K Dieser Brief mag stellvertretend für viele andere Frauenbriefe einen Einblick in das Leben
fürstlicher Familien geben, deren Beziehungen auch für die Aufnahme in die FG,
TG oder AL maßgeblich waren. Vor allem aber vermittelt das Schreiben uns ein wohl
charakteristisches Bild vom Einfluß, den F. Ludwig selbst auf die musischen Interessen
junger Verwandter wie der Pzn. Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 20)
nahm.
Die unverheiratete Fn. Sibylla Elisabeth v. Anhalt-Bernburg (1602–1648; AL
1617, TG 18) lebte damals in Güstrow am Hof ihrer älteren Schwester Hzn. Eleonora
Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617, TG 17). S. Anm. 3 u. 16. Am 28. 12. 1633
hatte Sybilla Elisabeth F. Ludwig aus Güstrow geschrieben und ihn zu seiner glücklichen
Ankunft in Hamburg beglückwünscht. Sie, ihre Schwestern und Hz. Johann Albrecht II.
v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) würden herzlichst wünschen, daß er, ohnehin schon
„so nahe“, einen Abstecher nach Güstrow unternehme. Sie selbst seien von einem dreiwöchigen
Aufenthalt in Rostock mittlerweile zurückgekehrt. Letzte Woche sei der „obr.
Mizlaf“ (Obrist Joachim [v.] Mitzlaff; FG 223; 1633) wieder aus Güstrow abgereist,
nachdem er sich hier für 10 Tage in Sachen Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30)
aufgehalten und ihnen schon die Hoffnung genommen habe, F. Ludwig werde tatsächlich
nach Hamburg kommen. (LAO: Abt. Köthen A 9a Nr. 31, Bl. 12r–13v). Einen ähnlich
lautenden Brief der Schwester vom 17. 12. 1633 überbrachte ein mecklenburg. Bote
am 11. 1. 1634 F. Christian II. (FG 51), der aus Bernburg ins sicherere Harzgerode ausgewichen
war. S.
Christian: Tageb. XII, Bl. 232r. Der vorliegende Brief zeigt, daß F.
Ludwig seine Reise nach Hamburg nicht mit einem Besuch in Güstrow verbunden hat.
Hans Zacharias v. Rochow (FG 303; 1636), Geheimer Rat Hz. Johann Albrechts II. v.
Mecklenburg-Güstrow. S.
Conermann III, 341. Die näheren Umstände, die ihn zum
Überbringer von Geld und Perlen F. Ludwigs an seine Nichte Sibylla Elisabeth werden
ließen, sind unbekannt.
Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow. Er hatte
1626 in dritter Ehe die älteste der Bernburger Schwestern, Eleonora Maria (s. Anm. 16)
geheiratet. Seine erste Frau, 1608 angetraut, war Hzn. Margaretha Elisabeth v. Mecklenburg
(1584–1616), seine zweite, 1618 geheiratet, Lgfn. Elisabeth v. Hessen-Kassel
(1596–1625; AL 1623). Vgl. 200318 K 1, 210729 K 3, 250500 K 1, 260619 K 12 u. I,
261010 K 11;
DA Köthen I. 2, S. 10, 270925 K 1, 280616A K 1, 280620, 280726,
281215, 290131 K I 5, 291009 K 2.
Boizenburg an der Elbe, Hzt. Mecklenburg
(nicht zu verwechseln mit dem uckermärkischen Boizenburg, einer Herrschaft, die der
damalige kursächs. Feldmarschall Hans Georg v. Arnim [FG 255; 1635] besaß).Über F.
