Text

340716 Prinzessin Loysa Amalia von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [528]

340716

Prinzessin Loysa Amalia von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20) dankt F. Ludwig für seinen Brief nebst mitgesendeter Visierung des Wappens (eines ungenannten FG-Mitglieds). Einen ihr erteilten Auftrag — vermutlich die Übersendung dieser Vorlage an die Schwester( n) in Güstrow — werde sie morgen nach bestem Vermögen ausführen. Sie fürchtet aber um die Sicherheit beim Rücktransport der gerahmten Stickerei. Aus Weimar hat sie schon zweimal vergeblich auf Post gewartet, so daß von dort auch nicht so bald Wappen zu erwarten sind. Sonst hätte sie Pzn. Kunigunde Juliana v. Anhalt-Dessau (PA, TG 26) in ihrem und F. Ludwigs Namen gebeten, in Weimar auf zügiges Sticken zu drängen, damit wenigstens ein Wappen pro Monat einträfe. Sie selbst aber und ihre Schwägerin Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg (TG 39) werden umso williger sein, jeweils für ihren Bruder — wohl F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) bzw. Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101) — die Wappenstickerei zu erledigen, sobald ihnen eine farbige (oder mit Farbangaben versehene) Wappenzeichnung zugeht. Christoph (Rieck[e]) möge für Fn. Eleonora Sophia das [schleswig-]holsteinische Wappen malen; sie selbst erbittet eines der bereits gestickten anhaltischen Wappen, für dessen sorgsame Behandlung und sichere Rücklieferung sie sich verbürgt. Sie sei nämlich insbesondere hinsichtlich der Helmdecken unsicher. — Grüße auch von Fn. Eleonora Sophia und den Bernburger Schwestern, verbunden mit dem Wunsch nach einer glücklichen Entbindung Fn. Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38), der Gemahlin F. Ludwigs.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 31, Bl. 22r–23v [A: 23v]; eigenh.; Sig.

Anschrift


A A Monseigneur Et tres honnoré Oncle. Monseigneur Le Prince Louys d’Anhalt etc. à Cöhten.

Text


Hochgebohrner Fürst, Gnediger hochgeehrter Herr vetter, Eg. genediges Handtschreiben Neben dem wapen1 ist mir woll geworden, ich werde morgen wils Gott die Comission in Meckelburg2 Eg befehl nach bester massen verrichten, vndt hoffe ichs so eigentlich zu bestellen das darin kein mangel furfallen soll wan sie nur eine gewisse rückpost haben fur welche ich mehr sorg als fur die arbeit, dan in ein ramen vber landt zu schicken förcht ich sey nicht zu wagen, vndt zu sammen bögen3 darff mans nicht, doch will ich deswegen auch erinrung thun, Von weinmar bekom ich kein antwordt, da doch zwey botten seyt dem hier gewessen seindt, mich bedunckt schier die arbeit werde auff den alten schlag ablauffen weil sie im schreiben so langsam seindt, Jch hatte sonst bässgen Cunegunde4 nit allein [22v] fur mich, sondern absonderlich in Eg. nahmen gebehten fleissig anzuregen, damit etliche wapen oder doch gewiss eines inner monats Zeit Eg fertig geschickt wurden,
  Meins brudern gemahlin5 vndt ich werden desto williger Eg zu gefallen, die beyde wapen (eine iede ihres brudern) zu Sticken auff sich nehmen, dafern wir || [529] solche nur balt vber kommen dan die arbeiter was langsam seindt, Weil aber keines von beyden wapena in farben vnter vns ist als bitt die Schwester6 Eg. möchten durch M. Christof7 das hollsteinische mahlen lassen damit man in chatirung sich darnach achten könt wan ich Eg. demütig bietten dörfft das mir eins von den genehten Anhaltischen wurde, wolt ich gerne bürgen das ohne schaden vndt versaumniss ichs wieder lieffern wolte, vndt es niemandts in handen lassen, dan ich förcht ohne muster werdt [23r] das Newe gar vnziehrlich sein, Sonderlich mit den helmdecken dern ardt ich gantz nicht inn hab, Meins brudern gemahl8 vndt meine Schwestern9 recommendiren sich gegen Eg. zum demütigsten, Gott lass vns mit einer erfrewlichen bottschaftt von Eg gemahlin in kurtzen erfrewet werden10 die ich sambt Eg vndt vns allen der Göttlichen Obacht befehle, ich verbleibe

  EG demüttige gehorsame Baasse. b Amalia fZAnhalt

  hartzgerode den 16. Julij 1634.

