Peter v. Jena, Mag. phil., Rektor der Zerbster Johannisschule, Prof. am dortigen
Akadem. Gymnasium, Oberbürgermeister von Zerbst, Beisitzer im engeren Ausschuß
der anhaltischen Stände. Sein Sohn Friedrich v. Jena (Zerbst 1. 12. 1620 – Berlin 10. 9.
1682), Geheimer Rat (1655) und Erster Minister (1679) des Großen Kurfürsten, wurde
am 12. 2. 1668 als 801. Mitglied in die FG aufgenommen.
ADB XIII, 759ff.;
DBA 603/
289ff;
NDB X, 398f.;
DA Halle I, 300, 366, 374, 380. Durch Friedrich oder eher noch
durch dessen später kinderlos in Halle verstorbenen Bruder Gottfried (1620–1703),
gleichfalls kurbrandenburg. Geheimer bzw. Wirklicher Geheimer Rat (1658 bzw. 1674),
zudem seit 1680 Kanzler des Hzt.s Magdeburg, gelangten die Bücher Peter v. Jenas wohl
in den Besitz des kurbrandenburg. Geheimen Rats Frh. Daniel Ludolph v. Danckelmann
(1648–1709), der sie als Prokurator der neugegründeten Universität Halle nach Information
seines Exlibris 1709 testamentarisch der Bibliotheca Academiae Fridericianae
(ULB Halle) vermachte, so auch den Band Nk 112. Vgl.
ADB XIII, 762f. u.
NDB III,
502f.; Wolfram Suchier: Kurze Geschichte der Universitätsbibliothek zu Halle 1698 bis || [
422]
1878. Halle a. d. S. 1913, 5; (Max Perlbach:) Aus alten Büchern der hallischen Universitäts-Bibliothek.
Herrn Ober-Bibliothekar Dr. Oscar Grulich ... dargebracht von einem
Sammler. Halle a. d. S. 1900, 25, 41, 42f., 51f. u. 56. Diese fleißige Arbeit teilt u. a. Eintragungen
in einigen Büchern Peter v. Jenas mit, die in Danckelmanns Besitz gelangten.
Eintragungen Diederichs v. dem Werder (FG 31) sind nicht vermerkt.
Diederich v.
dem Werder schildert in der „Vorrede“ zu
KuS 1631 sein Vorhaben, etwas „von den allerhöchsten
vnd wichtigsten Kriegen vnd Siegen vnsers einigen Erlösers vnd Seligmacher
Jesu Christi/ wie er dieselbe von anfang der Welt/ theils durch seine außerwehlte glieder/
theils hernach selbst geführet vnd ausgeführet hat/ vnd noch immer fort/ biß auff
jenen grossen Tag/ führen vnd außführen wird/ gesangsweise zu papier zubringen.“
Den unmittelbaren Anlaß zur Abfassung seines 102 Sonette umfassenden Zyklus, den
Werder innerhalb von maximal fünfeinhalb Wochen niederschrieb (vgl. die vom 12. 9.
1631 datierte Vorrede mit dem Datum des Separatdrucks; die Tagesangabe im HAB-Ex.
von
KuS 1633 ist zerstört), nannte er in
KuS 1631 und
KuS 1633: „Es gab mir aber zu
dieser vnterwindung noch fernern anlas folgendes Sonnet/ daß Jch/ zum ehrengedächtnüs
einer meiner vornehmen Anverwandtinen Seeligen/ die den 4. Augustmonat dieses
jetzigen Jahres/ mit diesen beyden letzten worten V
ictoria, V
ictoria, seliglich verschieden/
auff solche materie gedichtet/ vnd dasselbe das erste ist (dieweil Jch nie besondere
beliebung zu den Sonnetten getragen) so Jch jemals auffzusetzen versuchet habe.
[Folgt das in T berücksichtigte Sonett.] Hiernechst/ wie gesagt/ vnterwandt ich mich
hundert Sonnette vom Krieg vnd Sieg Christi auff solche weise zustellen/ das in einem
jeglichen Vers Krieg vnd Sieg mit eingezwungen stehen solte/ wie ich dann dieselben
nach dem maß/ das mir Christus hierzu verliehen/ in kurtzer zeit also vollendet habe/
als sie hier nach der reye folgende befindtlichen seyn.“ (A. a. O.). S. Anm. 3. Vgl. Dieter
Merzbacher: „O seltner Held/ Dem Mars und Febus frönt“ — Diederich von dem Werder,
der hochrangige „Reimmeister“ der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: MVAL 3
(1994), 47–77, insbes. 53f.
Anna Maria v. Schilling (Durlach 1589 – Köthen 4. 8.
1631), die Tochter des Reformierten Wilhelm v. Peblis († Straßburg 1623), eines badendurlachschen
Geheimen Rats und Statthalters, sodann kurpfälz. Geheimen Rats und
Obersten Kirchenpräsidenten in der Ober- und Unterpfalz, und der Johanna, Tochter
des Jacob v. Ettler (vgl. 310108 K II 25). Wilhelms Vater Paul, der einem alten schottischen
Geschlecht entstammte, war einst nach Österreich ausgewandert (Name meist eingedeutscht
Pöblitz, Pöplitz oder Peblitz). Er diente Ks. Maximilian II. als Kammerrat.
Anna Maria war die Schwester des Georg Hans v. Peblis (FG 102) und zweier anderer,
mit frühen Mitgliedern der FG vermählter Damen v. Peblis: Catharina Elisabeth, Gattin
des (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7); Juliana Ursula (PA; †1655), Witwe Adolf
Wittichs v. Krosigk, eines Bruders von Christof v. K. (s. 240301 K 24, 240718 K 32 u. K
I 3, 250305 K 11). Sie heiratete Diederich v. dem Werder in dessen zweiter Ehe am 14. 6.
