Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) hatte erst am 10. 4. 1634 Friherre
Axel Oxenstierna (FG 232) gebeten, „H Ratichij suchen niht [zu] vergessen“ (RA
Stockholm: a. a. O., 1 Bl.). Auch die Andeutungen in ihrem Brief an Oxenstierna d. d.
Erfurt 13. 1. 1634 dürften im Zusammenhang mit ihrer Förderung Ratkes und seiner
Didaktik stehen: „vorß andere, so hett ich gestern abend EL noch gerne etwaß mehr || [
516]
andeuten wollen, (daran denselbigen, vnd allen Ehrlichen Schweden so sich itzo in
Teutschlandt befinden, angelegen ist) wen ich nicht so vill personen vmb mich gesehen,
auch wegen kürtze der Zeit, El nicht langer durffen mit meinem gesprech beschwerlichen
sein, iedoch lieget mir eß hoch an, vnd möchte El zu der vorstehenden reise nachrichtlich
dienen; habe vergangenen Sonnabendtß El Camer Junkger dem von Saluius [2r]
(welchen ich wegen bekandtnüß Seineß vattern, vnd auch daß Er sich bey meinß hertzliebsten
Seligen herrn Schwester [Magdalena (TG 11), vermählt mit Heinrich Reuß Herr
v. Plauen, gen. Postumus, FG 201] Sohn dem Jungen herr Reussen [Heinrich III. Reuß
Herr v. Plauen, FG 179] etliche stunden in meinem losament hir auffgehaltten, zur
mahlzeitt behaltten habe) etwaß im vertrawen angemeldet vnd Jhme gesagett wie gern
ichß mit El selbsten reden möchte, so wolte eß doch gestern niht sein; wo eß müglichen,
vnd niht gar zu vnhöfflich von mir El fl zu bemuhen (weil El sich fast selbst so guthwillig
erbotten) nur auff ein viertheilstunden vmb [d. i. im] vorvber reitten (dan mir gesaget
worden ist, El würden mit Hertzog Wilhelmß [Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, FG
5] libten HimmelThurchs [Pferdename?] angegeben bichsen kunst [Büchsenmacherkunst]
wegen spatziren reitten vnd also vor mein losament vorvber müssen) bey mir abdretten,
so woltte ichß El sagen, alleß in der guthen hoffnung El werde eß Christlich vnd
wolgemeint verstehen“. (RA Stockholm: Oxenstierna af Södermöre. Bref Till Rikskansleren
Axel Oxenstierna E 717 B, Anna Sofia af Anhalt, g. m. Grefve Carl Günther af
Schwarzburg. 2 Bl.). Der Kammerjunker Salvius war der Stiefsohn von Johan Adler Salvius
(1590–1652) und hieß eigentlich Lorenz Hartmann. Sein Stiefvater war der schwed.
Resident in Hamburg und (seit Juni 1634) Hofkanzler u. Geheimer Rat. Vgl.
AOSB SA
VIII, 17, 778;
Findeisen, 413; Heinz Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt:
„... zu einem stets währenden Gedächtnis“. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück
und ihre Gesandtenporträts. Hg. Karl Georg Kaster u. Gerd Steinwascher mit
heraldischen Beiträgen von Ulf-Dietrich Korn. Bramsche 1996, 216f.
Gemeint ist der Bericht von
Johann Matthaeus Meyfart und den Erfurter Ratsherren Dr. Hieronymus Brückner und
Stephan Ziegler: Vnterthänige
Relation. Von der Lehrart Herrn Wolfgangi Ratichij. Königl.
Maytt. vndt der Reiche Schweden Hochverordneten Raths vndt Cantzlers
Excellentz
zu eigenen handen vberliefert im Qvartir Großen Sömmerda den
15. Martij anno
1634. FB Gotha: Chart. A 697 (Nr. 58), Bl. 111r–120v; Abschrift v. Ratkes H., datiert
10. 3. 1634; andere Abschrift in FB Gotha: Chart. B 829 N (vgl.
