Es handelt sich bei 310108 und 320626 um die zwei einzigen uns bisher bekannten Gesellschaftsbriefe
der
Noble Académie des Loyales (AL). Wir ergänzen das Schreiben um
zwei Zusätze und zwei Abbildungen: I. die AL-Statuten, II. die Impresen der AL,
schließlich das Porträt Fn. Annas von Anhalt-Bernburg, der Gründerin der AL sowie ihre
Akademieimprese. Zu Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (1606–1635, AL 1617,
TG 20) vgl. auch 340716.
Gfn. Maria Magdalena zur Lippe-Detmold (1606–1671;
AL 1629, TG 44), älteste Tochter Gf. Christians v. Waldeck-Wildungen (FG 113),
Gründer der Neueren Wildungschen Linie und Günstling Ks. Ferdinands II., dem er bei
einer Jagd das Leben rettete; Witwe Gf. Simons VII. zur Lippe-Detmold (FG 110). Nach
seinem Tod 1627 wirkte sie als Regentin und erhielt Schwalenberg, Marktflecken und
Bergschloß nahe Lemgo in Lippe-Detmold als Wittum. Sie verstand Französisch und einigermaßen
Lateinisch und Hebräisch und hinterließ viele geistliche Gedichte. Auszugsweise
Abschriften aus dem Tagebuch Gfn. Maria Magdalenas in STA Detmold: D 72
Mönks, Dr., Nr. 249 [ehemals L 7 Fam.-Akten A XV B4] (60 S.). S. Jost Christian Grothe:
Christlich Ehren Gedächtniß und Trostpredigt ... So bey der ... Beysetzung Der ...
Gräffin und Frauen ... Marien Magdalenen Gebohrnen Gräffin zu Waldeck Pyrmont ...
gehalten. Lemgo 1671 (
LP Stolberg, 15331; weitere Funeralschriften ebd. 15332–15335,
im Anhang der Sammlung „Personalia“). Vgl.
Conermann TG, 586f. u. 625;
Köbler,
571;
Ritter: Lexicon, 961; Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europ. Geschichte. Bd. I/2: Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II.
Frankfurt a. M.
21994, 421.
AL-Gesellschaftsname Maria Magdalenas. Vgl. Beil. II,
Nr. 22. In der Tugendlichen Gesellschaft, zu deren Mitgliedern Fn. Loysa
Amalia v. Anhalt-Bernburg gehört (vgl.
Conermann TG, 544), führte Gfn. Maria Magdalena
den Gesellschaftsnamen „Die Friedfertige“. — Die
Noble Académie des Loyales,
auch
L’Ordre de la Palme d’Or und später
Getreue Gesellschaft oder
Güldener Palm-Orden
genannt, wurde wenige Monate nach der Fruchtbringenden Gesellschaft am 21. 10.
1617 von Fn. Anna von Anhalt-Bernburg (1579–1624, AL 1617, TG 16), Gemahlin F.
Christians I. (FG 26) und Mutter Pzn. Loysa Amalias, in Amberg gegründet. Unter ihren
Mitgliedern begegnen viele Namen aus der reformierten politischen Führungsgruppe um
den kurpfälzischen Statthalter in der Oberpfalz, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg.
Nach dem Tod Fn. Annas übernahm deren älteste Tochter Fn. Eleonora Maria (AL
1617, TG 17), die Gattin Hz. Johann Albrechts II. von Mecklenburg-Güstrow (FG 158),
die Rolle des Patronats. Dies erklärt auch, warum die Gesetze der AL 1633 in Güstrow
bestätigt wurden (s. Beilage I, Schluß). Vgl.
Beckmann V, 335–339;
Conermann TG,
545ff.
Das Fnhd. kannte noch die Bedeutung des Verbs „gefallen“ im Sinne des Anfallens
etwa einer Summe, einer Erbschaft, eines Gnadenlohns, überhaupt einer Zahlung
(„Gefälle“); das damalige „gefällig“ wird heute als „fällig“ wiedergegeben. Vgl.
Baufeld,
103;
Stieler, 422;
Wachter, 409.
Zu dem Akademiegeld und der statutengemäßen
Unterstützung der Armen vgl. Punkt 14 der AL-Satzung (Beilage I).
