1 Christian: Tageb. XV, Bl. 215r (4. 10. 1639): „Depesche
nacher Braunschweig.
Iddio, cj da felice successo.“
Vielleicht bezog sich jene „gute erklährung“ auf F. Christians II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51) Bitten in Geldangelegenheiten, s. Anm. 3.
2 Zum Erhalt dieser Sendung vgl.
Christian:
Tageb. XV, Bl. 206v (12. 9. 1639): Briefsen-
|| [
309]
dung „von Braunschweig, vom
hertzog Augusto, sampt der Persianischen legations, relation, vndt andern
händeln.“ Es handelt sich um die Flugschrift (4 Bl. 4°): RELATION, Oder
Eigentliche Erzehlung/ auß Gottorff/ Welcher Gestalt der Persianische Legat auß
der Königlichen Haupt-Stadt Hißpahan/ welche bey sechzehenhundert Teutscher Meil
Wegs von hinnen gelegen/ zusampt denen in Anno 1635. im Monat Octobris/ von Jhrer
Fürstl. Gn. dahin abgefertigte an Personen starcke Legation/ nach vollendeter
weiten Reise anhero/ widerumb glücklichen an- vnd zu Hauß kommen/ empfangen
worden. Nebenst angehengten zweyen Brieffen/ so der König in Persien an den
Groß-Fürst in Rußland abgehen lassen. Jm Jahr M. DC. XXXIX. HAB: 32. 18 Pol. (21).
Ein weiteres Ex. in STB Berlin — PK: Ue 2378. Im Katalog der nachgelassenen Bücher
Fürst Christians II. taucht diese Schrift zumindest nicht unter ihrem
eigenständigem Titel auf, s.
Catalogus secundus. Zur
persischen Gesandtschaft s.
Christian: Tageb. XV, Bl. 202v
(2. 9. 1639): „Avisen, von Gottorff, wie allda der Persianische Soldan mitt großem
apparat, vndt gewaltigen prachtt entpfangen worden.“ F. Christians II. Brief an
Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) vom 3. 9. 1639: „Man machtt
große händel von großen
Thesauris, so auß
Persiâ, durch die Moskaw, zu Gottorf in
Hollstein sollen ankommen sein.“ NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 134, Bl. 62v. —
Unter Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642) waren im
Oktober 1633 (bis April 1635) und im Oktober 1635 (bis August 1639)
Gesandtschaften nach Moskau an den Zarenhof bzw. nach Moskau und Isfahan/ Persien
aufgebrochen, vorrangig um eine (Seiden-)Handelsverbindung auf dem Landwege
einzurichten. Zwar zerschlugen sich diese Ambitionen, doch war der
kulturgeschichtliche und wissenschaftliche Ertrag der Mission umso reicher. Vgl.
schon 360800. Die zweite holstein. Gesandtschaft (1635–39, s. o.), der auch Paul
Fleming als „Hofjuncker“ angehört hatte, war am 1. 8. 1639 wieder in Gottorff
angelangt. Am 8./ 18. 8. trafen dort die rund 100 Personen zählende persische und
die 13-köpfige russische Gesandtschaft ein. Die mitgeführten und am 14./ 24. 8.
präsentierten Geschenke der persischen Legation — Pferde, Teppiche, Seidenzeug,
indische Tuche, persische Bögen und Köcher, Satteldecken, Tapeten u. a. m. —
mußten von „306. Bürgern auß Schleßwig getragen werden“.
Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 72, vgl. 71f. Am 22. 9. 1639 nahmen die
beiden Gesandtschaften ihren Abschied. Vgl. RELATION, Oder Eigentliche Erzehlung
(s. o.), Bl. ):( iij r; Adam Olearius (FG 543. 1651): Offt begehrte Beschreibung
Der Newen ORIENTALischen REISE/ So durch Gelegenheit einer Holsteinischen Legation
an den König in Persien geschehen. Worinnen Derer Orter vnd Länder/ durch welche
die Reise gangen/ als fürnemblich Rußland/ Tartarien vnd Persien ... fleissig
beschrieben (Schleswig 1647), 539ff. (HAB: 263. 1 Hist. 2°). Vgl. dazu auch die
zweite Ausgabe, die
Vermehrte Newe Beschreibung Der
Muscowitischen vnd Persischen Reise, Schleswig 1656 (HAB: 263. 2 Hist.
