Text

390712A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [176]

390712A

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) und seine Frau Juliana Ursula (Die Vielgekörnte. PA) heißen F. Ludwig (Der Nährende) und dessen Gemahlin Sophia (AL 1639. TG 38. Die Nährende), die nach längerem Kuraufenthalt wieder heimgekehrt sind, willkommen und kündigen einen Besuch an, falls sie nicht durch eine notwendige Reise nach Dessau daran gehindert werden. — Werder wird die Reimgesetze auf die neu aufgenommenen FG-Mitglieder kritisch durchsehen und baldmöglichst zurücksenden.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 404r–405v [A u. Empfangsvermerk: 405v], 404r mit einer Notiz F. Ludwigs zur Datierung, 404v u. 405r leer; eigenh.; Sig. — D: KE, 160; KL III, 127. — BN:Bürger, S. 1439 Nr. 29.

Anschrift


A Dem Nehrenden zu Handen. Cöthen.
Eigenh. Empfangsvermerk von F. Ludwig: Eingeben den 12 Hewmonats 1639.

Text


V̈ber beyder Nehrenden1 vndt des künftig allerwürdigsten geselschafteringen2 wohlbekommenen brunnenchur3 glücklich verrichte[te]n reise vndt gesunden wiederkunft seindt beyde Vielgekörnte4 mehr als über ihre eigne wohlfart erfrewet, Auch höchstbegierig sich in ihrer aller anschawung künftigen Sontag zubelüstigen, im fall sie nicht nottwendig auf Dessaw, wegen des von Hamburg wiederheraufkommenden Schiffes5 eylig verreisen müssen, vndt auf solchen fall soll es doch also baldt, geliebts Gott, darauf geschehen. Der Newen eingetretenen ge- || [177] selschafter reimen, will ich mit fleis durchsehen, vndt ehestes selber, oder durch gute gelegenheit wieder einhändigen lassen.6 Hiermit gehaben sie sich wohl, mit dem wunsch, das von dem Nehrenden an eben diesem Heinrichstage7 dergleichen schreiben über viertzig jahr auch alhier wieder ankommen mögen, vnter dessen hette

   Der Nehrende viel williger dienstfertikeiten zugewarten
   von dem
   Vielgekörndten

[F. Ludwigs H.:]
Das schreiben darauff dieses geschrieben war gegeben den 12 Heumonats 1639.
   Und ist die antwordt am selben tag von Rensdorff8 wieder kommen. Weill der viellgekörnte den ort Jhar vnd tag, in der antwort vergessen[,] hatt eß nottwendig unten an mußen gezeichnet werden.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar
1 F. Ludwig (Der Nährende) und seine Gattin, Fn. Sophia, geb. Gfn. zur Lippe (Die Nährende. AL 1639. TG 38). F. Ludwigs eigenh. Zusatz am Ende des Briefes zeigt, daß der vorliegende Brief Werders die Antwort auf einen am gleichen Tag verfaßten (verschollenen) Brief darstellt, in dem F. Ludwig seine Rückkehr nach Köthen angekündigt haben muß. Wenn diese Antwort noch am gleichen Tag, also am 12. 7., von Reinsdorff nach Köthen zugestellt wurde, muß sie auch am 12. 7. verfaßt worden sein.
2 Das künftige „Gesellschafterinchen“ kann nur Pz. Wilhelm Ludwig v. Anhalt-Köthen (*3. 8. 1638) sein, der 1641 (FG 358) unter dem Namen des Erlangenden in die FG aufgenommen wurde.
3 Zur Badekur des Köthener Fürstenpaars in Wildungen und Werders Aufgabenzuteilung während dieser Zeit vgl. 390630 K 0.
4 Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) und seine Gattin, Juliana Ursula, geb. v. Peblis (Die Vielgekörnte. PA).
5 Die erwartete Ankunft eines Schiffes aus Hamburg in Dessau steht möglicherweise mit Kontakten F. Ludwigs zur Hamburger Tuchhändler- und Bankiersfamilie Silm (s. 371028) in Zusammenhang, an die er sich während der Badekur in Wildungen (s. Anm. 3) am 15. Juni 1639 gewandt hatte. Er erwartete von Hein und Claus Silm einen als Wechsel gedeckten Geldbetrag, wovon er sich anteilig 400 Reichstaler auszahlen lassen wollte, vgl. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 16, Bl. 25r. Zu Claus und Hein Silm s. 390929, 391113, 391125 u. 400104.
6 Werder wurde von F. Ludwig regelmäßig zur Durchsicht und Korrektur von Gesellschaftswerken herangezogen. So sollte er hier die unter die Impresen des Gesellschaftsbuchs zu rückenden sog. Reimgesetze auf neue Mitglieder verbessern. Vgl. 390723 und die Gedichte auf die 1639 aufgenommenen Mitglieder in GB 1641 oder GB 1646, Nr. 325–349; vgl. auch die frz. Mitgliederliste in 390909 I, die die Mitglieder bis zur Nr. 339 (Paris v. dem Werder; Der Friedfertige. 1639) nennt. Hinzugefügt wurden von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) vierzehn weitere Mitglieder bis zur Nr. 353 (d. i. Gottfried Müller. Der Aufweckende. 1641). — Im wesentlichen sind die Reimgesetze jener Gruppe von Grafen und hess. Offizieren bzw. Hofleuten gemeint, an deren Spitze Lgf. Johann v. Hessen-Braubach (FG 326) steht und die in der ersten Hälfte des Jahres 1639 in die Gesellschaft aufgenommen wurden (Nr. 326​–338). Der vorliegende Brief kann sich bereits auch auf die etwas später am 23. Juli 1639 erstmals erwähnte Aufnahme Paris’ v. dem Werder (FG 339), Diederichs Sohn, und auf dessen Reimgesetz beziehen (s. 390723). S. Conermann III, 383 u. 388. || [178]
7 Ein hier naheliegender Heinrichstag ist für den 13. Juli bezeugt (nach Grotefend manchmal auch 14., 15. oder 18. 7.): Festtag des hl. Kaisers Heinrich II. (*6. 5. 972 [973, 978?]; 9. 7. 1002 ostfränk. König; 14. 2. 1014 Kaiser; †13. 7. 1024; heiliggesprochen 13. 7. 1047 [1046?]). Werders Wunsch, „dergleichenschreiben über viertzig jahr auch alhier wieder ankommen mögen“, bleibt dunkel, wenn er sich nicht auf die Geburt von F. Ludwigs Gemahlin Sophia vor nahezu 40 Jahren bezieht: 16. 7. 1599.
8 Zu diesem Zusatz und zur Datierungsfrage s. Anm. 1, vgl. Anm. 7.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/briefe/390712A.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/tei-transcript.xsl