Die Zahl der
Mitglieder der Akademie war auf 20 festgesetzt, zehn fürstliche, sieben gräfliche und
drei adelige (Beil. I, Ziffer 1). Loysa Amalia wird sich wohl auf die nachgerückten Mitglieder
beziehen, vermutlich auf die seit der Übernahme des Patronats durch Eleonora
Maria 1627 neu aufgenommenen.
Gfn. Magdalena v. Erbach (1595–1633), Tochter
Gf. Johanns VI. v. Nassau-Siegen, seit 1624 vermählt mit Gf. Georg Albrecht I. v. Erbach
aus der Reichenberger Linie (1597–1647). Sie trat nicht in die TG ein. Vgl. Beilage
II, Nr. 21. Die Gft. Erbach (Odenwald) war traditionell der Kurpfalz eng verbunden;
um die Mitte des 16. Jhs. hatten die Erbacher Grafen entscheidend dazu beigetragen, die
konfessionelle Entwicklung der Kurpfalz in die Bahn des Reformiertentums zu lenken.
Vgl.
Köbler, 155; Volker Press: Die Grafen von Erbach und die Anfänge des reformierten
Bekenntnisses in Deutschland. In: Aus Geschichte und ihren Hilfswissenschaften.
Festschrift Walter Heinemeyer. Hg. H. Bannasch u. H. P. Lachmann. Marburg 1979,
653–685; ders.: Bayerns wittelsbachische Gegenspieler — Die Heidelberger Kurfürsten || [
336] 1505–1685.
In: Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian I. Beiträge zur Bayerischen
Geschichte und Kunst 1573–1657. Hg. Hubert Glaser. München/ Zürich 1980 (Wittelsbach
und Bayern, II. 1), 24–39, hier 26; Gustav Simon: Die Geschichte der Dynasten
und Grafen zu Erbach und ihres Landes. Frankfurt a. M. 1858, 414ff.
Die Imprese
der Akademie war ein goldener Palmbaum „mit den Bei-Worten/ Sans varier“ (
Beckmann
V, 335; vgl. Anm. 2 u. K I 0). Mit der Umschreibung „ob solche [...] in etwas sich
lieb sein läst“ fragt Pzn. Loysa Amalia nach Gfn. Magdalenas Wahl ihrer Imprese. S.
Beilage II, Nr. 21.
Wir wissen nicht, welche der zehn jüngeren
Schwestern gemeint sind. Vgl.
AD VII, 305ff.
Wohl Gfn. Elisabeth v. Waldeck-
Wildungen, geb. Gfn. v. Nassau-Siegen, die Mitglied der AL war (Beilage II, Nr. 20),
nicht jedoch der TG. Auch sie gehörte offenbar zu den pünktlichen Beitragszahlerinnen
der AL, s. 320626. Hier könnte vielleicht aber auch Maria Magdalenas jüngere Schwester
Elisabeth (1610–1647) gemeint sein, die 1634 Gf. Wilhelm Wirich v. Dhaun zu Falkenstein
heiratete.
Der Begriff Nönnchen als Anspielung auf Gfn. Maria Magdalenas
Witwenstand.
Pz. Christian (III.) v. Anhalt-Bernburg.
Beckmann V, 371: „gebohren
A. 1631 den 2. Jan. getauft den 15. Febr. und nach König Christiano IV. zu Dennemarck
als erbehtenem Tauf-Pahten/ auch dem Fürstl. Hrn. Vater und Groß-Herrn
Vater genennet/ den 20. Jun. aber verstorben/ und den 27. desselben beigesetzet.“
Christian:
Tageb. IX, Bl. 213vf. (Eintrag vom 2. 1. 1631), 254vf. (15. 2. 1631). Bei der Taufe
vertrat F. Ludwig die Patenschaft Kg. Christians IV. v. Dänemark. A. a. O. X, 4vf. (20.
6. 1631): „Diesen abendt hat Gott der Allmächtige, meinen kleinen Christian, vmb ½ zehen
vhren zu sich in sein ewiges reich abgefodert [...]. Der liebe kleine sehlige hat ziemliche
angst, vmb das hertz gefühlet, welches ihm den athem sehr schweer gemachtt. [...]
