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564]
K Der Verfasser des Briefs wird im Gegensatz zum Empfänger in den beiden Ausgaben
des Buchner-Briefwechsels von 1707 und 1720 — die an dieser Stelle inhalts- und satzgleich
sind — nicht identifiziert. Das Schreiben ist in beiden Auflagen jeweils von zwei
chronologisch unmittelbar vorhergehenden bzw. folgenden Briefen Buchners umgeben,
welche an Friedrich v. Metzsch (1579–1655) gerichtet sind, einen kursächs. Geheimen
Rat und Oberkonsistorialpräsidenten, auch ksl. Rat. Deshalb hat Estermann (s. Q) den
Brief Hübners Metzsch zugeschrieben. Metzsch dichtete u. W. nicht, vielleicht von Kasualgedichten
abgesehen, und kommt schon deshalb nicht als Autor des Briefs in Frage.
Der Ausstellungsort Dessau, vor allem der literarische Inhalt bzw. die im Brief genannten
Personen und Werke (s. die folgenden Anmerkungen) sowie die in Anhang I häufig
durchscheinenden Bezüge auf Hübners Saluste- Übertragung lassen wohl keinen Zweifel
daran, daß Tobias Hübner Verfasser des vorliegenden Schreibens war.
Der Brief
Augustus Buchners (FG 362; 1641) ist unbekannt. Zu den Krankheiten Tobias Hübners
(FG 25), des Dessauer Geheimen Kammerrats und Hofmeisters, Mitglieds der frühen
FG und Saluste-Übersetzers, vgl. seine Lebensbeschreibung in 360600 II. Danach litt er
oft unter Stein, Podagra und dem Malum Hypochondriacum, 1628 auch unter einem lebensgefährlichen
„Magenwehe/ Vndawligkeit vnd Eckel“, Bl. [L iij] v – [Liiij]r. Im
Herbst 1635 erkrankte Hübner auch wieder auf den Tod.
AUGUSTI BUCHNERI |
ORATIO | de Principatu Galbæ. | habita | cum in I. Histor. C. C. TACITI | eam partem
absolvisset. | [Vignette] | WITTEBERGÆ. | Typis Johannis Röhneri. | [Linie] | ANNO
M. DC. XXXV. HAB: T 596. 4° Helmst. (20). Friedrich v. Metzsch gewidmet. Neuveröffentlicht u. d. T. „Oratio de Principatu Galbæ Habita cum in 1. Histor. C. C. Taciti
eam partem absolvisset.“ In:
Buchner: Dissertationes, Nr. DCCVIII, 1004–1008.
Eine deutsche Psalmendichtung oder -übertragung Buchners ist aus dieser Zeit nicht belegbar.
Borcherdt, 116 suchte auch vergeblich danach. Bekannt sind dagegen zwei poetische
Paraphrasen in
Augusti Buchneri Weynacht Gedancken [Wittenberg 1628] (
Borcherdt,
106ff.) und Buchners
König Davids vornembster Danck-Psalm/ der CIII. (Altenburg
in Meissen 1642: Otto Michael), s.
Borcherdt, 116. Vgl. aber die in dieser Zeit erschienenen
Nachdichtungen von Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200), s.
Dünnhaupt:
Handbuch, 877ff. und 3055ff. Eine Beilage etwa von Opitz’ Paraphrase
Der Achte/ Drey
vndt zwanzigste Hundert vndt Acht vndt zwanzigste Psalm/ Auff anderer Psalmen gewöhnliche
weisen gesetzt von Martin Opitzen [Breslau: Georg Baumann d. J. 1635; Widmungsdatum
24. 5. 1635] oder einer anderen seiner vier von 1633–1635 erschienenen Ausgaben
von deutschen Psalmen (vgl. 340912) würde gut zu Buchners Sendung passen, jedoch
identifizierte jedes Titelblatt Opitz als Dichter. Ließ es der schmerzgeplagte Hübner an
Aufmerksamkeit fehlen, gab es uns unbekannte anonyme Psalmenveröffentlichungen
Buchners, Opitz’ oder eines Dritten oder hatte Buchner Hübner eine Abschrift von Psalmendichtungen
ohne den Namen des Verfassers gesandt?
Martin Opitzen Judith.
Zu Breßlaw druckts vnd vorlegts Georg Baumann/ 1635. HAB: Xb 4699. (Widmung d.
d. Breslau 13. 2. 1635 an Margaretha v. Kolowrath, geb. Frf. v. Redern). Kein Bibeldrama
im engeren Sinne, sondern die Bearbeitung eines italienischen Opernlibrettos des
Florentiner Hofdichters Andrea Salvadori (1591–1635). Der Widmungsbrief ist eine programmatische
Vorrede über die Poesie im Allgemeinen, das Schauspiel im besonderen.
Diese Kunst sei heute fast ganz erloschen: In lateinischer Sprache werde wenig, in deutscher
Sprache gar nichts Wertvolles geschaffen. Das Buch Judith, obwohl Apokryph,
biete genug Stoff für nützliche Belehrung.
Landgut Ciceros. Ob Hübner damit eines
seiner ererbten Güter in Reupzig oder Bräsen meint, läßt sich nicht entscheiden.
Eine 1635 erschienene Dichtung Hübners war bisher unbekannt. Vgl. z. B.
Dünnhaupt:
Handbuch, 2182. Zu Hübner s. zuletzt Merzbacher:
Werder und Hübner (mit Lit.). Die
im vorliegenden Brief erwähnte deutsche Dichtung Hübners muß als das einzige 1635
selbständig in Halle a. d. S. erschienene deutschsprachige Gedicht identifiziert werden.
Es gelangt unten als Beilage I erstmalig zur Veröffentlichung und Kommentierung. Auch || [
565] aus letzterer ergeben sich signifikante Hinweise auf eine Verfasserschaft Hübners (s. K I
0).
F. Ludwig, das Oberhaupt der FG.
Diederich v. dem Werder (FG 31). F.
Ludwig, Hübner und Werder bildeten das Dreigestirn der im Ft. Anhalt lebenden Dichter
und maßgeblichen frühen Mitglieder der FG.