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390828 Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
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390828

Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel


Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172) bedankt sich bei Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), daß er Kalcheims kürzlich übersandtes Buchexemplar (seiner Malvezzi-Übersetzung Kalcheim: David 1638) in seine Bibliothek gestellt und ihn selbst in den Kreis seiner Diener aufgenommen hat. Er freut sich, daß die herzogliche Büchersammlung seit ihrem Transport aus dem Dannenbergischen nach Braunschweig weiter ständig anwächst. Er wisse freilich, wer sich wegen angeblich ausstehender Gelder an der Bibliothek hat schadlos halten und sie fortschaffen wollen. Kalcheim habe dies damals erfolgreich, aber mit Undank und Kritik seiner eigenen Offiziere, abwehren können.

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 225, Bl. 33r–34v [A: 34v], 34r leer; eigenh.; A von Schreiberh.

Anschrift


A Dem durchleuchtigen, hochgebornen Fürsten vnd herren, herrn Augusto herzogen zue Braunßweig vnd Lüneburgk etc. Meinem gnädigen Fürsten vnd herrn etc.

Text


Durchläuchtiger hochgebohrner Fürst

Gnädiger herr
Daß Ewer Furstl. Gnaden mein vnterthäniges vnter data des 26. Junij, samt beygefügt geringem Büchlein,1 in gnaden auff- vndt angenommen, vndt demselben ein stell in EfG hochansehnlichen Bücher vorraht, vndt meiner wenigkeit gleichmäßig2 in der zahl EfG Diener zu sein, vergonnet; habe auß Ewer furstl. G. gnädigem handtbriefflein, ich nitt allein erfrewlich vernommen, sondern sage auch in Vnterthänigkeit demütig Danck darfür, von hertzen wünschendt, die Würklichkeit meiner vnterthänigen gegen neygung, mehr in der that als Worten zu bezeugen.
   Daß EfG dero auß dem Dannenbergischen ins Braunschweigisch gebrachten Bücher-Vorraht von tag zu tag vermehren, vernehme ich gantz gerne, wirdt also vns mit der Zeit, ein konigliche Zierraht vndt ein dacht3 werden; Welchesa EfG hochrhümblich, vndt dero furstlichen (Posterjtet) Nachkommen hochdienlich sein wirdt.
   Wer begierdt vndt meinung gehabt habe, an solchem büchervorraht sich gleichsamb wegen angewiesener gelder, zuerholen, vndt dieselbe an andere ohrte zuverbringen;4 wer auch dargegen sich gesetzet, ist meiner Wenigkeit sattsamb wißendt[;] wirdt auch das ienige, was EfG darvon warhaftig bericht wirdt, anders nit im Munde führen können; als daß bey [33v] abwehr- vndt nit gestattung solches vorhabens; EfG zu vnterthanigen sonderbahren Ehren vndt diensten, ich (doch ohne rhums zu melden) das beste gethan;5 darüber auch weinig danck, sondern vielmehr verweiß, von den dahin angewiesenen auch meines damahlig eigenen Regiments Obrist, ObristLeutnanten, vndt anderen Befehlhabern vndt Soldaten, gehabt.6
   So in vnterthaniger Wolmeinung, EfG demütig andienen Sollen. EfG, sambt || [225] dero Fraw Gemahlin, vndt Jungen herschaft,7 Gottes gnädigem Schutz, vndt EfG zu beharlichen Gnaden mich vnterthanig empfelendt, als:
   Ewer Furstlichen Gnaden,
   Vnterthaniger Knecht Wilhelm von Lohausen mp.
Rostock den 28 Aug. 1639.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Folgt <nit allein>

