Die Kurzadresse deutet darauf hin, daß dieser Brief Johann v. Marios (FG 100. Der
Goldgelbe) an Friedrich v. Schilling (FG 21) einer größeren Sendung nach Anhalt
(oder an einen Agenten, etwa in Hamburg) beigeschlossen war oder, was allerdings unwahr- || [
372] scheinlich ist,
durch einen Boten oder Bekannten direkt ins anhaltische Köthen gebracht
wurde.
Brief und Beilagen unbekannt.
Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629,
TG 38). S. 300320 I u. K II 30.
Burggfn. u. Frau Ursula zu Dohna, geb. Gfn. v.
Solms-Braunfels (AL 1619, TG 43), Gattin Christophs zu Dohna (FG 20), Schwester
der Gemahlin F. Friedrich Heinrichs v. Oranien, Amalia. S. 300320 I, 300410 K 44 u. K
I 20 sowie 310311.
Gfn. von Gronsfeld, vielleicht eine der beiden Schwestern des ligist.
Obristen (u. Feldmarschalls) Gf. Jost Maximilian v. G. (1598–1662), Gertrudis und
Felicitas, oder jene Gertrudis, die unvermählt starb und mit der die dritte Linie der
Gronsfelder Grafen erlosch. In einer Urkunde d. d. 22. 6. 1640 über seinen Verkauf der
Herrschaft Rimburg — mit Zustimmung seines Bruders und seiner Schwestern — an Frh.
Arnold v. Boymer und dessen Frau Catharina, geb. v. Splinter, nennt sich der Aussteller
Jost Maximilian Graf v. Bronkhorst, Grünsfeld u. Eberstein, Frh. v. Battenburg, Herr zu
Alpen, Honnepell u. Gochsheim. Christian Quix: Schloss und ehemalige Herrschaft
Rimburg, die Besitzer derselben, vorzüglich die Grafen und Freiherren von Gronsfeld,
nebst den umliegenden Dörfern. Aachen 1835, 146–153. Vgl.
ADB IX, 726–8;
BAB
278, 336ff.;
EST XVIII, T. 42;
Gauhe II, 98ff.;
Hübner: Tabellen II, 444; Johannes
Arndt: Das niederrheinisch-westfälische Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder
[1653–1806]. Mainz 1991, 96f., 274; Helmut Lahrkamp: Jost Maximilian Graf von
Gronsfeld (1598–1662). In: Rheinische Lebensbilder I (1961), 66–82, 74. Vgl. auch
Anm. 9 u. 310311.
Johann v. Mario in seinem vorangehenden Schreiben an Friedrich
v. Schilling vom 20. 2. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 26r–27v): „[...] Jst mir den 17. dito sein
mir angenemeß Liebeß Schreiben so den
13/ 23 Januarj dadirt, neben eineß von seiner
Liebsten [Anna Maria, geb. v. Peblis, s. 300410 K 3, 310113 K 5] vnd auch Frawen von
Dhonaw, neben Junckhfrawen Schellin [s. u.] Jhrem zu Recht einbehendigt worden, der
von Dhonaw schreiben habe ich also balt durch meinen Sohn [Johann Heinrich, s.
300410 K 1] Jhr G. [Ursula zu Dohna] einzuhendigen nacher
Delfft
[Wohnort der Dohnas, s. 300410 K 55] gesandten, weliche eben den selbigen abent der Almechtige mit einem
Frewelein glueckhlichen in die khinderbeth khumen Lassen [Lassen
für 〈ist〉], zwar
mich mein G. F. v. h. [F. Friedrich Heinrich v. Oranien] deß andern dageß gegen abent
aldar gesandten, dero selben mit dem Jungen Erben Glückh zu bethen vnder anderen
auch deß herrn Brudern seiner Liebsten schreiben Jngedenckht worden, vnd sie [sich]
zum freundtlichsten bedanckhet, sagent die Liebe Böblitzin [Peblis] gedenckht noch offt
an mich, wüntsche Jhr von hertzen daß eß Jhr nach allem Jhrem begehren wollergehn
thet, vnd wan ich mit d
er hülff von Gott wider auß der Khinderbeth khume, solle ich Jhr
hierauff andtwortten. Mein G. F. v. h. hat Jhr eine Newe Gutsche mit 6 Schöne
Schwartzbraunen v
erEhrt, darmit sie noch offtern ber
Brüssel, vnd gantz zu Landt, mit
allem
Menaggj zu Jhrem herrn nach
Oranien [Christoph zu Dohna, seit 1630 Gouverneur
des Fts. Orange] zue wirdt Reissen.“ (Bl. 26r.) — Am 17. 2. 1631 hatte Ursula in Delft ihre
Tochter Sophia zur Welt gebracht, die offenbar in zarter Kindheit verstarb. Vgl.
EST
XIX, T. 127;
Hübner: Tabellen IV, T. 797 u. 799. Vgl.
DW V, 727f. zu dem nur
schweiz., tirol. und bair. belegten Femininum Kindbett. Marios K(h)inderbet, Wochenbett,
ist dort (Sp. 733) nur vereinzelt als das Neutrum Kinderbett, puerperium, belegt.
Ursula zu Dohna lebte noch in Delft, auch am Hof ihrer Schwester Amalia im Haag,
während ihr Gatte schon im August 1630 nach Frankreich und in das Ft. Orange abgereist
war, dessen Statthalterschaft er übernahm. Vgl. 300410 K 55. — Die „Jungfrau
Schellin“ [Schelling?Schelin? ] konnten wir nicht ermitteln. Vgl. jene in einem Brief an
Constantijn Huygens vom 19. 5. 1635 erwähnte „Juffr. [Juffrouw] Scheel“, Hofdame
von Fn. Amalia v. Oranien. Diese war vermutlich eine der vier Töchter des Sweder Schele
tot Welvelde, 1619 Vertreter der Ritterschaft von Overijssel in der Versammlung der Generalstaaten,
und seiner ersten Frau Reinira van Coeverden tot Raen. Sie erscheint auch
in einem Brief an Huygens vom 24. 9. 1640 als dame „Schelin“. De Briefwisseling van
Constantijn Huygens (1608–1687). Tweede Deel: 1634–1639. ’s-Gravenhage 1933, 66. || [
373]
Wesel/ Hzt. Kleve, 1614–1629 starker span. Stützpunkt, seit 1629 ndl. Festung; s.
