Einer der fünf Söhne des (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7), anhaltischer Kammerrat,
Hofmarschall und Amtshauptmann zu Dessau, vermählt mit Catharina Elisabeth
v. Peblis, einer Schwester des Georg Hans v. Peblis (FG 102) und der Anna Maria,
Gattin Friedrichs v. Schilling (FG 21). Vgl. 310800 K 3. (Albrecht) Christofs Söhne hießen:
Adolph Wilhelm (nicht vor 1608–1665; FG 245), der Älteste, bereits 1632 als Capitain
Hz. Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) bezeugt (kommt hier also nicht in Frage),
Georg Christoph (†1636 unvermählt), Heinrich Philibert († 1642 unvermählt; FG
341), Georg Aribert (1617–1665) und Siegfried Hildebrand (†1669), anhalt. Geheimer
Rat und Oberhauptmann. Hier wahrscheinlich gemeint ist Georg Aribert, der die militärische
Laufbahn einschlug, da er, nach Ausweis der Leichenpredigt, „den Büchern und
studieren/ eben nicht mit so gar grosser Emsigkeit obliegen können/ sein Gemüth auch
stets auff
Martialische Gedancken gerichtet gewesen“. Sein Vater schickte ihn daher zum
[kursächs.] Generalleutnant „Arrenheim“ (Hans Georg v. Arnim, FG 255) als einen
„Edelknaben“. Bald darauf wurde er Pikenier unter dem schwed. Generalmajor Johann
Georg aus dem Winckel (FG 219). Nachdem sich mit dem Prager Frieden vom Mai 1635
Kursachsen von Schweden getrennt hatte, nahm der junge Krosigk auf kursächs. Seite
an der „scharffen“ Schlacht von Havelberg (1636 bzw. schwed. Wiedereinnahme 1637)
teil, in deren Verlauf er in schwed. Gefangenschaft geriet. Nach seiner Freilassung wurde
er vom Vater nach Holland verschickt, „allwo er unter seiner Hochheit dem Printzen
von Oranien/ unter den Collingischen Regiment/ die Musquete getragen“. Er nahm an
der Belagerung Bredas im September 1637 (s. Anm. 29) und der Eroberung Genneps
(Hzt. Kleve) im Juli 1641 (s. 310113 K 17 u. 420120) teil. Danach trat er in hessen-kasselsche
Dienste, mit denen er 1645 den Kriegsdienst insgesamt quittierte, um sich der Bewirtschaftung
seiner Güter zu widmen. Er war verheiratet mit Dorothea Susanna v. Erlach
zu Altenburg, die er bei seinem Tode mit dem gemeinsamen Sohn Hans Romanus
hinterließ. S. Die Hütte Gottes Bey den Menschen. Bey dem Christlichen Leichbegängnüs Des ... George Ariberts von Krosig/ Capitains auf Hohnstorff und zu Sandersleben
Erbherren/ Welcher den 17. Aprilis ... seliglich entschlaffen ... Eröffnet/ und ... zum
Druck übergeben/ Durch Daniel Sachsen/ Fürstl. Anhaltischen Hof-Prediger und Superintendenten
zu Cöthen. ... Gedruckt in der Fürstl. Buchdruckerey daselbst durch Michael
Röelen/ Anno 1665. HAB: LP Stolberg 13893. Personalia dort Bl. E [i]r – F ij r.
Vgl. ferner
ADB XVII, 195;
Beckmann VII, 298;
Conermann III, 11f., 273, 390; || [
653]
Kneschke V, 301–303;
Zedler XV, 1981f.; Jahrbuch des deutschen Adels, II (1898), 368;
Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- u. Freiherren-Geschlechts
von Krosigk. Berlin 1856, 104f., 116f.
Fn. Sophia v. Anhalt-
Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629, TG 38).
In 420120 erwähnt Mario (FG
100. Der Goldgelbe) einen „
Francoischen Capitein genandt
Span“, der mit dem hier genannten
Hauptmann in der Garnison zu Geertruidenberg aber nicht identisch sein
dürfte, wenn französisch seine Abstammung bezeichnet.
