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360703 Johann von Mario an Friedrich von Schilling
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360703

Johann von Mario an Friedrich von Schilling


Friedrich v. Schillings (FG 21) jüngster Brief mit einer Nachricht über das gute gesundheitliche Befinden des Köthener Fürstenpaares wurde Johann v. Mario (FG 100. Der Goldgelbe) vom Sohn des anhaltischen Hofmarschalls (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7) am 19./ 29. 6. überbracht. Dieser (Georg Aribert v. Krosigk) sei zur rechten Zeit angekommen, denn der gerade anwesende Capitain Spoen (Spaen?) konnte ihn unter die Kadetten aufnehmen. Er werde ihn nächsten Donnerstag in seine Garnison zu Geertruidenberg schicken und zweifellos höflich behandeln. — Der König von England bedroht die niederländischen Heringsfischer und verlangt als selbsternannter ,König des Meeres‘ Abgaben. Frankreich erkennt diesen Anspruch auch nicht an und will die niederländische Marine unterstützen. Unter dem Schutz von Kriegsschiffen sind 700 Fangboote vor 5 Tagen ausgefahren. Im übrigen fürchte man die Engländer nicht so sehr, weil sie ihre meisten Kriegsschiffe gegen die in Irland eingefallenen „Turckhen auß Barbaria“ aufgeboten haben sollen. — In Rheinberg hat ein Gewitter einen Pulverturm zur Explosion gebracht und dadurch schlimmen Personen- und Sachschaden verursacht. — Aus Maeseyck, einer kleinen Stadt im Stift Lüttich, erhielt der am Podagra leidende F. Friedrich Heinrich v. Oranien Nachricht, daß der kaiserliche General F. Octavio Piccolomini d’Aragona Duca d’Amalfi (FG 356; 1641) mit Jan (Johann) v. Werth von der Belagerung Lüttichs aufgebrochen sei und dem anrückenden französischen Heer entgegenziehe. Die Lütticher sollen sich für eine lange Belagerung verproviantieren und außerdem planen, die Häuser der Parteigänger Werths und des (Kölner) Kurfürsten in Brand zu stecken. — Aus Frankfurt traf die Nachricht ein, daß Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) und Leslies Schweden unter hohen Opfern der Kaiserlichen die Stadt Hanau entsetzt und Proviant in die Stadt gebracht haben. Eine Kuh, die vorher für 100 Taler verkauft wurde, koste nun nur 3 bis 4 Taler. Man erwarte die Ankunft der verwitweten Gräfin Catherina Belgica v. Hanau-Münzenberg, welche lange zu Lyon gelebt habe und jetzt in Delft residiere. — F. Friedrich Heinrich beriet sich trotz seiner Schmerzen mit den Generalstaaten über den angesichts der heranziehenden spanischen und französischen Truppen dringlichen niederländischen Aufmarsch. Der französische Gesandte Charnacé dränge auch auf eine strategische Ablenkung der Generalstaaten im Feldzug gegen die Spanier. Die Armee könne in fünf Tagen ausrücken, wenn nur die großen Herren das Kapital für den Sold bereit stellten! Im Lande fehle es nicht an Geld; dennoch gebe es Kompanien, die schon bald über ein Jahr lang nicht besoldet worden seien. — Die Ostindische Kompanie befürchtet englische Kaperaktionen. Um die ankommenden Schiffe der Kompanie und ihre mit 80 Tonnen Gold bewertete Fracht zu schützen, sind ihnen vor drei Monaten neun Kriegsschiffe auf dem Seeweg nördlich von Schottland entgegengesegelt. Es ist jedoch ungewiß, ob sie sie treffen. — Postskript: Krosigks Sohn unterrichtete Mario über den Tod Pzn. Loysa Amalias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 20) und den Aufenthalt anderer bernburg. Prinzessinnen an mecklenburgischen und holsteinischen Höfen. Mario kondoliert und bittet um göttlichen Segen für F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) und die fürstlich-anhaltische Familie. — Er sende, wie von Schilling gewünscht, diesem die gegenwärtige Briefsendung über Lieuwe van Aitzema mit der Bitte zu, die Beilagen von Krosigks Sohn und vom Capitain Spoen an (Albrecht) Christof v. Krosigk weiterzuschicken. Erkundigung nach dem Wohlergehen Burkhards v. Erlach (FG 52). Grüße an ihn und alle Kavaliere der FG. — Mario erkundigt sich, ob inzwischen nicht mehr Impresen als die in seinem GB enthaltenen 148 gestochen worden seien.

Beschreibung der Quelle


Q LA Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 87, Bl. 65r–66v [A: 66v]; eigenh.; Sig. || [650]

Anschrift


A Dem WollEdlen Gestrengen, vesten, vnd manhafften Herrn Friderich von Schilling etc. Fürst. Anhalt. Cöthnischer geheimer Rath, vnd hoffmeistern etc. Meinem Jnsonderß Großverthrauthen villgeliebten Herrn Schwagern, vnd Brudern zu behendigen. Port. Cöthen.
Cito Citissime.
Kurzvermerk von zeitgenössischer H.: Des goldgelben den 3. Jul. 1636.
Eigenh. Zusatz F. Ludwigs: Buschhausens Wappen wie auch ahn Brincken zuschicken41

Text


Meine Gantz bereith willige dienste, sambt wuntschung aller Zeitlichen vnd Ewigen wolfarth, Jeder Zeit beuohren. WollEdler Gestrenger vester vnd Manhaffter, hoch geEhrter sehr werther villgeliebter Herr Bruder, sein Lesteß Schreiben, so mir deß herrn Marschalckhß von Krosigh Herr Sohne1 gebracht, habe ich den 29a Junij st. no. von Jme Zu Recht hier Empfangen, Meineß villgeliebten Herrn Bruderß, beforderst vnserß beyten G. f. v. herrn2 , neben dero Fürstlichen Gemahlin3 , Leibeß gesundheit, mit Freudten meineß hertzen vernumen, der Liebe Gott, wolle allerseitz soliche Lange Jahren darbey erhalten, vnd alle Truebsall Leibeß vnd der Sellen gnedig abwenden, belangent herrn Marschalckhß Herrn Sohne, Jst der selbe eben zur rechten Zeit alhier angelanget, den Capitein Spoen4 gleich hier wer, habeb deß andern tageß bey Jme den selben gebracht, so auch also balt mit ein ander accordirt, Jme die Adelspursch5 , wirdt Jn auch zue khunfftigen donnerstag nach seiner guarnison zu Gertruittenberg6 an seinen Sarganten senden, bey deme er in die khost solle sein, er wirdt in woll halten, vnd alle Cortesie erweißen, wie er selbsten zugesagt hat, zweiffel auch Jm wenigsten nicht daran.