310113 K 12 u. 18; vgl. 300921 K 3 u. 300924 K 23.
Gesellschaftsname und -wort
Magnus Laurwaldts (FG 99) in der FG. S. 300410 K I 14. Am 4. 4. 1631 [n. St.] (a. a. O.,
Bl. 59r–60v) schreibt Mario: „Jch v
erwunder mich zum höchsten, daß ich von dem Schönen,
noch von dem Frewelein von Grunsfelt niemalß einighe Andtwortt empfangen habe,
vielleicht hat Jne v
erhindert der abzug, so gewislichen
vltimo Martio
seinen vortgang gehabt
hat, vnd die
demolation albereith beschehen ist“ (59v). Mario wiederholt seine Klage
im Brief vom 14. 4. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 63r–64v): „Jch v
er[neme a]uch [
Textverlust]
noch khein Andtwortt von dem Frewelein von Grunsfelt, weiß nit, waß ich saghen
solle, die Fraw von Dhona habe ich wider gesprochen, ob sie nit auf die schreiben andtwortten
wolle, belobet mir noch für Jhrem v
erreissen solicheß zu thun, wie auch Junckhfraw
Schelling, Gott weiß daß ich offtmalß anmahnung thue, aber eß hilfft nicht. Jch erwart
alle stunden Lawerwalt alhier, daß ich Jne doch fragen möchte, ob er dem Frewelein
das schreiben habe einbehendigt, dan ich solicheß deß Freweleinß Jhreß in das seine
geschlossen bergesandten vnd bey einem bekhandten deß Lawerwaltß guetem freundt,
eß v
erdriest mich gleich woll, doch ohne schult meineß fleiseß.“ (Bl. 64r.) Vgl. 310311.
Gf. Wilhelm v. Nassau-Siegen (1592–1642), Oberkommandeur der in den jülichklevischen
Erblanden stationierten staat. Truppen; sein Hauptquartier war Duisburg/
Hzt. Kleve. S. 300410 K 21. Einzelheiten über den Aufenthalt Laurwaldts in Duisburg
sind nicht bekannt. S.
Conermann III, 102.
Löffeln (löfflen/ lefflen):
flirten, buhlen, poussieren. S. 300426 K 16.
Die Rede ist offenbar von der erweiterten Fassung des
GB 1629, dem
GB 1629/30, das die Impresen der Mitglieder bis zum 200. Mitglied (Martin Opitz) veröffentlichte
und Ostern 1630 erschienen war. S.
Conermann II, 48ff.;
DA Köthen I. 2, S. 9;
290226 K 7, 290310 K 9, 291200, 300203, 300410, 300420 u. 300420A. Schilling hatte
offenbar ein Exemplar des
GB 1629/30 nicht mitgesandt, sondern dieses nur erwähnt.
Vgl. Anm. 16.
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hatte für Mario das
GB 1629/30 bezahlt, wie er es vordem auch für Burggf. und Herr Christoph zu Dohna im
Falle des
GB 1629 getan hatte (s. 291104). Einen solchen von jedem Mitglied der FG zu
entrichtenden Beitrag in Höhe von vier Reichstalern hatte eine Mitgliederversammlung
Ende 1627 beschlossen, um das erwähnte neue, mit Kupferstichen aus der Merian-
Werkstatt geschmückte GB zu finanzieren (s. 271201). F. Christian war mit dem Einsammeln
der Umlage bei 20 Mitgliedern beauftragt worden (ebd.) und klagte im Mai
1629, er habe 40 Taler aus eigener Tasche zuschießen müssen (s. 290510). Dohna allerdings
wollte seinen Obolus durchaus entrichten, verlangte dafür aber den Erhalt aller
Bücher der FG (s. 280218). Vgl. Anm. 18.
Zur ,Ungnade‘ F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg
gegenüber Mario s. 300410 K 51 u. 310113. Zu „Capitel“ vgl. den Beleg
aus Johann Beers
Winternächte (1682) in Dagmar Carmesin: Das Fremdwort bei Johann
Beer. München 1992, 127: „warte, warte, ich will dirs Capitel lesen, daß es gelesen heißen
sollte.“ In einem Brief an Mario vom 25. 2. 1631 hatte Schilling von den Feierlichkeiten
aus Anlaß der Taufe Pz. Christians III. v. Anhalt-Bernburg (*2. 1. 1631, getauft am
15. 2., †20. 6. 1631, s.
Beckmann V, 371) berichtet. Marios Antwort vom 4. 4. 1631 [n.
St.] (a. a. O., Bl. 59r–60v, 59r): er habe „[...] Fürnemblichen die
relation, wegen meineß
auch Gnedigen Fürsten vnd herrn, herrn
Christian Zu
Anhalt etc. sambt dero Löblichen
Fürst. gemahlin [Eleonora Sophia, TG 39] dero nun mehr Jungen Fürst. Erben vnd
Princen,
Glückhlichen vnd woll abgeganen
[sic] Khintßdauffe, vnd so hoch ansehentlichen
Gevatteren [Kg. Christian IV. v. Dänemark], mit freudten v
erstand
en[.] Gott v
erleihe
dem selben, ein Langeß gesundteß wollersprieslicheß Leben, zu ergotzung, deß selben
beydter villgeliebten Fürstlichen Elteren, daß d
er herr Bruder bey dem gesundten [Burkhard
v. Erlach, FG 52], seiner Liebsten hausfrawen [Ursula, geb. v. Hatzfeld], vnd allen
den seinen, meiner wenig
en perschon auf der Khintßtauffe im besten Jngedenckh ist gewest,
bedanckhe ich mich zum höchsten, wüntsche auch vill 1000 mahl daß mir die gele- || [
374] genheit von Gott gegeben solle werden, daß ich nur ein [d. h. ungefä hr] 3 od
er 4 daghe,
bej meinem hochgeEhrten herrn vattern vnd Frawen Muettern dem gesundten, in
conuersation
erGötzlickheit möchte haben“. Daß Mario F. Christian II. später auch wieder direkt
schrieb, bezeugt z. B. eine Eintragung in
Christian: Tageb. XI, Bl. 32r (Eintrag vom
9. 6. 1632): „D
er Ob. Mario hat mir auch geschrieben.“ Dieser Brief ist leider verschollen.
