David v. Schweinitz (Seifersdorf 23. 5. 1600 – Liegnitz 27. 3. 1667), Regierungsrat
Hz. Georg Rudolphs in Schlesien zu Liegnitz und Wohlau (FG 58) und Hauptmann
(Präfekt) des Hzt.s Wohlau, Freund Johann Heermanns. 1633 zog er sich wegen des
Krieges nach Preußen zurück und kehrte erst 1650 zurück (Regierungsrat u. Landeshauptmann
in Liegnitz). Schweinitz befand sich zur Zeit des Briefs von Martin Opitz v.
Boberfeld (FG 200) in Thorn, wo sich Hz. Georg Rudolph und dessen Bruder Hz. Johann
Christian in Schlesien zu Brieg aufhielten. Im Februar 1634 traf Opitz selbst in
Thorn ein, wo er die Piasten über die Verhandlungen der schlesischen Gesandten mit
Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307; 1637) und dem schwed. Reichskanzler und
Direktor des deutschen protestantischen (Heilbronner) Bundes, Friherre Axel Oxenstierna
(FG 232; 1634), unterrichtete.
Palm, 244–248;
Szyrocki1956, 103. — Geistl.
Dichter und Erbauungsschriftsteller. S. Johann Sigismund Johnius: Parnassi Silesiaci sive
recensionis poëtarvm Silesiacorvm qvotqvot vel in patria vel in alia etiam lingva mvsis litarvnt
Centvria I. (Breslau 1728), 176f. (HAB: Da 251);
Goedeke III, 177f.;
Neumeister,
472f. u.
Literatur-Lexikon X, 459f. (mit Lit.). Opitz kannte Schweinitz schon aus seinen
Heidelberger Studententagen.
Im September 1632 waren die Kaiserlichen durch eine
schwed.-kursächs.-kurbrandenburg. Armee aus Breslau vertrieben worden (s. 330311 u.
K 2). Der Sand und die Dominsel vor der Bürgerstadt wurden mit Besatzung belegt, und
der Breslauer Rat verständigte sich mit den neuen Herren, ohne formal seinen dem Kaiser
geleisteten Eid zu verletzen. Am 8./9. 8. 1633 nahmen die schles. Stände den Schutz
der protestantischen Verbündeten an und schlossen eine „Conjunction“ mit ihnen. S.
330918 K 2. (Der breslauische Syndikus war damals Dr. Pein, der briegische Vertreter
der Rat Andreas Langius und der liegnitzische der Rat und Hauptmann Christoph v.
Zedlitz. Vgl. den in 330311 K 2 zit. Bericht im Archivum Archidiecezjalne we Wrocławiu,
VId 38, S. 46.) Wallenstein operierte mit seinem großen, Sachsen und Schweden
zahlenmäßig fast erdrückenden Heer bis zum Herbst 1633 scheinbar ziellos in Schlesien
und den angrenzenden Gebieten (dort durch Generalleutnant Gf. Matthias Gallas,
1584–1647). Tatsächlich hoffte er, die ihm einst erteilte ksl. Vollmacht zum Abschluß eines
Friedens mit Sachsen für seine weiterreichenden Ambitionen zu nutzen und durch
Waffenstillstände und Verhandlungen mit dem kursächs. Feldmarschall Hans Georg v.
Arnim (FG 255; 1635; vgl. 340912 K 0) zu fördern.
Ritter: Deutsche Geschichte, 559f.
Ende September 1633 scheiterten die Gespräche vorläufig, und Arnim führte den größten
Teil der kursächs.-schwed.-kurbrandenburg. Truppenmacht nach Kursachsen in der || [
497]
Annahme, daß Wallenstein ihm folgen und das Kurft. angreifen werde. Der Friedländer
befürchtete dagegen einen Einfall in Böhmen, kehrte aber mit seinem Heer, als er Arnim
tatsächlich gen Sachsen marschieren sah, überraschend zurück und schloß das protestant.
Truppenlager am 11. 10. 1633 n. St. bei Steinau ein, so daß das nur rund tausend
Mann zählende Kontingent sich ergab (12. 10.) und sein Befehlshaber Gf. Thurn (s.
Anm. 10) auch den städtischen Kommandanten der Verbündeten befahl, ihre Garnisonen
zu räumen. Mit dieser Niederlage und dem unerwarteten Auftrumpfen Wallensteins
mußten die beiden reformierten Piastenherzöge Hals über Kopf das Land verlassen und
gingen ins Exil nach dem poln. Thorn, nachdem sie am 12. 10. für einige Tage Asyl im
grenznahen poln. Ort Lissa gefunden hatten. Unter dem Druck des wallensteinischen
Generals Frh. Hans Ulrich v. Schaffgotsch stellte der Rat von Breslau am 15. 11. 1633
(n. St.) auch seine Unterstützung für die sächs.-schwed. Besatzung ein, die sich noch in
der Stadt hielt (vgl. Anm. 9). Die Stadt mußte am 1. 2. 1634 einen neuen Vertrag mit den
Besatzern zur Sicherstellung von Verpflegung und Verbindung schließen.
Ritter: Deutsche
Geschichte, 563f.; C. Grünhagen: Geschichte Schlesiens. Bd. 2. Gotha 1886, bes. S.
250ff.;
Szyrocki: Opitz (1956), 202ff.; F. Taeglichsbeck: Die Gefechte bei Steinau an der
Oder vom 29. August bis 4. September 1632. Das Treffen bei Steinau an der Oder am 11.
Oktober 1633. Eine kriegsgeschichtliche Untersuchung. Berlin 1889; Norbert Conrads:
Das preuß. Exil des Herzogs Johann Christian von Brieg 1633–1639. In: Preußische
Landesgeschichte. Festschr. f. Bernhart Jähnig zum 60. Geb. Hg. Udo Arnold [u. a.].
Marburg 2001, 39–49, 43f. Vgl. die weiteren Anmerkungen.
Das Vorhergehende
zielt mit Ironie wohl nicht nur auf Wallenstein, mit dem man sich in verdecktem Einvernehmen
gewähnt hatte, sondern vor allem auf die Kursachsen und diejenigen, welche in
Schlesien einen Bruch mit dem Kaiser zu vermeiden versuchten. Daher berichtet Opitz
hier vielleicht einen Ausspruch Arnims, der einer Einbindung Kursachsens in den von
Schweden organisierten Heilbronner Bund widerstrebte und eine Verständigung mit
dem Kaiser suchte.
