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320416 Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Wolfgang Ratke
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320416

Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Wolfgang Ratke


Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) schreibt aus Erfurt, sie habe gestern nach dem Abendessen ein langes Gespräch mit (dem dortigen schwedischen Kommandanten) Gf. Georg Ludwig v. Löwenstein-Scharfeneck geführt. Dieser schätze Ratkes Werk nach wie vor sehr und wundere sich nur, daß Ratke sich zwar an (den schwedischen Diplomaten) Dr. Jakob Steinberger und andere, aber nicht an ihn gewandt habe. Der Graf wolle gern mit Ratke reden und habe sich gegenüber Anna Sophia erboten, Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden ein Büchlein Ratkes [vermutlich die Regenten Ampts-Lehre] zusammen mit einem Schreiben Anna Sophias zu überreichen und Ratke Gehör bei (Axel) Oxenstierna (FG 232) zu verschaffen. Herr (Hans Georg) v. Wartenberg (FG 143) habe sich gegenüber Löwenstein ebenfalls lobend über Ratkes Werk geäußert und seine Hilfe angeboten. Löwenstein empfehle der Gräfin, durch ihren Hofprediger (Antonius Mylius) dem ankommenden schwedischen Bischof (Johannes Botwedsson) Ratkes Punkte überreichen zu lassen. Ratke werde aber morgen durch einen Wagen des Grafen abgeholt, damit er diesen wegen des Briefs an den König instruiere. Ratke solle sich im Trunk mäßigen und gemäß seinem Versprechen nicht über die ihm widerwärtigen Hofleute und Diener der Gräfin lästern.

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 856 (Nr. 39), Bl. 74r–75v [A: 75v]; eigenh.; Sig.; Unterstreichungen möglicherweise von Ratke. Veröffentlicht in Müller (1878), 610f.

Anschrift


A Dem Hochgelährten Vnserm besundern Wolffgango Ratichio Didactico zu eigener Hand
Praesentationsvermerk v. Ratkes H.:  pstent am 17. Aprilis zu Cranichfeld. Darunter von anderer, unbekannter H.: Present.

Text


יְ ה וָ ה


a Vnsern gnedigen gruß zuuorn Hochgelährter lieber besonder, wir können Euch nicht bergen, daß wir gestern nach gehalttener Abendmahlzeit mit dem grafen von löwenstein1 in ein guth gesprech gerathen, da gl.b vnder andern gedacht, eß nehme Jhn wunder daß Jhr Jhme so gar nicht zusprechet, da Jhr doch H. Steinberger2 vnd andre angeredet, vnd Er doch Euer so lang bekandter vnd guther freund were. so sagten wir Jhr hettet bishero vermeint, gl. hetten sich so mit dem Kriegeßwesen einnehmen laß[en,]c daß Sie nicht mehr an Euer werk gedachten[,] sagten gl. nein, Sie hielden noch gar viel darvon, vnd heten Euch etlicher örther heimlich gedienet, darvond gl. gern selbst mit Euch darvond reden möchten, vnd befinden Jhn auß dere [74v] massen guth, also daß Er sich auch erboten, (weil gl. in 3 tagen selbst zum könig3 reisen werden) Sie wollen daß büchlein4 mit vnserm schreiben dem König selbst vberantwordt[en]c vndtf helffen daß dem ochsenstirn5 anbefohlen werde, Euch genugsam zu hören. Der || [440] Herr von Warttenberg6 hat dem grafen auch gesaget wie gut Er daß werk befunden hette, vnd zu aller beförderung erbotten; vber daß hat vnß der Graff von löwen[stein]c nachrichtung gegeben daß deß Königß [von]c Schweden Bischoff (welcher Jhr May. praeceptor gewesen)7 hir sey vnd in einer stundt auffziehen werde, nach Magdeburg vnd [an]derec örther alleß wieder in guthe ordnung zu bringen, deßwegen gl. vorß beste anseh[en,]c wir solten Jhme durch vnsern HofBredig[er]g 8 salutiren, vnd Eure puncta9 vberreichen lassen, Daneben suchen, wen Jhr Kön. May. Ihme [75r] wirden in diesem werk künftig waß befehlen, Er demselbigen guthwillig möchte nachkommen. hete Er nicht so sehr zu eilen, wollten wir selbst mit Jhme geredet haben, wir sehen vorß beste an daß Jhr morgen Dinstageß selber rein zu dem Graffen von löwenstein (Er wird [Euch wa]gen vnd pferde schicken)h vnd Jnformiret gl. selbsten, deß schreibenß halber wie Er eß dem König vberandtworten solle. Vnd dürfet nuhn wol künlich mit dem von löwenstein von Eurem werk reden, sollet auch in seinem losamendt bleiben, nemet Euch nur mit dem Drunck in acht,i vndj saget nichtß von meine HofRaedt oder leuthen die Euch zu wieder weren, wie Jhr mir versprochen habet so wird eß alleß glücklichen vnd wol abgehen. befehlen Euch Gott in gröster eil den Montag vmb 10 vhrk
Anna Sophia gzuSchwartzburg Witbe.

