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360630 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna
[Inhaltsverzeichnis]
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360630

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna


F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) bedankt sich, daß Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG 20. Der Heilende/ Il Sanante) ihm seine beiden Söhnchen in Begleitung Carl Heinrichs v. Nostitz (FG 360; 1641) und dazu eine Auslegung des Hohenlieds gesandt hat. Christian habe sie nicht aus der Hand legen können, ohne sie von Anfang bis Ende gelesen zu haben. Er preist das Werk als Hervorbringung der Fruchtbringenden Gesellschaft bzw. als wahrhafte Frucht des Baumes des Glaubens, der nicht müßig verharren kann und einen Vorgeschmack des ewigen Lebens gibt. — Der Nährende (Il Nodriscente, d. i. F. Ludwig) werde die Bemühung Dohnas hochschätzen und ihr das Lob zuerkennen, das Ludwigs eigene Arbeiten verdienen. — F. Christian unterzeichnet als der „verzweifelte Hoffende“.

Beschreibung der Quelle


Q Ehemaliges Fürstl. Dohna’sches Majoratsarchiv, Schlobitten: Fasc. 20/3; eigenh.; verschollen. Heute nicht im GSTA-PK Berlin: VI. HA, Fürstliches Hausarchiv Dohna- Schlobitten. Zit. nach Chroust, 8.

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... V. S.1 illma ne ha dato un saggio particolare a me fra gli altri, inviandomi il gentilhuomo Nostiz2 con tanta benignità un gran pezzo di viaggio nella gratissima compagnia dei Suoi proprii figliuoli3 e mandandomi per lui un cosı̀ bel libro, l’esplicazione del cantico de’ cantici4 , la qual non ho potuto diporre5 senza haverlo letto da capo infin’ al fine. Questi sono gli effetti della compagnia fruttifera6 , cioéa gli frutti veraci del arbore fedele, qual non puó star ozioso ed [è] un pregusto della vita eterna. Il Nodriscente7 havrà molto questa fatica del Sanante8 e l’apprezzera assai con quelle lodi, che meritan gli Suoi virtuosi e gloriosi travagli ...
Di Nawmburgo9 agli 30. di giugno 1636.

Il disperato sperante.
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I
Christian II. von Anhalt-Bernburg über die Auslegung des Hohenlieds durch Christoph zu Dohna

Beschreibung der Quelle


Q W. Gröpler: Verzeichnis einiger Autographen der Herzogl. Anhalt. Behörden-Bibliothek in Dessau. In: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde V (1890), 653–659, hier S. 656f. Die Originalhandschrift konnte nicht in der ALB Dessau oder im LA Oranienbaum nachgewiesen werden.

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NB. Christoff, Burggraf vndt Herr zu Dohna, Mein gewesener1 trewer Achates2 allter bekandter sieder anno 1606 her, da er schon in Meines Herrn Vatters3 Sehl. Dienste gewesen, vndt hernach mein treuer reysegeferte zweymal in Italien, einmal im Savoyichen [!] Kriege, vndt hernach durch gantz Franckreich, Engelland, Niederlandt, Deutzschlandt, Böhmen etc.: dieser Herr, sage ich, hatt dieses Hohelied so herrlich schön, als ich es noch nie gesehen, auf geistreichen Sinn außgeleget und es mir anno 1636 durch meinen Nostitz4 (dem er vmb meinetwillen viel gutes gethan) alß einen Schwanengesang vor seinem ende zugeschicket, nachdem ich ihn noch zu guter letzte anno 1634 zu Orange, 5 alda er Gouverneur des Printzen von Oranien6 vnd nebenst seiner Gemahlin (der Princessin Schwester geborne Gräfin zu Solms)7 in großen Ehren gehalten wardt, persöhnlich gesehen vndt biß in den dritten Tag, jucundissime von alten Geschichten, vnseren Lebenslauff anlangendt, vornehmlich mit ihm conversirt auch seythero viel schreibens mitt ihm gewechseltt, Frömmigkeitt, verstandt, geschickligkeitt, kunst, erfahrung, wissenschaft, Siebenerley sprache, als Griechisch, Latein, Frantzösisch, Italiänisch, Spannisch, Engelländisch vndt Pollnisch, gute erudition vndt sonderbahre gewissenhafte treue Hertzigkeitt vndt thätigkeitt, nebenst einem großen eyfer in der wahren Religion,8 kann nicht genugsam gepriesen werden. Gott helfe uns im ewigen Leben wieder zusammen.

