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390126A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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390126A

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Beantwortet durch 390126B. — Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) bittet F. Ludwig (Der Nährende) im Namen Cuno Ordomars v. Bodenhausen (FG 69. Der Bequeme), diesem durch den Boten seines Briefs Rudolfs v. Dieskau (FG 155) (satirische) LEGATION Oder Abschickung der Esell in Parnassum zuzustellen. Bodenhausen wolle sich durch die Lektüre (scherzhaft) auf seine bevorstehende Reise (zum Administrator des Erzstifts Magdeburg) nach Halle vorbereiten. Da dem Gesandten der Esel Reisegeld gewährt worden sei, frage auch Bodenhausen nach einer Erstattung seiner Spesen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 402r–403v [A u. Empfangsvermerk: 403v], 402v leer; eigenh. [Handschrift: [Bl. [402r]]; Reste eines roten Lacksiegels. 403r: Antwortkonzept F. Ludwigs 390126B.

Anschrift


A Dem Nehrenden zu handen. Cöthen
Dabei eigenh. Empfangsvermerk von F. Ludwig: 26. Jenners 1639

Text


Der Bequehme hatt heute zu mir geschickt, lest mir anzeigen, das ihm abschickung nach halle aufgetragen,1 bittet, das er bey Zeigern der Esel abschickung,2 auf einmahl zu durchlesen, fähig werden möchte, sich desto besser darnach zu || [144] achten habende. Neben dem hette er vernommen, das sich der abgesante Esel nicht ohne verlag3 auf die reise hette machen wollen, so hielte er darfür, man würde ihn nicht weniger, als jehnen Esel, mit Zehrung versehen4 . Dieses hatt dem Nehrenden auf guttachten vndt ansuchen nicht vnverhalten bleiben sollen. Es verbleibet aber

   des Nehrenden dienstwilligster
   Der Vielgekörndte

Reinsdorf den 26. jenner 1639.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar
1 Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69. Der Bequeme), Freund, Nachbar und Kollege Diederichs v. dem Werder (FG 31) im „Engeren Ausschuß“ der anhalt. Landstände. Der „zur Arbeit Bequeme“ (Name und Wort Bodenhausens in der FG) wurde von F. Ludwig nicht nur in politisch-diplomatischen, sondern auch in FG-Angelegenheiten herangezogen. Vgl. 380000 (K 2), 380423 K I 0 u. 380602 K 6; ferner 390125. Der Anlaß seiner hier genannten Gesandtschaftsreise nach Halle war nach 390126B die Ablegung eines Glückwunsches. Dies kann sich nur auf die nach vielen Verzögerungen am 19. 10. 1638 endlich erfolgte, lehensrechtlich notwendige Einführung und Huldigung des im Prager Frieden endgültig als Erzbischof/ Administrator des Erzstifts Magdeburg anerkannten Hz. Augusts v. Sachsen-Weißenfels (FG 402. 1643) beziehen. Vgl. 371124 K 8 u. 9, 380303 K 3. Wie aus F. Ludwigs Mahnung zur Eile in 390126B ersichtlich, dürfte Bodenhausen den Glückwunsch zur nunmehr unangefochtenen Inbesitznahme des Erzstifts bei Hz. August im Namen der anhalt. Fürsten und Stände als unmittelbare territoriale Nachbarn abgelegt haben. Am Sonntag, dem 3. 2. 1639, notierte F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in seinem Tagebuch: „Bodenh. ist auch von hall, mitt complimenten wiederkommen.“ Christian: Tageb. XV, Bl. 108v.
2 Dieskau: Legation (1638). S. 390114 K I 0 u. 400314 K 4. Bodenhausen hatte seinen Sinn für Ironie schon in 380000 unter Beweis gestellt. Im vorliegenden Brief bittet er über Werder F. Ludwig um eine Ausleihe der Legation — die mit den Mitteln der Tierfabel auch die zeremoniellen Gepflogenheiten der zeitgenössischen Diplomatie persifliert — unter dem Vorwand, sich mit ihr auf die unmittelbar bevorstehende Reise nach Halle vorbereiten zu wollen.
3 Unkosten. S. 371221 K 12.
4 In Dieskaus Satire wurde dem Gesandten der geplagten Esel, Herrn Porto-Sacco, in der Tat ein Reisegeld gewährt. Zur Erstattung der Reisekosten Bodenhausens s. F. Ludwigs Antwort in 390126B.
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