K Zu dem Konvolut, dem der vorliegende Brief und 38 andere
Schreiben entstammen und in denen der kursächs. Obristleutnant Christian Ernst
(v.) Knoch (FG 268) zumeist F. Ludwig über Feldzüge berichtete, s. 380320A K (mit
biograph. Angaben zu Knoch). Zur desolaten Lage der ksl.-kursächs.-kurbrandenburg.
Verbündeten vgl. zuletzt 381107. Knoch hatte in einem undatierten Schreiben wohl
vom Januar 1639 (a. a. O., 33r–34v) bereits seinen morgigen Abzug in die
Niederlausitz angekündigt, wo sein Obrist Rochow (s. Anm. 1) bereits Quartier
bezogen hatte. Am 19. 1. 1639 hatte Knoch aus Guben an F. Ludwig geschrieben:
„Vnderdeßen seindt die R
eg
imenter
weittleufftigk zertheilt vndt die beysam
en haltenden Von
einander zimlich weitt
separiert word
en. Doch dörft
en Ihre Durchl. [Kf. v. Sachsen] ihre
Jntention so wie vorm
Jhar nicht erreich
en, [der ksl.] Gn. leut Gallas ist
vorgestern hierdurch auf Bobesburgk vndt Naumburgh zue vndt geht die ganze Armee
welche albereitt hier schon vor vber nach der Schlesie.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau:
Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 29r–30v. Das schwed. Heer überschritt am 22. 1. 1639
n. St. die Elbe bei Lauenburg, zog durch das Lüneburgische und Halberstädtische,
Anhalt und das Erzstift Magdeburg und drang über Erfurt weiter nach Süden vor,
schlug am
|| [
149]
21. 2. die Kaiserlichen bei Elsterberg und Anfang April die Sachsen und
die Kaiserlichen bei Chemnitz, trieb die Sachsen auf Dresden zurück und stand im
Mai vor Prag, konnte die Stadt aber nicht erobern. Vgl. 390429 u. 390504 K 4;
Steckzén: Banér, 230ff.;
Opitz: BW
390217
ep, bes. K 6.
1 Hans v. Rochow (FG 317). Zur militär. Musterung der
kursächs. Truppen im damals kursächs. Mühlberg liegen uns keine Hinweise vor. Die dezimierte Anzahl der kursächs. Truppen ergibt sich aus
der Nachricht Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen vom 19. 2. 1639, wonach er der ksl.
Armee unter Gallas höchstens mit 2000 Reitern und 5000 Fußsoldaten beispringen
könne. S.
Documenta Bohemica VI, Nr. 750. Vgl. zu
Mühlberg
Merian: Topographia Superioris Saxoniae, 139.
2 Hz. Franz Carl v. Sachsen-Lauenburg (FG 269). Er hatte bis
1638 auf protestant. Seite gekämpft, u. a. 1634 als Generalmajor in der kursächs.
Armee unter Hans Georg v. Arnim (FG 255). 1638 war er mit zwei schwed. Regimentern
zum Kaiser übergelaufen, wurde aber als Generalfeldwachtmeister nur mit Werbungen
betraut, da man an seiner Zuverlässigkeit zweifelte. Vgl.
Conermann III, 298f.; Hans-Georg Kaack: Die Herzöge Julius Heinrich und
Franz Albrecht als kaiserlich Bestallte seit 1617. In: Krieg und Frieden im
Herzogtum Lauenburg und in seinen Nachbarterritorien vom Mittelalter bis zum Ende
des Kalten Krieges. Hg. Eckhardt Opitz. Bochum 2000, 139–174, 141; Eckhardt Opitz:
Das Herzogtum Sachsen-Lauenburg in den Kriegen des 17. Jahrhunderts. In: a. a. O.,
175–189, hier 177ff.
3 Wegen der für den Schmalkaldischen Bund der Protestanten
desaströsen Niederlage Kf. Johann Friedrichs v. Sachsen zu Mühlberg/ Elbe gegen
Ks. Karl V. am 24. 4. 1547. Vgl.
Fuchs/ Raab, 735.
4 Accomodierung als Anpassung, Einrichtung, Versorgung,
Unterbringung, Einquartierung und finanzieller Unterhalt. Vgl. Deutsches
Fremdwörterbuch. Völlig neubearb. im Institut f. dt. Sprache v. Gerhard Strauß (u.
a.). Bd. 1: A-Präfix – Antike. Berlin, New York 1996, 257f. (s. v. accomodieren).