I

Peter Dietrichs Lob der Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-
Rudolstadt in seinem Gedicht auf Wolfgang Ratkes
RegentenAmbtsLehre

Beschreibung der Quelle


Q FB Gotha: Chart. B 825 P (1), Bl. 240r, von Wolfgang Ratkes H.; weitere Überlieferung: Chart. B. 825 (3), Bl. 111v; Abschrift von unbek. H. (zit. X). Gedruckt in modernisierter Orthographie (nach Chart. B 825 P [1]) in: Wolfgang Ratke: Allunterweisung. Schriften zur Bildungs-, Wissenschafts- und Gesellschaftsreform. Hg. Gerd Hohendorf u. Franz Hofmann. Bearb. v. Christa Breschke. 2 Tle. Berlin 1970/71 (Monumenta Paedagogica 8 u. 9), II, 257.
Das Gedicht markiert den Schluß von Wolfgang Ratkes Schrift: Die Regenten Ampts- Lehre Der Christlichen Schule Welche in der wahren Glaubens, Natur, vnd Sprachen Harmony Auß heiliger Gottlicher Schrift, der Natur vnd Sprachen anzustellen, zu bestätigen und zu erhalten. Zu der Lehrart Ratichii. Dieses Werk ist in der FB Gotha in dreifacher Überlieferung erhalten: Chart. B 825 P (1); Chart. B 825 P (2) — hier fehlt das vorliegende Gedicht; Chart. B 825 P (3). Vgl. oben Q und unten Anm. 4. Das Gedicht ist vielleicht auf das Fertigstellungsjahr der Regenten Ampts-Lehre (1631) zu datieren.

Auff die RegentenAmbtsLehrea
O selig mögen wir wohl den Regenten preisen,
Er sey mann oder weib, den Gott und Menschen weisen
|| [441]
Jn ordentliches Ambtb ; dem was zur nohtc und lust
Die jugend unterrichtt in eigenschafft bewußt;
Der außen, und daheim viel höret, sieht, erfähretd ;
Erkennt sein Land und Leut’, und was Jhm selbst gehöret;
Hält gute Nahbarschaffte ; prüft Rähtef , Diener, Knecht’,
Auch Ambtleut’g , Handwerkspursch, auch arm’ und frembde recht;
Verwaltt, stifft, richtth , erhälti mit sachen und personenj
Der Schul- und Kirchenbrauch; der frommen pflegt zu lohnen,
Die Boßheit rechtlich strafft, das Zweyfelhafft’ entscheidt
Durch sein selbst Haubtgericht’k und Unteroberkeit;
Der jedes ambtb und stand des Regimentsl kanm nützen;
Hat seinen schatz wolln gut; hat mittel, kanm sich schützen
Dürcho 1 bündnüß, gunst, gebet, und macht, im fried’ und streit’,
Hältp ordentlichen hoff; hat glück und stille Zeit,
Wie hier die LehrArt zeigt! Ja billigq soll er preisen
Für solch thewrwehrtesr buch des Wunder-wunder-weisen
Absonderliche gunst, und ehren diß so woln
Wie einen Christenschatz ein deutsch hertz ehren sols .
Und solches werdt nun Jhr vollbringen mit gebeten,
Jhr Fürstin-Wittwent -Bild! als die Jhr itzt getretenu
Seyd in der Herrschung stand, und die Lehr offt begehrt.2
Drümb1 bleibt ein Gnadenbild, ja, halttv es lieb und wehrt.
PThiederich.w 3

Textapparat
a Am oberen Seitenrand Eintrag von späterer H.: 16 april 1632
b Lies: graf löwenstein
c Unleserlich im Falz.
d Fehlerunterstreichung bzw. Tilgung von Ratkes H.?
e Am linken Seitenrand Ergänzung zur Zeile: [...] heimlich ge- | dienet bis mit Euch darvon | reden [...]: Jhr habet auch daß von der Greffin von Lobestein [s. K 1] zue enmpfangen
f Bis hören. am Rand von Gfn. Anna Sophia ergänzt.
g Am Rand von anderer H.: prediger?
h Der hier in Klammern gesetzte Satz ist am Seitenrand ergänzt.
i Von Ratke unterstrichen?
j Die folgenden zwei Zeilen (bis wie Jhr) am Rand von Ratke (?) angestrichen.
k Ergänzung von Ratkes H. am Rand: den 16. Aprilis 1632. Jn Erfurt.

T I
a X RegentenAmptsLehre.
b X Ampt
c X noth
d X erfehret
e X Nachbarschafft
f X Räthe
g X Amptleut’
h X richt
i X erhelt
j X Persohnen
k Bis Unteroberkeit in X ersetzt durch: heuptgericht und VnterObrigkeit
l XRegiements
m X khan
n X wohl
o X Durch
p X helt
q X billich
r X thewrwerthes
s X soll
t X Witwen
u X getretten
v X halt
w X Peter Samuel Thiederich.