Ludwigs Reise nach Hamburg, an die Unterelbe (Boizenburg) und ins Holsteinische || [
510]
zum Jahreswechsel 1633/34, insbesondere über ihren Zweck, liegen uns keine näheren
Nachrichten vor. Es ist denkbar, daß die Bemerkung in
Christian: Tageb. XII, Bl. 177v
(Eintrag vom 8. 11. 1633) auch auf F. Ludwig zutrifft: „Wegen itziger vnsicherheitt werden
wir vnser zeug hinab die Elbe auf Hamburg fliehen.“ Wir wissen, daß F. Ludwig im
November und zu Anfang Dezember 1633 bereits auf Reisen war, da sich seine Regierungsräte
in Köthen am 1. 11. auf Ludwigs Befehl beriefen, während seiner Abwesenheit
sorgfältige „obsicht“ zu üben und insbesondere keine eigenmächtigen Einquartierungen
zuzulassen. In einer höchst gereizt verlaufenen Audienz, die der schwed. Reichskanzler
Axel Oxenstierna (FG 232) dem Abgesandten F. Ludwigs (damals kgl.-schwed. Statthalter
in den Stiften Magdeburg und Halberstadt), seinem stiftischen Vizekanzler Simon
Malsius, am 2. 11. 1633 in Frankfurt a. M. gewährte, beschwerte sich Oxenstierna heftig
über die Verhältnisse in den Stiftslanden und zeigte sich verdrossen über des Statthalters
Abwesenheit: „und bey solchem betrübten Zustand Zögen E. F. Gn. noch außerhalb
Landes, ließen alles liegen und stehen, daß also nichts verrichtet würde“. (S. die „Relation“
des damals noch F. Ludwig loyal ergebenen Simon Malsius über seine Absendung zu
Oxenstierna, d. d. 22. 11. 1633,
KU III, 207ff., Zitat 208). F. Ludwig verteidigte sich
daraufhin und forderte von Oxenstierna die Namen der Denunzianten, ohne auf seine
gerügte Abwesenheit näher einzugehen (sein Brief aus Calbe vom 2. 12. 1633,
KU III,
211ff.). Am 28. 11. begegnen wir dem Fürsten in seiner erzstift-magdeburg. Residenz
Halle a. d. S.; ebenso ist seine dortige Anwesenheit für die Tage vom 11. bis 13. 12. bezeugt.
(
KU II, 525ff., 544ff., 578f.;
KL II, 190). In der zweiten Januarhälfte 1634 sowie
im Februar und März ist er nach Ausweis seiner Briefe dann wieder häufig in Calbe anzutreffen.
Hier erwartete er Oxenstiernas Ankunft in der Stadt Magdeburg für den 19. 1.
1634, der sich aber vom 18. bis 22. 1. noch in Egeln bei Johan Banér aufhielt (
AOSB FA
XI. 1, 89ff.), von dort dann am 22. 1. nach Magdeburg aufbrach, „inn meinung ein baar
tag alda zu verbleiben und dann den zu Halberstatt angesteldten Nieder Sächssischen
craissconvent zu besuchen“ (a. a. O., 102). Schon im Aufbruch aus Egeln begriffen, bat
er F. Ludwig in einem nach Calbe adressierten Brief, sich am nächsten Tag (23. 1.) zu einer
Unterredung in Magdeburg einzufinden (a. a. O., 104). Daß es zu diesem Treffen
gekommen ist, zeigt Oxenstiernas Brief an F. Ludwig d. d. Magdeburg 29. 1. 1634, in
dem auf eine (freilich nicht näher datierte) gehaltene Unterredung Bezug genommen
wird (a. a. O., 144). Vgl.
