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340421 Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Friherre Axel Oxenstierna
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Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt an Friherre Axel Oxenstierna


Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) hat in Erfurt mit dem dortigen schwedischen Residenten (Alexander Erskein, FG 421) über den Bericht gesprochen, der im Auftrag des schwedischen Reichskanzlers Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) über Wolfgang Ratkes Bildungsbestrebungen (von Johann Matthaeus Meyfart u. a.) erstattet wurde. Die Gräfin bittet Oxenstierna, einen Entschluß über die Förderung des Werkes zu fassen oder, wenn nötig, einen zusätzlichen Gutachter einzuschalten. Ratke setze seine ganze Hoffnung allein auf den Reichskanzler.

Beschreibung der Quelle


Q Riksarkivet Stockholm: Oxenstierna af Södermöre. Bref Till Rikskansleren Axel Oxenstierna E 717 B, Anna Sofia af Anhalt, g. m. Grefve Carl Günther af Schwarzburg. 2 Bl. [A: 2v], 2r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A Dem Hochwohlgebornen Vnserm besonders lieben Herrn Axil Ochßenstirn, Freyherrn zue Chinito, Herrn zue Fiholm vnndt Tydorn, Rittern der Königl. Mayt. vndt Chron Schweden, Rath, Cantzlarn vndt gevollmächtigten legato in Deuzschlandt, vndt bey denn Armeen, auch Directori deß Evangelischen Bundes daselbsten etc.

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יְ ה וׇ ה
Hochwolgeborner, mein in Ehren vnd gebür besonderß lieber Herr Reichß Cantzler, EL abermahlig mit diesem Briefflein fl. anzulangen,1 vervrsachet mich die gewisse vnd guthe gelegenheit, bey dem Herrn Residenten2 , mit deme ich wegen der Relation (die El abgeortneten in deß h. Rat. [Ratichii] werk gethan)3 geredet, daß solche El wolle von meinet wegen erinnern (weil ich befahre4 Sie dieseß ortheß wegen so vieler geschefft so balt niht anlangen möchten), ob El sich in etwaß resolviren woltten bey dem Christlichen werk zu thun, oder noch iemandtem ferner aufftragen, (wen eß an dieser relation nicht genug) der h. Rat. weitter vernehmen möchte, den Er sich itzo eintzig vnd allein auff El erklerung beruffet, daß beste nechst Gott von Jhme hoffet, vnd sonsten niemandt ferner von dem werk cumuniciren will; ich bitte freundgebürlich El wollen den sachen nachdencken, vnd eß niht anderst verstehen, den daß eß von mir Christlich vnd wol [1v] gemeinet sey, wil El auch niht lenger mit meinem schreiben beschwerlich sein, Sondern dieselbigen dem Schutz deß Almechtigen trewlich befehlen, verbleibe

El in ehrengebür trewe freundin, Anna Sophia gzuSchwarzburgmp.

Erfurth den 21 Apprilliß 1634.