— Licentierung hier als Freigabe, Entlassung (aus dem Dienst), Verabschiedung, s.
Johann Christian August Heyses allgemeines verdeutschendes und erklärendes
Fremdwörterbuch. 13. Aufl. Hannover 1865, 518.
5 Eigentlich lat. Trost, hier wohl als Vertröstung mit
negativer Konnotation (leeres Versprechen); vielleicht aber auch in der weiteren
Bedeutung von Vergütung, Schadloshaltung, Entschädigung.
6 Beilage fehlt im Bestand. In der Tat zogen sich die
dezimierten ksl. und kursächs. Truppen vor den anrückenden Schweden nach Süden
zurück, nachdem man sich schon zuvor intern nicht auf die Verteilung der Quartiere
einigen konnte. Die Sachsen zogen nach Dresden und in die Niederlausitz ab, die
Kaiserlichen bis in die ksl. Erblande und nach Böhmen. Vgl. 390504 K 3 u. K 4
sowie Knochs Brief vom Januar 1639 (a. a. O., Bl. 33r–34v, s. Anm. 0). Noch in
390429 hofft Knoch auf seine Entlassung, die ihm alsbald auch gewährt worden sein
muß, s. dort K 3.
7 Der Kaiser hatte zum Ende des Jahres 1638 die Aufstellung
von vier großen Armeekorps geplant, die eine Kriegsentscheidung erzwingen und
durch eine Reichssteuer finanziert werden sollten. Da der Reichstag als das
verfassungsrechtliche Organ solcher Steuerbewilligung mangels Einberufung ausfiel,
hatten die Reichskreise für Bewilligung und Aufbringung der Steuer zu sorgen.
Während der niedersächs. Kreis seine Entscheidung hinzog, auf dem Lüneburger
Kreistag am 7. 11. 1638 bewaffnete Neutralität beschloß und dann sowohl in einer
eigenen Replik an den Kaiser vom 16. 2. 1639 als auch in seiner Antwort auf die
Kritik der Kurfürsten vom 22. 2. 1639 die vorgesehene Kriegssteuer rundweg
ablehnte (s.
Schmid: Quellen, 101–105;
Documenta Bohemica VI, 280–283;
Londorp, 697–702
[HAB: 2.5.2. Pol. 2°], vgl.
Brockhaus, 22ff.), den
Kaiserlichen keine Winterquartiere zubilligte, aber auch Banérs vorrückende
Schweden so rasch wie möglich außer Landes sehen wollte (vgl.
Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 11. Buch, 487), hatten Kursachsen und
Kurbrandenburg beim obersächs. Kreistagsabschied, d. d. Leipzig 12. 11. 1638,
durchgesetzt,
|| [
150]
daß der Kreis 120 Monate einfachen Römerzugs als Beisteuer auf sich
nahm. Auch das Ft. Anhalt war als obersächs. Kreisstand hiervon betroffen. Mit der
Steuerbewilligung war verbunden, daß „keine andere Postulata, an geldt, Proviant,
Unterhaltung der Guarnisonen, Einquartierungen, Außlosungen der Commissarien, vndt
allen dergleichen Spesen, so vff Durchzüge vndt Einquartierung bescheinlich
gewendet worden, gefordert, eß würden dann dieselbe von der verwilligten Anlage,
an Jedes Standes quota decurtiret undt abgezogen [...]. Die Einquartierungen
[sollten] Zum (8.) (da ja über alles verhoffen, solche zu verstatten) mit der
Stände vorbewust, Auch (9.) die ab- vndt eintheilung der Quartier bloß vndt allein
von denenselben angeordnet“ werden.
KU IV.1, 365ff., hier
368. Der rasche Vormarsch der Schweden nach Sachsen und Böhmen und die
Zersprengung der ihnen entgegentretenden unterlegenen ksl. und kursächs. Verbände
schon im Frühjahr 1639 machte die ksl. Pläne rasch zu Makulatur und ließen auch
Knochs im vorliegenden Brief geäußerte Vermutung, der Feind werde ihnen den Bezug
der assignierten Quartiere schwerlich zulassen, wahr werden. S. hierzu und zur
allgemeinen Kriegslage in Mitteldeutschland im Frühjahr 1639 Anm. 0 u. 390504 K 3
u. K 4.