KU II, 584, 589, 593, 595ff., 598f., 603, 605f., 608, 639ff.,
678ff. Das vorliegende Schreiben zeigt, daß F. Ludwig zum Zeitpunkt der Abfassung des
Briefes schon nicht mehr in Hamburg weilte, aber seine Gemahlin Fn. Sophia (s. Anm. 8)
dort zurückgelassen hatte. Ludwig nahm am Halberstädter Konvent teil, der vom 5. –
12. 2. 1634 tagte und dem gesamtprotestantischen Frankfurter Konvent (März bis September
1634) präludierte. Sibylla Elisabeths im vorliegenden Brief geäußerte Ankündigung,
die Tante in der Freien Reichs- u. Hansestadt besuchen zu wollen, machte sie im
Frühjahr wahr. Am 14. 3. 1634 schrieb sie F. Ludwig aus Güstrow, sie habe mit ihrer
Schwester Sophia Margaretha (1615–1673; AL 1631, TG 33c) die Tante etwa Mitte Februar
in Hamburg besucht und in „gutem Zustand [zurück]gelassen“. Am 19. 2. 1634
hält
Christian: Tageb. (XIII, Bl. 280v) fest: „Schreiben von Schw
ester Sybillen, so zu
Hamb
urg ist, vndt mitt schwester Loysen will von Güstrow auß, geg. Ostern g. g. anhero
kom̄en“. Die Rückreise von Hamburg führte die Schwestern über Rethwisch (s. Anm. 5)
und Ahrensbök — einem Residenzschlößchen der Plöner Linie der Herzöge v. Schleswig-Holstein-Sonderburg,
das um diese Zeit von Hz. Joachim Ernst (FG 101) bewohnt
wurde (s. Anm. 5) — weiter nach Güstrow, wo sie am 5. März eintrafen. In Ahrensbök
hatten sie Hzn. Eleonora (TG 39; s. Anm. 5 u. 9), die Schwester Hz. Joachim Ernsts, besucht,
welche sie auch nach Plön begleitete. Am 14. April wollten sie sodann wieder in
Bernburg erscheinen. LAO: Abt. Kö. A 9a Nr. 31, Bl. 16rv. Zu einer Hamburg-Reise F.
Ludwigs im Mai 1634 s. 340628 K 0 u. K 1.
Rethwisch, südöstlich vom heutigen
Bad Oldesloe (Landschaft Stormarn, zwischen Hamburg und Lübeck). Ein älteres || [
511] Adelsgut war 1616 durch Kauf an Hz. Johann d. J. von Schleswig-Holstein-Sonderburg
(1545–1622) gelangt. Nach seinem Tod überließ es sein Sohn Joachim Ernst der Schwester
Eleonora, die auf dem Gelände ein Fachwerkschlößchen für sich erbauen ließ, das
ihr bis 1669 als ständige Residenz diente. Es verfiel schnell und wurde von Joachim Ernst
d. J. (1637–1700), Sohn des gleichnamigen Vaters, durch ein 1699 als Wasserschloß vollendetes
Steingebäude ersetzt, das dieser Nebenlinie (ohne Regierungsbefugnisse) als Residenz
diente. 1785 wurde das Schloß abgerissen. Vgl. Die Bau- und Kunstdenkmäler
der Provinz Schleswig-Holstein. Bearb. v. Richard Haupt. 2. Bd. Kiel 1888, 543f. (zu
Schloß Ahrensbök, 1765 abgerissen, s. S. 158); Carl-Heinrich Seebach: 800 Jahre Burgen,
Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Neumünster 1985, 25 (zu
Schloß Ahrensbök s. S. 14); Dagmar Unverhau: Stormarn in alten Karten und Beschreibungen.
Ein Beitrag zur „Newen Landesbeschreibung Der Zwey Herzogthümer Schleswich
und Holstein“ (1652) von Caspar Danckwerth u. Johannes Mejer. Neumünster
1994, 28.
Geschwister, vgl.
DW II, 4004: „In der ältern sprache waren mehrere andere
bildungen gebräuchlich, die durch die form geschwister allmälich aus der schriftsprache
verdrängt worden sind, aber sich noch in den mundarten erhalten haben“. An erster
Stelle wird ebd. die Form
geschwisterde und
geschwistert genannt. — Neben Sibylla
Elisabeth und der ältesten Bernburger Schwester Eleonora Maria in Güstrow (s. Anm.
16) sowie den Brüdern Christian II. (FG 51) und Friedrich (FG 62) waren dies zum damaligen
Zeitpunkt noch Anna Sophia (1604–1640; AL 1617[?]; PA; TG 19), Loysa
Amalia (1606–1635; AL 1617, TG 20; s. 310108 u. 340716), Sophia Margaretha (1615–
1673; AL 1631, TG 33c) und Dorothea Bathildis (1617–1656; AL 1634, TG 24b). Vgl.