Eß hat der König von Engellant, mit placaten7 außgebung vnseren Harrings fanger hart gethraut8 , vnd die 10 Donnen harringß für seinen impost9 deß Meers daruon begehrt. sein gleich woll bey 700 harringspussen10 für 5 tagen in Gotteß Namen per Hassardo auß gefahren 9 vnserer ohrlogßschiffe11 zur Confoy mit sich genumen, wo fehrn sie soliche alß Feindt antasten, möchte woll grosse vnRuhe darvber entstehen aber Franckhreich nimbt sich vnser an, willenß zu vnsern 35 ohrlogß Schiffen zu stossen, vnd bestet dem Engelenter im wenigsten den titul, alß König von Meer, wie er sich schreibt.12 Zu deme wirdt Engellant genuegsamb zu thun haben, mit dem Turckhen auß Barbaria der mit vill volckhß vnd Schiffen Jme in Jhrlandt soll eingefallen sein,13 dar auch seiner Armée Schiffe meistentheilß darnach zugefarn, also daß vnsere Harrings fängerß nun mehr sich so hart [nicht] fürchten alß woll anfenglichen geschehen ist. Gestern sein meinem G. F. vnd herrn14 von Reinberg15 schreibenß khumen, daß den 26. Junj st. no. vmb den mittag ein starckheß grosseß wëtter gewessen, daß der Donner in den Pulfferthurn geschlagen vnd 70000 ℔ Pulffer in Brant khumen alle heuser zerschmetert vnd nidergeworffen, auch 9 perschonen Todt gebliben, daß eß v̈ber auß Erbarmblichen steht, der Liebe Gott bewahre vnß für mehrern vnheil, weiln Jhr F. G. am Podagra sehr khranckh sein, dise Stundt khume ich von hoff, sein dem Pr. schreibenß von Massoëk16 bey lüttich ein Stetlen zue gesanden worden, vermelten daß Jan de Werth17 neben dem Key. general Picolhuomini18 , von der belagerung für [65v] Luttich aufgebrochen, sich nach Artois gewendet, dem francoisen entgegen zu ziehen, der mit einer sehr starckhen Armée bey Pirona19 || [651] solle an khumen sein, Jst auch vermeltet, daß der Cardinal Jnfanta20 Jn perschon willenß zuuolgen. Die von luttich sein willenß alle die Adelichen heuser, so eß mit dem Churf.21 vnd Jan de Werth gehalten in Brandt zu steckhen, vnd sich auff Jar vnd tag zu profianteren[.] belangent Jhr F. G. Herrn Lantgr. wilhelm von Cassel22 , die entsetzung der Stat Hannau23 , zweiffel ich nit man wirdt alda24 beßer bericht haben, alß wir hier thun, die schreibenß so gestern von francfurt hier sein khumen vermelten, daß Jhr F. G. neben dem Gene. Lösle25 Schwedischen volckhß Hannau mit aller macht entsetzet haben, dar der Keyserlichen v̈ber 1000 Todt bliben, haben 500 wagenß mit allerhant victualien hinein bekhumen, da zuuor ein khue 100 Rdhlrß. darJnen verkhaufft, man nun vmb 3–4 dhlrß. erkhauffen khan, wir haben woll grosse vrsachen, dem Lieben Gott hertzlichen darfür zu danckhen, man erwart hier die Greffliche wittibe von Hannau26 , so sie27 Lang zu lion28 auffgehalten, vnd nun zu Delfft Jhr residentz haben solle. ob zwar Jhr F. G. von dem Podagra noch sehr grossen schmertzen haben, gleich woll haben sie disen nachmittage, die herrn Generalstaten, bej sich im Rath gehabt, wen eß mit Franckhreich vnd Spanien, Jhrer anzugen noch 8 tage also Continuiren wirdt, daß wir auch in khurtzem mit einer Armée zu Felt sollen khumen, vmb mehrere diuersion dem Feindt zu machen, wie dan der ordinarj france Ambassator Mons.r de Charnase29 , starckh bey dem Pr.14 vnd Herrn staten darumb anhalten thuet, daß wir mit vnser Armée dem Feindt eine diuersion sollen machen, wir khünen in 5 tagen, mit allem woll ferdig sein, wan nur Neruus bellj30 darbej, darmit vnser volckh Jm Felt kheine mutination erreget, das Landt hat eß vberflüssig genueg diseß Khrauthß, will aber von den grossen Hansen31 nit herauß[.] eß sein Comp. zu pferth vnd Fueß, die balt in Jar vnd tage kheine bezallung bekhumen haben, die Capiteins Lange Zeit hier darumben solicitiren, biß dato nichtß erhalten khünen doch so wir zu felt khumen, mueß Rath geschafft werden. Die ost[indische] Compagnie32 hat grosse Sorge, eß möchte der Engelsman, einen anschlag haben auff Jhre ostJndische Schiffe, so nun Jm herauß khumen sein, vnd vber 80 Donnen Golt geschetzet werden, darumben sie für 3 Monaten 9 Schiffe Jnen entgegen geschickhet, daß sie v̈ber die Norrtsee herumb sollen fahren, vnd Engelant nicht berüeren, stet aber noch [66r] in Hassardo, ob sie die ostJndischen Schiffe werden antreffen.
Mein HochgeEhrter Herr Bruder, wolle meine wenige perriphen33 in khein vergessen stellen Jhrer bejterseitz F. F. G. G.34 vnderthenig mich zu recommandiren, dan ich bin vnd werde verbleiben der geringste Jedoch einer auß den gethrewisten khnechten, biß Jn mein Grabe, neben dienst-freundlicher Salutation vnß sametlichen der hohen obacht Gotteß Empfelichent, Haage den 13. Julio 1636 st. no.