Het Staatsche Leger bringt für
den fraglichen Zeitraum nur wenige knappe Hinweise auf einen Gerrit Spaen, der 1645
den Rang eines Majors bekleidete (IV, 313), und auf Jacob van Spaen, 1647 Führer eines
Fähnleins Arkebusiere (IV, 205, V, 33). Letzterer, der als Rittmeister der staat. Kavallerie
1646–48 in den Tagebüchern Gf. Wilhelm Friedrichs v. Nassau-Dietz genannt wird,
kann aber nicht gemeint sein, da diese Quelle erst am 3./ 13. 2. 1647 vermerkt, Spaen sei
Rittmeister geworden. S. Gloria Parendi. Dagboeken van Willem Frederik stadhouder
van Friesland, Groningen en Drenthe 1643–1649, 1651–1654. Uitg. J. Visser onder eindredactie
van G. N. van der Plaat. Den Haag 1995, 334, vgl. 219, 335f., 339, 343, 347,
540f., 545, 548–551.
Adelsburse, Gemeinschaft adliger Soldaten, Studenten u. a., d.
i. Unterbringung und Kost unter den adligen Kriegsknechten bzw. Haufen von jeweils
10 solcher Kadetten. S.
Diefenbach, 279 u.
Götze, 44; aus Adel, m. und mlat. bursa; vgl.
Etymolog. Wb. (Pfeifer), 186 (s. v. Bursche).
Geertruidenberg in Nordbrabant (nordöstlich
von Breda) gelegen, aber zur Gft. Holland zählend und den Fürsten v. Oranien
gehörig. S. 301011 K 26.
Nl. plakaat, Verordnung, Bekanntmachung. S. 310113 K
32.
gedroht. Vgl. nhd. dräuen,
Etymolog. Wb. (Pfeifer), 245.
Nl. impost, Steuer,
Abgabe.
Heringsbüsen. S. 300921 K 7.
Kriegsschiffe. Nl. oorlog, Krieg. Vgl.
300921 K 5.
Kg. Karl I. v. England (u. Schottland) reklamierte wie zuvor sein Vater
Jakob I. und dessen Vorgänger als kgl. Regal oder Souveränitätsrecht ein
dominium maris
über alle englischen, walisischen, schottischen und irischen Küstengewässer und begriff
sich als Monarch zu Land und zur See. S. auch die zwei
Dominion of the Sea-Medaillen
Kg. Karls von 1630 und 1639. Jane Roberts: The King’s Head. Charles I: King
and Martyr. London 1999, 7 und T. 8. Die Niederlande hatten 1634 eine enge Allianz
mit Frankreich geschlossen, deren Erneuerung 1636 durch ein geheimes Komitee der
Generalstaaten vorbereitet wurde. S. Anm. 29 u.
Israel, 524f. u. 527. Einem eines dinges
im wenigsten besten [bestehen], d. i. es einem keineswegs zugestehen. Vgl.
Götze, 29.
Die der einheimischen Fischerei schädliche Konkurrenz insbesondere seitens der Holländer
und Seeländer sollte begrenzt werden, indem Fremden das Fischen in brit. Hoheitsgewässern nur auf Grundlage einer alljährlich einzuholenden kgl. Lizenz erlaubt
sein sollte. Hatten die Holländer solche Restriktionen bereits früher grundsätzlich zurückgewiesen — u. a. mit Hugo Grotius’ Werk
De Mare Liberum —, so hielt die brit. Regierung
an ihrer Staatsdoktrin des
Mare Clausum (1635 von John Selden veröffentlicht)
fest. 1635 und 1636 proklamierte Kg. Karl I. den Aufbau einer Schutzflotte und verbot
fremden Fischern erneut den Fang in brit. Hoheitsgewässern, wenn sie nicht eine kgl. Lizenz
erkauft hatten. Im Sommer 1636 ließ er seine Schutzflotte gewaltsam gegen ndl.
Heringsfänger vorgehen. Die Niederländer verteidigten ihr „recht tot de vrye Visscherye“
(
Aitzema II, 406) und gaben ihren Heringsfängern Geleitschutz. Immer mehr Heringsfischer
zahlten indes das verlangte Entgelt, bis Kg. Karl I. aufgrund der Zuspitzung
der politischen Lage in seinem eigenen Königreich die eingeschlagene Politik nicht weiter
verfolgen konnte. Vgl.
Aitzema II, 305ff., 402, 406, 409, 492f.;
Theatrum europaeum,
3. Tl. (2. Aufl. 1644), 653f., 667, 689, 706 (HAB: Ge 4° 54); An History of the Transactions
Betwixt the Crown of England And the States of the Netherlands, Since they first
began to be a Republique, to this day. London 1664, 26–37 (HAB: Gr. Mischbd. 27
[9]); [Jan Wagenaar:] Allgemeine Geschichte der Vereinigten Niederlande, von den ältesten
bis auf gegenwärtige Zeiten, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern und bewährten
Urkunden verfasset. Aus dem Holländischen übersetzt. Fünfter Theil. Leipzig 1762, || [
654] 123ff.