300330 K 3 und 321201 K 11;
Beckmann V, 338, 342–349;
Conermann TG, 588–590;
EST I.2, T. 191.
Eine Dankbarkeits- und Respektbezeugung der Schreiberin gegenüber
ihrem Oheim F. Ludwig. Nach dem Tode ihres Vaters F. Christian I. (FG 26; †
1630, s. 300509) und ihrer Mutter Fn. Anna (AL 1617, TG 16; † 1624, s. 310108 I u. II
sowie die Abb. S. 340 u. 341) waren Sibylla Elisabeth und ihre überlebenden Geschwister
zum Zeitpunkt der Abfassung des vorliegenden Briefes allerdings alle schon erwachsen.
S. Anm. 6.
Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38).Über die Gründe oder
Zwecke ihres Hamburger Aufenthalts ist nichts bekannt. Vgl. jedoch Anm. 4.
Hzn. Eleonora v. Schleswig-Holstein-Sonderburg. Zu ihren Reisen s. Anm. 4, vgl. Anm. 5.
Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (s. Anm. 6).
Hitzacker, damals noch die
Residenz Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig–Lüneburg–Dannenberg (FG 227; 1634), der
1635 das Ft. Wolfenbüttel erbte. Er lebte in Hitzacker mit seiner zweiten Gemahlin Hzn.
Dorothea (1607–1634), Tochter F. Rudolphs v. Anhalt-Zerbst (FG 12) und Mutter der
Herzöge Rudolf August (FG 754; 1660) und Anton Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel
(FG 716; 1659). 1635 vermählte sich Hz. August d. J. in dritter Ehe mit Pzn. Sophia
Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 20), die Mutter von Hz. Ferdinand Albrecht
I. v. Braunschweig-Wolfenbüttel zu Bevern (FG 842; 1673) wurde. Vgl. Michael Reinbold:
Die welfische Sekundogenitur in Dannenberg und Hitzacker (1570–1636). In:
Hannoversches Wendland XIII (1992), 99–116; Sammler, Fürst, Gelehrter. Herzog August
zu Braunschweig und Lüneburg 1579–1666. Wolfenbüttel 1979 (Ausstellungskataloge
der Herzog August Bibliothek, 27), 71ff. u. Abb. Nr. 90.
Pzn. Sophia Margaretha
v. Anhalt-Bernburg (s. Anm. 6). Sie ging 1651 die Ehe mit F. Johann Casimir v.
Anhalt-Dessau (FG 10) ein.
Lauenburg an der Unterelbe (Hzt. Sachsen-Lauenburg).
Pzn. Loysa Amalia wollte dort vermutlich Hz. August v. Sachsen-Lauenburg (FG
294; 1636), Bruder von Hz. Franz Albrecht (FG 194), und andere Mitglieder dieser askanischen
Familie besuchen.
F. Ludwigs Gemahlin Sophia (s. Anm. 8). Die heilkundige
Sibylla Elisabeth wurde in der Familie immer wieder zu medizinischem Rat und
Hilfe herangezogen (vgl. 291104 K 5). Auch zu Fn. Sophia ist sie wiederholt gerufen
worden. Vgl. 300330 K 3 u. 320626.
Ribnitz, kleine Stadt und Schloß nordöstlich
von Rostock im Hzt. Mecklenburg an der Grenze zu Pommern. Gegenüber lag das mit || [
512] schwed. Schanzen bestückte pommersche Damgarten. Vgl.
Lexikon Geographie, 1009.
Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (1600–1657), älteste Tochter F.
Christians I. v. Anhalt-Bernburg, seit 1627 Oberhaupt der AL in Nachfolge ihrer 1624
verstorbenen Mutter Anna. Vgl. 310108 II;
Beckmann V, 342–347;
Conermann TG,
588. Eleonora Marias Sohn war Hz. Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511;
1648), der gegen den erbitterten Widerstand seiner reformierten Mutter und F. Ludwigs,
seines gleichfalls reformierten Vormunds, von seinem Oheim Hz. Adolph Friedrich I. v.
