Text

391119 Augustus Buchner an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [321]

391119

Augustus Buchner an Fürst Ludwig


Antwort auf 391028, beantwortet in 391216. — Augustus Buchner (FG 362. 1641) entschuldigt sich für die späte Antwort auf F. Ludwigs Brief 391028, den er mit dessen Beilagen am 1. 11. empfangen habe. Amtsverpflichtungen haben ihn von einer rascheren Reaktion abgehalten. F. Ludwigs „Anleitung zur Deutschen Reimkunst“ gehe anbei mitsamt den neulich dazu überschickten Mustergedichten zurück. Seine Verbesserungsvorschläge legt Buchner ebenfalls bei, die aber in aller Bescheidenheit und auf F. Ludwigs Verlangen aufgesetzt worden seien. — Zur Rechtfertigung des daktylischen Metrums verweist Buchner auf die von Heinrich Schütz (und anderen Musikern) hochgelobte Eignung des Versfußes zu anmutiger Vertonung. Für das Ballet Orpheus und Euridice, das vor einem Jahr anläßlich der Hochzeit des sächsischen Kurprinzen Johann Georg (II., FG 682. 1658) aufgeführt wurde und demnächst vielleicht im Druck erscheine, habe ihn Schütz ausdrücklich um Verwendung daktylischer Verse für den Chorgesang und den Glückwunsch am Schluß gebeten. Buchner sei dieser Bitte nachgekommen, wie die beiliegende Abschrift (des Chors der Hirten und Nymphen) beweise. Seine Verse mögen nichts Großartiges haben, || [322] ihre Eignung zum Gesang aber sei allgemein anerkannt worden. — Martin Opitz’ (FG 200) Tod ist von Buchner doppelt zu beklagen: Er selbst habe einen lieben Freund, die deutschen Musen aber hätten ihren Phoebus Apollo verloren. — Die von F. Ludwig erbetene Durchsicht der Deutschen Sprachlehre (von Christian Gueintz; FG 361. 1641) habe sich aufgrund der Erkrankung Jacob Martinis verzögert. Er befinde sich auf dem Weg der Besserung, so daß die Aufgabe nunmehr angegriffen werden könne. Martini danke für das ihm von F. Ludwig bewahrte Vertrauen, biete seine Dienste an und übermittle die beiliegenden, auf seine verstorbenen Söhne in Wittenberg bzw. Paris gehaltenen deutschen und französischen Leichenpredigten. F. Ludwigs Eifer für die deutsche Muttersprache sei sehr zu loben. Martini und Buchner werden bemüht sein, ihn darin nach Kräften zu unterstützen. — Für das überschickte, aus dem Italienischen übersetzte Buch [Der Christliche Fürst, dt. v. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51)] sagt Buchner Dank. Von dem (ital.) Verfasser Roseo habe er erst kürzlich aus Gabriel Naudés Bibliographia politica erfahren. Diese sei vor einigen Jahren in Italien erschienen, außerordentlich nützlich und in Deutschland durchaus unbekannt. Daher würde Buchner sie gern mit anderen derartigen Schriften auflegen lassen, besonders mit dem bislang unveröffentlichten „Bedenken“ des Hugo Grotius, wie ein welterfahrener Politicus seine Studien einrichten solle. Ein Verleger müßte gefunden werden; die Wittenberger Verleger aber seien aufgrund der harten Kriegsdrangsale gezwungen, ihren Lebensunterhalt auf andere Weise zu suchen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 545, Bl. 77r–78v; eigenh.[Handschrift: [Bl. [77r]]D: KE, 228–230; KL III, 142–145. — BN: Bürger, S. 179 Nr. 9.

Anschrift


A  Fehlt.

Text


Durchläuchtiger Hochgeborner Fürst,
Gnediger Herr,


Daß uff E. fürstl. Gnaden so gar gnediges schreiben, welches nach dem es den 28 Weinmonats geben, Jch folgenden ersten dieses zusambt den Beylagen in schuldigster ehrerbietung entpfangen, Jch so späte mit meiner unterthenigen andtwort einkomme, hab E. fürstl. Gnd. ich bald anfangs umb gnedige verzeihung in aller unterthenigkeit zuersuchen höchlich von nöten. Meine, wiewol geringe und schlechte ambtsverrichtunge haben mihr sothane hinternuß in weg geschoben, daß dieses anders zuhalten, mihr unmüglich gewesen. Lebe alsoa der unterthenigen hoffnung, E. Fürstl. Gnd. werde Dero sonderbaren und aller weldt bekanndten Leutsehligkeit nach mihr solches zu keinem ungnedigen vermercken ausschlagen, und bey Derselben noch wol zu entschuldigen laßen sein.
  Sonst wird E. Fürstl. Gnd. die anderweit gnedig überschickte vnd nun mit den mustern unterschiedener arten im reimen vermehreten Anleitung zur Deutschen Reimkunst hiernebenst in unterthenigkeit wiederumb zugefertiget.1 Waß bey derselben unter dem lesen mihr eingefallen, zu pappier bracht, und iezo zugleich mit beygelegt worden2 , Jst keines wegs zu verbeßerung selbiger, Sondern bloß nur E. F. G. gnedigen willen unterthenig zugehorsamen angesehen. Fürchte aber nicht wenig, daß wie E. F. Gd. mich nehermalß etwas zu güthig verfahren erachtet3 , also hingegen Sie iezo in gedancken gerahten möchte, ob hette ich eins und daß andre zu enge gespannt, und da ich neulich, dero gnediger meinung zwar nach, der sachen zu wenig, iezt fast zu viel gethan.b Jch habe aber hierunter uff nichtes anders, allß E. F. Gn. gnedigen befehl mein untertheniges absehen gehabt, || [323] vnd wird zu diesem mich auch entschuldigen, daß in allem [77v] thun die schwereste kunst sey, daß rechte lobwürdige mitten, in welchem alle tugend bestehenc , zu finden und treffen. Die Dactylischen gesänge belangend, werden E. F. Gd. mihr gnedig erleuben nur dieses allein aniezt zu gedencken, daß derd berühmete Musicus, herr Henrich Schüze Churf. Durchl. zu Sachsen Capellmeister (andere zugeschweigen, die dieser Kunst auch wolerfahren) gegen mihr sich vernehmen laßen, ob könne kaum einige andere art Deutscher Reime, mit beßerer und anmuthiger manier in die Musick gesezt werden, allß eben diese Dactylische. Derowegen er auch bey einrichtung der Poësie zu dem Ballet vom Orpheo4 , daß nunmehr gleich für einem iahre bey dem fürstl. beylager Ihr. Durchl. des ChurPrincens zue Sachsen gehalten (die vieleicht in kurzen raußgegeben werden möchte) mich sonderlich gebeten, dahinn bedacht zu sein, damit daß freẅdengeschrey und Glückwuntschunge bey schließung deßelben, ia in dergleichen art möchte gebracht werden, Welches ich auch gethan, inmaßen E. F. G. auß beygefügter Copien5 genedig zu ersehen hatt. Vnd ist fast männigliches urtheil dahinn gangen,e daß dieses (wiewol an den versen, daf ich gar will[ig]g bekenne, nichts däugliches ist) in der Musick zum besten gefallen. Herrn Opizen todt, habe ich doppelde ursach zu klagen: Einmal daß hierdurch ich eines sonderbaren lieben vertraueten freundes beraubet worden, Dann daß die Deutschen Musen Jhr Licht und besten Meister verlohren haben. Doch sindt wir einmal zu dieser Pflicht genötiget, daß wir ertragen müßen, waß nicht zuendern ist. Vnd wie Gott herrliche Geister schickt und erweckt, also fordert er selbige auch wiederumb abe, wenns Jhme gefellt. Mit der Deutschen Sprachlehre6 [78r] were gnedig anbefohlener maßen albereit schon ein guther anfang gemacht, wann nicht Herrn D. Jacobi Martini7 kranckheit und lager solches verhindert. Weill es sich aber nunmehro mit Jhme Gott lob zur beßerung schickt, und also die nötige unterredung gepflogen werden kann, Soll weiter hieran nichtes verabseumt, und E. F. Gn. gnedigen befehl schuldiger maßen nachgelebt werden. Er hatt sich recht drüber erfreuet, daß E. F. Gn. daß gnedige guthe vertrauen, So sie vor diesem in seine Person gesezt, Jhm annoch tregt, mihr auch gar fleißig uffgetragen, hierbey zugleich E. F. G. seine unterthenige schuldigkeit, und daß er keine gelegenheit iemalß vorbeylaßen werde, da E. F. G. unterthenige und gnedig gefällige dienste von Jhm erwiesen werden können, zuhinterbringen, wie dann auch beygefügte Deutsche Predigt und französischen LeichSermon, bey unterschiedenen begräbnußen Seiner Söhne, theils hier, theils in der königlichen haubtStadt Pariß gehalten,8 in unterthenigkeit zu überschicken. Wie sonsten E. F. Gn. bestendiger eyfer unsere mutterSprach in ihre vollkommenheit und Selbigen stand, den sie verdienet, zu sezen, höchlich zuloben, Angesehen daß Selbiger auß treẅer herzlicher Liebe gegen daß Vaterland, und unsere alte tapfere nation herrüret, Also werden wir beyderseits uns so viel mehr unterthenig gefließen sein, Selbigen so viel in unseren kräfften an die hand zugehen, und nichts erwinden zu laßen an deme, waß zu beförderung deßen gereichen mag. Für daß in gnaden überschickete guthes buch, So auß dem Jtalienischen ins Deutsche gesezt, thue gegen E. F. Gn. Jch mich ganz unterthenig be- [78v] dancken.9 Hiebevor hab ich es nie gesehen, auch eher von dem Scribenten selbst nichts gewust, biß mihr kürzlich zuvor deß Gabrielis Naudæj Pa- || [324] ris.  Bibliographia Politica,10 die vor wenig iahren in Jtalien getruckt und raußkommen, zu handen gestoßen, in welcher auch dieses Rosei rühmliche meldung geschicht. Vnd binn ich fast willens nur iezgedachtes Naudæj büchlein, weill es mich gar nüzlich und gutt beduncket, in Deutschland aber fast unbekandt, neben andern dergleichen schrifften, bevorab aber des Hochgelarten Herrn Hugonis Grotij rahtsamen bedencken, wie ein weltweiser mann, und der in wichtigen Regimentsgeschäfften begrieffen, sein Studieren ordnen und anstellen möge,11 daß er zu einer vollkommenheit gelangen könne, welches noch nie in Druck kommen,12 hier ufflegen zu laßen, Jm fall nur iemand solches wercklein über sich nehmen und verlegen will.13 Dann unsere Buchführer meistestheils durch diese kriegerische böse Zeit andere handtierung anzufangen gezwungen werden. E. Fürstl. Gn. soll ich weiter nicht uffhalten und verdrüßlich sein. Befehle demnach Sie sambt Jhrem ganzen fürstl. Hause der getreẅen obacht des Höchsten zu allem verdieneten fürstlichen wolstande, Sie aber wolle in gnaden geruhen zubleiben Mein Gnediger Fürst und Herr, allß ich hingegen die Zeit meines lebens erfunden werden will,
  Eẅer Fürstl. Gnaden, Vntertheniger Gehorsamer Diener,
  Augustus Buchner mpria
Withenbergk den 19 Novembr. Ao. 1639.

I

Fürst Ludwigs Weinige anleitung zu der Deutschen Reimekunst

mit den Korrekturvorschlägen Augustus Buchners

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 545, Bl. 60r–67v, 67v leer (am oberen Seitenrand alte, wohl ursprüngliche Foliierung 1–8); Schreiberh. mit Korrektureinträgen von F. Ludwigs H. [Handschrift: [Bl. [60r]] — Zit. als A. Diese Korrekturen gehen zu einem beachtlichen Teil auf Verbesserungsvorschläge Buchners zurück, die sich ebenfalls im Erzschrein erhalten haben und hier in Beilage II veröffentlicht werden. — A liegt der hier vorgelegten Transkription zugrunde. Geringfügige Textverluste durch Papierausriß werden in eckigen Klammern nach Maßgabe der anderen Überlieferungen ergänzt. Ebenso, allerdings sparsam, wird bei fehlenden Satzzeichen verfahren, die zum leichteren Textverständnis notwendig erscheinen.
Dass., Bl. 50r–59v, 59rv leer (alte, wohl ursprüngliche Paginierung 1–18; die Seitenzahl 10 wurde irrtümlich zweimal vergeben: Bl. 55v = S. 12); andere Schreiberh. mit größtenteils textidentischen Korrekturen wie in A. Diese Korrekturnachträge stammen von derselben Schreiberh. Einige weitere Verbesserungen sind von F. Ludwig eigenhändig nachgetragen worden. — Zit. als B. Zum Verhältnis der beiden Hss. A u. B s. unten u. Beil. II Q.
Drucküberlieferungen:
[F. Ludwig v. Anhalt-Köthen:] Kurtze Anleitung | Zur Deutschen Poesi oder Reim-Kunst | mit ihren unterschiedenen Arten und | Mustern Reimweise verfertiget | und vorgestellet. | [Radierung der FG-Imprese „Die fruchtbringende Geselschafft“ — Uferlandschaft mit Kokospalmen — und Wort „Alles zu Nutzen“] | Gedruckt zu Cöthen Jm Fürstenthume Anhalt/ | [Linie] | Im Jahre 1640. S. Abb. S. 327. HAB: 49.6 Poet. (2), || [325] auch in WDB; P 491 Helmst. 4° (2) und Um 40 (=das Ex. Hz. Anton Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel; FG 716: Auf der Titels. signiert „Anthon Vlrich hZBUL 1651“, am Schluß eingeklebt das „Kling-gedichte Auff die Fruchtbringende Geselschafft“ u. die Impresa Tobias Hübners [FG 25] mit seinem Reimgesetz. Beide entstammen Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche [1640]). — Zit. als D. Weitere Exemplare: STB Berlin — PK: 4° Yb 5211 u. 4° Xt 5698(2); ULB Halle: an Jd 3326 (2); SUB Göttingen: 8° P. Germ. II, 5280; BL London: 11517.dd.22.(10); ÖNB Wien: 54.451-A. Das einstige Ex. der BB Dessau ist verschollen. Vgl. Kat. Dessau BB, Nr. 11679. Vgl. Bulling, 26; Dünnhaupt: Handbuch, 1112.
Dieser Druck stimmt textlich mit den Handschriften A u. B überein, allerdings ergänzt um eine in den Handschriften fehlende Vorrede an den Leser und um eine Übersicht der behandelten Versarten. Der Druck stellt die von F. Ludwig autorisierte endgültige Fassung seiner Verspoetik dar. Die Orthographie ist geglättet (s. u.).
Teilveröffentlichung: KE, 219–227, mit einer knappen Auswahl aus den Mustergedichten; nach KE und um ein weiteres Mustergedicht gekürzt in KL III, 136–142. Vgl. Stoll, 116–118 (die „Anleitung“ ohne den Anhang der Mustergedichte). Die auch in KE erschienenen Gedichte sind im nachstehenden Text durch (*) markiert. Krause griff auf eine Handschrift zurück, in der die „Verbesserungen Buchners vom Nährenden angenommen und benutzt“ worden waren (KE, 222), merkwürdigerweise erst ab den Mustergedichten, obwohl doch auch schon die „Anleitung“ in A u. B verbessert worden war. Die ursprüngliche Textfassung gibt KE in Fußnoten wieder. Die hier angegebenen Grundtexte F. Ludwigs lassen darauf schließen, daß Krauses Veröffentlichung Hs. A zugrundelag. Vgl. T I gc, gg u. hc. Wenn „vom Nährenden angenommen und benutzt“ F. Ludwigs eigene Hand bei den Verbesserungsnachträgen bedeuten soll, wäre dies ein weiterer Hinweis auf A.
A u. B gehen auf zwei Urtexte F. Ludwigs zurück (1. der eigentlichen Anleitung, 2. der Mustergedichte), von denen jeweils eine Abschrift Buchner zur Korrektur übersandt worden ist. Davon hat sich nichts erhalten. Die Abschriften A u. B repräsentieren etwas jüngere Überlieferungszustände. Einige der von Buchner angegebenen und von ihm dann verbesserten Textstellen (s. Beil. II Q) erscheinen nämlich nicht im „Grundtext“ von A u. B, so daß diese keine direkten Textzeugen für die von Buchner benutzte Abschrift des Urtextes sein können. In A trug F. Ludwig selbst nachträglich die von ihm gebilligten Verbesserungen Buchners ein. Es scheint, daß F. Ludwig in die Abschrift B die Verbesserungen aus A hat nachtragen lassen. B müßte auch deshalb jünger sein als A, weil einige Verbesserungen, die F. Ludwig in A noch nachtrug, in B bereits in den Grundtext eingegangen sind, wo ansonsten die meisten Korrekturen aus A textidentisch nachgetragen wurden. Beispiel: Mustergedicht Nr. 1 in A (Bl. 61r), Z. 4 u. 5: „Und [von F. Ludwig gebessert aus Er] wiedrigs ihr zu thun gar [von F. Ludwig gebessert aus dan] nit [...] | Er [von F. Ludwig gebessert aus Und] thut mit unvernunfft an seine sachen gehen“. Dasselbe in B (Bl. 51r): „Und wiedrigs ihr zu thun gar nit [...] | Er thut mit unvernunfft an seine sachen gehen“. Diese Verbesserungen stammen von F. Ludwig und gehen nicht auf Buchner zurück, sind also von F. Ludwig offenbar in B noch vor Buchners Korrekturarbeit aufgenommen worden. Vgl. auch etwa Mustergedicht Nr. 1, Z. 23 (Anm. T I am), in der B eine weitere, über A hinaus- und auf Buchner zurückgehende Verbesserung zeigt, die in D aufgenommen wurde. Vgl. ebd., Z. 29 (Anm. T I ao), 54 (Anm. T I aq) oder das Mustergedicht Nr. 3, 2. Gesang, Strophe 2, V. 6–8 (Anm. T I gc), ferner schon T I h, l, af, ag, cb u. ö. Andererseits kommt B an vier Stellen Buchners Korrekturvorlage näher als A (vgl. K II 25, 31, 32 u. 71), wodurch sich eine kaum zu durchdringende Überlieferungslage im Verhältnis von verlorenem Urtext, A u. B ergibt. Man wird in jedem Fall von verschiedenen Korrekturvorgängen auszugehen haben. Wir haben uns dafür entschieden, die vermutlich älteste Überlieferung A aufgrund der eigenh. Verbesserungen F. Ludwigs zur Grundlage unserer Editi- || [326] on zu machen und die Varianten von B u. D im Textapparat zu vermerken. Zum bequemeren Vergleich mit der Endfassung D mag diese selbst herangezogen werden.
Die beiden Handschriften mit den 12 von F. Ludwig lehrsatzartig behandelten Versarten (A: Bl. 60rv bzw. B: Bl. 50r–51r) und die zugehörigen Beispiele oder „Muster“-gedichte sind von uns dem Brief 391119 zugeordnet worden. F. Ludwig schrieb nämlich im Brief 391028, er habe Buchners Anregung folgend „die Muster ieder Reimart hinzu gesetzt“, und erbat auch deren Durchsicht. (KE läßt die „Anleitung zu der Deutschen Reimekunst“ mit den Mustergedichten dem Brief 391028 folgen.) Da Buchner jedoch erst in seinem Schreiben 391119 F. Ludwig seine Verbesserungsvorschläge zuschickt, können die Handschriften A und B ihre letzte, korrigierte Fassung erst nach 391119 erhalten haben. Auffällig ist, daß die Mustergedichte Buchner nachgereicht wurden. Dennoch beginnt in beiden Hss. A u. B der Abschnitt der Mustertexte nicht auf einer neuen Seite, sondern schließt sich von gleicher Hand fließend (ohne Seitenumbruch) der „Anleitung“ an. Dies bestätigt, daß A u. B spätere Abschriften des Urtextes sind, bei dem „Anleitung“ und Mustergedichte vermutlich physisch getrennt waren. Es sind jedenfalls nicht die Texte, die Buchner zugesandt wurden. Auch kommen A und B als unmittelbare Druckvorlage nicht in Frage. Vgl. das Schema auf der Klapptafel.