II
Friedrich Spanheim über die religiösen Betrachtungen Christophs zu Dohna

Beschreibung der Quelle


Q [Friedrich Spanheim:] [Kupfertitel] COMMENTAIRE | HISTORIQUE | DE | la VIE et de la MORT | de Messire | CHRISTOFLE | Vicomte de DHONA | Chez Iaques Chouët | M. DC. XXXIX. S. 369–371. — UB Zürich: Ochsner 93

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Ses plus familiers remarquoyent qu’il se disposoit, incessamment à vne heureuse issue, ayant mesme recueilly pour cest effet de ses meditations privees vn Traitté excellent, intitulé Alloquium ad animam rempli de pensées sainctes de l’immortalité, & de l’avant-goust du siecle à venir.1 En mesme temps il donna aux prieres instantes, qui luy furent faites de diverses parts, [370] la permission d’impri- || [643] mer en langue Allemande ses sainctes & solides meditations sur le Cantique des Cantiques,2 quoi qu’on ne pût obtenir de lui d’authoriser cet escrit par la publication de son Nom. Les esprits bas c[h]erchent le theatre: Antigonus ne se soucioit de bien faire que pour auoir Zenon pour spectateur.3 Le sage est vn theatre à soi-mesme,4 plus le Chrestien. Le Vicomte5 ne pût estre induit de permettre, qu’on tirast le rideau, & se contenta d’estre vtile au public, sans c[h]ercher que la gloire de celui à qui toute la nostre est deuë. On a trouué aussi en son Cabinet vn Manuel de deuotion escrit de sa main, & estoffé des passages triez [tirez]a de l’Escriture S. & appropriez à sa consolation. Les siens gardent cherement plusieurs autres monumens de sa pieté incomparable, & entr’autres des observations judicieuses sur le premier [371] livre de Samuel, & sur l’Evangile de S. Matthieu, comme aussi des sommaires, doctrines & prieres sur les premiers livres du V. Testament, continuees iusqu’aux livres des Chroniques. Exemple d’vne vertu rare en vn Seigneur de ceste naissance, & qui auoit passé tant d’annees dans les Cours des Princes, dans le tabut du monde, & dans mille distractions pour les affaires seculieres. On ne peut que s’estonner, comment il pouuoit vaquer à ces ouurages, & estre tout entier en des occupations si differentes.

III
Tagebucheintragungen Christians II. über Christoph zu Dohna und dessen Familie

Beschreibung der Quelle


Q  Christian: Tageb. Bd. 14, Bl. 478v.

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den 8. Septemb. [1637]
Per Cöhten: Schreiben von A. B.1 vndt leidtmühtige versicherung des absterbens vnserer beyderseits liebster freunde einen, herren Christofs von Dona, gouverneur zu Orange, eine gerechte fromme Sehle, ein Christliches herz, ein spiegel aller Gottsehligkeitt, Tugendt vndt Gerechtigkeitt. Gott wolle ihm eine fröliche aufferstehung zum ewigen Leben, sampt vnß allen gnediglich verleyen.

ђ den 9. Septemb. [1637]
[...] Escrit a Cöhten, Plötzka, et Ball.t & Paris, a A. B.

Q  Christian: Tageb. Bd. 14, Bl. 603v–604v.