2°), die in Wortschatz und Stil Olearius’ Aufnahme in die FG 1651 widerspiegelt,
darüber hinaus auch einen Bericht über jene „persianische“ Gesandtschaft an den
Gottorfer Hof enthält. Auch in der 1651 eingerichteten hzl. Kunstkammer in Gottorf
hatten die Gesandtschaftsreisen deutliche Spuren hinterlassen. Adam Olearius:
Gottorffische Kunst-Cammer/ Worinnen Allerhand ungemeine Sachen/ So theils die
Natur/ theils künstliche Hände hervor gebracht und bereitet. Vor diesem Aus allen
vier Theilen der Welt zusammen getragen (Schleswig 1666), Bl. b 3v u. [b 49r].
HAB: 24.1. 1 Phys. (Text) u. 24. 1. 2. Phys. (Abbildungstafeln). Vgl. Heinz
Spielmann: Die Persien-Mission Herzog Friedrichs III. und ihre Folgen. In: Gottorf
im Glanz des Barock. Kunst und Kultur am Schleswiger Hof 1544–1713. Kataloge der
Ausstellung zum 50jährigen Bestehen des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums auf
Schloß Gottorf und zum 400. Geburtstag Herzog Friedrichs III. hg. H. Sp. u. Jan
Drees. Bd. 3: Renaissance und Barock. Schleswig 1997, S. 53–59; dass. Bd. 1: Die
Herzöge u. ihre Sammlungen. Schleswig 1997; Bd. 2: Die Gottorfer Kunstkammer.
Schleswig 1997; Elio Christoph Brancaforte: Visions of Persia. Mapping the travels
of Adam Olearius. Cambridge/ Mass. 2003; Elisabeth Rothmund: „Der treffliche Mann
und die Kinder des Unglaubens“. Wahrnehmung und Darstellung Persiens bei || [
310] Adam
Olearius (1599–1671). In: Divergente Kulturräume in der Literatur. Betreut v. Marc
Cluet, Zhu Jianhua u. a. Bern (u. a.) 2007, 55–60. — Zum Bücherverkehr zwischen
Hz. August und F. Christian s. auch dessen Brief an August, undat. (wohl Okt.
1639): „E.L. sage ich nochmalß fr. danck [...] vor daß nähermahlige mir
vberschickte schöne buch, darauß insonderheitt das
acumen ingenij, vndt
vortrefliche
erudition des
authoris, zu verspühren, vndt billich hoch zu preisen,
auch andern zu
communiciren.“ NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 134, Bl. 63r. Das
Buch läßt sich nicht bestimmen.
3 In seinem Brief vom 3. 9. 1639 hatte F. Christian II. Hz.
August d. J. bereits um Vermittlung eines Kredits bei Gf. Anthon Günther v.
Oldenburg (FG 351. 1640) gebeten, falls August selbst ihm nicht mit einem Darlehen
helfen könne. „Sonsten werden El. sich fr. erinnern, waß Sie mir vor diesem wegen
eines vorschußes, vndt anlehens verheißen. Dieweil ich dann eben also, wie vorm
Jahr,
intentioniret bin, vndt El. auch zu beförderung Jhrer Kayl. Maytt. diensten,
mich hoch verobligiren würden, Alß habe ich ihr meine
intention nicht allein fr.
zu erkennen geben, sondern El. auch fr. ersuchen wollen, mir vnbeschwehrt, mitt
ehistem, fr. zu willfahren vndt da El. die
media vber verhoffen, ie nicht hetten,
So wollte ich deroselben vnmaßgebig vorschlagen, ob Sie an den Gr. von Oldenburg
schreiben wollten, damitt sich derselbige mitt 3 oder 4m
a thlr. an die Zerbster
Kam
mer von El. verweisen ließe, hingegen aber El. zu
meiner contentirung 3 oder 4000 thlr. vorschießen wollte. Jch mag nicht an den
Graven deswegen schreiben, dann El. beßer mitt ihm correspondiren können, vndt ich
hette es eigentlich mitt El. zu
tractiren.“ NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 134,
Bl. 62r. Schon kurz darauf scheint Christians Wunsch geplatzt zu sein: „Risp
osta von Zerbst, abschlägig.“
Christian:
Tageb. XV, Bl. 205r (9. 9. 1639). In einem undatierten, wohl in den
Oktober 1639 fallenden Schreiben F. Christians an Hz. August heißt es dann: „Daß
mir sonsten E.L. weder mit
contantj, noch
frumentj haben helfen können, ist mir
Leydt, es hette El. gewislich nicht gereẅen sollen, da es auch noch
sein köndte, dann die gutgemeinte
assignation an die Zerbster
Kam̄er, will mir gar zu waßer gemachtt werd
en, bin bishero theils mitt dilatorischer, theils mitt gantz
abschlägiger antwortt, alß wehre man es nicht schuldig, theils aber mit der
Landtverderblichen
impossibilitet vndt
ruinam per vim majorem, abgewiesen worden.“
A. a. O., Bl. 63r, vgl. auch die nochmalige Nachfrage in Christians Brief vom 23.
10., a. a. O., Bl. 67r.