Kommentar
1 Gf. Georg Ludwig v. Lö wenstein-Scharfeneck (1587–1633) war wie sein Bruder Johann Casimir (1588–1621) Parteigänger des Winterkönigs, wurde auch vom Kaiser geächtet und verlor 1622 seinen Besitz. Er wurde schwed. Oberst und 1631 Kommandant der schwed. Stadtgarnison in Erfurt, wo er am 3. 1. 1633 starb. Am 2. 3. 1620 hatte er in Arolsen Gfn. Elisabeth Juliana v. Erbach (1600–1640) geheiratet. Sie wurde in zweiter Ehe 1636 mit dem schwed. Feldmarschall Johan Banér (FG 222) vermählt. Der Witwe und ihrer Tochter Maria Christiana schenkte Friherre (Greve) Axel Oxenstierna (FG || [442] 232) am 1. 3. 1633 das Amt Dreileben im Erzstift Magdeburg mit allen Einkünften und Gerechtsamen, bis der einstige Besitz ihres verstorbenen Mannes zurückerstattet sei. Maria Christiana (1625–1672) sollte sich 1644 mit dem schwed. Reichsmarschall Greve Gabriel Gabrielsson Oxenstierna af Korsholm och Wasa (1619–1673) verheiraten, Sohn Greve Gabriel Bengtsson Oxenstiernas (1586–1656), Vetter des Reichskanzlers Axel Oxenstierna (Greve af Södermöre), seit 1651 schwed. Graf, Hauptvormund der Kgn. Christina. Vgl. EST VIII, T. 156; Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europ. Geschichte. Bd. 3, Frankfurt a. M. 1994, T. 185; Bertil Broomé: Handskriftssamlarna och de svenska Arkiven 1700–1950. [Stockholm 1977]; Acta Bibliothecæ Regiæ Stockholmiensis 29 [1977], 146. — In einem Nebenrezeß zum Prager Friedensschluß wurde der protestantische Zweig der Familie ausdrücklich von der Amnestie ausgeschlossen. S. LHA Magdeburg: Rep. A 2, Nr. 258. Vgl. AOSB, FA VIII: Bref 1633 Januari – Maj, Stockholm 1942, 783f. Vgl. ebd., FA VII: Bref 1632, Stockholm 1926, 23; ebd., SA VII, 359f.; AD IV, 77; BA NF II.10, Tlbd. 3, 1524; Tlbd. 4, 1668; BA Wallenstein I, 223; III, 304; Chemnitz I (HAB: 174. 6 Hist. 2° [1]), 228; EST V, T. 65; Hübner: Tabellen II, T. 367; Kneschke V, 625ff.; Patze V.1.1, 130, 134, 137, 138; Sveriges Krig V, 49, 492; VI, 423–426, 453; Zedler XVIII, 242, 246f.; Hubert Thomas Leodius: Annales Palatini Libris XIV. Continentes Vitam & Res gestas ... Dn. Friderici II. Comitis Palatini Rheni ... Itemque Genealogicum Stemma ... Comitum in Lövvenstein. Frankfurt a. M. 1665 (HAB: Xb 6119), Bl. b 2r; Adelslexikon. Hauptbearb.: Walter v. Hueck. Bd. 8. Limburg a. d. L. 1997 (GHdA, Bd. 113 der Gesamtreihe), 34ff.; Andreas Thiele, a. a. O., III, T. 69; Ulman Weiß: Von der Frühbürgerlichen Revolution bis zur völligen Unterwerfung durch Kurmainz vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1664. In: Geschichte der Stadt Erfurt. Hg. Willibald Gutsche. Weimar 1986, 103–144, 138f.; Wolfgang Huschke: Herzog Wilhelm von Weimar als Statthalter Gustav Adolfs in Thüringen und schwedischer Generalleutnant 1631–1635. Jena 1936, 4, 6, 27, 37f., 41, 49ff., 57f., 72ff.; Michael Roberts: Gustavus Adolphus. A History of Sweden 1611–1632. Vol. 2: 1626–1632. London [u. a.] 1958, 622. Gf. Georg Ludwig war einer der von Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) beharrlich gesuchten Förderer Wolfgang Ratkes beim schwed. König. Sie hatte ihn bereits in ihren Schreiben an Ratke vom 26. 9. 1631 (FB Gotha: Chart. B 856 [Nr. 34], Bl. 63r–64v) und vom 3. 10. 1631 (a. a. O., [Nr. 35], Bl. 65r–66v) erwähnt; der vorliegende Brief zeigt nun, daß sie im April des Jahres 1632 persönlich mit ihm in Erfurt verhandelte. Ratke hielt sich damals in Kranichfeld, unweit Erfurts gelegen, auf. Vgl. Anm. 3.
2 Dr. Jacob Steinberg (†1661), 1626 diplomatischer Agent in dän. Dienst, der am 5. 3. 1628 als dän. Gesandter nach Stralsund gekommen war. Seit 1630 wichtiger schwed. Diplomat und Geheimer Hof- und Kriegsrat. Der spätere schwed. Resident in Hamburg, Generallegat in Deutschland und Gesandter bei den Friedenskongressen in Osnabrück und Münster, Johan Adler Salvius (1590–1652) schlug 1630 vor, daß Steinberg in Wallensteins Dienste trete und für Schweden spioniere (Sveriges Krig Bilagsbd. I, 319). Der Vorschlag kam nicht zur Ausführung, und Steinberg wurde eine der zentralen Figuren der schwed. Diplomatie in Deutschland. So verhandelte er als kgl.-schwed. Gesandter im Juli 1630 in Lübeck mit den mecklenburg. Herzögen über ein Bündnis mit der Krone Schweden. Auch in Brandenburg war Steinberg im Auftrag des Wasa-Königs im Januar 1631 tätig, um den Kurfürsten zum unzweideutigen Anschluß an Schweden zu bewegen, bevor er maßgeblich Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden politisch-strategische Programmschrift für das schwedische Auftreten in Deutschland, die „norma futurarum actionum“ vom Sommer 1631 erstellte. Er war dann in Dresden der entscheidende Architekt des schwedisch-sächsischen Bündnisses vom 1. 9. 