den 4. Junij. [1638]
[...] Somnium memorabile: das Herr Christof von Dona, (Sehlig) zu mir kom̄en anhero nach Bernburg mitt vielem comitat von Frantzosen, aus Orange vndt Franckreich, hette viel mitt mir geredet, vndt die Zeittung seines todes benehmen wollen. Hettea aber baldtb anfangs zu mir gesagt: Er brächte mir wenig frewde oder ergetzligkeitt, gebrauchende das  Französische wortt contentement, mich Französisch anredende, vndt es wehrea in einem hüpschen liechtenc gewölbe vndter der erden, dahin wir ihn gleich wie ein gemach geführt, geschehen. Er hette Latebras gesuchtt, mitt mir alleine zu reden. Aber es hette nicht || [644] sein können, weil [604r] immer andere Leutte darzwischen kom̄en. So hette ich mitt einem Frantzosen viel discurrirt, welcher endtlich zu zanken anfangen wollen. Ehe aber der h. v. Dona mitt seinen wagen v. pferden ins Schloß kom̄en hette sich herrvetter F. Hans Georg (Sehlig)a2 im platz mitt seinen Söhnen vndt Junckern präsentirt, sagende: Jch muß E.L. die haußehre erhalten helfen, vndt hette den H. v. Dona auch willkomb geheißen. Ehe dieses alles aber geschehen, hette ich noch zu vor in einem absonderlichen gemach, mitt dem verstorbenen StadtVogt alhier viel arcanaa geredett, Er hette sehr mager v. eingefallen außgesehen, hette sich aber verwundert, daß man mich berichtett daß er todt wehre, er wehre ia nur kranck gewesen, vndt er (dauchte mich) berichtete mir viel sachen de statu huius politiæ anderst als sie mir wahren vorgetragen wordend . Jn dem kucke ich durch die ritze der stubenthür weil ich einen mitt sporena gehen horte, vndt sehe Thomaß Benekendorf3 ina seinem Ledernen raysekleidt. Wie ich aber nach ihma fragte sagte man er wehre in die Stadt gegangen, weil ich mitt dem Stadtvogt zu reden hette, wollte baldt wieder kom̄en. Darauf kam der h. v. Dona wie vorgemeldet, vndt sagte auch Th. B. hette nicht viel außrichten können, darüber erwachte [604v] ich, vndt es dauchte mich; iche hette nach Nostiz sehr verlanget, vndt ich hörete einen Donnerschlag, vnd dreymahl an meiner Thür anklopfen. Je crains quea le bon T. B. sera perdu, quant au corps, et que jea me perdray aussy bien tost.Ô Dieu; que tes jugements sont incomprehensibles!

Q  Christian: Tageb. Bd. 14, Bl. 612.

[15. 6. 1638] Schreiben vom A. B. vom 19. d. May, des h. v. Dona wittwe4 , gubernantin zu Orange verbleibett, vndt diß gubernament auf ihre Kinder perpetuiret wirdt.


Der Brief wurde in der digitalen Version gegenüber dem Druck korrigiert.

Textapparat
a Chroust fälschlich civè

T II
a Druckfehler triez

T III
a NB am Seitenrand neben der Zeile.
b Bis anfangs über 〈vndter anderm〉.
c Eingefügt.
d Über 〈komen〉.
e Bis verlanget, vndt eingefügt.