Wie zuvor ,Emblemata’ im heutigen Sinne von Impresen. Gemeint sind die
Sinnbilder der ersten 200 Mitglieder (
GB 1629/30), vgl.
Conermann I. Mario besaß
noch im Jahre 1648 lediglich das
GB 1629, welches Dohna ihm geschickt oder geschenkt
hatte. Wenn Dohna nämlich die Umlage bezahlt hatte, besaß er neben dem Exemplar,
das ihm F. Christian II. im Oktober 1629 aus Leipzig geschickt hatte (vgl. Anm. 16), ein
anderes Gesellschaftsbuch von 1629, das er an Mario weiterreichen konnte. Nicht auszuschließen
ist auch, daß Dohna Mario nur ein ihm mitgesandtes Exemplar ausgeliefert
hat. Es ist Mario offenbar erst 1649 gelungen, sich in den Besitz einer vervollständigten
Fassung des Gesellschaftsbuchs zu bringen. Im Brief 300410 (vgl. dort K 2) hatte sich
Mario allem Anschein nach für eine aktualisierte handschriftliche FG-Mitgliederliste bedankt,
die hier angesprochen sein dürfte.
Visierung oder Abriß der Mitglieder-Wappen (hier: Laurwaldts), die in das
GB Kö. gemalt und für einen Wappenteppich gestickt
werden sollten. S.
Conermann II, 61–68;
DA Köthen I. 2, S. 9;
Conermann: Nachlaßinventar,
74ff., außerdem 271201 u. I, 271209 u. I u. ö. Das
GB Kö. enthält Laurwaldts
Wappen; eine Eintragung des Schönen fehlt. S.
Conermann I, Nr. 99 u.
III, 102.
Zur Beschaffung von Wappenzeichnungen vgl. auch Marios Brief vom 11. 3. 1631 n. St.
(a. a. O., Bl. 22r–23v), in dem er seine Erwartung der „bewusten wappenen“ (22v) ausdrückt.
S. auch 310311.
Wappen des Nicolaus v. Buschhausen (FG 60) für das
GB Kö. und den Köthener Wappenteppich. S.
Conermann I, Nr. 60 u.
III, 65 (Hinweis auf
eine erhaltene Vorzeichnung). Vgl. 310311. — Über den als (ndl.?) Capitain wohl vor
1632 gestorbenen, aus Anhalt stammenden Buschhausen und dessen Kontakt mit Mario
sind wir nur unzulänglich unterrichtet. Am 21. 11. 1632 heiratete Mario dessen Witwe
Elisabeth, geb. Hochgraf. S. 300410 K 1 u.
Conermann III, 65.
Unbekannter Bruder
Buschhausens, der im Regiment Gf. Johann Moritz’ v. Nassau-Siegen (s. 300410 K
34, 42, 51; 300921 K 3 u. K I 4) diente. Dort finden wir nur Willem van Boshuysen
(†1657), seit November 1629 Sergeant-majoor, 1636–1655 Luitenant-kolonel im Wallonenregiment
Gf. Johann Moritz’. S.
Het Staatsche Leger IV, 96, 252, 304; V, 470; Gloria
Parendi. Dagboeken van Willem Frederik stadhouder van Friesland, Groningen en
Drenthe. Den Haag 1995, 144 (Eintrag vom 4./14. 6. 1645), 153 (Eintrag vom 23. 7./ 3.
8. 1645), 196 (Eintrag vom 10./ 20. 1. 1646); J. A. Worp [Hg.]: De Briefwisseling van
Constantijn Huygens [1608–1687]. Tweede Deel: 1634–1639. ’s-Gravenhage 1913, 366
(Juni 1638 als lieutenant-colonel erwähnt).
Trauern, eigentlich: in der Leichprozession
schreiten, vgl.
DW V, 909 („in der klage gehn
ducere exequias alicujus FRISCH“);
Klag, f., Leichenbegängnis,
Goetze, 135.
Gemeint ist Gf. Erich v. Limburg und
Bronkhorst (2. 9. 1570 – 25. 8. 1630), Dechant der Kölner Stiftskirche St. Gereon und
Domscholaster zu Köln, nicht dessen Bruder, der Vater der nachgenannten Grafen: Gf.
Joost v. Limburg u. Bronkhorst, Herr von Styrum, Wisch und Borculo, Bannerherr v.
Geldern u. Zutphen (1560–1621), römisch-katholisch, später (wohl um 1596) lutherisch;
resignierter Domherr zu Münster und Köln (seit 1569); 1591 in Detmold vermählt mit
Gfn. Maria v. Holstein-Schaumburg-Sternenberg, Frau von Gemen (1559–1616), lutherisch,
deren Schwester Elisabeth (1566–1638) mit Gf. Simon VI. zur Lippe–Detmold vermählt
war.