Eine nicht verifizierbare Nachricht, evtl. eine polemische Anspielung. Unter
„Barbaria“/ „Barbarey“ wurde zu Marios Zeiten Nordafrika von Marokko bis Libyen
verstanden.
Lexikon Geographie, 107.
F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–
1647) aus dem Grafenhaus Nassau-Dillenburg, Statthalter mehrerer Provinzen der Vereinigten
Niederlande und Oberkommandierender der Truppen der Generalstaaten von
1625 bis zu seinem Tod. S. 300410 K 4.
Rheinberg, Stadt und span. Garnison im
Ebst. Köln, im Juni 1633 von staat. Truppen unter F. Friedrich Heinrich v. Oranien erobert
und bis 1672 als staat. Festung gehalten. S. 300924 K 6. Im Juni 1636 schlug dort
der Blitz in den Pulverturm, „daß dahero alle vmbliegende Gebäw vnd Häuser zerschmettert
vnnd in Brand gesetzt worden/ vnd wenig Häuser in der Statt vnverletzt geblieben/
massen auch dardurch viel Menschen so todt vnd gequetschet gefunden/ vnnd
deß Viehs auff dem Feld nicht verschonet worden.“
Theatrum europaeum, 3. Tl. (s. Anm.
12), 667. Zu „gequetschet“ vgl. nl. gekwetst, verletzt. Fast die halbe Stadt soll damals in
Trümmer gefallen sein. Vgl. Materialien zur Rheinischen Provinzialgeschichte. Hg. Richard
Pick. 1. Bd., 1. H.: Die Stadt und das ehemalige Amt Rheinberg. Bonn 1883, XIII;
Ute Geißler: Die Stadt Rheinberg am Niederrhein und ihre Befestigungsanlagen. Rheinberg
1995, 73.
Maeseyck,
Städtchen an der Maas im Stift Lüttich.
Lexikon Geographie,
828;
Nijhoffs, 349;
Grote/ Winkler/ Prins XII, 407.
Reichsfrh. (Reichsgf.)
Jan (Johann) v. Werth (1590/91–1652). Der Sohn eines Jülicher Freibauern stieg als
Schreib- und Leseunkundiger vom einfachen Reiter im Heer Spinolas (1608) bis zum
bayer. und schließlich ksl. Kavallerie-General und Feldmarschall auf. Vgl.
BAB 727,
164ff.;
BWN VII, 31. Schon 1634/35 hatten span. Truppen ihre Winterquartiere im Bst.
Lüttich eingenommen, unter dem Protest des Kurfürsten, des Domkapitels und der
Stände, die die Neutralität ihres Territoriums verletzt sahen. Im März 1635, also zwei
Monate vor der offenen Kriegserklärung Frankreichs an Spanien, schlossen der Bürgermeister
der Stadt (Sébastien La Ruelle, s. 310113 K 41), der frz. Agent in der Stadt (Abbé de Mouzon, s. ebd. K 45) und René de Renesse Comte de Warfusée (s. 300924 K 3)
ein Schutzabkommen. Während sich im Mai das frz. und das staat. Heer bei Maastricht
vereinigten, wurde im Juni ein ksl. Korps unter Piccolomini (s. Anm. 18) zur Unterstützung
des Kardinalinfanten und Statthalters der span. Niederlande gen Lüttich entsandt,
wiederum unter Protest von Domkapitel und Stadt. Zugleich ermahnte der Kaiser im
August die Stadt, von einer Unterstützung der Reichsfeinde abzulassen. Im Oktober antwortete
die Stadt unter Verweis auf ihre proklamierte Neutralität. Die ksl. Truppen unter
Piccolomini beabsichtigten, ihre Winterquartiere 1635/36 im Bistum einzunehmen; nur
gegen eine hohe Summe Geldes waren sie bereit, das Territorium zu räumen. Während
Ebf. u. Kf. Ferdinand v. Köln eine Ständeversammlung im Frühjahr einberufen wollte,
um die verlangten Gelder aufzubringen, verweigerte die Stadt Lüttich ihre Zustimmung