Kommentar
1 Serenità, etwa: Erlaucht.
2 Carl Heinrich v. Nostitz (FG 360; 1641) weilte 1634 bis 1636 als Musketier, Student der Ritterakademie und Kammerjunker im Ft. Orange, das der Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG 20) als Statthalter für F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–1647), den Statthalter Hollands und anderer Provinzen der Vereinigten Niederlande, verwaltete. S. Conermann III, 360. Zu F. Friedrich Heinrich vgl. 300410 K 4; zu Dohnas Gouverneursamt 300410 K 55.
3 Im Frühling 1636 reiste Nostitz mit den beiden ältesten Söhnen Dohnas, Friedrich IV. (Küstrin 1621 – 1688 bei Lausanne) und Christian Albrecht (Küstrin 1621 – Garz 1677), von Orange über Paris nach Amsterdam. Im Haag lieferte Friedrich am 9. 6. F. Friedrich Heinrich Briefe seines Vaters ab. Christian Albrecht sollte im Hause des Grafen Johann Albrecht II. v. Solms-Braunfels (1599–1648) in Utrecht erzogen werden, Friedrich militärische Ausbildung in Leeuwarden bei Gf. Heinrich Casimir I. v. Nassau-Dietz (1612–1640; s. Ditzhuyzen, 120f.) empfangen. Les mémoires du Burgrave et Comte Frédéric de Dohna ... 1621– || [645] 1688. Hg. H. Borkowski. Königsberg i. Pr. 1898, S. XI. Nostitz reiste allein weiter nach Deutschland. S. Christian: Tageb. XIV, Bl. 139r (30. 6. 1636): „Carll henrich von Nostitz, welcher pagen weyse von mir verlegt worden in Franckreich, vndt daß gewehr zu Orange in der garnison getragen, auch reytten, fechten, tantzen vndt die Frantz.e sprache gelernett, auch in die zwey iahr also von mir verlegt worden, der hatt sich heutte Morgen bey mir præsentirt, nach dem er mitt zween iungen herren von Dona, von Or.e auf Paris, vndt von dannen nach Calais, zur See auf Amsterdam, vndt ferner nach Hamburg, von dannen aber mitt den kauffleutten, (nicht ohne vndterschiedliche angriffe vndt gefahr) hieher gerayset, vndt sich eben mitt fuhren, auf Bernburgk, unwißendt meiner ankunft, verdingen wollen, da er ohngefehr, meinen Leutten, auf der gaße begegnett. Er hat mir auch schreiben vom herren von Dohna; gouverneur zu orange, mittgebrachtt.“ Nostitz wurde als Hofjunker in die Dienste F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) aufgenommen und begleitete diesen 1636/37 zusammen mit Abraham v. Rindtorf (FG 352; 1641) und bald darauf auch mit Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; 1637) nach Regensburg und anderen Orten. Burggf. u. Herr Friedrich IV. (d. J. ) zu Dohna diente seit 1642 im Heer der Vereinigten Niederlande und folgte 1649 seinem Vater (bzw. seiner Mutter) im Amt des Gouverneurs von Orange, bis er das Ft. 1660 an die Franzosen zu übergeben sich gezwungen sah. Aufgrund des daraufhin erfolgten Verbots, in die Niederlande zurückzukehren, lebte er fortan relativ zurückgezogen mit seiner Familie auf seinem Besitz Coppet am Genfer See. — Burggf. u. Herr Christian Albrecht zu Dohna wurde 1641 Kommandeur eines Reiterfähnleins, 1644 Kommandeur der berittenen Garde von F. Friedrich Heinrich und nach dessen Tod 1647 von F. Wilhelm II. v. Oranien, seit 1656 in kurbrandenburg. Diensten, im selben Jahr Gouverneur von Küstrin, 1657 Gouverneur des Ft.s Halberstadt, 1658 Statthalter in den Marken. 1660 Geheimer Rat und bis 1666 bevorzugter Berater in der engsten Umgebung des Kurfürsten. Danach wieder Gouverneur in Küstrin und Halberstadt, zudem Infanteriegeneral (1666) und Generalfeldzeugmeister (1672); viele diplomatische Missionen. Vgl. EST XIX, T. 127; Het Staatsche Leger IV, 228, 234 (zu Friedrich); 190, 200 (zu Christian Albrecht); V, 117, 464, 543 (zu Friedrich); 53, 59, 347, 373, 423, 424, 561 u. ö. (zu Christian Albrecht); Hübner: Tabellen IV, T. 797 und 799; Volker Press: Das Haus Dohna in der europäischen Adels-Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Reformatio et Reformationes. FS f. Lothar Gf. zu Dohna zum 65. Geb. Hg. Andreas Mehl u. W. C. Schneider. Darmstadt 1989, 371–402, 393ff.; M. E. Tiethoff-Spliethoff: De Hofhouding van Frederik Hendrik. In: Jaarboek met het jaarverslag/ Vereniging „Oranje-Nassau-Museum“, 1981–1984, 41–62, 44 (zu Christian Albrecht); Siegmar Gf. Dohna: Die Dohna’s. Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna. Beiheft 1. O. O. u. J., Stammtafel 4: Die preußischen Linien der Dohnas; ders.: Die Dohna’s II. Theil. Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna. Theil II: Die Dohna’s unter dem großen Kurfürsten. Berlin 1880, passim (über Friedrich, Christian Albrecht u. a.); dass. Theil IIa: Les Comtes Dona à Orange de 1630 à 1660. Traduit de l’Allemand par L. Bourgeois. Berlin 1878, 12ff. (Über Friedrich); dass. Beiheft 6: Übersicht über die Dohna’s unter dem Großen Kurfürsten. Berlin 1880, passim (Ergänzungen zu den Viten Friedrichs u. Christian Albrechts); dass. Beiheft 8: Enthaltend Nachträge zur Geschichte der Dohna’s. Berlin 1882, 11ff. (über Friedrich).
4 [Holzschnittrahmen:] Kurtze und einfältige | Betrachtungen vnd Auß- | legungen | Vber das Hohe | Lied Salomonis. | [Zierstück] | Getruckt zu Basel/ | Durch Johann Jacob Genath/ | im Jahr Christi/ | 1635. 4° 8 Bl., 159, (1) S.; ZB Zürich, 2 Expll.: C 186; AB 6469. S. Abb. S. 648. Christian gefiel das Buch Dohnas so gut, daß er es nochmals auflegen und sich durch Franciscus Gericcius widmen ließ: [Holzschnittrahmen:] Kurtze vnd Einfältige | Betrachtungen vnd Auß- | legungen | Vber das Hohe | Lied Salomonis. | [Vign.] | Gedruckt zu Zerbst/ | [Linie] | Durch Andream Betzeln/ | Jm Jahr CHristi/ | 1638, Bl. () ij r – )( iij v („DEDICATIO“). UB Marburg: XIX e B 1518; HAB: 491.1 Theol.; StB Braunschweig: C 4343. Zu Gericcius s. || [646] 300509 K 3.
5 deporre. Vgl. Vocabolario della Crusca 1623, 268: „DIPORRE, e DEPORRE. Lasciare, por giù . Lat. deponere.
6 Christians auffällige allegorisierende Deutung der Hervorbringungen der Fruchtbringenden Gesellschaft als Früchte vom Baum des Glaubens ist ein wichtiges Zeugnis für ein damals doch noch mögliches religiöses Verständnis der fruchtbringerischen Arbeiten eines (reformierten) Christen wie Dohna. Es ist so nicht in Dohnas Auslegung vorgegeben, doch verdankt Christian seinen Einfall der das ganze Werk Dohnas prägenden Hermeneutik. Vgl. das Hohe Lied Salomonis, a. a. O., Bl. [iiij]v – )()( ij r: „Vnd jnsonderheit wird dises Buch des hohen Liedes für dunckel vnd vnverständlich gehalten; da man doch auch in diser Außlegung sehen vnd verstehen kan/ daß ein grosser Schatz vnd viel herrliche Lehren klärlich dariñen verfasset: auch die Art zu reden gantz Schrifftmässig/ vñ dem Glauben ähnlich seye; darauß viel gute erbawliche vnderrichtung zu vnserem trost vnd nutzen zu schöpffen. Zum exempel:“ Dohna erwähnt u. a. die „Gleichnussen [...] von Trauben/ Most und Früchten/ von Wäide vñ Nahrung/ von Königlichem Pracht/ Gold vnd Geschenck/ von Lilien vnd Palmen/ vnd was sonsten von Feld-arbeit vnd Fruchtbarkeit in disem hohen Lied zu lesen: das kan man alles gleichmässig an anderen orten in der Schrifft finden. Jm 7. Capitul redet der jrrdische Salomon von Lilien: eben wie der himmelische Salomon [d. i. Christus] auch der Lilien erwehnet [hierzu Marginalnote: Matth. 6.28]. [...] Der jrrdische Salomo gedencket des Gartens/ daß dariñen edele früchte wachsen: also haben wir in den Bücheren Mosis/ den wunder-schönen Garten des Paradeises/ ein Fürbild der Kyrchen hie auff Erden/ vnd im ewigen Leben. Dann in der Kyrche Gottes allein ist der schöne Würtzgarten/ mit früchten vnd süssem Honig/ da Wein vñ Milch die fülle ist: da ist der Baum des Lebens: das Wort Gottes: das Brodt/ so wie ein recht Manna vom Himmel ist kommen: wer darvon wird essen/ wird nim̄er sterben/ sondern sein Hertz ewig leben.“
7 Der Nährende, Gesellschaftsname F. Ludwigs. F. Ludwig übersetzte diesen Namen 1641 als Il Nutritivo. LAO: Abt. Köthen A 9a, Nr. 167, Bl. 3r. Hille, 145 schrieb dagegen ohne Authorisation „Jl Nutriente“. Christians Übersetzung des Gesellschaftsnamens des FG-Oberhaupts war im vorliegenden Brief auch nicht legitimiert.
8 Der Heilende, Dohna. F. Ludwig übersetzt Il Sanativo, ebd. Hilles Übertragung, a. a. O., 146 lautete Il Risannante.
9 Nach der Erstürmung des Bernburger Schlosses im März 1636 und der Flucht der fl. Familie nach Köthen, Dessau, Güstrow und Ahrensbök (vgl. 360428 nebst Beilagen) reiste F. Christian II. zum Kaiser nach Regensburg über Naumburg, wo er auf der dortigen Messe Bücher, Pistolen u. a. erwarb (2. 7. 1636). Christian: Tageb. XIV, Bl. 139r–140r.