Text


Weinige anleitung zu der Deutzschen

Reimekunst

    1.
  Wer eines guten reims weiß’, artt und maß will wißena
  Inb unsrer deutzschen sprach’: Aufs erste sey befließen,
    Zu schreiben drinnen klar, leicht ungezwungen rein,
  An frembde sprachen sich und worte ja nicht binde,
  Er geh’ auch in dem fall’ er folgen will gelinde,c
    Biß er der seinen sich befind ein Meister sein.d
 2.
Casus er nehm’ in acht Die Fäll’e und solche nit verkehre,
  Und wo verkehret sie ein beßers andern lehre,
     Nach wahrer eigenschafft der zung’ in unserm Land’,
  Da sie mitt reiner ziehrd’ und deutlich wird getriebenf
Prosa Inb ungebundner red’, alß sie dang auch geschrieben
Oratio ligata    Gebunden werden soll, in wollgemeßnemh band.
 3.
Mensura Das maß der Reim’ ich mein’ in dem’ alleine lieget
  Die schöne wißenschafft zusammen woll gefügett:
     Darbey dan das gehör’ am meisten wircken muß,
Jambi Die Sylben kurtz und lang gleich aufeinander lauffen,
Dactili Die kurtzen zwiefach sich zusammen nimmer hauffen,
     Sonst wird der falsche thon gebehren nur verdruß.
|| [327] || [328]
 4.
Trochæi Es werden lang und kurtz die Sylben auch gesetzet
  In sondre reimenartt, die unsern sinn ergetzett,
Odæ    Wann sie gesanges weiß’ und artlich seind gestelt,
  Die reime nit zu lang in Sylben überhauffet,
  Dann ihre Kürtze fortt woll unterschieden lauffet,
     Und dan, so ausgemachtt[,] dem Leser wohlgefelt.i
 5.
Terminatio Die endung unsrer Reim’ auch werden muß erklerett,
  Dieselb’ ist zweyerley, und also wird gelehrett:
Masculina, accentus    Die erste Mänlich ist, und mitt dem thone feltj
Fœminina Die Weiblich’ in der Sylb’ ohn’ ein’ am letzten1 stehet
  Und in derselben lang gantz prächtig einher gehett
     der schluß von mannes artt stets doch den preis behelt.k
 6.
vers communs Eilff und zehnsylbig seind, die man gemeine nennett,
Cæsura Und in der Vierdten wird ihr abschnitt recht erkennet:
Carmen Heroicum     Der Sylben aber zwelff’ hat unser’ helden artt,
  Und dreyzehn die man darff mit dreyzehn auch anfangen,
  Mitt zweyen zeilenl fortt zu einen Reim gelangen,
     Und in der sechsten helt ihr abschnitt seine fahrt.

[60v]
 7.
vers Alexandrins. die edelst’ artt ist Dieß, so unser Deutscher übetm
  Geht hurtig von der faust, und leichte reime giebett:n
     Die andre, vierde Sylb’, und sechste lang muß sein,
  Die achte, zehnd’, und zwelfft dermaßen sich auch zeigen,
  Weil unserm ohrenmaß es klinget und ist eigen,
     Ja mit der deutligkeit sie kömbt recht überein.
 8.
Sonnets. Die Klinggedichte seind von vierzehn vollen zeilen,
  Die man dermaßen soll ausbutzen und befeilen,
     Wie euch ist vorgesagt: Jm anfang findet man
  Gesetze deren zwey gleich folgen in acht reyen,
  Darauf sich können wohl die sechse so verneuen,
     Wie man bloss nach der lust sie nur wil setzen an.o
 9.
Stances. Gesetze dreyerley im schwange rummer gehen,
Quadrain. Von vieren, sechs und acht der Zeilen sie bestehen:
|| [329]
Sixain. Die erst’ und vierdte mus in vieren enden gleich
Huictain. In sechsenp werden noch zwey zeilen zugelegett
  Von achten das gesetz geschrencket dreymahl treget
    Den Reim, und einer giebt den schluß und letzten streich.
 10.
Contractio Mann soll auch nie zu sehr ein wortt zusammen ziehen,
  Dergleichen zwang vielmehr nach mügligkeit stets fliehen,
    Der sprach’ art und Natur damit wird gantz verstelt,
  Ein Hart gezwungnes wird hingegen eingeführett,q
  Da ihre leufftigkeit man sonsten lieblich spüret
    Und wird des rechten Zwegs der anmuht so verfehlt.
 11.
Elisio zu letzt wird auch das E zum öftern ausgelaßen,r
Vocaliss  Wann ein Selblauter folgt,t wie dan auch ebner maßen,
Consonans    Wann die mittlauter sich gleichförmig treffen an,u
  Der Selblaut e alsdennv zurück und außen bleibet,
  Er wird geschlucket ein, und gleichsam auf sich reibet,
     Wie man baßw durch gebrauchx diß alles lernen kan.
 12.
  Wiewohl sich finden nuny noch mehre reimenarten,
  Wie die in endung sich danz ineinander Charten2
     In oberzehlte doch sie meistlich lauffen ein,
  Die angezogen seindt, ins deutzsche sich die schicken,
  Undt wan sie recht gesetzt, hertz und gemütt erquicken,
     Daraus zu nehmen ab, das diese kunst nicht klein.


Folgen angefügett alle die Muster vorge-

meldeter Reimartten

[61r]
1

Die rechte Helden artt anfahende mitt weib-
licher endung von Dreyzehen und zwelff
Sylben: was Zorn undt Vollsaufferey
anrichtet.
 Der Zorn verhelt den Sinn, das er mit augen siehet
 Nicht was warhafftig ist: Ab jeden menschen ziehett
 Mit hitz’ und unverstand er von der Tugent weg’,
 Undaa wiedrigs ihr zu thun garab nit ist faul und treg’,
 Erac thut mit unvernunfft an seine sachen gehen,
|| [330]
 Ja keine freundtschafft wird darbey nicht angesehen,
 Wie uns ein beyspiel giebt des Alexanders thatt,
 Die an dem Clitoad er sehr frech verübet hatt.
 Und dieser Clitus war im kriege lang gewesen
10. Vonae diesem großen held’, und was sein thun und wesen
 Den besten grund er hett’, es war ihm’ alles kundt
 Was er sann’ und gedacht, auch redet aus demaf mund:
 Jn dem streit er offt warag mit ihme naus gezogen
 der junge Fürst Jhm auch von hertzen warah gewogen,
 Und sonderlich geneigt; Er nahm sein warnen anai
 Und was nur Clitus that, das war sehr wol gethan.aj
 Von seiner güttigkeit und löblich ausgerichtet,ak
 Gieng etwas unrechts für,al mit glimpff’ er alles schlichtet,
 Und hett die sittsamkeit gebunden fleißig ein
20. Dem jungen Fürstenblutt, den lastern feind zu sein
 Erinnert er ihn stets: daher er zugenommen
 Jn tugent hatte sehr und war so weit gekommen,
 Das jeder fast ihn hielt’am für den geschicksten Mann,
 Der auf der weltt vergnügt im glücke leben kan;
 Als mit dem glücke doch die jhare sich vermehrett
 Jn ihme ward der Mensch durch hoffarttan gantz verkehret,
 Darzu der eigensinn kam mit volsäufferey,
 Gleich alles was er wolt’ ihm’ offen stunde frey,
30.Und nitt was sich geziemt, darumb sich an er maßteao
 Viel dings mitt übermutt, und sein gemütt nicht faßte
 Wie die gebühr woll war, er folgte seinem sinn’,
 Und wurde Clitus bald gerichtet von ihm’ hin.
 Wie trug sichs aber zu? Als er nun eingeladen
 Von seinem König’ ist, mit seinem großen schaden,
 Zum gastmal, welches war sehr herrlich angestelt,
 Viel rühmens bracht herfür, bezecht[,] der streitbar’ heldt
 Von thaten die er hett’ in seiner zeit begangen,
 Drin er der eitelkeit, verführet, nach thet hangen
 Das auch beschwerlich war zu hören denen an
40.Die wusten eigentlich wie alles war gethan:
[61v] Die alten schwiegen stillap , biß das er unterdrücken
 Des Vatern thaten wolt, das thet sich übel schicken,
 Drauf prahlend’ er heraus, des sieges rühmte sich
 Der Geroneer schlacht, dar unverantworttlich
 Der Vater ihm die ehr’ aus mißgunst hett genommen,
 Die er aus tapferkeit für sich nur überkommen,
 Ia als entstanden wer’ ein aufruhr zanck und streit
 Der Söldner Griechenlandts und tapfern Kriegesleutt’
 Aus Macedonia, verwund wer’ er gelegen
50. Gleich als ein todter mensch, und sich nitt wollen regen
|| [331]
 Umb sichrer nur zu sein: Da er mit seinem schildt’
 Erhalten seinen leib, im hertzen doch erfüllt
 Mitt lauter freudigkeit, und wer ihn angefallen,aq
 Den er getödtet hettar : Es hett der Vater stallen
 Mit ihme nicht gewolt, der doch sein einzigs heill
 Vom Sohne nur erlangt, das er auch alleweil’
 Erwiesen, als die Feind’ er in die flucht geschlagen
 In der Jllyrer feldtas , da er es wollen wagen,
 Ob schon sein Vater nicht der schlacht gewohnet bey,at
60. Hett’ er dieselbe doch ihm zugeschrieben freyau :
 Die weren lobens wehrt, nitt die nur zugesehen,
 Wie mit den Thracern man scharff pflegen umbzugehen,
 Baldt, als man Asiam hatt müssen äschern ein,av
 Undt auf dem lande dar verwüstet alles sein:
 Das lob stünd denen zu,aw die in den grösten sachen
 Auch über ihre treẅ’ aufs best’ es können machen.
 Den Jungen diese red’ in allem wollgefiel,
 Den alten aber nicht, dann solche hielten viel
 Auf ihren alten Herrn Philippum, weil ihr leben
70. Sie mit ihm zugebrachtax , und Clitus (der ergeben
 Dem kriege lange war, den König als der bloßay
 Mitt seinem haupte stritt, damals fürnaz letzten stoß
 Mitt seinemba starcken schildt gar treulich überdeckett:
 Ja als Rhosaces auch sein’ handt’ hett ausgestrecketbb
 Jhn aufzuopffern garbc , er die geschlagen ab
 Beym fluße Granico, und ihme drumb der stab,
 Den Artabazus hatt, ward geben zu regieren,
 Dahin man ihn denn solt in kurtzen ein nun führen)
 Auch selbstbd nicht nüchtern war, zu denen sich drauff wandt,
80. Die unter ihn gesetzt, sonst allen woll bekandt.be
 Und aus Euripide her diese verß’ erzehlet
 Wie das der Griechen volck darinnen weit gefehlett,
 Das ihrer herrschaftbf sie gegeben diese macht,
 Ihr nahme solt’ allein’ bey ihrer Siegespracht
[62r] Geschrieben werdenap an, da andern wurd die ehre
 Gefangen auf, die sie erworben noch viel mehre
 Mitt ihrem eignen blutt, als einer, dem’ allein
 Nicht solte drumb der ruhm so zugeeignet sein.
 Diß so geredet wardt, das man den laut nur hörett,
90. Undt nicht verstandt die wortt: Der König drob bethöret,
 Argwönisch wardt, und ließ geschwinde fragen nach,
 Was Clitus vorgebracht für eine neuebg sach’?
 Als aber sie darobbh noch lenger stille schwiegen,
 Und Clitus hett’ auch nicht an diesem spruch ein gnügen,bi
 Brach weiter noch heraußbj , Philippi Krieg’ anführt,
|| [332]
 Wie seine thaten man doch überall gespürtt,
 Sie ihrer vielen auch in dieser zeit vorgiengen,bk
 Das die mit ihrem preiß’ an jenen vielmehr hiengen:
 Drob untern jungen sich, und alten hubbl ein zanck
100 Beym trunck und gastereybm als noch voll war die banck:
 Der König hefftiglich hierüber ward bewogenbn
 Gleich als wer’ aller ruhm hierdurch ihm nun entzogen:bo
 Dieweil er auch vermercktt, das Clitus nichts erließbp
 was lauter unlust machtt und bringen kunt verdrieß,bq
 Auch des Parmenions sich ietzundbr unterstunde
 Mitt machtbs zu nehmen an, darzu mit vollem munde
 Philippi siege zog, die zu Athen erlangt
 Vor, der Thebaner fall’, und mit denselben prangtt,
 Darzu ihn nicht allein des weines hitze triebe,
110. Es reitzet’ ihn noch mehr zu zancken eine liebe:
 Weil dis sein fürsatzbt war zu führen aus die sach’
 Das ihme dochbu gerieht zu großem ungemach;
 Zu letzte spricht er so: Wen man für dich muß sterben,
 Der erste Clitus ist, der also muß verderben,
 Die tragen mitt sich wegbv weit einen beßern lohn
 Die aus deins Vatters thatt getrieben ihren hohn[.]bw
 Der Sogdianer land wilst du mir untergeben,
 Die nun zum öffternmal’ im aufruhr umbherbx schweben —
 Ein recht unbändigs volck, das man nicht zäumen kan,
120. Noch zu gehorchen dir ie machen unterthan:
 Du heißt Zu thieren nun, nicht menschen mich begeben,by
 Die, wie ein wild dan pflegt, in stein und klippen leben,bz
 Was aber mich betrifft, das geh’ ich gern vorbey,
 Nur das Philippi ruhm in meinem munde sey;ca
 Die leutte Du beschimpfst und alzu schlechtlich achtestcb
 Waß Atharias alt’cc gethan gar nicht betrachtest:
 Hett’ aber dieser nicht zurück geruffen baldcd
 Die Jungen so verzagt durchgiengen mitt gewalttce
 So würden wir gewiß uns ietzo noch aufhaltencf
130 Zu Halicarnasso: Hast Du ohn’ unß[,] den alten[,]cg
[62v] bezwungen Asiam und was du führest anch
 Durch junge leutte nur, selbst auch noch jung gethan?ci
 Weißt Du was jehner sagt: dein vatter hatt getroffencj
 Auff männer voller hertz: du weiber die geloffenck
 Und ausgerißen seind:cl Den König nichts nitt mehr
 Beweget hatte nun, als das vermeßen er
 Parmenions erwehnt, der schon war umbgekommen,
 und deme man mit list das leben abgenommen:
 Den schmertzen hielt’ er doch an sich und friedtlichcm war,
140 Befahl alleine nur Das Clituscn sich von darco
|| [333]
 Bald solte machen weg, und heim zu hause gehen,cp
 Es möchte sonst vieleicht noch unlust mehr geschehen,
 Wann er ihm würffe vor, das er in seiner handt
 Sein leben ehcq gehabt und das er diesen standt
 Jhm kaum nicht geben hett, als wie er offt gerühmetcr
 Nach aller Prahler art, und mehr als ihm geziemett[.]cs
 Man sparte keinen fleiß und mahnt ihn treulich an,ct
 Das er doch gehen woltt,cu es were woll gethan,
 Zu geben jetzo nachcv : Er aber laute sagett,
150. Das seinen gantzen leib er für ihn hett gewagett
 Ja seinen rücken ihm mit seiner brust beschützt,
 Und den der fallen woltt gleich als wie unterstützt,cw
 Wer hatt’ den König dancx erhalten nun bey leben?
 Weit einen andern danck man ihme solte geben,cy
 Beclagte sich zugleichcz , das die vergangne zeitt
 Aus dem gedächtnüs schreinda die guttthat würffe weit:
 Des Attali mord auch ward wiedrig angezogen,db ,
 Und das seins Jovis red’ ihn meisterlich betrogen,dc
 Als er ihm’ beygebracht, das er sein vatter sey,dd
160 Falsch doch. Er redte wahr und lüge nichts darbey.de
 Der König ward mitt zorn dermaßen überfüllettdf
 Das man ihn kümmerlich auch nüchtern hett gestillett[.]dg
 [Er]grimmet durch und durch springt aus dem stull herfürdh
 Als würd’ er auff gejagt, und reumet nach der thür’:di
 Die Freunde werffen weg die becher und erschrecken,
 Ein ieder ist voll fürcht was doch sich möcht’ entdecken,dj
 Er aber reißt den spieß der Schildwacht aus der handtdk
 Und will dem Clito zu[,] der fest und unverwandtdl
 An seinem orte saß: Perdiccas doch ihm wehrettdm
170 Und Ptolomæus auch, daran sich weinig kehrettdn
 Der hart’ und ernste Mann: Sie faßen mitten umbdo
 Den König, der doch nicht ablaßen will darumb:dp
 Jn des ihm andre zwey den spies aus händen windendq
 Er spricht, Soll ich mich dan gleich als wie lassen bindendr
 Und ein gefangner sein? Auff, Brüder, ins gewehr,ds
 Rufft er der wache zu, und eilet zu mir her.dt
 Will man dan auch mitt mir an ietzo so gebahrendu
 Als dem Dario nur gar neulich wiederfharen.dv
[63r] Jndw die Trompeten will, das man nun stoßen soll,
180. So war der gantze hoff des tollen wesens voll.
 Nun obgenante beyd’ ihm’ in den knien lagen,
 Und mit bescheidenheit es wolten untersagen,
 Er solte nicht im Zorn doch übereilen sich,
 Man würd des andern tags der sachen billiglich
 Jhr recht gehörig thun: Sein’ ohren zugeschloßen
|| [334]
 Für ihnen waren doch, er thet sie von sich stoßen,
 Ergrimmett überauß, naus in den vorhoff laufft
 Nimt einen andern spies mitt boßheit überhaufft,
 Sich an den ausgang stelt, wo jederman hergehen
190 Auß dem Pallaste must, da bleibet er fest stehen
 Und so des Cliti wartt: die andern waren naus
 Der Clitus ohne liecht der letzte gieng nach hauß’:
 Der König wer er wer’ ihn fast erschrecklich fragte,
 Er das er Clitus wer’ erst da demütig sagte,
 Begehrte nur nach hauß: der König Jhn durchstichtdx
 Als er kaum ausgeredt, und diese worte spricht
 Zeuch zum Philippo hin zum Attalo fortgehedy
 Schau wo Parmenio dein freund sich rümmer drehe[.]dz
 Mitt seinem blute wird der König gantz besprützt,
200. Der über diesen Mann so greulich war erhitzt:
 Und ob es ihme woll hernach sehr thet gereuen,
 Als er des weines loß und woltea des liechtes scheuen
 Vergeblich und umbsonst es war iedoch gethaneb
 drumb seh sich ieder für, eh dan der Zorn geh’ an,ec
 Der nimmer pflegtt zu thun was gleich für Gott und eben,ed
 Daher wir ihme nie nicht sollen sein ergeben:
 Wann ihr erzürnett euch ob einer mißethatt,
 Die sünde last darbey nicht finden raum und statt
 Auch die volsäufferey uns fleißig laßet meiden,
210 Im reden und im thun sein sittsam und bescheiden:
 Undt wan beym trunck’ es giebt zu zeitten einen straus,
 Was dan geredet wird zum besten legett aus.
 Es will ein voller mann auch nimmer sein gereitzett
 Der zwinget blutt heraus der sich zu hartte schneutzett
 Ein weiser man uns lehrtt: Wanns wiederwillen gibtt,
 Das einer der auch woll vom andern ist geliebt
 Ein wortt nimt übel auff, man feuer nicht zublase,
 Noch das mehr rühren darff, sonst mitt der langen nase
 Gewiß man ziehett ab: Der zorn so nicht vergeht,
220 Wann er zunimmet noch, er gleichsam feste steht
 Jn erster hitz’ und glutt, man muß nitt mehr zustörenee
 Besondern von dem thun zu reden auf nur hören,
 Biß die gemüter sich gestillet und gesetztt,
 Also kein Mensche wird nicht leichtlich sein verletzt:
[63v] Diß mercket zum beschlußef , und für den wein euch hüttet,
  Den trinckt nicht übrig ein, den zorn auch auseg nicht schüttet
  Mitt worten alsobaldt, ein wortt das andereh giebtt
  Drob auch ein guter freundt verwirrt wird und betrübt,
  Bedencket was zu thun biß an den andern morgen,
230. So dürfft ihr also dan von nichtes wegen sorgen[.]ei
|| [335]
  Die hastej ist nimmer gutt, das eilen schädtlich ist,
 Jm zoren übereilt der Mensch sich leicht vergist.