1630, bis er von Kg. Gustav II. Adolf seinem damaligen Statthalter in Thüringen, Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5), in Erfurt als „ordinarie legat och krigsråd vid sin sida“ gestellt wurde (Sveriges Krig V, 35), um diesen zu unterstützen, aber auch um dessen mögliche Eigenmächtigkeiten zu zügeln. S. auch Anm. 3. Steinberg wechselte im Dezember || [443] 1631 als Resident nach Braunschweig, um von dort als schwed. Gesandter an den Höfen der welfischen Herzöge von Braunschweig und Lüneburg zu wirken. Als Resident in Erfurt wurde Steinberg im März 1632 von (Friherre) Alexander Erskein (FG 421) abgelöst (vgl. 321201 K 6). Steinberg unterstützte seinen König aktiv bei dem Bemühen, die Welfenherzöge zum Anschluß an Schweden zu bewegen. Als Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) am 20. 12. 1631 eine Audienz bei Gustav Adolf erhielt, waren Steinberg und F. Ludwig dabei (Sveriges Krig V, 210f.). Der Vorwurf, Steinberg habe mehr die Interessen des mit Schweden verbündeten Herzogs Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) als des schwedischen Königs „universalintention“ beachtet, führte im September 1632 zu kritischen Hinweisen an die Adresse Oxenstiernas (AOSB SA IX, 813f.). Für seine Dienste wurden er und seine Erben gleichwohl in Ausführung eines königlichen Vorhabens am 12. Januar 1633 von Oxenstierna mit dem Klostergut Hamersleben erb- und eigentümlich beschenkt. Nach dem Prager Frieden spielte Steinberg im Niedersächs. Kreis bei Oxenstiernas Bemühen, die Bundesgenossen bei der schwed. Fahne zu halten, eine wichtige Rolle. Vgl. AOSB, FA VIII, 43ff., 63, 114, 757f.; vgl. ferner 54ff., 116, 130; IX, 418f., 544f.; X, 201, 204, 620f. u. ö.; XI, 678f., 816f. u. ö.; XIII, 487ff.; XIV, 56ff. u. ö.; ebd. SA VII, 335, 343, 350, 353, 356–359; SA IX, 585, 794; SA XIII, 477; Chemnitz I, 228; Patze V.1.1, 130, 136; Sveriges Krig III, 61, 75, 448, 456, 470–472, 540; IV, 399ff., 432ff., 437 u. ö.; V, 12, 28, 35f., 78, 143, 210f., 213; VI, 92, 112–114, 117, 228, 235f., 243, 252, 298; Bilagsbd. I, 314f., 319; Sam. E. Bring: Bibliografisk Handbok till Sveriges Historia. Stockh. 1934, 420; Heiko Droste: Die Großmacht Schweden im Spiegel der Wolfenbütteler Überlieferung. In: WBN 27 (2000), 19– 32, 22; Huschke (s. Anm. 1), 4, 13ff., 20, 23ff., 38f., 77; E. Hildebrand: Den svenska diplomatiens organisation i Tyskland under 1600-talet. In: Historisk Tidskrift 4 (Stockholm 1884), 155–174, 161 (nur kurze Erwähnung Steinbergs); Roberts: Gustavus Adolphus (s. Anm. 1), 492, 504, 533, 632, 694; Walter Struck: Das Bündniß Wilhelms von Weimar mit Gustav Adolf. Ein Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Stralsund 1895, 149ff., 154f., 157.
3 Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden, der nach der siegreichen Schlacht von Breitenfeld am 17. 9. 1631 in Süddeutschland operierte und auch zum Hoffnungsträger Wolfgang Ratkes wurde. Ratke hatte mit Unterstützung Gfn. Anna Sophias Jena Pfingsten 1631 verlassen und sich in Könitz, Anfang 1632 in Rudolstadt und Kranichfeld niedergelassen. Ausschlaggebend für das Ende des Jenaer Aufenthalts (vgl. 290531 u. 290616) war schließlich, neben der fehlenden Unterstützung seines Vorhabens seitens der Universität und der Landesherrschaft, die näher rückende Kriegsgefahr gewesen. Ratkes Hoffnungen richteten sich im Herbst 1631 auf Kg. Gustav II. Adolf, der am 21. 9 1631 in der (Ende September von weimarischen Truppen besetzten) Stadt Erfurt feierlich Einzug hielt. Am 25. 9. ernannte der König Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar zum schwed. Statthalter in Thüringen. Vgl. 330920 K 3. Während der König an der Spitze seiner Truppen nach Franken weiterzog, Frankfurt a. M. und Mainz zu den Hauptquartieren der Schweden wurden (vgl. Ritter: Deutsche Geschichte, 503) und Hz. Wilhelm in Erfurt residierte, entfaltete Gfn. Anna Sophia eine intensive Diplomatie, die Ratke und sein Lebenswerk in schwed. Förderung vermitteln sollte. Bereits im September 1631 gelang es Gfn. Anna Sophia tatsächlich, mit der Hilfe von Mittelsmännern wie dem kgl. Geheimsekretär Philipp Sadler (s. 321201), dem weimarischen Kriegsrat Daniel Burckhard († 27. 9. 1632; s. Huschke, [s. Anm. 1], 75) und dem Erfurter Kommandanten Gf. Georg Ludwig v. Löwenstein-Scharfeneck (s. Anm. 1) das Interesse des Schwedenkönigs auf Ratke zu lenken. So schrieb sie, gerade aus Weimar nach Kranichfeld zurückgekehrt, dem in Könitz weilenden Ratke am 26. 9. 