Palm, 245 Anm. 1;
Conermann III, 281f. Vgl. Anm. 10. Opitz konnte
diese Meinung von Arnim in Cölln a. d. Spree gehört haben (sein Schreiben an Schweinitz,
9./ 19. 1. 1634,
Opitz-Brieferepertorium, Nr. 199;
Palm, 245 Anm. 1).
Eine Anspielung
auf Opitz’ eigenen Dienst bei dem ksl. Kammerpräsidenten Schlesiens, Burggf.
u. Herr Karl Hannibal zu Dohna?Vgl. 330311 K 2 u. ö.
Der schwed. General Johan
Banér (FG 222), dessen Feldzüge an der Oder, in Schlesien und in Böhmen jedoch keine
Entscheidung brachten.
Conermann III, 235ff. Am 27. 11. 1633 hatte Opitz an Hz. Johann
Christian in Schlesien und dessen Bruder Georg Rudolph voller Hoffnung geschrieben:
„Dem Bannier conjungiren sich von vielen orten unterschiedene wie auch
Herz. Wilhelms von Weinmar 4 Regimenter, zum ehisten gegen Schlesien zue gehen.“
Reifferscheid, 664; vgl. Opitz an Hz. Johann Christian, 3. 3. 1634,
Reifferscheid, 670f. S.
Opitz-Brieferepertorium, Nr. 196 u. 201. Als Banér — in seinem Gefolge Opitz als Gesandter
— im Mai 1634 nach Schlesien vorrückte, verlegte ihm Arnim den Weg und
brachte es außerdem zustande, die Kaiserlichen glänzend bei Lindenbusch am 13. 5.
1634 n. St. zu schlagen. Hieran scheiterten zwar die Hoffnungen, die Opitz im vorliegenden
Brief an die Befreiung Schlesiens durch Schweden gesetzt hatte; aber diese neuerliche
Wendung setzte seine piastischen Dienst- u. Landesherren in die Lage, aus dem
Thorner Exil nach Schlesien zurückzukehren u. erneut eine eigenständige Ständepolitik
in Schlesien zu betreiben, bis dieser erneut und endgültig mit der Schlacht bei Nördlingen
im September 1634 und dem Prager Frieden vom Mai 1635 der Boden entzogen
wurde und Hz. Johann Christian zum zweiten Mal ins Exil im kgl.-poln. Preußen gehen
mußte. Grünhagen (s. Anm. 2) II, 262f., vgl. 264; Conrads (s. Anm. 2), 45f.; Georg Irmer:
Hans Georg von Arnim. Lebensbild eines protestant. Feldherrn u. Staatsmannes aus
der Zeit des 30j. Krieges. Leipzig 1894, 284ff.
Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar
(FG 5), schwed. Generalleutnant. S. Anm. 5.
Die Besatzungen der genannten schlesischen
Orte (Brieg, Oppeln, Namslau), welche nach der Niederlage von Steinau auf Be- || [
498] fehl des gefangenen Gf.en Thurn (s. Anm. 10) kapitulierten.
Die Breslauer Dominsel
(der Dom ist Johannes d. T. geweiht).
Die Besatzungen der verbündeten Protestanten,
die Arnim Gf. Thurn (Anm. 10) in diesen Orten hinterlassen hatte, insgesamt 3000
Mann zu Fuß und dazu drei Reiterregimenter zur Kontrolle der Oder. S. Die Verhandlungen
Schwedens und seiner Verbündeten mit Wallenstein und dem Kaiser von 1631 bis
1634. [Hg.] Von Georg Irmer. 3 Tle. Leipzig 1891 (Publicationen aus den K. Preuß.
Staatsarchiven, 46), III, 12 (Arnims Brief an Hz. Wilhelm IV. v. 9./ 19. 10. 1633). Die
schwed. Truppe auf dem Sand und die kursächs. auf der benachbarten Dominsel standen
unter dem Befehl des Obristleutnants Gerhard Kuhlmann bzw. des Obristen Christoph
v. Drandorff, dem der bei Steinau von Wallenstein gefangene Gf. Thurn (vergeblich) Befehl
zur Kapitulation erteilt hatte.
Palm, 245 Anm. 4;
AOSB FA, XI.1, 315 (Oxenstiernas
Brief an Kuhlmann, 26. 2. 1634); zu Drandorff (Trandorff) vgl. Wallenstein’s Ende.
Ungedruckte Briefe und Acten, hg. v. Hermann Hallwich. 2 Bde. Leipzig 1879, I, 534
Anm.;
Zedler VII, 1403. Vgl. noch den Brief Schaffgotschs an die Stadt Breslau (10. 11.
1633): „Die Besazung, so auf dem Dhomb und Sandt, bin Ich erbietig, mit fliegenden
Fandl, Ober- und Unterwehr, Kugel im Mundt, brennenden Lunten und Sackh und
Packh abziehen zue laßen, maßen es offtgedacht Ihr. Frl. Gd. vormalß dem Herrn Grafen
von Thurn, wie auch dem Herrn General-Commandeur Duwall verwilliget. Wie die
Herrn inkünfftig den Dhomb besezen und verwahren wollen, stell Ich alles Ihnen frey
und anheimb [...].“
BA Wallenstein IV, 427. Dieser Appell hatte jedoch ebensowenig
Erfolg wie Schaffgotschs Versuch, die Dominsel zu erobern (25. 11. 1633). Vgl. Anm. 2.
Opitz schrieb am 27. 11. 1633 aus Frankfurt a. M., wo er sich seit etwa zwei Monaten
mit Gesandten der schlesischen Stände bei Oxenstierna aufhielt (vgl. oben Anm. 1 u.
330918), an seine beiden Herzöge und Auftraggeber: „Von Breslaw wil ausgegeben werden,
als ob sich selbige Stadt in Kayserl. devotion ergeben; wie dann der H. Schwed. R.
Cantzler dieser tagen [...] schreiben dessen inhalts bekommen, dass man sie auf den
Thumb verstossen, und dem Herrn von Schaffgotsch stück und munition abfolgen lassen,
die Sächsischen und Schwedischen aus der Besatzung abzuetreiben. Welches aber
dem gueten intent von hier aus hoffentlich nicht wird verhinderlich sein [...].“ Vgl. Anm.
5.