Helden artt Reime;
Anfahende mitt mänlicher endung von Zwölff,
und Dreyzehen sylben
 Das so geschwinde komtek , geschwinde baldt vergehtt,
 Was in geschwinder eil’ erbautt nicht lange steht:
 Der Thurn zu Babel ward gar hastig aufgerichtett,
 Und in gar weinig zeitt zergiengel und wardem zernichtet
 Von Gott dem höchsten Herrn, die sprachen er verwirrtt,en
 Das jeder handwergsman verstört ward und verirrtt.
 Des Alexandri Reich geschwinde war gestiegen
 Gar baldt nach seinem tod’ hernieder thet es liegen
 Jn aller eil’ es wurd zerrißen und zertrantteo ,
10Das man es für kein Reich eins Herren mehr erkantt.
  Des Cæsars große macht geschwind’ ist aufgegangen,
 Zum schnellen tode must’ Er grausamlich gelangen,
 Wiewol sein Nachfhar sich bestettigt fest im Reich’,
 Als jedernep nach gebühr das recht er theilte gleich:
 Ein guttes theil der weltt hat Tamerlan3 durchlauffeneq
 Jn gar geringer zeit mit vielen kriegeshauffen,
 Darbey gehalten stets sehr gutte Kriegeszucht,
 Jn welcher er für sich stets sonder’ ehr gesucht.er
 Er hatt den Bajazet urplötzlich überwundenes
20.Und ihmet gantz Morgenland zu pflicht und dienst verbunden,
 Nach seinem Tode doch baldt seine macht zergieng’,
 Als unter brüdern sich ein streitt und Krieg anfing.
 Jn den geschichten seind mehr beyspiel noch verhanden,
 Das die geschwinden Reich’ auch lange nicht bestanden[.]
 Eil’ und geschwindigkeit hat keinen festen grundt,
 Wie die erfahrung das uns klärlich giebet kundt:
 Ja was gewaltsam ist das kan nicht lange wehren,
 Es kan gar leichtlich sich im augenblick’ umbkehren:
 geschwinde gnug Ein dingeu geschehn ist und gethan,
30 Wann das mit gutem Rahtt’ ist woll gefangen an,
 Bedachtsam fortgestelt und weißlich vollenzogen,
  ein Herr der so gesinnt dem muß man sein gewogen.ev
 Es wird sein Regiment auch mehr bestendig sein,
 Als wan geschwinde Ränck’ er darbey führet ein.
 Er muß seins volckes heil nur stets für augen haben,ew
 So wird er friedtlich sich vergnüget können laben
 Was mitt Jn deme bringtex die gleiche billigkeit
 Darin bestehet dan recht mit gerechtigkeit.
|| [336]
 Ein Fürst kann beßer nicht im leben fortt auch kommen
40. Als wan die lehr’ er hatt genau in acht genommen,
 Das wie er will das ihm’ es recht ergehen soll,
 Er gegen andre sich bezeige gleich und woll.


[64r]
2.

Gemeiner artt Reimeey anfahende mitt weib-
licher endung von eilff und zehen Sylben.

  Das schon vorlengst Die Poesie entsprungenez
Mosis Lied nach Jst klar und kund.fa Hebraisch hat gesungen
dem durchgange Auf sonder’ artt, der Moses als er war
des Roten Meeres Mitt Gottes volck aus Pharaons gefahr,
  Das rote Meer für ihme durchgegangen
  Mitt trucknem fuß’, an thet’ er freudig fangen
  Den Lobgesang, und frölich den vollendt,
  Das dieser zug gebracht zum guten end’.
Jacobsfb Testament Da Jacob solt von seinen kindern scheiden
10 Aus dieser weltt, nichtfc ohne sonders leiden
  Das Sie befiellfd , er auf Poëtisch’ artt
  Sie redet an, und eh’ er zu der fahrtt
  Bereitet sich, sie erstlich wolte segnen,
  Und deuten an was iedem solt begegnen.fe
  Sehr kurtz und schön er alles aus woll drucktff ,
  An seinem ortt’ ein jedes war geruckt,
  Was alles soltt’ hernacher zu sich tragen
  Wie ein Prophet er wolts vor ihnen sagen.
Mosis segen über die Eh Mosen auch der herre zu sich nahm
Stämme Israell. 20 Jsrael da den segen überkam
 Nach jedem stamm’ auf sich und die nachkommen,
 Den ebensfals er an sich hatt genommen,
 Nach solcher weiß’ als er beschrieben ist
 Jm letzten buch des Mosis, da mans ließtfg .
 Da Barack hett den Sißera geschlagen
Deboræ Lobgesang Verbarg er sich bey Joel im nachjagen,
 Und die im Schlaff’ ihn schluge gar zu todt
 Debora lobt mit ihme drüber Gott
 Gesanges weiß’ in allerhöchsten freuden
30. Das Kriegsvolck drumb zusammen war bescheiden.
Hannæ Danckliedt Als Hanna ward vom Herren auch erhörtt,
 Da gnedig er zu ihr sich hett gekehrtt,
 Geschenckt den Sohn, ein schön lied sie thet dichten,
 Und ihr gebett zu Gott mit wolte richten,
 Zu dancken ihm’ auff die bezeigte gnad,
|| [337]
 Das fruchtbar sie geworden in der thatt.
Der Hebraischen Als Goliaht darnieder ward geschmießen
weiber und Jungfrawen Vom Schleuderstein, und die Philister rießen
gesang als Goliath So schrecklich aus, und David wieder kam
gefellett. 40. Von dieser Schlacht, ihn Saul auch zu sich nahm’,
 Ein schönes liedt die freuleinfh wolten singen
 Zu ehren ihm’, und rein mit freuden springen
 Getrieben an, durch einen guten Geist
 Den, wer nur will, er fleißig unterweißt.
Davidts Klagliedt Da König Saul und Jonathan gestritten
über Saul und Mitt ihrem todt die niederlag’ erlitten
Jonathan Sambt vielem volck hatt Davidt sie beklagt
 Mitt einem lied, das vor dem volck’ er sagt,
 Und lehren lest zu schießen mit dem bogen
50. Den Kriegern, die seind Juda woll gewogen:
 Ein stadtlichs lob er ihnen beyden giebt,
 Umb Jonathan sich inniglich betrübtt.
[64v] Das Buch Hiob Des Hiobs buch uns giebetfi schöne lehren4 ,
 Die seind sehr hoch und dienen Gott zu ehren,
 Es steckt viel kunst in dieser weisen schrifft
 Die heidnisch’ artt sie gentzlich übertrifft.
 Was für gesäng’ hatt Davidt auch geschrieben
 Von mancher artt, die uns noch überblieben:
Die Psalmen Davidts Der Psalmen5 man zwey schock und dreyßig findt,
60. Die nach der rey’ in guter ordnung sindt,
 Und woll gesetzt: Ob gleich uns ist verborgen
 Jhr eigen’ artt, dafür wir nitt zu sorgen[,]
 Weil uns doch bleibt der rechte wortt verstandt,
 Der die gebett uns giebett an die handt.
Sprüchwörter und Sprüchwörter sagt uns Salomon der weise6
Prediger Salomonis Er predigt’ uns zu Gottes lob’ und preise,
 Wie eitell wir er allen unterricht
 Getreulich giebt, auf das wir irren nicht.
Das hohe Lied Das hohe lied was sonderlichs bedeutett,
70. Wie zu der Kirch’ ihr Breutigam nun schreitett
 Sie redt ihnfj an, und er verliebt in sie
 Jn keuscher brunst auch sie verleßet nie.
Alle die Propheten Was schöne weiß’ auch haben die Propheten,
 Die gehen vor ja billich den Poëten,
 Und haben doch an ihnen auch ein theill,
 Vergeßen nicht darneben unser heill.
Die Klaglieder Je- Was anders seindt auch Jeremiæ Trehnen,
remiæ Als nach dem dienst’ er Gottes sich thet sehnen,
 Der abgethan war zu Jerusalem,
80. Und weggeführt die zwelff’ Jsraels Stämm’
|| [338]
 Es seind fürwar sehr schöne Klaggedichte
 Der Heyden fünd’ die machen sie zu nichte,
 Dann sie bestehn auf einenfk festen grundt
 Den Gottes gütt den seinen geben kundt.
 Den anfang drumb man den Hebreern gebe
 Von dieser Kunst, vorsichtiglich stets lebe
 Jn Gottesfurcht, werd drinnen wohlfl geübt
 Das man von Gott auch wieder sey geliebtt.


Gemeiner artt Reime anfahende mitt
Männlicher endung von zehen und
eilff Sylben (*)

 Der ist recht klug, den klug das ungelück
 Eins andern machtt: Es ist der besten stück’
 Eins, drauf ein Mensch im leben hatt zu sehen,
 Wies andern pflegt in ihrem thun zu gehen,
 Das er daran sich selbsten spiegeln kan,
 Erkennen auch was übel ist gethan.
 Wir pflegen offt in unsern eignen sachen
 Gantz blindt zu sein und ander’ auszulachen,
 Wann sie bethört gelauffenfm gleich wie wir,
 Da wir uns erst selbst solten sehen für,
 Von andern nicht auch wieder uns urtheilen,
 Uns selbst Viel mehr behoblen und rab feilenfn
 was übel steht und zeucht von tugent ab,fo
 Das wir nicht gehn mit lastern in das grab.
 Wannfp aber du an andern nun erkennest
 Die schnöde lust, damit du selbsten brennest,
 Und merkest, das sie drinnen sehr verfehlt
 Vonn dir dan werd’ es beßer angesteltt:
 Dies ist der nutz den du daraus kanst ziehen
20 Jm fall du wilst für spott und schaden fliehen:fq
[65r] drumb laß dir dis gesagt sein allezeitt,fr
 Das du dich nicht verlauffest allzu weitt,
 Vernünfftig liebst zucht erbarkeit und tugent
 Jm alter, wie gelernt du in der Jugent.

3.