Es hat heutte zu Mittage an der stuben angeklopfft, Jst ohne zweifel der engel des todes
gewesen.“
K I Die am Schluß der einzelnen Einträge stehenden zwei Jahreszahlen bezeichnen das
Jahr des Ordenseintritts bzw. das Todesjahr des Mitglieds. Die deutschen Gesellschaftsnamen
entnahm
Beckmann den Unterschriften der 1633 von neuem bekräftigten Gesellschaftsstatuten
(V, 337; vgl. Beil. I: Satzung, Ziffer 18 und K I 0). Daß die Gründerin,
Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg, nicht in diesem Verzeichnis vorkommt, muß nicht auf das
Fehlen ihres Namens in der Originalliste hinweisen. Es könnte sich auch daraus erklären,
daß Beckmann im vorangehenden Abschnitt (V, 337) ausführlich auf deren Imprese, einen
sich an den Sonnenstrahlen entzündenen Phönix mit der Beischrift „Seltzam aber
immerwährend/
Rare, mais perpetuel“, eingegangen war (vgl. Abb. S. 341).
Für die folgenden Angaben vgl. in den Fällen einer Doppelmitgliedschaft in AL und TG
Conermann TG, 614ff.
1 D. h. der reformierten
Konfession. Vgl. 301011 K 22.
2
Beitrags-Staffelung nach dem Stand und Vermö- || [
337]
gen der (fürstlichen, gräflichen, adeligen) Mitglieder. Einen jährlichen Mitgliedsbeitrag
kannten weder die AL, noch die FG oder TG; die FG finanzierte allerdings ihre Gesellschaftsbücher auf dem Wege einer unter ihren Mitgliedern erhobenen Umlage; zudem
war die Einführung einer Bearbeitungsgebühr in Höhe von vier Reichstalern, die bei
Eintritt von jedem neuen FG-Mitglied zu entrichten war, die erste Amtshandlung des
dritten Oberhaupts der Gesellschaft, Hz. Augusts v. Sachsen-Weißenfels (FG 401). Vgl.
DA Halle I: 680220.
K II
1 Fn. Amoena Amalia v. Anhalt-Köthen (1586–1625), geb. Gräfin v. Bentheim, erste
Gattin F. Ludwigs, Mitstifterin und kollegiales Oberhaupt der TG, TG 2. Druckfehler
Prouvoyante. 2 Pzn. Eleonora Maria v. Anhalt-Bernburg (1600–1657), älteste Tochter
Fn. Annas und ihre Nachfolgerin als AL-Patronin, dritte Gattin Hz. Johann Albrechts
II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158), TG 17.
3 Pzn. Sibylla Elisabeth v. Anhalt-
Bernburg (1602–1648), Tochter Fn. Annas, TG 18. Vgl. auch 320626 u. 340107.
4 Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (1604–1640; AL 1617?), Tochter Fn. Annas,
TG 19.
5 Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (1606–1635), Tochter Fn. Annas,
TG 20.
6 Pzn. Anna Elisabeth v. Anhalt-Dessau (1598–1660), Tochter F. Johann Georgs
I. v. A.-D. (FG 9), Gattin Gf. Wilhelm Heinrichs v. Bentheim-Steinfurt (FG 11);
nicht Mitglied der TG (vgl.
Conermann III, 15).
7 Fn. Sibylla v. Anhalt-Plötzkau
(1590–1659), geb. Gräfin v. Solms-Laubach, Gattin F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG
46), TG 23.
8 Pzn. Amoena Juliana v. Anhalt-Bernburg (1609–1628), Tochter Fn. Annas,
TG 21.
9 Hzn. Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (1596–1625), geb. Lgfn. v.
Hessen-Kassel, zweite Gattin Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG
158); nicht Mitglied der TG.
10 Pzn. Dorothea Bathildis v. Anhalt-Bernburg (1617–
1656), Tochter Fn. Annas, TG 24b.
11 Pzn. Agnesa Magdalena v. Anhalt-Bernburg
(1612–1629), Tochter Fn. Annas, TG 22. Vgl. 320626 K 5.
12 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (1599–1654), geb. Gfn. zur Lippe, zweite Gattin F. Ludwigs, TG 38.
13 Hzn.
Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (1613–1676), 1635 vermählt mit Hz. August
d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), TG 42b.