Deß Herrn Bruderß Dienstwilliger verthrauther Freundt vnd Khnecht, so Lang ich Lebe.
Der Goltgelbe mpria.

p. s. Eß hat mir Herrn Marchalcks Sohne gesagt, daß das HochLöbliche Fürstliche Frewelen Luisa Amalia35 , Jn Gott Seligkhlichen entschlaffen, so mich woll || [652] Jm hertzen betruebet, vnd daß die anderen Fürstlichen Frawelen einige in Holstein, einige in Mechelburg vertheilt sollen sein36 , Gott wolle Jnen allen neben meinem G. F. v. herrn Fürst Christian sambt dero Fürstlichen Gemahlin,37 auch alle andere Fürstliche perschonen, in anderen vnd mehren Gottlichen Segen Gnedigklichen erfrewen, das wüntsche ich von hertzen.
nach meineß Herrn Brudern begehren, habe ich diseß paquet dem Herrn Agenten Leo d’Aysma38 zue gestelt, bitt er wolle doch diese eingeschlossene Herrn Marchalck von Krossigh mit erster gelegenheit Jme zuesenden eineß Jst von seinem Sohne das andere von Cap. Spon, Jch verlange von Hertzen wie eß doch meinem villgeliebten Herrn vattern dem von Ehrlach39 vnd allen den seinen ergehn thuet, bitt Jme sambt den seinen mein dienst- vnd Freundlichen grueß zuuer melten, wie auch allen anderen der Löblichen geselschafft bekhanten Caualiren. Jch verlange [zu] sehn, ob nit noch einige emplemata vber dene 148 so ich habe in khupffer gestochen sein worden.40 vale & viue.


41Das Wappen von Nicolaus v. Buschhausen (FG 60) hatte Johann v. Mario Schilling schon Jahre zuvor gesandt (310311, vgl. 310224). Schickte F. Ludwig Wilhelm v. Brincken (FG 270) die Visierung von Buschhausens Wappen als Beispiel für die Vorlage, die er von Brincken für dessen Wappeneintragung im GB Kö.erwartete? Brincken war als kursächs. Obristleutnant bzw. Obrist von etwa Ende März bis Ende Juli 1636 in Anhalt einquartiert und mit dem Schutz des Fürstentums beauftragt. Damals dürfte er in die FG aufgenommen worden sein. Zu Buschhausens Wappen s. Conermann I (Nr. 60), zu Brincken u. seinem Wappen s. Conermann II (Abb. des Wappens Nr. 270) u. III, 300f.; vgl. 360428 K I 2. || [652]

Textapparat
a Folgt 〈Jul〉
b Folgt 〈Jne〉

Kommentar
1 Einer der fünf Söhne des (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7), anhaltischer Kammerrat, Hofmarschall und Amtshauptmann zu Dessau, vermählt mit Catharina Elisabeth v. Peblis, einer Schwester des Georg Hans v. Peblis (FG 102) und der Anna Maria, Gattin Friedrichs v. Schilling (FG 21). Vgl. 310800 K 3. (Albrecht) Christofs Söhne hießen: Adolph Wilhelm (nicht vor 1608–1665; FG 245), der Älteste, bereits 1632 als Capitain Hz. Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) bezeugt (kommt hier also nicht in Frage), Georg Christoph (†1636 unvermählt), Heinrich Philibert († 1642 unvermählt; FG 341), Georg Aribert (1617–1665) und Siegfried Hildebrand (†1669), anhalt. Geheimer Rat und Oberhauptmann. Hier wahrscheinlich gemeint ist Georg Aribert, der die militärische Laufbahn einschlug, da er, nach Ausweis der Leichenpredigt, „den Büchern und studieren/ eben nicht mit so gar grosser Emsigkeit obliegen können/ sein Gemüth auch stets auff Martialische Gedancken gerichtet gewesen“. Sein Vater schickte ihn daher zum [kursächs.] Generalleutnant „Arrenheim“ (Hans Georg v. Arnim, FG 255) als einen „Edelknaben“. Bald darauf wurde er Pikenier unter dem schwed. Generalmajor Johann Georg aus dem Winckel (FG 219). Nachdem sich mit dem Prager Frieden vom Mai 1635 Kursachsen von Schweden getrennt hatte, nahm der junge Krosigk auf kursächs. Seite an der „scharffen“ Schlacht von Havelberg (1636 bzw. schwed. Wiedereinnahme 1637) teil, in deren Verlauf er in schwed. Gefangenschaft geriet. Nach seiner Freilassung wurde er vom Vater nach Holland verschickt, „allwo er unter seiner Hochheit dem Printzen von Oranien/ unter den Collingischen Regiment/ die Musquete getragen“. Er nahm an der Belagerung Bredas im September 1637 (s. Anm. 29) und der Eroberung Genneps (Hzt. Kleve) im Juli 1641 (s. 310113 K 17 u. 420120) teil. Danach trat er in hessen-kasselsche Dienste, mit denen er 1645 den Kriegsdienst insgesamt quittierte, um sich der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen. Er war verheiratet mit Dorothea Susanna v. Erlach zu Altenburg, die er bei seinem Tode mit dem gemeinsamen Sohn Hans Romanus hinterließ. S. Die Hütte Gottes Bey den Menschen. Bey dem Christlichen Leichbegängnüs Des ... George Ariberts von Krosig/ Capitains auf Hohnstorff und zu Sandersleben Erbherren/ Welcher den 17. Aprilis ... seliglich entschlaffen ... Eröffnet/ und ... zum Druck übergeben/ Durch Daniel Sachsen/ Fürstl. Anhaltischen Hof-Prediger und Superintendenten zu Cöthen. ... Gedruckt in der Fürstl. Buchdruckerey daselbst durch Michael Röelen/ Anno 1665. HAB: LP Stolberg 13893. Personalia dort Bl. E [i]r – F ij r. Vgl. ferner ADB XVII, 195; Beckmann VII, 298; Conermann III, 11f., 273, 390; || [653] Kneschke V, 301–303; Zedler XV, 1981f.; Jahrbuch des deutschen Adels, II (1898), 368; Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- u. Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Berlin 1856, 104f., 116f.
