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320626 Früstin Sibyalla von Anhalt-Bernburg an Gräfin Elisabeth von Waldeck-Wildungen
[Inhaltsverzeichnis]
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320626

Fürstin Sibylla Elisabeth von Anhalt-Bernburg an Gräfin Elisabeth von Waldeck-Wildungen


Fn. Sibylla Elisabeth v. Anhalt-Bernburg (AL 1617; TG 18) bestätigt den Empfang eines Schreibens Gfn. Elisabeths v. Waldeck-Wildungen (AL 1629), dem ihr Jahresbeitrag für die Noble Académie des Loyales (AL) beilag. Sibylla Elisabeth dankt für die erwiesene Treue und bedauert, daß die auch im Sinne der Akademie liegende Kommunikation längere Zeit zum Erliegen gekommen sei; nun soll ein neuer Anfang gesetzt und der freundschaftliche Austausch, auch mit den Töchtern Gfn. Elisabeths, wiederaufgenommen werden. — Sibylla Elisabeth hält sich mit ihrer Schwester Anna Sophia (AL 1617[?]; PA; TG 19) seit etwa drei Wochen in Köthen auf, wo sich Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38) allmählich gesundheitlich erhole. — Bei ihrem Besuch in Köthen hat sich Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau (TG 25) vergangene Woche an Gfn. Elisabeth erinnert und bedauert, daß sie nicht mehr Zeit mit ihr in Kassel habe verbringen können. — Sibylla Elisabeth hofft, die Gräfin in Zukunft wieder einmal zu treffen und ihre kultivierte Konversation zu genießen.

Beschreibung der Quelle


Q STA Marburg: 115 Waldeck 2 Anhalt 3, 2 Bl. (A: 2v), eigenh.; Sig.

Anschrift


A Madame Madame La Contesse de Waldeck nee Contesse de Nassau, á Waldeck || [448]

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Wolgeborne Gräfin freundtliche mein herzvielgeliebte Baaße vndt fraw Mutter1 , El schreiben sambt der accademiesteuer2 ist vns wol eingehändigt worden, vndt bedanke mich gegen EL wegen dero fleissiges andenken vnser aller, vndt auch das sie sich der accademie so wol erinnern, EL seindt ein getrewes3 mitgliedt dersselben, vndt seindt wir allerseits EL. obligiret,
Sonsten bitt ich EL ganz freundtlich, Sie wollen doch Ja nicht etwan die opinion fassen, als solten wir vnsers theils solcher werthen freunde vergessen, den dasselbige wieder vnser accademie lauffen thäte,4 aber vnsere nachlässigkeit accusire ich billig, es hat es aber allerhandt vervrsachet, vndt auch zum theil mit, das wir so ganz nichts von EL in so langer Zeit vernohmen, das wir vns fast allerley desswegen imaginirt[,] es soll aber nun der anfang wieder gemacht sein, vndt werde ich fleissiger werden, bitte auch gar höchlich, EL ie bisweilen ihrer töchter1 ingedenk zu seyn, vndt also dero schreiben vns participiren, ich versichere EL das vnser bestendig gemuht, nicht anders incliniret ist, als EL alle freundtschafft vndt gefallen zuerweisen nach möglichkeit, das gute wildungen vergesse ich nimmehr vndt EL allerseits haben trewe freunde an vns allen[.]
[1v] Schwester Anna Sophie5 vndt ich, haben vns nun ein6 3 wochen alhier zu Cöthen aufgehalten, Die fürstin7 ist wieder etwas vnpässlich gewest, es bessert sich aber Gott lob täglich,
mein Schwester Anna Sophie entbeut EL dero ganz freundtlichen grus, vndt ich bit EL wollen ebenmässig dero hl herren meinen hochwerden [sic] Vettern von meinet wegen vermelden wie auch dero sämbtlichen töchter,1
vergangene woche ist die fürstin von Dessa8 alhier gewest; da haben JL so wol vndt fleissig sich erinnert EL person halber, haben auch noch beklagt das sie nicht mehr Zeit haben emplojiren können mit EL zu Cassel vmbzugehen, ich wunsche meins theils von herzen das ich so gluklich sein möchte EL einmal wieder zusehen vndt dero sehr gute conversation theilhafftig zuwerden, mus aber solches erwarten in dessen verbleibe ich bis an mein Endt

EL Getrewe ganz Dienst willige Baaße
Sibilla Elisabet fzAnhalt

Cöthen den 26 Junj 1632.