1631, der schwed. König habe soeben Erfurt eingenommen. Aufgrund der sich überstürzenden Ereignisse habe er nicht nach Weimar kommen können; ihr sei aber aus Hofkreisen versichert worden, „der König hette eß gar in guther obacht, wir sollten vnß nur gedulden, biß ein wenig die hendel vorvber weren, wirde eß der König gewiß nicht vergessen“. Anna Sophia || [444] berichtet weiter, daß sie den zweiten Teil von Ratkes Regenten Ampts-Lehre (s. Anm. 4), der es als ethisch-praktische Regierungslehre in lutherischem Geist offenbar zufiel, ein prominentes Stück der Überzeugungsarbeit zu leisten, dem „Camerrath“ zu lesen gegeben habe, dem das Werk sehr gut gefiel. Gemeint ist hier Friedrich v. Kospoth (FG 55), sachsen-weimarischer Geheimer Kammerrat, der wie Gfn. Anna Sophia bei Ratke Hebräisch studiert und während der ratichianischen Reformen in Anhalt-Köthen und während der Verhandlungen zu einem neuen sachsen-weimarischen Reformversuch als Finanzbeamter, Kommissionsmitglied und Gesandter wichtige Funktionen ausgeübt hatte. Sein Urteil über Ratkes Regenten Ampts-Lehre war in den Augen der Gräfin für eine Förderung Ratkes durch Herzog Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar und besonders durch König Gustav II. Adolf v. Schweden bedeutsam, jedoch sicher auch für F. Ludwig und die FG von Interesse. Weiter heißt es in dem von uns zitierten Brief, der Herr von Wartenberg (s. Anm. 6) sei mit seiner Gattin (s. u.) in Könitz zu erwarten und nach besten Kräften zu empfangen und zu bedienen. (FB Gotha: Chart. B 856 [Nr. 34], Bl. 63r–64v.) — Kurz darauf, am 3. 10. 1631, mußte Anna Sophia bekennen, daß ihre Annäherung an die schwed. Seite in Sachen Ratke einstweilen ins Stocken geraten sei. Der König sei von Erfurt zur ,Pfaffengasse‘ gezogen, und von Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, der sich in Erfurt mit dem Grafen v. Löwenstein (s. Anm. 1) bis zur Rückkehr des Königs aufhalten sollte, bekomme sie keine Antwort. Dann aber, im Januar 1632, lud nach einem Zeugnis des Johann Amos Comenius der schwed. Kanzler Axel Oxenstierna Ratke zu einer Unterredung nach Erfurt ein, in der es auch um die Regenten Ampts-Lehre ging (vgl. die Einführung von Gerd Hohendorf in: Wolfgang Ratke: Allunterweisung. Schriften zur Bildungs-, Wissenschafts- und Gesellschaftsreform. Hg. Gerd Hohendorf u. Franz Hofmann. Bearb. v. Christa Breschke. 2 Tle. Berlin 1970/71 [Monumenta Paedagogica 8 u. 9], II, S. 9). Jedenfalls berichtet Comenius von einem Gespräch, das er im August 1642 mit Oxenstierna führte. Darin habe sich der Kanzler erinnert, daß ihm Ratke während der Unterredung einen dicken Quartband überreicht habe. Oxenstierna habe ihn durchgesehen, in der Analyse der Schuldefizite für richtig, in den Reformen aber für nicht ausreichend erachtet. Vgl. Kordes, 101f.; Müller VII (1878), 611f. u. Vogt IV, 53 Anm. *; Karl August Heinrich Stoerl: Wolfgang Ratke (Ratichius). Ein Beitrag zur Geschichte der Paedagogik des XVII. Jahrhunderts. Leipzig 1876, 42. — Vgl. auch den Brief, den Ratke an Gfn. Anna Sophia am 15. 11. 1632 schrieb (FB Gotha: Chart A 697 [Nr. 137], 250r–251v), als er Oxenstierna in der Hoffnung auf eine Audienz in Erfurt erwartete. Bei dem Gespräch im Januar 1632 gelang es dem Didacticus, Oxenstiernas Interesse zu wecken und eine künftige schwed. Unterstützung seiner Bestrebungen anzubahnen. Ein weiteres Zeugnis dieser Annäherung liegt mit einem undatierten Brief Gfn. Anna Sophias (FB Gotha: Chart. B 856 [Nr. 44], Bl. 82rv) vor, der an den gerade in Erfurt weilenden Ratke adressiert ist. Anna Sophia schickte ihm danach die Regenten Ampts-Lehre, da sie ihm in seinen Verhandlungen mit dem Grafen [v. Löwenstein, s. Anm. 1] vielleicht nützlich sein könne. Dies, und daß Ratke die Beförderung einiger Schreiben an die Frau Sabina v. Wartenberg (TG 37; s. 320715) aufgetragen wird, sprechen für eine Datierung auf das Jahr 1632. Vgl. Vogt IV, 51ff. Zum weiteren Verlauf der schwed. Sondierungen Ratkes und seiner Förderer s. 320715.
4 Wolfgang Ratke: Die Regenten Ampts-Lehre Der Christlichen Schule Welche in der wahren Glaubens, Natur, vnd Sprachen Harmony Auß heiliger Gottlicher Schrift, der Natur vnd Sprachen anzustellen, zu bestätigen und zu erhalten. Zu der Lehrart Ratichii. (FB Gotha: Chart. B 825 P [1]; 240 S. und 13 S. Register, eigenh. von Ratke). — Von der Regenten Ampts-Lehre, die um das Ende des Jahres 1631 vollendet worden sein dürfte, liegen zwei weitere Abschriften von verschiedenen Händen vor (FB Gotha: Chart. B 825 P [2] und [3]). Vgl. Beil. I Q; Müller [1878], 599f.; Vogt (Quellen), 22; Wolfgang Ratke: Allunterweisung. Schriften zur Bildungs-, Wissenschafts- und Gesellschaftsreform (s. I Q), I, 36; II, 17– 257 (vollständige Erstveröffentlichung). In Chart. B 829 umfangreiche Ergänzungen und || [445] Urteile zur Regenten Ampts-Lehre (vgl. Müller [1878], 600). — Daß es sich bei dem im vorliegenden Brief genannten „büchlein“ um die Regenten Ampts-Lehre handeln könnte, wird schon von Müller (1878), 600, 612 und Vogt IV, 52 Anm. *† vermutet. Sie wird um diese Zeit auch in anderen Schreiben Gfn. Anna Sophias erwähnt. Vgl. Kordes, 99f.; Müller (1878), 600; Vogt IV, 51f. Vgl. 321201 K 8. — Ratkes Regenten Ampts-Lehre war keine ,moderne‘ legitimistische Regierungskunst oder „Politic“ im Zeichen von ratio status und ,ars gubernatoria‘ (Wolfgang Weber), sondern eine ethisch-praktische Anleitung, wie ein Fürst „seine Regierung glücklich anstellen und dieselbe mit seiner Untertanen Wohlfahrt von Amts wegen recht fortsetzen solle.