2 F. Ludwig.
3 Fn. Sophia v. Anhalt- Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629, TG 38).
4 In 420120 erwähnt Mario (FG 100. Der Goldgelbe) einen „Francoischen Capitein genandt Span“, der mit dem hier genannten Hauptmann in der Garnison zu Geertruidenberg aber nicht identisch sein dürfte, wenn französisch seine Abstammung bezeichnet. Het Staatsche Leger bringt für den fraglichen Zeitraum nur wenige knappe Hinweise auf einen Gerrit Spaen, der 1645 den Rang eines Majors bekleidete (IV, 313), und auf Jacob van Spaen, 1647 Führer eines Fähnleins Arkebusiere (IV, 205, V, 33). Letzterer, der als Rittmeister der staat. Kavallerie 1646–48 in den Tagebüchern Gf. Wilhelm Friedrichs v. Nassau-Dietz genannt wird, kann aber nicht gemeint sein, da diese Quelle erst am 3./ 13. 2. 1647 vermerkt, Spaen sei Rittmeister geworden. S. Gloria Parendi. Dagboeken van Willem Frederik stadhouder van Friesland, Groningen en Drenthe 1643–1649, 1651–1654. Uitg. J. Visser onder eindredactie van G. N. van der Plaat. Den Haag 1995, 334, vgl. 219, 335f., 339, 343, 347, 540f., 545, 548–551.
5 Adelsburse, Gemeinschaft adliger Soldaten, Studenten u. a., d. i. Unterbringung und Kost unter den adligen Kriegsknechten bzw. Haufen von jeweils 10 solcher Kadetten. S. Diefenbach, 279 u. Götze, 44; aus Adel, m. und mlat. bursa; vgl. Etymolog. Wb. (Pfeifer), 186 (s. v. Bursche).
6 Geertruidenberg in Nordbrabant (nordöstlich von Breda) gelegen, aber zur Gft. Holland zählend und den Fürsten v. Oranien gehörig. S. 301011 K 26.
7 Nl. plakaat, Verordnung, Bekanntmachung. S. 310113 K 32.
8 gedroht. Vgl. nhd. dräuen, Etymolog. Wb. (Pfeifer), 245.
9 Nl. impost, Steuer, Abgabe.
10 Heringsbüsen. S. 300921 K 7.
11 Kriegsschiffe. Nl. oorlog, Krieg. Vgl. 300921 K 5.
12 Kg. Karl I. v. England (u. Schottland) reklamierte wie zuvor sein Vater Jakob I. und dessen Vorgänger als kgl. Regal oder Souveränitätsrecht ein dominium maris über alle englischen, walisischen, schottischen und irischen Küstengewässer und begriff sich als Monarch zu Land und zur See. S. auch die zwei Dominion of the Sea-Medaillen Kg. Karls von 1630 und 1639. Jane Roberts: The King’s Head. Charles I: King and Martyr. London 1999, 7 und T. 8. Die Niederlande hatten 1634 eine enge Allianz mit Frankreich geschlossen, deren Erneuerung 1636 durch ein geheimes Komitee der Generalstaaten vorbereitet wurde. S. Anm. 29 u. Israel, 524f. u. 527. Einem eines dinges im wenigsten besten [bestehen], d. i. es einem keineswegs zugestehen. Vgl. Götze, 29. Die der einheimischen Fischerei schädliche Konkurrenz insbesondere seitens der Holländer und Seeländer sollte begrenzt werden, indem Fremden das Fischen in brit. Hoheitsgewässern nur auf Grundlage einer alljährlich einzuholenden kgl. Lizenz erlaubt sein sollte. Hatten die Holländer solche Restriktionen bereits früher grundsätzlich zurückgewiesen — u. a. mit Hugo Grotius’ Werk De Mare Liberum —, so hielt die brit. Regierung an ihrer Staatsdoktrin des Mare Clausum (1635 von John Selden veröffentlicht) fest. 1635 und 1636 proklamierte Kg. Karl I. den Aufbau einer Schutzflotte und verbot fremden Fischern erneut den Fang in brit. Hoheitsgewässern, wenn sie nicht eine kgl. Lizenz erkauft hatten. Im Sommer 1636 ließ er seine Schutzflotte gewaltsam gegen ndl. Heringsfänger vorgehen. Die Niederländer verteidigten ihr „recht tot de vrye Visscherye“ (Aitzema II, 406) und gaben ihren Heringsfängern Geleitschutz. Immer mehr Heringsfischer zahlten indes das verlangte Entgelt, bis Kg. Karl I. aufgrund der Zuspitzung der politischen Lage in seinem eigenen Königreich die eingeschlagene Politik nicht weiter verfolgen konnte. Vgl. Aitzema II, 305ff., 402, 406, 409, 492f.; Theatrum europaeum, 3. Tl. (2. Aufl. 1644), 653f., 667, 689, 706 (HAB: Ge 4° 54); An History of the Transactions Betwixt the Crown of England And the States of the Netherlands, Since they first began to be a Republique, to this day. London 1664, 26–37 (HAB: Gr. Mischbd. 27 [9]); [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten Niederlande, von den ältesten bis auf gegenwärtige Zeiten, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern und bewährten Urkunden verfasset. Aus dem Holländischen übersetzt. Fünfter Theil. Leipzig 1762, || [654] 123ff.
13 Eine nicht verifizierbare Nachricht, evtl. eine polemische Anspielung. Unter „Barbaria“/ „Barbarey“ wurde zu Marios Zeiten Nordafrika von Marokko bis Libyen verstanden. Lexikon Geographie, 107.
14 F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584– 1647) aus dem Grafenhaus Nassau-Dillenburg, Statthalter mehrerer Provinzen der Vereinigten Niederlande und Oberkommandierender der Truppen der Generalstaaten von 1625 bis zu seinem Tod. S. 300410 K 4.