Müller [1884], 451f.: 14
Bl. 4°; ohne Titelblatt, d. d. 16. 2. 1634). Vgl.
Kordes, 101. Der Bericht ist nach der ersten
Handschrift vollständig (unter abweichendem Titel) gedruckt in
Niemeyer (1840),
7–16, danach in: Ratichianische Schriften. Hg. Paul Stötzner. 2 Tle. Leipzig 1893, I,
110–125; nach Stötzner in: Kleine pädagogische Schriften von Wolfgang Ratke (Ratichius).
Hg. Karl Seiler. Bad Heilbrunn/ Obb. 1967, 76–85; Auszüge/ Regest in
Vogt IV,
54–56 (zitiert
Niemeyer, a. a. O.) u. a. Das Gutachten will drei Fragen beantworten: „1.
Was hierbey sein [Ratkes] intent vndt vorhaben? 2. Wie es vmb seine Lehrkunst eigentlich
bewandt? 3. Wohin gegen J. Excellentz sein erbieten gerichtet sey?“ (Zit. n.
Niemeyer
(1840), 7). Meyfart (1590–1642) war 1633 vom akademischen Gymnasium Casimirianum
in Coburg nach Erfurt gewechselt, um dort an der neuen lutherischen Theologie-Fakultät
der nunmehr protestantischen Volluniversität einen Lehrstuhl und das Dekanatsamt
zu bekleiden. Er legte das gemeinsam mit den Erfurter Ratsherren und Scholarchen
Dr. jur. Hieronymus Brückner (1582–1645) und Stephan Ziegler im Auftrag Oxenstiernas
erstellte Gutachten nach Ausweis seines Titels am 15. 3. 1634 in dessen Quartier
Sömmerda bei Erfurt vor. Zu Meyfart, Brückner u. Ziegler vgl. Christian Hallier: Johann
Matthäus Meyfart. Ein Schriftsteller, Pädagoge und Theologe des 17. Jahrhunderts. Mit
e. Nachw. v. E. Trunz. Neumünster 1982, 95f.; Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart.
Theologe und Schriftsteller in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. München 1987,
65ff., 257f. Ein positives Gutachten legte Meyfart auch über Ratkes theologische Arbei- || [
517] ten
zu seiner Lehrkunst vor: Auf vorgehenden der Königl. Maiest. vndt der Reiche
Schweden hochverordneten Raths vndt Cantzlers
Excellentz gnedigen befehl, habe bey
abgeordneter
commission ich endesbemelter diejenige
Systemata, welche H.
Wolfgangus Ratichius Didacticus in Theologischen materien dargelegt, fleißig vndt so viel andere Berufsgeschefte
leiden wollen, nicht ohne mühe erwogen, und befunden. FB Gotha: Chart.
A 697 (Nr. 58), Bl. 121r f., Abschrift von Ratkes H. Weitere Abschrift in FB Gotha:
Chart. B 829 N; gedruckt in
Niemeyer (1840), 24–26; Auszug in
Vogt IV, 56f. (zit.
Niemeyer,
a. a. O.). Vgl.
Kordes, 101; Karl August Heinrich Stoerl: Wolfgang Ratke (Ratichius).
Ein Beitrag zur Geschichte der Paedagogik des XVII. Jahrhunderts. Leipzig
1876, 44. — In seinen gedruckten Schriften hat Meyfart den Didacticus, mit dem er in
Erfurt freundschaftlich verkehrte, nicht erwähnt, wie
Vogt IV, 53 Anm. †† eigens bemerkt.
Ausgenommen ist nur seine Einladungsschrift zur akademischen Totenfeier für
den verstorbenen Ratke: Programma publicum in exequiis ... Wolfgangi Ratichii ...
1635, Erfurt [1635] (HAAB Weimar). Es ist unbekannt, welche Wirkung Bericht und
Gutachten auf Oxenstierna hatten. Vgl.
Vogt IV, 57; Stoerl, a. a. O., 44.