4 Verdienen transitiv i. S. von vergelten im Mhd. und noch im
Fnhd., später verdrängt durch die Bedeutung ,Dienste leisten‘ bzw. ,sich durch
Dienstleistung etwas erwerben, erlangen‘. Vgl.
DW XII.1,
223.
5 Zur Friedenspolitik s. Beil. I.
6 Der dän. Gesandte Obrist Bernd v. Hagen gen. Geist (FG
236), der im Herbst 1639 die Neutralität des niedersächs. Kreises beim schwed.
Feldmarschall Johan Banér (FG 222) durchsetzen und bei Kf. Johann Georg I. v.
Sachsen sowie dem Kaiser mit der kriegsbedingten Notlage der Kreisstände
entschuldigen sollte. Vgl. 390903 K 2 u. 391209;
Theatrum
europaeum, Tl. 4 (1643), 73.
7 Gemeint ist der jahrelange Regentschafts- und
Vormundschaftsstreit zwischen dem luther. Hz. Adolph Friedrich I. v.
Mecklenburg-Schwerin (FG 175) und der verwitweten Hzn. Eleonora Maria v.
Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17) nach dem Tode ihres Mannes, des reform. Hz.s
Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158; †23. 4. 1636). Vgl. 390908 K
1. Ksl. Mandate ergingen zunächst zugunsten Hzn. Eleonora Marias, und auch Hz.
August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel wurde in die Angelegenheit einbezogen:
Er sollte (als dem Hause Güstrow durch die Ehe mit seiner dritten Gattin Sophia
Elisabeth verwandter Lutheraner) im Rahmen eines Kompromisses vom Oktober 1637 die
Erziehung des noch unmündigen Prinzen Gustav Adolph (FG 511. 1648) übernehmen, was
aufgrund der Schweriner Weigerung aber nicht umgesetzt wurde. Zugleich trat auch
der ebenfalls durch Heirat mit der Güstrower Linie verwandte Hz. Franz Albrecht v.
Sachsen-Lauenburg (FG 194) am ksl. Hof als Fürsprecher der Witwe auf. Im Mai 1639
verwarf ein ksl. Endurteil Hz. Adolph Friedrichs Reklamation, erkannte das
Te-
|| [
311]
stament Hz. Johann Albrechts II. und damit die Regent- und Vormundschaft seiner
Witwe und die Mitvormundschaft des Kurfürsten v. Brandenburg und F. Ludwigs an.
Vgl. aber noch 401204 (K 6). Der Prinz sei umgehend der Obsorge Hz. Augusts zu
untergeben. Am 4. 10. 1639 erging in Exekution des Urteils vom Mai, das in
Schwerin unbefolgt geblieben war, ein strafbewehrtes ksl. Mandat an Adolph
Friedrich, innerhalb von sechs Wochen nach Erhalt dieses Schreibens entweder dem
ksl. Urteil in allem Gehorsam zu leisten oder die Verweigerungsgründe und Einwände
begründet vorzubringen. Eine ksl. Bekanntmachung vom 10. 10. 1639 bekräftigte das
Endurteil vom Mai und trug der Witwe und F. Ludwig die (Mit-)Vormundschaft auf. In
einem undatierten, wohl im Oktober d. J. verfaßten Brief an Hz. August schrieb F.
Christian II.: „Vom Kayl. hofe, macht man mir gar gute hofnung, in der Meckelb.
sache. Gott gebe daß ein gut ende darauß werde. hertzogk Frantz Albrechtt, wirdt
zweifelß ohne, als er vom Kayl. hofe wiederkahm, bey E. L. auch eingesprochen vndt
relation gethan haben. Bitte fr. da El.
nova von importantz hetten, mir dieselbe
hiemitt vnbeschwehrt zu
communiciren“. NSTA Wolfenbüttel: 1
Alt 22 Nr. 134, Bl. 63v. Am 23. 10. 1639 wird F. Christian euphorisch berichten,
„wie das mir der
Agente zu
Wien, Johann Löw zugeschrieben, daß in der Meckelnb
urgischen Tutelsache die
Executoriales erkandt, vndt neben
den gehorsams
patenten ausgefertiget, auch der vormundtschafteydt durch meiner
Schwester der hertzoginn, Abgeordneten, Zacharias Quetz [FG 309, d. Hg.], vndt
durch ihn Löwen, im Nahmen des herrenvettern F. Ludwiges zu Anhaltt, vorm Kayl.