EST VI, T. 6; Geschiedenis der Graven van Limburg Stirum, Deel III, Bd. 1:
A. P. van Schilfgaarde: De Graven van Limburg Stirum in Gelderland en de Geschiedenis
hunner Bezittingen. Geschiedenis, Inventaris. Assen 1961, 5, 27ff. — Die um ihren
Oheim Trauernden waren: 1. Gf. Hermann Otto I. (1592–1644) in Bronkhorst und Styrum,
1637 Gemen und Borculo, 1626 Generalkommissar der staat. Kavallerie, später bis
zu seinem Tod vor Bergen op Zoom Leutnant-General derselben, von 1640–1644 zudem || [
375]
Nachfolger von Otto van Gent (s. 300921 K 3, 300924, 310113 K 13 u. 310311 K 30) als
staat. Gouverneur von Wesel. S. 300410 K 43. Wie Hermann Otto standen auch seine
Brüder lange Jahre in Kriegsdiensten Kg. Friedrichs I. v. Böhmen, Hz. Christians v.
Braunschweig-Wolfenbüttel und der Vereinigten Niederlande: 2. Gf. Jürgen (oder Georg)
Ernst, Herr von Wisch (u. Lichtenvoorde u. Wildenborg) (1593–1661), 1625 Führer
eines staat. Fähnleins Karabiniere, 1635 Rittmeister und 1641 Major der Kürassiere,
1631 in 1. Ehe vermählt mit Gfn. Magdalena v. Bentheim-Tecklenburg (1591–1649),
Schwester Gf. Friedrich Ludolphs von Bentheim-Alpen (FG 106). Vgl. 260419 K 6,
260619 K 8, 310108 K II 17. Ein Styrumer Gf. „Hans Georg“, den Mario im vorliegenden
Brief nennt, läßt sich nicht ermitteln; es handelt sich um eine Verwechslung mit Jürgen
(oder Georg) Ernst; 3. Gf. Wilhelm Friedrich, Herr v. Wildenborg u. Lichtenvoorde
(1594–1635), 1622 staat. Rittmeister der Arkebusiere, Mai 1626 bis 1635 Kommandant
der Garde-Kavallerie von F. Friedrich Heinrich v. Oranien; 4. Gf. Bernhard Albrecht
(1597–1637), katholisch, in ksl. Kriegsdiensten seit 1617, 1622 Rittmeister der Leibgarde
Ehz. Leopolds v. Österreich, Bf. v. Straßburg, resignierte 1625 als Domküster zu
Köln u. Domherr zu Straßburg, heiratete 1626 Anna Maria Elisabeth van den Bergh,
Erbin v. Well, die natürliche, 1611 legitimierte Tochter Gf. Hendriks van den Bergh
(Heinrich vom Berg[e]). Er wird in Marios Brief übergangen. Vgl.
EST XVIII, T. 5;
Het Staatsche Leger III, 162, 291, 293 (zu Jürgen/ Georg Ernst), 79, 155, 229, 248
(zu Wilhelm Friedrich); IV 199, 205, 215 (zu Jürgen/ Georg Ernst), 190, 195, 202 (zu Wilhelm
Friedrich); V, 429, 550 (zu Jürgen/ Georg Ernst);
Hübner: Tabellen II, T. 417;
Nuntiaturberichte Köln VII.1, 67 (zu Gf. Bernhard Albrecht);
Zedler XL, 1482f.; Gloria Parendi.
Dagboeken van Willem Frederik (s. Anm. 21), 16, 22, 71, 141, 145, 173, 266, 379,
380, 430, 549 (zu Jürgen [oder Georg] Ernst); Schilfgaarde, 6ff., 40–63, 109ff.; Olaf
Mörke: ,Stadtholder‘ oder ,Staetholder‘?[s. 300410 K 4]. Münster 1997, 118f., 122,
189f.; M. E. Tiethoff-Spliethoff: De Hofhouding van Frederik Hendrik. In: Jaarboek
met het jaarverslag/ Vereniging „Oranje-Nassau-Museum“, 1981–1984, 41–62, 43f.
F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–1647) aus dem Grafenhaus Nassau-Dillenburg,
Nachfolger seines Stiefbruders F. Moritz v. Oranien (1567–1625) als Statthalter
mehrerer Provinzen der Vereinigten Niederlande und von 1625 bis zu seinem Tod Kapitein
Generaal, d. h. Oberkommandierender der Truppen der Generalstaaten; von Mario
in seinen Briefen oft nur als (seine) F. G. oder (sein) „Pr.“ [Prinz/ Prince] bezeichnet. S.
300410 K 4.
Gemeint ist: haben
sich meistentheilß bey Jhren
Compagnien, vnd
Jhren hausern
aufgehalten.
Nikolaus Schmel(t)zing (Nicolas Schmelsingh/ Smelsingh
u. ä.; 1561 – ’s-Hertogenbosch 1629), ein gebürtiger Österreicher, seit 1593 Führer
eines staat. Reiterfähnleins, seit 1608 eines Reiterregiments, 1624 Oberst der staat. Reiterei,
von 1610 bis zu seinem Tod Superintendent oder Luitenant-stadhouder über die
Garnisonen der Prov. Overijssel mit Kommandantur in Deventer, seit 1625 zudem
„Hoofd van Justitie“. Er genoß großes Ansehen bei Hof und war eng befreundet mit
Constantijn Huygens, in dessen Briefwechsel sich auch Schreiben Schmelzings erhalten
haben. De Briefwisseling van Constantijn Huygens 1608–1687. Hg. J. A. Worp. ’s-Gravenhage
1911ff., I, 205, 208–210, 215f., 241, 243, 245, 251–253; vgl. auch J. J. Poelhekke:
Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik. Zutphen 1978, 148.
Schilfgaarde (s. Anm. 23), 37 (Briefe eines Obersten „Schmelsingh“ 1623). Als Nachfolger
Schmelzings im Amt des Leutnant-Statthalters der Provinz Overijssel zog Gf. Hermann
Otto I. v. Limburg-Styrum (s. Anm. 23) 1631 mit seinem Hausstand nach Deventer.
Vgl. ebd., S. 52, 55, 59, Inv. Nr. 146, 149. — Eine zeitgenössische Biographie F.
