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390814 Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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390814

Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen


Beantwortet in 390909. — Die meisten Briefe F. Ludwigs (Der Nährende/ Le Nourrissant) an Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) sind vom (kursächsischen) Kommandeur in Magdeburg abgefangen worden, der sie trotz ihres unverdächtigen Inhalts nicht zurückgeben wollte. Innhausen habe Briefe von F. Ludwig auch deshalb nicht erhalten, weil dieser mit seiner Frau zum Sauerbrunnen nach Wildungen gereist sei und Innhausen außerdem selbst nicht in Hamburg gewesen sei. — Der Fürst sendet ihm ein Exemplar (s)einer hoffentlich flüssigen Übersetzung Fürst Ludwig: Tamerlan (1639). — Innhausen werde entschuldigen, daß Ludwig von ihm eine genaue Abschrift der französischen Gesellschaftsnamen der FG fordere, die er diesem geschickt habe. Einige der Namen seien unterschiedlich (aus dem Deutschen) übersetzt. Ludwig werde Innhausen, wenn er die Abschrift erhalten habe, die deutschen und französischen Gesellschaftsnamen der Neuaufgenommenen senden. — Man erwarte die Neutralität des Erzbistums Magdeburg und beklage den Tod Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30), der sich in bester Absicht für einen Universalfrieden eingesetzt habe. Auch am Kaiserhof zeige man sich gegenüber dem Gedanken aufgeschlossen, doch spreche man nicht mehr von einem Kurfürstentag in Frankfurt a. M. Innhausen werde von der Krankheit des Königs von Dänemark wissen und was für Verträge man dort favorisiere. Die Dinge in Italien bzw. im Piemont stehen schlecht für die Herzogin von Savoyen. — F. Ludwig richtet Grüße seiner Frau, Fn. Sophia (AL 1629. TG 38), an Innhausens Gemahlin aus. Fn. Sophia verspüre seit ihrer Rückkehr (aus Wildungen) Unruhe. — Wurde das Paket an Martin Opitz (FG 200) geschickt bzw. wo befindet er/ es sich?

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 18rv, v leer; eigenh. Konzept.

Anschrift


A  Fehlt.

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Monsieur, ie recognois ma faute de ne vous avoir visité avec mes lettres, il y a un grand espace de temps, mais mes excuses consistent en cela, quea la plus part de noz lettres qui venoyent d’icy, et retournoyent de vous, ont éste interceptes a Magdebourg par le commandeur de ce lieula1 , et on ne les a sçaub avoir, encores qu’il n’y eut rien, qui luy pourroit donner de l’ombrage. Pour moy i’ay faict un || [210] voyage avec ma femme2 a Willunguen usant les eaux aspres et d’autre costé vous avez esté absent de Hambourg.
   Voicy tous les empeschemens: Par ce messager expres ie vous mande un exemplaire de la vie du Tamerlanes3 , traduicte en nostre langue maternelle, esperant que la traduction soit asséz coulante: Vous me pardonneréz aussi, que ie demande de vous une minutieu[se] copiec des noms de noz Accademiques fructifians4 ; qui ont este mis en François: J’en ay bien le projet, mais non pas si juste, a caused de quelques noms, qui ont este mis en diverses sortes, et ne conuoitent rien, comme ils vous ont este envoyez.
   Quant i’auray eu ceste copie. ie vous envoyeray l’accroissement ulterieur, tant en Allemand, que les noms en François sauf le meilleurissement.
   Nous esperons icy la neutralité dee l’Archevesché de Magdebourg, la mort du Duc Bernard5 est deplorable,f veu la tres bonne intention que ce Prince avoit, pour procurer une paix generale. A la court Imperiale on yg encline forte maintenant, mais deh la Diete Electoralei de Francfort6 ne se parle plus.
   Vous sçaurezj la maladie du Roy de Dennemarc7 , et a quels traictézk on est affectionné de ce costé: En Italie ou Piedmont les choses vont fort mal pour Madame la Duchesse de Savoye8 .
   Ma femme salue vostre compagne9 , depuis son retour elle se trouve un peu en inquiétude. Dieu la veuille remettre mais il n’en faut pas, faire semblant de vostre costé.
   J’aymerois bien sçavoir, si ce pacquet, qui fut envoye a Opiz,l 10 luy eutm esté livré, et ou il se trouve: Il vous plaira prendre cet jeude mots11 en bonne fait, et ie suis a iamais
   Monsieur
   Vostre tres affectionné amy

   le Nourrissant

De Cöten ce 14 d’Aoust 1639.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Folgt <noz lettres>
b Sic, statt sceu Folgt <encore>?
c Folgt <du registre>
d Folgt <d’autres noms qui sont quasi semblables, et toutes fois ne veulent estre les mesmes.>
e Folgt <M>
f Folgt <et>
g Folgt <vi>
h Eingefügt.
i Am Rande eingefügt.
j Folgt <de>
k Folgt <ont>
l Folgt <lui eust esté>
m Ersetzt <soit>