8 Der ksl. Obrist Johann Gottfried Jung, s. 380501 u. 381107.
10 Johann Caspar v. Klitzing (1594–1644), seit dem 18./28. 7.
1637 Befehlshaber des kleinen, damals sehr geschwächten kurbrandenburg. Heeres,
zugleich kursächs. General. S. 370805 K 7. Er war schon im November 1638 des
Oberkommandos über die brandenburg. Truppen enthoben worden, sollte aber mit
Dekret vom 31. 1. 1639 als Kommandeur der kleinen Festung Peitz und Hauptmann von
Cottbus im Dienst bleiben. Damit unzufrieden wechselte Klitzing mit Bestallung vom
1. 5. 1639 als Generalleutnant in die Welfenarmee unter dem Befehl des neutralen
niedersächs. Kreises, d. h. des Kreisobersten Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg
(FG 231), dazu Hz. Friedrichs v. Braunschweig-Celle (1574–1648) und Hz. Augusts d.
J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) über, die im Januar 1638 immerhin rund
8.000 Mann aufgebracht hatten. Die Welfen verfolgten nicht nur eine Politik der
bewaffneten Neutralität gegen Kaiser und Schweden, sondern schlossen am 5. 4. 1639
auch eine Defensivallianz mit der Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel ab. Vgl.
390429, 391005 I u. 391209;
ADB XVI, 200;
Decken: Georg III, 180 u. 187 Anm. u. 330ff.;
Mörner, 157f., 210f., 219ff. u. 229f.;
Sammler Fürst
Gelehrter, Nr. 143; Otto Elster: Hans Kaspar von Klitzing.
Braunschweig-Lüneburgischer Generalleutnant 1639 bis 1641. In: Braunschweigisches
Magazin 23 (1917) Nr. 1/ 2, S. 1–15. Klitzing gab seine hzl.-braunschweig. Dienste
am 27. 9. 1641 auf und hoffte nach geheimen Verhandlungen auf ksl. Bestallung,
trat auch mit den Dänen in Verbindung. Vgl. Elster, a. a. O., 10ff. Wenig später
bat Johan Adler Salvius d. d. Hamburg 8. 1. 1642 um Auszahlung der Pension
Klitzings. Statens Arkiv. Riksarkivet och Landsarkiven: Johan Adler Salvius brev
till Oxenstierna, Nr. 4819
(http://www.statensarkiv.se/default.aspx?id=9690&refid=1170).
11 Kg. Christian IV. v. Dänemark. Im Hinblick auf seine
vermeintlichen Resignationsabsichten scheint es sich um bloße Gerüchte gehandelt
zu haben. Wir fanden diese Nachricht in der einschlägigen Literatur nicht
bestätigt.
12 Gemeint ist die von Rudolf v. Dieskau (FG 155) unter dem
Pseudonym Randolphus van Duysburgk verfaßte satirische Erzählung
Dieskau: Legation (1638) über die Behandlung der armen Landbevölkerung im
Kriege. Dieskau schickte darin nach dem Vorbild von Traiano Boccalinis
Ragguagli di Parnasso eine Gesandtschaft zu Apoll auf den
Parnaß. S. 390114 K I 0. Zu einem anderen Werk Dieskaus s. 380220.
13 Heinrich Haupt, noch 1642 Bürgermeister von Guben/
Niederlausitz. Vgl. Karl Gander: Geschichte der Stadt Guben. Guben 1925, 147 u.
157. Aus Guben hatte Knoch an F. Ludwig am 19. 1. 1639 geschrieben, s. Anm. 0.
Schon einmal, vom Februar bis Juni 1638 hatte der kursächs. Oberst Hans v. Rochow
(FG 317) hier sein Hauptquartier gehabt und dabei in Guben „ein gutes Andenken“
hinterlassen, denn er half beim Bau einer Notbrücke über die Neiße und stellte
seine eigenen Pferde unentgeltlich dafür zur Verfügung. Im
|| [
151]
Januar wurden kursächs.
Truppen in die niederlausitz. Winterquartiere verteilt (s. Anm. 0), auch die
Gallassche Armee führte ihren Rückzug aus dem Norden im Januar 1639 über Guben.
