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390907 Diederich von dem Werder an Friedrich Hortleder
[Inhaltsverzeichnis]
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390907

Diederich von dem Werder an Friedrich Hortleder


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) bezieht sich auf eine Briefsendung F. Ludwigs (Der Nährende) nebst zugesandten Impresen-Visierungen, denen Friedrich Hortleder (FG 343. Der Einrichtende. 1639) entnehmen könne, wie Werder seinen Wünschen entsprochen habe. Er bietet Hortleder weitere Unterstützung an. Da auch Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5. Der Schmackhafte) Werders Friedensrede drucken lassen wolle, möge Hortleder, den Werder um Beförderung dieses Vorhabens bittet, die dem Brief beigelegten Textkorrekturen weiterreichen. Werder erwartet (hinsichtlich seiner Reise nach Weimar) einen Befehl Hz. Wilhelms IV. || [277]

Beschreibung der Quelle


Q ThHSTA Weimar: Familiennachlaß Hortleder/ Prüschenk Nr. 221 , Bl. 203r–204v [A: 204v], 203v u. 204r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A Dem Einrichtenden2 zu handen. Weymar

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Dem Einrichtenden, entbeut endesbenenter, seine willigste dienste vndt beharliche Freundtschaft: Hierbeneben wirdt er, aus des Nehrenden schreiben, vndt überschickten abrissen, zuerkennen haben, welcher gestalt ich mir sein aufgetragenes begehren, habe angelegen sein lassen, kan ich im übrigen demselben auch dienen, so soll an meiner trewe vndt vnverdrossenem fleisse nichts ermangeln.
   Dieweil auch der Schmackhafte3 sich erbotten, die Friedensrede in truck4 bringen zulassen, als hette ich den Einrichtenden zubitten, es zuerrinnern, vndt befördern zu helffen; demnach ich auch noch etwas weniges hinnein, sint dessen5 , gerückt, als bitte ich es an gehörige örter mit ein oder beyschreiben zulassen, wie die inlage6 besaget. Hiermit verbindet er ihm ie mehr vndt mehr denjehnigen, der ohne des nicht anders sich nennen kan, als

  Des Einrichtenden dienstwilligster der Vielgekörndte7 .
Reinsdorff, den 7. Herbstmonats 1639.

Der Schmackhafte, findet hier des Vielgekörndten dienstlichste begrüssung mit vermelden, das er stündtlich seines befehls bereit massen erwartet.

I

Beilage Diederichs von dem Werder

Beschreibung der Quelle


Q ThHSTA Weimar: Familiennachlaß Hortleder/ Prüschenk Nr. 22, Bl. 202rv.

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Etzliche wenige sachen, so in die Friedensrede mit
eingerücket werden sollen.1
Auf dem 5. oder 6. blatte nach der helfte stehen folgende wortte:
(Vermöge der Heydnischen gesetze wardt ein brudermörder im Sacke eingenähet ins wasser geworffen. Dieser §a endet sich mit diesen worten: Vndt doch träget der brudermörder noch wohl ehre vndt danck darvon) Hierauf soll nachfolgendes eingerückt werden:
„Ja ihr Christen achtet jehne Freündtschaft so wenig
als diese, vndt diese so wenig als jehne, jhr sehet
weder die gemeinschaft des geblüts noch die ver-
wandtnüs des glaubens an, Es kan eüch, weder die
Kette der blutfreundtschaft, noch das bandt des
Gottesdienstes zur einikeit anstrengen vndt verbinden. O des etc.

Allernächst hieran solb folgen auf die worte
(Vndt der überwunden wirdt)
Wolte auch gerne ein brudermörder werden, kömmt || [278]
aber drüber ümb leib vndt leben, drümb gehet etc.

jrgendt ein halb blatt hernach
stehet das wortt (spectacul) soll,
Schawspiel heissen.

Ein blatt 10 oder 11 oder 12 von hinden an gezehlt, helt diese nachfolgende wort in sich.
(Wan ihr ansehet, was der Krieg, vndt was ich der Friede für
eine sache sey, so ist es vnmüglich, das ihr mich gegen jehnen
vertauschen soltet). Hierauf soll dieses folgen:

„Das aber diese vnmüglikeit von euch zur müglikeit gemacht,
wirdt, endtstehet dahehr, das ihr Kriegesherren, oder ihr herren
der Kriegesheere, nicht sehet, nicht wisset, nicht erkennet, was [202v]
was für ein grosses Elendt, was für ein vnerträglicher jammer
vndt schmertzen das sey, was der gemeine Man bey diesen ewern
Kriegen ausstehen vndt erleiden mus: Soltet ihr an ewern eignen
persohnen, an ewern eignen leibern nur 2 tage erdulden vndt
fühlen, was die armen vnterthanen so wohl Edel als vnedel
nuhn 20 vndt mehr jahr hehro an ihnen erfahren: O wie baldt
würdet ihr friede machen! Weil ihr aber solche allerschmerz-
lichste gemüts vndt leibesnott nicht selber empfindet, von den
ewrigen auch darvon nicht recht berichtet werdet, So wisset
ihr auch den vnterschiedt Krieges vndt Friedens nicht zu machen: Welches wohl die allergrösseste vndt schädtlichste
vnwissenheit ist, so man wissen kan.“
Einem ieden vnter eüch etc.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
T I
a Hier Sonderzeichen im Text, das mit dem „§“ wiedergegeben wurde und als Synonym für „Absatz“ gelesen wird.
b Eingefügt bis folgen

Kommentar
1 In der älteren Forschungsliteratur ist dieses Konvolut unter folgenden Signaturen genannt: a) Hortlederiana Fasc. VII. 22 (so Bulling, 15) oder b) Nationale Forschungs- und Gedenkstätten Weimar, Fol. 264. S. Gerhard Dünnhaupt: Ein unbekannter Weimarer Druck der „Friedensrede“ Diederichs von dem Werder. In: Daphnis 3 (1974), 89.
2 Friedrich Hortleder (FG 343. Der Einrichtende. 1639). Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) bezieht sich auf den Brief 390902, in welchem er Hortleder (über Köthen) u. a. Visierungen von Impresen Hortleders und der anderen im August 1639 bei einem Besuch Werders in Weimar aufgenommenen Neumitglieder (s. 390826) zukommen ließ. Vgl. auch 390906 u. 390910.
3 Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5. Der Schmackhafte).
4 Die Friedensrede mit dem Druckort Friedland (d. i. Weimar) von 1640. Vgl. 390904 K I 0. Dort werden in dem Abschnitt „Zur Druckgeschichte der Friedensrede“ die verschiedenen Fassungen beschrieben.
5 Werder hat offensichtlich die ursprüngliche Fassung der Friedensrede überarbeitet, s. || [279] 390904 K I 0. Das eigentliche Manuskript sollte wohl schon zuvor ein Bote F. Ludwigs überbringen. S. 390906.
6 S. Beil. I.
7 Diederich v. dem Werder (s. Anm. 2).
1 Die in der Beilage vorgestellten Textkorrekturen stehen mit Ausnahme der Hamburger Auflage (1639 u. 1640) in allen weiteren gedruckten Ausgaben (Kö, F) der Friedensrede. Zur Druckgeschichte und den Werderschen Eingriffen s. auch 390904 K I 0.
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