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340628 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling


Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) bestätigt, die Briefe vom 14. und 21. 6. am 26. erhalten zu haben. Er habe die beigefügten Schreiben an die betreffenden Orte weitergeleitet, wie Friedrich v. Schilling (FG 21) den mit dieser bzw. der nachfolgenden Post eingehenden Antworten entnehmen könne. Auch das vom Nährenden (F. Ludwig, Le Nourrissant) verfaßte Reimgesetz habe er an den Verliebten (FG 241. L’Amoureux), seinen Vetter Philipp Wilhelm, weitergegeben, der sich dafür bedanke und die Verse als dem Gegenstand angemessen und sehr lehrreich schätze. Außerdem bedankt sich der Briefschreiber für erfreuliche Neuigkeiten und für Schillings Bemühen, ihm das Gesellschaftsbuch zu verschaffen, ebenso für dessen Angebot, ihm einige Bücher aus dem beigelegten Katalog zu senden. Er bittet um Zusendung der vier von ihm ausgesuchten Werke und des erwähnten Gesellschaftsbuchs. Zugleich wünscht er, über den Preis und den Zahlungsweg benachrichtigt zu werden, um die Kosten umgehend beglei- || [524] chen zu können. — Was die Angelegenheit Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) betrifft, richte er sich ganz nach den Wünschen F. Ludwigs. — Der holsteinschaumburgische Drost von Pinneberg (Ernst v. Wietersheim; FG 279; 1636) habe ihm mitgeteilt, daß Gf. Jobst Hermann v. Holstein-Schaumburg seinen Wohnsitz bald in Pinneberg nähme, da diesem in Bückeburg die Mittel zum Unterhalt fehlten.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 89r–90v [A: 90v]; 90r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A MonSieur MonSieur Friderich de Schilling etc. ConSeiller et Maistre d’hostel de S. A. le Prince d’Anhalt etc. A Cöthen.

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MonSieur
J’ay reçeu devant hier vos tresgracieuses lettres du 14. et 21. de ce mois courant et delivré les joinctes chacune en son lieu, comme entendrez par les responses qu’aurez avec ceste poste où la suÿvante. J’ay de mesme donné à l’Amoureux1 de nostre Ordre les rimes dont il a pleu au Nourrisant2 l’honorer, il s’en remercie treshumblement, les estimant conformes au sujet, et toutes pleines des bonnes doctrines.3 Je vous rend [sic] graces pour les bonnes nouvelles et quant et quant4 qu’il vous a pleu prendre soing pour me faire tenir le livre de nostre Ordre5 , acceptant de mesme vostre gracieuse offerte pour me faire avoir quelques livres du Catalogue que m’avez envoyé , i’en ay faict seulement marquer quattre6 , comme voyreza dans la cedule icy ioincte, et me serà une grande faveur s’il vousb m’en pourvoir [sic] et me l’addresser avec le susdict livre de l’Ordre7 : Si tost que ie seraÿ informé du prix ce que tout couste, ie ne manqueraÿ de le payer sans delaÿ à un tel que m’ordonnerez. Vous prie me pardonner si i’abuse de vostre bien [89v]veuillance envers moÿen vous molestant avec ces petites choses en vos plus importants affaires, Et ne desire aultre que l’honneur des vos commendements pour ne demeurer dutout indigne et ingrat des bienfaicts dont ie me trouvéc comblé. Quant aux affaires du Comte Otto de Schawenburg ie suÿvray l’Ordre et intention de S. A. tant qu’est en mon petit pouvoir.8 Le Drossard de Pinnenberg9 me dict hier que son Seigneur le Comte Jost Harmen etc. viendroit en peu de temps prendre sa residence en ces Quartiers10 , luy faillant à Buckeborg les moyens pour s’entrenir. Je vous supplie de faire nos treshumbles recommendations à MonSr. le Prince Madame la Princesse11 et touts ceux de vostre Court, Et vous baisant les mains avec toute ma maison, Je me qualifieraÿpour tout jamais

MonSieur
Vostre humble et tresobligé serviteur. EG12 de Kniphausen
D’Hambourg ce 28. Juin. 1634.

Textapparat
a verrez. Der Zettel liegt dem Brief nicht mehr bei.
b Erg. plaira
c Sic.