Gf. Heinrich Matthias v. Thurn-Valsassina (1567–1640), einer der Anführer des
böhm. Aufstands gegen den Habsburger-König (Ks. Ferdinand II.), war nach der
Schlacht am Weißen Berge geflohen und schließlich in schwed. Dienste getreten. Er verhandelte
durch Gf. Adam Erdmann Trčka v. der Lipa u. a. über den geplanten Übertritt
Wallensteins auf die Seite der Schweden. Oxenstierna übertrug seinem Legaten Thurn im
Februar 1633 das Direktorium über die schwed. Truppen in Schlesien (s. seine Briefe v.
9. 2. 1633 an den brandenburg. bzw. den sächs. Kurfürsten;
AOSB FA VIII, 189–191).
Wallenstein überraschte die zahlenmäßig stark unterlegenen Truppen Thurns und des
schwed. Generals und Obristen Heinrich Jakob Duwall in einem Lager bei Steinau a. d.
Oder (11. 10. 1633 n. St., s. Anm. 2) und griff sie an. Er schloß mit ihnen einen Akkord
und entließ den Grafen (und Duwall) erst aus der Gefangenschaft, nachdem er den
Kommandanten der in protestant. Hand verbliebenen schlesischen Plätze die Übergabe
befohlen hatte.
ADB XXXIX, 70–92;
Documenta Bohemica V, 201f., 205f. (Thurns Befehl
an den Befehlshaber v. Glogau). Jaroslaw Sezima Rašin v. Riesenburg, ein von
Trčka eingesetzter Unterhändler, verfaßte 1635 in Wien zur Rechtfertigung des ksl.
Mordbefehls an dem Friedländer einen Bericht, in dem er den Akkord von Steinau als
ein wegen Wallensteins Sieg überflüssigen Vorgang darstellte. Wallenstein habe auch
keinen Gefangenen dem Kaiser übergeben, sondern einen nach dem anderen freigelassen,
Thurn sogar beschenkt und mit sicherem Geleit versehen. Quellen zur Geschichte
Wallensteins. Hg. Gottfried Lorenz. Darmstadt 1987, 436–467, hier S. 460 u. Arnold
Gaedeke: Wallensteins Verhandlungen mit den Schweden und Sachsen 1631–1634. Mit
Akten u. Urkunden aus dem Kgl. Sächs. Hauptstaatsarchiv zu Dresden. Frankfurt a. M.
1885, 309–333 (Erstveröffentl. durch Franz Dvorský1867). Nach
Ritter: Deutsche Ge- || [499] schichte,
562f. hatte sich Wallenstein in seinen Verhandlungen mit Kursachsen (Arnim),
Schweden und der böhm. Opposition (Thurn) auf ein Spiel eingelassen, das mit Kälte
(Axel Oxenstierna) oder Verschlagenheit (Arnim) beantwortet wurde. Nach dem einstweiligen
Scheitern der Gespräche mit Arnim (vgl. Arnims Brief an Hz. Wilhelm IV., 9./
19. 10. 1633, in Irmer [s. Anm. 9] III, 12) versuchte der Friedländer diesen wohl zu düpieren
und damit auch Kursachsen zu demonstrieren, daß der Kaiser als Bündnispartner
mächtiger als der Schwede sei. Der von Opitz berichtete Ausspruch des quidam primariae
notae bezeugt — wenn er denn auf Arnim zurückgeht — , daß dieser das wußte und
seinem Kurfürsten und anderen auch schmackhaft zu machen suchte. Daher zogen es
Arnim und Kf. Johann Georg I. denn schließlich auch vor, statt mit Wallenstein zu konspirieren,
eine Verständigung mit dem Kaiser anzustreben. Wie Oxenstierna Wallensteins
Angebote nach der Niederlage von Steinau einschätzte, geht aus seinem Brief an
Dr. Jacob Löffler und Philipp Streiff v. Lauenstein (vgl. Anm. 22) vom 14. 10. 1633 hervor:
„[...] ob ess wohl scheint, ob solte der herzogh von Friedtlandt ein nit geringe victori
gegen die unsserige erhalten haben, so lest er doch nit ab, furters mit tractaten sich
auffzuhalten und selbige ultro den Teutschen fursten zu offeriren, die doch allerseits dohin
einlauffen, dass alle frembde hülffen und insonderheit beydter cronen Schweden und
Franckreich sollen vor allen dingen auss dem reich abgeschaffet, alsdann ein frieden in
demselben fueglich könne gestifftet werden.“
AOSB FA X, 67. Der schwed. Generalquartierleutnant
Melchior Schlomech soll laut einer Nachricht vom 27. 10. 1633 Arnim
verdächtigt haben, mit Wallenstein in der Niederlage von Steinau konspiriert zu haben,
um die Schweden aus dem deutschen Reich herauszudrängen (Irmer [s. Anm. 9] III, 40).
Trotz seiner diplomatischen Kontakte konnte Opitz signifikante Daten wie diese Haltung,
den Ausspruch Arnims oder den Befehl zur Übergabe der Dominsel nicht wie ein
Historiker oder allwissender Politicus im Geflecht der Intrigen verfolgen und in weitgesteckte
politische Planungen einordnen. Oder ließ er hier — im Brief an einen Hofmann
der Piasten — seiner Indignation und seinem schlesischen Patriotismus einfach die Zügel
schießen?Zumindestens scheint Opitz’ demonstrativ proschwedische Parteinahme und
die Verharmlosung seines eigenen prokaiserlichen Diensts (s. Anm. 4) zu sehr Schweinitz
oder dessen Herren nach dem Munde geredet zu sein.
Lat. patella, Schüssel, Opferplatte.
Zur Redensart bei Hieron. epist. 127, 9 vgl. Karl Ernst Georges: Ausführliches
lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Aufl. v. Heinrich Georges. 2 Bde. Ndr. Darmstadt
1985, II, 1505: „gleiche Brüder, gleiche Kappen“; Hieron. epist. 7, 5: accessit huic
patellae dignum operculum. Thurn erklärte gegenüber Oxenstierna die Antwort, die sein
verräterischer Obrist Beyer auf Wallensteins Ansinnen diesem überbracht hatte, für gefälscht, da er als Gefangener, der im übrigen eher zu sterben bereit gewesen sei, eine solche
Ordre nicht mit Autorität erteilen konnte. Er habe sich aber dennoch auf Bitten seiner
Offiziere zur Unterschrift bewegen lassen, da er in der hoffnungslosen Lage dadurch
keinen Schaden mehr stiften konnte. S. Irmer [s. Anm. 9] III, 36f. Vgl. Arnims kritischen
Brief an Hz. Wilhelm IV. v. 9./ 19. 10. 1633 in: Irmer III, 12; vgl. a. a. O., 25 u. 28. Zu
Beyer, der seinen Dragonern beim Herannahen Wallensteins verbot, auf dessen Truppen
zu feuern, vgl. den Brief Hz. Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg (FG 194) v. 9./19.