15 Rheinberg, Stadt und span. Garnison im Ebst. Köln, im Juni 1633 von staat. Truppen unter F. Friedrich Heinrich v. Oranien erobert und bis 1672 als staat. Festung gehalten. S. 300924 K 6. Im Juni 1636 schlug dort der Blitz in den Pulverturm, „daß dahero alle vmbliegende Gebäw vnd Häuser zerschmettert vnnd in Brand gesetzt worden/ vnd wenig Häuser in der Statt vnverletzt geblieben/ massen auch dardurch viel Menschen so todt vnd gequetschet gefunden/ vnnd deß Viehs auff dem Feld nicht verschonet worden.“ Theatrum europaeum, 3. Tl. (s. Anm. 12), 667. Zu „gequetschet“ vgl. nl. gekwetst, verletzt. Fast die halbe Stadt soll damals in Trümmer gefallen sein. Vgl. Materialien zur Rheinischen Provinzialgeschichte. Hg. Richard Pick. 1. Bd., 1. H.: Die Stadt und das ehemalige Amt Rheinberg. Bonn 1883, XIII; Ute Geißler: Die Stadt Rheinberg am Niederrhein und ihre Befestigungsanlagen. Rheinberg 1995, 73.
16 Maeseyck, Städtchen an der Maas im Stift Lüttich. Lexikon Geographie, 828; Nijhoffs, 349; Grote/ Winkler/ Prins XII, 407.
17 Reichsfrh. (Reichsgf.) Jan (Johann) v. Werth (1590/91–1652). Der Sohn eines Jülicher Freibauern stieg als Schreib- und Leseunkundiger vom einfachen Reiter im Heer Spinolas (1608) bis zum bayer. und schließlich ksl. Kavallerie-General und Feldmarschall auf. Vgl. BAB 727, 164ff.; BWN VII, 31. Schon 1634/35 hatten span. Truppen ihre Winterquartiere im Bst. Lüttich eingenommen, unter dem Protest des Kurfürsten, des Domkapitels und der Stände, die die Neutralität ihres Territoriums verletzt sahen. Im März 1635, also zwei Monate vor der offenen Kriegserklärung Frankreichs an Spanien, schlossen der Bürgermeister der Stadt (Sébastien La Ruelle, s. 310113 K 41), der frz. Agent in der Stadt (Abbé de Mouzon, s. ebd. K 45) und René de Renesse Comte de Warfusée (s. 300924 K 3) ein Schutzabkommen. Während sich im Mai das frz. und das staat. Heer bei Maastricht vereinigten, wurde im Juni ein ksl. Korps unter Piccolomini (s. Anm. 18) zur Unterstützung des Kardinalinfanten und Statthalters der span. Niederlande gen Lüttich entsandt, wiederum unter Protest von Domkapitel und Stadt. Zugleich ermahnte der Kaiser im August die Stadt, von einer Unterstützung der Reichsfeinde abzulassen. Im Oktober antwortete die Stadt unter Verweis auf ihre proklamierte Neutralität. Die ksl. Truppen unter Piccolomini beabsichtigten, ihre Winterquartiere 1635/36 im Bistum einzunehmen; nur gegen eine hohe Summe Geldes waren sie bereit, das Territorium zu räumen. Während Ebf. u. Kf. Ferdinand v. Köln eine Ständeversammlung im Frühjahr einberufen wollte, um die verlangten Gelder aufzubringen, verweigerte die Stadt Lüttich ihre Zustimmung dazu. Deshalb rief der Kurfürst ein bayer. Korps unter Werth zu Hilfe, das bei Maeseyck über die Maas setzte und auf Lüttich zumarschierte. Die Stadt protestierte umgehend, da der Kurfürst keine fremden Truppen ohne Zustimmung der drei Landstände ins Land holen dürfe, und rief die städt. und ländl. Milizen zu den Waffen. Dennoch besetzten Truppen Werths unbefestigte stiftische Orte im März 1636. In der Stadt selbst spitzte sich die Auseinandersetzung zwischen den loyalen Chiroux und den die Mehrheit in Rat und Bürgerschaft stellenden rebellischen Grignoux um La Ruelle zu. In der Folgezeit verwüsteten die Grignoux die Besitztümer der Loyalisten und Adligen, die die Stadt verlassen hatten. Gegen „die Verräter“, die z. T. in Arrest genommen worden waren, wurde Anklage erhoben. Unterdessen zogen die erfolglos gebliebenen ksl. und ligist. Belagerungstruppen gegen Ende des Monats Juni in Richtung Artois und Picardie ab — Piccolomini am 24. 6., Werth am 26. 6. —, um gegen die frz. Truppen zu kämpfen. Für Frankreich spitzte sich mit den Triumphen der Spanischen und Kaiserlichen die Lage in den nächsten Wochen sehr bedrohlich zu; nur mit Mühe konnte man sich gegen diesen Gegenschlag behaupten. Vgl. BA NF II. 9, 695ff.; II. 10, Tlbd. 2, 756f., 877, 962; Thea- || [655] trum europaeum, 3. Tl. (s. Anm. 12), 611, 619, 628, 643, 652f., 667, 686ff., 704f.; Joseph Daris: Histoire du Diocèse et de la Principauté de Liége pendant le XVIIe Siècle. Tome I et II. Liége 1877, I, 106ff.; Alice Dubois: Le Chapitre Cathédral de Saint-Lambert a Liège au XVIIe Siècle. Liège 1949, 273f., 277; Helmut Lahrkamp: Jan von Werth. Sein Leben nach archivalischen Quellenzeugnissen. Köln 1962, 50ff.; ders.: Jan von Werth (1591–1652). In: Rheinische Lebensbilder III (1968), 97–115, 101. Vgl. Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte. Hg. u. bearb. v. Jan Peters. Berlin 1993, 72ff.
18 F. Octavio Piccolomini d’Aragona Duca d’Amalfi (FG 356; 1641), 1632 ksl. Generalwachtmeister und 1633 Kavalleriegeneral.
19 Péronne, Dept. Somme/ Picardie.
20 Don Fernando de Austria, jüngerer Bruder Kg. Philipps IV. v. Spanien, Kardinalinfant v. Spanien, Ebf. v. Toledo, Statthalter der span. Niederlande 1634–1641. Vgl. 300410 K 22.
