Serenità, etwa: Erlaucht.
Carl Heinrich v. Nostitz (FG 360; 1641) weilte 1634
bis 1636 als Musketier, Student der Ritterakademie und Kammerjunker im Ft. Orange,
das der Burggf. und Herr Christoph zu Dohna (FG 20) als Statthalter für F. Friedrich
Heinrich v. Oranien (1584–1647), den Statthalter Hollands und anderer Provinzen der
Vereinigten Niederlande, verwaltete. S.
Conermann III, 360. Zu F. Friedrich Heinrich
vgl. 300410 K 4; zu Dohnas Gouverneursamt 300410 K 55.
Im Frühling 1636 reiste
Nostitz mit den beiden ältesten Söhnen Dohnas, Friedrich IV. (Küstrin 1621 – 1688 bei
Lausanne) und Christian Albrecht (Küstrin 1621 – Garz 1677), von Orange über Paris
nach Amsterdam. Im Haag lieferte Friedrich am 9. 6. F. Friedrich Heinrich Briefe seines
Vaters ab. Christian Albrecht sollte im Hause des Grafen Johann Albrecht II. v. Solms-Braunfels (1599–1648) in Utrecht erzogen werden, Friedrich militärische Ausbildung in
Leeuwarden bei Gf. Heinrich Casimir I. v. Nassau-Dietz (1612–1640; s.
Ditzhuyzen,
120f.) empfangen. Les mémoires du Burgrave et Comte Frédéric de Dohna ... 1621– || [
645] 1688.
Hg. H. Borkowski. Königsberg i. Pr. 1898, S. XI. Nostitz reiste allein weiter nach
Deutschland. S.
Christian: Tageb. XIV, Bl. 139r (30. 6. 1636): „Carll henrich von Nostitz,
welcher pagen weyse von mir verlegt worden in Franckreich, vndt daß gewehr zu
Orange in der garnison getragen, auch reytten, fechten, tantzen vndt die Frantz.
e sprache
gelernett, auch in die zwey iahr also von mir verlegt worden, der hatt sich heutte
Morgen bey mir præsentirt, nach dem er mitt zween iungen herren von Dona, von Or.
e
auf Paris, vndt von dannen nach Calais, zur See auf Amsterdam, vndt ferner nach Hamburg,
von dannen aber mitt den kauffleutten, (nicht ohne vndterschiedliche angriffe vndt
gefahr) hieher gerayset, vndt sich eben mitt fuhren, auf Bernburgk, unwißendt meiner
ankunft, verdingen wollen, da er ohngefehr, meinen Leutten, auf der gaße begegnett. Er
hat mir auch schreiben vom herren von Dohna; gouverneur zu orange, mittgebrachtt.“
Nostitz wurde als Hofjunker in die Dienste F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51)
aufgenommen und begleitete diesen 1636/37 zusammen mit Abraham v. Rindtorf (FG
352; 1641) und bald darauf auch mit Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; 1637) nach Regensburg
und anderen Orten. Burggf. u. Herr Friedrich IV. (d. J. ) zu Dohna diente seit
1642 im Heer der Vereinigten Niederlande und folgte 1649 seinem Vater (bzw. seiner
Mutter) im Amt des Gouverneurs von Orange, bis er das Ft. 1660 an die Franzosen zu
übergeben sich gezwungen sah. Aufgrund des daraufhin erfolgten Verbots, in die Niederlande
zurückzukehren, lebte er fortan relativ zurückgezogen mit seiner Familie auf
seinem Besitz Coppet am Genfer See. — Burggf. u. Herr Christian Albrecht zu Dohna
wurde 1641 Kommandeur eines Reiterfähnleins, 1644 Kommandeur der berittenen Garde
von F. Friedrich Heinrich und nach dessen Tod 1647 von F. Wilhelm II. v. Oranien,
seit 1656 in kurbrandenburg. Diensten, im selben Jahr Gouverneur von Küstrin, 1657
Gouverneur des Ft.s Halberstadt, 1658 Statthalter in den Marken. 1660 Geheimer Rat
und bis 1666 bevorzugter Berater in der engsten Umgebung des Kurfürsten. Danach wieder
Gouverneur in Küstrin und Halberstadt, zudem Infanteriegeneral (1666) und Generalfeldzeugmeister
(1672); viele diplomatische Missionen. Vgl.
EST XIX, T. 127;
Het
Staatsche Leger IV, 228, 234 (zu Friedrich); 190, 200 (zu Christian Albrecht); V, 117,
464, 543 (zu Friedrich); 53, 59, 347, 373, 423, 424, 561 u. ö. (zu Christian Albrecht);
Hübner: Tabellen IV, T. 797 und 799; Volker Press: Das Haus Dohna in der europäischen
Adels-Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Reformatio et Reformationes.