dazu. Deshalb rief der Kurfürst ein bayer. Korps unter Werth zu Hilfe, das bei Maeseyck
über die Maas setzte und auf Lüttich zumarschierte. Die Stadt protestierte umgehend,
da der Kurfürst keine fremden Truppen ohne Zustimmung der drei Landstände
ins Land holen dürfe, und rief die städt. und ländl. Milizen zu den Waffen. Dennoch besetzten
Truppen Werths unbefestigte stiftische Orte im März 1636. In der Stadt selbst
spitzte sich die Auseinandersetzung zwischen den loyalen Chiroux und den die Mehrheit
in Rat und Bürgerschaft stellenden rebellischen Grignoux um La Ruelle zu. In der Folgezeit
verwüsteten die Grignoux die Besitztümer der Loyalisten und Adligen, die die Stadt
verlassen hatten. Gegen „die Verräter“, die z. T. in Arrest genommen worden waren,
wurde Anklage erhoben. Unterdessen zogen die erfolglos gebliebenen ksl. und ligist. Belagerungstruppen
gegen Ende des Monats Juni in Richtung Artois und Picardie ab —
Piccolomini am 24. 6., Werth am 26. 6. —, um gegen die frz. Truppen zu kämpfen. Für
Frankreich spitzte sich mit den Triumphen der Spanischen und Kaiserlichen die Lage in
den nächsten Wochen sehr bedrohlich zu; nur mit Mühe konnte man sich gegen diesen
Gegenschlag behaupten. Vgl.
BA NF II. 9, 695ff.; II. 10, Tlbd. 2, 756f., 877, 962;
Thea- || [655] trum europaeum, 3. Tl. (s. Anm. 12), 611, 619, 628, 643, 652f., 667, 686ff., 704f.; Joseph
Daris: Histoire du Diocèse et de la Principauté de Liége pendant le XVIIe Siècle. Tome I
et II. Liége 1877, I, 106ff.; Alice Dubois: Le Chapitre Cathédral de Saint-Lambert a Liège au XVIIe Siècle. Liège 1949, 273f., 277; Helmut Lahrkamp: Jan von Werth. Sein Leben
nach archivalischen Quellenzeugnissen. Köln 1962, 50ff.; ders.: Jan von Werth
(1591–1652). In: Rheinische Lebensbilder III (1968), 97–115, 101. Vgl. Ein Söldnerleben
im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte. Hg. u. bearb. v. Jan Peters.
Berlin 1993, 72ff.
F. Octavio Piccolomini d’Aragona Duca d’Amalfi (FG 356;
1641), 1632 ksl. Generalwachtmeister und 1633 Kavalleriegeneral.
Péronne, Dept.
Somme/ Picardie.
Don Fernando de Austria, jüngerer Bruder Kg. Philipps IV. v.
Spanien, Kardinalinfant v. Spanien, Ebf. v. Toledo, Statthalter der span. Niederlande
1634–1641. Vgl. 300410 K 22.
Kf. u. Ebf. Ferdinand v. Köln, Hz. v. Bayern, Bf. v.
Hildesheim, Lüttich, Münster u. Paderborn, der seit seinem Regierungsantritt in schwere
politische Konflikte mit der Stadt Lüttich und ihren Repräsentanten verwickelt war. S.
Anm. 17 u. 310113 (K 40, 41 u. 45), vgl. auch 300410 K 10.
Lgf. Wilhelm V. v.
Hessen-Kassel (FG 65), der 1635 nicht dem Prager Frieden beigetreten war und als einziger
unter den regierenden deutschen Reichsfürsten sein 1631 mit Schweden geschlossenes
Bündnis fortsetzte und durch einen Allianzvertrag (1635) mit Frankreich ergänzte.
Hanau, das am 31. 10. 1631 im Handstreich von den Schweden besetzt worden
war, wurde seit September 1635 belagert. Der zeitweilig als schwed. Oberst dienende,
1635 von Kaiser und Reich geächtete Gf. Philipp Moritz v. Hanau-Münzenberg (FG
144; s. Anm. 26 u.
