Text
Durchlauchtiger Hochgeborner Fürst,
Gnediger Herr,
E. Fürstl. Gn. wird gnedig vermercken, daß deme in schuldigster unterthenigkeit Jch
mich nicht hinterziehen wollen, worzu Derselbten Gnediger Befehl mich angehalten, Vnd
hette Jch gleich mich hierunter eines mehrern erkühnt, allß ich gesolt, So getröste
Jch doch mich E. Fürstl. Gn. großen Güthe und Leutsehligkeit, Jn welcher Sie nicht
allein vielen anderen Jhres Standes weit vorgehet, Sondern auch gleich wie Sich
Selbst übertroffen hatt.
E. Fürstl. Gn. hatt nicht allein Durch Dero Cammermeister, Peter Knaudten mihr
gnedig andeuten laßen, Sondern durch Dero eigenhändige Vnterzeichnung Selbst auch in
gnaden befohlen
1 , über eingeschickte Anleitung zur Deutschen
|| [
293]
Reimkunst
2 , mein wenig
unvorgreiffliches Vrthel in unterthenigkeit einzuschicken. Jch binn zu wenig,
Gnediger Fürste und Herr[,] mich eines solchen zu unternehmen, vnd trauet E. Fürst.
Gn. meinem unvermögen mehr zu, allß es zu wercke richten kann. Würde aber gleichwol
in mich gedrungen, meine wenige meinung von mihr zugeben, könndte ich anders nicht
sagen, allß daß obbemeldete Anleitung, nicht allein kurz, rundt, und deutlich,
Sondern auch art- und zierlich abgefaßet sey, vnd solcher gestalt zugleich lehren und
unterrichten, dann auch ein statlich exempel selbst sein könne deßelbten, worzu Sie
nüzliche anführung thuet. Es ist mit aller Anweisung und denen dahinn ziehlenden
Regeln, wie E. Fürstl. Gn. ohn deßen bekandt, ins gemein also beschaffen, daß Sie
denen, so erst nur darzukommen, und noch der Sache unbe- [49v] richtet, in etwas
dunckel und unverstendlich scheinen, wie klar und hell Sie auch sonst immer sein
mögen, Greiffen Sie aber daß werck nun an, und es wird mit der Lehre die übunge
selbsten gleich allso vermischt, So werden durch Selbste die Regeln gleich allso
erklert, Die übunge aber durch beygebrachte Lehre und unterricht, gleich also
befestiget und gegründet,
Jm übrigen thue wegen E. Fürstl. Gn. ich mich in schuldigster unterthenigkeit
bedancken, daß Selbte mich etlicher Schönen wercke, So E. Fürstl. Gn. mit Dero
unsterblichen nahmen vnd vieler nuze zu Liechte befördert, gnedig theilhafftig machen
wollen.
3 Sie werden gewißlich iederzeit meine liebe und hochstgeschäzete Bücher sein,
so wol in ansehen ihrer verdienst und nuzbarkeit, allß daß Sie von Jhr. Fürstl. Gn.
gnedig- und Hochgeehrtester hand herkommen.
Meine wenige Person sonst anlangend, wird bey derselbten mehr guthen willens unsere
Deutsche Sprach außzuarbeiten vnd zuerheben, allß Kräffte und Vermögen anzutreffen
sein. Aniezo zumal, da es mit unß und dieser Academia leider dahinn gerahten, daß
kaum noch mittel zuleben übrig sein, schweige dann fug
a 4 und gelegenheit etwas
redliches zuschreiben. Wird aber gleichwol E. Fürstl. Gn. mich dero gnediger gunst
auch in daß künfftige nicht unwürdig schäzen, vnd mit dero Fürstl. Gn. mihr beygethan
sein, So werde ich hierdurch nicht wenig gereizt und angefrischt werden, mich
iezuweillen
b wieder den grimm dieser zeiten allso auffzulegen, und in geschöpffeter
vnterthenigen hoffnung E. Fürstl. Gn. in etwas zugefallen, mich eines mehrern
zuunterwinden
c , allß sonsten vor mich allein ich zu werck
d