1629. Vgl. dazu: Gottfried Colerus: Der Vom Vater gegebene/ Vom Sohne ausgeführete/
Und vom H. Geiste versiegelte Raht des Heils/ Bey ... Leichbestattung ... Dieterichs
von dem Werder ... Eröffnet und gepredigt. Köthen (1657), Bl. L 1rf. (HAB: Xa 1:
47 [10]). — Anna Maria hatte ungefähr zehn Jahre lang zwei Gräfinnen gedient: Gfn.
Anna Catharina, geb. Gfn. v. Nassau-Wiesbaden-Idstein (1590–1622), in erster Ehe vermählt
mit Gf. Simon VII. zur Lippe-Detmold (FG 110); und der verwitweten, in ihre
Heimat zurückgekehrten Gfn. Elisabeth, geb. Gfn. zur Lippe (1592–1646), die mit Gf.
Georg Hermann v. Holstein-Schaumburg (1577–1616) vermählt gewesen war. 1617 rief
sie ihr Vater nach dem Tode der Mutter nach Heidelberg. Angesichts der drohenden Besetzung
Heidelbergs und der Kurpfalz durch die Spanier floh sie mit ihrem Vater nach
Straßburg (1621) und pflegte den vom Schlag Gerührten. Nach dessen Tod im Straßburger
Exil zog sie 1623 zu ihren Geschwistern nach Anhalt, wo sie etwa acht Jahre lang
der fl. Herrschaft zu Köthen diente und am 6. 7. 1629 F. Ludwigs Hofmeister Friedrich
v. Schilling (FG 21) heiratete. Die Ehe blieb kinderlos. Vgl.: [Holzschnittrahmen] Leich- || [
423] || [
424] || [
425] predigt | vber den spruch Pauli/ an die Philipper/ 1. 21. | Christus ist mein leben; sterben
ist mein gewinn. | Bey Christlicher begrebnis der Weiland wol- | Edlen/ viel Ehr vnd tugentreichen
Frawen/ | Anna Marien/ gebor- | ner von Pöplitz/ des auch wohl Edlen/ gestrengen
| vnnd vesten Friedrichs von Schilling/ auff Hartlib Erb- | sassen/ Fürstlichen
Anhaltischen Raths vnnd Hoffmeisters | Ehlichen hausfrawen/ welche zu Cöthen am 4.
Au- | gusti des 1631. Jahrs im Herren selig- | lich entschlaffen/ vnd am 13. Augusti | in ihre
ruhcammer ge- | setzt worden. | gehalten von |
M. Daniele Angelocratore, pfarrern | vnd
Superintendenten daselbs. | [Zierstück] | Gedruckt zu Cöthen/ bey Martin Rauschern/ |
im Fürstenthumb Anhalt im Jahr 1631. — SUB Göttingen: 4° N. II 15;
LP Göttingen II,
215. (4°; Titelbl., Rücks. „Marmori inscribendum“ 6 lat. Verse, gez. „D. A.“ [Daniel Angelocrator],
incipit: „Si Divinus Amor, [virtutum nexa corona]“; Bl. A 2r – [C 4]v Leichenpredigt
mit Vita [C v – C 3r]. Ohne Abdankung oder Ehrengedichte.)
Angelocrator bekräftigt in seinem Bericht über den Tod Anna Maria v. Schillings Werders
Angabe über die letzten Worte der Sterbenden: „Endlich da es kurtz vor vieren
war/ vnd ich jhr zusprach/ ohngefer mit diesen worten: Last vns mit gedult lauffen in
dem kampff/ der vns verordnet ist/ vnd auffsehen auff Jesum/ der den himmel offen
helt/ vnserm kampff zu sihet/ vnd mit dem gantzen himlischen heer bereitet ist vns zu
sich zu nemen. Jtem Jch lig im streit vnnd wiederstreb/ hilff o Herr Christ dem schwachen.
Da schrey sie auff mit lauter stimme: Victoria! Victoria! gewonnen gewonnen. Darauff
ist sie sobald sanfft vnd still entschlaffen/ vnd hat jren Geist Gott auffgeopffert.“
(Bl. [C 4]r). Die Schrift enthält nur einige lateinische Verse Angelocrators, so daß — soweit
bekannt — allein die beiden Klinggedichte Werders das Gedächtnis seiner der
christlichen ars moriendi nach so vorbildlich verstorbenen Schwägerin in deutscher
Trauerdichtung ehren. Daniel Angelocrator (Engelhardt, 1569–1635), der Köthener Superintendent
F. Ludwigs, war der Vater Michael Engelhardts (FG 335; 1639). Zur Familie
v. Peblis vgl. auch
LP Stolberg 1527 und
LP Roth R 4943 (LP auf Johanna von Peblis,
geb. v. Ettler);
LP Roth R 2590 (LP auf Ursula Elisabeth v. Peblis [1593–1619], einer
weiteren Schwester Anna Marias); ferner 300410 K 3.
Part. praet. zu meiden, starkes
Verb der 1. Klasse mit grammatischem Wechsel (d/t); dieser und der Ablaut sind in
„gemitten“ noch nicht wie im heutigen ,gemieden’ ausgeglichen. Vgl. mhd. mı̂de — meit
— miten — gemiten.
Paul, § 55 u. 158; vgl. Frnhd. Wb., § M 104 Anm. 3 u. 4, § M 105
Anm. 2.