21 Kf. u. Ebf. Ferdinand v. Köln, Hz. v. Bayern, Bf. v. Hildesheim, Lüttich, Münster u. Paderborn, der seit seinem Regierungsantritt in schwere politische Konflikte mit der Stadt Lüttich und ihren Repräsentanten verwickelt war. S. Anm. 17 u. 310113 (K 40, 41 u. 45), vgl. auch 300410 K 10.
22 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), der 1635 nicht dem Prager Frieden beigetreten war und als einziger unter den regierenden deutschen Reichsfürsten sein 1631 mit Schweden geschlossenes Bündnis fortsetzte und durch einen Allianzvertrag (1635) mit Frankreich ergänzte.
23 Hanau, das am 31. 10. 1631 im Handstreich von den Schweden besetzt worden war, wurde seit September 1635 belagert. Der zeitweilig als schwed. Oberst dienende, 1635 von Kaiser und Reich geächtete Gf. Philipp Moritz v. Hanau-Münzenberg (FG 144; s. Anm. 26 u. BA NF II. 10, Tlbd. 2, 345f., Tlbd. 3, 1524; Tlbd. 4, 1669), war bereits im Oktober 1634 mit seiner Familie nach Metz, später nach Holland ins Exil gegangen und hatte seinen jüngeren Bruder Jakob Johann (1612–1636) als Statthalter der Grafschaft zurückgelassen, die nun von Ks. Ferdinand II. sequestriert wurde. Am 12./ 22. 6. 1636 rückte die vereinigte schwed.-hess. Armee unter dem Kommando Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel und des schwed. Generalfeldmarschalls Alexander Leslie (s. Anm. 25) gegen Hanau vor, das am nächsten Tag erobert wurde. Vgl. Theatrum europaeum, 3. Tl. (s. Anm. 12), 618, 626, 640, 652, 664f.; Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637. Marburg 1938, 140f.; Carl Arnd: Geschichte der Provinz Hanau und der unteren Maingegend. Hanau 1858, 183ff., 252; Geographische Beschreibung der Grafschaft Hanau-Münzenberg und Geschichte der ehemals regierenden Herren und Grafen zu Hanau. Hanau 1782, 60ff.; Bernhard Hundeshagen: Die Belagerung und Entsetzung der Stadt Hanau im dreissigjährigen Kriege. Hanau 1812; Dieter Dörner: Hanau im Spiegelbild des Dreißigjährigen Krieges und die Belagerung durch Lamboy. In: Reise durch Hanaus Geschichte. stadtzeit. Geschichtsmagazin anläßlich des Jubiläums „400 Jahre Wallonisch-Niederländische Gemeinde und Neustadt Hanau“. 1597–1997. Hg. Magistrat der Stadt Hanau [u. a.]. Red.: Lars-Oliver Renftel. [Hanau 1997], 24–29; R. Wille: Hanau im dreissigjährigen Kriege. Hanau 1886, 218ff. (kaiserliche Belagerung), 285ff. (Entsatz). — Hundeshagen gibt auch die von Mario folgends berichtete Anekdote wieder, wonach eine Kuh, die zuvor 100 Gulden gekostet habe, nach dem Entsatz „sogleich um 5–6 Reichsthaler geschlachtet“ wurde (a. a. O., 66).
24 In Köthen.
25 Alexander Leslie, unehelicher Sohn aus dem schott. Geschlecht der Leslies of Balquhain, seit 1641 1. Earl of Leven (1582–1661), mit einer langen schwed. Militärkarriere seit 1608. Er folgte dem verstorbenen Frh. Dodo zu Innhausen und Knyphausen (1583–1636), Bruder Enno Wilhelms (FG 238, s. 340628 u. ö.) und Vetter Philipp Wilhelms v. I. u. K. (FG 241), im Juni 1636 auf den Posten des Feldmarschalls und Generals der schwed. Truppen in Westfalen. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel, der mit seinen Truppen Ende Mai aus Kassel aufgebrochen und sie am 3./13. 6. von Paderborn nach Hanau in Marsch gesetzt hatte, vereinigte sie am 12./ 22. 6. bei Windecken nahe Hanau mit Leslies Schweden. Charles Sanford Terry: The Life and Campaigns of Alexander Leslie, first Earl of Leven. London [u. || [656] a.] 1899, 36. An diesen Operationen nahm auch der schwed. General und Landsmann Leslies, James King (FG 224), teil. Vgl. Anm. 23 und R. Wille: Hanau im dreissigjährigen Kriege (s. Anm. 23), 285ff. Im Oktober 1636 erkämpften Johan Banér (FG 222) und Leslie den Sieg in der Schlacht bei Wittstock. Im Oktober 1638 kehrte Leslie nach Schottland heim, ähnlich vielen anderen schottischen Söldnern, die die Unruhen im Vorfeld des Bürgerkriegs ins Heimatland zurückzogen. Leslie führte auf Seiten der Covenanters die schottischen Truppen gegen Kg. Karl I. v. England an. Vgl. Arma Suecica I, 13, 87, 139; II, 14; Arma Suecica3, 121, 256; BBAI, 681/ 177–210; 1233/ 1–3; DNB XXXIII, 68–76; SBL XXII, 581–583; Lars Ericson: Die schwedische Armee und Marine während des Dreissigjährigen Krieges. In: Krieg und Frieden II, 301–307, 302; C. Sanford Terry, a. a. O., insbes. 32ff.
26 Gfn. Catherina Belgica v. Hanau-Münzenberg (1578–1648), Tochter F. Wilhelms I. v. Oranien und Witwe Gf. Philipp Ludwigs II. (1576–1612). Bis zum 1627 erfolgten Regierungsantritt ihres Sohnes Philipp Moritz (1605–1638, s. Anm. 23) hatte sie die Regierungsgeschäfte vormundschaftlich geführt. Als Hanau 1622 von Ligatruppen unter Tilly geplündert wurde, floh sie mit ihren Kindern nach Holland, um ihr weiteres Leben meist im Haag am Hof ihres Halbbruders F. Friedrich Heinrich v. Oranien zuzubringen. Ihre jüngeren Söhne — Wilhelm Reinhard (1607–1630), Heinrich Ludwig (1609–1632) und Friedrich Ludwig (1610–1628) — waren mit Ausnahme Jakob Johanns (1612–1636) zum Zeitpunkt der Abfassung des vorliegenden Briefes bereits verstorben. Vgl. 301001; Ditzhuyzen, 61f.; Oranje Boom I, 26.