10. 1633 an Arnim; Gaedeke (s. Anm. 10), 201. Dort auch Franz Albrechts Mitteilung:
„[...] hat zwar der Graf ahnfangs uf die trencheen steigen undt sich wehren, der Duwall
auch feuer geben laßen wollen, Es hat aber hernach der Graf, vielleicht aus dieser Uhrsachen,
weil der hertzog Sie betrauet alle ufhenken zulaßen, Keine wehr thun laßen vorgebend,
das Sie durch accorts der Krohn Schweden mehr Dienste thun kenten, welcher
doch nicht anders gewesen, als das Sie alles Volck unterstellen, die Officirer aber in arrest
so lange sein solten, bies Schlesien quittiret, und das andere Volck aus unsern besatzungen
zue Ihnen kehme, Sol zwar nicht gefangen gehalten sein jedoch werden Sie ubel
tractiret das Sich viel officire unterstellen laßen, wiewohl ihrer auch viel durchgehen.“
Der Titel der in der ersten Person gehaltenen ersten Verteidigungsschrift Thurns lautet: || [
500]
RELATION Des vnglickhafften verlauffs so vor der Steinawer Schantze auff beyderseits
der Oder den 1. 11. October ergangen ... Jm Jahr/ 1633. HAB: Gl Kapsel 5 (15); 8 unpag.
Seiten. Vgl. Taeglichsbeck (s. Anm. 2), 107–109. Eine zweite, längere Apologie
Thurns erschien unter dem Titel: Beständiger Bericht vnd Schutzrede/ Deß ... Herrn
Heinrich Matthes Grafen von Thun/ Freyherrn zu Valsasina vnd zum Creutz ... Generaln.
Darinn Das/ jüngsthin den 1. Oct. bey der Steynawer Brucken in Schlesien erfolgtes
Unheil/ dessen Vrsprung Mittel und Verlauff/ zu Verhütung vngleichen Verdachts
vnd jrriger Meynung/ ordentlich vnd richtig erzehlet vnd beschrieben würdt. Gedruckt
zu Franckfurt am Mayn/ Bey Johann Friderich Weißen/ im Jahr 1633. HAB: 65. 1 Pol.
(46); 14 gez. S.; wiederveröffentlicht in Taeglichsbeck, 98–106; vgl. Paul Hohenemser:
Flugschriftensammlung „Discursi politici“ des Johann Maximilian Zum Jungen. Frankfurt
a. M. 1930, 174. S. auch Relation des erlangten Sieges an dem Schwedischen Kriegsheer,
darüber der Graf von Thurn und der Generallieutenant Tubal [d. i. Heinrich Jakob
Duwall, s. o.] kommandirt, welcher den 11. Oktobers dieses laufenden 1633 Jahres zu
Steinau in Schlesien erhalten worden. Gedruckt im Jahre Christi 1633. In: Taeglichsbeck,
109–111. Thurn erhob in der ersten Schrift gegen Beyer und einen anderen seiner
Obristen namens Stössel (der sich anfangs vom Feinde habe überraschen lassen) den
Vorwurf, angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Kaiserlichen die Flucht ergriffen
zu haben. Nur die Schanze selbst war noch nicht eingenommen, als Thurn zu
Wallenstein gerufen worden sei. Der Herzog drohte, „wen ich nicht zurstelle were/ so
müssens alle seine Gefangne sein [...] Jch habe aber allein nicht tractiren wollen/ sondern
dieses Werck den meinigen referiret [...] ist also derogestalt der accord beschlossen/
daß man die Stücke vnd Fähnlein vbergeben/ der gemeine Soldat zu Roß vnd Fuß
zudienen genötiget/ alleine die Befelhshaber auff freyem Fuß zustellen [...] haben aus
der eussersten Noth darein consentiren müssen/ da aber der Gen: [Generalissimus, d. i.
Wallenstein] die 5. Plätze in Schlesien zu vbergeben begehret/ wie er auff vnsere Seel
vnd Ehr genommen/ das wir solches keines weges thun köndten/ darzu weil die Commendanten
redliche Leute/ würden sie weder auff vnser schrifftlich noch mündlich befelch
nicht parirn, sondern gedencken wir weren in des Feindes Handt/ vnd müsten tantzen
wie vnns gepfiffen würde/ sie hetten in solchem fall auff das Königreich vnd nicht
auff vns zusehen. Was thut aber der Obr. Beyer/ der berichtet mit falschem Munde/ wir
hetten ermeldte Plätze zu vbergeben beschlossen/ vnd were alles richtig/ das nam d
er
Hertzog von Wallenstein an/ vñ drang vf vns mit hoher verpfendung vnd beschwerung/
so wir vnsern zusagen kein genüge thäten/ vns vor den Städten vnd Vestungen zu Stükken
hawen zu lassen. Letzlichen Herrn commendant [Duwall] das hencken angeboten.
[...].“ Der Verräter Beyer sei auf die andere Seite gewechselt und werbe erneut ein Regiment.
Thurn schwört, auch im Namen Duwalls, daran nie gedacht zu haben und daß sie
— auch wenn sie „gequelet/ gepresset vnd darzu gedrungen wurden“ — nie den aberwitzigen
Befehl an die Festungskommandanten geben wollten. In der zweiten Flugschrift
mildert Thurn die Schilderung seines Widerstands gegen Wallensteins erste Drohung,
läßt Wallensteins ursprünglichen Verzicht auf einen Befehl zur Übergabe der festen Plätze
aus, referiert aber den Vorschlag des Akkords unverändert. Thurn habe sich gegen einen
Befehl zur Übergabe der Festungen verwahrt, wogegen Duwall dies im Austausch
für einen freien Abzug der Truppen gegenüber Oxenstierna habe verantworten wollen.
Diese geheimen Überlegungen des Kriegsrats seien Wallenstein durch Beyer hinterbracht
worden.