Friedrich Heinrichs v. Oranien widmet „Smeltsinch Gentil homme de l’Austrasie“ folgenden
kleinen Epilog: „tomba tout à coup malade & mourut en la 68 annee de son age:
s’estoit un homme fort sobre & si sobre qu’on à remarqué qu’il n’avoit jamais beu de vin
en sa vie, il fut regretté de son Excellence, & universelement de tout les Seigneurs de sa
cour. Il avoit rendu de tres grands services aux Estats l’Espace de 36 ans durant [...].“ I. || [
376] Commelyn: Histoire de La Vie &
Actes memorables de Frederic Henry de Nassau Prince
d’Orange [300410 K 4] (Amsterdam 1656) I, 64. — Vgl.
Groen van Prinsterer II, 67,
308;
Het Staatsche Leger II, 118, 233, 242, 311, 407; III, 15, 100, 119, 126, 214ff., 262;
IV, 197, 326, 334; Memoires de Frederic Henri de Nassau, Prince d’Orange [s. 300410
K 4], (Amsterdam 1733), 14. — Schmelzing war 1594 als Reiterführer unter den staat.
Hilfstruppen für Kg. Heinrich IV. v. Frankreich (
Het Staatsche Leger II, 311). Er wurde
1605 als Reiterführer von den Generalstaaten im Rahmen staat. Hilfstruppen für Hz.
Heinrich Julius v. Braunschweig-Wolfenbüttel abkommandiert, der gerade die Stadt
Braunschweig belagerte.
Het Staatsche Leger II, 233.
Prov. Drenthe im Osten der
Vereinigten Niederlande, trat 1580 der Union von Utrecht bei, fiel aber wieder unter
span. Herrschaft; 1594 durch F. Moritz v. Oranien erobert; aufgrund seiner nachrangigen
Bedeutung ohne Sitz in der Versammlung der Generalstaaten.
Israel, 250f.;
Nijhoffs,
163f.; Robert Fruin: Geschiedenis der Staatsinstellingen in Nederland tot den Val der
Republiek. Uitg. door H. T. Colenbrander. ’s-Gravenhage 1901, 99ff., 251ff.
Twent(h)e, östl. Landesteil und ,zweites Quartier‘ (neben Salland u. Vollenhove) der
Provinz Overijssel, welche seit 1579 der Union von Utrecht angehörte.
Nijhoffs, 446,
572f.; Fruin (Anm. 27), 89ff., 246ff.
Zutphen, Ort u. Gft. in der Prov. Gelderland,
zur Zeit der Republik mit Arnheim und Nimwegen eines der drei gelderländ. Quartiere;
das vierte oder Oberquartier (Roermond) war in span. Hand geblieben.
Israel, 384ff.;
Nijhoffs, 652; Fruin (s. Anm. 27), 87ff., 222ff.
Person, bei Mario öfter auch ,perschon‘
(s. 300410 u. ö.). Hier: der im Rang dritthöchste Offizier der staat. Kavallerie (s.
300410 K 43).
Gf. Johan Wolfert van Brederode, heer van Vianen, Ameide, Noordeloos
u. Kloetinge (1599–1655). S. 300410 K 44.
Vianen, Stadt u. freie Herrlichkeit
(,vrije heerlijkheid‘) in Südholland, 1419–1679 Residenz der Grafen Brederode, die
sich als legitime Nachkommen der Grafen v. Holland betrachteten.
Nijhoffs, 596.
Schon auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 hatte Kg. Karl I. v. England durch Gesandte
bei den Kurfürsten und dem Kaiser zugunsten seines Schwagers, des geächteten
Königs v. Böhmen (Kf. Friedrich V. v. der Pfalz) interveniert. Die Begnadigung des
,Winterkönigs‘ wurde jedoch an harte Bedingungen geknüpft, eine Restitution seines
Kurfürstentums vom Kaiser verweigert. Eine neuerliche britische Gesandtschaft nach
Wien im Juni 1631, die sich auf kgl.-brit. und kgl.-span. „Intercessionen“ sowie den am
17. 12. 1630 publizierten Frieden zwischen Britannien und Spanien berief, erhielt ebenfalls
keine Zusage und reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Vgl.
Theatrum europaeum,
Tl. 2, 3. Aufl. 1646 (HAB: Ge 4° 54), 408–410.
Johann Joachim v. Rusdorf (1589–
1640), 1616 kurpfälz. Hofgerichtsrat, Rat u. Diener, 1622–1627 kurpfälz. Resident in
London, 1627 Nachfolger des Ludwig Camerarius als Leiter der Exilpolitik, neben diesem
„die markanteste und wichtigste Figur der pfälzischen Exilregierung“. Am 1. 4. 1627
war er von England kommend im Haag eingetroffen, seinem künftig gewöhnlichen Aufenthaltsort,
wo er auch am 27. 8. 1640 verstarb. Er war regelmäßig in diplomatischen
Missionen tätig, so etwa vom November 1629 bis März 1630 in Paris. Im Juni schickte
Kg. Karl I. Sir Robert Anstruther (FG 240) nach Deutschland, um auf dem Regensburger
Kurfürstentag die brit. Positionen und auch die kurpfälz. Sache zu vertreten. Ihm
wurde vom geächteten Kg. und Kf. Friedrich Rusdorf als Begleiter zugeordnet. S. Friedrich
Hermann Schubert: Die pfälzische Exilregierung im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag
zur Geschichte des politischen Protestantismus. In: Zs. f. die Geschichte des Oberrheins.
NF 63 (1954), 575–680, 589 (Zitat); vgl. 595 Anm. 19a, 641, 659, 664ff. Vgl.
Theatrum europaeum, 2. Teil, 3. Auflage (1646, HAB: Ge 4° 54), 408ff.;
ADB XXX, 1–
3;
BA II.5, 431ff.; Die kurpfälz. Dienerbücher 1476–1685. (Bearb. v.) Manfred Krebs.
In: Zs. f. d. Gesch. des Oberrheins, NF 55 (1942), Beilage, S. m110; Friedrich Krüner:
Johann von Rusdorf kurpfälzischer Gesandter und Staatsmann während des dreissigjährigen
Krieges. Halle 1876, 101ff.