Textapparat
a Am Seitenrand ergänzt.
b Der erte Teil ihres Rufnamens, Loyas, könnte auf dem Siegelausschnitt gestanden haben.

Kommentar
1 Die Zeichnung oder farbige Visierung des Wappens eines ungenannten FG-Mitglieds mit dem Auftrag an Pzn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20), sie als Vorlage an Sticker(innen) in Mecklenburg weiterzuleiten. Vgl. Anm. 2 u. 5. Die auf Atlas gestickten Mitgliederwappen und -impresen wurden zu Gobelins zusammengenäht und im Köthener Schloßsaal aufgehängt. Conermann: Nachlaßinventar. Vgl. 271201 u. I, 271209, 271215, 280412, 280726, 280928 u. ö. sowie 421123. Die von F. Ludwig gesammelten Wappen wurden auch im GB Kö. abgemalt. Vgl. Conermann I, II, 62ff., 171ff. u. III passim.
2 Die Einzelheiten des ,mecklenburgischen‘ Auftrags sind unbekannt. Gute Beziehungen sind nicht zuletzt durch verwandtschaftliche Verbindungen und langfristige Aufenthalte der Bernburger Schwestern, nachweislich Sibylla Elisabeths (AL 1617, TG 18), Anna Sophias (AL 1617[?]; PA; TG 19) und Sophia Margarethas (AL 1631, TG 33c), bei ihrer ältesten, mit Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) verheirateten Schwester Eleonora Maria (1600–1657; AL 1617, TG 17) belegt. Vgl. etwa 321201 K 11, 340107 oder den Brief der Schwestern Sibylla Elisabeth, Anna Sophia, Sophia Margaretha und Dorothea Bathildis (AL 1634, TG 24b) an den Bruder F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), d. d. Güstrow, 21. 10. 1639, mit der bewegten Schilderung ihres kümmerlichen Zustands aufgrund fehlender Alimentierung (LAO: Abt. Bernburg A 10 Nr. 4, Bl. 22r–23v). Loysa Amalia hatte noch im Februar von Güstrow aus Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen in Hamburg besucht. S. 340107 K 4. Am 8. März wiederum erfahren wir aus Christian: Tageb. XIII, Bl. 301v, daß die Schwestern „A. S. [Anna Sophia] vndt D. B. [Dorothea Bathildis]“ von einer Kurzreise nach Quedlinburg ins heimische Harzgerode zurückgekehrt seien. Die anderen Schwestern, die von F. Christian II. um diese Zeit in seinem Diarium nicht namentlich erwähnt werden, scheinen sich damals folglich noch in Güstrow aufgehalten zu haben. Da Christian II. am 15. 3. 1634 selbst von seiner damaligen Residenz Harzgerode zu einer längeren Reise in die Niederlande, nach Frankreich, Italien, Wien, Böhmen etc. aufbrach, die ihn ein gutes halbes Jahr von seiner Heimat fernhielt — und wir daher von ihm keine Nachricht über Loysa Amalias Rückkehr ins Bernburgische erhalten —, kann nur vermutet werden, daß der Plan der Schwestern, im April (um Ostern) zurückzureisen, wohl umgesetzt worden || [530] ist. Zu den Schwestern vgl. Conermann TG, 588ff.; zu Loysa Amalia 300921 K I 4, 310108, 340107 u. 360703 (K 35). Im vorliegenden Brief deutet der weitere Text darauf hin, daß Loysa Amalia von F. Ludwig den Auftrag erhalten hatte, die Wappenvisierung an die Schwester(n) in Güstrow zu schicken, da sie sich um die Sicherheit des Rücktransports der Stickrahmen („ramen“) sorgt.