FS f. Lothar Gf. zu Dohna zum 65. Geb. Hg. Andreas Mehl u. W. C. Schneider.
Darmstadt 1989, 371–402, 393ff.; M. E. Tiethoff-Spliethoff: De Hofhouding van Frederik
Hendrik. In: Jaarboek met het jaarverslag/ Vereniging „Oranje-Nassau-Museum“,
1981–1984, 41–62, 44 (zu Christian Albrecht); Siegmar Gf. Dohna: Die Dohna’s. Aufzeichnungen
über die Vergangenheit der Familie Dohna. Beiheft 1. O. O. u. J., Stammtafel
4: Die preußischen Linien der Dohnas; ders.: Die Dohna’s II. Theil. Aufzeichnungen
über die Vergangenheit der Familie Dohna. Theil II: Die Dohna’s unter dem großen
Kurfürsten. Berlin 1880, passim (über Friedrich, Christian Albrecht u. a.); dass. Theil
IIa: Les Comtes Dona à Orange de 1630 à 1660. Traduit de l’Allemand par L. Bourgeois.
Berlin 1878, 12ff. (Über Friedrich); dass. Beiheft 6: Übersicht über die Dohna’s unter
dem Großen Kurfürsten. Berlin 1880, passim (Ergänzungen zu den Viten Friedrichs u.
Christian Albrechts); dass. Beiheft 8: Enthaltend Nachträge zur Geschichte der Dohna’s.
Berlin 1882, 11ff. (über Friedrich).
[Holzschnittrahmen:] Kurtze und einfältige | Betrachtungen
vnd Auß- | legungen | Vber das Hohe | Lied Salomonis. | [Zierstück] | Getruckt
zu Basel/ | Durch Johann Jacob Genath/ | im Jahr Christi/ | 1635. 4° 8 Bl., 159,
(1) S.; ZB Zürich, 2 Expll.: C 186; AB 6469. S. Abb. S. 648. Christian gefiel das Buch
Dohnas so gut, daß er es nochmals auflegen und sich durch Franciscus Gericcius widmen
ließ: [Holzschnittrahmen:] Kurtze vnd Einfältige | Betrachtungen vnd Auß- | legungen |
Vber das Hohe | Lied Salomonis. | [Vign.] | Gedruckt zu Zerbst/ | [Linie] | Durch Andream
Betzeln/ | Jm Jahr CHristi/ | 1638, Bl. () ij r – )( iij v („DEDICATIO“). UB Marburg:
XIX e B 1518; HAB: 491.1 Theol.; StB Braunschweig: C 434
3. Zu Gericcius s. || [
646] 300509 K 3.
deporre. Vgl.
Vocabolario della Crusca 1623, 268: „DIPORRE, e DEPORRE.
Lasciare, por giù . Lat.
deponere.“
Christians auffällige allegorisierende
Deutung der Hervorbringungen der Fruchtbringenden Gesellschaft als Früchte vom
Baum des Glaubens ist ein wichtiges Zeugnis für ein damals doch noch mögliches religiöses Verständnis der fruchtbringerischen Arbeiten eines (reformierten) Christen wie Dohna.
Es ist so nicht in Dohnas Auslegung vorgegeben, doch verdankt Christian seinen
Einfall der das ganze Werk Dohnas prägenden Hermeneutik. Vgl. das Hohe Lied Salomonis,
a. a. O., Bl. [iiij]v – )()( ij r: „Vnd jnsonderheit wird dises Buch des hohen Liedes
für dunckel vnd vnverständlich gehalten; da man doch auch in diser Außlegung sehen
vnd verstehen kan/ daß ein grosser Schatz vnd viel herrliche Lehren klärlich dariñen verfasset:
auch die Art zu reden gantz Schrifftmässig/ vñ dem Glauben ähnlich seye; darauß
viel gute erbawliche vnderrichtung zu vnserem trost vnd nutzen zu schöpffen. Zum
exempel:“ Dohna erwähnt u. a. die „Gleichnussen [...] von Trauben/ Most und Früchten/
von Wäide vñ Nahrung/ von Königlichem Pracht/ Gold vnd Geschenck/ von Lilien
vnd Palmen/ vnd was sonsten von Feld-arbeit vnd Fruchtbarkeit in disem hohen
Lied zu lesen: das kan man alles gleichmässig an anderen orten in der Schrifft finden. Jm