14 Pzn. Sophia Margaretha v.
Anhalt-Bernburg (1615–1673), Tochter Fn. Annas, seit 1651 zweite Gattin F. Johann
Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10), TG 33c.
15 Gfn. Walburga Anna v. Solms-Braunfels-Hungen
(1580–1618, Amberg), geb. Gfn. v. Dhaun zu Falkenstein, Witwe Gf. Johanns
v. Limburg u. Bronkhorst, Herr v. Styrum, 1616 erste Gattin Gf. Reinhards v.
Solms-Braunfels-Hungen (1573–1630). Gleich seinem in Braunfels regierenden, später
als treuer Parteigänger des Winterkönigs mit diesem nach dem Haag geflohenen und
dort 1623 verstorbenen Bruder, dem pfälzischen Großhofmeister Johann Albrecht I.,
war Gf. Reinhard der Kurpfalz eng verbunden: seit 1604 in oberpfälz. Regierungsdiensten,
1606 kurpfälz. Geheimer Rat, Obrist sowie Landvogt und Landrichter der Oberpfalz
in Amberg und als solcher F. Christians I. Stellvertreter in Amberg. Die politischmilitärische
Katastrophe des böhm. Abenteuers voraussehend, quittierte er später den
kurpfälz. Dienst. Walburga Anna war nicht Mitglied der TG. Vgl. Philipp Snabelius: || [
338]
Geistliche TrawerBinden vnd Klag Sermon ... Bey der Christlichen LeichBegängnuß ...
Herrn Reinharten/ Graffen zu Solms ... gehalten. Frankfurt a. M.: Johann Schmitlin
1631 (
LP Stolberg, 24409), 23; Christoph Heinrich Zeibich: Genealogische Tabellen
Uber das Uralte Reichs-Gräfliche Hauß zu Solms. Berlin u. a. 1709, 13; Albert Otto Billgen:
Genealogia ... comitum solmensium, Dominorum in Müntzenbergk ... ad hanc nostram
ætatem usque repetita, & brevibus Epigrammatibus Hexastichis exposita. Giessæ
1621: Petrus Lucius, Bl. F 2r. (Dieses Werk bringt Stammtafeln u. statt genealog. Nachrichten
lat. Vierzeiler in Hexametern auf die männlichen Vertreter des Hauses Solms.)
Vgl. ferner: Stammtafel des mediatisierten Hauses Solms. o. O. 1883, T. 3 (Nr. 44);
Karl-Otto Ambronn: Die kalvinischen Räte und Beamten in der Regierungskanzlei. In:
Die Oberpfalz wird bayerisch. Die Jahre 1621 bis 1628 in Amberg und der Oberpfalz.
Ausst. d. Staatsarchivs Amberg in Verb. m. d. Stadt Amberg ... aus Anlaß des 350. Jahrestages
des Erwerbs des Fürstentums der obern Pfalz durch Bayern. Ausstellung und
Katalog: Karl-Otto Ambronn u. Joachim Fuchs. Amberg (1978) (Ausstellungskataloge
der Staatlichen Archive Bayerns, X), 23–31, hier 23; Volker Press: Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559–1619. Stuttgart 1970,
410; Rudolph v. Solms-Laubach: Geschichte des Grafen- u. Fürstenhauses Solms. Frankfurt
a. M. 1865, 56ff., 77ff.
16 Burggfn. und Frau Ursula zu Dohna (1594–1657), geb.
Gfn. v. Solms-Braunfels, Gattin von Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG 20), seit
1615 Regimentsrat in Amberg und als solcher Teil jener „kleinen reformierten Führungselite“,
die F. Christian I. seit Mitte der 90er Jahre des 16. Jhs. nach Amberg zog (Christine
Paschen: Buchproduktion und Buchbesitz in der frühen Neuzeit: Amberg in der
Oberpfalz. Frankfurt a. M. 1995, 75, vgl. 77f.); er begleitete den Winterkönig nach seiner
Wahl zum böhmischen König 1619 nach Prag, um die Regierungs- und Kanzleigeschäfte
mit zu führen. Vgl.
Conermann III, 22f.; Friedrich Hermann Schubert: Die pfälzische
Exilregierung im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte des politischen
Protestantismus. In: Zs. f. d. Geschichte des Oberrheins. 102 (=NF 63) (1954),
575–680, hier 594. Ursula war Mitglied der TG: Nr. 43 (45a, 49a). Vgl. auch 300410 K
44, K 55, K I 19 u. K I 20.