Später zogen die Schweden auf ihrem Marsch nach Süden durch. Vgl. Gander (s. o.),
149.
14 Widmungsempfänger der
Legation war
Kurpz. Johann Georg (II.) v. Sachsen (1613–1680; FG 682. 1658), Nachfolger des
regierenden Kurfürsten Johann Georg I. Der Weißenfelser Amtshauptmann Dieskau
sollte d. d. 15. 9. 1639 zum Rat und Hofmeister des Kurprinzen bestellt werden.
15 Am 19. 1. 1639 hatte Knoch F. Ludwig mitgeteilt: „Vndt
weiln auch mein H. Obrister [Rochow, s. Anm. 1] welcher sich E fl. gn. gehorsamb
befehlet groß verlangen tregt, des pabst. legaten
Secretarij schreiben zue lesen bittet derselbe gleichsfalß vmb gnedige
communication gehorsamb etc.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 29r f. Wohl wegen der folgenden Schrift einem päpstl.
Sekretär (des 15. Jh.s) zugeschrieben, dem Verfasser von: Vite duce[n]torum et
triginta summor[um] pontificu[m]: a beato Petro apostolo vsq[ue] ad Juliu[m]
secundu[m] hodiernum Pontificem / [Johannes stella sacerdos Venetus] (Basilee:
Jacobus de Pfortzheim 1507). Gemeint ist aber Johannes (Tilmannus) Stella, der aus
Zweibrücken stammende französ. Resident in Straßburg (vgl. 371226A K 6;
Jöcher IV, 802) bzw. Sekretär des französ. Gesandten Claude
de Mesmes Comte d’Avaux (vgl. 370715 K 16;
Grotius:
Briefwisseling X, 33). Stella schrieb die hier wohl gemeinte Flugschrift
unter dem Pseudonym Justus Asterius: KLAGREDE Vber den zwischen dem Römischen
Keyser FERDJNAND II. vnd Churfürsten JOHAN GEORGEN zu Sachsen/ &c. Den 20. vnd
30. May. Anno 1635. zu Praag in Böhmen/ auffgerichten Vertrag/ vnd vermeinten
Frieden. Erstlich in Lateinischer Sprach gestelt durch IVSTVM ASTERIVM, der
Rechten Doctorn/ Nachgehends in das Frantzösische/ jetzo aber in das Teutsche
übersetzt/ und an etlichen Orthen gebessert/ Durch REJNMVND HABRECT/ von Freybur/
im Waarland ... Gedruckt im Jahr Christi/ 1638. 90 S. HAB: 68.8 Pol.; SLUB
Dresden; UB Tübingen;
Freytag Flugschriftensammlung, Nr.
5630. Vorlage war Stellas lat. Schrift: DEPLORATIO PACIS GERMANICÆ, SIVE
DISSERTATIO DE PACE PRAGENSI, Tam infaustè quam jniustè inita Pragæ Bohemorum
30./20. Maii: M. DC. XXXV. In qua artes & technae Austriacorum, vœcordia
Saxonum, pericula Protestantium, & æquitas belli à Francis & Suecis jure
prolati evidentissimè ostenditur, / Avthore Iusto Asterio J. Cto. ... Iuxta
Exemplar Lvtetiæ Parisiorum Sumptibus Sebastiani Cramoisy, Typographi Regii ... M.
DC. XXXVI. [6] Bl., 48 S. HAB: 36.9 Pol. (6); mit kgl. Privileg und
Widmungsvorrede an Kg. Ludwig XIII. v. Frankreich. Vgl. ferner [ders.]: Discours
sur le traicté de Prague, fait entre l'empereur et le duc de Saxe le 20./30. May
1635, dans lequel sont clairement representez les desseins et artifices de la
maison d'Austriche ...: le tout translaté du Latin et augmenté des articles mesmes
du traicté de Prague (Paris 1637). SLUB Dresden; [ders.]: A bevvayling of the
peace of Germany. Or, A discourse touching the Peace of Prague, no lesse unhappily
than unjustly concluded at Prague in Bohemia, the 30. of May, 1635: Wherein the
subtilties and practises of the Austrians, the weakenesse of the Saxons, the
dangers of the protestants, and the justnesse of the warre, deservedly set on foot
by the French and Swedes, are most evidently declared. Written in Latine by Iustus
Asterius, otherwise Stella, a Germane, now one of the advocates in the Court of
Parliament of Paris, and historiographer to the French King. Faithfully translated
out of the Latine copie. Whereunto is prefixed a briefe summarie of the treaty of
peace concluded at Prague, as aforesaid, &c. Published by authority (London:
I. Hunscott 1637: I. Legat). Stella verfaßte auch: Examen Comitiorvm
Ratisbonensivm, Sive Disqvisitio Politica de nupera Electione novissimi Regis
Romanorum ...; [dahinter:] Acta, rescripta, monumenta ac documenta publica,
electionem regis Romanorum ... concernentia ... auctore Justo Asterio Icto.