27 Lies: sich.
28 Lyon.
29 Hercule-Girard (baron) de Charnacé (1588–1637), im Januar 1633 nach Den Haag geschickt, um dort den alten ordentlichen Gesandten der frz. Krone, Sieur Nicolas de Baugy (s. 310113 K 34 u. K 36, 310311 K 7), zu unterstützen und die Vereinigten Niederlande von einem Waffenstillstand oder Friedensschluß mit Spanien abzuhalten, zu dem damals in den Vereinigten Niederlanden gewisse Neigung bestand. Durch großzügige Unterstützung der einheimischen Kriegspartei gelang dies gegen massive Widerstände insbesondere der Provinzen Friesland, Groningen und Holland mit dem auf sieben Jahre geschlossenen frz.-ndl. Beistandspakt vom 15. 4. 1634 und der größtenteils in Frankreich ausgehandelten Offensiv- und Defensivallianz vom 8. 2. 1635, welch letztere 2.300000 Livres an jährlichen Subsidienzahlungen durch Frankreich, gemeinsame Militäroperationen und eine Teilung der span. Niederlande unter den Alliierten vorsah. Als Baugy im September 1634 seinen Posten quittierte, trat Charnacé seine Nachfolge an (bis 1637). Als Kommandeur eines frz. Infanterie-Regiments nebst einer Kompanie Kürassiere fiel er bei der Belagerung der span. Festung Breda durch die Niederländer am 1. 9. 1637. S. die Meldung über seinen Tod im Brief von Constantijn Huygens an Fn. Amalia v. Oranien vom 1. 9. 1637. In: De Briefwisseling van Constantijn Huygens (1608– 1687). Hg. J. A. Worp. Tweede Deel: 1634–1639. ’s-Gravenhage 1913, 293. Vgl. auch ebd., 56, 58f., 63, 67, 69, 71 u. ö.; dass. Eerste Deel: 1608–1634. ’s-Gravenhage 1911, 387, 433, 469, 473. Vgl. ferner I. Commelyn: Histoire de La Vie & Actes memorables de Frederic Henry de Nassau Prince d’Orange ... Deux Parties. Amsterdam 1656, I, 339 (HAB: B 69a Schulenb. 2°); Aitzema II, 92ff., 198ff., 272, 425, 457, 491; DBF VIII, 607f.; Groen van Prinsterer III, 24, 35ff.; Het Staatsche Leger III, 38; IV, 68f.,71ff., 97, 185, 212, 219, 246, 249, u. ö.; Schutte, 7f.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. 4. Bd.: Bis 1648. Gotha 1910, 478ff.; Ders.: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam 1924, 155, 158ff., 171, 173f., 176, 178; J. J. Poelhekke: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Een biografisch Drieluik. Zutphen 1978, 406–408, 416–440, 443, 455, 469f., 475, 479f., 502; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Münster 1999, 81; A. Waddington: La République des Provinces-Unies, La France & Les Pays-Bas Espagnols de 1630 a 1650. Tome 1: 1630– 1642. Paris 1895, 196, 199, 206, 208ff., 211–231, 242, 247, 253f.
30 Geld. Vgl. Cic. phil. 2, 5: „Nervos belli, pecuniam.“
31 Als Appellativum für (große) Herren, hochgestellte Personen; schon bei Luther belegt. Vgl. Stieler, 765; Etymolog. Wb. (Pfeifer) 507; || [657] Wilhelm Reynitzsch: Uiber Truhten und Truthensteine, Barden und Bardenlieder, Feste, Schmäuse etc. und Gerichte der Teutschen. Nebst Urkunden. Gotha 1802, 15, 156f.: „Hanßen“ als die „Großen, Herren“. Auch im Nl. „Hansen“ als magnates, optimates; „groote Hans“: Mann von Ansehen, Vermögen. WNT V, 2110ff., 2111.
32 Die Verenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) war am 20. 2. 1602 als Vereinigung der in Vorund Hinterindien, insbes. im indones. Archipel wirkenden Handelsunternehmungen gegründet worden. Sie war mit umfassenden Monopol- und Souveränitätsrechten ausgestattet. Seit 1605 kämpften die Holländer mit den Portugiesen und Spaniern sowie seit 1610 mit der englischen East India Company (EIC) um das Dominat über Südindien, die Molukken-Inseln, die Philippinen und Malakka. Es gelang ihnen in den 30er Jahren, die Gewürzinseln der Bandas und Molukken zu beherrschen und ein Gewürzmonopol zu errichten, das hohen Gewinn in Europa abwarf. Schon im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts waren die Spannungen zwischen VOC und (der bedeutend schwächeren) EIC angestiegen. Gegenseitige Handelsbehinderungen bis hin zur Kaperei wurden zur Regel. Vgl. De archieven van de Verenigde Oostindische Compagnie. The Archives of the Dutch East India Company (1602–1795). Ed. by R. Raben/ H. Spijkerman. Algemeen Rijksarchief, Eerste Afdeling. ’s-Gravenhage 1992; C. R. Boxer: The Dutch Seaborne Empire 1600–1800. London3 1972; Femme S. Gaastra: Die Vereinigte Ostindische Compagnie der Niederlande — Ein Abriß ihrer Geschichte. In: Kaufleute als Kolonialherren: Die Handelswelt der Niederländer vom Kap der Guten Hoffnung bis Nagasaki 1600–1800. Hg. E. Schmitt u. a. Bamberg 1988, 1–89.; The East India Company: 1600– 1858. Ed. by Patrick Tuck. Vol. I–VI. Vol. I: William Foster: England’s Quest of Eastern Trade. 1933. Repr. London 1998, 271ff.; Israel, 321ff., 345f., 401ff., 408f. u. ö.; Jonathan I. Israel: The Dutch Republic and the Hispanic World 1606–1661. Oxford 1986, 5, 8, 14f., 26f., 117ff., 277f.; Philip Lawson: The East India Company: A History. London/ New York 1987, 31ff. Im Sommer 1636 erhielt man in den Niederlanden Kunde, „dat de Koningh [Karl I. v. England] acht-en-twintigh Schepen hadde ghesonden om acht Hollandtsche Schepen uyt Oost-Jndien/ achter Schotlandt omkomende/ te rescontreeren ende aen te houden: Die van de Compagnie [VOC] sonden in der haest een Jacht om de acht Oost-Jndische in Zee te ghemoeten/ haer te waerschouwen van de Engelsche/ ende te animeren het Scheps-Volck tot resistentie onder belofte van drie maent gagie haer te vereeren so sy geattacqueert werdende haer defendeeren.“ Aitzema II, 310. Zur jüngeren Schwester der VOC, der Westindischen Compagnie, s. 310113 K 33.