17 Gfn. Magdalena v. Bentheim, geb. Gfn. v. Neuenahr
(1548–1627), seit 1573 vermählt mit Gf. Arnold II. v. Bentheim-Tecklenburg (1554–
1606), oder deren Tochter Gfn. Magdalena v. Bentheim-Tecklenburg (1591–1649),
Schwester Gf. Friedrich Ludolphs v. Bentheim-Alpen (FG 106; s. 260419) und seit 1631
mit Gf. Jürgen (Georg) Ernst v. Limburg und Bronkhorst, Herr von Wisch (u. Lichtenvoorde
u. Wildenborg) vermählt (vgl. 310224 K 23). Die „Sittsame“ in der AL war nicht
Mitglied der TG. Vgl. Adelslexikon. Hauptbearb.: Walter von Hueck. Bd. 1, Limburg a.
d. L. 1972 (Genealog. Handbuch des Adels, Bd. 53), 312; Johann Caspar Möller: Geschichte
der vormaligen Gfsch. Bentheim. Ndr. d. Ausg. Lingen/ Ems 1879, Osnabrück
1975, 227, 304; Wessel Frd. Visch: Geschichte der Grafschaft Bentheim. 2. Aufl. Nordhorn
1986, 44ff., 79ff.; Georg Schmidt: Die Zweite Reformation in den Reichsgrafschaften.
Konfessionswechsel aus Glaubensüberzeugung und aus politischem Kalkül? In: Territorialstaat
und Calvinismus. Hg. Meinrad Schaab. Stuttgart 1993, 97–136, 105, 130ff.
18 Gfn. Lucia Euphemia v. Ortenburg (1586–nach 1. 5. 1646), Tochter Gf. Heinrichs
X. v. Ortenburg (1556–1603), der 1585 im Amberger Schloß (anderen Quellen zufolge
in Heidelberg) die neun Jahre ältere, vermögende Anna Jakobäa, geb. Fugger, Frfr. v.
Kirchberg u. Weißenhorn (1547–1587) geheiratet hatte, welche 1582 ihr elterlicherseits
erzwungenes Klosterleben im Augsburger Katharinenkloster durch Flucht nach Heidelberg
beendet hatte, wo sich ihr Onkel Ulrich Fugger aufhielt, der sie großzügig finanziell
ausstattete und auch ihre Heirat einleitete. Ulrich Fugger und der reformierte Pgf.
Johann Casimir bei Rhein aus der Linie Pfalz-Simmern (1543–1592), vormundschaftlicher
Regent der Kurpfalz von 1583 bis zu seinem Tod und Administrator der Oberpfalz,
waren nach ihrer Flucht ihre Schutzherren. Sie wurde im Amberger Franziskanerkloster
bestattet. Ihr einziges Kind, Lucia Euphemia, Stiefschwester des regierenden Gfn. Fried- || [
339]
rich Casimir (1591–1658, FG 316), blieb unvermählt. Sie muß sich 1617, während der
Oberpfälzer Statthalterschaft F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg 1595–1621, in Amberg
aufgehalten haben, zumal ihre Stiefbrüder Friedrich Casimir, Johann Philipp und Heinrich
XII. von Jugend auf in enger Verbindung zum kurpfälz. Hof standen. Joachim v.
Ortenburg (1530–1600) war unter Pgf. Johann Casimir von 1584–1590 Vizedom der
Oberpfalz. (Vgl.
ADB XXIV, 438–442;
Medaillen Pfalz I, 125ff.; Um Glauben und
Reich. Kurfürst Maximilian I. Katalog der Ausstellung in der Residenz in München 12.
6. – 5. 10. 1980. Hg. Hubert Glaser. München/ Zürich 1980 [Wittelsbach und Bayern,
II. 2], 27ff.; Volker Press: Die evangelische Oberpfalz zwischen Land und Herrschaft —
bestimmte Faktoren der Konfessionsentwicklung 1520–1621. In: Das evangelische Amberg
im 16. Jahrhundert. Ausstellung im Stadtarchiv Amberg 9. Juli – 29. August 1983.