K I
1 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) gedachte seines Freundes, Dieners und Lehrmeisters nach dessen Tod am 1. 7. 1637. Zum Lebenslauf des Burggrafen und Herren Christoph zu Dohna (FG 20) vgl. Conermann III, 22f. Von der dort genannten Literatur sind bes. aufschlußreich: Siegmar Graf Dohna: Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna. Th. I. Berlin 1877, 169–207 u. die in Beilage II benutzte Schrift Spanheims. Vgl. das Porträt in DA Köthen I. 2, 281.
2 Treuer Gefährte des Aeneas in Vergils Aeneis. In seiner Dedikation der zweiten Auflage von Dohnas Auslegung des Hohen Lieds schreibt Gericcius (s. K 4): „Alldieweil nun [...] diese wollvernehmliche vnd deutliche Außlegung des Hohen Lieds Salomonis Schrifftmässig vnd sehr tröstlich zu lesen ist/ auch in der Erkäntnüs Gottes vnd seiner Christlichen Kyrchen den verstand des Menschen erleuchtet/ über das auch von einer solchen hohen Person herrühret/ die zwar/ wie auß der Vorrede zu ersehen/ auß gewissen vrsachen nicht wil genennet werden/ mir aber bewust/ das E. F. Gnad. dieselbe jederzeit pro fido Achate vnd sehr lieb vnd werth gehalten haben/ wie auch hinwiderumb E. F. Gnad. von dero in grosser æstim biß an jhr ende/ von dem sie auch unlengst diese Außlegung gleich als einen lieblichen Schwanengesang von sich gegeben/ gehalten worden/ Habe ich für billig vnd nützlich erachtet dahin zu trachten/ wie solche schöne vnd tröstliche Außlegung wi- || [647] der zum Druck möchte befördert werden [...].“
3 F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26).
4 Carl Heinrich v. Nostitz (FG 360; 1641), s. Anm. 5 u. K 2.
5 Auf einer Reise nach Hamburg, Den Haag, Paris, Turin und Wien kam F. Christian II. nach Orange (5. – 8. 6. 1634), u. a. begleitet von Carl Heinrich v. Nostitz und Abraham v. Rindtorf (FG 352; 1640). S. K 2. Vgl. Christian: Tageb. XIII, Bl. 49rff. Nach seiner Ankunft am 5. 6. zu später Stunde traf Christian am 6. 6. auf dem Kastell mit „herren Christoff von Dona den itzigen Gouverneur, meinen alten bekandten vndt trewen Achatem“ und später auch mit dessen Gemahlin Ursula zusammen. (49r). Christian schildert im Folgenden seine Eindrücke von der Familie Dohna, von Festung, Stadt, Regierungseinrichtungen, Religionsverhältnissen, Vegetation (keine Orangen in Orange...), Sehenswürdigkeiten (Kapuzinerkloster, antiker Circus, Triumphbogen u. a.), den hiesigen Skorpionen etc. Er erwähnt auch den nahegelegenen Mt. Ventoux, anscheinend ohne Kenntnis seiner Besteigung durch Petrarca. Am 8. 6. gibt man sich einen „trewhertzigen abschiedt“; Dohna begleitet Christian bis an die Grenze des Ft.s, von wo die Reise durch die Provence nach Aix fortgesetzt wird.
6 Vgl. K 2 u. Anm. 7.
7 Ursula, geb. Gfn. v. Solms-Braunfels (AL 1619, TG 43). Über die Verhandlungen zu ihrer Vermählung mit Christoph zu Dohna (1620) s. Volker Press: Das Haus Dohna (s. K 3), 371–402. Ursulas Schwester Amalia (1603–1675) war verheiratet mit F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. K 2).
8 Christoph zu Dohna war vom Luthertum zur reformierten Religion konvertiert, der auch F. Christian anhing.