Der aus Metz gebürtige Theobald Moritz (Mauritz/
Maurice), zunächst kurpfälz. Prinzen-Erzieher, 1623 Leiter der pfälz. Exil-Kanz- || [
377] lei im Haag. S. Friedrich Schubert: Die pfälzische Exilregierung (Anm. 34), 630, 663;
Die kurpfälz. Dienerbücher 1476–1685 (Anm. 34), S. m88.
Als Pseudonym Kf.
Friedrichs V. v. der Pfalz, des ,Winterkönigs‘, ist „Constantius Patiens“ überliefert. Emil
Weller: Lexicon Pseudonymorum. 2., verb. u. verm. Aufl. Regensburg 1886, 416; Michael
Holzmann/ Hanns Bohatta: Deutsches Pseudonymen-Lexikon. Wien/ Leipzig
1906, 209.
César duc de Vendôme (1594–1665), als unehelicher, legitimierter Sohn
Kg. Heinrichs IV. v. Frankreich und der Gabrielle d’Estrées Halbbruder Kg. Ludwigs
XIII. Wegen seiner Verstrickung in eine gegen Richelieu gerichtete Verschwörung
(„Complot de Chalais“ 1626) wurde er verhaftet und für vier Jahre in Amboise und Vincennes
gefangengehalten. Der Herzog, seine Frau und seine Söhne (s. u. und 310311 K
2) hatten Richelieu in drei Schreiben am 13. 1. 1630 gebeten, sich für seine Freilassung
beim König zu verwenden. Vgl. die ausweichende Antwort des Kardinals an die Herzogin
vom 22. 1. und die Antworten des Herzogpaares vom 2. 2. 1630. (In: Pierre Grillon:
Les Papiers de Richelieu. Section politique intérieure. Correspondance et papiers d’état.
Tome V: 1630. Paris 1982, 32f., 40f., 61–63.) Nachdem Vendôme unter der Auflage freigelassen
worden war, sich vom Hof fernzuhalten und Frankreich für eine Zeit zu verlassen,
traf er im Februar 1631 mit seinem Sohn Louis de Vendôme duc de Mercoeur
(1612–1669, s.
ABF I, 731, 238–246; 1064, 246–250), in Brüssel ein, wo man politische
Verwicklungen mit Frankreich fürchtete und ihn lieber gehen als kommen sah. F. Friedrich
Heinrich v. Oranien ließ ihn kurz darauf per Schiff von Lillo (s. 301011 K 24) abholen,
um ihm am 15. 3. im Haag einen ehrenvollen Empfang zu bereiten. Sein Plan, in den
Niederlanden ein eigenes frz. Regiment zu werben und zu kommandieren, wurde aber
vom König vereitelt. Gleichwohl nahm er am Sommerfeldzug 1631 teil. Später hielt sich
Vendôme in England auf, bis er nach Richelieus Tod nach Frankreich und in angesehene
Staatsämter zurückkehren konnte.
ABF I, 1017, 290–320;
ABF II, 625, 349;
Aitzema I,
1087;
Het Staatsche Leger IV, 51, 282; Pierre Chevallier: Louis XIII roi cornélien. O. O.
1982, 302ff.; J. Russell Major: From Renaissance Monarchy to Absolute Monarchy.
French Kings, Nobles, & Estates. Baltimore, London 1994, 224f.; A. Lloyd Moote:
Louis XIII, the Just. Berkeley/LA, London 1989, 189ff.; Michel Le Vassor: Histoire de
Louis XIII, Roi de France et de Navarre. Nouv. Éd. Tome 3, Amsterdam 1757, 575. —
Mario ergänzt in seinem Schreiben vom 11. 3. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 22r–23v), in welchem
er auch von der Verschwörung der Königsmutter Maria de Medici und des Königsbruders Gaston d’Orlé ans berichtet: „
Ducq Vendohme, mit
Ducq De Beuff [Charles
II. de Lorraine duc d’Elbeuf], so wir albereith vor etliche daghen alhier v
erwacht [nl. erwartet],
sein noch nit hier, er will erst alle vnsere wie auch deß spanierß
frontiren stett besichtigen,
vnd wirdt den 14. dito in hörtzogenbusch erwarttet, welicheß zwar vnsere
herrn vnd meisterß nit so gehrn sehen thun, weiln er aber die spanischen
guarnisonen so
woll alß die vnseren besuecht, schweigt man doch mit guetem aufsicht darzue still“ (22r).
Erneute Nachricht Marios vom 14. 3. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 55r–56v): „
Ducq de Vendoime,
sambt
Ducq de Beuff sein den 12. dito mit deß
Pr. Jacht in
Dordrecht ankhumen,
und sein nach dem Busch [=’s-Hertogenbosch],
Heusten [Heusden/ Nordbrabant], vnd
Gertruittenberg [Geertruidenberg, s. 301011 K 26] zue, die selbigen zu besehen, werden
aber bermorgen alhier erwartt“ (55r). Vgl. 310311.
Antwerpen. S. 300921 K 10.
Die 18 in der Versammlung der holländ. Provinzstände vereinigten Städte. Vgl.
300921 K 32, 301001, 310113.
Treves, Waffenstillstand, s. 300410 K 35 u. 300921
K 32. Zur Zusammensetzung und zum Streit in der Versammlung der Provinzialstände
Hollands s. 300921 K 32, vgl. auch 301001. Zu Marios Ablehnung der Trevisten/ Arminianer
vgl. 300410 K 35 u. K 36.
Ungefähr. Zahlwort, unbest. Art. u. Pron., bezeichnet
im Frnhd. auch unbestimmte Kollektivsubjekte: nonnullus, einige. S.
Henisch,
836;
Stieler, 367;
Wachter, 352. Wie engl. ,some‘ (,some twenty vessels‘) macht ,ein‘ vor
Zahlen eine Größe und Vielheit namhaft. Es ist dann ein bloßer Artikel, der ,ungefähr‘,
,etwa‘ bedeutet: „es musz noch ein vierzehn tage anstehen“.