“ (Wolfgang Ratke: Allunterweisung. Schriften zur Bildungs-, Wissenschafts- und Gesellschaftsreform [s. I Q], II, 22.) In ihrer einschränkenden Herrschaftslegitimation berief sie sich ebenso auf die Lehren der Bibel wie auf die (vernünftigen) Regeln der Natur. Damit und in ihrem kritischen protestantischen Obrigkeits-Ethos arbeitete sie Veit Ludwigs v. Seckendorff (FG 615) Teutschem Fürsten-Staat (erstmals 1656) vor.
5 Friherre Axel Oxenstierna.
6 Herr Hans Georg v. Wartenberg (FG 143), ein böhmischer Exulant. Vgl. 271211 K 3, 280122, 280128, 320715 K 1, 321201 K 12.
7 Johannes Botwedsson (latinisiert Botvidi/ Bothvidius/ Botvidus u. ä.), 1573–1635, D. theol., seit September 1617 Hofprediger und Beichtvater Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden, dem er auf seinen Kriegszügen in Rußland, Polen sowie Deutschland als Feldsuperintendent folgte. Zu seinen Kriegsgebeten für das schwed. Militär vgl. 320313 K 1. 1631 wurde er zum Bischof von Linköping ernannt, jedoch zunächst mit der Begleitung Kgn. Maria Eleonoras nach Deutschland betraut und folgends mit der Wiederherstellung des evangelischen Kirchenwesens im Ebst. Magdeburg und Bst. Halberstadt beauftragt. Im Januar 1632 führte er die Königin bis in das Rhein-Main-Gebiet; am 20. 1. hielt sie an der Seite Gustav Adolfs feierlichen Einzug in Frankfurt a. M. (S. Arma Suecica II, 8f.; Theatrum europaeum, 2. Teil, 3. Aufl. [1646], 601 [HAB: Ge 4° 54]). Bereits im Dez. 1631 hatte sich F. Ludwig nach Mainz zu Gustav Adolf begeben, um wichtige Fragen zu beraten, die das Ebst. Magdeburg und das Bst. Halberstadt betrafen, denn am 17. 9. 1631 war F. Ludwig zum kgl.-schwed. Statthalter dieser Territorien berufen worden (vgl. 320313). Bei dieser Beratung kam man überein, daß der König einen Theologen abordnen sollte, der mit Hilfe F. Ludwigs und einheimischer Gottesgelehrter die evangelische Kirche und das Kirchenregiment dort reorganisieren sollte. In Ausführung dieses Vorhabens trat Botvidi am 7. 4. 1632 seine Reise von Frankfurt über Erfurt ins Magdeburgische an. Vgl. LHA Magdeburg: Rep. A 2, Nr. 237: „Die Commission des von Königl. Majestät zu Schweden an Fürst Ludwig zu Anhalt abgeschickten Bischofs Johannes Bodvidius zur Untersuchung des Kirchen- und Schul-Wesens im Erzstift Magdeburg und Fürstenthum Halberstadt. (1632)“. Vgl. ferner SBA B, 33/ 29ff.; KL II, 215ff.; Ed. Jacobs: Die Wiederherstellung des evangelischen Kirchenwesens im Erzstift Magdeburg und im Hochstift Halberstadt durch König Gustav Adolf von Schweden im Jahre 1632. In: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde. 30 (1897), 113–298, 140, 160ff. — Nach der wechselvollen Geschichte des Primat- bzw. Hochstifts unter den konkurrierenden Administratoren bzw. Erzbischöfen Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg und Ehz. Leopold Wilhelm v. Österreich war mit dem Siegeszug der Schweden und der Schlacht von Breitenfeld (7. 9. 1631) auch die zweite Periode der katholischen Restauration in den beiden Stiftern (seit Tillys Eroberung der Stadt Magdeburg am 10./ 20. 5. 1631) beendet. Schon am 17. 9. 1631 war eine schwed. Regierung unter F. Ludwig als Statthalter für die beiden Stifter eingesetzt und damit zugleich das Domkapitel entmachtet worden (vgl. 320313). Am 11. 1. 1632 waren die Schweden auch in der von Pappenheim geräumten Stadt Magdeburg eingezogen, womit sie dort das Ende katholisch-habsburg. Restitutionsansprüche besiegelten. Am 18. 4. 1632 traf Botvidi in Halle a. d. Saale ein, dem Sitz der schwed. Territorial-Regierung. Tags darauf, am 19. 4. lud F. Ludwig Botvidi zu einer Unterredung zu sich auf die Moritzburg. Botvidi wies zwei Schreiben vor, einen Legitimationsbrief Oxenstiernas d. d. || [446] Mainz, 5. 4. 1632 und eine Vollmacht Kg. Gustavs II. Adolf d. d. Frankfurt a. M., 27. 2. 