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), unter den deutschen Fürsten
der erste Parteigänger Kg. Gustavs II. Adolf v. Schweden. Über seine fruchtbringerischen
Interessen und literarischen Arbeiten vgl. 231206, 240109, 291104A;
ConermannIII, 71f.;
Conermann: Lope de Vega. Frh. Dodo v. Innhausen und Knyphausen
(1583–1636), schwed. Feldmarschall.
NDB XII, 234. Vgl. 340628 K 0.
Die Ausführung
des Zuges des schwed. Feldmarschalls Gustav Horn (1592–1657) meldete der
ksl. Feldmarschall Gf. Johann v. Aldringen (1588–1634) Wallenstein verfrüht (s. Anm. || [
501] 15)
schon am 15. 12. 1633 n. St. und und teilte ihm die Aufforderung Kf. Maximilians I.
v. Bayern mit, daß er sich „[...] nach Bayrn incaminiern solle, beuorab weilen zu gleicher
Zeit die nachrichtung einkhommen, das des schwedischen Veldmarschalkhen Horn
intention dahien gerichtet, mit gantzer Macht in Nider Bayrn zu gehen vnd sich mit dem
herzogen von Weymar zu coniungiern, damit wür alßdan an der handt sein vnd nach eraigneter
occasion Jr kays. Mayst. armada in Behem die handt piethen [...].“ Aldringen
zog, um dem aus Schwaben anrückenden Horn die Vereinigung abzuschneiden, nach
Kaufbeuren und über den Lech nach Bayern. Hallwich: Wallenstein’s Ende II, 162. Zu
Horn s.
SBL XIX, 361–363, zu Aldringen
NDB I, 188–190.
Hz. Bernhard v.
Sachsen-Weimar (FG 30), schwed. General. Vgl. 330920 K 3. Er war tatendurstig seit
Febr. 1633 aus dem Stift Bamberg mit seinen Truppen bis vor Augsburg vorgedrungen,
wo diese sich am 9. 4. zeitweilig mit Horns Armee vereinigten. Wallenstein hatte dem bedrohten
bayer. Kurfürsten und dem zusammengeschmolzenen Ligaheer aber nur begrenzte
Kräfte unter Gf. Aldringen an die Seite gestellt und diesem jeden Angriff verboten.
Ritter: Deutsche Geschichte, 558f. Bernhard war am 14. 11. 1633 n. St. sogar die Eroberung
Regensburgs gelungen.
Ritter: Deutsche Geschichte, 546. Am 25. 11. 1633 teilte
Bernhard aus Straubing Oxenstierna seinen Plan mit, Wallenstein anzugreifen; er bat
den Reichskanzler auch um Diversionen in Schlesien, Böhmen und Sachsen. Am 30. 11.
1633 berichtet Bernhard wegen des plötzlichen Rückzugs Wallensteins aus der Oberpfalz
von der Rückkehr zu seiner alten Absicht, das Land zwischen Isar und Inn zu erobern,
befürchtet aber dennoch einen Vorstoß aus Böhmen und überlegt die Möglichkeit,
in Verbindung mit Horn die Heere Aldringens und Bayerns zu jagen und den Krieg
„völlig in das meditullium Bavariae zu sezen“. Am 11. 12. 1633 berichtet er Oxenstierna
von seinem an Horn geschickten Plan („wolten wir mitt einander über der Iser gehen
und den Inn suchen“) und erwägt, wenn Horn in der Nähe sei, den schwed. Reichskanzler
aufzusuchen. Er schickte jedoch seinen Vertrauten und Rat Tobias v. Ponickau (FG
206) zu Oxenstierna nach Frankfurt a. M.
AOSB SA VII, 119ff., 124ff. u. 129f. Die Antwort
Oxenstiernas v. 16. 12. 1633 an Hz. Bernhard bestätigt einen „Postritt“ Horns nach
Frankfurt und spricht sich gegen irgendwelche Aktionen und für Wahrung des Besitzstands
aus.
AOSB FA X, 444ff. u. 448.
Wallenstein hatte sich am 16. 11. 1633 zu
einem Vorstoß gegen Hz. Bernhard entschlossen, begnügte sich aber mit der Verstärkung
der Garnisonen in Passau und Oberösterreich und zog sich nach Pilsen zurück.
Ritter: Deutsche Geschichte, 569f. S. Anm. 15. Zum geplanten neuen Vorstoß aus Böhmen
s. Aldringens Mitteilung in Anm. 14.
Wallensteins Abkehr von der Partei des Kaisers,
s. o.
Ironische Umschreibung des Ausgangs, den Opitz für die Verschwörung
Wallensteins vorhersah. Die Bedeutung des sprachlichen Gegensatzes terra – aer erklärt
Palm, 246 Anm. 2. Frei übersetzt etwa: Wenn es sich so verhält, werden wir dem nicht
das Grab neiden, der andern wider ihren Willen am Galgen nach Luft zu schnappen gegönnt hat.
Palm, 246 Anm. 3 führt an
Chemnitz II, 218
(HAB: 174.6 Hist. 2° [2]), wo von der französischen Stimmung berichtet wird, welche
die beiden schwed. Gesandten (s. Anm. 22) Anfang November 1633 in Paris vorfanden:
„Dan es war der respect, so man dieses orts auf die religion trug/ nicht gering/ vnd
schien es/ als wan die Römisch-Catholische aus Teutschland den König/ vnd die vornemste
Ministros mit der vorklage ziemlich eingenommen hetten: zu dem gieng den
Frantzosen etwas nahe/ das sie wegē Philippsburg bis dato nichts zuerhalten vermocht.“
In den noch nicht ratifizierten Bündnisvertrag mit Frankreich wurde sodann die Meinung
Kg. Ludwigs XIII. als mit diesem konform aufgenommen, daß die Mitglieder des
Heilbronner Bunds von Anfang desselben an dazu verpflichtet seien, Artikel 6 „von tolerantz
der Römisch-Catholischen religion“ zu respektieren (
Chemnitz II, 219). Zu Philippsburg
vgl. das folgende.