Gesang anfahende mitt weiblicher endung
von acht und sieben Sylben. (*)


1.
Aller augen auf dich warten,
Jhnen giebst herr speise du,
Nicht vergißestfs ihrer artten
|| [339] Legest ihnen segen zu
Das thut deine mildtreich’ handt
Du ersättigst jeden standt
Dran du hast ein wolgefallen
drumb mus Gott Dein lob erschallen.ft

2.
Zu dir Rufft die zucht der raben,fu
Wan der hunger nöttigt sie,
Atzung müßen sie dan haben,
Speiß’ und tranck da mangelt nie
Gottes große gütt’ ist das,
Die sich zeiget ohne maß.
Dran er hatt ein wohlgefallen
drumb auch muß Sein lob erschallen.fv



3.
ihm gefelt Nichtfw Roßes stercke,
Gottes furcht ist seine lust
Schnöde seind der Menschen wercke
Eitel ist ihr hertz’ und brust
Gott der muß sie richten zu
Das der fromme guttes thu’,
Jhme dan sie wohlgefallen,
Wan nach seinem wortt sie wallen.



Gesang anfahende mitt Männlicher endung
von sieben und acht sylben. (*)


1.
Adams fall uns hat verderbt
  Eva macht ihn übertretten
Beyde haben angeerbt
  Uns die sünde, draus zu retten
  Kontt’ allein des weibes sahmen
  Jesus Christ der herr mit nahmenfx
Er der Schlangenkopf zertratt
Das sie keine macht mehr hatt.

2.fy
Eva kam in schwere nott,
  Das sie solte dienstbar leben
Über ihr der Mann gebott
  Und sie muste kinder geben
  Kinder das geschlecht zu mehren
  Doch nicht ohne saure zehren
Dis hatt böse lust gemachtt,
Die sie in solch leid gebracht.

3.
Adam arbeit haben muß
  Angstschweiß nott und todt außstehen
Alles giebt ihm nur verdruß,
  Rückwarts seine sachen gehen,
  Gottes bildt ist gantz verdorben,
  Were Christus nicht gestorben,
Würde lauter angst und pein
Stets nur um und bey uns seyn.fz



4
Heldenartt
Klinggedichte anfahende mitt weiblicher
endung von dreyzehen und zwelff
Sylben diega Zeilen (*)

Der weibesbilder zucht ihr ehr’ und keusches leben,
Das wohl geführet wird, ist steten ruhmes wehrt

|| [340]
Von eiteln worten nit es werden kan verkehrt
Weil sie der tugent seind in allem gantz ergeben.
[65v] Wie solte man ihr lobgb deswegen nicht erheben,
Da ihren wandel sie erhalten unversehrt,
Gefunden werden mag auch niemand so gelehrt,
Der sie in ihrer zucht nur solte machen beben,
Wans ist ihr rechter ernst, dan mit bescheidenheit
Sie alles lehnen ab, was ihnen könte schaden,
Soltsgc aber helffen nicht, mit rauhen worten auch,
Zertheilen sie alsbaldt den aufgetriebnen rauch,
Das mit unehre sie nit wollen sein beladen,
Und mit vorsichtigkeit gezieret jederzeitt.



Klinggedichte anfahende mitt männ-
licher endung von zwelff und drey-
zehen Sylben (*)


Die ehr’ und tugent seindt der sehlen schöne zier,
Der leib kan ohne sie doch nichtes sein geschätzett,
Drumb wir bewahren rein sie sollen unverletzett,
Und wiederstehen baldt, wan findett sich begihr,
Die ihnen wiedrig ist, dargegen suchengd für
Der Sittenlehre zucht, die das gemütt ergetzet,
Und reichlich im verstandt die sinn’ uns schärffer wetzet
Das in der erbarkeit zunehmen beßer wir.
Also wir wendenge ab das lose falsche schmehen,
Wann von dem rechten weg’ ab wir nicht irre gehen.
Derselb’ uns leitet fortt gleich zu dem höchsten gutt
Jn dem’ alleine wir ruh’ und erquickung finden
Und embsig wahren uns für schanden und für sünden,
Darzu uns Gott der Herr helt stetts in seiner hutt.


5.
Gemeiner artt
Klinggedichte anfahende mitt weiblicher
endung von eilff und zehen Sylben (*)


Wer Gott vertraut nicht werden kan zu schanden,
Sein’ hoffnung bleibt in ihme stet und fest.
Mitt seiner hülff’ ihn nimmer Gott verlest
Das höchste heil ihm kömmetgf noch zu handen,
Und wer’ er schon in hafft und schweren banden,
Von jederman gemartert und geprest
Sein heiland ist von ihme nie gewest,
Jhm’ hat vielmehr getreulich beygestanden.
Halt festiglich obgg solcher zuversicht,
|| [341]
Und trachtet nur Jn from sein zu zunehmen,gh
All’ unser thun auf Gott nur seygi gericht,
Und seinem wortt’ uns eifrig zu bequemen,gj
Thun wir es nun, so thun wirgk unsre pflicht,
Und mögen dangl uns keiner trübsall schemen.


Klinggedichte anfahende mitt mänlicher
endung von zehen und eilff Sylben. (*)


Wann Gott der herr zur straff’ uns ziehen will,
Jn ungedult wir sollen nicht gerathen
Dann solches uns doch kommet nicht zu statten
Für uns soll sein gesteckt ein ander ziel
Jn demutt soll gefast sein unser will,
Das wir uns nur von Gotte laßen rathen,
Der uns treibt an zu allen guten thaten
Dasgm ruhig wir erzeigen uns und still.gn
[66r] Umb linderung wir gargo woll mögen bitten
Das sein zorn baldt auchgp gegen uns auffgq hör’
Und er uns woll’ hinwiederumb erquicken
An unserm ortt nach dem wir harttgr gelitten:
Wies uns ist nutz zu seines nahmens Ehr’
Er also woll’ es alles gnedig schicken.


6.
Heldenartt
Vierzeiligegs gesetze, anfahende mitt weiblicher
endung von zwelff und dreyzehen Sylben



Es wird der menschen lieb’ im ungelück’ erkennett,
Gleich wie des Rosses mutt im tieffen schweren weg’
In jeder trübsall muß darumb man nicht sein treg’
Ein hertz voll großen mutts in ehren hitze brennett.


Vierzeiliges gesetz’ anfahende mitt mänlicher en-
dung von zwelff und dreyzehen Sylben.


Viel unheils wendet Gott gar offtmals von uns ab,
Wann wir durch demutt bald vor seinem zorne kommengt ,
Die wohlverdiente straff’ alsdan wird weggenommen,
Dan gütig er sich zeigt mit seiner gnadengab’[.]


|| [342]
7.
Gemeiner artt
Vierzeiliges gesetz’ anfahende mitt weiblicher
endung von eilff undt zehen Sylben.


Gott pflegett stets die eitelkeit zu haßen
Kein’ hoffart auch er von uns haben will,
Es soll für unsgu diß sein das rechte ziel
Das in gedult und demutt wir uns faßen.


Vierzeiliges gesetz anfahende mitt mänlicher
endung von zehen undt eilff Sylben


An Gott’ allein’ all unser gutes henckt,
Unrecht zu thun ist unser’ artt und weise,
Und mögen wir ohn’ hochmutt, woll gar leise
Reingehn, weil er uns alles hatt geschenckt.gv



8.

Heldenartt
Sechszeiliges gesetz’ anfahende mitt weiblicher
endung von dreyzehen und zwelff Sylben. (*)


Wer die gesetze giebt, der soll sie gleichsfals halten,
Es wircktgw ein beyspiel mehr, als nichtgx thun viel gebott’,
Ein weiser frommer Fürst wird selbsten ihm zu spott
Bey ihme die gebühr auch laßen nicht erkalten.
Vornemlich wan er sich selbst recht erkennen thut
Und das vongy Gott allein’ ihm kommett alles gutt.


Sechszeiliges gesetz’ anfahende mitt männlicher en-
dung von zwelff und dreyzehen Sylben.


Gnad’ und Barmhertzigkeit den Fürsten woll steht an,
Und sollengz sie zumallha derselben sich befleißen,
Weil sie dadurch aus nott gar manchenhb können reißen
Und ihnen selbst hieraus groß lob erwachsen kanhc
Zu gutthd - und gnedig sein nie laß und müde werdenhe
Die straffen mildern auch macht groß und hoch auff erden.hf

|| [343]
[66v]
9.

Gemeiner artthg
Sechszeiliges gesetz’ anfahende mitt weiblicher en-
dung von eilff und zehen Sylben (*)


Die freundligkeit gleich wie zu Lehne gehett
Vom Fürsten her, und ihnen ists ein Ehr’
Jm fall sie sich derselben mehr und mehrhh
Gebrauchen thun: Rechthi woll und fürstlich stehet
Geliebett sein: Die macht offt übel thutthj
Leutsehligkeit schafft nichtes als was gutt.hk


Sechszeiliges gesetz’ anfahende mitt mänlicher
endung von zehen und eilff Sylben


Je größer hertz’ und mutt ein Mensche hatt,
Je minder er der grausamkeit geneigett,
Großmütig sich ein solcher herr bezeigett,
Das loben man muß seine tapfre thatt.
Die demut man bey keinem soll verachten,
Und den der fleht mitleidentlich betrachten.



10.

Heldenartt
Achtzeiliges gesetz’ anfahende mitt weiblicher
endung, von dreyzehen und zwölff Sylben. (*)


Wann durch freygebigkeit die Fürsten freund’ erwerben,
So große treẅeẅ man bey denen dan nicht findt,
Als wann ihr guter ruff und tugent ohn’ entferben
Die Tugenthafften auch in ihre freundtschafft bindt.
Geschencke manche leutt’ in ihrem thun verderben,
Und die vergeltung offt in einem huy verschwindt;
Die einen zu dem glück’ alleine liebehl tragen,
Den andern die Person der tugent thut behagen.


Achtzeiliges gesetz’ anfahende mitt mänlicher endunghm
von zwelff und dreyzehen Sylben.


Des menschen sinn und geist ist den Weinrancken gleich,
Wan die den nahen baum mitt ihrer leng’ ergreiffen,
Dan ziehen sie sich nan, und ob sie schon seind weich,
So wickeln sie sich doch rings umb mitt vielen schweiffen,hn
Biß das von trauben sie sich sehen laßen reich,
Die man mit latten dann aufhalten mus und steiffen.
|| [344]
Gleich so auch soll ein Mensch nachgehnho der wißenschafft,
Wohin sein eigner mutt ihm selbst giebthp lust und krafft.



11.

Gemeiner artt
Achtzeiliges gesetz’ anfahende mitt weiblicher
endung von eilff undt zehen Sylben


Wolredenheit wann die sich hatt gesellett
Zur Sittenlehr’, an sie steht mercklich woll
Dem jungen Mann’, und ihm geduldt zufellet,
Wan sein gemütt’ er machet tugent voll
Zu stehen aus, was ihme vor dan stellett
Das wiedrig glück, dem’ er nicht weichen soll,
Standthafftig sein in seinem gantzen leben
Den lastern auch gewaltig wiederstreben.

[67r]

Achtzeiliges gesetz’,hq anfahendhr mitt mänlicher
endung von zehen undt eilff Sylben (*)


Man liebe den, der unsre laster schilt,
Wer sie erhelt, den soll man alzeit meiden,
Das man mit ihm nicht werde gleichsfals wildt
Und müße dan der hellen quall drumb leiden:
Mitt wollust auch ein Mensch nitt werd’ erfültt
Jn seinem ampt er sey fromm und bescheiden.hs
Von iederman’ht wird stetshu geliebet sein,
Den eigne lieb’ in keiner zeitt nimmt ein.hv

II

Augustus Buchners Verbesserungsvorschläge zu Fürst Ludwigs Anleitung zu der Deutschen Reimekunst

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 545, Bl. 68r–74v, 72v–73v leer (die Lage der Blätter entspricht nicht ihrer sachlichen Abfolge: auf Bl. 71rv folgt 74rv, anschließend 72r); eigenh. [Handschrift: [Bl. [68r]]
Buchner hob seine Verbesserungen i. d. R. durch eine konturiertere Schreibung hervor. Um diese deutlich hervortreten zu lassen, geben wir sie in einer serifenlosen Schriftart wieder. Buchner verwendet beim Schluß-s häufig die Graphie für das scharfe s (nämlich ß) und verwischt so etwa den Unterschied zwischen der Konjunktion „daß“ und dem bestimmten sächlichen Artikel/ Pronomen „das“. Wir geben dieses s/ß, der Hs. folgend, durch ß wieder.
|| [345]

Text


Zu der Anleitunge

Jm 1. Geseze
Versu 1.Wer will etc.) Nach gemeiner Deutscher art, wird daß hülffwort
will, stracks nach dem Vornenwort Wer gesezt, wann mann fragt,
Allß: Wer will mit nauß zu felde ziehen? Wer will dem Vaterlan-
de treẅlich dienen? Und dergleichen. Wann aber die rede schlecht
nur, und ohne frage angestellet wird, So stehet es bey seinem Zeit-
worte hart an, und zwar gemeiniglich nach, So viel ich mich an iezo
bescheiden kann. Allß, Wer mit zu felde ziehen will, hatt zu be-
dencken etc. Wer seinem Vaterlande treẅlich dienen will, muß
allen eigennuz beyseite sezen etc. Wiewol nun in der Poetischen
rede mann etwas mehr freyheit, allß sonsten, hatt, und von der ge-
meinen art zu zeiten abschreiten kann, auch wol deß reimes wegen
muß, So ist doch zum besten, mann gehe nicht zu weit abe, Vnd
binde sich viel mehr so genaue, allß müglich, daran und behalte die-
selbe. Dann solcher gestalt bleibet der Vers zugleich mit der rede
genehme, lieblich und ohne anstoß und wiederwertigkeit. Jm ge-
genspiel aber, weill alles frembde und ungewohnte zart- und ent-
pfindliche ohren nicht wohl vertragen können, wird er hart und un-
angenehm. So nun deß Poeten thun und wesen meistes theils uff
eine anmuhtige und zugleich nüzliche ergözung freyer gemüther
angesehen, ist dieses alles zumeiden, waß ie verdruß und öckel ma-
chen kann,darfür er sich zwar allezeit, zuforderst doch im anfange
vorzusehen hatt, damit nicht der Leser bey ersten antrithe bald
gleich allß beleidiget werden möchte. Welcher ursache wegen ich
zwar fur meine Person hier lieber sezen wolte:
   eines guthen reims weiß’ art und maß will wißena
Wer die art maß und weiß eins guthen reims will wißen1
Jn unsrer Deutschen Sprach etc.
v. 5.Zuthun es ihnen nach.) Hier wird gleicher gestalt die [68v] natür-
liche und bey unß Deutschen hergebrachte art die wörter zu fügen
in etwas zurücke gesezt. Darumb, wann mich es betreffe, wolte ich
lieber sezen:
   Er geh auch, in dem fall er folgen will, gelinde,
   Biß er der eigenenb sich findt ein meister sein.

Jm andern Geseze.
v. 1.Die fäll er nehm in acht.) Hier wolte ich eben dieser ursache hal-
ben lieber sezen: Er nehm in acht die fäll etc. dann der Nennefall
fehet die rede der natürlichen ordnung nach an.
v. 5.Allß am geschicksten sie.) Hier fellt eben dieses fur. Mann kön-
n[dte]c sezen:
|| [346]
   Da Sie am zierlichsten und reinsten wird getrieben
   Jn ungebundner red’, allß Sie dann auch geschrieben
   Gebunden werden soll etc.
Jm 4 Geseze.
v. 6.Vnd so dem Leser Sie.) Gleichesfallß wolt ich hier lieber:
  Vnd dann, so außgemacht dem Leser wolgefellt.
Jm 5 Geseze.
v. 3.Die erste männlich ist etc.) Hier schließet der nennefall und i[st]c
dem zeitworte nachgesezt daß er regiren solte. Darumb könndte
manns also geben, umb solches zuverhüthen:
  Die erste mannlich ist, und mit dem thone fellt,
  Die weiblich etc.
  Vnd in derselben etc.
  Der Schluß, vonn mannes art stets doch den preiß behelt.
Jm 7 Geseze.
v. 1.Dieß ist die edelst’ art.) Wann mann sich dieses nicht gerne brau-
chen wolte, weill die endung deß vorgehenden verses mit diesem
abschnitte auch sich reimen thut, welches zu vermeiden erachtet
wird, könndte manns also endern:
  Die edelst’ art ist dieß, die unser Deutscher übet:
  Geht hurtig von der faust, und leichte reime gieb[et]c
[69r]
Jm 8 Geseze
v. 6.Wie ieder seiner lust.) Meines theiles wolte ich lieber, Wie mann
nach seiner lustd sie nur will sezen an. Oder: Wie mann bloß
nach der lust etc.
Jm 10 Ges.
v. 4.Hart und gezwungen wird.) Will mann meiden, daß daß wort,
wird, nit wieder gebraucht werde, weill es kurz zuvor stehet, kann
mann es also geben: Ein hart-gezwungenes hingegen eingefüh-
et.
Jm 11 Ges.
v. 1.Der Buchstab e zulezt.) Für meine Person wollte Jch lieber:
  Zulezt wird auch daß e zum öfftern außgelaßen,
  Wann ein Selblauter folgt etc.
v. 3.Wann gleiche mittlaut sich.) Mittlaut wird hier in der übereinzi-
gen Zahl gesezt. Vnd weiß ich nicht ob es beßer, wann mann sagte:
  Wann gleich-mittlautende sich etwa treffen an.
v. 6.Allß auß der übung mann.) Jch für meine Person wolte nicht
gerne daß wörtlein mann so hinten nachsezen, und lieber sagen:
Wie mann baß durch gebrauch dieß alles lernen kann.
|| [347]
Jm 12 Ges.
v. 1.Wiewol nun finden sich.) Jch wolte lieber nach gewonheit daß
wörtlein sich vor- allß nachsetzen, uff sothane[s]c maß: Wiewol
sich finden nun etc.
v. 2.Wie in der endung die.) Jch wollte lieber: Wie die in endungen
sich ineinander charten.