Mecklenburg-Schwerin (FG 175) im lutherischen Glauben erzogen wurde. Aus Anlaß ihres
Todes am 7. 7. 1657 und ihrer Beerdigung in Güstrow am 16./ 26. 9. 1657 erschien
eine Reihe von Funeralschriften, die in der HAB (LP Stolberg 6015) am vollständigsten
zusammengebunden vorliegen, darunter: Daniel Janus: Frommer Christen gottseelige
Lebens-Betrachtung und Sterbensübung ... Bey dem ... Leichbegängniß Der ... Frawen
Eleonora Maria/ Hertzogin zu Mecklenburg ... Welche ... den 16. Septembris ... beygesetzet
worden ... Zu Güstrow in der Dohmkirchen. 4° S. 89–175. (Auch HAB: 523. 14
Theol.). Darin auch „Personalia“ (157–170). Es folgt angebunden: Heinrich Schmettau
(hzl.-liegnitzischer Hofprediger): Fürstliches Thränen- und Trawergedächtnüß/ Der ...
Frawen ELEONORA MARIA, Verwittibten Hertzogin zu Mecklenburg ... Gedruckt
zur Liegnitz/ bey Wigand Funcken. 4° 28 Bl. (Auch HAB: 511. 49 Theol.; 511. 49 Theol.
[1]; Da 584 [6]). Widmung an die Tochter der Verstorbenen, Hzn. Anna Sophia in
Schlesien zu Brieg und Liegnitz, Gattin Hz. Ludwigs IV. (FG 508). Personalia (in Anlehnung
an den Lebenslauf in Janus’ LP, jedoch gekürzt u. ergänzt) Bl. F iij v – [G iv]v.
Darin: Ehren- und Trost-Getichte/ Auff den Christseligen Abschied ... Frawen ELEONORÆ
MARIÆ, Hertzogin zu Meckelburg. [O. O. u. J.] 4° 20 Bl. (Auch HAB: 511. 49
Theol.; 511. 49 Theol. [1]; Da 584 [7]). Enthält überwiegend deutsche, vereinzelt auch
lateinische Gedichte von hzl. liegnitz-briegischen Räten, Beamten, Hofleuten, Geistlichen
und Lehrern, darunter von dem Opitz-Freund David v. Schweinitz und von Daniel
Czepko: „An Die Klagende Hertzogin Jhr Fürstliche Gnaden von der Liegnitz“ (d. i. Anna
Sophia, s. o.), Inc.: „Fürstin/ der die Engel dienen“, ein dt. Gedicht im einfachen vierhebigen
Liedvers (Bl. C iij v – D [i] v). (Auch in: Daniel Czepko: Sämtliche Werke. U.
Mitarb. v. Ulrich Seelbach hg. Hans-Gert Roloff u. Marian Szyrocki†. Bd. II.2: Vermischte
Gedichte — Deutsche Gedichte. Bearb. v. Lothar Mundt u. U. Seelbach. Berlin/
N.Y. 1997, 236–238; [krit. Apparat] 509f. S. auch
Dünnhaupt: Handbuch, 992 Nr. 41.)
Schließlich erschien seitens der U. Rostock ein lat. Gedicht von Andreas Tscherning,
Professor ebd.: MAUSOLEUM Sive ARA EXEQVIALIS Super Obitu luctuosissimo ...
PRINCIPIS AC DOMINÆ ELEONORAE MARIAE Ducis Megapol. Principis ... Heroinæ
rarissimi exempli ... PRINCIPIS AC DOMINI JOHANNIS ALBERTI ... RELICTÆ
VIDVÆ, publicé erecta ab ACADEMIA ROSTOCHIENSI d. XVI. SEPTEMB.
ANNO M DC L VII. ROSTOCEII [!], Typis Hæredum NICOLAI KILII,
Acad. Typ. [1657]. 4° 4 Bl. HAB: Gm 4° 633. S.
Dünnhaupt: Handbuch, 4129f. Nr. 127.