7. Capitul redet der jrrdische Salomon von Lilien: eben wie der himmelische Salomon [d.
i. Christus] auch der Lilien erwehnet [hierzu Marginalnote: Matth. 6.28]. [...] Der jrrdische
Salomo gedencket des Gartens/ daß dariñen edele früchte wachsen: also haben wir
in den Bücheren Mosis/ den wunder-schönen Garten des Paradeises/ ein Fürbild der
Kyrchen hie auff Erden/ vnd im ewigen Leben. Dann in der Kyrche Gottes allein ist der
schöne Würtzgarten/ mit früchten vnd süssem Honig/ da Wein vñ Milch die fülle ist: da
ist der Baum des Lebens: das Wort Gottes: das Brodt/ so wie ein recht Manna vom Himmel
ist kommen: wer darvon wird essen/ wird nim̄er sterben/ sondern sein Hertz ewig
leben.“
Der Nährende, Gesellschaftsname F. Ludwigs. F. Ludwig übersetzte diesen
Namen 1641 als Il Nutritivo. LAO: Abt. Köthen A 9a, Nr. 167, Bl. 3r.
Hille, 145 schrieb
dagegen ohne Authorisation „Jl Nutriente“. Christians Übersetzung des Gesellschaftsnamens
des FG-Oberhaupts war im vorliegenden Brief auch nicht legitimiert.
Der Heilende,
Dohna. F. Ludwig übersetzt Il Sanativo, ebd. Hilles Übertragung, a. a. O., 146
lautete Il Risannante.
Nach der Erstürmung des Bernburger Schlosses im März
1636 und der Flucht der fl. Familie nach Köthen, Dessau, Güstrow und Ahrensbök (vgl.
360428 nebst Beilagen) reiste F. Christian II. zum Kaiser nach Regensburg über Naumburg,
wo er auf der dortigen Messe Bücher, Pistolen u. a. erwarb (2. 7. 1636).
Christian:
Tageb. XIV, Bl. 139r–140r.
K I
1 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) gedachte seines Freundes,
Dieners und
Lehrmeisters nach dessen Tod am 1. 7. 1637. Zum Lebenslauf des Burggrafen und Herren
Christoph zu Dohna (FG 20) vgl.
Conermann III, 22f. Von der dort genannten Literatur
sind bes. aufschlußreich: Siegmar Graf Dohna: Aufzeichnungen über die Vergangenheit
der Familie Dohna. Th. I. Berlin 1877, 169–207 u. die in Beilage II benutzte
Schrift Spanheims. Vgl. das Porträt in
DA Köthen I. 2, 281.
2 Treuer Gefährte des
Aeneas in Vergils
Aeneis. In seiner Dedikation der zweiten Auflage von Dohnas Auslegung
des Hohen Lieds schreibt Gericcius (s. K 4): „Alldieweil nun [...] diese wollvernehmliche
vnd deutliche Außlegung des Hohen Lieds Salomonis Schrifftmässig vnd sehr
tröstlich zu lesen ist/ auch in der Erkäntnüs Gottes vnd seiner Christlichen Kyrchen den
verstand des Menschen erleuchtet/ über das auch von einer solchen hohen Person herrühret/
die zwar/ wie auß der Vorrede zu ersehen/ auß gewissen vrsachen nicht wil genennet
werden/ mir aber bewust/ das E. F. Gnad. dieselbe jederzeit pro fido Achate vnd
sehr lieb vnd werth gehalten haben/ wie auch hinwiderumb E. F. Gnad. von dero in
grosser æstim biß an jhr ende/ von dem sie auch unlengst diese Außlegung gleich als einen
lieblichen Schwanengesang von sich gegeben/ gehalten worden/ Habe ich für billig
vnd nützlich erachtet dahin zu trachten/ wie solche schöne vnd tröstliche Außlegung wi- || [
647] der zum Druck möchte befördert werden [...].“
3 F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26).
4 Carl Heinrich v. Nostitz (FG 360; 1641), s. Anm. 5 u. K 2.
5 Auf einer
Reise nach Hamburg, Den Haag, Paris, Turin und Wien kam F. Christian II. nach
Orange (5. – 8. 6. 1634), u. a. begleitet von Carl Heinrich v. Nostitz und Abraham v.
Rindtorf (FG 352; 1640). S. K 2. Vgl.