K II
1 Dieses Werk und die anderen hier genannten, außer den Betrachtungen über das Hohelied, waren weder im Manuskript noch im Druck aufzufinden. Anfragen (auch bei S. D. Fürst Alexander zu Dohna† u. Prof. Dr. Lothar Graf zu Dohna) und Nachforschungen u. a. im Stadtarchiv zu Orange, im Königl. Hausarchiv und im Archiv der Generalstaaten in Den Haag sowie im erhaltenen Teil des Fürstlichen Hausarchivs Dohna- Schlobitten (im GSTA-PK Berlin) blieben erfolglos. Zu den übrigen Werken des Burggrafen und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20) s. Conermann III, 22f. und 280412 I–II (Lit. in Q).
2 Vgl. K 4.
3 Der Philosoph Zenon aus Kition begleitete auf Drängen Kg. Antigonos’ v. Makedonien denselben zu einer Vergnügung (zu Aristokles dem Musiker), stahl sich aber, als es ihm zuviel wurde, davon. Diog. Laert. VII 13f. „Nach dem Tode Zenos soll er gesagt haben: ,Was für ein Publikum habe ich verloren.‘“ Diog. Laert. VII, 15: Αντιʹγονον, οἷον εἵη ϑέατϱον άπολωλεϰώζ. Vgl. Art. „Zenon (2) von Kition“, in: RE 2. Reihe, 19. Halbbd. München 1972, 83–121.
4 Vgl. Epikur nach Sen. ep. 7, 11: „satis enim magnum alter alteri theatrum sumus“.
5 Übersetzung für Burggraf, d. i. Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20).

