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390908 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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390908

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) kündigt seine Rückkehr nach Reinsdorf (von der Plötzkauer Reise) für den heutigen Sonntag an. In Plötzkau wurden ihm Unterlagen, die Erbschaftsstreitigkeiten der Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17) betreffend, ausgehändigt, die F. Ludwig (Der Nährende) zur Lektüre zugehen. Da F. Ludwig schon angedeutet habe, Werder nach Köthen abholen lassen zu wollen, schlägt Werder vor, dies morgen zu realisieren. — Eine Sendung aus Plötzkau liegt dem Brief bei.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 418r–419v [A: 419v], 418v u. 419r leer; eigenh.; Sig.; [Handschrift: [Bl. [418r]]

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden. Cöthen.

Text


Dem Nehrenden wirdt hiermit unverhalten das ich heute, geliebts Gott, wieder nach Reinsdorff anlangen werde, dieweil mir dan etzliche Meckelburgische sachen1 gegeben so der Nehrende zu seiner nachricht zubelesen hatt, vndt derselbe ohne das gewillet gewesen, mich abhohlen zu lassen,2 als wirdta es zu seiner hohen beliebung gestellt, ob er morgen Montags, solches fortgehen lassen wil. Gott mit vns. Gröbtzig den 8. HerbstMonats. 1639.
   Des Nehrenden allerdienstwilligster
   Der Vielgekörndte.

Beyligendes3 ist mir von plötzkaw mit gegeben worden.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt für <sol>

Kommentar
1 Die „etzliche Meckelburgische sachen“ beziehen sich auf den Regent- und Vormundschaftsstreit, welchen die verwitwete reform. Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17) und ihr luther. Schwager Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) um Eleonora Marias unmündigen Sohn Gustav Adolph ausfochten. Hz. Adolph Friedrich erkannte das Testament seines Bruders, Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158; †23. 4. 1636), weder hinsichtlich der Regentschaft der Witwe, noch im Hinblick auf die testamentarisch bestellten Mitvormünder an und brachte den Güstrower Neffen Gustav Adolph (1633–1695, regierte seit 1654. FG 511. 1648) im Januar 1637 in seine Gewalt. Dieser Streit zog sich, öffentlich und in mannigfachen Streitschriften belegt, jahrelang hin, schien 1639/40 noch zugunsten der Witwe auszugehen, wurde dann aber, ablesbar bereits an der Behandlung auf dem Nürnberger Kur- || [280] fürstentag am 4./14. 5. 1640 (s. Brockhaus, 235), gegen die Herzogin entschieden. Bevor sich das Blatt gegen sie wendete, konnte Eleonora Maria auf dem Reichstag noch einen symbolischen Erfolg verbuchen: Bei der 13. Session des Fürstenratesam 1. 10. 1640 erschienen zwei schwerin. Abgesandte, darunter Johann Cothmann (FG 168), und machten den Deputierten der Güstrower Witwe [Martin Milagius, FG 315, und Zachari (v.) Quetz, FG 309] ihre Vertretungsansprüche streitig. Sie verwarfen den gütlichen Vorschlag des Fürstenrates, die Güstrower Vertreter für den Güstrower, die Schweriner für den schwerin. Landesteil sprechen und stimmen zu lassen, und verließen unter Protest den Reichstag. Vgl. Londorp (HAB: 2.5.2. Pol. 2°), 914f. Christian: Tageb. XV, Bl. 384v (19. 10. 1640): „Schreiben vom Milagio, auß Regenspg. an Mich, en bons termes, in der Mecklenburgischen sache, wegen der [...] abtrettung mitt Schimpff vndt Spott, der Schwerinischen abgesandten, auß dem Fürsten[rat].“ Sie mußte Güstrow 1644 schließlich verlassen und bezog ihren Witwensitz in Strelitz. Vgl. dazu 371009 K 0; 390903 K 2, 390904 K 2, 390906 K 2, 390914, 391005, 401025 K 3, 401204 K 6, 401228A K 7 u. 410102 K 6 u. ferner auch den Aktenbestand 2.11–2.53.1.1 im LHA Schwerin. Vgl. auch Ball: Tugendliche Gesellschaft. Dort wird im dritten Teil, der sich mit der Herzogin als Mitglied der TG befaßt, auf den Verhandlungsverlauf eingegangen. Sie wurde unter dem Gesellschaftsnamen „Die Dapfere“ als 17. Mitglied mit der pictura des „Löwen“ in die Sozietät aufgenommen.
2 Werder erinnert an seinen in 390906 gemachten Vorschlag.
3 Möglicherweise betraf dies die in K 1 beschriebenen „Meckelburgische sachen“. Die Beilage ist verschollen.
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