BA NF II. 10, Tlbd. 2, 345f., Tlbd. 3, 1524; Tlbd. 4, 1669), war bereits
im Oktober 1634 mit seiner Familie nach Metz, später nach Holland ins Exil gegangen
und hatte seinen jüngeren Bruder Jakob Johann (1612–1636) als Statthalter der
Grafschaft zurückgelassen, die nun von Ks. Ferdinand II. sequestriert wurde. Am 12./
22. 6. 1636 rückte die vereinigte schwed.-hess. Armee unter dem Kommando Lgf. Wilhelms
V. v. Hessen-Kassel und des schwed. Generalfeldmarschalls Alexander Leslie (s.
Anm. 25) gegen Hanau vor, das am nächsten Tag erobert wurde. Vgl.
Theatrum europaeum,
3. Tl. (s. Anm. 12), 618, 626, 640, 652, 664f.; Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm
V. von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637. Marburg
1938, 140f.; Carl Arnd: Geschichte der Provinz Hanau und der unteren Maingegend.
Hanau 1858, 183ff., 252; Geographische Beschreibung der Grafschaft Hanau-Münzenberg
und Geschichte der ehemals regierenden Herren und Grafen zu Hanau. Hanau
1782, 60ff.; Bernhard Hundeshagen: Die Belagerung und Entsetzung der Stadt Hanau
im dreissigjährigen Kriege. Hanau 1812; Dieter Dörner: Hanau im Spiegelbild des Dreißigjährigen
Krieges und die Belagerung durch Lamboy. In: Reise durch Hanaus Geschichte.
stadtzeit. Geschichtsmagazin anläßlich des Jubiläums „400 Jahre Wallonisch-Niederländische Gemeinde und Neustadt Hanau“. 1597–1997. Hg. Magistrat der Stadt
Hanau [u. a.]. Red.: Lars-Oliver Renftel. [Hanau 1997], 24–29; R. Wille: Hanau im
dreissigjährigen Kriege. Hanau 1886, 218ff. (kaiserliche Belagerung), 285ff. (Entsatz).
— Hundeshagen gibt auch die von Mario folgends berichtete Anekdote wieder, wonach
eine Kuh, die zuvor 100 Gulden gekostet habe, nach dem Entsatz „sogleich um 5–6
Reichsthaler geschlachtet“ wurde (a. a. O., 66).
Alexander Leslie,
unehelicher Sohn aus dem schott. Geschlecht der Leslies of Balquhain, seit 1641 1. Earl
of Leven (1582–1661), mit einer langen schwed. Militärkarriere seit 1608. Er folgte dem
verstorbenen Frh. Dodo zu Innhausen und Knyphausen (1583–1636), Bruder Enno Wilhelms
(FG 238, s. 340628 u. ö.) und Vetter Philipp Wilhelms v. I. u. K. (FG 241), im Juni
1636 auf den Posten des Feldmarschalls und Generals der schwed. Truppen in Westfalen.
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel, der mit seinen Truppen Ende Mai aus Kassel aufgebrochen
und sie am 3./13. 6. von Paderborn nach Hanau in Marsch gesetzt hatte, vereinigte
sie am 12./ 22. 6. bei Windecken nahe Hanau mit Leslies Schweden. Charles Sanford
Terry: The Life and Campaigns of Alexander Leslie, first Earl of Leven. London [u. || [
656] a.] 1899, 36. An diesen Operationen nahm auch der schwed. General und Landsmann
Leslies, James King (FG 224), teil. Vgl. Anm. 23 und R. Wille: Hanau im dreissigjährigen
Kriege (s. Anm. 23), 285ff. Im Oktober 1636 erkämpften Johan Banér (FG 222) und Leslie
den Sieg in der Schlacht bei Wittstock. Im Oktober 1638 kehrte Leslie nach Schottland
heim, ähnlich vielen anderen schottischen Söldnern, die die Unruhen im Vorfeld
des Bürgerkriegs ins Heimatland zurückzogen. Leslie führte auf Seiten der Covenanters
die schottischen Truppen gegen Kg. Karl I. v. England an. Vgl.
Arma Suecica I, 13, 87,
139;
II, 14;
Arma Suecica3, 121, 256;
BBAI, 681/ 177–210; 1233/ 1–3;
DNB XXXIII,
68–76;
SBL XXII, 581–583; Lars Ericson: Die schwedische Armee und Marine während
des Dreissigjährigen Krieges. In:
Krieg und Frieden II, 301–307, 302; C. Sanford Terry,
a. a. O., insbes. 32ff.
Gfn. Catherina Belgica v. Hanau-Münzenberg (1578–1648),
Tochter F. Wilhelms I. v. Oranien und Witwe Gf. Philipp Ludwigs II. (1576–1612). Bis
zum 1627 erfolgten Regierungsantritt ihres Sohnes Philipp Moritz (1605–1638, s. Anm.