Christian: Tageb. XIII, Bl. 49rff. Nach seiner Ankunft
am 5. 6. zu später Stunde traf Christian am 6. 6. auf dem Kastell mit „herren Christoff
von Dona den itzigen
Gouverneur, meinen alten bekandten vndt trewen
Achatem“
und später auch mit dessen Gemahlin Ursula zusammen. (49r). Christian schildert im
Folgenden seine Eindrücke von der Familie Dohna, von Festung, Stadt, Regierungseinrichtungen,
Religionsverhältnissen, Vegetation (keine Orangen in Orange...), Sehenswürdigkeiten
(Kapuzinerkloster, antiker Circus, Triumphbogen u. a.), den hiesigen
Skorpionen etc. Er erwähnt auch den nahegelegenen Mt. Ventoux, anscheinend ohne
Kenntnis seiner Besteigung durch Petrarca. Am 8. 6. gibt man sich einen „trewhertzigen
abschiedt“; Dohna begleitet Christian bis an die Grenze des Ft.s, von wo die Reise durch
die Provence nach Aix fortgesetzt wird.
7 Ursula, geb. Gfn. v.
Solms-Braunfels (AL 1619, TG 43). Über die Verhandlungen zu ihrer Vermählung mit
Christoph zu Dohna (1620) s. Volker Press: Das Haus Dohna (s. K 3), 371–402. Ursulas
Schwester Amalia (1603–1675) war verheiratet mit F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s.
K 2).
8 Christoph zu Dohna war vom Luthertum zur reformierten Religion konvertiert,
der auch F. Christian anhing.
K II
1 Dieses Werk und die anderen hier genannten, außer den Betrachtungen über das
Hohelied, waren weder im Manuskript noch im Druck aufzufinden. Anfragen (auch bei
S. D. Fürst Alexander zu Dohna† u. Prof. Dr. Lothar Graf zu Dohna) und Nachforschungen
u. a. im Stadtarchiv zu Orange, im Königl. Hausarchiv und im Archiv der Generalstaaten
in Den Haag sowie im erhaltenen Teil des Fürstlichen Hausarchivs Dohna-
Schlobitten (im GSTA-PK Berlin) blieben erfolglos. Zu den übrigen Werken des Burggrafen
und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20) s.
Conermann III, 22f. und 280412 I–II
(Lit. in Q).
3
Der Philosoph Zenon aus Kition begleitete auf Drängen
Kg. Antigonos’ v. Makedonien denselben zu einer Vergnügung (zu Aristokles dem Musiker),
stahl sich aber, als es ihm zuviel wurde, davon. Diog. Laert. VII 13f. „Nach dem
Tode Zenos soll er gesagt haben: ,Was für ein Publikum habe ich verloren.‘“ Diog. Laert.
VII, 15:
Αντιʹγονον, οἷον εἵη ϑέατϱον
άπολωλεϰώζ. Vgl. Art. „Zenon (2) von Kition“, in:
RE 2. Reihe, 19. Halbbd. München 1972, 83–121.
4 Vgl. Epikur nach Sen. ep. 7, 11:
„satis enim magnum alter alteri theatrum sumus“.
5 Übersetzung für Burggraf, d. i.
Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20).
K III
1 Adolph v. Börstel, der langjährige Agent der Fürsten v. Anhalt in Frankreich, s.
190322 u. ö.
2 F. Johann Georg I. v. Anhalt-Dessau (FG 9), der 1618 gestorbene älteste
Oheim F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51). Sein ältester Sohn hieß wie dessen
Großvater Joachim Ernst (1592–1615). Johann Georgs noch lebende Söhne gehörten
zur Fruchtbringenden Gesellschaft, F. Johann Casimir (FG 10) und F. Georg Aribert
(FG 24).
3 Thomas Benckendorf, Sekretär F. Christians II., war seit 1627 Kammer- und
Küchenschreiber Pz. Christians II., seit dem 10. 8. 1628 sein Kammerschreiber und
Kammerdiener. Häufig erwähnt in
Christian: Tageb. V, z. B. 28. 11. 1627, 1. 2. 1628 u.
1. 6. 1628; XIV, 16. 9. 1636; 14. 8. 1637. Imm. U. Leiden 3. 4. 1626,
Mat. Leiden, 191.
Zu seinem Bruder Joachim Christoph B. vgl. 300725 K 8.
4 Burggfn. u. Frau Ursula
zu Dohna (AL 1619, TG 43), geb. Gfn. v. Solms-Braunfels, Gouverneurin des Ft.s Orange
bis zur Mündigkeit ihres Sohns Friedrich, s. K I 7 bzw. K 3. Vgl. 300410 K 55 u. K I
20; 310311; ferner Les mémoires du Burgrave et Comte Frédéric de Dohna (s. K 3). Vgl.
Christians Tagebuch-Eintrag v. 3./13. 2. 1637: „Deß h. v. D. gouverneur zu Orange, gemahlin
auch noch zu gevatterin gebehten. wegen allter kunde, zu erhaltung Freundtschaft.“
(
Christian: Tageb. XIV, Bl. 355v). || [
648]