung von dâ> dô. Auch im älteren Nd. scheint „do“ neben der zeitlichen eine final-konditionale Verwendungsweise zu zeigen (Mnd. Wb. I, 527); im jüngeren Nd. erscheint es — etwa im Niedersächsischen — sogar auch als Konzessiv- Konjunktion. Niedersächs. Wb. III, 261; vgl. auch Mecklenb. Wb. II, 343.
17 Lies: [die, welche] sich.

K I
1 Der in der Erstausgabe der Ersten Woche (Köthen 1631, s. Beil. I Q), S. 142 parallel zur deutschen Übersetzung (S. 143) gedruckte Text des französischen Originals im Wortlaut, beginnend mit Vers 715:
Lecteur, pardonne-moi si ce jour d’huy tu vois,
D’un oeil ja tout ravi, tant d’arbres en mon bois,
En mon pré tant de fleurs, en mon jardin tant d’herbes,
En mon clos tant de fruicts, en mon champ tans de gerbes:
Veu que l’arbre fecond, que l’Isle de Zebut,
A surnommé Cocos, enrichir plus nous peut
Que des monts sourcilleux les forests plus hautaines,
Que nos prez, nos jardins, nos vergers & nos plaines.
Es-tu langui de soif?tu trouveras du vin
Dans ces fueillards blecez. As-tu besoin de lin?
L’escorce de son bois frappe, serance, file,
Pour apres en tirer une toile subtile.
Souhaites-tu du beurre?Il ne faut que cacher
Tes convoiteuses dents dans le mol de sa chair.
Veux-tu gouster de l’huile?en pur huile se mue
Quand son fruit haut & bas longuement on remue.
Te faut-il du vinaigre?Et vrayement il ne faut
Que lui laisser souffrir d’un long soleil le chaud.
Desires-tu du sucre?Il faut pour quelques heures
Dans la frescheur de l’eau tenir ses courges meures.
Il est tout ce qu’on veut: & quand Midas encor
L’auroit entre ses mains, je croi qu’il viendroit or.
Je croi que Dieu pour rendre & nostre vie heureuse,
Et feconde la terre, & sa gloire fameuse,
N’eust rien fait que ce fruict, si ce grand univers
Eust peu dit estre beau sans tant de corps divers.
|| [322] || [323] || [324] || [325] || [326] || [327] Tobias Hübners (FG 25) Verdeutschung dieser Stelle, obwohl sie erst 1631 im Druck erschien, kann auch die Revision des Reimgesetzes auf die Palmen-Imprese angeregt haben, welches im GB 1629 erschien. Vgl. die frühen Fassungen in DA Köthen II.1 und Conermann I, außerdem GB 1641, GB 1641/44, GB 1646 und DA Köthen I.1, 78–80. Die Fassungen und deren Quellen besprach zuerst Conermann II, 124–127 (mit Hübner- Zitat S. 124); vgl. dort zahlreiche zusätzliche, im folgenden nicht wiederholte Quellenverweisungen. Vgl. auch die Abbildungen auf S. 323ff. u. „Zu den Abbildungen“ S. 104ff. — Simon Goulart de Senlis, dessen Le Sage Vieillard F. Ludwig übersetzte und zu dem Hübner eine Gedichtübersetzung beisteuerte (s. 310411), edierte und kommentierte die Dichtung Salustes in zahlreichen Ausgaben. Vgl. in K 1 die Initialen S. G. S. in den Titeln der Ausgaben der Witwe des Jean Durant. Da die von Hübner benutzten Ausgaben bisher nicht identifiziert sind, zitieren wir eine Edition (HAB: Lm 2° 26), die auch im Besitz F. Ludwigs (IP, 268v) war: LES | OEVVRES | DE | G. DE SALVSTE | S.r DV BARTAS | Reeueües Corrigees Augmentees de Nouueaux. | Commentaires. Annotations en Marges et | Embellie de figures. sur tous les Jours | de la sepmaine. | Plus A estè adiouste la premiere et | Seconde partie de la suitte aueccq. l’argument | General et Amples sommaires au Commencement | De chacun liure. par S. G. S. | DERNIERE EDITION | Av Roy | Auec priuilege de sa Majeste | MDC XI | A PARIS | Chez TOVSSAINCTZ DV BRAY rue | St. Jacques aux Espics Meurs et | en sa Boutique au palais a l’entree de la Gallerie des | Prisonniers. S. 143: „Gomara en son troisiesme liure de l’histoire generalle des Indes Occidentales, chapitre 94. parlant de l’isle de Zebut, où croist ce merueilleux fruict, en discourt ainsi que s’ensuit. Il y a en ceste isle vn fruit qu’ils appellent Cocos, de la forme d’vn melon: mais plus long que gros. Il est enuelopé de dedans plusieurs petites pellicules aussi deliees que celles qui enuironnent le noyau d’vne datte. Les Insulaires font du fil de ces pellicules, aussi fort & aussi bon que s’il estoit de chanure. Ce fruit a l’escorce comme vne courge seiche: mais bien plus dure, laquelle estant bruslee & mise en poudre sert de medecine. Sa chair ressemble à du beurre estant ainsi blanche & molle, au reste fort sauoureuse & cordiale. Ils s’aydent de ce fruit en plusieurs autres choses. S’ils veulent auoir de l’huile ils le remuent & tournent le dessus dessous par plusieurs fois, puis le laissent reposer quelques iours que la chair se trouue en vne liqueur comme huile fort douce & salutaire, dont ils s’oignent souuent. S’ils le mettent dans l’eau, ceste chair se conuertit en sucre: s’ils la laissent au Soleil, elle se tourne en vinaigre. L’arbre est quasi comme la palme, & porte son fruict comme vne grappe de raisin. Ils font vn trou au pied, & recueillent soigneusement en vne canne grosse comme la cuisse la liqueur qui en distille. C’est vn bruuage fort plaisant & tres sain, autant estimé entr’eux, comme le bon vin par deça. Ouiede au sommaire de l’Inde Occidentale, chapitre 66, en dit merueilles, specialement de l’eau qui est au milieu de ce fruit, à sçauoir que c’est le plus souuerain & substantiel breuuage du monde. Voyez ce que Strabon au sixiéme liure & Garsie d’Orre, au 26. chapitre du premier liure des espiceries disent de la palme Indienne, la noix de laquelle a grande conuenance auec ce Cocos.“ Zur Erklärung: Gomara: Francisco López de Gómara: Historia General de las Indias (1552); Ouiede: Gonzalo Hernandez [recte: Fernandez] de Oviedo: Coronica delas Jndias. la hystoria general de las Jndias agora nueuamente im | pressa corregida y emendada. 1547. Y con la conquista del Peru. [Kolophon: Salamanca 1547: Juan de Junta]; Garsie d’Orre, recte Garcias da Orta: Colloquios dos simples e drogas ... da India (Goa 1563), s. Conermann II, 124 Anm. 176 u. 125–127. Saluste bzw. Goulart könnten sich der abkürzenden lateinischen Übersetzung von Clusius bedient haben. Vgl. Carolus Clusius: Aromatum, et simplicium aliquot medicamentorum apud Indos nascentium historia 1567... Facsimile. Avec une introduction du Dr. M. de Jong ... et du Dr. D. A. Wittop Koning. Nieuwkoop 1963, 123–130. Inhalts- und (fast völlig) wortgleicher Kommentar Goularts in PREMIERE SEPMAINE OV CREATION DV MONDE DE GVILLAVME DE SALVSTE, SEIGNEVR DV BARTAS. En cette derniere Edition ont esté adioustez la premiere & seconde partie de la suite reueuë & || [328] embellie en diuers passages par l’Autheur mesme. Plus ont esté mis l’argument general, amples sommaires au commencemẽt de chasque liure, annotatiõs en marge, & explication des principales difficultez du texte, par S. G. S. A ROVEN, DE L’IMPRIMERIE, DE RAPHAEL DV PETIT VAL. Chez DAVID DV PETIT VAL, Imprimeur & Libraire ordinaire du Roy. 1616, S. 336f. (HAB: 182. 5 Poet.). Diese Augabe besaß F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) lt. Catalogus Secundus (Libri theologici in octavo, Nr. 43 und 44) und Kat. Dessau BB (S. 332 Nr. 11893f.); auch HAB: 182. 5–6 Poet.
