1 Hans Ludwig (v.) Knoch (FG 252), älterer Bruder Christian
Ernst (v.) Knochs (FG 268), wirkte seit Michaelis (29. 9.) 1638 als Hofmeister F.
Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), bis er am 18. 11. 1639 seinen Abschied
nahm, um sein ererbtes Gut Trinum (westlich von Köthen) zu übernehmen. Er blieb
jedoch Rat „von hauß auß“. S.
Christian: Tageb. XV, Bl. 17v
u. 232r;
Conermann III, 278f. In 390121 bestätigt F. Ludwig
den Erhalt des Buches und des 1. Kapitels der Knochschen Übersetzung des
Don Quijote-Romans von Miguel de Cervantes Saavedra
(1547–1616). Der erste Teil des
Don Quixote war 1605 in
Madrid erschienen, der zweite ebd. 1615, die erste Gesamtausgabe in Madrid 1637.
F. Ludwig war im Besitz der „beyden Theile, des Don Cuixotes“, wie wir aus 371124
wissen. Welche Ausgabe des
Don Quijote Knoch als
Übersetzungsvorlage gedient hatte und hier vielleicht zurückgeschickt wurde,
bleibt freilich unsicher.
Kat. Dessau BB u.
Kat. Dessau HB führen keine zeitlich in Frage kommende
Ausgabe auf; keinerlei Ausgabe verzeichnen
IP,Catalogus primus,
Catalogus secundus
und das „JNVENTARIVM. Des weylandt Durchlauchtigen, Hochgebornen, Fürsten
undt Herrn, Herrn Christiani, des andern, Fürsten zu Anhaltt ... Verlaßenschafft
betreffende, Anno 1657“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. 7a Nr. 10
2). Welche
Ausgabe Knoch auch vorgelegen haben mochte, es war vermutlich keine französische
Übersetzung (die es seit 1614 durch César Oudin gab), welchen Umweg die Rezeption
spanischer Literatur in Deutschland häufig ging. Denn das dritte von ihm
übersandte Buch nennt Knoch ausdrücklich das „ander Frantzösische Büchlein“, also
das zweite. Wenn sich dies auf die Sprache (und nicht nur die Herkunft des Buches
bzw. seines Autors) bezieht, wäre eine französische
Quijote-Ausgabe damit ausgeschlossen. Hans Ludwig (v.) Knoch scheint, trotz
der Aufforderungen F. Ludwigs in 390121, mit der Übersetzung später, nach Abschluß
der anderen Übersetzungsprojekte (s. Anm. 2 u. 3) fortzufahren, es tatsächlich bei
seinem knappen Versuch belassen zu haben. Zur frühen und in verschiedenen Anläufen
nachweisbaren Rezeption des
Don Quijote im Umfeld der FG
vgl. 250218A V–VII u. 371124 K 5 (mit Lit.). Vgl. auch neuerdings Gernot U. Gabel:
Don Quijotes Spuren in Deutschland. Materialien zur Rezeptionsgeschichte.
[Begleitband zur Ausstellung „Don Quijotes Spuren in Deutschland“, UStB Köln, 11.
6. – 30. 9. 2005], Köln 2005, 15f.; Germán Colón: Las primeras traducciones
europeas del Quijote. Bellaterra 2005, 24f., 27f. u. 36ff.; José Maria Dominguez:
especial
Don Quijote: Alemania y Don Quijote. In: Ecos de
España y Latinoamerica: das aktuelle Magazin in Spanisch. Planegg (abril/ April)
2005, 46–48 (auch zu Hübners Bearbeitung des Stoffes in seinen Dessauer und
Heidelberger Festspielen 1613/14 und zu Caesars Übersetzung); Klaus
Meyer-Minnemann: Zur Entstehung, Konzeption und Wirkung des
Don
Quijote in der europäischen Literatur. In: Europäische Dimensionen des
Don Quijote in Literatur, Kunst, Film und Musik. Hg. Tilmann
Altenberg u. Klaus Meyer-Minnemann. Hamburg 2007, 11–46, hier 11ff.; Johannes
Hartau:
Don Quijote als Thema der bildenden Kunst. In:
ebd., 117–169, hier 117ff.; Michel Moner: La Recepción de
Don
Quijote en Francia. In: El Español en el Mundo. Anuario del Instituto
Cervantes (Barcelona 2004), 39–56. Keine Hinweise auf die frühe deutsche
Cervantes-Rezeption in: Quixote/ Chisciotte. MDCV – 2005. Edizioni rare e di
pregio, traduzioni italiane e straniere conservate nelle biblioteche veneziane.