K III
1 Adolph v. Börstel, der langjährige Agent der Fürsten v. Anhalt in Frankreich, s. 190322 u. ö.
2 F. Johann Georg I. v. Anhalt-Dessau (FG 9), der 1618 gestorbene älteste Oheim F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51). Sein ältester Sohn hieß wie dessen Großvater Joachim Ernst (1592–1615). Johann Georgs noch lebende Söhne gehörten zur Fruchtbringenden Gesellschaft, F. Johann Casimir (FG 10) und F. Georg Aribert (FG 24).
3 Thomas Benckendorf, Sekretär F. Christians II., war seit 1627 Kammer- und Küchenschreiber Pz. Christians II., seit dem 10. 8. 1628 sein Kammerschreiber und Kammerdiener. Häufig erwähnt in Christian: Tageb. V, z. B. 28. 11. 1627, 1. 2. 1628 u. 1. 6. 1628; XIV, 16. 9. 1636; 14. 8. 1637. Imm. U. Leiden 3. 4. 1626, Mat. Leiden, 191. Zu seinem Bruder Joachim Christoph B. vgl. 300725 K 8.
4 Burggfn. u. Frau Ursula zu Dohna (AL 1619, TG 43), geb. Gfn. v. Solms-Braunfels, Gouverneurin des Ft.s Orange bis zur Mündigkeit ihres Sohns Friedrich, s. K I 7 bzw. K 3. Vgl. 300410 K 55 u. K I 20; 310311; ferner Les mémoires du Burgrave et Comte Frédéric de Dohna (s. K 3). Vgl. Christians Tagebuch-Eintrag v. 3./13. 2. 1637: „Deß h. v. D. gouverneur zu Orange, gemahlin auch noch zu gevatterin gebehten. wegen allter kunde, zu erhaltung Freundtschaft.“ (Christian: Tageb. XIV, Bl. 355v). || [648]
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