Udenheim, Residenz der Bischöfe v. Speyer. Bf. Philipp
Conrad v. Sötern, auch Ebf./ Kf. v. Trier, begann 1615 einen Ausbau zur Festung,
die er nach ihrer Schleifung bis 1623 erneuerte und Philippsburg nannte. Als der tyranni- || [
502] sche Bischof,
fast gleichermaßen auf Abstand zu den Schweden wie der span. Regierung
in Brüssel bedacht, sich 1632 mit Frankreich verbündete und u. a. Philippsburg bis zu einem
künftigen Frieden von Franzosen besetzen lassen wollte, verteidigte sein Kommandant
Obristlt. Caspar Bamberger (Baumberger) die Festung, mußte sie aber im Januar
1634 den Schweden übergeben (vgl. Anm. 26), die sie zögernd und nach weiteren Verhandlungen
(Anm. 22) am 27. 9. 1634 den Franzosen als Schutzmacht des Landesherrn
auslieferten. Die Stadt sollte bis zum Frieden von einem von Frankreich ernannten Gouverneur
mit französ. und dt. Truppen besetzt bleiben, welche sowohl auf Kg. Ludwig
XIII. als auch auf die Heilbronner Bundesgenossen zu vereidigen waren. Diese Stände
des Heilbronner Bundes waren auf französ. Subsidien angewiesen und hatten am 16. 8.
1634 der Erpressung Frankreichs nachgegeben. Übrigens gelang es Bamberger am 24. 1.
1635, die Festung für den König v. Ungarn, den späteren Ks. Ferdinand III., einzunehmen
S. Accords-Puncten/ mit der Vestung Philipsburg. So zwischen Jhr. Ecc. Herrn Otto
Wild vnd Rheingraffen/ Graffen zu Salm ... Vnd dann: Auch mit ... Herrn Obersten
Ludwig Schmidberger/
&c. So dann Mit Herrn Obrist. Leutenant Caspar Bamberger ...
geschehen im Läger vor Philipsburg den 3. 13. Januarij. Confessio Cætus Ligistici Oder
Wahre Hertzen Bekantnuß der Catholischen Liga. ... Durch Reimundum Vereticum
Hassum. ... (Jacob Ginath: Basel 1633);
Chemnitz II, 503ff., 540;
Merian: Topographia:
Rheinland-Pfalz, 72;
Le Vassor: Louis XIII, IV, 631 u. 683f.;
Documenta Bohemica V,
121;
Palm, 246 Anm. 4;
Ritter: Deutsche Geschichte, 521, 566, 571, 586;
HhS VI
2, 633
(fehlerhaft).
Die Gesandtschaft
des württemberg. Kanzlers Dr. Jacob Löffler v. u.
zu Neidlingen (1582/3–1638) [
ADB XIX, 105; XXVI, 829;
DBA 7775, 289f.;
Pfeilstikker
§ 1097, 1106, 2197, 2826] und des pfalz-zweibrück. Rats Philipp Streiff v. Lauenstein
in Paris im November 1633 (s. Anm. 10 u. 20).
AOSB FA X, 523; Irmer (s. Anm. 9)
III, 320;
Palm, 247 Anm. 1 (fehlerhaft); vgl.
Chemnitz II, 219: „Wegen Philippsburg waren
die Gesandte nicht weiter/ als die sache zuentschüldigen/ instruiret: Derhalben der
König einen expressen/ nahmens le Sieur de Gournay, nacher Franckfurt geschicket/
vnd mit anführung aller hierzu dienstlicher motiven die einräumung begehren lassen;
welchen gleichwol der H. ReichsCantzler vñ bundsRath mit einer dilatorischen antwort
zurücke abgefertiget/ vnd auf den instendigen Franckfurter convent verwiesen.“ Vgl.
Anm. 21.
Die englischen und schottischen Könige Jakob I. (bzw. VI.) und Karl I.
waren aus innenpolitischen Gründen nicht in der Lage, ihren dynastischen Verpflichtungen,
die aus der Hochzeit Pzn. Elisabeths mit Kf. Friedrich V. v. der Pfalz, dem Winterkönig, resultierten, durch eine aktive Kriegspolitik nachzukommen und die baldige Restitution
der Kurpfalz zu erzwingen.
Georg Michael Lingelsheim (1556–1636),
Opitz’ väterlicher Freund und Briefpartner. Vgl. 250700 K 1 u. ö.; s. Wilhelm Kühlmanns
Artikel in:
Literatur-Lexikon VII, 302f. In Frankfurt a. M., wo Opitz sich von Ende September
bis Ende November 1634 auf einer Gesandtschaft bei Oxenstierna aufhielt (s.
o.), fand er Gelegenheit zu einem Abstecher nach Heidelberg, wohin der kfl. Rat aus seinem
Straßburger Exil zurückgekehrt war.
Don Gómez Suárez de Figueroa Duque
de la Feria (1587–1634), span. Statthalter v. Mailand und Befehlshaber über eine neugeworbene
Armee, die den Kardinal und Infanten Ferdinand, Ebf. v. Toledo, in die span.
Niederlande führen sollte, dann aber im Interesse des Kaisers zusammen mit Aldringen
Breisach entsetzte (20. 10. 1633 n. St.). Vor dem übermächtigen Horn ausweichend starb
Feria in Perchting am 11. 1. 1634 n. St.
ABEPI II, 327, 77;
Palm, 247, Anm. 2;
Chemnitz
II, 256;
Ritter: Deutsche Geschichte, 565ff. u. 570.
Es war Horn, der diese Aufgabe
erfüllte. Über Feria und Aldringens Position vgl. Anm. 25. Pgf. Christian I. v. (Birkenfeld-)
Bischweiler (FG 205), schwed. General; Gf. Otto Ludwig v. Salm Wild- u. Rheingf.
in Mörchingen (1597–1634).
Palm, 247 Anm. 3. Im Elsaß und am Oberrhein stand ihnen
mit geringen Kräften der ksl. Feldmarschall Hannibal v. Schauenburg gegenüber. Der
Wild- und Rheingraf verschaffte den protestant. Truppen am Oberrhein und im Elsaß
die Übermacht. Ihm mußte sich auch Philippsburg ergeben (s. Anm. 21).
Ritter: Deutsche || [503] Geschichte, 561, 566, 571, 585.
Pgf. Wolfgang Wilhelm v. Neuburg (1578–1653),
Erbe Jülichs und Bergs, reklamierte für seine Lande im Sommer 1633 Neutralität, hatte
aber durch seine Reise zu einem Treffen kathol. Fürsten in Köln den Verdacht erregt, es
mit ihnen zu halten und dazu eine Generalsstelle über deren Truppen übernehmen zu
wollen. Im November 1633 bewarb sich Wolfgang Wilhelm erneut um Neutralität bei
Oxenstierna und dem Consilium formatum des Heilbronner Bundes. Bis zu einer geplanten
Entscheidung der Verbündeten auf dem Konvent im März 1634 wiesen sie ihre Kommandanten
an, die Gebiete des Pfalzgrafen bis auf Siegburg, Blankenburg und Windeck
zu verlassen, falls dieser auch die feindlichen Truppen (unter Bönninghausen) abziehen
lasse.