DW II, 4I, 123, 137. Den || [
378] Bearbeitern des
DW noch ganz geläufig, hat sich diese Bedeutung im heutigen Deutsch
verloren. Vgl. auch das Zitat aus Marios Brief vom 4. 4. 1631 n. St. in Anm. 17, dazu
300410 K 9, 300509 K 2, 300813 K 1, 310000 K 14, 310311 K 14, 320626 K 6 und
Christian:
Tagebuch IX, Bl. 218r (Eintrag vom 7./ 17. 1. 1631): „ein 7 oder 8 Monat“. Auch
nl. bedeutet ,een‘ „bij getallen of hoeveelheden: ongeveer“.
WNT III.2, 3811.
Walraven van Gent, Heer van Dieden en Oyen (1580–1644),
ndl. Infanterie-Obrist. S. 310113 K 13.
Dietrich Ottmar v. Erwitte, pfalz-neuburg.
Oberstleutnant und Stadthauptmann zu Lippstadt, seit 1622 bayr. Oberst und Führer eines
Reiterregiments, schließlich Generalwachtmeister der Liga zu Roß und Befehlshaber
der bayr. Reiterei, starb 1631 in der Schlacht von Breitenfeld. S.
ADB VI, 334;
BA II.5,
52, 293, 318, 331, 396, 529f., 743, 750;
BA II.9, 219;
Sveriges Krig III, 354; IV, 158,
276, 280, 369, 377, 465, 496, 523. — Hamm, Hauptstadt der westfäl. Gft. Mark, die im
Xantener Teilungsvertrag von 1614 und den Folgeverträgen Kurbrandenburg zugesprochen
worden war. 1614 von den Holländern unter F. Moritz v. Oranien erobert, fiel die
Stadt im Juni 1622 in die Hand span., ligist. und ksl. Truppen, die sie ein Jahrzehnt lang
abwechselnd mit den Holländern besetzten. Am 12. 7. 1630 verließ die span. Garnison
Hamm; an ihre Stelle traten bayr./ligist. Truppen. Auf Ersuchen Pgf. Wolfgang Wilhelms
v. Neuburg hatte Kf. Ferdinand v. Köln Erwitte am 18.(?) 2. 1631 angewiesen, die
Räumung der abgesprochenen Gebiete nicht zu verzögern. Die ligist. Truppen blieben
daher nur bis zum 31. 3. 1631, dem festgesetzten Finale der Räumungen und Schleifungen,
in Hamm. In den folgenden drei Jahren konnte die Stadt ihre Neutralität wahren,
jedoch wurde 1634 eine hess. Garnison eingelagert, die sich im Wechselspiel von Belagerungen
und Besetzung mit den Kaiserlichen ablöste. Vgl.
BA II.5, 395f., 529f., 750; Paul
Börger: Hamm und seine Garnison im 17. u. 18. Jahrhundert. Witten 1929, 7ff.; Politische
Correspondenz des Grafen Franz Wilhelm von Wartenberg, Bischofs von Osnabrück,
aus den Jahren 1621–1631. Hg. H. Forst. Leipzig 1897, 464, 466ff., 470 u. ö.;
Westfälisches Städtebuch. Hg. Erich Keyser. Stuttgart 1954 (Dt. Städtebuch, Bd. III. 2),
164ff.; Wilhelm Kohl: Das Nordenhospital vor Hamm. In: 750 Jahre Stadt Hamm. Im
Auftr. der Stadt Hamm hg. Herbert Zink. Hamm 1976, 81–99, 91.
Gf. Johann
(Jan) VIII. (d. J.) v. Nassau-Siegen (1583–1638), Bruder der oranientreuen Gfen. Wilhelm
und Johann Moritz („der Brasilianer“). Span. Heerführer im Rheinland und in den
Niederlanden (seit 1618), ksl. Kammerherr u. Feldmarschall (1628). S. 300921 K 3.
Johann Bertram v. Scheidt gen. Weschpfenning (1580–1661), Geheimer Rat, Kämmerer
und Landmarschall des Ft.s Berg, enger Berater Pgf. Wolfgang Wilhelms v. Neuburg,
Hz. v. Jülich-Berg, Unterhändler des Pfalzgrafen im Haag in Angelegenheiten der Neutralität der jülich-klevischen
Erblande. S. 300410 K 20.
Pgf. Wolfgang Wilhelm v.
Neuburg, Hz. v. Jülich-Berg (1578–1658). S. 300410 K 16.
Vereinbarung über den
Abzug der meisten fremden Truppenkontingente aus den jülich-klevischen Erblanden
und die Schleifung ihrer Festungswerke. S. 310113 K 12.
Erzhzn. Isabella (I. Clara
Eugenia) (1566–1633), Tochter Kg. Philipps II. v. Spanien, Infantin v. Spanien, Gattin
Ehz. Albrechts v.Österreich, nach dessen Tod 1621 Landvögtin der span. Niederlande.
S. 300410 K 22.
Zur zögerlichen Ausführung des Abkommens über den Rückzug
aller fremden Truppen aus den jülich-klevischen Erblanden und der Aufgabe und Demolierung
der meisten am Niederrhein und in Westfalen besetzten Festungen s. 310113 K
12 u. K 18. Mario am 14. 3. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 55r–56v) an Schilling: „deß von
Neuburgs
sein Marchalck weschpfening Jst gestern morgenß von
Brüssel mit volkhumentlicher
aggreation [Zustimmung] von der
Jnfanta, die vöstung
Rauenstein vnd
Genep zu
demolieren
wider alhero khumen, daß soliche nun mehr den 18. dito solle seinen vortgang
haben, vnd
vltimo diseß alleß volckh auß dem Landt abziechen, allein bringt er noch eine
[
folgt ⟨khl⟩]
clausula wegen seineß
Pr. de nouo, den herrn
Gen.st. vor, nemblichen, daß
wan das spanische volckh auß
Düsseldorff seinen abzug nemen thuet, daß er alßdan etliche
100 mahn seineß volckhß in
guarnison darein solle mügen Legen, man zweiffelt da- || [
379] ran, ob sie eß werden
consentiren.“ (55r). Vgl. hierzu und zu den „2 puncten“, von denen
Mario im vorliegenden Brief spricht, 310311.