(Hanovia: E. Meinhardus 1637). SLUB Dresden; UB Leipzig. Die dt. Übersetzung
befand sich 1650 nicht in F. Ludwigs Bibliothek (
IP). Es
handelt sich um eine antihabsburgische Schrift, die den Interessen der Geächteten
und europäischen Geg-
|| [
152]
ner, vor allem aber Frankreichs dienen sollte. Stella will
zeigen, „das der jenige Zweck deß Prager Friedens seye/ die hochheit deß Hauses
Oesterreichs zu befördern/ jhme das Keysertumb/ sampt beeden Cronen Hungern vnnd
Böhem eygenthumblich/ vnnd erblich zu machen/ alle Cristliche Könige/ vnnd freye
Stände zubezwingen/ vnnd endlich die so lang im Werck geweste Spanische Monarchy
auffzurichten: Vnnd darumb werden alle/ die den Spanischen Rahtschlägen zuwider
vnnd verdächtig seynd/ als Franckreich/ Schweden vnd Holland von dem Friedẽ außgeschlossen/ vnd mit Heeres Macht überzogen [...]“ (S. 87f.).
Hinzu kommt nach Stellas Meinung, „das etlichen wenigen Häuptern vnd Ständen deß
Reichs/ die in gleicher sachen Partheyen/ vnd nicht Richter seynd/ nit zustehet/
noch gebühret/ in einer absonderlichen Zusammenkunfft über allgemeine Reichssachen
einẽ schluß zu machen/ oder [...] das der Keys. mit den
Ketzern keine Bündnus mit diesem geding eingehen köñe/ das sie die
vō jhnen eingezogene Geistl. Güter vñ Recht besitzen/
oder die freye übūg jhrer Ketzerey in dem reich behaltẽ
mögen.“ (S. 11f.) Überhaupt gilt es, daß „deß Pabsts gutheissũg vnd verwilligũg nothwendig dazukom̃en müsse/
wañ ein solcher mit Ketzern gemachter vergleich oder vñ jhre Relig. zu gedulden/ gelten solle. [...] Nũ aber ist so wol
der Passawische vertrag/ vnd der auffgerichte Relig. Fried/ als auch der Pragische
vermeinte Fried võ dem Pabst niemahl gebillicht/ oder gut geheissen
worden:“ (S. 25f.) Der König von Frankreich habe nach den Siegen Kg. Gustavs II.
Adolf v. Schweden, als die Katholischen im Reich am Boden lagen, „auß Sorgfalt für
die Catholische Religion nicht allein an den sieghafften König in Schweden
seinẽ Gesandten abgeschickt/ vnnd bey jhm den Schutz der
Geistlichen/ auch freye übung der Catholischẽ Religion für alle die
erhalten/ welche vnder seinen Gewalt schon kommen waren/ oder noch ins künfftig
kom̃en wurden: Sondern er hat auch das Ertzbistum Trier/ Bistum
Speyr/ vnnd Basel/ wie viel andere Teutsche Fürsten Graffen vnnd Stätte in seinen
Königlichen Schutz vnd Schirm genom̃en [...].“ (S. 77f.). Der Kaiser
habe dagegen „die erhaltung der religion zum Fürwort“ genommen, „gleich als wann
der Krieg im Reich kein Region sondern ein Religion Krieg were/ alle die/ welche
die Teutsche Freyheit zu verfechten sich befleissen für Ketzer/ oder zum wenigsten
für Gönner vnnd Beförderer der Ketzer außschreyen.“ (S. 80). Dagegen habe der
französ. König „nach dem Exempel seiner VorEltern der Regiersucht seiner Feind ein
ziel gestöckt/ vnd die Teutsche Freyheit hat verfechten helffen.“ (ebd.). Stella
und seine politische Publizistik erscheint nicht in Peer Schmidt: Spanische
Universalmonarchie oder „teutsche Libertet“. Das spanische Imperium in der
Propaganda des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 2001. — In Köln wirkte als
päpstlicher Gesandter von 1636–1640 Martio Ginetti (1585–1671), der einen vom
Papst angestrebten, aber niemals zustande gekommenen Friedenskongreß der
katholischen Mächte organisieren sollte. Vgl. 370729 K 11. Der ebenfalls in Frage
kommende Fabio Chigi trat erst im Sommer 1639 sein Amt als Kölner Nuntius an — er
erreichte Köln am 20. August — und löste den dort seit 1634 tätigen Martino
Alfieri ab, der zum Ebf. von Cosenza ernannt wurde. Chigi blieb bis 1651 Nuntius
in Köln und war päpstlicher Gesandter bei den Friedensverhandlungen in Münster.