Kommentar
1 Seit Mitte 1638 hatte das Amt des kursächs. Kommandanten zu Magdeburg August Adolf v. Drandorff (Trandorff) inne. S. 390903 K 2.
2 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38) und F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourrissant) weilten anläßlich eines Kuraufenthaltes vom 27. Mai bis zum 2. Juli 1639 in Wildungen. S. 390630 K 0.
3 Fürst Ludwig: Tamerlan (1639). Vgl. 390901 K 4.
4 Zu frz. FG-Mitgliederlisten s. 390909 K I 0. Zum Begriff „Ac(c)ademiques (fructifians)“ für FG-Mitglieder s. 371112A K 1; 390909, 391100 u. 391125.
5 Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30), der Eroberer Breisachs, führte im Bündnis mit Frankreich, aber in reichspatriot. Absicht ein eigenes Heer, das nach seinem Tod in Neuenburg a. Rh. am 8. 7. 1639 unter die Kontrolle der französ. Krone geriet. S. 390800. Die erwartete Neutralität des Ebt.s Magdeburg hing mit der Politik des niedersächs. Krei- || [211] ses zusammen, dem es aber nicht gelang, seinen Neutralitätsanspruch vollständig durchzusetzen. Weder Kursachsen noch die mit Truppen in den Stiftern Halberstadt und Magdeburg stehenden Schweden hatten daran ein größeres Interesse. Vgl. 390429 K 10, 390504 K 3 u. 390903 K 2.
6 Tatsächlich war ein Kurfürstentag in Frankfurt geplant. Kf. Anselm Casimir v. Mainz teilte Anfang Mai 1639 dem Kaiser die Ausschreibung mit. Hauptzweck war die Beseitigung der Hindernisse, die einem Beginn der Friedensverhandlungen mit Frankreich u. Schweden in Köln bzw. in Hamburg/ Lübeck entgegenstanden. Vgl. Bierther, 25. Tatsächlich trat der Kurfürstentag dann im Januar 1640 in Nürnberg zusammen und gab der „beständigen Meynung“ Auftrieb, man „würde vnd müste künfftigen Frühling [1640] zu einem erwündschten Frieden gelangen“ (Theatrum europaeum, 4. Tl. [1643], 128) — vergebens. Der Kurfürstentag ging dann über in den Reichstag zu Regensburg, zu dem Ks. Ferdinand III. auf Vorschlag der Kurfürsten für den Juli 1640 einlud, und der mit der ksl. Proposition im September 1640 eröffnet wurde. Vgl. 401212 K 4; Bierther, 25ff.; Brockhaus, 55ff.u.Hans-Dieter Loose: Hamburger Gesandte auf dem Regensburger Reichstag (1640/41). Ein Beitrag zur Geschichte von öffentlicher Meinung und Diplomatie Hamburgs in der Mitte des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 61 (1975) 13–31.
7 Kg. Christian IV. v. Dänemark. Vgl. die Berichtigung der Krankheitsmeldung durch Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) in 390909. Zu Kg. Christians Friedensinitiativen und seiner Verhandlungspolitik s. 390429 K 10 u. 391005 I.
8 Hzn. Christine v. Savoyen, Pzn.v. Frankreich (1606–1663) geriet nach dem Tod ihres Mannes Hz. Victor Amadeus I. und des Sohnes Franz Hyazinth 1637 in einen Vormundschaftsstreit und eine Auseinandersetzung um die Thronfolge ihres Sohnes Hz. Carl Emanuel II. v. Savoyen (1634–1675) mit ihren von Spanien unterstützten Schwägern, Kd. Maurizio v. Savoyen und Pz. Tomaso Francesco v. Carignano. Sie konnte mit französ. Hilfe diesen Kampf für sich und Carl Emanuel II. entscheiden. Vgl. auch 390822 K 32.
9 Frf. Anna Maria v. Innhausen u. Knyphausen, Tochter v. Karl Sweder v. Amelunxen, seit 1617 mit Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen vermählt. S. Conermann III, 259.
10 Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200). F. Ludwig hatte ihm mit dem Brief 390514 eine Liste der Eigennamen der FG-Mitglieder und besonders den verbesserten Entwurf der deutschen Sprachlehre von Christian Gueintz (FG 361. 1641) zur Durchsicht geschickt. Vgl. 381105 u. 390114 K 13. Da Opitz schon am 20. 8. 1639 starb, konnte er dieses Werk nicht mehr verbessern. In seinem Danziger Schreiben 390807, das der Fürst noch nicht empfangen hatte, bat Opitz ausdrücklich um eine Adresse in Hamburg für den weiteren Schriftverkehr.
11 Das Wortspiel F. Ludwigs zielt auf das doppelbezügliche „il“ in „ou il se trouve“. Er benutzt hier zwei maskuline Nomina (le pacquet und Opiz), um nach dem Verbleib sowohl des Pakets als auch des Dichters selbst zu fragen.
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