Reichshofraht, abgeleget, vndt geleistet worden. Die Strafe in ged.
executorialibus ist 1000 Marck, löhtiges goldes, vnd
wirdt numehr auch die [anhaltin., d. Hg.] Lehen gesuchtt, vndt empfangen werden
müßen. Gott Lob, das die sache so weitt gebrachtt.
Tandem bona Causa triumphat.
Jch weiß, El. werden es fr.-schwägerlich gerne vernehmen, vndt auch mitt
cooperiren helfen, damitt der gewünschte
exitus causæ erfolgen möge. Mitt hertz
ogk Adolfen will numehr keine handlung mehr zu pflegen
sein.“ Vgl. auch
Christian: Tageb. XV, Bl. 221v (21. 10.
1639). Im Laufe des Jahres 1640 konnte aufgrund der Fürsprache der Kurfürsten und
des dän. Königs Hz. Adolph Friedrich seine Position durchsetzen. 1643 schließlich
wurde der Streit „gütlich“ geschlichtet, Hzn. Eleonora Maria mußte nachgeben. Vgl.
371009 K 0 u. 401025 K 3; ferner die Akte NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 133:
Mecklenburg. Sachen; Samuel Buchholtz: Versuch in der Geschichte des Herzogthums
Meklenburg. Rostock 1753, 517f.; H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des
Dreißigjährigen Krieges. 1603–1658. Berlin 1907, 123f.; Heinrich Schreiber: Herzog
Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. von Mecklenburg. Schwerin 1900, 38ff.;
Hans Witte: Mecklenburgische Geschichte in Anknüpfung an Ernst Boll neu
bearbeitet. Bd. 2: Von der Reformation bis zum Landesgrundgesetzlichen
Erbvergleich. Wismar 1913, 173ff.
8 Martinus Milagius (FG 315), gesamtanhaltin. Kanzler, der
sich meist in Plötzkau, beim Senior des Hauses, F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG
46), aufhielt, aber auch oft zu Gesandtschaftsreisen herangezogen wurde. Uns
liegen keine Nachrichten über seinen damaligen Aufenthalt vor.
1 Zum Hamburger Präliminarfrieden 1641 s. im Sachregister
unter „Friedensverhandlungen/ -schlüsse; Waffenstillstand“. Vgl. insgesamt
Brockhaus, 23ff. und bes. 31ff.;
Documenta
Bohemica VI, Nr. 925, 951, 991 u. ö.;
Kampmann,
129ff.;
Londorp (HAB: 2.5.2. Pol. 2°), 697ff., 709ff. u.
789ff.;
Öhmann, 138ff.;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte, 11. Buch, 487, 498ff. u. 517ff.;
Theatrum europaeum, 4. Teil (1643), 73ff., 94ff.; Werner Arnold:
Braunschweig-Wolfenbüttel und der Dreißigjährige Krieg. In: Wolfenbütteler
Beiträge 12 (1999), 69–85, hier 76ff.; Mogens Bencard: Christian IV. als
Friedensvermittler. In:
Krieg und Frieden III, 587–592;
Fritz Dickmann: Der Westfälische Frieden. Münster 1965, 94ff.; Horst-Rüdiger
Jarck: Der Dreißigjährige Krieg. In: Die Braunschweigische Landesgeschichte.
Jahrtausendrückblick einer Region. Hg. H.-R. J. u. Gerhard Schildt. Braun-
|| [
312]
schweig
2000, 513–534, hier 526f.; Paul Douglas Lockhart: Denmark in the Thirty Years’
War, 1618–1648. King Christian IV and the Decline of the Oldenburg State.
Selinsgrove, London 1996, 241ff.; Gottfried Lorenz: Die dänische
Friedensvermittlung beim Westfälischen Friedenskongreß. In: Forschungen und
Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Münster 1981, 34; Michael
Reimann: Der Goslarer Frieden von 1642. Hildesheim 1979, 14f.