Die Lebensläufe rühmen die Verstorbene zwar als Gattin und vollkommenes Beispiel aller
fürstlichen, weiblichen, mütterlichen und christlichen Sozial-Tugenden, verweisen
auch auf ihre Beherrschung des Französischen und Italienischen sowie der „Vocal- vnd
Instrumental-Music“, erwähnen aber, wie auch die sonstigen Epicedien, nirgendwo die
führende Rolle bzw. Mitgliedschaft der Verstorbenen in AL bzw. TG. Vgl.
Conermann
TG, 615 u. Anm. 109 u. 127f. Auch zum Aufenthalt der Bernburger Schwestern in Güstrow
oder sonstigen biographischen Ereignissen in den frühen 30er Jahren (vgl. auch
321201 K 11) wird nichts mitgeteilt. Der Güstrower Superintendent Janus kann sich am
Schluß den Hinweis nicht verkneifen, daß die Verstorbene „in etlichen Puncten mit unserm
Christ-Lutherischen Glaubens-Bekenntniß/ wie doch hertzlich zu wünschen gewesen/
nicht einig“, hofft aber gleichwohl, sie werde dennoch „sanfft vnd seelig entschlaffen
seyn.“ A. a. O., S. 170.
Eleonora Marias Stieftöchter hießen Sophia Elisabeth
(s. Anm. 20) und Christina Margaretha (1615–1666), ihre eigene Tochter Anna Sophia, || [
513] (1628–1666). S. Personalia in Schmettaus LP (Anm. 16), Bl. [F iv]v f.;
EST I.3, T. 307;
AD VI, 188f.
Sibylla Elisabeths Schwestern Loysa Amalia und Sophia Margaretha.
Die anderen beiden, Anna Sophia und Dorothea Bathildis (s. Anm. 6) hielten sich im
Spätherbst und zum Jahreswechsel 1633/34 bei ihrem Bruder F. Christian II. in Harzgerode
auf. S.
Christian: Tageb. XII, Bl. 182r, 188v, 198r, 202v, 211v, 219r, 225v u. ö.
Vgl. 321201 K 11.
Nicht ermittelt. Die Akte enthält generell keine (Antwort-)Schreiben F. Ludwigs.
Die reformierte Pzn. Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (1613–1676; AL 1629, TG 42b), vgl. Anm. 11 u. 17. Am Wolfenbütteler Hof, der
ihr ein wiederbelebtes Musik- und Theaterleben verdankte, schuf sie ein beeindruckendes
Werk von Bühnenspielen und Maskeraden, geistlichen Liedern und anderen Versdichtungen,
u. a. eine verdeutschte Paraphrase von d’Urfés
L’Astree (
Die Histori der Dorinde,
Hs. 1641–1652, HAB: 12 Noviss. 2°), Libretti und Kompositionen, darunter die
Vertonungen in Justus Georg Schottelius’ (FG 397)
Neu erfundenem Freuden Spiel genannt
Friedens Sieg (Wolfenbüttel 1648) und die Melodien zu den Liedern in Joachims v.
Glasenapp (FG 451) Gesangbuch
Vinetum Evangelicum in dessen zweiter Auflage von
1651; sie hinterließ ferner einen beachtenswerten Briefwechsel sowie Tagebücher mit
geistlicher Lyrik in sechs Bänden. Ihre musikalischen Fähigkeiten verdankte sie dem Orchester
an ihres Vaters Hof, das bekannt dafür war, herausragende englische Instrumentalisten
wie William Brade zu beschäftigen. 1628, mit der Vertreibung ihres Vaters durch
Wallenstein, floh sie an den Hof zu Kassel, seinerseits ein lebendiges Musenzentrum.