[Amberg 1983], 7–28, hier 17 u. 21.) Nach der Besetzung Ambergs durch bayerische
Truppen im Oktober 1621 lebte sie in Ortenburg, das besonders 1624 zu einer Zufluchtsstätte
insbes. für exilierte evangelische Prediger und Religionsverwandte aus den
österreich. Erblanden wurde. Lucia Euphemia wurde für ihre Mildtätigkeit und die Fürsorge
für ihre Untertanen gerühmt; sie hat u. a. beträchtliche Summen gestiftet, um die
durch Truppendurchzug und Einquartierung auf der Ortenburger Bevölkerung lastenden
Kriegskosten wenigstens teilweise zu übernehmen. Nach ihrem Tod erwies sich, daß
ihr Vermögen dem Ortenburger Grafenhaus — weil anderweitig vererbt — dauerhaft
verloren ging. Sie war nicht Mitglied der TG. Vgl. Martha Schad: Die Frauen des Hauses
Fugger von der Lilie: Augsburg — Ortenburg — Trient. Tübingen 1989, 111ff.; Johann
Ferdinand Huschberg: Geschichte des herzoglichen und gräflichen Gesammt-Hauses
Ortenburg: aus den Quellen bearbeitet. Sulzbach 1828, 498ff.; Carl Mehrmann: Geschichte
der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern. Landshut
1863, 69f.; E. Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen
u. gräflichen Gesamthauses Ortenburg. Vilshofen 1932 (diesen Titel konnten wir
leider nicht einsehen); Volker Press: Das evangelische Amberg zwischen Reformation
und Gegenreformation. In: Amberg 1034–1984. Aus tausend Jahren Stadtgeschichte.
Ausstellung d. STA Amberg und der Stadt Amberg ... aus Anlaß der 950-Jahrfeier der
Stadt Amberg. Kat.: K.-O. Ambronn, A. Fuchs, H. Wanderwitz. Amberg 1984 (Ausstellungskataloge
der Staatl. Archive Bayerns, 18), 119–136.
19 Gfn. Agatha Catharina v.
Leiningen-Westerburg (1595–1664), geb. Schenk Frau v. Limpurg, seit 20. 8. 1618 vermählt
mit Gf. Philipp II. in Rixingen (1591–1666), Tochter v. Reichserbschenk Eberhard
I. Herr v. Limpurg, in Speckfeld usw., Nichte v. Reichserbschenk Erasmus II. Herr v.
Limpurg (FG 148). Agatha Catharina, die nicht Mitglied der TG war, wird wohl wegen
der Abstammung der Grafen v. Leiningen-Westerburg aus dem Geschlecht der Herren v.
Westerburg und Runkel, deren Runkeler Zweig die Gft. Wied erwarb, als „Comtesse de
Wied“ bezeichnet.
20 Gfn. Elisabeth v. Waldeck-Wildungen (1584–1661), geb. Gfn.
v. Nassau-Siegen, Gattin Gf. Christians v. W.-W. (FG 113), nicht in der TG. Vgl.
320626.
21 Gfn. Magdalena v. Erbach; nicht in der TG. Vgl. K 6.
22 Gfn. Maria
Magdalena zur Lippe-Detmold, TG 44 (42a, 47a). Vgl. K 1.
23 Gertrud v. Peblis
(1576 – nach 1651), Tochter des Christoph v. Hammerstein und Schwester von Hans
Adam v. Hammerstein (FG 111), Gattin des kurpfälz. Oberstleutnants Georg Hans v.
Peblis (FG 102), der am kurpfälzischen Hofgericht und im Defensionswesen der Oberpfalz
wirkte; seit 1611 Kommandeur der oberpfälzischen Miliz („Ausschuß“).
Conermann
III, 105f. Vgl. Josef Dollacker: Das Ende der kurpfälzischen Herrschaft in der
oberen Pfalz. Amberg 1918, 3 Anm. 1, 7. Gertrud war nicht Mitglied der TG.
24 Margaretha
Sophia v. Thüngen aus altadligem fränk. Reichsrittergeschlecht, nicht in der
TG. Sie war mit sieben weiteren Geschwistern die Tochter von Veit v. Thüngen (um
1561 – zwischen 20. u. 30. 4. 1602) und Margaretha v. der Tann († kurz vor dem 23. 3.