Mostra a cura di Donatella Ferro. Venezia, Sale Monumentali della Biblioteca
Nazionale Marciana, Libreria Sansoviniana, 18. 11. 2005 – 18. 1. 2006. Catalogo a
cura di
|| [
132] Alessandro Scarsella. Milano 2005; Don Quijote Across Four Centuries.
Papers from the 17th Southern California Cervantes Symposium, UCLA, 7–9 April
2005. Ed. Carroll B. Johnson. Newark/ Delaware 2006; Klaus Dieter Ertler/ Sonja
Maria Steckbauer (Hgg.): 400 Jahre Don Quijote. Zur Rezeption des spanischen
Klassikers in Europa und in den Amerikas. Frankfurt a. M. usw. 2007.
2 Pierre du Moulin d. Ä. (1568–1658): DV | COMBAT | CHRESTIEN
| OV, | DES AFFLICTIONS: |
A Messieurs de l’Eglise reformee
|
de Paris. | Par PIERRE DV MOVLIN Mini- | stre de la
Parole | de Dieu: & Pro- | fesseur en Theologie en | l’Academie de Sedan. |
[Zierstück] | A SEDAN, | Par IEAN IANNON Imprimeur | de l’Academie. | [Linie] | M.
DC. XXII. Zit. n. Brian G. Armstrong: Bibliographia Molinæi. An Alphabetical,
Chronological and Descriptive Bibliography of the Works of Pierre Du Moulin
(1568–1658). Genève 1997, 125, Nr. XVIII. F1. Drei weitere Auflagen folgten dort
noch im selben Jahr sowie eine „Seconde Edition, reueuë & augmentée“ in zwei
Ausgaben (Armstrong, S. 125ff., Nr. XVIII. F2–F4). Eine dieser ersten Ausgaben aus
Sedan hat auch F. Ludwig besessen, sowie eine weitere Ausgabe Sedan 1623, die aber
nicht bei Armstrong nachgewiesen ist. S.
IP, Bl. 273v, vgl.
auch 274r (eine Ausgabe ohne Erscheinungsort und –jahr). In der HAB die Ausgabe:
DV | COMBAT | CHRESTIEN: |
ou des | AFFLICTIONS. |
A Meßieurs de l’Eglise |
reformee de
Paris. | Par P. D
v M
ovlin, | Ministre de la Parole | de Dieu: &
Professeur | en Theologie en l’A- | cademie de Sedan. | [Zierstück] |
A Geneue, | Pour Pierre Chouët. | [Linie] | M. DC. XXII.
1622. Armstrong, S. 128, Nr. XVIII. F5. — Zahlreiche weitere, durchgesehene und
vermehrte Ausgaben erschienen, auch in Sammelwerken Du Moulins: Rotterdam 1623,
Genf 1624, Sedan 1628 usw. (Armstrong, S. 128ff.). Ein zweiter Teil kam erstmals
1642 in Sedan heraus: DEVXIEME PARTIE | DV COMBAT | CHRESTIEN. |
Par
P
ierredv M
ovlin |
Ministre de la Parole de
Dieu. | [Zierstück] | A SEDAN, | Par P
ierre I
annon, Imprimeur | de
l’Academie. | [Linie] | M. DC. XLII. Zit. n. Armstrong, S. 190f., Nr. XXIX. F1.
Die im gleichen Jahr in Genf gedruckte Ausgabe (Armstrong, S. 191, Nr. XXIX. F2)
befand sich im Besitz F. Ludwigs, s.
IP, Bl. 273r. Weitere
Ausgaben folgten (Armstrong, S. 191ff.). Die erste Gesamtausgabe beider Teile
erschien 1644 in Genf bei Jacques Chouët (Armstrong, S. 131, Nr. XVIII. F11, vgl.