[Zu den Mustergedichten]

Jn der Historie vom Clitus.

v. 12.Aus sein mundt.) Mich beduncket, es würde beßer klingen
—— auß dem mundt,
v. 13.Er war offt etc.) Jch wolte lieber:
   Offt in den streit er war mit ihme naußgezogen,
   Der Junge fürst Jhm auch von herzen wolgewogen,
[69v]   Vnd sonderlich geneigt: Er namm sein warnen an,
   Vnd waß nur Clitus that, daß ware wolgethan
   Von seiner güthigkeit, und löblich außgerichtet:
   Gieng etwas unrechts für etc.
v. 23.Daß ihn hielt ieder fast.) Jch wolte lieber: Daß ieder fast ihn
hielt etc.
v. 54.Den hett getödtet er.) Mich bedünckte fast beßer: Den er getöd-
tet hett.
v. 63.Bald anfangs allß mann mußt Asien äschern ein.) Damit mann
nicht die andere Sylbe im worte Asien, lang sezen dörffe, welches
mann ungewohnt, könndte der verß also geordnet werden: Bald
allß mann Asien hatt müßen äschern ein.
v. 70.Sie zugebracht mit ihm. Jch wolte es lieber umbkehren: Sie mit
ihm zugebracht.
v. 80.Die saßen unter Jhm.) Jch wolte: Die unter Jhm gesezt, sonst
allen wolbekandt.
v. 93.Allß aber drüber sie.) Alß aber sie darob etc.
v. 94.An diesem spruche hett etc.) Jch wolte lieber:
   Vnd Clitus hett auch nicht an diesem spruch ein gn[ü]genc,
   Brach weiter noch herauß.
v. 97.Von denen dieser zeit.) Jch weiß nicht ob es beßer sein möchte:
Vnd sie den iezigen mehr allß zu weit vorgiengen.
v. 100.An bey der Gasterey.) Jch wolte für meine Person daß wörtlein
an, daß zum zeitworte hub, im vorhergehenden verse, gehöret,
nicht gerne hierüber sezen, dann es bedunckt mich den vers etwas
hart zu machen. Vnd kann manns ohn einiges bedencken außlaßen,
und etwa dafur sezen: Beym trunck und gasterey etc.
v. 102.Den grimm hatt angezogen.) Zuvor ist die rede [70r] in einem
leidenden verstandt geführt worden durch daß hülffswort, war, hier
wird sie in einen wirckenden verwandelt, durch daß hülffswort,
|| [348]
hatt, da sie doch von einem dinge handelt. Solches zu verhüthen,
könnte mann sezen:
  Der König hefftiglich hierüber ward bewogen,
  Gleich allß wer aller ruhm hierdurch ihm nun entzogen.
v. 103.Weill er vermercket auch.) Jch wolte lieber, damit daß wortlein
auch nicht so zurücke bliebe: Dieweill er auch vermarckt, oder,
vernahm etc.
Daß Clitus unterliß
Nichts waß gebehren konndt.) Jch wollte lieber:
— — daß Clitus nichts erließ,
Waß lauter unlust macht und bringen kundt verdrieß.
v. 105.Parmenionis Sach.) Jch wolte fast lieber:
  Auch deß Parmenions sich iezo unterstunde
  Mit macht zunehmen an.
v. 112.Es aber.) Jch wolte lieber:
  Daß Ihme doch gerieth.
v. 122.Daß an sehr iähen ort.) Daß Vornewort daß, gehet uff das Nen-
newort volck, etliche verse zuvor, da doch inf negstg vorhergehen-
den eben diese Sogdianer, von welchen geredet wird, durch eine fi-
gurliche art zu reden, tiehre genennet werden. Wolte also die rede
dunckel und zweiffelhafftig fallen, weill daß ruckstehende vorne-
wort daß, nicht uff daß nechste gezogen werden solte. Mann
könndte ohn alles maßgeben disen ort also umbschreiben:
  Du heist zu Bestien, nicht menschen, mich begeben,
  Die, wie ein Wild dann pflegt, in stein und klippen leben.
v. 125.Will daß Philippi.) Mich duncket, es würde die rede, wann ie das
bindewort mangeln solte, beßer zusammen hangen, wann ich sagte:
Nur daß Philippi ruhm etc.
[70v] v. 126.Du seine.) Die rede wird etwas versezt: und weiß ich nicht ob es
beßer fallen möchte, wann mann sagte, Deß Leute du be-
schimpffts [sic] und allzu schlechtlich achtest.
v. 130.Wie, nun ohn unser alten.) Dieser ganze orth würde etwas ver-
ständlicher, wie ich mich berede, fallen, wann mann ihn also anstel-
lete:
— — hast du ohn unß, den alten,
Bezwungen Asien, und, waß du führest an,
Durch iunge leute nur selbst auch noch iung gethan?
Weißt Du waß iener sagt? Dein Vater hatt getroffen
Vff männer, voller herz, du weiber, die geloffenetc.
v. 140.Daß Clitus.) Fur meine person wolte ichs so geben:
  Befahl alleine nur, daß Clitus sich von dar
  Bald solte machen wegk, und heimi zu hause gehen.
v. 144.Sein leben hett gehabt.) Jch weiß nicht, ob dieser ort etwas kle-
rer uff diese maße gegeben werden möchte,
  — — daß er in seiner handt
|| [349]
   Sein leben eh gehabt, und daß er diesen standt
   Jhm kaum nicht geben hett, allß wie er offt gerühmet,
   Nach aller Prahler art, und mehr allß ihm geziehmet.
   Mann sparte keinen fleiß, und mahnt ihn treẅlich an,
   Daß er doch gehen wolt: es were wolgethan,
   Gewalten geben nach. — —
v. 152.Erhalten und gestüzt.) Weill daß wort, erhalten, in dem stracks
folgenden verse sich wiederfindet, könndte mann dieses auch also
geben:
   — — gleich allß wie unterstüzt
v. 153.Wer dann den König hatt.) Mich bedunckts etwas füglicher sein,
  Wer hatt den König dann erhalten nun bey leben?
  Weit einen andern danck mann ihme solte geben:
   Beklagte sich zugleich etc.
[71r] v. 156.Auß dem gedächtnuß auch.) Folgendes verses abschnitt wird
eben mit diesem auch gemacht. Darumb könndte mann sezen: Auß
dem gedächtnuße.
v. 158Vnd gleich ihn Jovis red.)
  Vnd daß sein Jupiter ihn meisterlich betrogen,
   Allß er ihm beygebracht, daß er sein Vater sey,
Falsch doch; Er redte wahr, und löge nichts darbey.
v. 161.Der König.) Bey diesem orte fiehlen mihr folgende gedancken ein:
  Der König wardt mit Zorn dermaßen überfüllet,
  Daß mann ihn kümmerlich auch nüchtern hett gestillet,
  Ergrimmet durch und durch: springt auß dem Stuhl herfür
  Allß würd’ er auffgeiagt, und reumet nach der thür.
  Die Freunde werffen wegk die becher, und erschrecken,
  Ein ieder ist voll furcht, waß doch sich möcht entdecken,
  Er aber reißt den Spieß der Schildtwach auß der hand,
  Vnd will dem Clitus zu, der fest, und unverwandt
  Noch an seim orte saß. Perdiccas doch ihm wehret,
  Vnd Ptolomeus auch, daran sich wenig kehret
  Der hart- und ernste mann. Sie faßen mitten umb
  Den König, der doch nicht ablaßen will darumb,
  Jn deßj ihm andre zwey den Spieß aus handen wind[en.]c
  Er spricht, Soll ich mich dann gleich allß wie laßen binden,
  Vnd ein Gefangner sein? Auff Brüder, ins gewehr,
  Rufft er der Wache zu, und eilet zu mihr her.
  Will mann denn auch mit mihr aniezo so gebahren,
   Allß dem Darius nur gar neulich wiederfahren?
v. 195Jhn durch der König sticht.) Jch meines theiles wolte lieber, Der
König ihn durchsticht.
v. 197Nun zum Philippo hinn.) Mann könndte es auch so geben:
|| [350]
  Zeuch zum Philippo hinn, zum Attalus fortgehe:
  Schaw, wo Parmenio, dein Freund, sich rumbher drehe.
[71v] v. 202.Vnd dafur ein abscheẅen.)
  — — vnd wolt deß liechtes scheẅen,
  Vergeblich und umbsonst, Es ware nun gethan:
  Drumb seh sich ieder für eh dann der Zorn geh’ an,
  Der nimmer pflegt zu thun, was gleich für Gott und eben,
v. 226Auch auß den Zorn nicht schüttet.) Jch für meine Person wolte
lieber: Den Zorn auch auß nicht schüttet.
v. 230So dörffet ihr.) Jch meines theils wolte lieber: So dürfft ihr also
dann von nichtes wegen sorgen.

Pag. 10.
Jn der andern Heldenart, von un-
bestandt der hastigkeit.
v. 15.Vnd Tamerlan.) Fur meine Person wolte ich lieber:
   Ein guthes theil der weld hatt Tamerlan durchlauffen
v. 18.Darinnen er.) Jn welcher er fur sich stets sonder’ ehr gesucht.
v. 19.Den Baiazet er hatt.)
  Er hatt den Baiazet urplözlich überwunden,
   Vnd ihm ganz Morgenland zu pflicht und dienst verbunden.
v. 32.Mann einen solchen herrn.) Ein Herr, der so gesinnt,
   dem muß mann sein gewogen.
v. 35.Er seines volckes.) Er muß seins volckes heill nur stets vor
augen haben
v. 37Jn deme waß bringt mit.) Waß mit in deme bringt.
Pag 11
.Jn der ersten gemeiner reime art.
v. 1.Die Poesi.) Daß schon vorlengst die Poesie entsprungen,
  Jst klar und kundt.
v. 10.Vnd ein besonder leiden.) /
  — — nicht ohne sonders leiden
  Daß sie befiehl.
[74r] v. 14.Vnd sagen.) Vnd deuten an, waß iedem solt begegnen.
v. 71Sie ihn redt an.) Sie redt ihn an.
Pag. 13.
Jn der andern gemeinen reime art.
v. 9.Wann umrecht sie.) Wann sie bethört gelauffen, gleich wie wir.
v. 12.Viel lieber unß.)
  Vnß selbst vielmehr behoblen und rab feilen
  Waß übel steht, vnd zeucht von tugend ab.
v. 20.Wann schaden du.) Jm fall du willst für spott und schaden fliehen.
v. 21.Gewarnet drumb.) Drumb laß dir dieß gesagt sein allezeit
|| [351]
Jm ersten gesange
Jm 1 geseze
v. 8.Dein lob Gott drumb.) Drumb muß Gott dein lob erschallen.
Jm 2 Ges.
v. 1.Ruffen an.) Zu dir rufft die Zucht der Raben
v. 8.Sein lob muß drumb.) Drumb auch muß sein lob erschallen
Jm 3 Ges.
v. 1.Nicht gefellt Jhm.) Jhm gefellt nicht Roßes stärcke.
Jm andern Gesange
Jm 2 Ges.
v. 1Eva wurde.) Evak kam in schwere noth
   Daß sie solt’ allß dienstbar leben,
  V̈ber ihr der mann geboth,
   Vnd sie muste kinder geben,
   Kinder daß geschlecht zu mehren,
   Doch nicht ohne saure Zähren:
   Dieß hatt böse lust gemacht,
   die sie in solch leid gebracht.
[74v]
Jm 3 Ges.
v. 8.Den gebracht unß dieser stoß.) Damit nicht der Vers und ganze
gesang in einem nenneworte und zwar im nennefalle sich endete,
könnte mann die lezten zwey verse etwa also geben:
   Würde lauter angst und pein
   Stets nur umb und bey unß sein.
p. 14.
Jm 3 Klinggedichte
v. 9.Laßt harren unß.)
Haltl festiglich ob solcher zuversicht,
   Vnd trachtet nur im fromm sein zuzunehmen,
   All unser thun auff Gott nur sey gerichtt,
  Vnd seinem wort’ unß eyfrig zu bequemen,
  Thun wir es nun, so thun wir unsre pflicht,
   Vnd mögen dann unß keines trübsals2 schemen.3
p 16.
Jm ander Vierzeiligen gemeiner
Reim art
v. 4 Reingehn etc.) Reingeh’n, dieweill er alles unß geschenckt.
Oder: Reingehn, weill er unß alles hatt geschenckt, welches vollkommen.
Jm andernm Sechszeiligen Heldenart
v. 2Vndn sollen höchlich sie.) Vnd sollen sie zuma[l]c
v. 3Weill manchen.) Weill sie dardurch auß noth gar manchen
können reißen
|| [352]
v. 4Bey ihnen.) Die eigentliche meinung dieser lezten drey verse zu-
begreiffen binn ich zu ungeschickt gewesen. Jn dißen fiehlen mihr
diese ein:
  Vnd ihnen selbst hierauß groß lob erwachsen kann.
[72r]  Zu gütt- und gnedig sein nie laß4 und müde werden,
  Vnd straffen milderen, macht groß und hoch auff erden.
Pag. 17.
Jm ersten 6zeiligen Gemeinerart.
v. 3.Vnd herrligkeit.)
  Im fall sie sich derselben mehr und mehr
  Gebrauchen thun. Recht wol und fürstlich stehet,
   Geliebet sein. Die macht öfft übel thut,
  Leutsehligkeit schafft nichtes, allß waß gutt.
Jm andern 8zeiligen Heldenart.
v. 4.Vmbwickeln.) Hier mangelt daß wörtlein, doch: daß dem andern
   obschon, im vorhergehenden verse gegenandtworten solte.
   Welches dieses orts etwa also verhüthet werden möchte: So
   wickeln sie sich doch rings umb mit vielen schweiffen
v. 6.Also nachgehen soll.) Gleichso auch soll ein mensch nach-
  geh’n der wißenschafft.
v. 8.Wo seine neigung.) Wo seine neigung ihm hinn giebet etc.
  Oder: Wohinn sein eigner muht Jhm selbst giebt lust und krafft.
Jm lezten 8zeiligen Gemeinerart.
v. 6.Er im beruff.) Jn seinem ampt er sey fromm und bescheiden.
v. 7.Von iedermann.) /
   Von iedermann wird stetso geliebet sein,
   Den eig’ne lieb jnp keiner zeit nimmt ein.

III

Augustus Buchners Schluß-"Chor der Hirten vnd Nymphen"
aus dem Libretto der von Heinrich Schütz vertonten Oper
Orpheus und Euridice (1638)

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 545, Bl. 79rv, v leer; eigenh. [Handschrift: [Bl. [79r]]H (s. u.), Bl. 245rf. — D: KE, 230f. und danach in KL III, 145.
Der vollständige Operntext hat sich abschriftlich erhalten im ThSTA Altenburg: Schönbergsche Sammlung Nr. 54, Bl. 225r–245v: „Ballet | Bey Churfürst Johann Ge- | orgen des Andern gehal- | tenem Beylager. | Jst Herrn Augusti Buchneri, | Professoris | zu Wittenberg | Arbeit und Erfindung.“ Schreiberh. Zit. als H. — Danach vollständig veröffentlicht — in der späteren Forschungsliteratur oftmals übersehen oder übergangen || [353] — von Hoffmann von Fallersleben in: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 2 (1855), 13–38. Zit. als W. Zu seiner Vorlage teilt Hoffmann mit: „Dies Festspiel findet sich handschriftlich im herzogl. Archive zu Gotha J3. IV. 6. Bl. 225–245. in einem Folioband ,Allerhand Meistentheils Alte das Hauß Sachßen betreffende Händel.“ — BN: Dünnhaupt: Handbuch, S. 882 (Art. Buchner, Nr. 83).