Kommentar
1 Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172), vom Herbst 1631 bis April 1636 schwed. Obrist und Generalmajor, von 1633 bis 1636 schwed. Kommandant in Magdeburg, daneben und im Anschluß hzl.-mecklenburg-schwerin. Geheimer u. Kriegsrat und seit Juli 1636 Kommandant Rostocks; Generalmajor. Seinen Brief vom 26. 6. 1639 wie auch das Antwortschreiben Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) konnten wir nicht nachweisen. In der HAB ist lediglich ein weiterer Brief Kalcheims an Hz. August d. J., der damals noch nicht in Braunschweig regierte: d. d. Verden a. d. Aller 24. 5. 1632 (HAB: Bibliotheksarchiv, Hz. August Briefe Kasten II.6, Nr. 565; zit. in 300215 K 1). Auch im NSTA Wolfenbüttel und im LHA Schwerin sind wir bislang auf keine weiteren Zeugen eines Briefwechsels zwischen Hz. August und Kalcheim gestoßen. — Am 25. 6. 1639 hatte Kalcheim in Rostock handschriftlich eine Widmung in ein Hz. August d. J. zugedachtes Exemplar seiner Übersetzung des Davide perseguitato von Virgilio Malvezzi marchese di Castel Guelfo eingetragen: Kalcheim: David (1638). Das Exemplar hat sich (neben Widmungsexemplaren anderer Werke Kalcheims) bis heute in der HAB erhalten: 1164.93 Theol., s. 381028 I, vgl. 300215 u. 300216, ferner 371014. F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) unterzogen Kalcheim: David (1638) einer gründlichen Überarbeitung: Kalcheim, Fürst Ludwig, Diederich v. dem Werder u. a.: David (1643). Vgl. 390921 K 3 u. K 4.
2 „Gleichmäßig“ im 17. Jh. oft in derselben Verwendung wie gleich, hier im Sinne von desgleichen. Stieler, 1283f.; DW IV.1.4, 8164ff.
3 Das Dacht, ahd. dâht, mhd. tâht/ dâht, mnd. dacht, schwindend, aber bis ins 19. Jh. noch in dieser Form und in diesem Geschlecht gebräuchlich neben maskulinem „Docht“ (Kerzen-, Lampendocht), wohl von einem verlorenen starken Verb dagan, d. i. lucere/ scheinen stammend; „Dacht“ also als das Leuchtende in einer Lampe, hier möglicherweise Synekdoche: Licht(spender)/ Leuchte. DW II, 668f. u. XI.1.1, 8 (s. v. Tacht); Dasypodius, 304v; Henisch, 629f. (s. v. daacht); Stieler, 2245 (s. v. Tacht); Steinbach I, 250 (s. v. Dacht); Götze, 45.
4 Hz. August muß sich gegenüber Kalcheim in dieser Sache geäußert haben, die sich nur auf die Überführung der hzl. Bibliothek (um den 12. 4. 1636) von Hitzacker nach Braunschweig beziehen kann. Von diesem Umzug liegen in gedruckter Form nur sparsamste Nachrichten vor. Nach dem Tode des kinderlosen Hz.s Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) am 12. 8. 1634 und dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig war laut welfischem Erbfolgevertrag vom 14. 12. 1635 das Wolfenbütteler Fürstentum Hz. August zugefallen. Noch am selben Tag ließ er in einem Patent seinen Regierungsantritt proklamieren, am 21. 1. 1636 nahm er die Huldigung der Landstände (ausgenommen die Stadt Braunschweig, die nur den Treue-Eid leistete) an. Vgl. Philipp Julius Rehtmeyer: Des Braunschweigischen und Lüneburgischen CHRONICI III. TOMUS, in sich haltend Das Neue Haus Braunschweig-Lüneburg samt dem Anhang oder Nachlese, und Register (Braunschweig 1772), 1400ff. (HAB: Gn 4° 328: 3). Seine Residenz bezog er zunächst in der alten Burg Dankwarderode („Mosthof“) in Braunschweig, da Wolfenbüttel seit 1627 kaiserlich besetzt war und bis 1643 bleiben sollte. Daß die Jahre || [226] des Umzugs und Neubeginns 1635–1637 und 1643–1646 unruhig waren, läßt sich schon am Rückgang der Katalogverzeichnung seiner Bücher durch den Herzog feststellen. Vgl. Maria von Katte: Herzog August und die Kataloge seiner Bibliothek. In: Wolfenbütteler Beiträge 1 (1972), 168–199, hier 184. Bekannt ist, daß der Umzug der Büchersammlung von Braunschweig nach Wolfenbüttel am 20. 