Kommentar
K  Die in Q angezeigte Oranienbaumer Akte wurde etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom anhaltischen Archivar Gottlieb Krause betitelt „Korrespondenz Fürst Ludwigs von Cöthen ,Le Nourissant‘ mit dem Obersten Enno Wilhelm von Kniphausen ,Le Poursuivant‘ und des letztern mit dem Hofmeister Friedrich von Schilling. 153 fol. 1634/43“. Vermutlich schon 1650 erwähnt in F. Ludwigs Nachlaßverzeichnis (LAO: Abt. Köthen A 7a Nr. 3): „Ein Convolut allerhandt brieffe von Hamburg undt andern ortten an Sr. Hochseel. F. Gd. So von Mir, dem Notario [Jeremias Walburger], mit Num. 5 bezeichnet“ (IP, Bl. 342r); „Zusammen gebundene brieffe, in folio cum inscriptione Allerhandt sorten Schreiben an h. Friedrich Schilling“ (IP, Bl. 398v). Der auf Universitäten und Reisen gebildete Ostfriese aus Häuptlingsgeschlecht, Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen Edler Herr zu Lütetsburg und Bergum (FG 238. Der Verfolgende), kommandierte in der Zeit des Briefwechsels als Obristleutnant die Garnison der Stadt Hamburg. Er war der Bruder des schwed. Feldmarschalls Dodo (vgl. 331223). Die Akte birgt insgesamt 93 Schreiben, verfaßt im Zeitraum zwischen dem 7. 6. 1634 und dem 4. 3. 1643. Die Korrespondenz, in der Innhausen wie ein Agent politische und andere Neuigkeiten, darunter auch literarische und solche der FG, berichtet, setzt also im Jahr der Aufnahme Innhausens in die FG ein (F. Ludwig besuchte im Mai 1634 Hamburg; vgl. 340107 K 4). Die Akte enthält u. a. 63 Autographe des Verfolgenden, die von Hamburg aus nach Köthen, zunächst an Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame), später an F. Ludwig (Der Nährende), gerichtet wurden. Dreißig Briefe stammen von der Hand des Nährenden, dagegen sind keine Brief(konzept)e Schillings in der Akte erhalten. (Die im vorliegenden Brief eingangs erwähnten Schreiben Schillings sind uns unbekannt.) Die Briefe Enno Wilhelms an letzteren umfassen den Zeitraum Juni 1634 bis Oktober 1637. Nach dem Tode Friedrich v. Schillings am 9. 9. 1637 übernahm der Fürst selbst die Korrespondenz mit Innhausen. S. Conermann III, 259–261 (mit Lit.). Vgl. Der Krieg vor den Toren. Hamburg im Dreißigjährigen Krieg 1618–1648. Hg. Martin Knauer u. Sven Tode unter Mitarb. v. Niels Wiecker. Hamburg 2000.
1 Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241. Der Verliebte) war ein Vetter des Briefeschreibers und wurde, wie Enno Wilhelm und Sir Robert Anstruther (FG 240), in Hamburg im Mai 1634 von F. Ludwig in die FG aufgenommen. Die Übersetzung des Gesellschaftsnamens stimmt mit jener in F. Ludwigs Listen der fremdsprachigen Gesellschaftsnamen überein, s. 450000.
2 Der Nährende, F. Ludwig; Auch hier Identität mit der Übersetzung in o. g. Liste.
3 Reimgesetz auf den Verliebten, älteste bekannte Fassung im GB Kö., verändert in GB 1641, GB 1641/44 u. GB 1646. S. Conermann III, 264f.
4 et quant et quant que, Konjunktion; vgl. Huguet VI, 264 „en même temps que“.
5 GB 1629/30, s. Conermann I.
6 Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Köthener Drucke wie Tobias Hübners (FG 25) Übersetzung der Sepmaines des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas, um Lehrbücher des Köthener Ratichianismus und F. Ludwigs Übersetzung der Capricci del Bottaio oder der Circe von Giovan Batista Gelli. Vgl. dazu Conermann: Fürstl. Offizin. Einen Reprint der Übersetzung des erstgenannten Werkes von Gelli, Johannis Baptistae Gelli Vornehmen Florentischen Academici Anmutige Gespräch Capricci del Bottaio genandt (1619), findet man in DA Köthen II.1, [173]–[474].
7 Innhausen bestellt insgesamt vier Bücher, das Gesellschaftsbuch eingeschlossen. Vgl. 340816.
8 Wahrscheinlich geht es dabei um die Erbauseinandersetzungen zwischen Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) und seinem Onkel, Gf. Jobst Hermann v. Holstein- Schaumburg (6. 10. 1593 – 5. 11. 1635), die u. a. auch die Grafschaft Pinneberg betreffen. Erst nach dem Tode Ottos V. (1640) kam Pinneberg an die Landesherren von Holstein, den König von Dänemark und Herzog Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388; 1642). Vgl. 351112.
9 Seit 1633 Ernst v. Wietersheim, der ab 1634 auch als Landdrost tätig war. Hans Gerhard Risch: Die Grafschaft Holstein-Pinneberg von ihren Anfängen bis zum Jahr 1640. Diss. Hamburg 1986, 307–310; Wietersheim wird zwei Jahre später, 1636, unter dem Gesellschaftsnamen „Der Einfache“ Mitglied der Sozietät (FG 279); s. Conermann III, 312f.
10 Gft. Pinneberg (Umbau der landesherrlichen Burg zum Renaissanceschloß im späten 16. und frühen 17. Jh.). Die Schloßländerei- || [526] || [527] || [528] en findet man 1638 an den o. g. Wietersheim verpachtet. Günter Pape (Hg.): Pinneberg, ein heimatgeschichtlicher Abriß. Pinneberg 1978, 53.
11 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629, TG 38).
12 D. i. Enno Guillaume.
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