23) hatte sie die Regierungsgeschäfte vormundschaftlich geführt. Als Hanau 1622 von
Ligatruppen unter Tilly geplündert wurde, floh sie mit ihren Kindern nach Holland, um
ihr weiteres Leben meist im Haag am Hof ihres Halbbruders F. Friedrich Heinrich v.
Oranien zuzubringen. Ihre jüngeren Söhne — Wilhelm Reinhard (1607–1630), Heinrich
Ludwig (1609–1632) und Friedrich Ludwig (1610–1628) — waren mit Ausnahme Jakob
Johanns (1612–1636) zum Zeitpunkt der Abfassung des vorliegenden Briefes bereits verstorben.
Vgl. 301001;
Ditzhuyzen, 61f.;
Oranje Boom I, 26.
Hercule-Girard (baron) de Charnacé (1588–1637), im Januar 1633 nach Den
Haag geschickt, um dort den alten ordentlichen Gesandten der frz. Krone, Sieur Nicolas
de Baugy (s. 310113 K 34 u. K 36, 310311 K 7), zu unterstützen und die Vereinigten
Niederlande von einem Waffenstillstand oder Friedensschluß mit Spanien abzuhalten,
zu dem damals in den Vereinigten Niederlanden gewisse Neigung bestand. Durch großzügige
Unterstützung der einheimischen Kriegspartei gelang dies gegen massive Widerstände
insbesondere der Provinzen Friesland, Groningen und Holland mit dem auf sieben
Jahre geschlossenen frz.-ndl. Beistandspakt vom 15. 4. 1634 und der größtenteils in
Frankreich ausgehandelten Offensiv- und Defensivallianz vom 8. 2. 1635, welch letztere
2.300000 Livres an jährlichen Subsidienzahlungen durch Frankreich, gemeinsame Militäroperationen
und eine Teilung der span. Niederlande unter den Alliierten vorsah. Als
Baugy im September 1634 seinen Posten quittierte, trat Charnacé seine Nachfolge an
(bis 1637). Als Kommandeur eines frz. Infanterie-Regiments nebst einer Kompanie Kürassiere
fiel er bei der Belagerung der span. Festung Breda durch die Niederländer am 1.
9. 1637. S. die Meldung über seinen Tod im Brief von Constantijn Huygens an Fn. Amalia
v. Oranien vom 1. 9. 1637. In: De Briefwisseling van Constantijn Huygens (1608–
1687). Hg. J. A. Worp. Tweede Deel: 1634–1639. ’s-Gravenhage 1913, 293. Vgl. auch
ebd., 56, 58f., 63, 67, 69, 71 u. ö.; dass. Eerste Deel: 1608–1634. ’s-Gravenhage 1911,
387, 433, 469, 473. Vgl. ferner I. Commelyn: Histoire de La Vie & Actes memorables de
Frederic Henry de Nassau Prince d’Orange ... Deux Parties. Amsterdam 1656, I, 339
(HAB: B 69a Schulenb. 2°);
Aitzema II, 92ff., 198ff., 272, 425, 457, 491;
DBF VIII,
607f.;
Groen van Prinsterer III, 24, 35ff.;
Het Staatsche Leger III, 38; IV, 68f.,71ff., 97,
185, 212, 219, 246, 249, u. ö.;
Schutte, 7f.; P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. 4.
Bd.: Bis 1648. Gotha 1910, 478ff.; Ders.: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam
1924, 155, 158ff., 171, 173f., 176, 178; J. J. Poelhekke: Frederik Hendrik Prins van
Oranje. Een biografisch Drieluik. Zutphen 1978, 406–408, 416–440, 443, 455, 469f.,
475, 479f., 502; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem
Westfälischen Friedenskongress. Münster 1999, 81; A. Waddington: La République des
Provinces-Unies, La France & Les Pays-Bas Espagnols de 1630 a 1650. Tome 1: 1630–
1642. Paris 1895, 196, 199, 206, 208ff., 211–231, 242, 247, 253f.
Geld. Vgl. Cic.
phil. 2, 5: „Nervos belli, pecuniam.“
Als Appellativum für (große) Herren, hochgestellte
Personen; schon bei Luther belegt. Vgl.