1624). Veit, der uns unter dem Jahr 1579 in den Matrikeln der U. Heidelberg begegnet,
war hoch verschuldet 1595 als Pfleger/ Amtmann der Ämter Burgtreswitz und Tännes- || [
340] || [
341] || [
342] || [
343] berg
in kurpfälz. Dienste getreten. Bei seinem Tode waren alle acht Kinder noch unmündig.
Die oben veröffentlichte Mitgliederliste läßt das Datum der Aufnahme Margaretha
Sophias in die AL zwar offen, aber auch Margaretha Sophia könnte bereits, wie die Mitglieder
Nr. 23 und 25, 1617 aufgenommen worden sein. 1620 lebte sie jedenfalls bereits
in Ehe mit einem von Selbach genannt Quadfassel, dessen Bruder Johann Wolfgang später
ihre Schwester Maria Katharina heiratete. Das Jahr 1620 ist also der terminus non
post quem, da sie bei späterer Aufnahme sicherlich unter ihrem neuen Namen in die Mitgliederliste
eingetragen worden wäre. Auch ihr Bruder Veit Hans (um 1598 – um 1666)
stand wahrscheinlich in kurpfälz. Diensten, vermutlich als Soldat; seine 1628 behandelte
kurfl. Pensionssache dürfte damit in Verbindung stehen. Ein weiterer Bruder, Otto
Friedrich, ist 1618 beim Leichenbegängnis F. Johann Georgs I. v. Anhalt-Dessau (FG 9)
unter den anhaltischen Vasallen und Hofbedienten bezeugt. Es dürfte in diesem Zweig
der Familie also enge Bindungen an das pfälz. Kurhaus und, damit zusammenhängend,
an die Anhaltiner, insbes. F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg als kurfl. Administrator der
Oberpfalz, gegeben haben. Vgl. Rudolf Frhr. von Thüngen (†): Das reichsritterliche Geschlecht
der Freiherren von Thüngen. Forschungen zur Geschichte der Familie. Andreasische
Linie. 2. Teil. Neustadt a. d. Aisch 1999, 432ff. (zu Veit); 590ff. (zu Margaretha
Sophia und ihren Geschwistern);
Siebmacher, 6. Bd., 11. Abt. , 87. Biedermanns Stammtafeln
der Thüngen verzeichnen Margaretha Sophia nicht (J. G. B.: Geschlechtsregister
Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken ... Rhön und Werra. Bayreuth
1749, Ndr. Neustadt a. d. Aisch 1989, T. 194ff.).
25
Elisabeth v. Ettler/ Ettlin, nicht in der TG. Sie dürfte in verwandtschaftlicher Beziehung, vielleicht als Cousine, zu
Friedrich v. Schillings (FG 21) Gattin Anna Maria, geb. v. Peblis gestanden haben. Diese
kam als Tochter des mgfl. baden-durlach., später kurpfälz. Rates und Kirchenrats-Präsidenten
Wilhelm v. Peblis und seiner „Fraw Johanna eine geborne von Ettlin“ 1589 in
Durlach zur Welt. Vgl. 300410 K 3 u. 310800 K 3. Johanna v. Ettler, geboren 1550 als
Tochter v. Jacob v. Ettler, starb 1616 in Heidelberg. Ihre LP berichtet nur kurz von neun
Kindern, von denen sechs ihre Mutter überlebten (
LP Roth, R 4943;
LP Göttingen II,
81, 21;
LP Stolberg 1527). Vgl.
Conermann III, 23f. u. 105f. Möglicherweise liegt Verwandtschaft
mit den schweizerischen Geschlechtern Etter, Etterlin oder Ettlin vor. Historisch-biographisches
Lexikon der Schweiz. Deutsche Ausgabe, besorgt v. H. Tribolet.
7 Bde. u. Suppl. Neuenburg 1921–1934, III, 87f.
26 Susanna v. Börstel, geb. v. Rhemen,
zweite Gattin des anhalt-bernburgischen Geheimen Rats Heinrich v. Börstel (FG
78), vordem Hofjungfer Fn. Amoena Amalias v. Anhalt-Köthen. Vgl. Anm. 1;
Beckmann
VII, 205;
Conermann III, 82.