1. 1644 begann und daß die Büchersammlung ihre Aufstellung in zwei großen Bibliotheksräumen im ersten Obergeschoß des fl. Marstalls am nördlichen Rand des Schloßplatzes fand. Vgl. Sammler Fürst Gelehrter, 80, 115, 121 u. 292; Yorck Alexander Haase: Die Geschichte der Herzog August Bibliothek. In Wolfenbütteler Beiträge 2 (1973), 17–42, hier 23f.; Otto von Heinemann: Die herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel, 1550–1893. Wolfenbüttel 1894, Ndr. Amsterdam 1969, 61; Ingrid Recker-Kotulla: Zur Baugeschichte der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In: Wolfenbütteler Beiträge 6 (1983), 1–73, hier 3ff. u. 35ff.
5 Weit weniger ist vom Umzug aus Hitzacker bekannt, wo sich die Bibliothek seit 1625 in einem eigens errichteten Fachwerkgebäude befand. Zur Gefährdung der hzl. Sammlung 1636 hatte der seit 1646 höchste Beamte Hz. Augusts, der Kanzler Johann Schwartzkopff, ein Schwager und Anhänger Georg Calixts, in seiner Beschreibung BIBLIOTHECA AUGUSTA, SERENISSIMI, ILLUSTRISSIMI PRINCIPIS, ac DOMINI, Dn. AUGUSTI, Ducis Brunovicensis, & Lunæburgensis. Qvæ est Wolferbyti (o. O. [1649]; HAB: Bb 2538), Bl. B 2v f., angemerkt: „Primordia, ut supra notatum, in tranqvillo Principis Augusti Hitzakerianæ Ithacæ Regno, satis qvidem auspicatò sumsit, parum tamen aberat, qvin Anno Christi 1636. absente Principe, & Aulam suam Brunsvicum, Urbem suam hæreditariam, transferente, tagaces manus Τό δεινός Bellonæ Filii, à Principe nunqvam læsi, experta fuisset: qvi licèt spe et animo eam plane devoraverat, vigili tamen Principis curâ & itinere properatissimo, ungvibus hujus Harpiæ intercipiebatur. Fatum istud olim experta erat illustris Atheniensium Bibliotheca, cum Xerxes Persarum Monarcha [...] potissimam prædæ partem eam faceret, & transferret.“ Das Schicksal, ein Raub der ,Söhne des Krieges‘ zu werden, blieb der Bibliotheca Augusta erspart, die Mitte April 1636 nach Braunschweig an einen der Stiftskirche St. Blasii benachbarten Ort [„S. Blasii Templo contigua“, gemeint ist die alte Burg, s. o.] gebracht werden konnte. Vgl. a. a. O., Bl. B 2v f. In der kaum veränderten Auflage dieser Bibliotheksbeschreibung von 1651 (HAB: Bb 2269 [2]) und der von Samuel Closius (†1678) vermehrten Ausgabe von 1660 (HAB: Bb 2268 u. Bb 2269 [1]) erscheint dieser Bericht wörtlich wieder. Merian: Topographia Braunschweig vnd Lüneburg (1654), 118, ist zu entnehmen, daß die Gefahr für Hz. Augusts Bibliothek von Truppen aus dem schwed. Regiment des Obersten Gf. Zdeněk Hodicky̌ v. Hodice ausging. Hitzacker litt unter dem Krieg „insonderheit bey einsmahligen Einbruch der Schwedischen/ zu deß Graff Hodizzen Regiment damals gehörenden/ vnd ist auch das mahl deß Fürstl. Hauses nicht verschonet/ sondern viel köstliche Sachen/ vermittelst gewaltsamer Auffschlagung der Gemächer vnd Kasten/ davon geraubet/ vnd hinweg geführet worden/ allda man auch der vergülten Knöpffe vnd Fähnlein auff dem Hause/ noch der Glocken in der Kirchen nicht verschonet.“ Von der gefährdeten Bibliothek im Jahre 1636 s. HERMANNI CONRINGII DE BIBLIOTHECA AUGUSTA Quæ est in arce Wolfenbuttelensi AD ILLVSTR. ET GENEROSVM. JOANNEM CHRISTIANUM L. BAR. A BOINEBVRG EPISTOLA (Helmstedt 1661; HAB: Bb 2273): „Qui ignoret porro prudentissimus Princeps pericula & damna, quibus etiam hæc sua AUGUSTA Bibliotheca sit exposita? cum nihil illum temere lateat vicissitudinum humanarum, abunde illas edoctus etiam ipsomet longo usu. Expertus etiam, quam parum aliquando hic ipse thesaurus, nuperrimo illo ferali bello Germanico, & quidem illo anno hujus