3 Nhd. biegen; st. V. II. Kl. ahd. biogan, mhd. biegen, nicht immer klar unterschieden von dem schwachen Kausativum ahd. bougen, mhd. böugen, biegen machen, nhd. beugen. Paul, §159, §166f.; Paul: Dt. Grammatik III, §163 u. Anm. 8. Diefenbach, 238f., weist für das Verb ,biegen‘ grundsätzlich auf die „Mannigfaltigkeit des Vocalismus“ hin, die eine eindeutige Differenzierung zw. ,biegen‘ und ,beugen‘ erschwere. Belege für ,bögen‘ fehlen in Frnhd. Wb. (s. v. beugen u. biegen). Stieler, 138 kennt jedoch ,bögen/ bögeln & biegeln‘ für „arcuare, sinuare, pandare, se submittere, inclinare“. Vgl. auch DW II, 219, wo ,bogen‘ („arcuatim fluere, im bogen springen, von blut und wunde“; auch Frnhd. Wb.) und ,bögeln‘ („arcuare, arcuatim nere, die wäsche plätten“, vgl. auch Henisch) nach Lautung und Bedeutung getrennt sind. Erst zusätzliche Belege könnten entscheiden, ob die im vorliegenden Brief und bei Stieler gebrauchte Form ,bögen‘ eine im Md. mögliche Monophthongisierung darstellt (in der Regel jedoch mhd. öu > fnhd. eu; Moser: Frühnhd. Grammatik I.1, § 79, S. 180 u. 182) oder eine Kontamination von ,bögeln‘ und ,bogen‘.
4 Pzn. Kunigunde Juliana v. Anhalt- Dessau (PA, TG 26), 1642 in Weimar vermählt mit Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374; 1642). Vgl. 240301, 240718 u. ö.; Conermann TG, 615.
5 Fn. Eleonora Sophia (TG 39), geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg, Gattin F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg. Daß auch sie das Sticken von FG-Wappen und -Impresen übernahm oder übernehmen wollte, zeigt der Brief 280412. Schon damals wollte sie diese Arbeit für ihren Gatten und für ihren Bruder Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg- Plön (FG 101) nicht von ihrer Schwägerin Fn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (s. Anm. 2) ausgeführt sehen, sondern selbst ins Werk richten. Der vorliegende Brief beweist, wie lange sie damit säumig blieb.
6 Es muß hier die Schwägerin Fn. Eleonora Sophia (s. Anm. 5) gemeint sein, die nach Aussage des vorliegenden Briefes das Wappen ihres Bruders Joachim Ernst sticken wollte.
7 Christoph Rieck(e), auch Christoph von Padua (s. 371221) oder Christoff Maler (s. 280425) genannt. Vgl. auch 280321, 280327, 280425, 280510 u. ö.; ferner Conermann II, 48 u. 115f.
8 Die ursprüngl. gemeinsame Bezeichnung Gemah(e)l, n., für beide Geschlechter im verlobten oder verheirateten Stand hält sich bis ins 19. Jahrhundert, auch wenn die movierte Form ,Gemahlin‘ schon im 17. Jahrhundert als Bezeichnung der sozial höhergestellten Ehefrau auftritt. Der geschlechtsneutrale Gebrauch verschwindet allmählich. Mit sächlichem Artikel bezeichnet ,das gemah(e)l‘ fnhd. oft die Braut/ Ehefrau. Stieler, 1211, bestimmt die Bedeutung nach dem Artikel: „Gemahl/ der/ & das/ conjux, & Gemahlin/ die/ uxor illustris [...] Ein ehrlich Gemahl/ uxor & maritus illustrioris prosapiæ“. Vgl. DW IV.1, 3150ff.; Baufeld, 106; Götze, 100; Lexer: Handwb. I, 833f.; Paul: Wörterbuch, 332.
9 S. Anm. 2.
10 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38), zweite Gattin F. Ludwigs, brachte zwei Wochen später, am 29. 7. 1634 Amalia Loysa zur Welt, die bereits am 3. 10. 1635 wieder verstarb. Beckmann V, 493; EST I.2, T. 188.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/briefe/340716.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000217/tei-transcript.xsl