Palm, 247 Anm. 4;
Chemnitz II, 220–226. Vgl. auch 300410 K 16.
Der Dichter
und Opitz-Freund Balthasar Venator (1594–1664), s. 260217 K 1; Wilhelm Kühlmann:
Venator, Balthasar. In:
Literatur-Lexikon XII, 15 (mit Lit.); Balthasar Venator:
Gesammelte Schriften. Lateinisch – Deutsch. Hg., übers. u. komm. v. Georg Burkard u.
Johannes Schöndorf. 2 Bde. Heidelberg 2001 (Bibliotheca Neolatina, 9). Der erwähnte
Brief ist unbekannt. S.
Opitz-Brieferepertorium. Venator, der 1631–1634 den jungen Pgf.
Friedrich v. Zweibrücken (FG 476; 1647) als dessen Erzieher auf einer Kavalierstour begleitete,
ist vom 24. 10. 1633 bis zum 5. 1. 1634 in Düsseldorf nachgewiesen. Rudolf
Buttmann: Ein Stammbuch Balthasar Venators. In: Westpfälzer Geschichtsblätter 17
(1913), Nr. 4 (S. 15f.), 5 (S. 17–20), 7 (S. 25–28), 8 (S. 29f.); Erich Volkmann: Balthasar
Venator. Phil. Diss. Berlin 1936, 23. Venator war übrigens zuvor wohl in Orange gewesen,
wo sich der Burggraf und Herr Christoph zu Dohna (FG 20) nebst dreien Söhnen
1633 in sein Stammbuch eintrugen; Buttmann, Nr. 38, 39 u. 40.
Über den Streit
Drandorffs und Kuhlmanns (s. Anm. 9) war auch
Palm, 247 Anm. 5, nichts bekannt.
Diederich v. dem Werder (FG 31), schwed. Obrist und bedeutender
Dichter aus dem engsten Umkreis F. Ludwigs. Werder und Opitz schätzten sich gegenseitig.
Werder war wohl der wichtigste Fürsprecher von Opitz bei dessen Aufnahme
in die FG (1629) gewesen. Vgl. bes. 260831 und im vorliegenden Band 340912.
Lt.
seines Schreibens v. 14./ 24. 12. 1633 an Daniel Hermann (
Opitz-Brieferepertorium, Nr.
197) war Opitz an diesem Tage in Halle, wo F. Ludwig als schwed. Statthalter des Ebst.s
Magdeburg bzw. des Bst.s Halberstadt residierte.
Conermann III, 205. Aus Halle
schrieb Ludwig an seine Räte zu Köthen am 12. 12. 1633 (
KU II, 578f.). Am 2. 12. 1633
hatte Ludwig an einem Treffen der Fürsten von Anhalt in Bernburg teilgenommen (
KU
II, 742f.). Wenn Opitz den Fürsten in Köthen aufgesucht hätte, wäre ihm das
GB Kö.
zur Einzeichnung vorgelegt worden. Dort aber fehlt ein eigenhändiger Opitz-Eintrag
(vgl. K I 2). Es gibt keinen Zweifel, daß Opitz in Halle mit F. Ludwig und Werder zusammentraf,
als er nach seiner Gesandtschaft zu Oxenstierna (in Frankfurt a. M.; s.
Opitz-Brieferepertorium, Nr. 196) über Halle a. d. Saale ins brandenburgische Cölln und
von dort über Stettin nach Thorn weitergereist ist.
Szyrocki: Opitz (1956), 103.
K I
2 S. Abb. S. 506. — Nicht durch einen Brief, sondern nur durch
den eigenhändigen Eintrag des Empfängers und das Supralibros (Abb. S. 505) des in der
Danziger Bibliothek erhaltenen persönlichen Exemplars des
GB 1629/30 von Martin
Opitz v. Boberfeld (FG 200; 1629 „Der Gekrönte“) werden Umstände der Aufnahme
dieses wichtigen Mitglieds durch F. Ludwig darstellbar. Zu Opitz’ persönlichem Exemplar
des
GB 1629/30 vgl.
GB Kö., das Exemplar Pz. Wilhelm Ludwigs v. Anhalt-Köthen
(bis 1975 Sammlung Salman Schocken, Jerusalem, Dez. 1975 Auktion Hauswedell,
Hamburg; Mai 1976 Auktion Bassenge, Berlin), das Ex. des Melchior Andreas v. Trotha
(FG 156) in HAB (Sign.: Wa 5864. 1981 aus der Sammlung Adam, Goslar, erworben;
vgl. Wolfenbütteler Bibliotheks-Informationen 7 [1982], 3 u. hier „Zu den Abbildungen“,
S. 105) und das Exemplar Fn. Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38) im
NSTA Wolfenbüttel. Dazu
Conermann II, 48ff. Die Jahresangabe auf dem Einbanddek- || [
504] kel (1629) bezeichnet das Jahr der Einnahme von Opitz in die FG, nicht das Datum des
ersten Treffens Ludwigs mit dem Gekrönten. Erst im Dezember 1633 könnte der Fürst
Martin Opitz das Buch, für den Dichter persönlich gebunden, überreicht haben (vgl.
Conermann I, Nr. 200 u.
III, 204f.) Dies geschah dem Postskript des vorliegenden Briefes
zufolge wohl in Halle a. d. S. (s. K 32). Eine frühere Übersendung ist nicht belegt, angesichts
der Kriegsumstände auch nicht sehr wahrscheinlich. Da erst 1630 die Impresen,
die Reimgesetze und die anderen Angaben bis zum 200. Mitglied, eben Opitz, ausgedruckt
werden konnten (s.
Conermann II, 49), stellt das Frühjahr 1630 das Datum post
quem dar, nach dem etwa ein anderes Mitglied Opitz das Geschenk überreicht haben
könnte. Im Köthener Gesellschaftsbuch steht merkwürdigerweise nur Opitz’ Wappen,
nicht seine eigenhändige Eintragung. Auch das spricht gegen einen Besuch von Opitz in
Köthen Ende 1633. Auf seiner Reise von Breslau nach Paris im Jahre 1630 war Opitz
entgegen seiner Absicht auch nicht nach Köthen gelangt.