Text

Chor der Hirten vnd Nymphen1
Anapestischa So lebe, So lebe Johannes Georg,
In freuden ohn sorg’:
Vnd du auch, ô lebe, Magdlenab Sibyll,
Jn freuden ohn ziehl!
TrochaischLebe güldnes Paar
Der Sibyllen iahr.
DactylischLieben und herzen,
Küßen und scherzen,
Trochaisch.Stets soll umb Euch sein:
Dactylisch.Nimmer erkalten
Auch nicht veralten,
Bey Euch nichts fließen allß nectarc und wein.
Eẅere nahmen
Sollen sich saamen,
Jhre frucht breiten,
Kein Zorn der Zeiten
Soll sie bezwingen,
Vnter sich bringen:
Zepter und Kronen
Sollen mit Schilden mit Landen und thronend
Jhre halb Göttliche tugend belohnen.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.
b Folgt <hethe>
c Gebessert aus bestehet
d Eingefügt.
e Folgt <wie>
f Gebessert aus daß
g Textverlust im Falz; Konjektur in eckigen Klammern.

T I

Rein orthographische Abweichungen werden im Textapparat in der Regel nicht vermerkt. Die Orthographie erscheint in D gegenüber den beiden handschriftlichen Überlieferungen geglättet und auf dem höheren Stand der fortschreitenden Sprachdiskussion in der FG. (Die Schreibweise in KE und KL ist aufgrund der bei Krause üblichen eigenmächtigen Eingriffe grundsätzlich unzuverlässig und wird hier nicht berücksichtigt). So wird in D etwa die gedoppelte Schreibweise der auslautenden Konsonanten /t/ (artt>art, gefügett>gefüget, thatt>that), /l/ (woll>wol, heill>Heil, stull>stul) und /d/ (schildt>schild, friedtlich>friedlich, handt>Hand) aufgehoben, das /ß/ in der Wortmitte meist durch /ss/ ersetzt (wißen>wissen, befließen>befliessen, wißenschafft>Wissenschaft), das /b/ vor Dentalen zumeist getilgt (frembde>fremde, kömbt>kömt), das Dehnungs-h sparsamer verwendet (ziehrd’> zierd’, da das stumme e ohnehin die Dehnung markiert), Syntax und Satzlogik durch Virgeln betont, dialektales „nitt“ ersetzt durch „nicht“, „wann“ nur in zeitlicher Bedeutung benutzt und in konditionaler Verwendung durch „wenn“ abgelöst, usw.DKEKLD
a In A u. B gebessert aus Wer will die rechte weiß’ und artt der Reime wißen
b KE Zu
c In A u. B gebessert aus Zu thun es ihnen nach er gehe gar gelinde,
d In A u. B gebessert || [354] aus Biß seiner eignen er sich find ein Meister sein.
e Durch Wortumstellung in A u. B gebessert aus Die Fäll’ er nehm’ in acht
f In A u. B gebessert aus Als am geschicksten sie fein deutlich wird getrieben
g In A u. B eingefügt.
h In A metrisch korrigiert aus wollgemeßenem
i In A u. B gebessert aus Und so dem Leser sie, verfertigt, wohlgefelt.
j In A u. B gebessert aus Die erste Mänlich ist, wann felt zuletzt der thon,
k In A u. B gebessert aus Wann mänlich doch der schluß, tregt er hinweg die Cron.
l In B von F. Ludwig gebessert aus zielen KE zielen
m B die edelst artt Diß ist In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Dieß ist die edelst’ artt, die unsrer sprach’ anstehet
n In A u. B gebessert aus Am besten, und darin das reimen leichte gehet:
o In A u. B gebessert aus Wie jeder seiner lust sie nach wil setzen an.
p KE sechsten
q In A u. B gebessert aus Hart und gezwungen wird ein anders eingeführett
r In A u. B gebessert aus Der buchstab’ e zu letzt wird offtmals ausgelaßen,
s Fehlt in KE. Druckerversehen?
t In A u. B gebessert aus Wann folgt ein Selblaut nach,
u In A u. B gebessert aus Wann gleiche mittlaut sich einander treffen an, B mitlautre
v D als dan
w B u. KE bloß
x In A u. B gebessert aus Als aus der übung man
y In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Wiewohl nun finden sich
z In A gebessert aus Wie in der endung die sich B Wie die in der endung sich
aa In A eingefügt für <Er>
ab In A eingefügt für <dan>
ac In A eingefügt für <Und>
ad In A gebessert aus Clitum
ae Offenbar Abschreib- bzw. Setzerfehler Vor in A, B u. D. Sinnvoll muß es Von [diesem großen held’, d. i. Alexander] heißen.
af In A von F. Ludwig eingefügt für <sein> B sein
ag In A wider das Metrum gebessert aus Im streit er offtmals war B offt In dem streit er war gebessert aus Im streit er offtmals war D Er in dem Streit offt war
ah In A u. B gebessert aus Jhm auch der junge Fürst von hertzen wol
ai In A u. B gebessert aus Jhn gar wol leiden kont. Er nahm vermanung an
aj In A u. B gebessert aus Von jhme güttiglich und alles wol gethan, In B darunter erneute Verbesserung von F. Ludwig: Von ihme güttiglich, und war sehr woll gethan, Am unteren Seitenrand (51r) von Schreiberh.: <Von seiner gütigkeit> | <War, waß der>
ak In A gebessert aus War, was durch Clitus sonst für ihn und sich verrichtet, in B von F. Ludwig eingefügt: Was Clitus ie volbracht und löblich ausgerichtet für ursprünglich: <Vor was der Clitus sonst für ihn und sich verrichtet> und dann von Schreiberh. verbessert <von seiner gütigkeit,> und löblich ausgerichtet
al In A u. B gebessert aus Wan unrechts was geschah,
am In A und B durch Wortumstellung gebessert aus Das ihn hielt jederman
an In A gebessert aus hofffartt
ao In A durch Wortumstellung gebessert aus darumb er an sich maßte B darumb er sich an maste D darumb er sich anmaste
ap A auch Kustode.
aq In A gebessert aus und wer auf ihn gefallen,
ar In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Den hett getödtet er
as In A gebessert aus Dan den Illyrern hett (unsichere Lesung)
at In A gebessert aus Obschon sein Vater nicht einmal zuegegen war,
au In A gebessert aus Hett’ er geachtet doch gar keine todts gefahr
av In A gebessert aus Baldt anfangs, als man muest Asien äschern ein,
aw In A gebessert aus Es denen nur gebührt,
ax In A und B durch Wortumstellung gebessert aus Sie zugebracht mit ihm
ay In A als der bloß gebessert aus so da bloß
az In A gebessert aus fürm [?] D fürm
ba In A gebessert aus Durch seinen
bb In A gebessert aus Ja als Rhosaces auch aus seine handt’ gestrecket
bc In A gebessert aus Jhm aufzugeben [... unleserliches Wort]
bd In A gebessert aus Und auch
be In A u. B gebessert aus Die saßen unter ihm und waren woll bekandt. D ihm
bf ihrer herrschaft in A gebessert aus ihren Köngen
bg In A gebessert aus neẅe
bh In A u. B gebessert aus Als aber drüber sie
bi In A u. B gebessert aus An diesem spruche hett’ auch Clitus kein vergnügen,
bj In A gebessert aus Brach er da weiter rauß B gebessert aus Er brach noch weiter rauß D Brach weiter er noch auß
bk In A u. B gebessert aus Undt denen dieser zeit sie noch so weit vorgiengen,
bl Eingefügt für <an>
bm In A gebessert aus Hub bey der gasterey In B aus An bey der gasterey
bn In A u. B gebessert aus Der König das sein lob verdunckelt, ward bewogen
bo In A u. B gebessert aus Zum zorne hefftiglich, den gram hatt angezogen:
bp In A || [355] u. B gebessert aus Weil er vermercket auch, das Clitus unterließ
bq In A u. B gebessert aus Nichts was gebehren kont’ ihm’ unlust und verdrieß,
br In A u. B gebessert aus Parmenionis sach hierneben
bs In A u. B Mitt macht eingefügt für <Sich er>
bt B vorsatz
bu In A gebessert aus Er aber ihm In B gebessert aus So aber ihm
bv In A gebessert aus Die <Siege tragen doch>
bw In A gebessert aus Ob der gedächtnüs man deins Vatters spottet schon
bx In A gebessert aus rummer [?].
by In A u. B gebessert aus Zu wilden thieren ich von dir werd abgeschickett,
bz In A gebessert aus Das an sehr jähen ortt fort seinen herren rückett: Darüber in A eine zweite gestrichene Verbesserung wie in B, wo die Zeile gebessert wurde aus Das an sehr jähen ortt, wans ihnen liebet, rücket:
ca In A gebessert aus Will doch Philippi ruhm in meinem munde sey in B gebessert aus Will das Philippi ruhm in meinem munde sey:
cb In A gebessert aus Du seine kriegsleut’ ietzt verächtlich heltst und achtest dieselbe Verbesserung in B je von F. Ludwigs und von Schreiberh.
cc D alt
cd In A gebessert aus Hett’ aber dieser nicht geruffen noch zurück
ce In A gebessert aus Die Jungen denen war doch jedes kriegesstück
cf In Agebessert aus Zuwieder, o würden wir uns jetzo noch aufhalten
cg In A u. B gebessert aus [...] Wie nun ohn’ unsre alten
ch In A u. B gebessert aus Hast mit den Jungen [auch Kustode] du bezwungen Asiam
ci In A u. B gebessert aus Die meinung anders doch [... unleserliche Streichung] kann.
cj In A u. B gebessert aus Man einmahl dieses sagt: dein vatter angetroffen
ck In A u. B gebessert aus Zwar männer hab, und du die weiber so geloffen
cl In B gebessert von F. Ludwigs H. für viel gefahr [?] in hast: für <Und ausgerißen seind>
cm In B gebessert aus freundtlich
cn In A folgteingefügt <bald>
co Zeile in A u. B gebessert aus Das Clitus nicht mehr blieb’ in seiner gäste schar
cp In A u. B gebessert aus Befahl man heiß er solt ihm auß dem hause gehen,
cq In A u. B eingefügt für <hett’>
cr In A gebessert aus Von ihm erkennen soltt: Jnmaßen er gerühmet B läßt die ursprüngliche Version z. T. stehen: Von ihm erkennen solt für eingefügt<Jhm nicht geben hett> folgt gebessert als wie er offt gerühmet aus Jnmaßen er gerühmet D Von ihm’ erkennen soll’/ als wie er oft gerühmet
cs In A u. B gebessert für Sich nun zum öfftern hett: (A:) drob man noch [...?] (B:) man noch [...?]
ct In A gebessert aus mehrfacher Streichung Jhn triebe wieder fortt, mitt scheltwort mahnet an bzw. Domals ihn hette nicht [...] B Gebessert aus Domals ihn hette nicht, gemahnt ihn [?] treulich an
cu In A rückgängig gemachte Streichung für eingefügte, unleserlich radierte Verbesserung.
cv In A gebessert für mehrfache Streichung Das seinem herrn er wich bzw. So man ihn bracht heraus In B gebessert aus Das seinem herrn er wich’.
cw In A u. B gebessert aus Und den der fallen wollt erhalten und gestützt, D Gegen die hier zu erwartende männliche Versendung: unterstützet:
cx Durch Wortumstellung in A u. B gebessert aus Wer dan den König hatt’ D [...] hett
cy In A u. B. gebessert aus Jhm einen andern danck man solte dafür geben,
cz In A u. Bgebessert aus Beclagt darneben sich
da In A u. B eingefügt für <auch>
db In A durch Wortumstellung gebessert aus Des Attali mord auch an wiedrig ward gezogen,
dc In A u. B gebessert aus Und gleich ihn Jovis red’ hett meisterlich betrogen,
dd In A u. B gebessert aus Den für ein Vatter er ihm hett gebildet ein
de In A u. B gebessert für Jn warheit must er nun doch sein wahrsager sein. D löge
df In A u. B gebessert aus Der König voller zornß dermaßen war erfüllett
dg In A u. B gebessert aus Das man ihn nüchtern hett auch leichtlich nicht gestillett
dh In A u. B gebessert aus Drumb er aus seinem stull in aller eill springt auff
di In A u. B gebessert für Und sich bereitett stracks zu einem schnellen lauff: B zusätzliche Verbesserung von F. Ludwigs H. eilet für <reumet>
dj In A u. B gebessert aus Und fürchten in der hast nichts gutes möge stecken B u. D furcht
dk In A u. B gebessert aus Der König einen spieß der wacht reißt aus der handt D Schildwach’
dl In A u. B gebessert für Und Clito der noch bleibt bey seiner rede thandt
dm In A u. B gebessert aus Will stoßen in den leib: mit Ptolomæo wehrett
dn In A u. B gebessert aus Jhm’ auch Perdiccas thutt, So kont er nicht versehren
do In A u. B gebessert aus Den Tollen vollen Mann: Dann sie gleich faßen umb B läßt sie unverbessert stehen || [356] D fasten
dp In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Den König der doch will nicht laßen ab darumb:
dq In A u. B gebessert aus Wiewoll zwey andre ihm’ den spies auch ausgerißen D zwen
dr In A u B gebessert für Die kriegsleutt’ aber er zu haben ist beflißen
ds In A u. B gebessert für Rufft ihnen über laut, als wan gefangen wer’
dt In A u. B. gebessert für Er von den freunden dan ohn waffen und gewehr’
du In A u. B gebessert für Als neulich Dario dergleichen wiederfahren, Auch Kustode: Als neulich Dario
dv In A u. B gebessert für Und das mit ihrer hülff’ auch schleunig zuverfahren:
dw Jn die Trompeten will auch Kustode.
dx In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Jhn durch der König sticht
dy In A u. B gebessert aus Nun zum Philippo hin und Attalo fortgehe
dz In A u. B gebessert aus Auch bey Parmenion in seiner sache stehe
ea In A u. B wolt des liechtes scheuen eingefügt für <dafür ein abscheuen> D gegen das Metrum Liechts
eb In A u. B gebessert für Er nachmals hatt gehabtt, es nicht zu endern war
ec In A u. B gebessert aus Last uns einnehmen drumb den zoren nicht so gar,
ed In A u. B gebessert aus Er nimmer thutt was recht für Gott ist gleich und eben,
ee In A gebessert aus zerstören
ef A Diß mercket zum beschluß auchKustode.
eg den zorn auch aus in A u. B durch Wortumstellung gebessert aus auch aus den zorn
eh D andre
ei In A u. B gebessert aus So dürfft ihr dan nicht nach, was geschehen, sorgen
ej In A u. B darüber Verbesserung Eil’ in beiden Hss. von F. Ludwig rückgängig gemacht.
ek In A gebessert aus kombt B kombt D kömt
el In A folgt <er,>
em In A eingefügt.
en In A gebessert aus Da [?] aller Herren Herr, die sprachen er verwirret
eo In A gebessert aus zertrentt
ep Verschreibung? B, D jedem
eq In A u. B gebessert aus Und Tamerlan der weltt hat einen theil durchlauffen
er In A u. B gebessert aus Darinnen er für sich ein sonder’ ehre sucht.
es In A u. B gebessert aus Geschwind den Bajazeit er gentzlich überwunden,
et Lies: sich. Die ganze Zeilein A u. B gebessert aus Die Morgenländer auch hatt an sein Reich gebunden,
eu In A durch Wortumstellung gebessert aus Ein ding geschwinde gnug
ev In A u. B gebessert aus Man einem solchen herrn ist warlich woll gewogen In B erneute Korrektur von F. Ludwig: Dem herrn der so gesint muß man sein woll gewogen
ew In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Er seines volckes heil für augen muß nur haben,
ex In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Jn deme, was bringt mitt
ey In A auch Kustode.
ez In A u. B gebessert aus Die Poesie von alters her entsprungen
fa In A u. B gebessert aus Befindet sich
fb A: Unsichere Lesung.
fc In A u. B nicht ohne sonders eingefügt für <und ein besonder>
fd In A u. B gebessert aus Sie hetten drob
fe In A u. B gebessert aus Und sagen, was solt’ ihnen noch begegnen.
ff In B durch Wortumstellung gebessert aus woll auß drückt D alles wol ausdrückt
fg In A gebessert aus lieset
fh In A gebessert aus frewlein
fi In A auch Kustode.
fj In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Sie ihn redt
fk D einem
fl D stets
fm In A u. B gebessert aus Wann unrecht sie gelauffen
fn In A u. B gebessert aus Viel lieber uns behoblen wohl, und feilen D behobeln
fo In A u. B gebessert aus Ab, was uns plagt, zeucht von der tugent ab,
fp D Wenn
fq In A u. B gebessert aus Wan schaden du und schande wilst entfliehen:
fr In A u. B gebessert aus Gewarnett drumb solst sein für allezeitt, In A Gewarnett drumb solst auch Kustode. KE  liest selbst (statt solst).
fs In A gebessert aus vergießest
ft In A u. B durch Wortumstellung gebessert aus Dein lob Gott drumb mus erschallen.
fu In A u. B gebessert aus Ruffen an dich junge raben,
fv B drümb auch Sein lob muß erschallen In A u. B gebessert aus Sein lob muß darumb erschallen. KE Drumb muß auch Sein lob erschallen.
fw In A u. B gebessert aus Nicht gefelt ihm
fx Zeile fehlt in D.
fy In A Strophe ersetzt für <Eva wurde hart gestrafft, | Das gehorsam sein sie muste | Jhrem Manne, weil vergafft | Sie in lust, dieselbe büßte | Hat die herrschafft sie verloren | Kinder schwer von ihr geboren | Werden von der zeit nun an, | Kein weib sichs entbrechen kan.> Eingefügt bzw. darunter weitere Verbesserungen: <Ohn nott Kein weib gebehren kan>/ <Kein Weibsbild kinder gebehren kan> Darunter: Schwanger hatt das weib gebohren | Kinder hartt, wan || [357] dan die zeit | Muß zur nott sie sein bereitt. Die drei letzten Zeilen beschlossen ursprünglich die Strophe in B, die wie in A durch die neue Strophe ersetzt wurde. KE führt in einer Fußnote die ursprüngliche Textfassung der Hs. A an, so daß Krause diese für seine Veröffentlichung vorgelegen haben kann. Das ganze Gedicht fehlt in KL III.
fz In A u. B wurden die beiden Schlußzeilen gebessert für Wer der jammer alzu groß, | Den gebracht uns dieser stoß.
ga die Zeilen fehlt in D.
gb Wie solte man ihr lob in A auch Kustode.
gc B sols
gd In A gebessert ausunleserlichem Wort.
ge In B von F. Ludwig gebessert aus werden
gf B, D kommet
gg In A u. B gebessert für Last harren uns in
gh In A u. B gebessert aus Jn Gottesfurcht als Christen stets zunehmen,
gi In A u. B nur sey durch Wortumstellunggebessertaus sey nur
gj In A u. B gebessert aus Jn seinem wortt’ uns müssen wir bequemen,
gk In A u. B gebessert aus Darzu uns dan anweiset
gl In A u. B mögen dan eingefügt für <sollen wir>
gm D Da
gn In Airrtümlich auf Bl. 66r wiederholt und gestrichen. Das ruhig wir erzeigen uns auch gestrichene Kustode.
go In A auch Kustode.
gp In A gebessert aus auf
gq In A gebessert aus auch
gr In A u. B gebessert aus haben
gs In B von F. Ludwig gebessert zu Vierzeiliges
gt Lies: seinem zorn zuvorkommen
gu B folgt <sein>
gv In A und B gebessert aus Reingehen [B Reingehn], dieweil uns alles er geschenckt.
gw In A u. B gebessert aus würckt
gx B folgt <zu>
gy B vom
gz A u. B folgt <höchlich>
ha In A u. B eingefügt.
hb In A u. B gebessert aus Weil manchen aus der nott dann sie
hc In A u. B gebessert für Bey ihnen wird auch sein vergeben woll gethan:
hd B gütt-
he In A u. B gebessert für Drumb in verzeihen sie nie sollen müde werden,
hf In A u. B gebessert für Die straffe werde doch gemiltert offt auf erden.
hg In A auch Kustode.
hh In A u. B gebessert für Und herrligkeit wie sie gebrauchen mehr
hi In A u. B gebessert für Derselben sich: Es
hj In A u. B gebessert aus Geliebt zu sein: Ob schon dar ist die macht
hk In A u. B gebessert aus Leutsehligkeit hat mehrern ruhm gebracht.
hl B lieben
hm In A von F. Ludwig ergänzt.
hn D vielem In A u. B gebessert aus Umbwickeln hin und her, auch ferner rummer schweiffen,
ho B u.D Gleich so soll auch ein Mensch [...] In A u. B gebessert aus Also nachgehen soll ein Mensch
hp In A u. B gebessert aus Wo seine neigung hin ihm giebett
hq In A auch Kustode.
hr D anfahende
hs In A u. B gebessert aus Er im beruff erzeig sich fromm, bescheiden.
ht In A u. B folgt <er>
hu In A u. B eingefügt.
hv In A u. B gebessert aus Wan eigne lieb’ ihn nimmer nimmet ein.