2 Bearten, nur in DW I, 1207 (ohne Nachweise) aufgeführt: arare, laborare, ein Feld bearten u. dgl. Im hier begegnenden reflexiven Gebrauch vermutlich im Sinn von gestalten, entfalten, vielleicht auch befruchten. — Im Ahd. u. Mhd. heißt „art“ auch Acker-, Pflugland, auch das Pflügen selbst; arten: bebauen. Diese Bedeutung verliert sich zugunsten der heute gewöhnlichen: Abstammung, Herkunft, Spezies; Eigenschaft, Qualität. Im Verb „arten“, heute nur noch als Partizip/ Adjektiv (auf eine bestimmte Weise geartet sein...) oder in Komposita wie ausarten, nacharten in Gebrauch, schien noch beides zusammengeflossen zu sein: jmd./ etwas nachschlagen, geraten sein, sich in bestimmter Weise gestalten, bilden, entfalten, gedeihen, reifen, bei Feldern: bebauen. Schon bei Stieler, 58 („Art“) u. 59 („Arten, geartet“) haben sich die älteren Bedeutungen verloren: Art: „Genus, ingenium, indoles, natura, conditio, forma, modus, species“; arten: „patrissare, qvadrare, componere se ad genium alicujus“. Vgl. Baufeld, 13 (arten); Benecke/ Müller/ Zarncke I, 50–52 (Art, arten); DW I, 573 (arten); Frnhd. Wb. II, 179–190 (Art, arten); Götze, 3 (arten); Lexer: Handwb. I, 98 (arten); Paul: Wörterbuch, 54.
3 Cebú, Hauptinsel der damals span. Philippinen. Vgl. Conermann II, 124 Anm. 176. Vgl. Goulart in der eben zit. Auflage der Sepmaine von 1611: „Ceste isle (dit Gomara au troisiesme liure de l’histoire des Indes, chapitre 94.) est grande & abondante en toutes choses, estant destournee de l’equinoxial dix degrez vers nous, riche en or, sucre & gingembre.“ Inhaltsgleich die Ausg. Rouen 1616, S. 335f.
4 In der Vorlage: sourcilleux, d. h. hier steil. Mhd. gehürnet, nhd. gehörnt, hörnicht bedeutet nicht nur dem Stoff nach das Hornige, Hornartige, mit Hörnern Versehene, sondern konnte der Form nach verschiedene Gegenstände kennzeichnen: „hörnichter Komet“ (Stieler, 776); die Hörner des Mondes etwa die Spitzen der Mondsichel; geograph. tritt uns „Horn“ in der Bezeichnung für felsige Berge (Matterhorn) oder Berg- sowie für Landspitzen (Kap Horn), überhaupt für Winkel und Ecken (s. 300320 K II 18) entgegen. Vgl. Baufeld, 131 (Horn); Benecke/ Müller/ Zarncke I, 715ff. (Part. gehürnet abgel. vom v. hürnen, mit Hörnern versehen); DW IV. 1. 2, 2557, 2530 (gehürnt, gehörnt); IV. 2, 1815ff. (Horn); Götze, 126 (Adj. hürnein); Lexer: Handwb. I, 1396 (gehürnet u. a.); Paul: Wörterbuch, 418f.; Stieler, 776 (Horn, hörnicht).
5 Mhd. erziln, frühnhd. erzielen, v., erzeugen, hervorbringen, insbesondere Früchte, Ernte, Kinder, Vermögenswerte; heute nur noch eingeschränkt (z. B. nicht mehr für Kinder) gebräuchlich. Stieler, 2618: erzielen: „generare, progignere, progenerare, procreare“. Vgl. DW III, 1094; Lexer: Handwb. I, 705; Paul: Wörterbuch, 247.
6 Damit endet der Teil über Pflanzen; der ,indianische Palmenbaum‘ faßt also offenbar die Nützlichkeit aller Vegetation zusammen. Der Text behandelt anschließend die Metalle in der Erde.
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