Conermann: Opitz auf der
Dresdner Fürstenhochzeit, 612. Zur Klage der Anhaltiner, Opitz habe sie auf seiner Rückreise
von Paris nicht begrüßt s. 310703. — Ein wohl ähnlich gebundenes Exemplar wie
das des Gekrönten ließ F. Ludwig durch seinen Geheimsekretär Johann Le Clerq Frh.
Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238) überbringen. S. 340816 K 4. —
Das GB-Exemplar des Martin Opitz weist Lücken, handschriftliche Korrekturen (F.
Ludwigs?) und eigenhändige Einträge des Besitzers auf. Es fehlen Bll. K iij r – L iij v
(=Nrn. 39–43), [R iv]r – T ij v (=Nrn. 68–74), [Cc iv]r – Ee [i]v (=Nrn. 104–109), Oo
[i]r – [Oo iv]v (=Nrn. 145–148), [Vv iv]rv (=Nr. 172). Diese Blätter wurden offenbar
herausgerissen und sind verloren (vgl. Bircher [s. Beil. I Q], 695). Sodann findet sich eine
Reihe handschriftlicher Korrekturen, möglicherweise von F. Ludwigs eigener Hand, wie
wir sie auch im
GB Kö. antreffen: Bl. B ij r (=Nr. 7): Zeile 6 am Rande mit Korrekturzeichen
„g“: „zugerechnet“ zu „zugeregnet“; Bl. [D iv]r (=Nr. 16): Initiale „W. V. B.“
zu „W. V. P.“; Bl. E [i]r (=Nr. 17): Aufnahmejahr „1618“ zu „1619“; Bl. E ii r (=Nr.
18): dto.; Bl. H iij r (=Nr. 31): Initiale zu „D. V. D. W.“; Bl. M ij r (=Nr. 46): Zeile 5
durch Ergänzung am Rande zu: „Den Namen Sieghafft auch 〉hab〈 ich mir drumb gegeben“;
Bl. N iij r (=Nr. 49): Zeile 1: „Krausemütz“ zu „Krausemüntz“ und Zeile 4: „Dawlichkeit“
zu „Dawligkeit“; Bl. [N iv]r (=Nr. 52): Das Gesellschaftswort „Scheüet kein
gifft“ zu „Scheüet keine gifft“; Bl. O ij r (=Nr. 54): Zeile 4: „den“ zu „denn“ und Zeile 7
Änderung der Wortstellung durch darübergesetzte Markierungsziffern von „da ist“ zu
„ist da“; Bl. V [i]r (=Nr. 77): Gesellschaftsname „Erleichtende“ zu „Erleichternde“; Bl.
X ij r (=Nr. 82): Zeile 1: „Mantelbaum“ zu „Mandelbaum“; Bl. [Y iv]r (=Nr. 88): Zeile
5: „Graß“ zu „Grase“; Bl. Z [i]r (=Nr. 89): Zeile 1 u. 2 Reimwörter zu „erreget“ bzw.
„außleget“; Bl. Ff [i]r (=Nr. 113): Zeile 5: „Fröligkeit“ zu „feuchtigkeit“; Bl. Nn ii r
(=Nr. 142): Zeile 1: „Eintzian“ (?) zu „Entzian“; Bl. Pp [i]r (=Nr. 149): Aufnahmejahr
„1628“ zu „1627“ (diese Korrektur nicht im
GB Kö.); Bl. [Pp ij]r (=Nr. 150): dto.
(dto.); Bl. Qq ij r (=Nr. 154): Initialen „J. C. M.“ falsch korrigiert zu „J. L. M.“; Bl. Rr
[i]r (=Nr. 157): Initiale zu „H. V. P.“; Bl. Rr iij r (=Nr. 159): Initiale zu „O. P.“. Die
Korrektur im
GB Kö. Bl. [Tt iv]r (=Nr. 168): Initiale „J. R.“ zu „J. C.“ (=Johann Cothmann)
nicht in Opitz’ GB-Exemplar. Aufgrund der fehlenden Blätter (s. o.) finden wir
dort auch nicht jene hsl. Korrekturen zu Nr. 42 (Zeile 6: „Gericht“ zu „Gerücht“) und
Nr. 148 (Aufnahmedatum „1628“ zu „1627“), wie wir sie im
GB Kö. antreffen. Die Verbesserungen
im
GB Kö. auch im Exemplar des
GB 1629 in der SUB Hamburg: Sign.: FG
438 (Vorbesitz unbekannt), das allerdings nur die Impresen bis Nr. 148 enthält. Vgl.
290310 K 9.
Die eigenhändigen Einträge von Opitz in seinem GB-Exemplar sind: Bl. A ij r (=Nr. 2):
Initiale aufgelöst: „Ludwig Fürst Zue Anhalt.“; Bl. F ij r (=Nr. 22): Initiale aufgelöst: „J.
A. v. Randow.“; Bl. G [i]r (=Nr. 25): Initiale aufgelöst: „Tobias Hübner.“; Bl. H iij r
(=Nr. 31): Initiale aufgelöst „Diedrich [verbessert aus ,Dieterich‘] von dem Werder.“;
Bl. N iij r (=Nr. 51): am linken Rand auf Höhe von Zeile 4 u. 5 ein graphisches Zeichen || [
505] || [
506] || [
507]
in Form eines zusammengezogenen „M“ und „L“; Bl. P ij r (=Nr. 58): Auflösung der Initiale:
„Georg Rudolph Hertz. Zue Lig. vndt Br.“ (d. i. Hertzog Zue Lignitz vndt Brieg);
Bl. Nn ii r (=Nr. 142): Auflösung der Initiale: „Nicolaus Troilo.“; Bl. Ccc ij r (=Nr.
194): am Rand ein graphisches Zeichen unklarer Herkunft. Die Auflösung verschiedener
Initialen zeigt, welche FG-Mitglieder Opitz auf jeden Fall bekannt waren: neben F. Ludwig,
Jost Andreas v. Randow (FG 22, vgl. 200125 u. 210401), Tobias Hübner (FG 25),
Diederich v. dem Werder (FG 31) waren dies sein Landes- und Dienstherr Hz. Georg
Rudolph in Schlesien zu Liegnitz und Wohlau (FG 58) und der Breslauer Domherr Nicolaus
(v.) Troilo (FG 142).