1632. Diese kgl. Autorisation informierte Ludwig über Botvidis Auftrag und bat um dessen materielle Versorgung und politisch-organisatorische Unterstützung. Oxenstierna bekräftigte die kgl. Vollmacht in seinem Legitimationsschreiben an Ludwig; s. Jacobs, a. a. O., 255; vgl. ebd., 164ff., 253ff. und AOSB FA VII, 146. Der genaue Arbeitsauftrag Botvidis ist aus einem Schreiben Gustav Adolfs an die magdeburgischen (und gleichlautend an die halberstädtischen) Stände abzulesen, das vermutlich ebenfalls im Februar 1632 aufgesetzt worden war: „Mittimus itaque ad vos reverendum virum D. D. Johannem Botvithi, S. S. Theol. D. et Episcopum Lincopensem. Is Superintendentem introducet lutheranum, informabit Consistorium, Scholam eriget et certam Ecclesiastici regiminis formam, videlicet ceremoniarum, disciplinæ et visitationum, congruentem cum Saxonia (nisi propriam habuerint) præscribet.“ (Zit. n. Jacobs, 254). Mit Unterstützung F. Ludwigs und herbeigezogener einheimischer Juristen und Theologen ist dieses Arbeitsvorhaben innerhalb weniger Wochen durchgeführt worden. Eine rasch ausgearbeitete Kirchen-Agende sowie Kirchen-, Konsistorial-, Visitations- bzw. Schulordnungen fanden am 7. 6. 1632 die Zustimmung der gemeinsam versammelten magdeburgischen und halberstädtischen Stände. Vgl. Magdeburg: vnd Halberstadische KJRCHEN-AGENDA, Auff sonderbaren gnädigsten Befehl Des Durchlauchtigsten/ Großmächtigsten Fürsten vnd Herrn/ Herrn GVstav-ADolphs/ der Schweden/ Gothen vnd Wenden Königs ... Verfasset Jm Jahr Christi M. DC. XXXII. Halle a. d. Saale: Melchior Oelschlegel (1632). HAB: Tk 47 [1]; 4 Bll., 140 S.; 4°. Kolophon: „Gedruckt zu Hall in Sachsen/ bey Christoff Salfeld/ Jm Jahr 1632.“ Enthält u. a. S. 94ff. „Ordnung der Gesenge durchs gantze Jahr“ (mit Texten); S. 115ff. „Von Ordination der Prediger“ u. S. 122ff. „Von Introduction, Jnvestitur oder Anweisung derselben.“ (Weitere Exemplare in der HAB: 302. 2 Theol. [19], 450.15 Theol. [1], S 406. 4° Helmst. [1]). — Noch im Juni 1632 wurden die Konsistorien für Magdeburg und Halberstadt im Einvernehmen mit den Ständen besetzt. Ende Juni reiste Botvidi über Stettin und Wolgast nach Schweden zurück, um sein Bischofsamt in Linköping anzutreten. Die förmliche kgl.-schwed. Anerkennung der genannten Ordnungen und Konsistorien zog sich indes bis zum 15. 2. 1634 hin, als Oxenstierna sie in Halberstadt anläßlich einer Ständeversammlung des Niedersächsischen Kreises vollzog (AOSB FA XI. 1, 255–258; vgl. 258ff.). Bis auf die Schulordnung wurden die revidierten Texte zur magdeburg-halberstädt. Kirchenverfassung 1635 in Halle gedruckt. Aus der Einführung eines lutherischen Kirchen- und Schulregiments resultierten Spannungen zu reformierten Amtsträgern der schwed. Herrschaft wie F. Ludwig und Johannes Stalmann (FG 214). Vgl. 320313 K 0 u. 350800; vgl. auch F. Ludwigs Bericht in seiner Rechtfertigungsschrift von Ende 1633: KU III, 215ff.; ferner Chemnitz II, 306f. (HAB: 174. 6 Hist. 2b [2]); Jacobs, a. a. O.; Günther Hoppe: Fürst Ludwig von Anhalt und die schwedische Statthalterschaft in den magdeburgischen und halberstädtischen Stiftslanden (1631–1635). U. Halle, (masch.) Diplomarbeit 1965 (der Verfasser stellte uns freundlicherweise eine überarbeitete Kopie zur Verfügung), 83ff.; Rudolf Joppen: Das Erzstift Magdeburg unter Leopold Wilhelm von Österreich (1628– 1635). In: Franz Schrader (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Erzbistums Magdeburg. Leipzig 1968, 290–342, insbes. 339; Georg Arndt: Die Kirchenordnung des Schwedenkönigs Gustav Adolf für die Stifter Magdeburg und Halberstadt vom Jahre 1632. In: Deutsche Zeitschrift f. Kirchenrecht 11 (1902), H. 2, 247–276, 393–472, 12 (1903), H. 1, 46–74; Friedrich Wilhelm Hoffmann: Geschichte der Stadt Magdeburg. 3. Bd. Magdeburg 1850, 207. Die „Relation“ von Georg Adam Brunner aus dem Jahre 1643 faßt die Ereignisse knapp und kritisch von dem Interessensstandpunkt des Domkapitels aus zusammen: G. A. Brunners Geschichte des Erzstifts Magdeburg von 1608–1638. Hg. E. Neubauer. In: Geschichtsblätter f. Stadt und Land Magdeburg. Mitteilungen des Vereins f. Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg 28 (1893), 367–390, insbes. 388.
8 Antonius Mylius, eigentlich Müller gen. Gering (1593–1655), || [447] s. 311205 K 6.
9 Da Ratke seine Lehransätze in Zusammenfassungen und Memorialen immer wieder darstellte, ist es schwierig, die hier gemeinte Schrift zu identifizieren. Vgl. etwa 270827 (K 2). So werden Ratkes „puncta“ von 1632 kaum übereinstimmen mit seinen 1618 von Fürst Ludwig verwendeten 13 Puncten, auff welchen die Didactica oder Lehrkunst Wolffgangi Ratichii gründlichen beruhet (FB Gotha: Chart. B 825 W [1]). Vgl. Müller (1880), 70f.; Niemeyer (1842), 12f.; Vogt II, 6f. Aus dem Jahr 1624 stammt eine Vereinbarung zur Gestaltung der Reuß’schen Hofschule zu Gera: Diese nachfolgende puncten sindt mit Ratichio den 27. Januarij 1624 Abgeredet worden (FB Gotha: Chart. B 829 C, zit. n. Müller [1880], 157ff.). Am ehesten kommen in Betracht: Unterschiedene erinnerungs puncten wegen ettlicher Verfaßung, sonderlich der Regentenlehr (FB Gotha: Chart. B 829 T, Ta – Tg. S. Müller [1884], 452f.).