Textapparat und Kommentar


Kommentar
1 Gfn. Elisabeth v. Waldeck-Wildungen (1584–1661; AL 1629), geb. Gfn. v. Nassau- Siegen, seit 1604 Gattin Gf. Christians v. Waldeck-Wildungen (FG 113), nicht in der TG. S. 310108 u. II. Ihre nachfolgend im Brief genannten Töchter waren: Maria Magdalena (1606–1671; AL 1629; TG 44), s. 270306 K 2, 310108 K 1 u. ö.; Sophia Juliana (1607–1637), 1634 vermählt mit Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374); Anna Augusta (1608–1658), 1627 vermählt mit Gf. Johannes v. Sayn-Wittgenstein zu Wittgenstein, Gf. v. Hohenstein zu Lohra und Klettenberg (1601–1657); Elisabeth (1610– 1647), 1634 vermählt mit Gf. Wilhelm Wirich v. Dhaun zu Falkenstein (†1682); Catharina (1612–1649), 1631 in erster Ehe vermählt mit Gf. Simon Ludwig zur Lippe-Detmold (FG 124); Christiana (1614–1679), 1642 vermählt mit Gf. Ernst v. Sayn-Wittgenstein-Homburg (†1649); Dorothea (1617–1669), 1641 vermählt mit Gf. Emich XII. v. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (†1658); Agnes (1618–1651), 1651 vermählt mit Gf. Johann Philipp III. v. Leiningen-Dagsburg-Emichsburg (†1666); Sibylla (1619– || [449] 1678), 1644 vermählt mit Gf. Friedrich Emich v. Leiningen-Dagsburg-Hartenburg (†1698); Johanna Agatha (1620–1636); Louisa (1625–1665), 1647 vermählt mit Frh. Jobst Gerhard v. Efferen (†1670). Vgl. AD V, 305ff.; EST I.3, T. 329B; Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Bd. I. 2. (2. Aufl.) Frankfurt a. M. 1994, T. 406. — Gfn. Elisabeths Gesellschaftsname in der AL lautete: La Forte/ Die Starke. Der vorliegende Brief sowie 310108 stellen die zwei einzigen uns bekannten Gesellschaftsbriefe der AL dar. — Fn. Sibylla Elisabeth (1602–1648; AL 1617; TG 18) war eine Tochter F. Christians I. (FG 26). Vgl. 271201A u. 340107.
2 La Noble Académie des Loyales (AL), 1617 von Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg (1579–1624; AL 1617, TG 16) in Amberg gestiftet. Der Artikel 14 der Satzung der AL verlangte eine jährliche Akademiesteuer, d. i. eine von jedem Mitglied nach seinem Vermögen selbst bemessene Zahlung in einen Fond, der Schulstipendien finanzieren sollte. Vgl. 310108 I.
3 Ähnlich wie die Treue in der TG an der Spitze des Tugendkanons rangiert, wird sie doch von deren Gründerin, Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1. Die Getreue) repräsentiert, so erwächst die Treue auch zum Zentralbegriff der „Noble Académie des Loyales oder Getreuen Gesellschaft“. S. 310108 I.
4 Die AL-Mitglieder hatten sich laut Satzung verpflichtet, in Treue zu Gott, der AL-Patronin und den anderen ALMitgliedern zu stehen, ferner auch in Abwesenheit „Correspondence und gute Vertrauligkeit“ unter einander zu halten. S. 310108 I.
5 Fn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (1604–1640; AL 1617[?], PA, TG 19); Lieblingsschwester F. Christians II. Vgl. 270810 (K 1). Sie stand vielleicht in einem vertrauten Verhältnis zu Gfn. Elisabeth, wie ihr Brief an dieselbe, d. d. Harzgerode, 23. 8. 1632, ausweisen könnte (STA Marburg: 115 Waldeck 2, Anhalt 3, 1 Bl.). Darin bedauert sie nämlich, die „Frau Mutter“ wegen der schlechten Wege nicht besuchen und „ihrer Tugendthafften geselschaft alsdan [...] participiren“ zu können, da doch „ihre löbliche qualiteten bey vns wie billich in beständigen estime verbleiben“. Vielleicht spielt in ihrem Bedauern auch die Tatsache mit, daß „das gute wildungen“ ein gern frequentierter Kurort war (vgl. 300813, auch 210729), den z. B. auch F. Ludwig besuchte. Am 4. 6. 1626 fragte F. Ludwig Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121), ob er ihm einen Arzt für einen Kuraufenthalt am Sauerbrunnen in Wildungen beschaffen könne, erkundigte sich aber auch nach den Reisemöglichkeiten nach den Bädern von Spa und Aachen. Er entschied sich auf Rat seiner Ärzte lt. seines Schreibens v. 24. 6. 1626 an Gf. Otto doch für den Wildunger Sauerbrunnen. STA Detmold: L 42 I Nr. 1a. Am 31. 8. 1626 wollte er von Wildungen über Detmold nach Anhalt zurückreisen. A. a. O.: L 7 A XII Nr. 12, vgl. L 7 A XV B 1. Allerdings können die Erinnerungen an Wildungen nicht ungetrübt gewesen sein. Gfn. Maria Magdalena schrieb am 27. 6. 1629 an ihren Stiefsohn Simon Ludwig, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) sei an diesem Tage mit seinen Kindern (Friedrich, FG 62; Sibylla Elisabeth u. Anna Sophia) aus Wildungen abgereist, nachdem dort seine Tochter Agnesa Magdalena (1612–1629; AL 1628; TG 22) gestorben sei. Vgl. 310108 K II 11. STA Detmold: L 7 A XV B Nr. 2.
6 Ungefähr. S. 310224 K 41.
7 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629; TG 38), zweite Gattin F. Ludwigs. Zu Sibylla Elisabeths medizinischer Tätigkeit vgl. 300330 K 3, ferner 340107. Auch im März 1631 war sie zu Fn. Sophia gerufen worden (vgl. Sibylla Elisabeths Brief an F. Ludwig vom 23. 3. 1631, LA Oranienbaum: Abt. Kö. A 9a Nr. 31, Bl. 3rv). In Sibylla Elisabeths Brief an F. Ludwig d. d. Güstrow 4. 9. 1633 ist Fn. Sophia bereits wieder als krank gemeldet, denn die Prinzessin wünscht „von herzen das EG gemahlin wieder zu Dero völligen gesundtheit gelangen möge, vndt EG nach der harten wiederwertigkeit, ergözet werden“ (a. a. O., Bl. 11r).
8 Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel (1606–1650; PA, TG 25), Gattin F. Johann Casimirs (FG 10). || [450]
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