33 Paraphen, eigentlich Namenszüge, -zeichen oder -schnörkel, hier wohl Zeilen, Anmerkungen o. ä.
34 S. Anm. 2 und 3.
35 Fn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (1606– 1635; AL 1617; TG 20), Schwester F. Christians II. S. 300921 K I 4, 310108 u. 340716. Über sie ist nicht viel bekannt; am 17. 10. 1635 ist sie verstorben. Vgl. Beckmann V, 338; Lentz, 703; D. Ph. E. Bertram: Geschichte des Hauses und Fürstenthums Anhalt. Fortges. v. M. J. C. Krause. 2 Tle. Halle 1780 u. 1782, II, 583; Conermann TG , 590. Bei der Rückkehr von seiner Wien-Reise nach Bernburg am 13. 10. 1635 fand F. Christian II. seine „Schwester Louysen [...] an der Ruhr kranck, darnieder liegende“, welche im Bernburgischen gerade viele Todesopfer fordere. Christian: Tageb., Bd. 13, Bl. 456r. Am 15. Oktober besuchte er sie; am 16. mußte er zur Kenntnis nehmen, daß sich ihr Zustand nicht bessern wollte (Bl. 457v, 459v). Am 17. 10. endlich notierte er in seinem Tagebuch: „Mitt Meiner Schwester, Frewlein Louysa Amalia, hat es sich gar nicht zur beßerung anlaßen wollen, wiewol D. [Matthias] Engelhardt vndt D. Brandt, das ihrige darbey gethan. Der Hofprediger Er. Andreas Winsius ist zeittlich erfordert worden. Die Rote Ruhr, die hauptkranckheitt, ein fleck fieber, vndt asthma haben concurrirt, vndt Meine Liebe Schwester gegen 2 Vhr Nachmittags, in wahrer anruffung Gottes, durch ein sanfftes Sehliges ende, hinweg genommen, da Sie doch vber 4 tage, nicht recht darnieder gelegen. Gott verleyhe Jhrer Ld. vndt vnß allen an jehnem großen, vndt herrlichen tage, eine fröhliche aufferstehung, zum ewigen Sehligen, vndt himmlischen Leben Amen.“ Ih- || [658] re Beisetzung fand am 20. 10. in Köthen in aller Stille statt (ebd., Bl. 459vf., 461v). Ihre Leichenpredigt (bezeugt in IP, Bl. 336r: „Leichpredigt Freulein Amalien Loysen Fürsten zu Anhalt Zerbst 1635. autor. Daniel Sachse 27 Exemplaria in 4to.“) ließ sich nicht nachweisen.
36 F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg älteste Schwester Pzn. Eleonora Maria v. Anhalt-Bernburg (1600–1657; AL 1617, TG 17), am 7. 5. 1626 vermählt mit Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158). Bei ihr hielten sich die jüngeren Bernburger Schwestern häufig und über längere Zeiträume auf. Vgl. 300330 K 3, 321201 K 11, 340107. Nach dem Überfall kursächs. Truppen auf das Schloß Bernburg im März 1636 hatte Christian seine Frau Fn. Eleonora Sophia, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein- Sonderburg (TG 39), in ihrer alten Heimat in Sicherheit bringen lassen. Vgl. 360428 K II 21.
37 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg und seine Gattin Eleonora Sophia.
38 Lieuwe van Aitzema (1600–1669), fries. Edelmann, 1624 zugelassener Advokat in Den Haag, 1629 dort Rat und Agent der Hansestädte, ein Amt, das er bis zu seinem Tod innehatte. Gegner der calvinistischen Orthodoxie, der gegen Ende seines Lebens zum Katholizismus konvertierte, gleichwohl Skeptiker mit Hang zum politisch-moralischen Zynismus, berühmt als Geschichtsschreiber und Staatskundiger v. a. aufgrund seines unersetzlichen Hauptwerkes Saken van Staet en Oorlogh (erstmals 1655), s. Aitzema. Vgl. BAB 8, 248ff.; BWN I, 40f.; NNBW IV, 17ff.; Jöcher I, 174; Adelung I, 367f.; Herbert H. Rowen: Lieuwe van Aitzema: A Soured but Knowing Eye. (Erstmals veröff. 1987). In: The Rhyme and Reason of Politics in Early Modern Europe. Collected Essays of H. H. R. Ed. by Craig E. Harline. Dordrecht [u. a.] 1992, 83–97.
39 Burkhard v. Erlach, s. 300410 I. Er gehörte als bernburg. Hofmarschall zu den „der Löblichen geselschafft bekhanten Caualiren“, d. h. den Mario bekannten anhaltischen Mitgliedern der FG (FG 52), mit denen Mario auch persönlich eng verbunden war.
40 Mario verfügte nur über ein unvollständiges Exemplar des GB 1629 mit seinen in Kupfer gestochenen Impresen der FG-Mitglieder, das ihm von Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20) zugeleitet worden war. S. 300410 K 2 u. 310224. Eine von Schilling 1630 übersandte aktuelle handschriftliche Mitgliederliste hatte Mario indes vom Zuwachs der FG-Mitglieder über die ihm bekannte Zahl von 148 hinaus unterrichtet. S. 300410 und 310224.
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