Vgl.
Friedenssäle, 188f. u. ö.; Konrad Repgen: Fabio Chigi
in München (1639) und die bayerische Klerussteuer 1640. In: Archivalische
Zeitschrift 73 (1977) 58–75, hier S. 60.
16 In einem Brief wie dem vorliegenden ist kaum eine
respektlose Bezeichnung von Knochs Vater Caspar Ernst (1582–1641; FG 33) als
„Alter“ vorstellbar. Gemeint ist ein Rangälterer, nämlich der Obrist Rochow (s.
Anm. 1). Seine Erwähnung in dem oben (s. Anm. 15) angeführten Brief Knochs v. 19.
1. 1639 beseitigt jeden Zweifel.
17 Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). Das
folgende Gerücht kann nicht bestätigt oder aufgeklärt werden. — Der Usus, in
militär. Briefen Gesellschaftsnamen der FG zu benutzen, läßt sich bei Knoch
häufiger beobachten. Vgl. einen Brief vom 16. März 1639 (LHA Sa.-Anh./ Dessau:
Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 35r), in dem der Briefanfang wie folgt lautet:
„Durchleuchtiger hochgeborner gnediger Furst vndt Herr: E. fl. gn. kuße ich
vnterthenigk die Hende, undt werd
en dieselbe albereitt ohne
all
en Zweiffel
|| [
153]
berichtet word
en
sein, wie vnser bey dresd
en gehabtes
rencontre abgelauffen,
da wir 3 Stendard
en vom G. v. Traudiß [d. i. Frh. Georg
Adam v. Trauditsch], 2 vom glenzend
en [d. i. Augustus v.
Hanow (FG 250)] nicht allein eingebüßet besondern auch den Offnend
en [d. i. Hans Georg Haubold v. Schleinitz (FG 169)] [...]
im Stiche laß
en müß
en zugeschweig
en der officirer so von vns beschädigt word
en.“
18 „ausrüsten“ könnte hier in der Bedeutung von „eine Aussteuer
beilegen, entschädigen“ verstanden werden. Dafür haben wir jedoch nur einen
schweizer. Beleg aus dem Jahre 1508. S. Schweizerisches Idiotikon VI, 1553, danach
Frnhd. Wb. II, 1273. Vgl. auch
DW
I, 942: „ausrüsten“ im Sinne von „kleiden“. Einen gewissen Sinn ergibt auch
die Lesart „ausrußen“, die im Thüringischen die Bedeutung von „jemanden
übervorteilen, Schaden zufügen“ besitzt, s.
Thüringisches
Wb. I, 450 u.
Obersächs. Wb. I, 137.
19 Henisch, 856: „einschreiben/ das einer ein summa gelts von
einem empfangen hab“. Vgl. das Lemma „einschreiben“ in
DW
III, 285 Abschn. 4f.: „einnahmen, ausgaben einschreiben, zu buche tragen. 5)
vor gericht einschreiben.“
20 Vermutlich eine Anspielung auf den fürstlichen Usus,
Hofleuten die Hochzeitsfeier auszurichten. Vgl. z. B. die Hochzeit des
anhalt-bernburg. Hofmeisters Heinrich Friedrich v. Einsiedel (FG 265), mit Justina
Maria v. Schierstädt, die am Abend des 9. 11. 1640 von F. Christian II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51) in seinem Bernburger Schloß ausgerichtet wurde. S. das
Einladungsschreiben F. Christians II. an F. Ludwig vom 6. 11. 1640 in LHA
Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 30, Bl. 185r–186v. Unter den wenigen Gästen
befanden sich auch Hzn. Christina Margaretha v. Sachsen-Lauenburg (Gemahlin Hz.