Textapparat und Kommentar

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Kommentar
1 Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) hatte erst am 10. 4. 1634 Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) gebeten, „H Ratichij suchen niht [zu] vergessen“ (RA Stockholm: a. a. O., 1 Bl.). Auch die Andeutungen in ihrem Brief an Oxenstierna d. d. Erfurt 13. 1. 1634 dürften im Zusammenhang mit ihrer Förderung Ratkes und seiner Didaktik stehen: „vorß andere, so hett ich gestern abend EL noch gerne etwaß mehr || [516] andeuten wollen, (daran denselbigen, vnd allen Ehrlichen Schweden so sich itzo in Teutschlandt befinden, angelegen ist) wen ich nicht so vill personen vmb mich gesehen, auch wegen kürtze der Zeit, El nicht langer durffen mit meinem gesprech beschwerlichen sein, iedoch lieget mir eß hoch an, vnd möchte El zu der vorstehenden reise nachrichtlich dienen; habe vergangenen Sonnabendtß El Camer Junkger dem von Saluius [2r] (welchen ich wegen bekandtnüß Seineß vattern, vnd auch daß Er sich bey meinß hertzliebsten Seligen herrn Schwester [Magdalena (TG 11), vermählt mit Heinrich Reuß Herr v. Plauen, gen. Postumus, FG 201] Sohn dem Jungen herr Reussen [Heinrich III. Reuß Herr v. Plauen, FG 179] etliche stunden in meinem losament hir auffgehaltten, zur mahlzeitt behaltten habe) etwaß im vertrawen angemeldet vnd Jhme gesagett wie gern ichß mit El selbsten reden möchte, so wolte eß doch gestern niht sein; wo eß müglichen, vnd niht gar zu vnhöfflich von mir El fl zu bemuhen (weil El sich fast selbst so guthwillig erbotten) nur auff ein viertheilstunden vmb [d. i. im] vorvber reitten (dan mir gesaget worden ist, El würden mit Hertzog Wilhelmß [Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, FG 5] libten HimmelThurchs [Pferdename?] angegeben bichsen kunst [Büchsenmacherkunst] wegen spatziren reitten vnd also vor mein losament vorvber müssen) bey mir abdretten, so woltte ichß El sagen, alleß in der guthen hoffnung El werde eß Christlich vnd wolgemeint verstehen“. (RA Stockholm: Oxenstierna af Södermöre. Bref Till Rikskansleren Axel Oxenstierna E 717 B, Anna Sofia af Anhalt, g. m. Grefve Carl Günther af Schwarzburg. 2 Bl.). Der Kammerjunker Salvius war der Stiefsohn von Johan Adler Salvius (1590–1652) und hieß eigentlich Lorenz Hartmann. Sein Stiefvater war der schwed. Resident in Hamburg und (seit Juni 1634) Hofkanzler u. Geheimer Rat. Vgl. AOSB SA VIII, 17, 778; Findeisen, 413; Heinz Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt: „... zu einem stets währenden Gedächtnis“. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts. Hg. Karl Georg Kaster u. Gerd Steinwascher mit heraldischen Beiträgen von Ulf-Dietrich Korn. Bramsche 1996, 216f.
2 (Friherre) Alexander Erskein (FG 421), s. 320416 K 2, 321201 K 6.
3 Gemeint ist der Bericht von Johann Matthaeus Meyfart und den Erfurter Ratsherren Dr. Hieronymus Brückner und Stephan Ziegler: Vnterthänige Relation. Von der Lehrart Herrn Wolfgangi Ratichij. Königl. Maytt. vndt der Reiche Schweden Hochverordneten Raths vndt Cantzlers Excellentz zu eigenen handen vberliefert im Qvartir Großen Sömmerda den 15. Martij anno 1634. FB Gotha: Chart. A 697 (Nr. 58), Bl. 111r–120v; Abschrift v. Ratkes H., datiert 10. 3. 1634; andere Abschrift in FB Gotha: Chart. B 829 N (vgl. Müller [1884], 451f.: 14 Bl. 4°; ohne Titelblatt, d. d. 16. 2. 1634). Vgl. Kordes, 101. Der Bericht ist nach der ersten Handschrift vollständig (unter abweichendem Titel) gedruckt in Niemeyer (1840), 7–16, danach in: Ratichianische Schriften. Hg. Paul Stötzner. 2 Tle. Leipzig 1893, I, 110–125; nach Stötzner in: Kleine pädagogische Schriften von Wolfgang Ratke (Ratichius). Hg. Karl Seiler. Bad Heilbrunn/ Obb. 1967, 76–85; Auszüge/ Regest in Vogt IV, 54–56 (zitiert Niemeyer, a. a. O.) u. a. Das Gutachten will drei Fragen beantworten: „1. Was hierbey sein [Ratkes] intent vndt vorhaben? 2. Wie es vmb seine Lehrkunst eigentlich bewandt? 3. Wohin gegen J. Excellentz sein erbieten gerichtet sey?“ (Zit. n. Niemeyer (1840), 7). Meyfart (1590–1642) war 1633 vom akademischen Gymnasium Casimirianum in Coburg nach Erfurt gewechselt, um dort an der neuen lutherischen Theologie-Fakultät der nunmehr protestantischen Volluniversität einen Lehrstuhl und das Dekanatsamt zu bekleiden. Er legte das gemeinsam mit den Erfurter Ratsherren und Scholarchen Dr. jur. Hieronymus Brückner (1582–1645) und Stephan Ziegler im Auftrag Oxenstiernas erstellte Gutachten nach Ausweis seines Titels am 15. 3. 1634 in dessen Quartier Sömmerda bei Erfurt vor. Zu Meyfart, Brückner u. Ziegler vgl. Christian Hallier: Johann Matthäus Meyfart. Ein Schriftsteller, Pädagoge und Theologe des 17. Jahrhunderts. Mit e. Nachw. v. E. Trunz. Neumünster 1982, 95f.; Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart. Theologe und Schriftsteller in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. München 1987, 65ff., 257f. Ein positives Gutachten legte Meyfart auch über Ratkes theologische Arbei- || [517] ten zu seiner Lehrkunst vor: Auf vorgehenden der Königl. Maiest. vndt der Reiche Schweden hochverordneten Raths vndt Cantzlers Excellentz gnedigen befehl, habe bey abgeordneter commission ich endesbemelter diejenige Systemata, welche H. Wolfgangus Ratichius Didacticus in Theologischen materien dargelegt, fleißig vndt so viel andere Berufsgeschefte leiden wollen, nicht ohne mühe erwogen, und befunden. FB Gotha: Chart. A 697 (Nr. 58), Bl. 121r f., Abschrift von Ratkes H. Weitere Abschrift in FB Gotha: Chart. B 829 N; gedruckt in Niemeyer (1840), 24–26; Auszug in Vogt IV, 56f. (zit. Niemeyer, a. a. O.). Vgl. Kordes, 101; Karl August Heinrich Stoerl: Wolfgang Ratke (Ratichius). Ein Beitrag zur Geschichte der Paedagogik des XVII. Jahrhunderts. Leipzig 1876, 44. — In seinen gedruckten Schriften hat Meyfart den Didacticus, mit dem er in Erfurt freundschaftlich verkehrte, nicht erwähnt, wie Vogt IV, 53 Anm. †† eigens bemerkt. Ausgenommen ist nur seine Einladungsschrift zur akademischen Totenfeier für den verstorbenen Ratke: Programma publicum in exequiis ... Wolfgangi Ratichii ... 1635, Erfurt [1635] (HAAB Weimar). Es ist unbekannt, welche Wirkung Bericht und Gutachten auf Oxenstierna hatten. Vgl. Vogt IV, 57; Stoerl, a. a. O., 44.
4 befürchten, vgl. 270406 K 10 u. 340107 K 25.
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