Die gute Sprachenbildung teilte Sophia Elisabeth mit ihrer Stiefmutter Elisabeth v. Hessen-Kassel
(s. Anm. 3), der vielseitig in Wissenschaften und Künsten gebildeten Kennerin
von vier oder fünf Sprachen, Musikerin, Malerin, Übersetzerin und Dichterin italienischer
petrarkistischer Madrigale und Kanzonetten. (Am Kasseler Hof hatten auch ihre
Italienischlehrer Catharinus Dulcis und Giovanni di Castiglione und nicht zuletzt Heinrich
Schütz und der spätere Tasso- und Ariosto-Übersetzer Diederich v. dem Werder
[FG 31] gelebt). Auch ihre zweite Stiefmutter, Eleonora Maria, war des Italienischen
und Französischen mächtig (vgl. Anm. 16). Beachtenswert ist, daß die Güstrower Prinzessin
den alten Cruscante F. Ludwig mit ital. Literatur zu begrüßen beabsichtigte. Von
ihren Werken sind bislang nur die Bühnendichtungen erstmals bzw. neu ediert worden:
Sophie Elisabeth Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg: Dichtungen. Bd. 1: Spiele.
Hg. Hans-Gert Roloff. Frankfurt a. M., Bern, Cirencester/ U. K. 1980. Zu Biographie,
literarischen und künstlerischen Leistungen sowie ihrer hervorragenden Bildung in Sprachen
und Musik vgl. Silke Ahrens: Sophie Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg. Edition
ihrer geistlichen Lyrik. In: Editionsdesiderate zur Frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung
der Kommission für die Edition von Texten der Frühen Neuzeit. Hg. Hans-Gert
Roloff unter red. Mitarb. v. Renate Meinecke. Amsterdam/ Atlanta GA. 1997 (Chloe,
24), 291–294; Joseph Leighton: Die literarische Tätigkeit der Herzogin Sophia Elisabeth
von Braunschweig und Lüneburg. In: Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert.
Hg. August Buck, Georg Kauffmann, Blake Lee Spahr u. Conrad Wiedemann. 3
Bde. Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 8–10), III, 483–
488; Sammler, Fürst, Gelehrter, a. a. O. (s. Anm. 11), 241ff. (passim); Karl Wilhelm
Geck: Sophie Elisabeth Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg (1613–1676) als Musikerin.
Saarbrücken 1992; Sara Smart: „Doppelte Freude der Musen“. Court Festivities
in Brunswick-Wolfenbüttel 1642–1700. Wiesbaden 1989 (Wolfenbütteler Arbeiten zur
Barockforschung, 19), 51ff.; Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen,
Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. Stuttgart 1984,
16–18; Art. „Sophie Elisabeth“ in
MGG XII, 920f. und Art. „Sophie Elisabeth, Duchess
of Brunswick-Lüneburg“ in
Grove2 XXIII, 730f. (mit weiteren Angaben zu neuerer Literatur).
Lt.
Neumark: Palmbaum, 180 konnte sich Sophia Elisabeth nach dem FG-Gesellschaftsnamen
ihres Gatten als ,Die Befreiende‘ bezeichnen: „[...] durch einmühtige Genehmhaltung/
der Herrn Stifter und anderer vornehmsten Herrn Gesellschafter/ sich || [
514] ihres Herrn Gemahls/ oder nach Befindung anderer jüngeren Personen/ ihres Herrn
Vaters Namen/ jedoch ohne besondere Zahl/ Gemählde oder Spruch/ zu gebrauchen/
verwilliget worden. Unter diesen Gesellschafterinnen/ leuchtet als eine Sonne herfür die
unvergleichliche Befreyende/ die in allen Wissenschaften/ Sprachen/ in der Musik/ und
allen Fürstlichen Tugenden/ alle andere ja auch sich selbst übertrifft.“ Vgl. dazu auch
310113 („die Nährende“ — Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen; s. Anm. 8).
Die Mandora
(oder Mandola) ist ein seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesenes und vom 16. bis 18.
Jahrhundert bevorzugtes lautenähnliches Zupfinstrument, das in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung verlor, s.