seculi sexto post tricesimum, quo aulam suam in avitam urbem Brunsuicum transferebat, à violenta Martis pullorum direptione abfuerit, in Hiddonis agro adhuc hærens. Ex eo quidem de longe tutiore domicilio prospexit AUGUSTÆ suæ: recepta illa primum Brunsuici, urbe utique perampla & populosa & in medio illo bello pene sola secura, inde Wolfenbutteli oppido Germanicorum nulli robore ac munimentis secundo, & quidem utrobique data sede ab ignis || [227] etiam injuria sic satis tuta“. Vgl. die dt. Übersetzung: Hermann Conring: Die Bibliotheca Augusta zu Wolfenbüttel. ... Aus dem Latein. übers. u. hg. v. Peter Mortzfeld. Göttingen 2005, 63f. Mehr als die genannten gedruckten Quellen berichtet auch nicht Jacob Burckhardt: HISTORIA BIBLIOTHECAE AVGUSTAE QVAE WOLFFENBVTTELI EST, DVOBVS LIBRIS COMPREHENSA (Leipzig 1744), Teil I, Buch 2, Kap. 3, 198 (HAB: Wa 4° 337). Desgleichen auch spätere Darstellungen, vgl. etwa Heinemann, a. a. O., 59; Der Bücherfürst des 17. Jahrhunderts: Herzog August der Jüngere. Vernissage Heft 14 (Heidelberg 2004); Paul Zimmermann: Herzog August d. J. zu Braunschweig und Lüneburg und seine Bibliothek zu Hitzacker. In: In freien Stunden. Ill. Sonntagsbeilage zum Lüneburger Tageblatt 41 (1932). In seinem Brief d. d. Braunschweig 26. 4. 1636 berichtet Hz. August d. J., der schon nach Braunschweig umgezogen war, Philipp Hainhofer, „daß ich meine Bibliothec, vor etwa 14. tagen, anhero transferieret: dan die 7trionales [nördlich bzw. schwedisch, von lat. septemtrio, das nördliche Sternbild des Großen Bären] ein böses Auge darauf gerichtet: Jch habe sie selber anhero begleitet.“ HAB: Cod. Guelf. 95 Novi 2°, Bl. 389r–390v. Bestätigt wird die Nachricht in Hz. Augusts Brief an Georg Calixt, d. d. Braunschweig 26. 4. 1636, wonach er seine Bibliothek „Dominicâ Palmarum selbst nachgeholet, und anhero gebracht“. HAB: Cod. Guelf. 84.9 Extrav., Bl. 59r–60v. In seiner Antwort auf die hzl. Mitteilung schrieb Hainhofer, d. d. Augsburg 12./22. 5. 1636: „[...] Auß E. Frl. Gn. gnädigstem schreiben dj. 26. Aprilis höre Jch gern, das E. Frl. Gn. [...] Jhre weit beruembte fürstliche bibliothec nach Braunschweig salviert haben, [...]. Wan die Septentrionales hinder E. Frl. Gn. bibliothec khommen weren, solten wol vil guete authores außgeflogen sein, dan sonderlich der Schwedische herr Reichß Cantzler Axel Oxenstern, alß ain gelehrter herr, ain groser liebhaber der bucher ist“. HAB: Cod. Guelf. 96 Novi 2°, Bl. 74r–75v. Gekürzt veröff. in Gobiet, 618 u. 620. Besagter Gf. Hoditz hatte übrigens am 26. 4. 1636 durch eine List die von hzl.-lüneburg. Truppen besetzte Stadt Minden eingenommen. Vgl. Theatrum europaeum, 3. Tl. (1644), 641.
6 Kalcheim war zur Zeit des Bibliothekstransports noch schwed. Kommandant in Magdeburg. Allerdings hatte er sich im Januar 1636 mit dem schwed. Generalfeldmarschall Johan Banér (FG 222) überworfen, als er dessen Befehl, ihm seine Garnisonstruppen aus Magdeburg für den geplanten Feldzug ins Kursächsische zu überstellen, widerstrebte. Banérs Unmut war groß, er wußte „fast nicht, wohinn ich sothane weigerung deuten soll“ (AOSB SA VI, 286, vgl. 275 u. 285ff.) und argwöhnte eine heimliche Verbindung zwischen Kalcheim und den Magdeburger Bürgern (ebd., 289). Am 10. 4. 