F12, F13, F15, F16 u. ö.). Eine lat. Übersetzung ist hier nicht nachgewiesen, wohl
aber eine deutsche, die noch dazu recht früh veröffentlicht wurde: Das Geistliche
| Ritter Büchlein | Von | Der Christen Kampff: | Wie nemblich | Fromme vnd
Christgleubige | Hertzen sich zu diesen betrübten zei- | ten in jhren Trübsalen
trösten/ vnnd | der Macht jhrer Feind Ritter- | lich widerstehen mögen. | Durch |
PETRVM MOLINAEVM | Dienern am Wort Gottes/ vnnd | der H. Schrifft Professoren in |
der Hohen Schul zu | SEDAN. | Nun aber vmb gemeyner erbawung | willen in
Hochteutsch vbersetzt. | [Linie] | Anno M. DC. XXJJJ. StB Nürnberg: Solg. 8. 2628;
VD17. Die Widmungsvorrede d. d. Sedan 29. 1. 1623 an die reform. Gfn. Catherina
Belgica v. Hanau-Münzenberg (1578–1648, Tochter F. Wilhelms I. v. Oranien und
Witwe Gf. Philipp Ludwigs II. [1576–1612], vgl. 360703 K 26;
Ditzhuyzen, 61f.) stammt von Philipp Weitz. In der Vorrede erwähnt Weitz,
z. Zt. in Diensten des Sohnes der Gräfin zu stehen (Bl. (:) (.) iii v), d. i.
Prinz Philipp Moritz’ v. Hanau-Münzenberg (FG 144), der seit 1616 an den U.en
Basel und Genf, 1624 an der U. Padua studierte (s.
Conermann
III, 143) und im Januar 1623 anscheinend seine Studien an der reform. U.
Sedan vervollständigte. Weitz könnte dabei sein Hofmeister oder Reisebegleiter
gewesen sein. Für freundliche Hinweise danken wir Christine Sauer (StB Nürnberg).
— Eine weitere Übersetzung ins Deutsche durch den Baseler Prediger Johann Jacob
Grasser (1579–1627) erschien 1624 in Bern: Der dritte Tractat. | Kampffplatz | der
Kindern Gottes. | Das ist: Von den Anfechtungen, | Widerwertigkeiten, vnd Trübsa-
| len, damit die Gläubigen stätig | zu kämpffen haben: | Wie in gleichem, | von
der vielfaltigen Gnad, hülff, | beystand, vnd errettung Gottes, damit | sie in
Christo seliglich vberwinden, vnd die | Cron der Ehren erlangen: Bey diesen
letsten zeyten, zu übung des | wahren Christenthumbs, ganz noth- | wendig vnd
erbawlich zu lesen. Newlich, durch den hocher-
|| [
133] leuchteten trewen | Diener Gottes, H.
P
etrum du M
oulin | Frantzosisch beschrieben: vnd jetzt männiglich zum | besten mit
allem fleisse verteutsch. | Durch Johan Jacob Grasser, Diener | der Kirchen zu
Basel. | [Bern 1624]. Zit. n. Armstrong, S. 139, Nr. XVIII. G2. Ob diese
Übersetzung(en) F. Ludwig und Knoch bekannt waren, entzieht sich unserer Kenntnis.
Pierre Du Moulins Werk kreist mit dem Anfechtungsthema um ein wichtiges Element
reformierter Glaubenslehre. Vgl. 390121 K 5.
3 F. Ludwig hilft in seinem Antwortschreiben 390121 das Buch
zu identifizieren: „von der erkäntnus gottes“, auch dies ein Werk des französ.
reform. Theologen Pierre Du Moulin d. Ä. (vgl. Anm. 2), das, wie F. Ludwig richtig
feststellt, in der Tat zuerst in lateinischer Sprache erschienen war: PETRI
MOLINÆI | DE | COGNITIONE | DEI | TRAC- | TATVS. | [Linie] | [Zierstück] |
Londini, | Apud Iohannem Billivm. | Typographum Regium. | M. DC. XXIV. Zit. n.
Armstrong (s. Anm. 2), S. 114, Nr. XVII. L1. Weitere Ausgaben folgten rasch:
London 1625 (Armstrong, S. 114f., Nr. XVII. L2), Leiden 1625: PETRI MOLINÆI | De |
COGNITIONE | DEI | TRACTATVS. | [Zierstück mit Unterschrift „NON SOLVS“] | LVGD.
BAT. | Ex Officinâ Elzeviriana | M. DC. XXV. HAB: 1337.1 Theol. (Armstrong, S.