K I
1 Zu dem auffälligen Umlaut bei Wolfgang Ratke unter Dialekt-Einfluß des Schleswig- Holsteinischen vgl. 270406 K 7.
2 Am 24. 9. 1630 war Gf. Carl Günther v. Schwarzburg-Rudolstadt (FG 23) verstorben; seine jüngeren Brüder Ludwig Günther (FG 29) und Albrecht Günther folgten ihm in der Regierung, während Anna Sophia die Hft. Kranichfeld als Wittum blieb.
3 Peter Dietrich (Petrus Theodoricus; Peter [Samuel] Thiederich) (1580–nach 1637 [1640/1641?]), gebürtig aus Grössen bei Naumburg, studierte in Leipzig und Jena, wurde 1619 Professor der Rechte an der U. Jena, Assessor am dortigen gesamternestinischen Hofgericht, Beisitzer, von 1637–1641[?] Vorsitzender des Schöppenstuhls in Jena, hzl. Rat daselbst, „einer der bedeutendsten Strafrechtslehrer seiner Zeit“ (Geschichte der Universität Jena 1548/58–1958. Festgabe zum 400jährigen Universitätsjubiläum. 2 Bde. Jena 1958, I, 91). Dietrich war schon früh als Institutiones-Editor an den ratichianischen Lehrreformen beteiligt. S. 190424 K 11. Vgl. Jöcher IV, 1101; Weniger, 282; Johannes Günther: Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena seit 1558 bis 1858. Ndr. d. Ausg. Jena 1858, Aalen 1979, 57 (Druckfehler beim angegebenen Todesjahr 1604); Barbara Oehme: Jenaer Professoren im Bildnis. Gemälde aus 425 Jahren Universitätsgeschichte (1548/58–1983). Jena (1983), 96.
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