Ein Mitglied des neuburg. oder zweibrück. Hofstaats?Wohl niemand anders als der vorher erwähnte berg. Marschall Scheidt
gen. Weschpfenning (s. Anm. 46), der von Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg damals
nach dem Haag entsandt war.
Zur Vermählung Pgf. Wolfgang Wilhelms v. Neuburg
in zweiter Ehe mit Pgfn. Catherina Charlotte v. Zweibrücken s. 300921 K 27,
301001 K 10 u. 310113. — Mario am 14. 3. 1631 n. St. (a. a. O., Bl. 55r–56v) an Schilling:
„weiln mich mein G. F. v. h. [Friedrich Heinrich v. Oranien] Jme weschpfening [s. Anm.
46] alß
Commissario alzeit an die hant geben thuet, habe ich Jne gestern gefragt, warumb
das Fürstliche beyLager disen v
ergangenen Fastel abent in
Düsseldorff seinen vortgang
nit gehabt habe, gab er zur Andtwortt daß eß der Fürstlichen Brauth, herr vatter [Pgf.
Johann II. v. Zweibrücken], mit nichten ohne deß
Bapst consent thun wolle. aber nun
vor 10 daghen, hette sein
Pr. [Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg] den
Nuntium appostolicum
von Cöllen [Pier Luigi Carafa], zu sich nach Leuwen [Leuven] in
Brabant citirt, welicher
auch mit 18 pferthen aldar khame, Jst d
er von
Neuburg von
Brüssel dahin gereisset,
vnd mit sich von
Brüssel 7
Jesuitter genumen, dar sie beysamen sein 2 daghe gewest,
vill mit ein ander darumben
disputirt, dan er
Nuntius gantz nit dar zue v
erstehen wolte,
Letzlichen sagt er zu mir, haben die 7
Jesuittj Jne berteuffelt, sein seine eygene wortt, so
er gegen mir saget, daß er darein
consendirt, vnd an den
Pabst darumben geschrieben, er
der Pfaltz. sentet nun mit diesem schreiben, seinen Beichtvattern auch ein
Jesuit, neben
auch eineß von d
er Jnfanta nacher
Rom, vnd v
ermeint er weschpfening, wen nun die
Kherschen sollen Reiff sein, daß Fürstliche beyLager alß dan gehalten müste werden, also
khan ein Teuffel den and
ern zwingen.“ (55r).
Gf. Adam v. Schwarzenberg
(1584–1641), Sohn Gf. Adolfs v. Schwarzenberg (1547–1600) und der Margaretha, geb.
Wolff Frf. v. Metternich zu Gracht; seit 1610 kurbrandenburg. Geh. Kammerrat und
Oberkammerherr, Statthalter in Kleve-Mark, Direktor des Geh. Rates unter Kf. Georg
Wilhelm v. Brandenburg (FG 307), führte für Kurbrandenburg in den 20er und 30er Jahren
die Unterhandlungen um Teilung und Neutralität der jülich-klevischen Erblande in
Den Haag, Düsseldorf etc. Im November 1630 war Schwarzenberg beauftragt worden,
die Vollziehung des Teilungsvergleichs vom Sommer 1630 zu fördern und zu überwachen.
Er hielt sich in dieser Funktion von Frühjahr 1631 bis November 1632 in den Niederlanden
und am Niederrhein auf. Katholisch und auf Ausgleich mit dem Kaiser bedacht,
hat seine durchaus auch auf Eigennutz berechnete politische Geschäftsführung
mancherlei Kritik insbesondere der ,borussischen‘ Geschichtsschreibung auf sich gezogen.
Vgl.
ADB XXXIII, 779–794 (vgl. auch 261f.); August Christian Borheck: Geschichte
der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg [s. 300410 K 16]. 2 Tle.
Duisburg 1800, II, 629f.; E. v. Schaumburg: Die Begründung der Brandenburg-Preußischen
Herrschaft am Niederrhein und in Westfalen oder der Jülich-Clevische Erbfolgestreit.
Wesel 1859, 169ff., 183f., 195, 200f.
Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg,
Hz. v. Kleve-Mark (FG 307).
Nach dem Aussterben des Jülich-Klevischen Herzogshauses
1609 war Jülich zunächst von den Kaiserlichen in Besitz genommen, dann
aber nach monatelanger Belagerung im September 1610 von F. Moritz v. Oranien u. F.
Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) für die possedierenden Fürsten Kurbrandenburg
und Pfalz-Neuburg eingenommen worden (vgl. 360600 K II 27). Die ndl. Besatzung wiederum
wurde im Februar 1622 nach längerer Belagerung von den Spaniern zur Aufgabe
gezwungen, die die Stadt und Feste Jülich bis 1660 als stark befestigten Stützpunkt hielten.
Da Schwarzenberg seit 1609 für Kurbrandenburg in Jülich-Kleve wirkte, kommen
beide Belagerungen als Hintergrund der von Mario berichteten Episode in Frage, wenngleich
wahrscheinlich die von 1622 gemeint ist. Vgl.
Aitzema I, 51;
Het Staatsche Leger
III, 9ff., 84ff.; Franz Petri: Im Zeitalter der Glaubenskämpfe (1500–1648). In: Rheinische
Geschichte. 3 Bde. Hgg. Franz Petri u. Georg Droege. Bd. 2: Neuzeit. Düsseldorf
21976, 1–217, 96; Schaumburg (s. Anm. 53), 175f.; Die Kunstdenkmäler der Rheinpro- || [
380] vinz. 8. Bd., 1. Tl.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Jülich. Bearb. v. Karl Franck-Oberaspach
u. Edmund Renard. Düsseldorf 1902, 4, 100, 122.