115, Nr. XVII. L3); schließlich Bremen: Berthold de Villiers 1626 (ULB Halle: AB
40 5/k, 20 [1]; VD17; Armstrong, S. 115, Nr. XVII. L4). — Die erste französ. Ausg.
erschien 1625 in Sedan: Traicte | DE LA | COGNOISSANCE | DE DIEV. | Par Pierre Dv
Movlin. | Ensemble vn Sermon fait en vn iour | de Noel, sur l’Incarnation de |
Iesus Christ Nostre Seigneur, | & sur le legitime honneur | de la bien
heureuse | Vierge. | Par Iean Mestrezat. | A SEDAN, | M. DC. XXV. (Armstrong, S.
117, Nr. XVII. F1). Der Übersetzer war hier nach Ausweis der Widmungsunterschrift
der in Paris wirkende reform. Prediger und Moulin-Freund Charles Drelincourt
(1595–1669), dessen erste autorisierte Ausgabe allerdings 1625 in Paris als
„Seconde edition revuë & corrigée“ erschien (s. Armstrong, S. 117f., Nr. XVII.
F1a). Auch Simon Goulart de Senlis übersetzte das Werk ins Französische (Genf
1625, s. Armstrong, S. 118f., Nr. XVII. F2 u. F2a; Leonard Chester Jones: Simon
Goulart 1543–1628. Étude biographique et bibliographique. Genève, Paris 1917,
646f. Exemplare in STB Berlin — PK, TULB Jena, HAAB Weimar). Zahlreiche weitere
Ausgaben folgten (vgl. Armstrong, S. 119ff.), darunter die erste lat.-frz.
Parallelausgabe im Haag 1631: P. Molinæi | DE | COGNITIONE | DEI | Tractatus |
TRAICTÉ | DE LA | Cognoissance | de Dieu. | par | P. du Moulin. | 1631 | Hagæ
Comitis | Anno reparatæ Salutis M DC XXXI. HAB: Lm 1258 (Armstrong, S. 115f., Nr.
XVII. L5). Diese Ausgabe war es wohl auch, die F. Ludwig Knoch als
Übersetzungsvorlage zur Verfügung gestellt hatte (vgl. 390121) und die in F.
Ludwigs nachgelassenem Bücherbestand gefunden wurde, s.
IP,
Bl. 273r. — 1631 war in Breslau bereits eine dt. Übersetzung des Opitz-Freundes
Christophorus Colerus (1602–1658) erschienen: [Kupfertitel:] Petri Molinæi |
Tractat | Vom Erkändt- | nis Gottes. | Durch Einen | Gelährten | Mann in das |
Deutsche ge- | bracht. | Jn Vorlegung | David Müllers | 1631. HAB: 1290.3 Theol.
(2); VD 17 (Armstrong, S. 123, Nr. XVII. G1). Das Werk enthält eine Widmung des
Verlegers David Müller an Jacob Schmid v. Linden, d. d. Breslau 8. 10. 1631. Eine
dt. Übersetzung durch Caspar v. Barth hat sich handschriftlich im Nachlaß
Christian Daums in der RB Zwickau erhalten: „Casparis Von Barth deutscher
TRACTATVS Von der Erkäntniß Gottes Nach vndt aus den Französischen Petri Molinaei
Edit. Lugd. Batavorum 1625.“ (69 Bl.) Signatur: DDDD VII. Vgl. schon Johannes
Hoffmeister: Caspar von Barth als deutscher Poet. In: Zs. f. dt. Philologie 54
(1929), 395–400, hier 396 Anm. 2. Ob F. Ludwig und Knoch die gedruckte Übersetzung
bekannt war, ob Knochs Übertragung überhaupt für eine Veröffentlichung vorgesehen
oder nur als sprachlich-hermeneutische Übung in Angriff genommen wurde, muß
angesichts fehlender Nachrichten offen bleiben. Vgl. Max Hippe: Christoph Köler,
ein schlesischer Dichter des siebzehnten Jahrhunderts. Sein Leben und eine Auswahl
seiner deutschen Gedichte. Breslau 1902, 29f.; David G. Halsted: Poetry and
Politics in the Silesian Baroque. Neo-Stoicism in the Work of Christophorus
Colerus and his Circle. Wiesbaden 1996, S. 114 u. Anm. 71. || [
134]