Stieler, 765;
Etymolog. Wb. (Pfeifer) 507; || [
657] Wilhelm Reynitzsch: Uiber Truhten und Truthensteine, Barden und Bardenlieder, Feste,
Schmäuse etc. und Gerichte der Teutschen. Nebst Urkunden. Gotha 1802, 15, 156f.:
„Hanßen“ als die „Großen, Herren“. Auch im Nl. „Hansen“ als magnates, optimates;
„groote Hans“: Mann von Ansehen, Vermögen.
WNT V, 2110ff., 2111.
Die Verenigde
Oost-Indische Compagnie (VOC) war am 20. 2. 1602 als Vereinigung der in Vorund
Hinterindien, insbes. im indones. Archipel wirkenden Handelsunternehmungen gegründet
worden. Sie war mit umfassenden Monopol- und Souveränitätsrechten ausgestattet.
Seit 1605 kämpften die Holländer mit den Portugiesen und Spaniern sowie seit
1610 mit der englischen East India Company (EIC) um das Dominat über Südindien,
die Molukken-Inseln, die Philippinen und Malakka. Es gelang ihnen in den 30er Jahren,
die Gewürzinseln der Bandas und Molukken zu beherrschen und ein Gewürzmonopol
zu errichten, das hohen Gewinn in Europa abwarf. Schon im zweiten Jahrzehnt des 17.
Jahrhunderts waren die Spannungen zwischen VOC und (der bedeutend schwächeren)
EIC angestiegen. Gegenseitige Handelsbehinderungen bis hin zur Kaperei wurden zur
Regel. Vgl. De archieven van de Verenigde Oostindische Compagnie. The Archives of
the Dutch East India Company (1602–1795). Ed. by R. Raben/ H. Spijkerman. Algemeen
Rijksarchief, Eerste Afdeling. ’s-Gravenhage 1992; C. R. Boxer: The Dutch Seaborne
Empire 1600–1800. London
3 1972; Femme S. Gaastra: Die Vereinigte Ostindische
Compagnie der Niederlande — Ein Abriß ihrer Geschichte. In: Kaufleute als Kolonialherren:
Die Handelswelt der Niederländer vom Kap der Guten Hoffnung bis Nagasaki
1600–1800. Hg. E. Schmitt u. a. Bamberg 1988, 1–89.; The East India Company: 1600–
1858. Ed. by Patrick Tuck. Vol. I–VI. Vol. I: William Foster: England’s Quest of Eastern
Trade. 1933. Repr. London 1998, 271ff.;
Israel, 321ff., 345f., 401ff., 408f. u. ö.; Jonathan
I. Israel: The Dutch Republic and the Hispanic World 1606–1661. Oxford 1986, 5,
8, 14f., 26f., 117ff., 277f.; Philip Lawson: The East India Company: A History. London/
New York 1987, 31ff. Im Sommer 1636 erhielt man in den Niederlanden Kunde,
„dat de Koningh [Karl I. v. England] acht-en-twintigh Schepen hadde ghesonden om
acht Hollandtsche Schepen uyt Oost-Jndien/ achter Schotlandt omkomende/ te rescontreeren
ende aen te houden: Die van de Compagnie [VOC] sonden in der haest een Jacht
om de acht Oost-Jndische in Zee te ghemoeten/ haer te waerschouwen van de Engelsche/
ende te animeren het Scheps-Volck tot resistentie onder belofte van drie maent gagie
haer te vereeren so sy geattacqueert werdende haer defendeeren.“
Aitzema II, 310.
Zur jüngeren Schwester der VOC, der Westindischen Compagnie, s. 310113 K 33.
Paraphen, eigentlich Namenszüge, -zeichen oder -schnörkel, hier wohl Zeilen, Anmerkungen
o. ä.
Fn. Loysa Amalia v. Anhalt-Bernburg (1606–
1635; AL 1617; TG 20), Schwester F. Christians II. S. 300921 K I 4, 310108 u. 340716.
Über sie ist nicht viel bekannt; am 17. 10. 1635 ist sie verstorben. Vgl.
Beckmann V, 338;
Lentz, 703; D. Ph. E. Bertram: Geschichte des Hauses und Fürstenthums Anhalt. Fortges.
v. M. J. C. Krause. 2 Tle. Halle 1780 u. 1782, II, 583;
Conermann TG , 590. Bei der
Rückkehr von seiner Wien-Reise nach Bernburg am 13. 10. 1635 fand F. Christian II.
seine „Schwester Louysen [...] an der Ruhr kranck, darnieder liegende“, welche im
Bernburgischen gerade viele Todesopfer fordere.