MGG, 2., neubearb. Ausgabe,
Sachteil Bd. 5 (Basel [u. a.] 1996), Sp. 965–967. Der englische Lautenist und spätere
Kasseler Kapellmeister John Stanley war wohl der Lautenlehrer Pzn. Sophia Elisabeths;
zur Stimmenbegleitung scheint sie aber ein Clavierinstrument der Laute vorgezogen zu
haben, da keine einzige Komposition mit einem Begleitsatz für Laute von ihr bekannt ist
und es „keine Anhaltspunkte dafür gibt, daß Sophie Elisabeth jemals speziell für Laute(n) komponiert hätte“. Geck, a. a. O. (Anm. 20), 313, vgl. 25f., 108, 284. Im fünften
Teil der
Frauenzimmer-Gesprechspiele von Georg Philipp Harsdörffer (FG 368) wird in
der Widmung an die „Befreiende“ allerdings auf die Kunstfertigkeit Sophia Elisabeths
im Lautenspiel eingegangen: „Stammt diese her von uns/ die auf der Laute schläget? | die
mit der Wunderkunst des Himmels Gunst erreget? | es tönt das leere Holtz/ der stumme
Faden singt/ | die Seide lebt und bebt/ und unsern Geist bezwingt.“ GESPRECHSPJELE
Fünfter Theil ... durch Einen Mitgenossen der hochlöblichen
FRVCHTBRJNGENDEN GESELLSCHAFT (Nürnberg: Wolffgang Endter 1645),
„Zuschrifft“; vgl. Sammler, Fürst, Gelehrter, a. a. O. (s. Anm. 11), 278 (Nr. 596). Auch
Sigmund v. Birken (FG 681) rühmte ihr Lautenspiel (vgl. Geck, a. a. O. [Anm. 20], 65).
Ihre Anfänge als Komponistin fallen i.Ü. just in die Zeit der Abfassung des vorliegenden
Briefes (Geck, 35).
Darunter könnten gewesen sein: die von F. Ludwig nach Wolfgang
Ratkes
Grammatica Universalis (Köthen 1619) gearbeitete italienische Grammatik
(
La Grammatica Universale per la Didattica, Köthen 1620; 1. Druck schon 1619?), Ludwigs
Ausgaben von Giovan Batista Gellis
Capricci del Bottaio (1619) und
Circe (1619),
beides auch in deutscher Übersetzung F. Ludwigs in Köthen 1619 bzw. 1620 erschienen
(mit Kommentar), seine in Köthen gedruckte Firenzuola-Edition
Discorsi de gli animali
di Agnolo Firenzuola Firentino (1620) sowie Tobias Adamis (FG 181) Ausgabe der
Cantica
des Tommaso Campanella:
Scelta D’alcune Poesie Filosofiche di Settimontano Squilla
[Pseudonym f. Campanella] (Köthen 1622). Vgl.
Conermann III, 7;
Conermann: Ludwig
und Christian II. von Anhalt, 393ff.;
DA Köthen II. 1, *9ff., *31, *35.
Draguhn,
Dorf im Teilhzt. Mecklenburg–Schwerin.
Ritter: Lexikon II, 450.
Kfn. Elisabeth
Charlotta v. Brandenburg (1597–1660), Gemahlin Kf. Georg Wilhelms (FG 307; 1637),
hatte sich wegen des Kriegs in die Festung Küstrin zurückgezogen.
befahren: befürchten, vgl.
Diefenbach, 175;
Götze, 23;
DW I, 1246f.: „BEFAHREN, praet.
befahrte,
metuere, timere, ganz unverwandt mit dem vorigen [
befahren als ,auf etwas fahren‘, d.
Hg.], und zum mhd.
vâren, ahd.
fârên insidiari gehörend, der besorgende fürchtet
gefahr
und hinterlist. Beide wörter
faran ire und
fârên insidiari sind uns heute fahren, erst
das praet.
fuhr und
fahrte hilft sie unterscheiden, in der Aussprache müssen sie doch lange
von einander abgestanden haben, zumal pflegt OPITZ, und die ihm nachfolgen, das
zweite
befahren noch zu schreiben
befohren.“ Vgl. auch 270406 K 10, 340421 u. 350800
K 23. || [
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