1636 berichtete Banér dem schwed. Reichskanzler Axel Oxenstierna (FG 232), „dass der Generalmajor Lohausen zue resigniren gäntzlich in willens, und desswegen hefftig in mich dringet“. Banér riet zu einer Demission, da „man so viel an ihme verspühret, dass er wenig oder wol gar keine affection mehr zu dieser parthy tragen thut“ (ebd., 310). Banér vergaß auch nicht auf den ihm verdächtigen Umstand hinzuweisen, daß der (als undurchsichtig geltende) Gf. Christoph Karl v. Brandenstein (1593–1640) und Lohausen „hoch vertrawliche freunde“ seien und eifrig „correspondiren“ (ebd., 290 u. 314). Umso perplexer war Banér, als Oxenstierna Brandenstein im April 1636 zum schwed. Statthalter der Stifte Magdeburg und Halberstadt (und also zu einem Nachfolger F. Ludwigs in diesem Amt) erhob (vgl. ebd., 314). Kalcheim und Brandenstein kannten sich aus dem Feldzug Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) nach Franken, in die Oberpfalz und an die Donau im Frühjahr 1633 (s. 371014 K 7). Sollte Brandenstein als ständig klammer schwed. Großschatzmeister in Deutschland hinter den Anspielungen Kalcheims und Hz. Augusts auszumachen sein, wonach sich die Schweden an der hzl. Bibliothek für angebliche finanzielle Außenstände schadlos halten wollten? Und konnte Kalcheim aufgrund seiner guten Verbindungen solche Absichten verhindern? Im März 1636 jedenfalls hatten Hz. August d. J. und Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) Gesandte zu Oxenstierna geschickt, die über die von Banér verfügten harten „kriegsbeschwerdenn“ Klage führten, indem dieser diverse Forderungen („unterschiedtliche assignationen“) an die welfischen Fürstentümer gestellt || [228] habe, „crafft deroselben grosse unndt unerzwinckliche geldtsummen gefordert unnd durch die zugleich angelegte execution mitt militarischer manier extorquiret werden“ sollten. Oxenstierna entschuldigte sich mit der Notwendigkeit des „unterhaltss, conservation unndt renforcirung“ der durch den Abfall der einstigen Verbündeten qua Prager Frieden geschwächten Armee und versprach, die Forderungen sollten „der billigkeitt nach moderiret werden“. Schreiben Oxenstiernas an die Herzöge, d. d. Wismar 24. 3. 1636, in AOSB FA XV, 612–614. Diese Situation dürfte jedenfalls den Rahmen für die Geschehnisse in Hitzacker im Frühjahr 1636 abgegeben haben. Kalcheim erhielt noch im April 1636 seinen Abschied von Oxenstierna, am 24. 4. hatte Banér bereits für Ersatz in der Magdeburger Kommendatur gesorgt (AOSB SA VI, 322); am 25. 4. verließ Kalcheim Magdeburg, wandte sich zu seinem Landes- und Dienstherrn Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) nach Schwerin und wurde zusätzlich zu seinen Ratsfunktionen am 1. 7. 1636 zum Kommandanten Rostocks bestellt, wo er bis zu seinem Tod am 30. 1. 1640 verharrte. In dieser Funktion erscheint er als vielleicht nicht kaisertreu, aber doch reichspatriotisch Gesinnter, der im April 1638 aus Rostock den ksl. Generalissimus Matthias Gallas warnte, ein schwed. Angriff drohe von der See her, und um Gegenmaßnahmen bat. S. Documenta Bohemica VI, S. 233 Nr. 591. Vgl. 371014 K 7 und E. v. Schaumburg: General Wilhelm von Calckum genannt Lohausen, ein Bergischer Kriegsmann. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 3 (1866), 1–223, hier bes. 162ff. Zu Brandenstein, der im März 1637 in Dresden gefangen genommen wurde und im Oktober 1640 in der dortigen Haft starb, s. ADB III, 239f.; NDB II, 517f.; SBL V, 767ff. u. Wieland Held: Das Testament des Christoph Carl von Brandenstein aus dem Jahre 1630. In: Zs. des Vereins f. Thüring. Geschichte 55 (2001), 151–171, hier 157ff.
7 Hz. Augusts dritte Gemahlin, Hzn. Sophia Elisabeth, geb. Hzn. v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629. TG 42b) und die hzl. Kinder Rudolf August (FG 754. 1660), Sibylla Ursula (1629–1671), Clara Augusta (1632–1700), Anton Ulrich (FG 716. 1659), Ferdinand Albrecht I. (FG 842. 1673), Maria Elisabeth (1638–1687) und Christian Franz (1. 8. – 7. 12. 1639).
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