Christian: Tageb., Bd. 13, Bl. 456r. Am
15. Oktober besuchte er sie; am 16. mußte er zur Kenntnis nehmen, daß sich ihr Zustand
nicht bessern wollte (Bl. 457v, 459v). Am 17. 10. endlich notierte er in seinem Tagebuch:
„Mitt Meiner Schwester, Frewlein Louysa Amalia, hat es sich gar nicht zur beßerung anlaßen
wollen, wiewol D. [Matthias] Engelhardt vndt D. Brandt, das ihrige darbey gethan.
Der Hofprediger Er. Andreas Winsi
us ist zeittlich erford
ert word
en. Die Rote
Ruhr, die hauptkranckheitt, ein fleck fieber, vndt
asthma haben
concurrirt, vndt Meine
Liebe Schwester geg
en 2 Vhr Nachmittags, in wahrer anruffung Gottes, durch ein sanfftes
Sehliges ende, hinweg genom
men, da Sie doch vber 4 tage, nicht recht darnieder gelegen.
Gott verleyhe Jhrer Ld. vndt vnß allen an jehnem großen, vndt herrlichen tage,
eine fröhliche aufferstehung, zum ewigen Sehligen, vndt him
mlischen Leben
Amen.“ Ih- || [
658] re Beisetzung fand am 20. 10. in Köthen in aller Stille statt (ebd., Bl. 459vf., 461v). Ihre
Leichenpredigt (bezeugt in
IP, Bl. 336r: „Leichpredigt Freulein Amalien Loysen Fürsten
zu Anhalt Zerbst 1635.
autor. Daniel Sachse 27
Exemplaria in 4to.“) ließ sich nicht nachweisen.
F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg älteste Schwester Pzn. Eleonora Maria
v. Anhalt-Bernburg (1600–1657; AL 1617, TG 17), am 7. 5. 1626 vermählt mit Hz. Johann
Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158). Bei ihr hielten sich die jüngeren
Bernburger Schwestern häufig und über längere Zeiträume auf. Vgl. 300330 K 3, 321201
K 11, 340107. Nach dem Überfall kursächs. Truppen auf das Schloß Bernburg im März
1636 hatte Christian seine Frau Fn. Eleonora Sophia, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-
Sonderburg (TG 39), in ihrer alten Heimat in Sicherheit bringen lassen. Vgl. 360428 K
II 21.
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg und seine Gattin Eleonora Sophia.
Lieuwe van Aitzema (1600–1669), fries. Edelmann, 1624 zugelassener Advokat in Den
Haag, 1629 dort Rat und Agent der Hansestädte, ein Amt, das er bis zu seinem Tod innehatte.
Gegner der calvinistischen Orthodoxie, der gegen Ende seines Lebens zum Katholizismus
konvertierte, gleichwohl Skeptiker mit Hang zum politisch-moralischen Zynismus,
berühmt als Geschichtsschreiber und Staatskundiger v. a. aufgrund seines unersetzlichen
Hauptwerkes
Saken van Staet en Oorlogh (erstmals 1655), s.
Aitzema. Vgl.
BAB 8, 248ff.;
BWN I, 40f.;
NNBW IV, 17ff.;
Jöcher I, 174;
Adelung I, 367f.; Herbert
H. Rowen: Lieuwe van Aitzema: A Soured but Knowing Eye. (Erstmals veröff. 1987). In:
The Rhyme and Reason of Politics in Early Modern Europe. Collected Essays of H. H.
R. Ed. by Craig E. Harline. Dordrecht [u. a.] 1992, 83–97.
Burkhard v. Erlach, s.
300410 I. Er gehörte als bernburg. Hofmarschall zu den „der Löblichen geselschafft bekhanten
Caualiren“, d. h. den Mario bekannten anhaltischen Mitgliedern der FG (FG
52), mit denen Mario auch persönlich eng verbunden war.
Mario verfügte nur über
ein unvollständiges Exemplar des
GB 1629 mit seinen in Kupfer gestochenen Impresen
der FG-Mitglieder, das ihm von Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20) zugeleitet
worden war. S. 300410 K 2 u. 310224. Eine von Schilling 1630 übersandte aktuelle handschriftliche
Mitgliederliste hatte Mario indes vom Zuwachs der FG-Mitglieder über die
ihm bekannte Zahl von 148 hinaus unterrichtet. S. 300410 und 310224.