Franz Albrechts, FG 194), die sich mit ihrem Gatten etliche Tage im Anhaltischen
aufhielt, und ihr Hofjunker Albrecht Georg v. Wulfferodt (FG 350), der beim Besuch
der Herzogin in Köthen wohl am 3. 11. 1640 in die FG aufgenommen wurde. Der
Bernburger Hofprediger David Sachse segnete das Paar ein, „vndt ist solcher
actus ordentlich abgegangen.“
Christian:
Tageb. XV, Bl. 394v f. Vgl. insgesamt auch
Conermann:
Anhalt, 19‒25. F. Ludwig, der schon für eine geplante frühere Vermählung
des Gekrönten eine Abordnung nach Danzig schicken wollte (vgl. 380720), ein Sonett
verfaßte und Diederich v. dem Werder (FG 31) zum Dichten eines Gedichts anregte
(s. 371208 I u. II), hätte ggf. wohl auch in Köthen eine Feier finanziert.
21 Der Brief dürfte im fernen Sonnewalde, einer kleinen Stadt
und Herrschaft mit Schloß in der Niederlausitz (heute im Elbe-Elster-Kreis im
Süden Brandenburgs), nach dem neuen Stil (9. 2. 1639 n. St., d. i. 31. 1. 1630 a.
St.) datiert worden sein, da F. Ludwig ihn schon am 10. 2. 1639 (a. St.) empfing.
Sonnewalde gehörte einer Linie der Grafen von Solms, die mit Gf. Heinrich Wilhelm
v. Solms-Laubach zu Sonnewalde u. Pouch ein FG-Mitglied (FG 91) stellte. Vgl.
Conermann III, 96f. u.
Lexikon
Geographie, 1093.
22 Der dän. Geheime Rat und Gouverneur von Glückstadt, Gf.
Christian (v.) Pentz (FG 281), der 1636‒1638 als dän. Diplomat u. a. in Wien und
München eine Rolle seines Königs Christian IV. als Friedensvermittler propagierte
und teilweise eigenmächtig Pläne für eine antischwed. dän.-ksl. Allianz verfolgte,
dürfte Hans Georg v. Arnim (FG 255. Der Gepriesene) in Hamburg getroffen haben,
wohin dieser im Dezember 1638 aus schwed. Gefangenschaft geflohen war. Am 2. 3.
1639 n. St. ließ Ks. Ferdinand III. seinem Reichsvizekanzler Frh. Ferdinand
Sigismund Kurz v. Senftenau befehlen, er möge die Sondierungen in Hamburg bei dem
schwed. Residenten Johan Adler Salvius abbrechen und Pentz nach Schweden schicken,
damit dieser sich dort nach Bedingungen für einen Friedensschluß erkundige. Arnim,
der sicher auch in Hamburg seine Kontakte spielen gelassen hatte, reiste im März
nach Dänemark und von dort nach Pillau, um Kurbrandenburg zum Zweck der Gewinnung
Pommerns zu einem Bündnis mit Dänemark zu raten. Auf dem Wege über Hamburg
gelangte der ehemalige kursächs. Generallt. Arnim im Mai 1639 nach Dresden. S.
380810 K 7, 390429 K 8, 390903 K 2, 391113 K 8, 391209 K 9, 401007 K 2 u. 401025 K
3;
Conermann III, 315;
Irmer, 350ff.
u. 356;
Documenta Bohemica VI, Nr. 755;
DBL XVIII, 150f. u.
DBL (3. Aufl.), 252f.; Paul
Douglas Lockhart: Den-
|| [
154]
mark in the Thirty Years’ War, 1618–1648. King Christian IV
and the Decline of the Oldenburg State. Selinsgrove, London 1996, 235f. Knochs
Feststellung, daß es hohe Zeit sei, dürfte sich nicht vornehmlich auf Kriegspläne
Arnims beziehen, sondern auf die in Hamburg von verschiedenen Seiten angebahnten
Verhandlungen zu einer Beendigung des langen Krieges.