T II
a Zeile von Buchner über die nachstehende Zeile wohl als Alternativvorschlag eingefügt.
b Darüber wohl als Alternativvorschlag von Buchner eingefügt: seinigen.
c Textverlust im Falz. Konjektur in eckigen Klammern.
d Folgt <nur>
e nicht gern am Rand ergänzt.
f Gebessert aus im
g Eingefügt für <kurz>
h Eingefügt.
i Eingefügt für <nur>
j Gebessert aus deßen
k Folgt <wurde>
l Gebessert aus Lebt.
m Eingefügt für <ersten>
n Davor <Er wirckt>
o wird stets durch Wortumstellung gebessert aus stets wird
p (Von F. Ludwig?) gebessert aus zu

T III
a H hat nicht die Versmaßangaben am Rand, aber eine differenzierte Zeichensetzung und abweichende Rechtschreibung, die in T unberücksichtigt bleibt.
b KE wider das Versmaß: Magdalena
c H u.W Honig
d KE Chronen

Kommentar


Auch in der Druckfassung seiner Kurtzen Anleitung zur Deutschen Poesi (1640) ließ F. Ludwig die latein. und französ. Fachtermini zur Verskunst erklärend an den Rand drucken, um den Bezug zur dominierenden alten und neuen Fachsprache zu wahren — ein auch bei älteren Humanisten beliebtes Verfahren. Vgl. Joachim Knape: Humanismus, Reformation, deutsche Sprache und Nation. In: Nation und Sprache. Die Diskussion ihres Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart. Hg. Andreas Gardt. Berlin, New York 2000, 103–138, hier 111.
Dieser Text führt Buchners Verbesserungsvorschläge mit ihren Begründungen unter Zitation der zu korrigierenden Textstellen auf. Die Fassung der Anleitung und ihrer Mustergedichte, auf die sie sich beziehen, ist nicht mehr nachweisbar, kann aber aus Beilage I und zwar aus der ursprünglichen Fassung der Überlieferungen A u. B annähernd rekonstruiert werden, wobei B Buchners Vorlage etwas näher kommt. Vgl. dazu etwa V. 100, 122 u. 125 im 1. Mustergedicht („Historie vom Clitus“), V. 4 im Mustergedicht („Jm ander Vierzeiligen gemeiner Reimart“). Allerdings finden sich in A u. B nicht alle Formulierungen wieder, die Buchner zur Korrektur vorlagen. Die ihm zugesandte Textvorlage wich also an einigen Stellen von den ursprünglichen Fassungen der Überlieferungen A und B ab. Vgl. z. B. Mustergedicht 1 („Historie vom Clitus“), V. 13 u. 112, Mustergedicht 2 („von unbestandt der hastigkeit“), V. 19. Da Buchner ab Bl. 71v die von ihm korrigierten Verse nicht nur mit Angabe der Versnummer, sondern auch der Seite seiner Vorlage zitiert, wissen wir desgleichen, daß die Hs. B nicht seine unmittelbare Vorlage gewesen sein kann: auf Bl. 74v nämlich gibt es mit Hinweis auf „p. 14“ Korrekturen zu einem Mustergedicht, das in B auf S. 15 steht (Mustergedichte Nr. 5, 1. Klinggedicht). Dieses und textliche Varianten beweisen, daß B in seiner ursprünglichen Fassung weder physisch noch textlich das Buchner zur Korrektur zugesandte Manuskript gewesen sein kann. Vgl. Beil. I Q. —Buchners Verbesserungsvorschläge gingen größtenteils in A, B und den Druck D (Beil. I) ein. Einige wurden nicht übernommen oder leicht abgeändert. Dies mag auch Verbesserungsvorschläge betroffen haben, die für den in dieser Hinsicht äußerst genauen F. Ludwig gegen das streng alternierende Metrum verstießen und daher keine Billigung fanden, wie F. Ludwig in 391216 eigens einräumte. Da wir nicht wissen, wie F. Ludwig und seine Zeitgenossen in ihrer natürlichen Aussprache betonten, darf bei verworfenen Verbesserungsvorschlägen, die für uns heute eine Tonbeugung beinhalten, nicht ohne Weiteres von derselben Prosodie F. Ludwigs ausgegangen und die Metrik als Grund der Zurückweisung angenommen werden. So richtete sich für F. Ludwig, Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) und andere Zeitgenossen die Betonung zusammengesetzter Wörter nach dem Grundwort bzw. dessen Stammsilbe (z. B. Beil. I: Gesetz 11, V. 3: mittlauter), wogegen die heutige Aussprache das Bestimmungswort (hier: mit-) zum Träger der Hauptbetonung macht. Immerhin dürfte beispielsweise der Verbesserungsvorschlag Buchners zum 12. „Gesetz“ (Strophe) der Anleitung, V. 2, oder seine Verbesserung zu V. 97 im 1. Mustergedicht („Historie vom Clitus“) von F. Ludwig wohl wegen Verstoßes gegen das alternierende Metrum nicht akzeptiert worden sein. Möglicherweise trifft dies auch für V. 6 in der ersten Strophe, V. 5 in der zweiten und auf andere Fälle mehr zu. Die Übernahme oder Verarbeitung von Verbesserungsvorschlägen wird nicht von Fall zu Fall vermerkt, da sie problemlos in Beilage I und der entsprechenden T I-Anmerkung nachgesehen werden kann.
1 Fürst Ludwig: Kurtze Anleitung zur Deutschen Poesi (1640). S. Beilage I mit Q u. Beil. II, ferner 390911, 391028, 391216, 400313, 400314 K 3 u. 400323. F. Ludwig brachte seine Anleitung zur Verskunst in Verse, wie nach ihm im Deutschen Caspar v. Stieler (FG 813. 1668): Die Dichtkunst des Spaten (1685) von Kaspar Stieler. Hg. Herbert Zeman. Wien 1975. F. Ludwig ließ seine Anleitung inner- und außerhalb der FG zur Verbesserung kursieren. Neben Augustus Buchner (FG 362. 1641) erhielten sie zumindest auch Christi- || [358] an Gueintz (FG 361. 1641; s. 400313), Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) und über diesen vermutlich auch Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) und Balthasar Walther (s. 400323). Martin Opitz (FG 200) wäre ebenfalls um kritische Durchsicht gebeten worden, wäre ihm nicht der Tod zuvorgekommen, s. 391028. Merkwürdigerweise fehlt uns eine Nachricht, daß sie auch Diederich v. dem Werder (FG 31) vorgelegt wurde, dem engsten Vertrauten F. Ludwigs in literarischen und poetischen Fragen.
2 Das ist vermutlich die Beilage II.
3 So äußerte sich F. Ludwig in 391028.
4 Zur Hochzeit des späteren Kurfürsten Johann Georg (II.) v. Sachsen (FG 682. 1658; Kf. 1656, vgl. 290410 K 6 u. 330918 K 4) mit Mgfn. Magdalena Sibylla (TG 52; Kfn. 1656; vgl. 300320 K I 67), Tochter von Mgf. Christian Friedrich v. Brandenburg-Bayreuth, im November 1638 wurde eine Frühform der dt. Oper, das Singballet „Orpheus und Eurydice“ nach dem Text von Augustus Buchner (FG 362. 1641) und der Musik von Heinrich Schütz am 20. 11. 1638 aufgeführt. Heinrich Schütz’ Musik ist verloren. Vgl. SWV, 163 (unter den verschollenen Werken): „,Orpheus u. Euridice‘, Ballet v. Buchner (Dresden 1638)“. Zur Überlieferung des Textes s. Beil. III Q. Vgl. schon 381030 K 9; ferner 390126 K 4, 391028 K 3 u. 391216; Schmid: Quellen, 199–202; Otto Brodde: Heinrich Schütz. Weg und Werk. Kassel u. München 21979, 165; Ferruccio Civra: Heinrich Schütz. Palermo 2004, 235f.; Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden. Dresden 1861/62, Ndr. Hildesheim usw. 1971, 103ff.; Michael Heinemann: Heinrich Schütz und seine Zeit. Laaber 1993, 40 u. 173; Siegfried Köhler: Heinrich Schütz. Anmerkungen zu Leben und Werk. Leipzig 1985, 94 u. 132f.; Heinz Krause-Graumnitz: Heinrich Schütz. Sein Leben im Werk und in den Dokumenten seiner Zeit. 2. Bd.: Der Hofkapellmeister 1628–1642. Frankfurt a. M. usw. 1989, 104f. Buchner verwendete in seinem Libretto Daktylen, die er — wie Martin Opitz (FG 200) — in seiner zunächst nur hsl. verbreiteten Poetik und in seinem Briefwechsel mit F. Ludwig verteidigte. Vgl. 381116A K 3; Elisabeth Rothmund: „Dafne“ und kein Ende: Heinrich Schütz, Martin Opitz und die verfehlte erste deutsche Oper. In: Schütz-Jahrbuch 20 (1998), 123–147, hier 126, 133 u. 140f.
5 S. Beilage III.
6 Gueintz: Sprachlehre (1641). Vgl. 390114 K 13.
7 Jacob Martini, ehemaliger Mitarbeiter an der ratichianischen Bildungsreform in Köthen und Weimar, sollte von Buchner auf Wunsch F. Ludwigs in die Korrekturdurchsicht einbezogen werden. Vgl. 391028 (K 6).
8 Verloren ist die dem Brief ursprünglich „beygefügte Deutsche Predigt und französischen LeichSermon, bey unterschiedenen begräbnußen Seiner Söhne, theils hier theils in der königlichen haubtStadt Pariß gehalten“. Bei den Verstorbenen handelt es sich um die beiden ältesten Söhne Jacob Martinis: 1. Andreas aus der ersten Ehe, der als Student der Medizin in Leyden und danach in Paris ebenda im Oktober 1636 gestorben und beigesetzt worden war; 2. Balthasar Johannes (1621–1637) aus der zweiten Ehe des Vaters, den die damals in Wittenberg grassierende Pest am 12. 9. 1637 das Leben kostete. Vgl. Paulus Röber: Schmertzlicher CreutzRiß vnd doppelter HertzenSchnitt/ Deß WolEhrwürdigen ... Hochgelarten Herrn JACOBI MARTINI, der H. Schrifft Vornehmen Doctoris, vnd zu Wittenberg Professoris Primarij ... welchen er empfinden müssen/ durch tödlichen Abgang Zweyer seiner wohlerzogenen Söhne/ Als: ... Herrn ANDREÆ MARTINI, der Medicin Doctorandi, vnd Vornehmen Practici, welcher im Jahr Christi 1636. im Monat Octobr. zu Pariß in Franckreich seines [sic] Lebenslauff Selig beschlossen/ vnd mit grossem Verlangen vnd Condolentz, vieler Deudschen vnd Frantzösischen Gelärten/ doselbst zierlich ist begraben worden: Wie auch ... BALTHASARI JOHANNIS MARTINI, der guten Künsten/ Sprachen vnd Philosophiæ Studiosi, welcher im Jahr 1637. den 12. Septemb. zu Witteberg einen Seligen Abtritt auß dieser Welt genommen ... bey des Jüngern Sohnes BALTHASARIS JOHANNIS ... Leichbestattung fürgetragen (Wittenberg 1639. HAB: || [359] 317.9 Theol. (6); StA Braunschweig (2 Ex.): Braunschweiger Leichenpredigten H IX, Bd. 102, Nr. 6 u. M 728, Nr. 6. In letzterem Ex. findet sich mit Zwischentitelblatt, aber fortlaufender Foliierung (Bl. [c 4]v – e[1]v) eine französische Funeralschrift von Jonas Hambraeus: RAISON FVNEBRE Sur LE TRESPAS ET FVNERAILLES DE TRES-SÇAVANT, VERTVEVX, ET tres-Experimenté Personnage, LE SIEVR ANDRÉ MARTINI MEDECIN ALLEMAND, DE LA TRES-CELEBRE VILLE ET FAMEVSE VNIVERSITÉ DE Wittemberg. Faite à Paris au Cemetiere de ceux de la Religion, le 22. d’Octobre 1636. Par M. JONAS HAMBRÆVS, Professeur extraordinaire du Roy ès langues Orientalles, dans l’Vniuersité de ladite ville de Paris (Paris 1637). Dieser Text — eine latein. Widmung von Hambraeus an Jacob Martini und seine französ. Abdankungsrede — wurde also in Wittenberg nachgedruckt und der Predigt von Paul Röber sowie dem Lebenslauf der beiden Brüder beigefügt. Der französ. Abdankungsrede folgt eine Reihe Epicedia von Lehrern, Kommilitonen und Freunden des verstorbenen Andreas (Bl. e2 r – [F3]v). Erwähnt werden im Lebenslauf auch einige jüngere Brüder, darunter ein kleiner Gottfried, und Schwestern. Augustus Buchner steuerte ein lat. Trauer-„Epigramma“ bei (Anhang Bl. c 3v f.). Vgl. auch die Leichenpredigt von Johannes Scharff auf Jacob Martini (†1649): Militia Christiana. Geistlicher Christlicher Streit/ oder hochberühmter Glaubenskampff/ ... Bey sehr ansehnlicher Volckreicher und Christlicher Leichenbegängnuß Des HochEhrwürdigen/ GroßAchtbaren und hochgelarten Herrn/ Jacobi Martini ... Erkläret und auff begehren zum Truck gegeben (Wittenberg 1650), 113f. LP Stolberg 15805; StA Braunschweig: Bd. 119 Nr. 3; SUB Gött.: 4° V. IV.6.
9 Fürst Christian II.: Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (1639) [d. i. Antonio de Guevara: Reloj de príncipes, ital. Übs. u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d. i. Collenuccio Costo): L'institutione del prencipe christiano (Mantova 1577); dt. übers. v. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51)]. Vgl. 390504 K 2.
10 Gabriel Naudé (1600–1653): Bibliographia politica, erstmals 1633 in Venedig erschienen: GABRIELIS | NAVDÆI | PARIS. | BIBLIOGRAPHIA | POLITICA | Ad Nobiliss. & Eruditiss. Virum | JACOBVM GAFFARELVM | D. Ægidij Priorem, & Protho- | notarium Apostolicum. | Superiorum Permissu. | [Zierstück] | VENETIIS, | [Linie] | Apud Franciscum Baba. | M. DC. XXXIII. HAB: Sf 176 (1). 115, (1) S., 12°. Vgl. dazu die kritische lat.-ital. Ausgabe Gabriel Naudé: Bibliografia Politica a cura di Domenico Bosco. Roma 1997; zur Überlieferung s. S. 69f. Naudé hielt sich viele Jahre in Italien auf und war Mitglied der Accademia degli Perpetui (Urbino), der Accademia degli Abstemii (Florenz) und der von Paolo Mancini 1600 gegegründeten Accademia degli Humoristi in Rom, sowie der Académie putéane zu Paris. Vgl. Bissel (s. u.), 39; Clarke (s. u.), 49. Naudé war Bibliothekar Henris II. de Mesmes, der römischen Kardinäle Giovanni Francesco Bagni und Francesco Barberini, seit 1642 der ersten öffentlichen Bibliothek in Paris. Er baute die Sammlung Kd. Jules Mazarins auf. Wegen seiner Considerations politiques sur les coups d’estat (Rom 1639) war Naudé als machiavellistischer Libertin verschrieen. Er legte seine Bibliographia politica auf Bitten des ihm befreundeten Jacques Gaffarel, Bibliothekar und Orientalist in Venedig, vor. Gaffarel hatte diese kritisch räsonnierende Liste der für die modernen politischen Wissenschaften nützlichsten Bücher für seinen Patron erbeten, den franz. Gesandten in Venedig, Gaspard Coignet de La Thuillerie comte de Courson (1597–1653). Das Werk ist nicht alphabetisch nach Autoren, sondern wie ein Handbuch systematisch nach Themen geordnet. Mambrino Roseo da Fabriano begegnet ebenfalls nur kurz und unspezifisch unter jenen, die die Herrschaft durch Recht und Gesetz stützen wollen (S. 71). Guevara erscheint hier (S. 91) nur beiläufig unter den Autoren, die die bürgerlichen Gesetze und Sitten fest mit den christlichen Geboten verbinden wollen, so daß er im Register der Buchnerschen Ausgabe von 1641 (s. u.) gar nicht auftaucht. Buchner veröffentlichte die Bibliographie u. d. T. Gabrielis Naudæi | Parisiens. | BIBLIOGRAPHIA | POLITICA. | In qua plerique omnes ad Civilem | Prudentiam Scriptores quà recensentur, | quà dijudicantur. | Opusculum elegans: nunc primùm in Ger- | maniâ editum | Cum Accessorio non dissimilis | argumenti. | ê Muséo | Augu- || [360] sti Buchneri. | [Zierleiste] | WITTEBERGÆ | Impensis Balthasar Mevii Bibliopol. | Typis Johannis Röhneri Acad. Typogr. | Anno M DC XLI. [12] Bl., 215, (1) S., [18] Bl.; 12°. HAB: 149.3 Pol. (3) u. a. Vgl. VD17; Dünnhaupt: Handbuch, 884 (Art. Buchner Nr. 91). Diese Ausgabe ist Kf. Johann Georg I. v. Sachsen und seinem Sohn Hz. Moritz v. Sachsen[-Zeitz; FG 450. 1645] gewidmet. Sie enthält in den Anhängen auch Christophorus Colerus’ (ca. 1570–1604) De Studio Politico Ordinando (S. 157–215; erstmals in Colerus’ Tacitus-Ausgabe, Hanoviae 1602). Dort steht eine Bibliographie, die die aufgeführten Werke in einprägsamen und kritischen „censurae“ beurteilt, ähnlich der Bibliographia Naudés, aber weniger pointiert modern als diese, stärker mit den antiken Lehren vermittelnd. Vgl. Herbert Jaumann: Critica. Untersuchungen zur Geschichte der Literaturkritik zwischen Quintilian und Thomasius. Leiden u. a. 1995, 38, vgl. 30. — Vgl. Lorenzo Bianchi: Rinascimento e Libertinismo. Studi su Gabriel Naudé. Napoli 1996; ders.: Erudition, critique et histoire chez Gabriel Naudé (1600–1653). In: Philologie u. Erkenntnis. Hg. Ralph Häfner. Tübingen 2001, 35–55; Christian Bissel: Die „Bibliographia politica“ des Gabriel Naudé. Erlangen 1966; Emilio Bonfatti: Der andere Christophorus Coler (ca. 1570–1604) oder die Anfänge der politischen Bibliographie. In: WBN 14 (1987), 97–112, hier 99f.; Jean Pierre Cavaillé: Gabriel Naudé, La Bibliotheque des Coups d’État. In: Ders.: Dis/Simulations. Jules-César Vanini, François La Mothe Le Vayer, Gabriel Naudé, Louis Machon et Torquato Accetto. Religion, morale et politique au XVIIe siècle. Paris 2002; Jack A. Clarke: Gabriel Naudé 1600–1653. Hamden/ Connecticut 1970; Lutz Mahnke: Augustus Buchners Drucke in der Ratsschulbibliothek Zwickau. In: WBN 21 (1994), 9–19, hier 12; James V. Rice: Gabriel Naudé 1600–1653. London, Oxford u. a. 1939 (Repr. New York u. London 1973); Jacob Soll: Think Tanks um 1640. Von der Akademie der Brüder Dupuy zu Colberts staatspolitischer Bibliothek. In: Zeitschrift f. Ideengeschichte III/3 (2009), 44–60, hier 50 u. 56; Richard Tuck: Philosophy and Government 1572–1651. Cambridge 1993, 93.
11 Buchners Naudé-Ausgabe ebenfalls beigefügt ist Hugo Grotius’ Brief an den franz. Gesandten in Holland, Benjamin Aubery du Maurier, „sur les études“, d. d. Rotterdam 13. 5. 1615 (S. 145–156).
12 Selbständig war der Brief gegen Grotius’ Willen bereits von Johannes Loccenius u. d. T. herausgegeben worden: Hvgonis Grotii epistola De studio politico vel ivris publici recte instituendo, nvnc primvm edita in gratiam politices Studiosorum (Upsala 1626); in KVK nur in KB Stockholm nachgewiesen. S. auch Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius. Par Jacob ter Meulen et P. J. J. Diermanse. Zutphen 1995, Nr. 482. KB Stockholm angegeben. Der Brief kann Buchner auch handschriftlich vorgelegen haben oder in einer der beiden nachstehend genannten Sammelausgaben: (1.) CONSILIA | TRIUM CELEBERRIMORUM SECULI | NOSTRI VIRORUM. | IGNATII HANNIELIS | HUGONIS GROTII, | Et | JOHANNIS HENRICI ALSTEDII, | DE | POLITICO | STUDIO INSTITUENDO. | Edita | Ex Museio | JOACHIMI MORSII. | Adjungitur. | Ob argumenti similitudinem Generosi | Dn. EGIDII A LANCKEN, præfecti o- | lim arcis Gottorpiensis & consiliarij | Illustrissimi Holsatiæ Principis primarij etc. | Epistola | De | Educatione Nobilium. | [Zierstück] | Litteris exscripta 1636. (HAB: 202.82 Quod. (2), vgl. Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius, Nr. 483). Darin S. 9–13: „EPISTOLA II. Summi Viri HUGONIS GROTII ad illustrem Legatum Regis Galliæ“. (2.) Hugonis Grotii | Et | ALIORUM | DE | Omni genere studiorum rectè | instituendo | Dissertationes. | Singulorum nomina ac disciplinarum | de quibus agitur, proxima pa- | gina exhibentur. | [Zierstück] | Lugduni Batavorum, | Ex Officina | Isaaci Commelini. | [Linie] | (I) I) CXXXVII. (HAB: 581.5 Quod. (1), vgl. Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius (s. o.), Nr. 484). Darin S. 1–17: „EPISTOLA I. HVGONIS GROTII AD BENJAMINUM MAURERIUM illustrem Legatum Regis Galliæ“. Der vorliegende Brief Buchners an F. Ludwig dokumentiert ebenso wie die Vorrede an den Leser in seiner Naudé-Ausgabe, daß er den Grotius-Brief für „nondum descriptum esset publicè“ hielt (Bl. [)( 11]r). || [361]
13 In 391216 wird F. Ludwig Buchner um Übersendung des Naudé-Werkes bitten, mit 400113 wird Buchner es in einer Abschrift dem Fürsten zu-, mit 400214 wird sie dieser wieder zurücksenden. Es handelt sich um eine Abschrift der italienischen Ausgabe, nicht bereits um einen von Buchner für seine damals erst beabsichtigte Ausgabe redigierten Text. Buchners eigene Ausgabe lag wohl nicht vor dem Mai 1641 vor. Vgl. seinen Brief an Joachim Hagmeier vom 5. 5. 1641 in Buchner (1720), 363f. Vgl. a. a. O., 133–136, 433f. u. 763–774 (Buchners Widmungsbrief an Hz. Moritz v. Sachsen[-Zeitz] und seine Vorrede an den Leser). In F. Ludwigs nachgelassener Bibliothek fanden sich zwei Exemplare von „Gabrielis Naudæi Bibliographia-Politica. Wittenb. 1640“ (IP, 309v; Erscheinungsjahr 1640 vermutlich ein Versehen). 1663 legte der Helmstedter Rechtsgelehrte Hermann Conring (1606–1681) eine weitere Ausgabe der Bibliographia Politica vor: GASPARIS SCIOPPII PAEDIA POLITICES ET GABRIELIS NAUDÆI BIBLIOGRAPHIA POLITICA Ut & ejusdem argumenti alia. Nova Editio reliquis omnibus multum emendatior. Cura H. CONRINGII (Helmstedt 1663). HAB: 36.21 Pol., O 134. 4° Helmst. (3) u. O 135. 4° Helmst. (1). Naudés Bibliographia S. 45–116, gefolgt von Hugo Grotius’ „Consilivm“ (S. 117–124) und Colerus’ Epistola „De Stvdio Politico“. In seiner Vorrede an den Leser übergeht Conring die Vorläufer-Ausgabe Buchners. Mit Christian v. Ryssel (FG 775. 1661) hat ein weiterer Fruchtbringer eine Naudé-Ausgabe, und zwar in deutscher Übersetzung, vorgelegt: Gabriel Naudæens | Politisches Be- | dencken | über die | Staats-Streiche/ | Aus dem Frantzösischen | übergesetzt durch den | Beschirmeten. | [Linie] | Leipzig/ | Jn Verlegung | Der Schür- un̄ Götzischen Erben. | und | Johann Fritzschen. | [Linie] | Druckts Johann Köler/ 1668. HAB: Xb 7578, vgl. VD17 3: 300775L. Eine weitere Ausgabe erschien in Leipzig u. Merseburg 1678 (HAB: QuN 949 [1]; vgl. VD17 3: 311003U). Zu Ryssel als Übersetzer von Jacques de Callières (†1697), Pierre du Moulin (d. J., 1601–1684) u. a. s. Bircher/ Palme II, 300f.
1 Im weiblichen Versschluß ist die vorletzte Silbe der Zeile betont, die letzte unbetont.
2 Grundbedeutung: (Karten) spielen, aber auch wie hier:(Karten ver)mischen. Stieler, 933: „Durcheinander karten/ confundere, disturbare, invertere, in perturbationes conjicere“; „Kartung“ u. a. „mixtura“. Das Verb „karten“ in der Bedeutung „mischen“ auch DW V, 240. Götze, 132, DW V, 240 u. Paul Wb., 523 geben für das Verb auch künstlich einfädeln, etwas besonders schlau einrichten und lenken an. Die Schreibweise mit ch- leitet sich wohl aus dem mlat. charta ab (ital. carta; frz. charte/ carte).
3 Im Jahr zuvor war die von F. Ludwig vollendete Übersetzung Fürst Ludwig: Tamerlan (1639) erschienen. Vgl. dazu 370902 K 11 und 390901 K 4.
4 Vgl. dazu F. Ludwigs dichterische Bearbeitung: Fürst Ludwig: Das Buch Hiob (1638). Vgl. 390110 K 1.
5 Vgl. dazu F. Ludwigs umfangreiche biblische Lehrdichtung Fürst Ludwig: Psalter (Hs.). Vgl. 390115 K 1. Als „Schock“ begegnet eine Mengeneinheit von 60 Stück. S. Stieler, 1777.
6 Vgl. dazu F. Ludwigs Lehrdichtung Fürst Ludwig: Sprüche Salomonis (Hs.), die im Aufbau jenem der Psalter-Nachdichtung (s. Anm. 5) entspricht. Vgl. dazu 390115 K 1. Das alttestamtliche Buch Kohelet, in der Vulgata „Ecclesiastes“ genannt, das aus dem dritten Jh. v. Chr. stammt und zur Weisheitsliteratur des AT gehört, wurde bis ins 17. Jh. als || [362] „Prediger Salomo“ (Luther) mit den Sprüchen und dem Hohelied König Salomo zugeschrieben, obwohl schon Luther diese Verfasserschaft angezweifelt hatte. Kohelets antithetisch-skeptische und resignierte Grundhaltung zur Flüchtig- und Nichtigkeit alles Irdischen hatte immer wieder Angriffe aus jüdischer wie christlicher Sicht auf das Buch gezogen. Vgl. Dorothea Scholl: Vanitas vanitatum et omnia vanitas: Das Buch Kohelet in der europäischen Renaissance- und Barocklyrik. In: Bibeldichtung. Hg. von Volker Kapp u. Dorothea Scholl. Unter Mitw. v. Bernd Engler u. a. Berlin 2006, 221–260.
1 Ursprünglicher Verbesserungsvorschlag von Buchner. Die darüber von ihm eingefügte Zeile stellt wohl einen Alternativvorschlag dar. Der Terminus „Gesetz“ meint im vorliegenden Text der meistersängerlichen Tradition nach Strophe. Vgl. 371222 K 3.
2 A, B u. D wählen abweichend für das hier sächlich gebrauchte „trübsal“ das weibliche genus, das sich später durchsetzte: „keiner trübsall“. Sonst auch im männlichen Geschlecht bezeugt. Der Gebrauch des Genus schwankte noch bis ins 19. Jh. Vgl. Baufeld, 58; DW XI. I.2, 1209ff.; Paul Wb., 1027. || [363]
3 Der Verbesserungsvorschlag wurde mit einigen Varianten übernommen, obwohl dadurch der Plural-Imperativ („Last“) durch die unpassende Singularform („Halt“) abgelöst wurde. Möglicherweise liegt aber „Halt“ in A, B u. D einem Lesefehler zugrunde, wenn das Wort doch als „Faßt“ gemeint war und zu lesen ist. S. Anm. T II l, Beil. I [A: Bl. 65v] u. T I gk – gp.
4 Laß, d. i. träge, matt. Stieler, 1073; Adelung Wb. (1811) II, 1909ff.; Götze, 146; DW VI, 268ff.; Kleines Lexikon untergegangener Wörter. Hg. Nabil Osman. München 81994, 136. Vgl. auch 371124 K I 5.

K III
1 Buchner lieferte 1638 den Text zu dem von Heinrich Schütz komponierten Singballet „Orpheus und Euridice“ in fünf Akten, das mit Himmelfahrt und Vergötterung des Paars glücklich endet. Zur Überlieferung s. Beil. III Q. Der von Buchner an F. Ludwig gesandte Auszug enthält den Jubelchor der Hirten und Nymphen, der das Stück beschließt.
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